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Mammutbäume (öffentlicher Bereich) => Mammutbäume melden => Kinderstube => Thema gestartet von: Joergel am 05-Mai-2008, 18:13

Titel: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Joergel am 05-Mai-2008, 18:13
Hallo liebe Mammutfreunde,

meine Sämlinge sind jetzt 2,5 Monate alt und haben teilweise schon die erste Verzweigung. Ich denke, es wird langsam Zeit, meine kleinen Sämlinge in eigene Töpfe zu pflanzen und nach draußen zu stellen. Vorher möchte ich mir noch ein paar Tipps holen, damit dieses Jahr so viele wie möglich durchkommen.

Sollte man die Pflanzen ein Stück tiefer umsetzen?
Welche Erde ist am geeignetsten? Da es sehr viele sind, würde ich am liebsten in normale Pflanzerde umtopfen. Oder ist die ungeeignet?
Gibt es sonst noch was zu beachten?

Viele liebe Grüße
Jörg
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Tuff am 05-Mai-2008, 19:39
Jörg,

Glückwunsch zu dem schönen Erfolg!
Von wegen dem Umpflanzen, lies mal das von Peter über die Drehwuchsgefahr (http://www.mbreg.de/forum/index.php?topic=1758.msg13741#msg13741), und laß Dir was einfallen :)
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Joergel am 05-Mai-2008, 23:02
Ich denke, da kann ich nicht viel machen. Ich verwende sowieso relativ hohe, viereckige Töpfe (vielleicht hätte ich aber auch gleich die richtig hohen Palmentöpfe nehmen sollen).

Wie sieht's mit der Erde aus?
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Tuff am 06-Mai-2008, 00:41
Zum Pikieren muß man sich Zeit nehmen und sehr vorsichtig - und vorausschauend - vorgehen. Das Herausoperieren der Keimlinge ist der kritischste Teil. Hier würde ich lieber zweimal hinsehen und nachdenken anstatt einfach Hauruck zu machen. Wenn es geht, versuche ein ganzes Stück Erde herauszuschneiden und unversehrt zu transplantieren, dann sind die Überlebenschancen wesentlich besser. Das neue Zuhause muß gut vorbereitet werden:

(1) Die feinen Wurzeln muß man mit einem relativ feinen Substrat (sandig humos) so auffüllen daß sie keinen Schaden nehmen. Blumenerde gemischt mit Sand ist sicher ok.

(2) Darum herum ist ein Substrat besser welches besonders gut durchlüftet ist und sich durch Wasser (sei es von oben oder von unten) nicht verdichtet. Man kann zum Beispiel das Substrat (1) mit  poerenreichen Steinchen wie Blähton oder Vulkangranulat anreichern.

Eine typische Reihenfolge wäre also, den Topf halb mit Substrat (2) aufzufüllen, eine tiefe Mulde zu machen, die Pflanze da hineinzuhalten und drumherum mit (1) aufzufüllen, dann wieder mit (2) und wieder mit (1). Das geht am besten zu zweit, einer hält die Pflanze der andere füllt auf.

Unten mehr 'Granulat' und oben mehr 'Erde' ist vermutlich günstig wenn man beabsichtigt von unten zu gießen (dringend geraten). Dann sollten sich automatisch mehr Wurzeln im oberen Bereich ausbilden, was später das Auspflanzen erleichtern kann.

So weit die Theorie :) wie sieht die rauhe Realität aus ? Was machen sie mit, was nicht ?

EDIT: 'Feinen Sand' muß ich zurücknehmen. Ingolf hat micht überzeugt. Körnung mindestens 1-2mm (Rheinsand) scheint ok zu sein. Siehe das Posting von Jürgen. (http://www.mbreg.de/forum/index.php?topic=1778.msg13912#msg13912) Und wie Ingolf schon sagte, sollte man die feinen Anteile evtl. aussieben.
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Joergel am 06-Mai-2008, 08:16
Danke Tuff, für die ausführlichen Tipps! Da bin ich bei >100 Bäumchen gut beschäftigt.
Geht auch die Untermischung von Kokosquellerde, um die Durchl+ftung zu verbessern? Also Erde+Sand+Kokos?

Auf jeden Fall werde ich berichten und ein paar Fotos vom Ergebnis machen.

