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Wie sollen wir Zwiesel einordnen?
denniz:
Grundsätzlich scheitert die Einordnung von Zwieseln an unserer 130cm -Hürde.
Würden alle Bäume auf 20cm Höhe gemessen wäre ein Zwiesel kein Problem.
Kann man vielleicht eine Formel entwickeln in der mehrere Stämme zu "Einem Messwert" addiert werden?
ratlosen Gruß
Denniz
xandru:
Hallo Denniz,
--- Zitat von: denniz am 11-Januar-2014, 21:19 ---Kann man vielleicht eine Formel entwickeln in der mehrere Stämme zu "Einem Messwert" addiert werden?
--- Ende Zitat ---
Das ist mathematisch kein Problem. Vergleichbar ist auch in diesem Fall der gesamte Querschnitt aller Einzelstämme. Man kann also alle Flächen addieren und zusammenzählen; dann denkt man sich einen Kreis mit dieser Gesamtfläche und berechnet den theoretischen Durchmesser.
Zwei Stämme mit 1,4 m Durchmesser haben zum Beispiel die gleiche Fläche wie ein Stamm von 2 Metern.
Drei Stämme mit 1 und 2 und 3 Metern Durchmesser haben die gleich Fläche wie ein Stamm von 3,75 Metern.
Die Formel dazu wäre: √(a² + b² + c² + …) Dann würde man tatsächliches Vergleichbares vergleichen. Aber dieses Verfahren ist sicherlich für uns zu kompliziert. Es genügt, in der Bemerkung die Messwerte für die Einzelstämme anzugeben.
Immerhin ist aber unser Durchmesser eigentlich auch eine mathematische Fiktion. Direkt messbar ist einzig der Umfang. Bei einem ovalen Querschnitt ist der tatsächliche Durchmesser in der einen Richtung größer und in der anderen Richtung kleiner als der rein rechnerische Wert. Daher messen sie zum Beispiel in La Granja auch den tatsächlichen Durchmesser zweimal in unterschiedlicher Richtung.
Mathematische Grüße,
Wolfgang
Rainer:
Hallo zusammen!
Aber sollte man eigentlich nicht auch unterhalb von 1,3 m Höhe messen, wenn da der Umfang geringer ist? Also so wird es bei Monumentaltrees bei anderen Baumarten gehandhabt. Hier die Anleitung dazu, woran ich mich aber auch nicht immer halte. Es müsste also zunächst mal geklärt werden, ob es ein oder zwei/mehrere Bäume sind. Dies kann man nicht unbedingt zwingend an der Höhe von 1,3 m fest machen. In jungen Jahren zwieselt sich der Stamm unterhalb von 1,3 m, in späteren Jahren dann oberhalb von 1,3 m. Wird aber dann aus ehemals zwei Bäumen in späteren Jahren ein Baum? Handelt es sich um ein Baum, dann also mit zwei Stämmen ab einer bestimmten Höhe, misst man den Umfang an der geringsten Stelle, unterhalb von 1,3 m Höhe. Gehen die Stämmlinge aber bereits vom Boden ab getrennt nach oben, was für zwei Bäume spricht, dann jeweils Einzelmessungen der Stämmlinge in 1,3 m Höhe. Die UM-Reihe auf der Mainau sind auch in dieser Sicht wieder ein Sonderfall, da dort auch noch tief angesetzte Äste hinzukommen. Da müsste man wohl tatsächlich von Baum zu Baum entscheiden, was alles in die Messung mit eingeschlossen wird. Bei diesem UM könnte man eventuell links von einem Nebenstamm, der schon stark mit dem Hauptstamm verschmolzen ist, und rechts von einem Seitenast, der Bodennah abgeht, sprechen? Gefühlsmäßig würde ich da jetzt in 1,3 m Höhe um die zwei Stämmlinge messen und den rechten Seitenast außen vor lassen. Bei diesem UM würde ich wohl den linken Stamm/Ast bei der Messung weglassen. Der nach vorne gerichtete aber nicht mehr, weil der bis über 1,3 m Höhe bereits mit dem Hauptstamm verschmolzen ist. Da jetzt aber auch noch oberhalb der Teilung zu messen, macht in meinen Augen wenig Sinn. Man müsste das aber auch noch bei jedem UM im Register mit vermerken, wie gemessen wurde. Das wäre aber mal eine Aufgabe, alle UMs der Allee einen getrennten Eintrag verpassen, wo das alles gemessen und vermerkt wird. Freiwillige vor 8)
Viele Grüße,
Rainer
denniz:
Hallo Rainer,
Ganz ehrlich: Ist es nicht wirklich völlig egal wie genau jetzt der dickste Baum zustande kommt?
