Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Experten- und Fachbeiträge
Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Tuff:
Zum Thema Wasserspeicherung fällt mir da noch was ein:
In meinem Grove hat sich in diesem trockenen Jahr das Sandrohr (Calamagrostis epigejos) gut behauptet und (nachdem es bereits auf dem Rückzug war) sogar wieder etwas ausgebreitet. Dieses Reitgras macht dicke Wurzelschichten, die in der forstlichen Lehre als verjüngungshemmend gelten.
Das kann ich so nicht bestätigen: In meiner Fläche war es ursprünglich die dominante Grasart; aber jedes Jahr fand ich dutzende neue Baumsämlinge vor. Diese wurden nur leider immer von Reh und Hase kleingehalten und mittelfristig vollständig vernichtet. Vielleicht liegt der hemmende Effekt vielmehr darin, daß das Wild sich gerne in diesen schilfähnlichen Flächen aufhält und dort dann rein optisch jeden Sämling leicht finden kann ?
Aber natürlich kann man eine einzelne Fläche nicht verallgemeinern. Es muss zB. erwähnt werden, daß meine Fläche früher für die Kühe der umliegenden Weiden geöffnet war. Es gab einfach keinen Grund sie auszuzäunen. Das Vieh frisst dieses Gras zwar kaum; aber durch den Vieh-Tritt mögen sich offene Stellen zur Baumansiedelung ergeben, die sonst nicht zu finden wären. Ich spreche hier von meiner Kindheit - damals war ich noch zu jung um so etwas zu beurteilen.
Oder es ist vom Bodentyp abhängig: Auf sandigen Böden mag die Wasserkonkurrez übermächtig sein. Bei mir (auf lehmiger Braunerde) scheint der wasserspeichernde Wurzelfilz jedoch im Gegenteil eine ausgleichende Wirkung zu haben. Gerade die Bergmammutbäume wuchsen von klein auf hervorragend darin. Auch die Kiefern, Vogelbeeren, und die gepflanzten Wildbirnen und Wildäpfel machen sich gut.
Vielleicht sind sie in der Lage, von der gespeicherten Feuchte zu profitieren ? Ein Ansatz zur Erklärung wären gemeinsame Mykorrhiza-Pilze der Gattung Glomus, über die BM sich an diesen Feuchte- und Nährstoffspeicher anschliessen könnten.
Dazu kommt ein deutlicher Windschutz-Effekt im Winter.
Das Sandrohr ist in den meisten Gebieten Deutschlands einheimisch, sieht m.E. sehr ästhetisch aus, und hat zumindest in meinem extrem Gras-artenreichen Grove nie alles andere plattgemacht, sondern sich über die letzten 50 (?) Jahre schön brav auf bestimmte Bereiche beschränkt. Ich würde empfehlen, es in BM-Flächen anzusiedeln, bzw. auch in periodisch trockenfallenden Anpflanzungen - allerdings vorsichtshalber nicht auf Sandböden und nicht in generell sehr trockenen Lagen.
Als Reaktion auf die sommerlichen Dürren hat sich in meinem Mammutbaumgrove übrigens in den letzten Jahren der schon immer überall in Flecken vorhandene Waldziest deutlich ausgebreitet. (Ich glaube zumindest es ist diese Art. Jedenfalls ist es nicht die hässliche Garten-Art. ) Sieht auch sehr hübsch aus. Diese Pflanzen haben eine strahlungsabweisende Behaarung und schützen den Boden bei ihrem dichten Auftreten sicher auch gut vor Verdunstung. Man bekommt ein Gefühl als ob diese relativ naturbelassene Fläche sich ganz von alleine an die neuen Umstände anpasst. Irgendwie scheint dort alles zueinander zu passen. Auch die Mammutbäume !
Tuff:
Mykorrhiza födern ist generell keine schlechte Idee, aber gegen Austrocknung gerade der Feinwurzeln vielleicht besonders wichtig. Das Geflecht aus feinen Fäden (die Hyphen) durchzieht den Boden um eine Wurzel wolkenartig, in Centimeter- bis Dezimeter-Ausdehnung welche der Pflanze zusätzliche Boden-Bereiche erschliesst. (Ich habe im Bild unten mal versucht, das bei einem Lärchenkeimling anzudeuten. Rosa = Baumwurzeln, hellgelb = Hyphen) Sie vernetzen sich auch mit den Hyphen benachbarter Wurzeln und Bäume.
