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Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Tuff:
Auszug aus dem "Waldbaukonzept Nordrhein-Westfalen – Waldentwicklungstypen"
Kapitel "Eingeführte Baumarten": (Seite 72)
Während der Schwerpunkt der waldbaulichen Empfehlungen dieses Konzepts auf standortgerechten Mischbeständen aus in NRW etablierten Baumarten liegt, sind aucheinige Waldentwicklungstypen mit Mischungsanteilen ausgewählter eingeführter Baumarten aus anderen biogeografischen Regionen enthalten.
Eingeführte Baumarten werden überwiegend als Beimischung angeführt. Für die bereits etablierten eingeführten Baumarten Roteiche und Douglasie sind Waldentwicklungstypen mit prägender Rolle dieser Arten vorgesehen.
Grundsätzlich sind nur solche standortgerechten, eingeführten Baumarten enthalten, die forstwissenschaftlich besonders abgesichert sind und für die eine langjährige Anbauerfahrung in Deutschland vorliegt.
Diese Baumarten haben durch einen langfristig beobachteten Anbau in NRW bzw. bundesweit ihre Anbauwürdigkeit unter Beweis gestellt. Bedeutende Kriterien sind hier neben grundsätzlicher waldbaulicher Eignung (Standortgerechtigkeit, Vitalität, Stabilität, Waldschutzaspekte) die ökologische und naturschutzfachliche Verträglichkeit (Biodiversitätseffekte, Invasivität) sowie die Leistungsfähigkeit (Zuwachs, holztechnische Eignung, Werterwartung).
Weiterhin beachtet wurden Kriterien des Waldschutzes (z. B. Virulenz, biotische Schadorganismen) sowie der Holzverwendung (klimaneutraler, nachwachsender Rohstoff). Maßgeblich ist auch weiterhin der andauernde fachliche Austausch zwischen den forstlichen Versuchsanstalten in Deutschland und dem Bundesamt für Naturschutz (Deutscher Verband Forstlicher Versuchs- und Forschungsanstalten und Bundesamt für Naturschutz, 2016; Vor et al., 2015).
Im vorliegenden Waldbaukonzept werden als Mischungsanteile bei den Waldentwicklungstypen vier eingeführte Baumarten berücksichtigt: Die in Bayern und Baden-Württemberg verbreitet vorkommende Weißtanne (Abies alba) sowie die aus Nordamerika stammenden Baumarten Douglasie (Pseudotsuga menziesii), Roteiche (Quercus rubra) sowie Große Küstentanne (Abies grandis) verfügen über die längsten waldwachstumskundlichen Zeitreihen eingeführter Baumarten in Deutschland (seit ca. 1880) mit bestehender Anbauempfehlung.
Es existieren weitere Anbauten von eingeführten Baumarten, deren exakte Standortamplitude noch nicht vollends bekannt ist bzw. deren waldwachstumskundliche Zeitreihen noch nicht für die Aussprache einer allgemeinen Anbauwürdigkeit ausreichen.
Baumarten aus anderen biogeografischen Regionen sind in NRW aktuell noch Forschungsgegenstand, insbesondere im Rahmen des Projekts der Landesforstverwaltung zur Dokumentation eingeführter Baumarten in NRW (inkl. der Auswertungen der Anbauversuche im Arboretum Burgholz).
Zu diesen Baumarten gehören im Laubholzbereich z. B. die Edelkastanie (Castanea sativa Mill.), die Baumhasel (Corylus colurna L.) oder die Lindenblättrige Birke (Betula max.). Im Nadelholzbereich wären die Pazifische Edeltanne (Abies procera Rehd.), die Libanonzeder (Cedrus libani) oder der Riesenlebensbaum (Thuja plicata) zu nennen.
Weiterführende Informationen zu verschiedenen eingeführten Baumarten finden sich in den entsprechenden Publikationen der forstlichen Versuchsanstalten in Deutschland (Vor et al., 2015; Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden Württemberg, 2018) sowie unter waldwissen.net.
Tuff:
Mal zwischenrein geschoben ... mit diesem Bodenfeuchtediagramm möchte ich nochmal verdeutlichen, wie so ein Regen auf den Boden wirkt. In diesem Fall traf der 10-Liter Niederschlag vom 9.08. sogar unter günstigen Bedingungen auf, die obersten Bodenschichten waren bereits feucht. Es ergab sich eine leichte Verbesserung in die Tiefe.
Zwischen 25 und 30 cm blieb die ausgetrocknete Schicht (gelb) aber bestehen: 30-50% NFK bedeuten schon Trockenstress und eine besondere Gefährdung sobald es heiß und sonnig wird. Unter 30% können die meisten Bäume überhaupt kein Wasser mehr raussaugen.
Obwohl das Wetter in den Folgetagen aber eher kühl und wolkig war (wenig Verdunstung), breitete sich diese Trockenzone nach oben hin sofort wieder aus; und zwar trotz der nächsten Niederschläge, welche in 3 Tagen aber nur ca. 6 Liter zusammenbrachten.
Das sind natürlich nur Hochrechnungen eines mathematischen Modelles, aber die Sache ist im Kern richtig.
