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Autor Thema: Kann Sequoiadendron in Mitteleuropa wirklich heimisch werden?  (Gelesen 44902 mal)

Zinnauer

  • Gast

Im Thread „Pflanzabstände von BM“ wurde von Clemens mehrmals auf die besondere Überlebens / Vermehrungs-Strategie von BM hingewiesen (Katastrophenbaum, Waldbrände zur Verjüngung nötig etc.). Da stimme ich ihm in vielem zu. Man sollte sich aber in diesem Zusammenhang eingestehen, dass es mit den bisher beschrittenen Wegen (da und dort ein paar BMs in Parks, Privatgärten und auch der einen oder anderen Kultur im Wald) m.E. nicht möglich ist, dem BM ein geeignetes Überlebensumfeld zu schaffen. Brände sind in (mitteleuropäischen) Parks und Privatgärten und leider auch in den meisten Wäldern völlig undenkbar und müssen - aus verständlichen Gründen - sofort unterdrückt werden.

Will man BM in Mitteleuropa wirklich heimisch machen, müsste man daher versuchen, tatsächlich lebensfähige Groves zu begründen, die zum einen ausreichend groß und zum anderen genügenden Abstand zu "Zivilisationswerten" (Häusern, Straßen, Brücken, Kraftwerken etc. etc.) haben, sodass dort auch Brände (natürlich oder kontrolliert) stattfinden können.

Entscheidende Fragen dazu:

Wie groß (Individuenanzahl) muss eine Population sein, um langfristig, d.h. ohne genetische Einengung überleben zu können?
Mein Vorschlag wären mind. 50, besser 100 große BMs.

Wie groß muss das dafür nötige Areal sein?
Geht man von gut 1000 m2 pro großem BM aus, benötigt man eine „Kernzone“ von mind. 10 ha. Dieses Areal braucht aber noch eine mind. 100 m breite „Pufferzone“. Damit wächst das Mindestareal schon auf 26,5 ha.

Wo könnten derartige Areale gefunden werden bzw. wer könnte sie zur Verfügung stellen?

Visionärer Gruß vom Zinnauer

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Joergel

  • Gast
Re: Kann Sequoiadendron in Mitteleuropa wirklich heimisch werden?
« Antwort #1 am: 29-November-2009, 02:30 »

Ich könnte mir vorstellen, dass ein BM sich auch ohne Waldbrand vermehren kann. Jeder Samen hat natürlich nur eine unglaublich geringe Überlebenschance, aber dafür hat ein alter Baum auch Millionen davon. Falls es mal ein Samen bis ins dritte Lebensjahr schafft, könnte er bestimmt durchkommen.
BMs denken im Zeitraum von tausend Jahren. Da halte ich es auch ohne Waldbrand für möglich, dass es mal ein Samen packt. Nur leider ist das kein Zeitraum mit dem wir Menschen zurecht kommen. Vermutlich fehlt es in Europa auch noch an derart alten Beständen, die in großer Menge Samen hervorbringen (im Vergleich zu Kalifornien).

Gezielte Waldbrände halte ich in Deutschland nicht für durchführbar. Da müsste man dann wohl nach Korsika oder Griechenland, wo die Waldbrände fast jährlich vorkommen.

Wie groß (Individuenanzahl) muss eine Population sein, um langfristig, d.h. ohne genetische Einengung überleben zu können?
Mein Vorschlag wären mind. 50, besser 100 große BMs.

Da kommt es dann drauf an, wie "langfristig" gemeint ist. Wenn jemand 50 BMs in Deutschland sinnvoll pflanzt, werden in 500 Jahren wahrscheinlich auch noch einige davon stehen. Ob die sich in der Zeit zufällig mal fortpflanzen, kann man natürlich schlecht abschätzen oder gar überwachen.

Viele Grüße
Jörg
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Xenomorph

  • Gast
Re: Kann Sequoiadendron in Mitteleuropa wirklich heimisch werden?
« Antwort #2 am: 29-November-2009, 04:10 »

Hallo Michael,

ein wirklich spannendes und tatsächlich visionäres Thema! So was ist natürlich weder sofort umsetzbar noch ist es ausgemacht, dass es mal funktionieren wird, selbst wenn man alles Nötige dafür getan hat. Falls sich das Klima ändert, wäre es aber durchaus denkbar. Ob so ein Waldgebiet mit Feuerökologie jemals gewollt oder geduldet wird ist eine andere Frage. Wenn, dann wäre es wohl nur als reine Wildnis denkbar, denn welcher Waldbauer möchte schon seine Erträge in Flammen aufgehen sehen? Trotzdem finde ich es sehr wichtig, dass das Thema angesprochen und hoffentlich auch breit diskutiert wird!

