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England- und Wales-Trip vom 19.08 - 27.08. 2013 -1-
Odysseus:
Liebe Baumfreunde,
Heike und ich waren 9 Tage in England und Wales unterwegs. Heike wollte ich ein paar Leute vorstellen, die ich seit langem nicht gesehen hatte. Dazu ein paar Parks und Gardens und die wunderschöne Landschaft der Brecon Becons und der Snowdonia Region, mit einem Abstecher nach Manchester ins National Football Museum und zum Schluss ins National Pinetum Bedgebury. Und für euch ein Eindruck unserer Fahrt.
Route: Dover, Sherborne/Montacute House, Stopp in Shepton Mallet (Roundabout-Baum), Wells/Bishop's Palace Gardens, Caldicot (privat), Brecon/Pen y Fan, Welshpool/Leighton Redwood Grove: Fallen Tree, Criccieth/Snowdon, Bodnant Garden, Manchester/National Football Museum/Lyme Park/Fletcher Moss Park, National Pinetum Bedgebury, Dover.
1. Sherborne und Montacute House
In Sherborne waren wir eigentlich nur zum Übernachten. Es stellte sich aber heraus als Städtchen („schönstes Dorsets“), in dem man auch länger bleiben könnte. Es war einst die Haupstadt des anglosächsischen Königreichs Wessex. King Alfred ist hier zur Schule gegangen. Viele Fachwerkhäuser mit eigentümlichen Balken-Konstruktionen, schnuckelige romantische Pubs, eine Abbey, Manor Houses, Castle-Ruinen finden sich hier.
Montacute House liegt ein paar Meilen weg. Ein typisches Manor House eines wichtigen Lords mit alten Zedern und einigen dicken und hohen Mammutbäumen nahe einer Allee (35 m hoch, im Schnitt 7,50m Durchmesser, so um die 100 Jahre). Das ist das übliche, sieht man sehr oft.
Bemerkenswert: Nahe am Eingang stehen etwa 3-4 S. sempervirens hintereinander, die die rechte Seite einer Art Allee bilden. Die linke Seite fängt an mit einer dicken, wohl dürr werdenden Montereyzypresse, dann kommen ein paar, schätze mal, hundertjährige Eiben und zum Schluss hat man noch einen abgestorbenen Baumstumpf stehen lassen. Die S. sempervirens sind etwa 15m hoch. Sie sind wohl oben immer wieder abgeschnitten worden (Man kann’s von außen und innen nicht sehen, die Äste sind zu dicht), denn für ihre Dicke sind sie viel zu niedrig. Und sie wachsen alle mehrstämmig aus einem am Grund abgeschnittenen Altbaum.
Eine weitere Merkwürdigkeit, die ich noch nie gesehen habe, ist eine lang gezogene, insgesamt vielleicht 500m lange, Eibenhecke mit ganz unregelmäßig geformten, wannenförmigen Einschnitten und wülstigen, wellenartigen Ausbuchtungen. Ist nicht unhübsch und strahlt eine Ruhe aus wie die Dünung eines Meeres.
Abgesehen davon ist Montacute House nichts Besonderes.
Im zugehörigen Shop haben wir uns beim Kauf eines Buches über die schönsten Gärten des National Trust mit einem englischen Touristen unterhalten. Der hat den Bishop’s Palace Garden in Wells vorgeschlagen. Das haben wir dann auch gemacht: größer und mehr Vielfalt.
Odysseus:
2. Mammutbaum auf Roundabout in Shepton Mallet
Den Mammutbaum hab ich schon oft bei der Durchfahrt durch Shepton Mallet gesehen und jetzt endlich aus der Nähe. Er steht sehr malerisch mitten im Roundabout, ein paar hundert Meter weiter steht noch einer (wegen Gegenlichts blöd zu fotografieren).
Odysseus:
3. Wells
Auch wieder eine alte, traditionsreiche Stadt mit bedeutender Rolle in der englischen Geschichte. Wunderschön gelegen und groß die Kathedrale und gleich darunter der Bischofspalast mit einem großen Park mit Gartenbereichen außen herum: unserem Ziel und dem vieler anderer Touristen.