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: isbg33 am 06-Mai-2008, 11:28
Geht auch die Untermischung von Kokosquellerde, um die Durchl+ftung zu verbessern? Also Erde+Sand+Kokos?

Hallo Jörg!
Kokosquellerde kenne ich nicht.
Sand ist aber ungeeignet, weil er verschlämmt und die Abzugslöcher für das Wasser verstopfen kann. Feiner Kies, Lava-Granulat und Ähnliches muss es sein. Die kann man vorher auch noch sieben, damit die Feinbestandteile ( ähnlich wie Sand) herausfallen.
Viel Erfolg!
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Nick am 06-Mai-2008, 14:42
Hallo Jörg,

bin mir auch nicht ganz sicher ob Kokosquellerde das richtige ist.
Die ist doch eigentlich nur zur Anzucht gedacht, von daher denke ich eher nicht. Das was du mit der Durchlüftung dadurch gut machst, geht an Nährstoffen verloren. :-\
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Joergel am 06-Mai-2008, 17:39
Ihr habt genau das angesprochen, was ich schon befürchtet habe. Also besser weder Sand noch Quellerde.
Ich muss mal schauen, ob ich irgendwo günstig und in großen Mengen Kies oder ähnliches herbekomme.
Danke für eure Antworten! Das wird meinen kleinen Mammutbäumchen sicher helfen!

Viele Grüße
Jörg
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Nick am 06-Mai-2008, 18:40
Zitat
Das wird meinen kleinen Mammutbäumchen sicher helfen!

Na das wollen wir doch hoffen. :D
Ich muss mir auch langsam mal überlegen in welche Erde sie kommen...naja, du kannst ja mal berichten wie du dich entschieden hast.
Auf jeden Fall viel Efolg!
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Tuff am 06-Mai-2008, 19:23
Sand ist aber ungeeignet, weil er verschlämmt und die Abzugslöcher für das Wasser verstopfen kann.

Ich glaube aber, wenn man von unten wässert macht der Sand kaum Ärger. Er war von mir in ertser Linie für eine besondere Mischung direkt um die Wurzeln empfohlen. Außen herum kann man ihn dann ja einfach weglassen. Übrigens empfiehlt Förster Nimsch, der hunderte (wenn nicht tausende?) Taxodiaceen angezogen hat, für Sequoiadendron eine besonders sandreiche Mischung. Ich denke Sand ist kein unverzichtbarer Bestandteil, aber er steht oft zur Verfügung und es liegt nahe ihn in geeigneter Weies zu benutzen. Die Frage ist,  welche positiven Eigenschaften hat denn Sand überhaupt ? Ich glaube er verhindert ein Verflechten humoser Teilchen und erleichtert somit die Durchwurzelung. Er verzögert ein Austrocknen (bei dem sich in reinem Humus Risse bilden) und puffert Hitze ab. Und: Er ist billig.

Wie gesagt, der entscheidende Punkt ist das Wässern nur von unten. Was klassisches Gießen angeht, hast Du auf jeden Fall recht, Ingolf. Aber das ist m.E. eben von vorneherein abzulehnen, weil es kaum ein Substrat gibt das hier nicht verdichtet. Bedenken wir daß in der 'Natur' im Regelfall ein reiches sogenanntes 'Edaphon' aus Regenwürmern, Collembolen, Insektenlarven den Boden auflockert (Bioturbation), das fehlt in der Anzucht fast vollständig. Und auf Naturstandorten wo dennoch der Boden durch Regen verdichtet wird gehen u.U. Sämlinge einfach ein - wen kümmerts.

Ich habe in meinen Saatkisten übrigens eine fast reine Granulatmischung, als Extremfall, die garantiert nicht verdichtet - ich bin aber selber gespannt ob das funktioniert. Ob die Wurzeln da überhaupt noch so einfach durch kommen ? Und wie wird sich in 3 Jahren das Auspflanzen gestalten ? Ich werde die Kisten wohl ausschütten müssen. (Vieleicht löst sich das Problem auch von selber, ich rechne mit einer extrem schlechten Keimrate und weiteren Ausfällen durch Naturkatastrophen...neulich hats auf die ersten sich regenden Keimlinge heftig gehagelt. Ist ein rauhes Klima dort.) Es ist halt eine Notlösung, weil die Kisten draußen stehen, damit sie Sonne bekommen, und dabei dem Regen ausgesetzt sind. Und das schüttet ja manchmal wie Sau...
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: isbg33 am 06-Mai-2008, 19:55

Ich glaube aber, wenn man von unten wässert macht der Sand kaum Ärger.

