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Autor Thema: Typus-Exemplar vom Urweltmammutbaum  (Gelesen 5508 mal)

Joachim H.

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Typus-Exemplar vom Urweltmammutbaum
« am: 26-August-2017, 21:45 »

Der Urweltmammutbaum wurde ja erst vor relativ kurzer Zeit (40er Jahre) botanisch erstbeschrieben. Das wird an einem einzelnen Individuum einer neuen Art gemacht, welches sich in diesem Fall in China befindet. Auf deutsch- oder englischsprachigen Seiten konnte ich kaum Infos dazu bekommen, wo der Baum steht, aber auf chinesischen Websites (Suchbegriff: 天下第一杉) findet man mehr Infos dazu. Den Baum gibt es immer noch (Stand Juli 2016). Er befindet sich in einem chinesischen Dorf in der Hubei-Region.

Die Koordinaten des Baumes sind vermutlich: 30.432345, 108.684714 (bei google maps). Leider gibt es keine Streetview dazu, aber laut den Standortdaten dieses Fotos und mehrerer Vergleichsfotos von der Umgebung befindet er sich dort.

Der Baum soll 35 m hoch sein, Durchmesser in Brusthöhe: 2,4 m (angeblich Weltrekord), Kronendurchmesser: 22 m, Alter: 500-600 Jahre.

Unten noch einige Fotos von chinesischen Websites. Gibt hoffentlich keine Urheberrechtsprobleme, da ich die Quellen verlinke: http://blog.sina.com.cn/s/blog_9ff8f5990102vhtk.html, http://blog.sina.com.cn/s/blog_4b0e26790102vz3i.html, http://www.sohu.com/a/153282708_538700

Ich hoffe, zu diesem Baum gibts noch keinen Thread. Weiß jemand, ob die Typus-Exemplare vom KM und BM noch leben und falls ja, wo sie stehen?
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Tuff

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Re: Typus-Exemplar vom Urweltmammutbaum
« Antwort #1 am: 26-August-2017, 22:28 »

Wenn ich mich recht entsinne, war in den Berichten der ersten Erkundungen nur von Reisfeldern die Rede. Ich könnte vielleicht sogar ein Foto von diesem Baum heraussuchen. Von einer neuen Siedlung, zu deren Bau die Reisfelder trockengelegt wurden, höre ich jetzt zum ersten mal.
Es ist kein Wunder daß der Baum schütter ist.
Wahrscheinlich wird er als nächstes künstlich bewässert.

(und nein, ich kenne leider keine Typus-Exemplare)

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Joachim H.

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Re: Typus-Exemplar vom Urweltmammutbaum
« Antwort #2 am: 27-August-2017, 00:38 »

Das Dorf scheint in den letzten Jahrzehnten enorm gewachsen zu sein. Ich kenne auch alte Fotos von dem Baum, der hatte schon bei der Erstbeschreibung, also vor 70 Jahren so eine lockere Krone (link - siehe Seite 111). Und hier: "Below, the type tree, near Modaoqi ,looked essentially the same in 1980 as it does in photographs taken in 1948.". Auf diesen 3 und ähnlichen aktuellen Fotos, welche man mit diesem chinesischen Suchbegriff findet, befindet sich der Baum jedenfalls in einer sumpfartigen Landschaft (zwischen Hügeln). Direkt östlich grenzt ein flacher, großer "Teich" an, der regelmäßig zumindest teilweise immer mal trocken zu fallen scheint, wie man auf vielen Bildern sieht. Das dürfte früher das Reisfeld gewesen sein. Es gibt auch wissenschaftliche Paper, die den Typus-Baum vor Häusern statt Reisfeldern zeigen (hier zum Beispiel). Dass der Baum der Typus-Baum ist (was das Schild ja auch sagt), dürfte also eindeutig sein. ;)

Zum Stammdurchmesser habe ich nach kurzer Suche keine so genauen Angaben gefunden. Hier gibts 2 Angaben von 2,41 m Durchmesser im "buttressed" Stammbereich und 1,67 m Durchmesser darüber (Messdaten von 1980).

Jedenfalls ist der Baum aus wissenschaftlicher Sicht der "wichtigste" Urweltmammut überhaupt, weil die ganze Art anhand der Merkmale dieses einen Baumes beschrieben wurde. :)

Edit: Offenbar reicht das Wasser aus diesem temporären Tümpel (auf dem Foto rechts im Hintergrund und auch auf der google maps-Karte zu sehen) gelegentlich auch bis zum Baum heran, weshalb es einen Steg auf Stelzen um den Baum herum gibt (Quelle).
« Letzte Änderung: 27-August-2017, 02:00 von Joachim H. »
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frechdachs612

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Re: Typus-Exemplar vom Urweltmammutbaum
« Antwort #3 am: 27-August-2017, 09:13 »

Hallo Joachim!