Viele alte (die meisten gepflanzt um 1855) Bäume auf großzügigen freien Flächen, darunter Holm Oak, Eiben und ein Götterbaum, den wir gemessen haben: Durchmesser: 1,41m, Höhe 25m.
Bemerkenswert einige Skulpturen im Park: aus Steinen zusammengesetzte, menschliche Figuren in gewöhnlichen und ungewöhnlichen Stellungen.
Und der Anfang eines Spruches auf einem mit einer Schwingung aus dem Boden auftauchenden und wieder wellenförmig eintauchenden Band aus Sandstein im „Garden of Reflection“. Der Garden of Reflection: Leider sind das erst ein paar kümmerliche, dünne Birken. - LOL. Später auf einem Hinweisschild der vollständige Spruch von Antonio Machado:
“Wanderer, your footsteps are the path and nothing more; wanderer, there is no path. The path is made by walking. By walking one makes the path, and upon glancing back, one sees the path that never will be trod again. Wanderer, there is no path, only wakes upon the sea.”
(“only wakes upon the sea”: Sehe ich nicht so. Aber gut, es ist ja ein Garden of Reflection. …
Odysseus:
4. Pen y Fan.
Nach Übernachtung und einem rührenden Treffen mit englischen Freunden, die ich 1982 zum ersten Mal und vor über 10 Jahren zum letzten Mal gesehen hatte (und nun endlich mal Heike persönlich vorstellen konnte), wollten wir nachmittags noch auf den Pen y Fan, den mit 886m höchsten Berg von Südwales. Leider alles im Nebel. Also um den Berg herum in unser Nachtquartier bei Mike in Tal y Bont. Drei dicke, schätze achtzigjährige, Western Red Cedars vorm Haus, dahinter ein herrlicher Privatpark mit Schwimmbad.
Interessant: Mike hat eine rot blühende Rosskastanie, die mucksch aussieht und wohl schlapp macht. Hab versprochen, ich schick ihm ein paar Conkers von rot blühenden Kastanien im Herbst. Übrigens, die weiß blühenden Rosskastanien haben die Kastanienmotte hier nicht, aber der Eichenprozessionsspinner macht hier auch Probleme.
Nach walisischem Frühstück (nach Mikes Version ohne Blackpudding): Kippers, grittled eggs, mushrooms, baked tomato, bacon, beans, onion rings, hashbrowns, sausages, toast, Saft und Obst ---> Gürtelschnalle ein Notch weiter - sind wir wieder ein Stück zurück gefahren und haben uns bei bestem Wetter auf den Pen y Fan gemacht. Schöner Aufstieg (1 Stunde) und oben eine herrliche Aussicht.
Unten: meine diesjährigen Lieblingsblumen: Rose-bay willowherb (Weidenröschen).
Odysseus:
5. Vom Pen y Fan weiter nach Welshpool/Leighton: Redwood Grove mit „Fallen Tree“. (Danke hier ausdrücklich Micha von der Sequoiafarm für den Tipp!). Hab mit dem Warden, David, mehrmals telefonieren müssen, um den Grove zu finden. - Problem in England und Wales: Häuser haben oft keine Hausnummern oder/und keine Straßennamen, sondern Hausnamen, gibt man den Postal Code ins Navi, gilt der mitunter - wie im Fall hier auf dem Land - für einen Bereich, der Kilometer umfassen kann.
