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Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun

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Tuff:
Habe in den vorigen Beiträgen nachträglich ein paar Bilder eingefügt.

Hier noch welche zur Ausrüstung ...

Das 1000 Liter Faß, den Anschluß für den 35mm Schlauch haben wir (d.h. mein Bruder und ich) in den Schraubdeckel des Ausfluß-Stutzens eingebaut. Zusätzliche Sicherung mit 2 Schlauchschellen. Das ist alles aus PLastik bzw. Gummi und weicht bei heißen Temperaturen alles etwas auf, daher habe ich den Schlauch noch mit einer angeschraubtem Holzstütze 'unterfüttert' und das 1m Adapterstück eingeführt. (Oder vielleicht sind auch 1,50 m, nie gemessen.) So kann man den nur mit Kraft biegsamen Schlauch vor dem Aus- und Aufrollen erstmal abkoppeln -> der Anschluß wird nicht belastet.

Tuff:
Das Faß wird vorne mit einer Sicherungskette am Eisenrahmen der Karre festgespannt. (Links und rechts in den Ecken des Bildes). Seitlich und gegen Verrutschen nach vorne durch verklemmte dicke Holzbohlen gesichtert.

Der schräge Winkel der Neigung war ein guter Härtetest ... hier auf dem Bild ist es schon halb leer, aber reingefahren bin ich mit randvollem Faß. Es hat sich jedoch rein gar nichts verschoben. (Als ich das nach dem Absteigen genauer sah wurde mir aber schon etwas mulmig...ich denke weiter sollte man auch nicht gehen.)

Jetzt wo ich das Foto sehe, denke ich, morgen muss ich mal den Reifendruck vorne checken  ;D

Tuff:
Mein System gegen die bei uns vermutlich jetzt reguläre Sommerdürre sind dicke Hackschnitzelschichten, die über den Winter von viel Wasser durchdrungen werden müssen -- im Sommer reicht der Regen dazu normalerweise bei uns lange nicht. Das heißt, es funktioniert nur bei ausreichenden Winter-Niederschlägen.

Die mindestens 20cm (Aufschütthöhe) dicken Schichten erhalten die Winterfeuchte auch im Boden darunter bis weit in den Sommer hinein.

Das braucht auf größeren Flächen natürlich ein paar Jahre zum Aufbau. Gut daß ich vor 4 Jahren bereits begonnen habe. Der Baumfäller hat seitdem kostenfrei an die 100 Kubikmeter in mein Wäldchen gebracht, und mindestens 50 in den Garten.
Ich debnke diesen 'Deal' kann man mit Baumfällern überall machen, die müssen ja sonst für die Deponie noch extra zahlen, und haben u.U. eine weite Anfahrt.

Ich kann mir vorstellen, daß die Forstverwaltungn das Verfahren ebenfalls gerade erkunden ... und ich meine nicht, den Schlagraum vor Ort häckseln - das ist sowieso selbstverständlich. Sondern, eventuell sogar unter Verzicht auf Verkaufserlöse (bei anderweitiger Nutzung zB. zur Energieerzeugung),  zusätzlich Holzhäcksel von anderen Flächen in einen gefährdeten Bestand bringen.

Bildanhang: Planierrechen-Prototyp

Man kann, je nach Beschaffenheit des Häcksels, die Seite wechseln mit der man arbeitet. Der Planierschild ist einfach an einen (kräftigen) Rechen aus dem Baumarkt angeschraubt. Aufgrund des hohen Gewichts hackt man nicht, sondern wirft das Teil lediglich nach vorne und zieht es dann zu sich hin. Schieben geht auch. Man beachte die Verstärkung am Stiel, der Originalrechen war hier zu schwach. Es fehlen noch jeweils 1 Paar extra überlange Zugzinken auf jeder Seite (als durchgehende, angefeilte Metallbänder geplant) welche das Teil beim Heranholen leicht in das Material hineinziehen.

Die Maße sind nicht ideal, es ist eben nur ein Prototyp. Vor allem sind die Rechenzinken viel zu eng und zu kurz. Ist vermutlich besser hier keinen vorhandenen Rechen zu nehmen, sondern das auch selber zu bauen, dann vielleicht einfach alles aus einem Guß. - Der Protoyp funktioniert aber auch so schon deutlich besser als alles andere was ich zur Verfügung habe. (Außer den Maschinen natürlich.)

Update: Hier der fertige Prototyp!

derTim:

Hallo Tuff,
Holschnitzel helfen bestimmt gut, ich habe um meinen BM auch gemulcht, aber ist es nicht gefährlich in einem trockenem Wald, Holzschnitzel zu verteilen?
Denke da an Waldbrand, da ist das bestimmt ein prima Brandbeschleuniger.
BM Rindenmulch in den Mengen wäre vielleicht gut, aber woher soll man das bekommen? ;-)



Tuff:
Tim,

Das ist ein sehr wichtiger Aspekt, den ich mal versuche systematisch zu beantworten:

Zunächst zur Qualität der Häckselmasse, welche eine wichtige Rolle spielt, und bei der Gelegenheit noch ein Ausflug ins Thema Versauerung.