Die Hyphen sind in der Lage, noch aus Mikroporen Wasser aufzunehmen, welche für die Feinwurzeln viel zu klein sind.
Wenn ein Boden ohne Mykorrhiza bezüglich seiner Wasserkapazität für Bäume wie ein Blähtongemisch wäre, dann machen die Mykos einen sehr saugfähigen feinen Schwamm daraus. Der Effekt ist enorm.
Es finden sich hundertfach Quellen im Internet, aber just to put some flesh to the bones ...
Soil moisture access by fungi
“Mycorrhizal fungi acquire water from pores too small for roots and root hairs to access, and at distances from roots and root hairs. When plants have used the moisture stored in the larger mesopores, the remaining soil moisture is either held very closely/strongly to the soil colloids, or is stored in the micropores of the soil. Here it may be accessed by the hyphae of fungi (particularly mycorrhizal), and can be transported back to the plant roots by the hyphae which bridge across the now moisture deficient macropore gaps."
Quelle: Kirrily Blomfield (Text mit Quellenangaben)
Building Soil Fertility
"The fungi, called mycorrhizae, produce a water-insoluble protein known as glomalin, which catches and glues together particles of organic matter, plant cells, bacteria and other fungi (453). Glomalin may be one of the most important substances in promoting and stabilizing soil aggregates. Most plant roots, not just those of cover crops, develop beneficial mycorrhizal relationships. The fungi send out rootlike extensions called hyphae, which take up water and soil nutrients to help feed plants. In low-phosphorus soils, for example, the hyphae can increase the amount of phosphorus that plants obtain. In return, the fungi receive energy in the form of sugars that plants produce in their leaves and send down to the roots. Growing a cover crop increases the abundance of mycorrhizal spores. Legumes in particular can contribute to mycorrhizal diversity and abundance, because their roots tend to develop large populations of these beneficial fungi."
Quelle: SARE-Artikel
Creating drought-resistant soil
Dieser FAO-Artikel ist eine Breistseite welche die positiven Aspekte des Mulchens beleuchtet.
"In addition, although they do not live long and new ones replace them annually, the hyphae of actinomycetes and fungi play an important role in connecting soil particles (Castro Filho, Muzilli and Podanoschi, 1998). Gupta and Germida (1988) showed a reduction in soil macroaggregates correlated strongly with a decline in fungal hyphae after six years of continuous cultivation."
.
Tuff:
Rein zufällig bin ich in einem alten, für mich besonders interessanten Thread auf einen Beitrag gestossen, in welchem Chris hier etwas sehr treffendes zur Klimasituation schrieb.
Damals habe ich das noch für leicht übertrieben gehalten, dachte, das wird schon nicht so schlimm werden .... heute kann ich alle genannten Punkte aus eigener Erfahrung bestätigen, auch was Buche und Eiche angeht.
(Sagt man heute noch "in welchem" ?)
Tuff:
Nachdem doch einige Gründe dafür sprechen, dass ein montanes Gebirgsklima mit viel Schnee und viel Sonne (wie in der Sierra Nevada) zumindest eine unter vielleicht mehreren optimalen Möglichkeiten ist, wäre es besonders interessant, mal ein paar BM-Gebirgsanpflanzungen der anfangs hier besprochenen Art anzuschauen.
Da gibt es natürlich die Schweizer Bäume. Aber Lukas Wieser hat, soweit ich mich erinnern kann, immer nur Einzelbäume genannt, oder kleine Gruppen in Parksituation - jedenfalls keine Wald-Pflanzungen ?
Ausnahme Ütliberg, und hier wäre ich auf die bisherigen Erfahrungen sehr gespannt.
