Aber es scheint einfach in Mode gekommen zu sein, einfach erstmal alles "umzusäbeln".
Ich habe das Gefühl, dass einem immer größerem Teil der Gesellschaft solangsam der Bezug zur Natur flöten geht. Man hört immer Sprüche wie "das Ding macht nur Dreck" oder "der dumme Baum nimmt einem das Licht weg".
...
Und das ist echt schade, wir kennen doch alle hier genug Beispiele, das eine Koexistenz mit großen Bäumen im heimischen Garten funktioniert.
Moin,
ich denke, daß man das Problem differenzierter sehen muß.
Das Hauptproblem sehe ich in den extrem kleinen Grundstücksgrößen, die heute leider üblich sind. Ich wohne hier im alten Bestand und habe 6.ooo m², aber heutige Grundstücke sind doch nur noch um die 500m² groß. Da stellst ziemlich mittig ein Haus drauf, an einer Seite noch einen Car-Port dran und wenn du dann zu allen Seiten den gesetzlichen Grenzabstand von 3m (zwischen Bebauung und Grundstücksgrenze) einhälst, ist das Grundstück schon komplett voll.
Also wenn Bäume wieder in die Wohngebiete rein sollen, sollten wir zusehen, daß die Gebiete nicht immer weiter verdichtet werden, indem bestehende Grundstücke zu diesen Mini-Parzellen aufgeteilt und vollgebaut werden. Das hätte dann natürlich zur Folge, daß die Fläche weiter zersiedelt wird.
Ein anderes Problem sehe ich bei den Stadtverwaltungen. So lange große Bäume beim Eigentümer Kosten in z.T. extremem Umfang verursachen, kommt natürlich irgendwo die Überlegung: "Kosten sparen, Baum umhauen."
Ich sehe es ja bei mir selber:
- Klar kostet es nicht viel einen Baum auf Standsicherheit untersuchen zu lassen und zu pflegen. Aber ich habe nicht einen Baum hier sondern hunderte! Da sind wir dann ganz schnell bei hohen fünfstelligen Euro-Beträgen.
- Wenn ich "den Dreck", also Grünschnitt, beim lokalen Kompostwerk abgeben will, muß ich dafür noch 50,- € / Tonne zahlen. Nur mal zum Vergleich: Die Entsorgung von asbestbelasteten Ethernit-Platten als Sondermüll kostet auch nur 65,- € / Tonne. Wenn man Bäume erhalten will, muß die Grünschnittannahme kostenlos laufen. Gottseidank habe ich genug Platz meinen Grünschnitt selber zu kompostieren, ich bringe es da jährlich auf ca. 80m³ von dem Zeug (also zwei ganz große Müllkippen voll).
- Weg mit der Verkehrssicherungspflicht! Seit Herbst letzten Jahres hat der BGH gottseidank festgestellt, daß ein Förster keine Verkehrssicherungspflicht hat. Will sagen: Jeder, der in den Wald geht, hat mit waldtypischen Gefahren (also das auch mal ein Ast runterfällt) zu rechnen. Insb. bei Sturm sollte jeder Spaziergänger damit rechnen. Ich hoffe immernoch inständig, daß das Vorgehen auch auf private Baumbesitzer übertragen wird, um das Haftungsrisiko in Grenzen zu halten.
- Wenn wir schon bei der Industrie von einem Handel mit CO2-Zertifikaten sprechen, sollte man sowas vielleicht auch mal auf Baumbesitzer ausdehnen. Es gibt also Geld dafür entsprechend große Bäume stehenzulassen, nur mal so als Idee.
Hoffentlich bin ich damit jetzt niemandem auf den Schlipps getreten. :-\