Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Experten- und Fachbeiträge
Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Tuff:
--- Zitat ---Der BUND ist schlichtweg gegen "fremde" Baumarten.
--- Ende Zitat ---
Scheint so. Ich bezog meine 'Verteidigung' aber auch explizit auf den 'Naturschutz' generell, nicht speziell auf den BUND.
Der BUND wird auch von anderen kritisiert ...
https://www.agrarheute.com/wochenblatt/politik/waldeigentuemern-zweifeln-kompetenz-bund-555902
--- Zitat ---Ich habe mit dem Beispiel meiner Leylandzypresse lediglich aufgezeigt, daß ein Baumindividuum, egal wo es herkommt, eine ökologische Nische darstellen kann.
--- Ende Zitat ---
Und das sehe ich ganz genauso.
--- Zitat ---Wenn einheimische Baumarten mit Exoten gemischt werden, kann das nur gut sein.
--- Ende Zitat ---
Und das auch. Es kommt aber auf die 'Dosierung' an. Und auf das 'wie'.
Bei uns hat zB. vor 30 Jahren mal jemand eine Roteichenpflanzung genehmigt bekommen, weil diese 1:1 mit Stieleiche gemsicht wurde. Die Stieleichen waren nach 10 Jahren im Unterstand und nach 20 Jahren alle tot.
Man muss also einen Vorbehalt bei der waldbaulichen Behandlung machen. Manches passt nicht zueinander bzw. verträgt sich nicht. Insbesondere wenn man in der Folge mit Naturverjünung arbeiten will. Aber das sind Dinge die man herausfinden und lernen kann.
--- Zitat ---Ein Umdenken und Tolerieren seitens der Naturschutzverbände ist notwendig
--- Ende Zitat ---
Das kannste bei BUND und NABU aber vergessen. Die definieren das, was sie schützen wollen - also "Natur" - nämlich als ausschließlich das, was hier seit Jahrtausenden heimisch ist. ( Ob die alle die AFD wählen ? )
Also nicht das reale oder potentielle Ökosystem; sondern ein Ideal.
Gegen Idealisten kann man aber nur sehr schwer argumentieren ....
Dann muss man aber auch mal respektieren, daß sie eben dies schützen wollen und nicht was anderes. Vielleicht hat es ja auch einen Grund, warum diese 'heimischen' Ökosysteme überhaupt einen Schutz notwendig haben. (Huch muss ich jetzt auch die AFD wählen ??? )
Also hier die AFD ins Spiel zu bringen ist echt dämlich.
Es geht doch um Bäume !
Bitte nicht ablenken lassen.
Also was ich meine ist: Es kann doch jeder schützen wollen, was er will, und jawoll: wie er lustich ist !
Ist doch ein freies Land.
Tuff:
Wir sollten in dieser Diskussion vor allem erstmal die Begriffe klären. Ich glaube, alle sind sich darin einig, daß die sogenannten 'fremdländischen' Baumarten durchaus standortgerecht sein können:
„Man spricht von „standortsgerecht (Synonym: standortsgemäß“), wenn die ökologischen Ansprüche mit den erfassten Standortseigenschaften (Umweltbedingungen) übereinstimmen, wenn der Baum oder Baumbestand vital und bei angemessener Pflege ausreichend stabil ist und wenn er keine nachteiligen Einflüsse auf den Standort hat“ (ARBEITSKREIS
STANDORTSKARTIERUNG 2003: S.199).
(to be continued)
Tuff:
(ich schreibe andermal weiter, muss das aber schon mal notieren:)
Albert Reif, Jürgen Bauhaus et al 2009: (ist online kostenfrei downloadbar, einfach mal googeln)
"Waldbau und Baumartenwahl in Zeiten des Klimawandels aus Sicht des Naturschutzes"
Schon 10 Jahre alt, behandelt aber genau unsere heutige Situation. Auch der weiträumige Ausfall der Fichte wird diskutiert.
Weiterführende Links:
https://www.lwf.bayern.de/boden-klima/baumartenwahl/144538/index.php (für Deutsch runterscrollen)
https://www.waldwissen.net/dossiers/bfw_dossier_klimawandel/index_DE
https://www.research-collection.ethz.ch/handle/20.500.11850/341108?show=full
Bernhard:
--- Zitat von: Tuff am 03-August-2019, 15:29 ---Wir sollten in dieser Diskussion vor allem erstmal die Begriffe klären. Ich glaube, alle sind sich darin einig, daß die sogenannten 'fremdländischen' Baumarten durchaus standortgerecht sein können.....
--- Ende Zitat ---
Tagtäglich sieht und hört man in den Medien, daß die Politik nun entschlossen ist, den Wald "umzubauen". Anlass ist das offensichtliche Waldsterben, was gerade im Gange ist.
Was mich stört ist, daß von den "Experten" immer wieder die Douglasie genannt wird, welche nun die Fichte ersetzen soll.