Als Gebiete, in denen so etwas denkbar wäre, fallen mir spontan die deutschen Mittelgebirge und der gesamte Alpenraum ein. Insbesondere Nationalparks wie z.B. der Nationalpark Bayerischer Wald scheinen mir sehr geeignet, zum einen weil es sich um forstwirtschaftlich kaum oder nicht genutzte Flächen handelt und zum anderen weil mir diese Regionen vom Klima und vom Charakter der Wälder her für den BM am passendsten vorkommen. Der Haken an der Sache ist nur leider, dass Neophyten wie der BM in Naturschutzgebieten und Nationalparks soweit ich weiß nicht geduldet werden. Aber vielleicht ändert sich das mal? Dorthin passen würde der BM jedenfalls!

Dass der BM sich in Mitteleuropa ohne Feuer oder andere einschneidende Katastrope natürlich verjüngen kann, wie Jörg es vermutet, glaube ich weniger. In unmittelbarer Nähe meines "Stammbaumes" ID 6 wurde im letzten Herbst eine Schneise in den Wald geschlagen und mit schwerem Gerät tiefe Furchen in den Boden gefahren. Dort blieb nur noch nackter Erdboden, auch zwischen den Fahrspuren, weil dort Stämme herausgeschleift worden waren. Ich hab natürlich sofort an die Möglichkeit einer Naturverjüngung des BM auf dieser Fläche gedacht.  ;)

Tatsächlich war der gesamte Streifen aber bei meinem nächsten Besuch im Frühjahr dicht mit ca 1,5 Meter hohen Brennesseln zugewachsen. Die Brennesselsamen müssen also schon in der aufgewühlten Erde gewesen sein, denn so schnell hätten sie nicht von aussen da hin gelangen können. Selbst wenn ich einen zweijährigen BM-Sämling auf diesen Streifen gepflanzt hätte, wäre er dort bereits nach kurzer Zeit von den Brennesseln "umzingelt" worden und dann an Lichtmangel eingegangen. Fazit: Wie soll ein BM-Keimling im dichten Unterholz durchkommen, wenn nicht mal das tiefe Aufreißen des Bodens durch schwere Fahrzeuge ausreicht? Andererseits hat es im Converse Basin Grove offenbar funktioniert, wo es nach intensiver Abholzung zahllose Naturverjüngungen gab. Wo der Unterschied war weiß ich auch nicht.  ???

Natürlich muss es nicht in jedem Waldgebiet so aussehen wie bei ID 6. Aber ich denke in den allermeisten Fällen kann nur ein intensives Feuer sämtliche Konkurrenz so lange ausschalten, dass ein BM-Keimling dort eine Chance hätte. Vielleicht könnten auch Muren oder Hangrutschungen im Gebirge ein passendes Keimbett schaffen?

Welche Mindestzahl an Individuen für einen genetisch zukunftsfähigen Grove man bräuchte weiß ich leider nicht, ich würde aber auch mal schätzen so zwischen 100 und 200 Exemplare. Ich hab mal gehört bei Säugetieren müssen es mindestens 100 Individuen sein, damit die Population nicht am Ende an Inzucht eingeht. Ob die Zahl stimmt weiß ich aber nicht, und bei Pflanzen kann das ganz anders sein. Es gibt ja diesen Placer County Grove, der glaube ich aus nur noch 6 BM besteht. Gut ist das sicher nicht, aber noch gibt es den Grove. Trotzdem, ich denke je mehr je besser. Mit Genetik kenn ich mich aber leider überhaupt nicht aus. Vielleicht kann der Remi was dazu sagen? Ich glaube er hat davon mehr Ahnung als ich...  :)

Urzeitliche Grüße, Clemens
« Letzte Änderung: 29-November-2009, 04:40 von Xenomorph »
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Waldläufer

  • Gast
Re: Kann Sequoiadendron in Mitteleuropa wirklich heimisch werden?
« Antwort #3 am: 29-November-2009, 10:37 »