Wasser von unten = Staunässe = Todesurteil für fast alle Bäume, ausser Sumpfzypresse.
Oder meinst Du. den Topf kurz eintauchen und dann wieder herausnehmen? das ist ok. Aber wie sich eine Sandmischnung dann verhält = ???
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Bischi am 06-Mai-2008, 21:15
Hallo zusammen
Zum Thema: Sand und Blumenerde verschlammt
Habe seid Jahren nur gute Erfahrungen mit dem Beimischen von Sand zur Blumenerde gemacht, allerdings
bei meinen Balkonkästen wo ich noch zur Hälfte 2-jährigen Kompost untermische. Die Erde war im Herbst zwar immer stark duchwurzelt, aber nie verschlammt, obwohl von oben gegossen.
Trocken war sie dann sogar noch krümelig/bröselig, nicht aber hart oder verklumpt.
Benutze dazu normalen Sand der Körnung 0-2mm (bekommt man in jedem Baustoffhandel für ca. 50Ct/Eimer, im Ruhrgebiet auch als Rheinsand bekannt). Feinerer Sand 0-1mm (Putzsand) ist zu fein und könnte tatsächlich mit einigen Erdarten zur Verschlammung führen.
Man kann das Mischungsverhältnis dabei je nach Pflanzenart selber bestimmen, bei nässeempfindliche Pflanzen
einfach etwas mehr Sand untermengen und am Topfboden evtl. eine zusätzliche Drainschicht einlegen.
Günstig ist auch da der Baustoffhandel (nicht Baumarkt), empfehlen würde ich Edelsplitt 3-5mm oder Perlkies 8mm.
Eine Tonscherbe über dem Wasserabzugsloch verhindert das Verstopfen.
Hoffe ich konnte ein wenig weiterhelfen
Liebe Grüße  jürgen
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Tuff am 07-Mai-2008, 03:07
UPDATE:

Was die Körnung angeht, muß ich mich entschuldigen. Für mich war Rheinsand immer 'feiner Sand', ich habe Sand für Garten und Beton immer in großen Mengen (1-2t) bei einem Baustoffhandel gekauft und noch nie feineren Sand verwendet. Mir wird jetzt klar daß das nicht der üblichen Terminologie entspricht. Mit so feinem Sand < 1mm habe ich keine Erfahrung. Entschuldigung, Ingolf !

Oder meinst Du. den Topf kurz eintauchen und dann wieder herausnehmen?
Ja, sozusagen. Nur halt viel langsamer...es kommt ein bißchen auf die Geschwindigkeit an. Ich gehe davon aus daß man in eine Art Übertopf oder Schale nur soviel Wasser gießt wie innerhalb von sagen wir einer Stunde aufgesogen wird. Das bedeutet bei Sonnenschein mehr, sonst weniger. Natürlich meinte ich nicht daß die Pflanzen dauernd im Wasser stehen. Wenn dieser Aufsaugprozess langsam geht (also kein Überfluten des Topfes!) dann werden Sandkörner kaum bewegt.

Was mein Freilandexperiment angeht, Ingolf, habe ich mir Dein Anliegen zu Herzen genommen und soeben telefonisch einen niedrigen Wasserstand 'bestellt'. Hoffe das hat auch geklappt... Wenn Du  das Foto einer Kiste (http://mbreg.de/forum/index.php?action=dlattach;topic=1434.0;attach=4236;image) anschaust: Mindestens die zwei oberen Reihen Luftlöcher werden jetzt offen bleiben. Das sind dann also für die erste Zeit nach dem Keimen >15cm Wurzelraum bis zum Wasser.  In 4 Wochen werde ich die 'Grundwasserlinie' noch tiefer setzten, so daß nur die unterste Luftlochreihe durchströmt wird. Für das nächste Jahr muß ich die Bewässerungsweise noch einmal überdenken.

Schade, ich mekre daß es trotzdem nicht gut ist daß ich nicht dort bin. Eigentlich müsste man hier je nach Witterung täglich eingreifen.

