Hi Justin,
Es gibt Kulturbäume mit großen Maronen, und wilde Bäume mit kleinen. Wie gut sch die Eigenschaften vererben (Sorten-Echtheit) weiß ich nicht. Bedenke daß gegenseitige Bestäubung (mehrere Bäume) vorteilhaft ist.
Ich habe zwischen 2004 und 2006 an die 80 oder 90 Castanea angezogen, zumeist von 'wilden' Waldbäumen höherer Lagen, inzwischen sind noch gut 50 (?) übrig die gerade zu Jungbäumen (Teenagern) heranwachsen
Es war nicht schwierig. Wichtig ist allerdings daß Mäuse die Samen nicht erreichen können. Daher habe ich damals ein maus-sicheres Hochbeet gebaut (unten auf Lochpflaster stehend damit auch keine Wühlmäuse hereinkommen, ein Drahtnetzboden ginge aber auch).
Frost-sicherer ist im Boden (am Grund). Dann musst Du aber um das Pflanzbeet einen Wühlmauszaun in der Erde versenken, mindestens 20cm tief und nochmal 20cm oberirdisch.
Aussat vorzugsweise im frühen Frühjahr damit die Gefährdungszeitspanne verringert wird. Lagerung dementsprechend kühl (+2°) und nicht zu trocken zB. in feuchten Tüchern oder in feuchtem Sand, bei nur wenigen Samen am besten im Kühlschrank. Vorsichtshalber würde ich regelmässig auf Schimmel kontrollieren, der die Auskeimung befallen kann; Tücher daher alle paar Wochen austauschen, dann evtl. ab und zu mit gering dosiertem Anti-Schimmelmittel einsprühen, welches aber die Auskeimung nicht schädigen darf. (Bin grad nicht sicher was hierzu am Besten wäre.) Wenn Sand, dann vielleicht diesen vorher desinfizieren (stark erhitzen). Es geht wohl auch ohne diesen Aufwand, ob Du ein (geringes) Risiko verkraften kannst ist deine Entscheidung.
Ein Stratifizieren (d.h. gelegentlich Temperaturen von sagen wir -2° aussetzen für jeweils ein paar Tage) ist wahrscheinlich vorteilhaft, ob es unbedingt notwendig ist sei dahingestellt. Einfach im Herbst aussäen und dem Frost aussetzen ginge wohl auch, dann würde ich sie ein wenig tiefer stecken (5 cm) und obendrauf noch eine isolierende Schicht mulchen (Laub o.ä.) damit sie nicht gefrier-trocknen; Maus-Schutz siehe oben.
Einpflanzen schon im ersten Herbst gut möglich, dann aber wieder mit Mausschutz der spätestens Ende des 2. Jahres unbedingt wieder entfernt werden muß, weil sonst die Wurzeln in das Drahtgeflecht einwachsen. Daher am besten wieder einen 'Zaun' bauen den man später leicht ausgraben kann -- auf keinen Fall einen Drahtkorb verwenden.
Bei meinen großen Stückzahlen habe ich übrigens andere Methoden angewendet, von Ablenk-Steckhölzern bis zu Steinblockaden unter denen die Wurzeln hindurchwachsen können. Einzelne Ausfälle gabs aber dennoch, eigentlich kontinuierlich über Jahre bis die Bäumchen deutlich größer als 2 m sind -- das kann auf schlechtem Standort und nach Verbissschäden auch mal Jahre dauern. Die Regenerationskraft der Esskastanie ist aber extrem hoch, also Angefressene nicht herausreissen sondern abwarten.
Castanea ist relativ robust und kommt auch auf steinigem Boden oder mit gelegentlicher Trockenheit zurecht.
Die Angaben zu Bestäubung und Fruchtreife in der deutschen Wikipedia entsprechen übrigens nicht meinen Erfahrungen, bei mir hatten 5jährige Bäume bereits reiche Blüte und einzelnen Fruchtansatz, ein Baum ist heute (mit <15 Jahren) bereits als tragend zu bezeichnen, und zwar ausgerechnet ein Solitär ohne jeden Frembestäuber.