Hallo,
spannendes Thema, Naturverjüngung in Mitteleuropa nicht völlig auszuschließen aber nur dort denkbar wo Boden- u. Klimabedingungn mehr o.weniger identisch
mit Heimatstandort sind. Fällt mir auf Anhieb nichts ein. Für Deutschland würde ich es ausschleißen. Xenomorph weist zurecht auf die massive Unkraut-konkurrenz in hiesigen Lagen hin die ein frühzeitiges Absterben selbst kleiner gepflanzter BM. durch Lichtmangel u. Botrytisbefall bewirkt. Ich möchte sogar noch früher ansetzen. Nach meinen Erfahrungen (Stuttgarter Raum) liegen die Sämlinge bei Freilandaussaat nach dem ersten Winter herausgehebelt flach wie eine Flunder auf dem Boden. Dies ist bedingt durch das zum Winterende übliche auf- u. zufrieren des Bodens. Wieso gelingt nun die Verjüngung in Amerika?
Der Boden ist hier nindestens oberflächlich sandig durchlässig u. trocknet nach dem Frühjahr schnell aus so daß sich hohes Unkraut kaum entwickeln kann.
Die weit ins Frühjahr liegende Schneedecke verhindert wohl die Auf- u. Zufrierdynamik wobei sich der Sämling in Sandboden viel besser u. tiefer verankern kann.
Zudem sei hier mal darauf hingewiesen daß die Wintertemp. ausgesprochen mild sind. Das gemittelte duchschn. abs. Tief im Sequ. N.P. berägt lediglich -4C°.
Das abs. Tief von -21C° kommt demnach höchst selten vor u. hat bei den immensen Schneelage kaum Auswirkungen. Ein durchschn. Wintertag im Januar hat eine Temp. von 7C°! Nimmt man nun die anfängliche Konfurrenzschwäche dazu so muß ein natürlicher Erhalt von Mammutaumbest. hiesig leider verneint werden.
Aber zum Glück gibts das M.-Forum wo fleißig ausgesäät wird.                       Gruß                   Bernt
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Bergbauer

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Re: Kann Sequoiadendron in Mitteleuropa wirklich heimisch werden?
« Antwort #4 am: 29-November-2009, 12:45 »

Hallo,

ich denke das hier noch zu eng gedacht wird. Es wird wohl immer wieder behauptet das der BM Brände braucht um überleben zu können. Ich halte das für nicht richtig.

Ich mach mal eine Liste von möglichen Flächen auf denen sich der Sequoiadendron größtenteils auch natürlich verjüngen könnte, weil kleine oder größere Brachfläche enstehen:

Anschwemmungen an ein Bachufer bei sehr hohem Wasserstand
Tierspuren verursacht nach langem regnerischen Wetter
Umgestürzte Bäume und entwurzelte Bäume nach Stürmen und Blitzeinschlägen
Murren und andere Abgänge
Ein Bach der seinen Bachlauf verändert
Flächen nach Überschwemmungen (allerbeste Erde!)
Vermoderte Baumstämme und besonders vermoderte Baumstümpfe
Waldbrände
Wege im Wald

Zu den letzten beiden noch Beispiele:
Vom Menschen verursachte Brände, die es sehr wohl noch gibt, Nur sind die Flächen wegen dem löschen nie wirklich groß. Ich kenne aber z. B. eine Fläche von ca. 0,5 x 3 km die als Wald und Waldrandfläche völlig niedergebrannt ist (ist allerdings schon 30 Jahre her). Es dauert auch heute immer etwas bis Waldbrände gelöscht sind, naturgemäß besonders in unzugänglichen Waldgebieten.