(1) Holzschnitzel sind kein Rindenmulch

Der Baumfäller häckselt ganze Bäume, also inklusive Nadeln / Laubblättern. Die Anteile sind Holz, Blätter, Nadeln.

Rindenmulch wird anteilig meist aus Nadelbäumen hergestellt, und versauert sehr stark beim Verrotten. Von Laubbäumen fällt wahrscheinlich viel weniger an (auch weil die Hauptbaumart Buche eine zu dünne Rinde hat). Bei Laubhäcksel wäre die Versauerung wesentlich geringer.

Bei einem Nadelbaum verrottet auch das Gesamthäcksel bei hohem Anteil von Nadeln und Rinde 'sauer'. Das nehme ich in Kauf, weil ich was besseres nicht zur Hand habe.

Oft wird von Stadt-Baumfällern das Stammholz als Stückgut abtransportiert. Dann kann der Nadel- oder Laubanteil des restlichen Häcksel vergleichsweise hoch sein. Also verrottet es manchmal besonders sauer, manchmal auch nicht. Die Qualität ist bei mir jedesmal anders.

(2) Zersetzung und pH

Zunächst gibt es, nach dem Auftragen, über die ersten 3 Jahre immer eine massive "Pilzblüte" aus vielen verschiedenen Totholz- und Mullpilzen, welche den Abbau stark beschleunigt. Meine Häckselschichten sind in dieser Phase so mächtig von dichtem Pilzgeflecht durchzogen, daß sie eher weiß als dunkel sind. Das ist gut, denn die Pilzsubstanz ist weniger sauer, speichert Wasser, und verrottet ihrerseits dann sehr schnell zu gutem Humus. (Die Baumwurzeln bleiben von diesen Pilzen anscheinend unberührt - und auch neu ausgepflanzte Apfel- und Kirschpflaumen-Sämlinge gedeihen bei mir hervorragend im 'Pilzhumus'.)

In dieser Zeit, und auch später, nachdem das Zeug verrottet ist, wird es jedes Jahr im Herbst von den eher "nicht-sauren" Laubblättern der angepflanzten Bäume eingedeckt, und immer wieder durchwühlt und durchmischt von Wühlmäusen und Wildschweinen (bei denen sind die Mullschichten besonders beliebt).
Säuren werden so schneller abgebaut, der pH steigt wieder.

Als nächstes dringen Bodenpflanzen vor, oft solche die sich lateral sehr rasch mit Ausläufern ausbreiten, zB. Brennesseln, Galium-Arten, auch Himbeeren. Die fördern weiterhin die Umwandlung zu echtem Boden.  Der pH wird sich irgendwann wieder auf normalen Werten einpegeln. Bei mir rechne ich mit circa 10 Jahren, bis ein für meinen Standort typischer Wert von rund 5 erreicht ist. (Im Unterboden, als ehemalige gedüngte Wiese, dürfte der pH generell deutlich höher sein.)

(3) Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis (C:N)

Stickstoff ist heutzutage eigentlich - leider - kein Problem mehr. Es kommt jede Menge aus der Luft, durch Autoabgase und durch das intensive Güllen der Felder und Wiesen. Bei einem eigentlich flächenhaften Überschuß in den meisten Regionen Deutschlands, bewirkt die Bodenneubildung aus relativ stickstoffarmem Häcksel dann sogar noch eine Verbesserung der Überdüngungs-Situation.
Ich habe auch mal testweise an einer Stelle Lupinen eingesät, zur Verbesserung des C:N Verhältnisses.

Gesamtbaum-Häcksel produziert jedes Baumfäll-Unternehmen, welches Schwierigkeitsfällungen in den Städten macht. Das Gemisch kann man nicht als Holzchips für den Ofen vermarkten. Meistens bringen sie es auf die Deponie, kostenpflichtig.

(4) Brandgefahr: Fremdentzündung

Frisches Holz brennt nicht - das Gesamthäcksel enthält,  als Saft in den Zellen, normalerweise sehr viel Wasser. Beim Verrotten wird es daher erstmal feuchter. Außerdem speichert es bei asusreichend dicker Schicht auch das Regenwasser, vor allem über den Winter wenn es ganz durchdrungen wird. Nur ausnahmsweise kann der der Holzanteil sehr hoch sein und wenn so etwas im Sommer in einer Trockenphase erzeugt und in der vollen Sonne abgekippt wird, trocknet das Häcksel sehr schnell aus, und würde dann auch brennen.