Übrigens sieht es gar nicht gut aus. Man berichtet mir daß die ca. 10 Keimlinge die ich wenige Tage nach dem Aussetzen der Kästen, nach nur drei Tagen mit etwas Sonne, bereits erkennen konnte irgendwann (nach dem heftigen Hagel am 2. Mai ?) wieder verschwunden sind. Ich kann nur auf ein paar Nachzügler hoffen.
Vieleicht war es auch der Bodenfrost in den Nächten vor meiner Abreise (bis -6°, Anfang Mai!). Ich habe die Kästen zuvor noch mit einer Plane abgedeckt, musste die Abdeckung aber bei mneiner Abreise wieder entfernen so daß es sie mindestnes eine Nacht lang erwischt hat. Fazit: Auch im Freiland braucht die Anzucht einen Bereitschaftsdienst. Jedenfalls unter solch harten Bedingungen.
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Wayne am 07-Mai-2008, 16:32
So, hier mal meine ersten 500.......verwendetes Substrat: Billigste Blumenerde für 99cent 40l.........

und: 2.Foto Bergmammutkeimling mit 6 (!) Keimblättern

Gruß Wayne
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Bischi am 07-Mai-2008, 19:52
Hallo Wayne
Das muß ja eine Waahnsinnsarbeit gewesen sein. Das mit der billigen Blumenerde find ich klasse.
Hab mir mal so meine Laienhaften gedanke drüber gemacht, schreib später mal was dazu.
Wo sollen die denn alle mal hin, erinner mich dunkel mal von einem Mammutwald bei dir gelesen zu haben?
Anerkennende Grüße  Jürgen
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Joergel am 07-Mai-2008, 20:31
Wayne, das ist ja unglaublich!!!
Nachdem meine Frau das Bild gesehen hat, findet sie meinen Wald nur noch halb so schlimm ;-)

Vielleicht besorge ich mir doch ein paar Eimer Sand und Kies und mische sie unter. Ansonsten wird es wohl auch auf Blumenerde rauslaufen.

Tuff, ich hoffe deine Experimente führen doch noch zum Erfolg! In ein paar Jahren hast du die perfekte Mammutbaum-Zuchtanlage entwickelt.

Gruß
Jörg
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Tuff am 07-Mai-2008, 23:25
Wayne,
Nicht schlecht ! Ich hoffe Du hast fleißige Hände die Dir helfen (deine Kinder zum Beispiel).
Wie immer zeigt sich dass man nur genügend Input geben muß (AKA investieren) damit was herauskommt. Ich möchte jetzt aber denen noch einmal Mut zusprechen die es mit den problematischen einheimischen Samen versuchen. Wenn bei Wayne 50 oder 100 Keimlinge hopps gehen stört ihn das kaum. Wenn man aber nur drei oder fünf Keimlinge hat, dann möchte man schon sicher gehen dass alles optimal ist.
Ich sollte es nachschauen können, aber vielleicht sagst Du es einfach (wieder einmal), Wayne - wie ist denn euer Klima ? Wie hoch bist Du ? Und .... gießt Du die Töpfe von unten oder von oben ? :)
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Wayne am 08-Mai-2008, 09:01
Hallo Michael, ich liege ca. 250 m hoch, Klima würd ich noch Weinbauklima zurechnen, im Sommer auf jeden Fall recht trocken (Grauschimmel bei mir kein Thema), ca. 600 mm Niederschlag, beste Bodenbonität

Ich gieße mit der Gieskanne von oben und achte darauf, das die Erde immer feucht ist, beim Pikieren hat mir Tina und meine 7jährige Tochter Larissa geholfen, Verlust beim Pikieren bis jetzt ca. 15%
Es stehen noch mal 500 zum pikieren an, die hohe Keimquote meiner Samen hat mich überrascht.

Allerdings benötige ich voraussichtlich im Herbst 2010  100 gesunde, robuste Pflanzen für den Schloßpark Dennenlohe (bei Ansbach/Mittelfranken), habe mit Baron von Süsskind die Pflanzung eines Mammutbaumhains abgesprochen.....

Du hast recht bei mir sind Verluste mit eingeplant, der Verlust von fast der Hälfte meiner Letztjährigen durch zu lufttrockenes Winterquartier hat mir aber schon wehgetan....