Der Forstwirtschaftliche Aspekt darf ebenfalls nicht außen vor gelassen werden. Weinheim z. B. war ursprünglich als reiner Forst gedacht. Wie schon oft geschrieben muss man in diesem Zusammenhang langfristig denken. Regelmäßig passiert es im Wald und Forst das Wege erneuert und verbreitert werden. Aus alten schmalen Wegen werden breite Wege die auch mit LKW befahren werden können. Beim Wegebau werden neben den neuen Wegen Hänge geschaffen die brach liegen. Nicht überall gibt es Brenneseln oder anderes Wildkraut. Besonders in reinen Waldgebieten dauert es einige Jahre bis sich die Flächen weder schießen. Die Chance für neue Bäume:  Ich schätze das alleine in meinem 3 HA Wald nach dem bauen und ausbauen der Wege (3 Stichwege führen hinein) etwas 100.000 Fichten und einige 100 Lärchen aufgehen konnten (natürlich überleben die zu 99,9% nicht). Das besondere sind eben die Lärchen, den die sind selten in unserem Wald und oft weit weg vom Ort wo neue Sämlinge entstanden sind, Dabei spielt es doch keine Rolle ob es Eichhörnchen waren oder der Wind der die Samen verteilt hat. Sogar die eine oder andere Tanne ist aufgegangen obwohl es im Umkreis von 5 KM maximal 1-2 Tannen gibt. Selbst einige wenige Eichen sind zu finden, wie die da hin kommen ist mir allerdings schleierhaft es gibt keine Eichen in der Nähe. Wird dann wohl von Menschenhand oder Vogelschnabel geschehen sein.
Würden hier nun ältere Mammutbäume im Wald stehen, dann gebe es dort auch die eine oder andere Naturverjüngung die eine echte Überlebenschance haben. Ich habe übrigens vor einem halben Jahr zum Test in einem solchen Hang einen 1-jährigen BM gesetzt. Mal schauen was daraus wird, bisher macht er sich gut.
Wie schon oft hier erwähnt wurde gilt es die Langfristigkeit zu sehen, nicht das was wir in ein paar Jahrzehnten wahrnehmen und passiert, sondern über das was Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende hinweg passiert. Da passiert eben dann doch mehr.

Was spricht sonst noch dagegen das er hier heimisch wird?
Was man nicht vergessen darf, bei einer natürlichen Verjüngung gibt es für den BM jede Menge Hindernisse. Z. B. Wild das die Zweige des BM geradezu liebt, besonders für Karnickel und Hasen ist er ein echter Leckerbissen. Auch Rehe haben ihn zum fressen gerne, außer es gibt ausreichende Wildfütterung in der Nähe und natürlich die bekannten Hemmnisse wie Licht- und ausreichend Wasser. Das Klima spielt auch eine Rolle, aber wer weiß den schon genau was da kommen wird :)

Gruß, Herbert
« Letzte Änderung: 29-November-2009, 12:51 von Bergbauer »
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sequotax

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Re: Kann Sequoiadendron in Mitteleuropa wirklich heimisch werden?
« Antwort #5 am: 29-November-2009, 13:03 »

Welche Mindestzahl an Individuen für einen genetisch zukunftsfähigen Grove man bräuchte weiß ich leider nicht, ich würde aber auch mal schätzen so zwischen 100 und 200 Exemplare...
Mit Genetik kenn ich mich aber leider überhaupt nicht aus. Vielleicht kann der Remi was dazu sagen? Ich glaube er hat davon mehr Ahnung als ich...  :)

Vielen Dank für die Blumen, Clemens !  ;)

Genetik ist tatsächlich ein Steckenpferd von mir; habe mich vor allem als Schüler und Student damit auseinander gesetzt...
(Seither sind allerdings einige Liter Wasser den Rhein 'runtergeflossen...)

Was ich zu diesem Thema sicher sagen kann, ist, dass Samenerntebestände, wie sie für die meisten Waldbaumarten ausgewiesen sind, aus mindestens 20 Bäumen bestehen müssen - was aber die absolut unterste Grenze darstellt !
20 Individuen bilden also schon einen recht ausgewogenen Genmix !
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein wichtiges Merkmal (Allel) in keinem Genom dieser Vertreter vorkommt, ist nahe Null.
Wären es jedoch die letzten 20 ihrer Art, würde auch ich nicht mehr mein letztes Hemd darauf verwetten, dass... ;D
Solch ein Beinahe-Aussterben führt zu einem sogenannten 'Flaschenhals-Phänomen', was die Art äußerst labil werden lässt (Beispiel: Gepard) !



Und warum sollten sich BMs (und KMs !) bei uns eigentlich nicht natürlich vermehren ?
Zugegeben, die Keimquote ist grottenschlecht und ideale Vorraussetzungen (Feuer) finden sie hier nicht.
Aber:
Sie werden (theoretisch :-\) älter als Methusalem (969 Jahre) und können in dieser Zeit bestimmt Abermilliarden Samen produzieren - wenn auch nur ein einziger ausreichende Bedingungen vorfände...
(Beispiel: Giganten-Nachwuchs von Walenstadt)

Nicht ohne Hoffnung,

Remi
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Joergel

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Re: Kann Sequoiadendron in Mitteleuropa wirklich heimisch werden?
« Antwort #6 am: 29-November-2009, 15:01 »

Gut, Brennesseln lassen dem BM keine Chance. Aber die gibt es auch nicht überall. Und in Kalifornien wachsen auch nicht jedes Jahr überall neue Mammuts. Ich hoffe immer noch, dass die BM es einfach "aussitzen" können. Zeit dafür haben sie ja.