Wenn man Gesamthäcksel flächenhaft im Wald ausbringt, wäre vor allem ein langsam fortschreitender Schwelbrand denkbar. Auch Torf brennt in den Mooren so ab. Die Hitze trocknet die angrenzenden Bereiche aus und so schreitet der Brand auch ohne Wind langsam voran.

Ein Schwelbrand setzt zur Entzündung zunächst mal trockene Bedingungen voraus, und dann ein Ereignis wie zB. Blitzschlag oder Brandstiftung - zur Alterntaive Selbstentzündung komme ich noch -, bei denen (unter trockenen Bedingungen) der Wald sowieso brennt; und dann kommt es auf die Schnitzel eher nicht mehr an. Sie würden bei Windböen das Feuer aber schlimmer machen, und es wäre aufwändiger zu löschen (man braucht mehr Wasser).

Man löscht aber einen flächigen Waldbrand sowieso nicht flächig, schon gar nicht bei Wind - das ist hoffmnungslos. Sondern stoppt das Feuer durch Feuerschneisen, die man zB. stark bewässert oder mit schweren Maschinen abräumt. Die bereits brennenden Bereiche werden normalerweise einfach aufgegeben - es sei denn man muss die Schneise unbedingt direkt dort anlegen, wo es bereits brennt, oder ein Haus o.ä. schützen.

Solche feuertechnisch wichtigen oder sensiblen Bereiche sollte man daher vorausschauend identifizieren, und nicht "verschnitzeln".

Wir werden uns in Deutschland unter der Prämisse regulärer Dürresommer sowieso an systematische Feuerschneisen und generell an ein Feuer-Management gewöhnen müssen (also zB. Dinge wie Feuerpläne die zeigen wo man wie anfängt, oder ob überhaupt;  Zufahrtmöglichkeiten für Lösch- und Räumfahrzeuge; Recruitment und Verstärkung bei Eskalation, und eine erprobte Wasserplanung.) Wir können alles was notwendig ist vom kalifornischen Forest Service lernen. Die haben dort seit vielen Jahrzehnten mit weitaus schlimmeren Waledbränden zu tun, als wir uns hier vorstellen können - und eine Menge Erfahrung.

(5) Brandgefahr: Selbstentzündung

Selbstentzündung durch Verrottungshitze habe ich bei mir auch in riesigen Haufen wochen- bis die monatelang unbearbeitet lagen, noch nicht beobachtet. Obwohl die schon mächtig heiß waren innendrin. Es wäre also denkbar.

Bei typischem Gesamthäcksel ist sie aufgrund des vielen gebundenen Wassers jedoch unwahrscheinlich. Bei sehr ausgetrockneten Chips (typischerweise reines Holz mit vielen luftigen Zwischenräumen) fehlt demgegenüber paradoxerweise dann das Wasser zum Verrotten, also entsteht auch keine Hitze. Irgendwo dazwischen ist Selbstentzündung aber nicht ausgeschlossen.

Wahrscheinlich  kommt es hier auf die auch auf die Baumarten an. Und ganz sicher auch auf die Mächtigkeit der Schichten: Meine  20-30 cm Auftragshöhe reichen bei weitem nicht aus für die notwendigen Innentemperaturen.
Man sollte die abgekippten Haufen einfach nicht allzulange liegenlassen, sondern möglichst bald verteilen.

(6) Brandgefahr: Zeitplanung

Generell sollte man die frischen Massen am besten von Spätsommer bis in den Winter hinein verkippen und vor dem Winter noch verteilen, dann werden sie stark durchfeuchtet, die Verrottung geht sehr schnell, und im nächsten Sommer ist das Substrat schon zu weit fortgeschritten und zu feucht, um sich zu entzünden. Im Frühling ist der Boden oft auch meistens sehr aufgwweicht, dann ist es eh besser nicht mehr mit Maschinen durch einen Bestand oder eine Kahlschlagsfläche zu ackern.

Bodenbiologisch wäre das flächige Abbrennen einer dicken Häckselschicht übrigens sehr förderlich, wertvolle Nährelemente wie Phosphor und Kalium werden freigesetzt und jede Versauerung ist schlagartig behoben.
Danach könnte man dann die nächste Schicht aufbringen ... :D

Zur co2 Speicherung wäre die Methode ebenfalls zu emfpehlen, denn es wird im entstehenden Humus dauerhaft gebunden bleiben (wenn es nicht verbrennt).

Kurz zusammengefasst, es gibt vielleicht stellenweise eine Erhöhung der Brandgefahr, die man aber mit ein wenig Sachverstand gut kontrollieren kann, und die auch nur für kurze Zeit besteht.

Die positiven Aspekte überwiegen jedoch bei weitem.

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