Erstens wird die Douglasie in Mitteleuropa schon seit Jahrzehnten massiv angebaut (Pfälzerwald), und zweitens ist sie auch nicht sehr viel trockenheitsresistenter als die Fichte.
Harnebüchen was da so alles erzählt wird. Man sollte sich einfach mal klarmachen, daß ein Baum, welcher aus dem pazifischen Nordamerika kommt, keine Steppenpflanze ist.
Kompetenz sieht anders aus, als das, was die Verantwortlichen nun im reflexartigen Aktionismus von sich geben.
Außerdem: Neuanpflanzungen egal welcher Baumart brauchen im Anfang auch viel Wasser .....
Tuff:
Im "Waldbaukonzept Nordrhein-Westfalen – Wald und Waldbewirtschaftung in NRW" werden die Waldentwicklungstypen mit Douglasie durchweg frischen bis mäßig-frischen Standorten zugeordent; der Douglasienmischwald (mit Fichte und Buche) soger dem sehr frischen Standort.
Interessant ist, daß in der Publikation zwar eingangs die durch den Klimawandel zu erwartende 'Standortdrift' beschreiben wird (nämlich hin zur nächst trockeneren Stufe). Diese einfache Tatsache wird aber bei der Standorteigenung der Waldtypen nicht mehr ausreichend berücksichtigt, etwa indem man klarstellte, daß die derzeitige Einstufung dann höchstwahrscheinlich nicht mehr vorliegen wird, wenn die Jungkultur zum Hochwald erwachsen ist. Mit anderen Worten, man riskiert genau dasselbe Problem, welches man vor 60-70 Jahren mit dem großflächigen Fichtenanbau riskiert hat: Aus jetzt mäßig-frischen Standorten wird dann ein mäßig-trockener mit gelegentlichen Extremen, und die im guten Glauben angepflanzten Wälder werden von Insekten überannt ...
Zudem legt man für die Standortdrift mittlerweile obsolete EURO-CORDEX RPC-Modelle von 2016 zugrunde, ein Zeitpunkt, zu dem ein einfacher Zusammenbruch der Westwinddrift (mit der Folge von Omega-Dürreperioden) anscheinend noch nicht auf dem Radar der sogenannten Fachleute war; man versucht gerade erst, dieses grundlegende Element unserer Wettersysteme in die Modelle einzubauen, ist aber auch heute noch nicht soweit -- das wird sogar noch einige Jahre dauern, und wesentlich mehr Supercomputerpower brauchen, als bisher für denkbar gehalten wurde.
Vielleicht bin ich einfach schon zu lange raus aus der Produktions-Szene. Aber die Kriterien und Maßstäbe die hier angelegt werden kommen mir viel zu kurzfristig und wenig belastbar vor ...
Es handelt sich zum großen Teil um ökologisch völlig willkürliche Mischungen, bei denen lediglich die Standorteignung der einzelnen Baumart berücksichtig wurde, aber anscheinend nicht das Zusammenspiel in der Wuchsdynamik, den Lichtansprüchen, der waldbaulichen Behandlung, und nicht zuletzt dem Potential für Naturverüngung bzw. für Anpflanzungen unter Schirm (m.E. das Gebot der Stunde, wenn man Dürresommer befürchten muss).
Dann wird so mancher experimenteller Waldtyp ökologisch schnell noch aufgewertet indem abschließend noch ein obligatorischer Buchenanteil (auch auf eher trockenen Standorten), und ziemlich willkürliche Beimischungen - aber Hauptsache in Gruppen - erwähnt werden ... obwohl die Buche vielleicht die nächste 'Fichte' sein wird, und ohne näher zu leräutern, daß viele genannten Baumarten aufgrund ihrere Wuchsdynamik eine Gruppengröße erfordern würden die an einen Kleinbestand heranreicht, mit erheblichen Verlusten in den Randbereichen. Generell fehlt gerade in NRW den meisten (hier: Kleinprivatwaldbesitzern) das waldbauliche Wissen für solche komplizierten Waldbaumodelle; denn man kennt hier fast nur den Altersklassenreinbestand.
Und allzuviel persönliche Erfahrung mit solchen Mischungen nud Modellen dürfte nicht mal die hiesige Forstverwaltung haben.
Man müsste, wenn man schon solche Modelle vorschlägt, als nächstes auch kostenfreie Intensivschulungen und Seminare anbieten. Mit erfahrenen Profis zb. aus Bayern und Baden-Württemberg ... und man muss die Waldbesitzer nicht nur zukunftsfähig beraten, sondern die eigenen Fachleute auch über Jahrzehnte in deren Waldmanagement miteinbinden. Was als erstes mal eine Personalaufstockung von 500 % bedeuten würde ... nämlch mit genau solchen "Beratungs-Rangern", die immer unterwegs und in ständigem Kontakt wären.
Wenn das mal überhaupt akzeptiert würde ...
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