Andererseits ist es fürs uns ja auch gut, dass sie sich so gut wie gar nicht selbst vermehren können. Ansonsten gäbe es wohl nie eine Chance, sie hier ansässig zu machen, ohne dass alle gleich Angst um die deutschen Bäume hätten!

Grüße
Jörg
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Zinnauer

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Re: Kann Sequoiadendron in Mitteleuropa wirklich heimisch werden?
« Antwort #7 am: 29-November-2009, 18:46 »

Aufgrund eurer zahlreichen Antworten präzesiere ich noch ein paar meiner Gedanken:

Ich denke an einen Grove (eine Population), der im Prinzip ohne menschlichen Einfluss überleben kann. Offener Mineralboden zu Verjüngung infolge Straßenbau oder Holzerntemaschinen gehört da nicht dazu. Daraus folgt, dass fast nur mehr Brände zur Freilegung des Mineralbodens infrage kommen. Weiters sorgen Brände (vor allem die selteneren, wirklich heißen Brände so alle 100 - 200 Jahre) dafür, dass Konkurenzvegetation für einen längeren Zeitraum (2 - 3 Jahre) ausgeschaltet wird bzw. sich erst nach und nach wieder etablieren kann. Das sind dann jene seltenen Gelegenheiten für BM sich zu vermehren.

Fazit: Ich bin überzeugt, dass BM ohne Brände langfristig ausstirbt. Deshalb muss ein lebensfähiger BM-Grove ein Feuerszenario beinhalten.

Ich gehe jetzt davon aus, dass 100 große BMs (als langfristiger Genpool) eure Zustimmung findet. (20 Individuen wären das Minimum laut Remi - seh ich auch so. 50 sollten reichen, aber besser wären wohl 100). Nach meiner Überlegung bräuchte man dann eben gut 25 ha inkl. Pufferzone. Je nachdem wie man das sieht, ist das ist eine große Fläche (für Gartenbesitzer), andererseits eine kleine Fläche für einen Forstbetrieb (oder im Vergleich zu einen Nationalpark). Ich denke schon, dass sich so eine Fläche da und dort auftreiben ließe.

Zum Feuerregime: Hier denke ich, dass man einen Kompromiss zwischen einem völlig den natürlichen Umständen ("der Natur") überlassenen "Urwald" und einem menschlich "betreuten" Naturwald mit BMs schließen könnte. Statt auf einen zB durch Blitz entstehenden Brand zu warten und diesen dann unkontrolliert ablaufen zu lassen, könnte man den Grove alle 20 bis 30 Jahre "anzünden" und etwa im Beisein der Feuerwehr kontrolliert abbrennen. Den BMs wird´s egal sein, wie die Brände entstanden sind, hauptsache sie bekommen ihre Gelegenheit zur Vermehrung. So ein Feuerszenario sollte auch in Mitteleuropa Akzeptanz finden.

LG
Michael
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Waldläufer

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Re: Kann Sequoiadendron in Mitteleuropa wirklich heimisch werden?
« Antwort #8 am: 29-November-2009, 19:14 »

Hallo,
um einen forstlichen Bestand zu erhalten, braucht es natürlich schon mehr als reine Hoffnung u. vielleicht wider Erwarten doch noch ein paar verirrter Keimlinge,
dei man bisher nicht nennenswert gefunden hat. Diese wenigen sind einfach nicht repräsentativ u. beruhen auf Sondersituationen. Auch ist es wenig wahrscheinlich daß der BM.  hier so alt wird wie daheim. Der Nachwuchs ist bereits in Amerika ein Problem - wie sollte es dann hier klappen wo noch jede Menge zusätzlicher Widrigkeiten dazukommen? Es scheint ja hier keinem Samen überhaupt zu gelingen ordnungsgemäß zu keimen. Möglichkeiten gäbe es in der
Umgebung von 140 jährigen Bäumen sicher. Interessant sond amerik. Versuche: Samen aus Zapfen entnommen 45% Keimfähigkeit zu 0% nach bereits 20 Tagen auf den Boden verbracht. Nur sehr heiße Feuer bringen hier dauerhaft Nachwuchs. Der Nachwuchs auf sonstigen freigelegten Böden hat geringste Überlebenschancen. Und selbst wenn sich ein Nachwuchs einstellte hätte dieser unter hiesigen Konkurrenzbedingungen keine Chance. Freiflächen werden bei uns so schnell von Birken, Weiden etc. besiedelt daß ein vegetationsdruckempfindliches Gehölz wie der BM. ganz schlechte Karten hat. Also ohne menschliche Hilfe wirds wohl nicht gehen.
                                                     Gruß                   Bernt
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Waldläufer