Die Frage die ich mir hier stelle ist: Wozu dient diese "genaue" Messung denn dann? Rekordlisten? Wer hat den Dicksten? :o ;D
Zwiesel bringen unser System durcheinander - das Schöne an der Natur ist doch dass sie für jedes
System eine Ausnahme parat hat...
Ein bewährtes System wie z.B. bei Monumental Trees anzunehmen halte ich für sinnvoll.
chaotischen Gruß
Denniz
xandru:
Hallo,
@Rainer: Danke für den Link nach MT. Das scheint mir ganz gut und brauchbar. In dieser Community messen wir freilich bei einstämmigen Bäumen am Hang unterschiedlich: Einige nehmen nach der Wald-Mess-Lehre den höchsten Bodenpunkt. Andere nehmen einen tatsächlichen Bodenpunkt am Baum in mittlerer Höhe. Wieder andere schätzen die Höhe des damaligen Keimpunkts; das erweist sich aber als spekulativ.
Wir haben uns bekanntlich mal geeinigt, dass wir die 1,30 vom höchsten Bodenpunkt aus messen (das handhaben Tina und ich so). Zusätzlich ist bei einem Wurzelhügel eine Pflanzpunkt-Messung sinnvoll; die kommt aber nicht in das BHD-Feld.
Im europäischen Kontext sollen wir streng genommen eigentlich den 1,30-Wert in einem anderen Feld halten als den 1,50-Wert. Ein-Meter-Werte gehören eigentlich gar nicht in das DBH-Feld, sind aber für einige Schweizer Bäume das einzige, was wir haben. Doch vorerst müssen wir noch eine Weile mit dieser Unschönheit leben.
Zu den mehrstämmigen Bäumen bzw. Zwieseln gefällt mir die Anleitung von MonumentalTrees sehr gut.
Mein Fazit wäre folgendermaßen: Jeder Baum bekommt einen sortierbaren Primär-Wert in das DBH-Feld. Mein Prinzip wäre: Die Mess-Methode soll nun keine hohen Messwerte herausschinden, sondern im Gegenteil die schlankste sinnvolle Variante favorisieren. Das begünstigt die folgenden Optionen:
* Bei einstämmigen Bäumen ermitteln wir den Primärwert 1,30 über dem hanghöchsten Bodenpunkt am Stamm.
* Bei einer Gabelung im 1,30-Bereich sollten wir tatsächlich den schlankesten Wert zwischen Boden und Gabelung notieren (plus Mess-Höhe in die Bemerkung).
* Wenn in 1,30 bereits mehrere Stämme vorhanden sind, sollten wir vielleicht den Wert des Hauptstamm als Primärwert eintragen.
* Die Mainau-UMs scheinen mir eine seltene Ausnahme. Mein Vorschlag: Das sind keine echten Zwiesel, sondern in der Regel ist ein Trieb eindeutig der Hauptstamm. Hier sollten wir vielleicht immer nur den Hauptstamm messen und die Seitentriebe herausrechnen. Dies gemäß dem Prinzip der vorsichtigsten Messung (das Gegenteil des Zentimeter-Schindens).
@Denniz: Die Frage nach dem Dicksten (oder Höchsten) hat wissenschaftlich sicherlich einen begrenzten Erkenntniswert. Aber sie hat einen hohen anekdotischen Wert nach draußen.
Es ist wie in der Geschichte. Wenn es in einer Burgführung heißt: „Auf diesem Thron saß schon Barbarossa“, ist die historische Erkenntnis gleich Null – ich verstehe weder die Burg noch Barbarossa besser. Aber dem Laien wird das Erlebnis lange in Erinnerung bleiben. Und wenn es um die Rettung eines dicken Baumes geht, werde ich besser überzeugen mit dem Argument: „Das ist der siebt-dickste Mammutbaum von Deutschland“ als wenn ich sage: „Das ist einer der dicksten“. Menschen lassen sich von schlichten Zahlen leichter beeindrucken als von komplexen Zusammenhängen.
Biggus-Dickus-mäßige Grüße,
Wolfgang
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