Gruß Wayne
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Nick am 08-Mai-2008, 10:18
Mensch Wayne, das wird ja ein Mammut ;) -Projekt. Klasse!!!
Viel Erfolg schon einmal für 2010. Ich hoffe du berichtest dann hier.
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Tuff am 08-Mai-2008, 10:55
"... die Pflanzung eines Mammutbaumhains abgesprochen..."
Schöne Aktion !

"...zu lufttrockenes Winterquartier..."
Das ist ein schwieriges Kapitel!  5 Monate Schnee wie in der Sierra (oder eine Kühlkammer) hat nicht jeder. Wenn man sich die Erdgeschichte von Sequoiadendron anschaut, wird klar daß auch die Sämlinge eine Winterpause nicht unbedingt benötigen. Es ist immer nur der leidige Frost der ein Winterquartier notwendig macht (aber wieviel vertragen sie wirklich ?), und die Tatsache daß es im Winter so wenig Sonne gibt und der Pilz dann leichtes Spiel hat.
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Tuff am 06-Dezember-2008, 16:28
Hier jetzt mal ein paar Bilder zu meinem Vulkansubstrat. Im August habe ich ein paar Sämlinge arrondiert, insbesondere wollte ich die niedrigen Ton-Balkonkästen loswerden. Die Bilder passen auch zum Thema 'Pikieren' ganz gut.

Beachtet bitte daß die schwarzen 90l Mörtelkästen in einem wasserzügigen Becken mitten im Sumpf standen, die von April bis November so gut wie unbeaufsichtigt waren. Also unter offenem Himmel, und daher die relativ grobe Körnung, um Verdichten durch Wolkenbrüche vorzubeugen. Der hohe Wasserstand war beabsichtigt und ein notwendiger Schutz gegen Austrocknen. Das haben die Keimlinge ganz gut mitgemacht. Es waren aber die oberen 20cm Substrat immer gut durchlüftet (Substratkörnung und seitliche Luftlöcher), und der Wasserstand schwankte erheblich und war oft sehr viel tiefer. Etwa in Höhe des maximalen Wasserstandes (siehe Bild 1) wird das Vulkansubstrat in der Tiefe durch ein Blähtongranulat abgewechselt, hauptsächlich weil es billiger und leichter ist (die Kästen waren durchnässt sehr schwer, fast nur noch zu zweit zu heben).

Die Größe und Tiefe der Kästen war zugleich darauf ausgerichtet, daß ein Pikieren im ersten Jahr nicht nötig ist, und am Ende des zweiten Jahres gleich ausgepflanzt werden kann. Es handelt sich hier wie gesagt um eine Ausnahme (Arrondierung der zu niedrigen Balkonkästen, die ich nicht mehr verwenden werde) - das Auspflanzen wird aber vermutlich so ähnlich aussehen.

Das fast reine Vulkansubstrat lässt sich nicht 'ausstechen', und die Wurzeln freilegen wollte ich schon gar nicht. Zum Versetzen habe ich daher ein Stück Edelstahlrohr (Regenablauf) benutzt. Das kann man in das Substrat hereindrehen. Dabei werden vielleicht ein paar seitliche Feinwurzeln abgeschnitten, zudem ein paar gequetscht, besonders bei den größeren Sämlingen die aber andererseits schon eine gewisse Wurzelmasse haben sollten und Verluste auffangen können.

(1) Loch ausheben, dabei eine seitliche 'Zufahrt' schaffen weil man den Sämling-Erde-Pfropfen später nicht einfach hineinplotzen lassen kann.

(2) Rohr eindrehen

Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Tuff am 06-Dezember-2008, 16:29

(3) Mit Schaufel unterheben

(4) Am Zielort vorsichtig einsetzen
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Tuff am 06-Dezember-2008, 16:29
(5) Wenn man es gut macht bilden sich höchstens ein paar Spalten

(6) Rohr außen zuschaufeln, dann abziehen, den Pfropfen dabei zugleich mit den Händen etwas zusammenhalten.