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Re: Kann Sequoiadendron in Mitteleuropa wirklich heimisch werden?
« Antwort #9 am: 29-November-2009, 19:33 »

Hallo Zinnauer ,
da packts du aber den großen Hammer aus. Was gaubst du was so ein Brandeinsatz samt fahrbarer Kantine konsten würde. Uns das bei zweifelhafter Holzverwendungsfähigkeit. Zudem entweder brennt hier gar nichts weil zu feucht oder bei den Baumhöhen hier also 30-40m könnte es schnell zu einem Kronenfeuer kommen dann wäre auch Schluß.
                                                                    Zweifelnder  Gruß
                                                                                                Bernt
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Steffen

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Re: Kann Sequoiadendron in Mitteleuropa wirklich heimisch werden?
« Antwort #10 am: 29-November-2009, 19:40 »

Ich denke auch dass bei den momentanen Gegebenheiten die Chancen für eine BM-Naturverjüngung eher schlecht stehen. Feuer ist in diesem Zusammenhang ein ganz wichtiger Faktor.

Was jedoch nicht ausgeschlossen werden kann, ist dass sich hier irgendwann in der Zukunft doch größere (noch zu pflanzende) Haine fertil zeigen und selbst einen stabilen Bestand hervorbringen könnten, auch wenn es dazu etwas Glück und wahrscheinlich sogar Unterstützung durch den Menschen braucht.

Eine wesentliche Grundvoraussetzung ist aber meiner Meinung schon gegeben, das Klima wandelt sich und zwar ganz schön flott, ob nun durch den Menschen verursacht oder "ganz natürlich" durch Sonnenzyklen/Meeresströmungen/Magnetfeld sei dahingestellt.

Ich gehe davon aus, dass sich die Klimazonen nach Norden verschieben, sprich, wir hier in D heiße, trockene Sommer zu erwarten haben. Da kann es schon gut sein, dass es einmal zu Bränden größerer Flächen kommen kann.

Das Problem auf der anderen Seite ist aber dann wieder der hohe Wasserbedarf von Sequoiadendron. Es müsste schon im Winter sehr viel regnen und das alles auch vom Boden möglichst lange gespeichert werden.
Das sollte an den zu pflanzenden Hainen dann schon Gestein mit höherer Wasserspeicherkapazität  vorhanden sein (Sandstein, oder sandige Lehme) oder unterirdische Wasserversorgung gegeben sein (Jura und  Karstlandschaften).

Wenn die Sommer trocken sind, kommt auch nicht zuviel bedrängende Vegetation hoch.
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all animals are equal but some animals are more equal than others

steffen129

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Re: Kann Sequoiadendron in Mitteleuropa wirklich heimisch werden?
« Antwort #11 am: 29-November-2009, 20:45 »

Hallo

Ganz schön heiße Diskussionen.

Wisst ihr was, ich Hab am Samstag schon mal den Grundstein für meinen Mammutbaumwald gelegt.

Eine 36 m Fichte umgelegt, diese stand als einzige an dem Platz den nun Margidsches UMs einnehmen werden.
Dieses Tal wird ab übernächstes Jahr abgeholzt und mit BM, KM und Thuja und Pazifischen Tannen und Hemmlock aufgeforstet. Ist im Familienrat schon beschlossen. Die pflanzen dafür sind schon in der Anzucht.

also nicht nur reden sondern machen....

verwirklichten Gruß vom Steffen
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Steffen der Waldfreund aus Thüringen

Xenomorph

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Re: Kann Sequoiadendron in Mitteleuropa wirklich heimisch werden?
« Antwort #12 am: 29-November-2009, 21:06 »

Hallo zusammen,

auch wenn die lange Lebensspanne des BM seine Chancen auf Naturverjüngung sicher erhöht, glaube ich auch dass man in dem Zusammenhang nicht auf eine "wundersame Vermehrung" bauen sollte. Es kann möglicherweise schon hin und wieder mal vorkommen, dass sich BM bei uns auch ohne Feuer verjüngen, aber für den Erhalt eines Bestandes oder gar eine natürliche Verbreitung wird das ganz sicher nicht ausreichen. Ich bin jedenfalls überzeugt dass dazu Waldbrände notwendig sind.