Na ja, vor Pub rechts ab, einen steilen Weg hoch und einen steilen Weg wieder runter - endlich Parkplatz mit karger board map und vor uns ein Wald mit Redwoods. Redwoods, Redwoods, Redwoods. Nur Redwoods. Eine so schön wie die andere, alle so zwischen 90cm und 1,50m im Durchmesser und um die 40-50 m hoch. David hat gesagt, zum Fallen Tree den linken Weg ganz hoch, keinesfalls abwärts. - Der linke Weg geht aber abwärts. Also nehmen wir den rechten Weg ganz hoch bis an Schranke. Oben vielleicht 50jährige Douglas. Kein Fallen Tree. Nehmen nächsten, mittleren Weg. Erreichen Ende, wo größeres, leer stehendes, altertümliches, ehemaliges Verwaltungsgebäude steht. Davor: dicke Abies grandis, ein paar dicke BM und noch etliche alte Kiefern-, Tannen-, und Fichtenarten (später sehen wir, das ist der Arboretumsteil).
Weg zurück. Kein Handy-Empfang. Noch anderthalb Wege übrig, und es wird immer dunkler. Ist sowieso dunkel im Redwood-Wald. Aber wer sagt, dass der Baum direkt am Weg ist? - Ich sehe was vom mittleren Weg. Gehen quer durch den Wald. Tatsächlich, da liegt er:
25,70 m lang, 9 größere Äste (die 2 vordersten schon vertrocknet), die zu Bäumen geworden sind; unteres Ende 1,50m dick.
Er ist 1936 vom Sturm umgeworfen worden.
Insgesamt umfasst der Redwood Grove etwa 10 Hektar. Davon sind 6,5 ha 1934 eingepflanzt worden, der Rest sind ein paar offene Flächen, Mischwald und Redwoods von 1857.
Jahresniederschläge hier 1050 mm, Boden schwerer Lehm. Hanglage. War feucht vor der Redwood-Pflanzung. Sieht man noch an der Vegetation vor dem Wald. David sagt, die Redwoods pumpten regelrecht das Wasser aus dem Boden.
Vor 2 Jahren hätten Leute von Kew mit Lasermessgeräten die höchsten Bäume mit 47 Metern gemessen. Heike und ich haben eine Höhe gemessen: 43m und 1,40m dick.
Am nächsten Morgen kommt David zu uns ans Hotel in Criccieth und erzählt uns noch ein paar Sachen: Fallen Tree: Die Äste, die sich beim Fallen in den Boden gebohrt haben, haben sich zu Wurzeln entwickelt, die Äste nach oben zu Stämmen.
Von den Ästen/Stämmen nach vorne werden noch mehr vertrocknen. Es ist dort sehr dunkel im Wald (auch blöd, ohne Stativ zu fotografieren. Blitz leuchtet nur den Nahbereich aus.), weil die Bäume um den Fallen Tree herum ja genau so alt sind wie der umgefallene, dicht stehen, und ihn also ziemlich beschatten. Ich werde mal David fragen, ob er ihm vielleicht mehr Licht gibt und ein paar Bäume außen herum umsägt. Er will sowieso in den nächsten Jahren noch mal durchforsten lassen.
Laut David ist das wohl der wertvollste Baumbestand Großbritanniens. Kann man sich gut vorstellen. Im Altbestand stehen > 3000 Festmeter/ha. Im Bestand von 1934 > 1400 Festmeter/ha. Fragen muss ich ihn noch, welche Abnehmer er für das Redwood-Holz hat. (Informationen alle von David).
Noch eine Bemerkung zu den dicken Mammutbäumen allgemein: In England und Wales stehen praktisch in jedem Dorf ein oder zwei oder mehr S. giganteum-Bäume von 30 bis vielleicht 40 oder mehr Metern Höhe und einem Umfang von 5 bis 8 Metern: Alle, die wir gesehen haben, sind gesund. Alle. Bevor wir den Grove fanden, hatte uns das Navi zu einem Estate geführt, dachten schon, wir seien richtig: Ein paar hektargroße Pferdekoppeln, darauf vielleicht 20 bis 30 alte Bergmammutbäume. Alle gesund. Kein Kronensterben, keine großen, braunen Stellen unten.
(Laut David soll hier in Leighton auch die Leyland-Zypresse gefunden worden sein).
Hätte ich beinahe vergessen: Hörten das tiefe Krächzen von Raben im Wald.
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