Übrigens, der Keimling in der Mitte war nach Hagelschlag sehr mitgenommen und schon vor der Aktion schlaff, vermutlich bereits pilzbefallen. Er hat es nicht mehr geschafft sich zu erholen und ist bald nach der Umsetzaktion eingegangen. Die ständigen Ausfälle tragen ebenfalls dazu bei daß ein frühes Pikieren bei einer solchen Freiland-Anlage nicht viel Sinn macht. Es kommt nur darauf an daß es für 2 Jahre genug Wurzelraum gibt, besonders auch in die Tiefe.
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Tuff am 06-Dezember-2008, 16:30
(7) Anhäufen und angießen. Gut feucht halten, und je nach Witterung anfangs ein paar Tage beschatten bis die Wurzeln sich wieder erholt haben.

Ich habe das Verfahren viermal angewendet, bei Bergmammutbäumen sowie mit einem 'Büschel' Pinus mugo, alle im April gekeimt und draußen aufgwachsen, und sie haben es alle gut überstanden.zu

Noch etwas zur Größe. Alle 3 Sämlinge auf den Bildern haben schwere Hagelschäden erlitten, es gab überhaupt gar keinen der nicht getroffen wurde. Einige hatten aber bereits mehr Meristeme ('Knospen') als andere und sind rasch wieder ausgetrieben. Was nicht innerhalb von 2 Wochen neu austreiben konnte ging in der Regel später ein. Ohne den dreifachen Hagel wären meine Sämlinge viel größer und klarer strukturiert. Schließlich wird auch der im Herbst über Wochen zu hohe Wasserstand eine Rolle gespielt haben (ein Kommunikationsproblem), da hätten sie noch mal kräftig zulegen sollen. Andererseits haben die kleinen Pflänzchen eine relativ große Wurzelmasse, und zwar (aufgrund der Wasserbarriere) eher in die Breite und eher dicht, als tief und fädig, was mittelfristig (weiterhin ohne Pflege) sicherer ist als rascher Höhenwuchs.
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Tuff am 06-Dezember-2008, 16:35
Zu diesem Thema im Forum:

Sequoiadendron
http://mbreg.de/forum/index.php?topic=1509.0 (http://mbreg.de/forum/index.php?topic=1509.0)

Sumpfbeet
http://mbreg.de/forum/index.php?topic=1434.0 (http://mbreg.de/forum/index.php?topic=1434.0)
http://mbreg.de/forum/index.php?topic=1946.msg15630#msg15630 (http://mbreg.de/forum/index.php?topic=1946.msg15630#msg15630)

Erfahrungen zum Pikieren
http://mbreg.de/forum/index.php?topic=1476.msg14810#msg14810 (http://mbreg.de/forum/index.php?topic=1476.msg14810#msg14810)
http://mbreg.de/forum/index.php?topic=1758.msg13741#msg13741 (http://mbreg.de/forum/index.php?topic=1758.msg13741#msg13741)
http://mbreg.de/forum/index.php?topic=1509.msg11597#msg11597 (http://mbreg.de/forum/index.php?topic=1509.msg11597#msg11597)
http://mbreg.de/forum/index.php?topic=2538.0 (http://mbreg.de/forum/index.php?topic=2538.0)
Titel: Re: Pikieren + Erde ?
Beitrag von: Tuff am 16-Dezember-2015, 23:48
Update: Egal was ich hier bisher geschrieben habe. Aber das klassische Pikieren (=den Keimling aus der Erde herausziehen) ist zumindest beim BM zu riskant.

Die Überlebens-Chance hängt natürlich sehr von der Sorgfalt und den Gegebenheiten ab (etwa: Gewächshaus mit hoher Luftfeuchte ?). Als Faustregel würde ich aber generell davon abraten, und zwar generell für alle Koniferen-Arten.

Stattdessen sollte man den Keimling mitsamt einem Stück geschlossener Erde (Substrat) ausstechen und so  umpflanzen. Wenn das bedeutet, daß 2 oder 3 Keimlinge zusammenstehen, sollte man es dabei lassen, und entweder ein botanisches Experiment (oder Kunstwerk) draus entstehen lassen; oder man wartet einfach ab, wieviele nach 2 oder 3 Jahren überhaupt überlebt haben und muss dann evtl. später eben einen Sämling opfern.

Man sollte sich ein geeignetes Werkzeug basteln, etwa aus einer Blechbüchse oder einem Stück Rohr.

Wer es sich platzmässig leisten kann, kann natürlich von Anfang an auf Abstand säen. Das kommt insbesondere für hochwertiges und teures US Saatgut in Frage.