Auch wenn es zur Zeit vielleicht noch illusorisch klingt, finde ich Michaels Szenario gar nicht so unrealistisch wie es auf den ersten Blick aussieht. Eine "Waldbrandfrequenz" von 20 - 30 Jahren halte ich aber für viel zu kurz. Zunächst mal müßte man eh warten, bis die erste (gepflanzte) Generation etwa 200 Jahre alt ist, damit sie eine gute Chance hat das Feuer weitgehend unbeschadet zu überstehen. Danach schlage ich eine Frequenz von vielleicht 60 - 100 Jahren vor. So haben die nachwachsenden Exemplare bis zum nächsten Brand genug Zeit zum Wachsen. So lange Intervalle würden auch die Kosten stark reduzieren und den sicher vorhandenen Kritikern eines solchen Vorgehens ein wenig die Angst bzw. die Argumente nehmen.

Ob künstlich gelegte Brände überhaupt nötig sein werden, ist in der Tat die andere Frage. Ich finde dazu hat Steffen im Hinblick auf einen möglichen und meiner Meinung nach sehr wahrscheinlichen Klimawandel alles Wichtige gesagt. Einigen Prognosen zufolge sollen tatsächlich die Sommer trockener und dafür die Winter feuchter werden. Ob's wirklich so kommt bleibt abzuwarten. In dem Fall wäre es jedenfalls wirklich wichtig, die BM-Bestände auf Böden mit guter Fähigkeit zur Wasserspeicherung zu begründen, oder auf sonst wasserführenden Schichten oder in Gegenden mit hohem Grundwasserspiegel. Karst ist meines Wissens aber dafür ungeeignet, weil jeder Niederschlag dort sehr schnell versickert und den Bäumen dann nicht mehr zu Gute kommen kann.

Was der Steffen129 plant ist sehr erfreulich!  :) Allerdings könnte man da gleich den nächsten Thread eröffnen zur Frage, welche Begleitbaumarten sich für solche Bergmammutgroves eignen würden.  ;) Sie müßten sich einerseits in ein Feuerregime einfügen lassen und andererseits in den Zwischenzeiten den BM ergänzen, ohne im zu viel Konkurrenz um Licht + Wasser zu machen.

Urzeitliche Grüße, Clemens
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Zinnauer

  • Gast
Re: Kann Sequoiadendron in Mitteleuropa wirklich heimisch werden?
« Antwort #13 am: 29-November-2009, 22:45 »

Zu den Brandfrequenzen und deren genauen Ablauf:
Das macht mir derzeit noch kein Kopfzerbrechen, denn die Planung und Umsetzung eines solchen Projekts würde wohl Jahre dauern.

Hier in Österreich sind die Feuerwehren am Land üblicherweise freiwillig organisiert und machen gerne dort und da eine Übung. Vor enormen Kosten muss man sich da nicht fürchten. Und die Verpflegung von 50 bis 100 Leuten wird man sich als BM-Fan alle 20 bis 30 Jahre auch leisten können. Kostet sicher wesentlich weniger als zB die Hochzeit eines Kindes.

LG
Michael
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Waldläufer

  • Gast
Re: Kann Sequoiadendron in Mitteleuropa wirklich heimisch werden?
« Antwort #14 am: 29-November-2009, 22:55 »

Hallo ,
wenn man hier also Recht haben will muß man selbst wohl auch 200 Jahre alt werden. Nicht daß ich mir das nicht zutraue, aber wer weiß wie lange es noch
Rente gibt. Das Ziel ist ja nicht Friede Freude Eierkuchen, sondern daß Argumente ausgetauscht werden.
Daß der Waldfreund aus Thüringen zur Tat schreiten will finde ich sehr gut. Hier böte sich schon der nächste Fortbildungskurs an.Thema Vergesellschafung.
 
                                                 Gruß              Bernt
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