Tolle Idee für die "Nr.1"einen eigenen Thread zu starten!
Super Bilder von dem Baum.
Es gibt im Netz einige Abhandlungen über die Entdeckung und Erforschung.
Ich steuer ein älteres Bild aus meiner Sammlung bei!!


Typus-Baum von BM+KM ??
Noch nichts von gehört!


LG,
Dietmar
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Hütet die Bäume! Auf ihnen lebten unsere Ahnen.
© Michail Genin (1927 - 2003)

Tuff

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Re: Typus-Exemplar vom Urweltmammutbaum
« Antwort #4 am: 27-August-2017, 10:17 »

Das es noch genug Wasser gibt ist ist gut zu hören.

Eine andere Erklärung für die eher lockere Korne (abgesehen vom Alter) ist, daß man die Äste der UM früher beerntet hat,  wohl als Feuerholz, vileicht auch als Viehfutter. "Unberührt" hätte ein so alter UM vermutlich wesentlich dickere, dann oft irgendwo abgebrochene Äste, sähe also keineswegs so "ordentlich" aus.

Für die Wissenschaft ist eine natürliche Population, die sich selbst verjüngt, als ein für den Arterhalt ausreichender Genpool, wichtiger als der Typus-Baum. Dieser könnte sich zB. anhand neuer Erkenntnisse auch mal ändern. Es ist ja so, die Art definiert den Typus, nicht umgekehrt. Aber es ist eine interesante Herangehensweise, mal etwas über einen konkreten Baum herauszufinden, exemplarisch.

Hier der Type-Tree 1948. Er steht nicht etwa "an" Reisfeldern, sondern mitten darinnen. (Die Dämme gehören zu den Feldern). Die kleine Kapelle war zu dem Zeitpunkt entfernt worden. Darunter ein vergleichbarer Baum, der nicht so schütter wirkt, nahe dem Dorf Hsiao-Ho. Quelle: Arnoldia 58/4 - 59/1, 1998.
« Letzte Änderung: 27-August-2017, 10:40 von Tuff »
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Joachim H.

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Re: Typus-Exemplar vom Urweltmammutbaum
« Antwort #5 am: 27-August-2017, 15:54 »

Für die Wissenschaft ist eine natürliche Population, die sich selbst verjüngt, als ein für den Arterhalt ausreichender Genpool, wichtiger als der Typus-Baum.
Das stimmt natürlich. Ich meinte nur, wenn man ein einzelnes wichtiges Exemplar sucht, wäre es wohl dieser Baum.

Ein Typus-Exemplar ändert sich m.W. nicht, auch wenn es neue Erkenntnisse zur Art gibt. Diese Erkenntnisse müssten ja am Typus-Exemplar (bzw. Herbarmaterial davon) gewonnen worden sein. Es ist nämlich tatsächlich so, dass der Typus die Art definiert und nicht andersrum. Sollte es an anderen UMs irgendwo auf der Welt neue Erkenntnisse geben und diese sich erheblich von diesem speziellen Baum unterscheiden (was man praktisch ausschließen kann), dann müssten die anderen UMs (selbst wenn es 99 % aller UMs der Erde wären) zu einer neuen Art erklärt werden anhand eines neu zu findenden Typus-Exemplars (wenn ich das hier richtig verstehe). Aber dieser eine Baum wird immer ein UM bleiben. ;)

Wenn der Baum mal stirbt, wäre das natürlich keine wissenschaftliche Katastrophe, weil man noch Herbarmaterial und vermutlich auch Genmaterial hat.

Ok, also wenn der Baum damals mitten in den Reisfeldern stand, hat man die zumindest westlich des Baums wohl zugeschüttet. Da verläuft jetzt eine Straße (siehe Karte unten). Östlich sieht man Baumgruppen (immer auf Hügeln wachsend) und ein Labyrinth aus baumfreier Vegetation (Überschwemmungsgebiet/(alte?) Reisfelder).

Der Bildvergleich mit der schütteren Krone ist interessant. Aber die Krone ist ja auch ziemlich weit oben so locker. Da kann ich mir nicht vorstellen, wie man das Holz aus diesen Höhen "geerntet" haben soll, statt einfach die unteren Äste zu kappen. Immerhin wird der Baum aktuell noch als "vital" beschrieben und auf Fotos sehen alle noch vorhanden Äste auch gesund aus (sind überall mit laubtragenden Zweigen bestückt).