Zweitens. Viele denken bei Waldbau an Anpflanzen. Lukas Wieser hat im Gebirge eine Pflanzung von Heistern oder Mega-Heistern empfohlen (bis 4m), das ist in der Praxis bei grösseren Zahlen wohl forstlich nicht mehr rentabel. Ich weise an der Stelle auch auf die oft suboptimalen Bodenverhältnisse hin. Ich habe selber als Praktikant tausende Bäume auf 1000 - 1200m im Schwarzald gepflanzt. Dort ein Pflanzloch zu schlagen, war selbt für diese relativ kleinen, radikal wurzelbeschnittenen Laubbäume (bis 180cm) nicht einfach, und nach 2 Jahren fand ich bei einem Check in der höchsten Fläche, ein steiler Hang, circa 50% vom lateralen Schneedruck umgeknickt und samt Wurzel herausgezogen vor. Lehrgeld ... Bei einer anderen, privatwirtschaftlichen Pflanzung auf vergleichbarer Höhenstufe haben wir 2m-Hainbuchen an massive Pfähle festgebunden, die mit Erdlochbohrgerät eingebracht wurden. Ein Wahnsinnsaufwand.
Aber das Thema lautet 'Waldbau' und nicht 'Holzproduktion', ich würde also auch Wälder ohne Produktionsziel mit einbeziehen (etwa Arboreten und Erholungswälder, sowie Schutz- und Naturschutzwälder) und für diese ist eine einmalige, grosse Investition mit dafür hoher Erfolgsrate vielleicht die bessere Strategie.
Drittens. Ich selber habe gleich zu Anfang das Stichwort 'Naturverjüngung' ins Spiel gebracht. Natürlich gibt es Waldbaumodelle, welche stark auf Naturverjüngung setzen (etwa Plenterwald und Femelbetrieb). Aber es muss klargestellt werden, dass, wenn man beim Bergamammutbaum Naturverjüngung ins Spiel bringt, die Anforderungen an das Biotop schlagartig unvergleichlich grösser werden, bis hin zum totalen Ausschluss von der Mehrzahl der vorgeschlagenen Standorte.
Daher sollten wir uns in diesem Thread vielleicht zunächst mal auf das Modell 'Anpflanzen' konzentrieren, vielleicht mit einer ergonomischen Anpflanzungsgrösse von 50-100cm als Standard, was bezüglich Klima, und auch menschlicher Arbeit, schon anspruchsvoll genug ist finde ich. (Wer schon mal in steilen Hängen arbeitet wird wissen was ich meine.)
Grössere Pflanzen sind wahrscheinlich immer besser, aber einen Standort der nur bei 4m Pflanzgrösse funktioniert fände ich irgendwie zweifelhaft.
(Ich pflanze übrigens seit ca. 15 Jahren BM mit 5-10 cm Grösse in meinen Grove aus, extra um zu sehen worauf es ankommt.)
Also ... wo sind nun die Gebirgswälder ? Ich hoffe es finden sich doch irgendwo welche, in den Alpen, oder anderen Gebirgen Europas ? Im Schwarzwald sind mir leider keine bekannt. Die Anpflanzungen von Förster Nimsch befinden sich leider nur auf ca. 500m üNN.
Einer weiterer Grund (neben der mühseligen Bestandes-Begründung), warum man im Gebirge mit Experimenten vorsichtig ist, ist vieleicht auch der, daß der Landschaftschutz (aka einheimische Vegetation) doch sehr ernst genommen wird.
Michael D.:
Hallo,Tuff !
Ich hatte in den letzten Jahren auch schon mal darüber nachgedacht.Ich denke,daß das eine gute Idee wäre,BM´s im Gebirge anzupflanzen.Sie hätten genug Masse,wenn sie erst mal größer sind,um z.B. der Lawinengefahr entgegenzuwirken.
Interessant wäre auch mal ein Aussaatversuch,da es dort nicht so viel Graskonkurrenz gibt.Denn wo sind die wenigen bisher bekannten erfolgreichen Selbstaussaaten erfolgt ? Zum Beispiel bei Lukas in der gekiesten Fläche um Baum und Garage...
Nur : Wer soll das machen und betreuen ?
Gebirgige Grüße ! Michael
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