Baumwurzeln brauchen Sauerstoff, versuchen also möglichst oberflächennah zu bleiben, vermeiden aber die immer wieder austrocknende oberste Schicht. In der Tiefe wird der Sauerstoffmangel zum limitierenden Faktor; je nach Bodenart können aber auch mal 1 m oder mehr erschlossen werden, vor allem wenn suaerstoffhaltiges Grundwasser erreichbar ist.
Auf gut durchwurzelbaren Böden sind die meisten Baumwurzeln jedoch zwischen 30 - 50 cm anzutreffen. Wenn nun genau diese Schicht trockenfällt, nützen oberflächennahe regennasse 20 cm Bodenfeuchte nicht allzuviel. Es ist, wie schon oft festgestellt, einfach so, daß im Sommer nur relativ hohe Niederschläge von 20 Liter und mehr den Bäumen wirklich viel helfen. (Wenn ich den Wert mal so völlig ohne Bezug ausdrücken darf.)
Wenn es sich nur um punktuelle Niederschläge handelt (Gewitter), ist es extrem wichtig, daß diese Feuchte leicht und rasch in die Tiefe vordringen kann. Daher kommt es zum einen auf die Aufnahme an, für welche die Oberflächenstruktur besonders wichtig ist: Ideal ist eine rauhe durchlässige Oberfläche. Günstige Elemente sind Steine, Äste (Schlagraum) sofern sie nicht voller augetrocknetem Laub sind welches die Feuchte an sich bindet; oder Holzchips / Häcksel wenn er nicht selber bereits völlig augetrocknet ist; und natürlich auch einfach ein dichter Bewuchs aus Arten mit eher 'glatten Oberflächen', an welchen das Wasser nicht so sehr haftet (Interzeption) und die idealerweise nicht alles selber wegsaugen.
Ich bin nicht ganz sicher was ich empfehlen könnte .... Ilex ? Farne ? Koniferenjungwuchs ? Bestimmte Waldgrasarten ? Es kommt sehr auf die genaue Art und ihre Wurzeleigenschaften an; manche Tiefwurzler können trotz Konkurrenz als Feuchtespeicher auch günstig auf die Baumwurzeln wirken ("sink and source"-Balance), vor allem wenn sie ein artübergreifendes dichtes Mykorrhiza-Geflecht aufbauen.
Zum anderen kommte es auf die Durchleitung in tiefere Schichten an. Dabei wirkt eine ausgeprägte Trockenphase sagen wir mal ab 20cm Tiefe als Schwamm, der eine weitere Tiefenleitung blockiert: Bis dort die NFK wieder hoch genug ist, ist der eher geringe Niederschlag schon 'verbraucht'.
Eine solche "blockierende" Trockenphase sollte wenn irgend möglich schon in der Entstehung vermieden werden. Wenn man generell bereit ist Jungpflanzen zu bewässern (und nur um diese fallweise notwendige Situation geht es hier, es soll keine Anweisung sein pauschal zu bewässern!) dann sollte man das besser tun, bevor diese Trockenphase überhaupt entsteht - also bis zu 1 Woche bevor die eigentliche Ausdorrung in dieser Bodenschicht sonst vorhanden wäre; nicht erst dann, wenn sie vorliegt. Und man sollte die Bewässerung auch dann weiterführen, wenn es zwischendurch geringe Niederschläge (deutlich unter 10 Liter) gibt.
Dies gilt für den Frühling und Hochsommer, wenn die Pflanzen Wasser zum Aufbau neuer Masse brauchen. Ab spätestens September lohnt es sich eigentlich nicht mehr, außer man legt wert auf eine optimale Wurzelentwicklung. Baumwurzeln erfahren im Herbst nochmal einen Wachstumsschub. Dann sollte man ausreichende Abstände zum Stamm einhalten und nur an den Außenrändern des Wurzelwerkes wässern, sonst wird die Maßnahme kontraproduktiv, wenn durch das Gießen auf zu kleiner Fläche die Wurzeln in einem engen Bereich unnatürlich intensiviert werden (was sich irgendwann massiv rächen kann).
Im Obstbau wird die Bewässerung übrigens rechtzeitig vor der Ernte eingestellt, um den Fruchtsäuregehalt zu optimieren. Mit anderen Worten, wässrige Früche schmecken nicht so gut, verpanschen den Wein, und sind auch weniger haltbar.
Tuff:
Waldschäden - Die Aufforstung übernimmt das Ökosystem
[ https://www.deutschlandfunk.de/waldschaeden-die-aufforstung-uebernimmt-das-oekosystem-wald.697.de.html?dram:article_id=459604 ]
Bernhard:
--- Zitat von: Tuff am 25-September-2019, 16:37 ---https://www.deutschlandfunk.de/waldschaeden-die-aufforstung-uebernimmt-das-oekosystem-wald.697.de.html?dram:article_id=459604
--- Ende Zitat ---
Michael D.:
Moin,Tuff !
Ein recht interessanter Bericht,wenn man es erstmal kapiert hat,daß man´s anklicken muß :D....
Durchgeblickte Grüße ! Michael
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