Es wäre mal interessant, die Erstbeschreibung der Art zu lesen. Da stehen dann alle Merkmale drin, welche einen UM zum UM machen (besser als bei Wikipedia). Das Problem ist nur, dass man bestimmte Eigenschaften nicht festhalten kann (z.B. Keimungsprozess, Wuchsform in der Jugend usw.), weil die am alten Baum gar nicht bestimmbar sind. Also sind diese Eigenschaften für die Artdefinition vermutlich auch irrelevant.
« Letzte Änderung: 27-August-2017, 16:15 von Joachim H. »
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Tuff

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Re: Typus-Exemplar vom Urweltmammutbaum
« Antwort #6 am: 31-August-2017, 00:07 »

Die Nanpucun / Modaoqi Bäume haben ein bißchen Pech. In der Gegend wird offensichtlich seit mindestens 10 Jahren heftig gebaut, Hochhäuser, Schulen, Sportplätze, eine ganze Stadt. Einen Naturpark zu erwarten ist wahrscheinlich unrealistisch.
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Joachim H.

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Re: Typus-Exemplar vom Urweltmammutbaum
« Antwort #7 am: 01-September-2017, 03:28 »

Um nochmal auf die anderen zwei Mammutbaumarten einzugehen. Da scheinen die Erstbeschreibungen extrem spärlich zu sein. Laut englischem Wikipedia wurde der Küstenmammutbaum zuerst 1824 beschrieben (link), laut deutschem Wikipedia 1847 (link) in einem simplen Dreizeiler. Die Erstbeschreibung des Bergmammutbaums (wieder Widerspruch zwischen dt. und engl. Wikipedia bezüglich des Erstbeschreibers) ist ähnlich kurz (link).

Höchstwahrscheinlich gibt es für diesen beiden Arten überhaupt kein Typus-Exemplar, weil diese Regelung erst im 20. Jahrhundert eingeführt wurde (Quelle) - vermutlich zusammen mit der Regelung, dass die Beschreibung viel ausführlicher sein muss. Der Holotypus diese zwei Mammutbaumarten müsste, falls überhaupt noch das Originalmaterial vorhanden ist, aufwendig recherchiert werden (Quelle). Das kann man vermutlich mit einer einfachen Internetrecherche nicht bewerkstelligen. Beim Fehlen eines Typus-Baums könnte man nachträglich noch einen neuen Typus ("Neotypus") festlegen, was aber aufwendig ist. Wahrscheinlich hat das noch keiner gemacht, wodurch es bei Berg- und Küstenmammutbaum vermutlich kein Typus-Exemplar gibt. Möglich wäre aber auch, dass eine simple Abbildung nachträglich zum Neotypus erklärt wurde, was dann nicht so interessant wäre wie ein lebendes Exemplar.
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Michael D.

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Re: Typus-Exemplar vom Urweltmammutbaum
« Antwort #8 am: 12-April-2019, 13:38 »

Moin,Jo.H. !

Auf der Seite der Briten gibt es den Thread "Tall Tales" (   http://www.redwoodworld.co.uk/talltales.htm, ),in dem Leute aus aller Welt über ihre Anzuchten oder besondere Mammutbäume berichten.Hier schreibt ein chinesischer Professor aus Wuhan,daß er schon die Ur - Metasequoie besucht hat. Überraschenderweise hätte er in der Nähe auf einem Grundstück 3 Küstenmammutbäume entdeckt,die ein amerikanischer Wissenschaftler dort 1980 gepflanzt hat.
Interessant finde ich auch,daß er selber ebenfalls Mammutbäume vermehrt,und diese an verschiedenen Orten pflanzen möchte,redwood goes east...

Viele Grüße ! Michael
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John Muir:Zweifellos würden diese Bäume gutes Nutzholz abgeben,sobald sie einmal durch ein Sägewerk gegangen wären,so wie George Washington,wäre er durch die Hände eines franz. Küchenchefs gegangen,sicherlich einen wohlschmeckenden Braten abgegeben hätte.

Joachim Maier

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Re: Typus-Exemplar vom Urweltmammutbaum
« Antwort #9 am: 18-April-2019, 15:08 »

Hier beeindruckt mich vor allem immer die folgende Teilseite:

http://www.redwoodworld.co.uk/thefallen.htm
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Joachim Maier

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Re: Typus-Exemplar vom Urweltmammutbaum
« Antwort #10 am: 18-April-2019, 15:44 »

It das der Baum aus Motaochi, heute Moudao? Welcher in "Im Schatten der roten Riesen - Die Wälder der Mammutbäume" erwähnt wird?

https://www.ddg-web.de/files/DDG-Veroeffentlichungen/Metasequoia-Ma-2003-ENG.pdf
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