Ich habe bei meinen Pflanzungen irgendwann festgestellt, daß diese 'ihren eigenen Willen' haben und seitdem hat sich mein Selbstbild vom gestaltenden Künstler weg zum Betreuungsbeauftragten eines lebendigen Ganzen entwickelt.
Ich empfinde einen Garten oder Wald (nachdem ich ihn über alle Jahreszeiten kennengelernt habe) als organische Gemeinschaft, idealerweise fast ein Gesamtorganismus: Wenn alle Mitglieder ihren Platz gefunden haben (oder in zuverlässiger Weise fluktuieren) und gut miteinander auskommen, d.h. sich ergänzen oder sogar gegenseitig fördern (anstatt sich zu verdrängen), und sich über die Jahre hin, unter natürlicher ständiger Veränderung, gemeinsam entwickeln so daß man den Charakter des Ortes als ein Kontinuum oder wie eine 'Persönlichkeit' wahrnimmt.
Das bedeutet (obwohl der Alltag manchmal anders läuft), daß ich idealerweise die 'Community' frage wenn ich etwas Neues dazupflanze. Ich versuche zu unterscheiden zwischen dem, was ich experimentell und aus persönlichen Gründen will und dem, was für die Community auf jeden Fall gut ist. Als Waldökologe mit Grundausbildung in Pflanzensoziologie kann ich diese Unterscheidung relativ leicht machen.
Wenn ich aus persönlichen Gründen etwas Neues einführen will, denke ich vor Ort lange drüber nach bzw. stelle es mir vor (das ist das 'Fragen') und wenn ich in Aktion trete sehe ich das lediglich als 'Vorschlag' den ich mache. Wird er abgelehnt (Pflanze kümmert, geht ein oder wird zerstört) versuche ich dasselbe nicht wieder. Es läuft darauf hinaus daß nur das, was gut wächst, auch dorthin gehört. Das Community-Konzept bedeutet andererseits auch, ungeplante Dinge die sich von selber entwickeln zu respektieren.
So kann man wohl nur mit einem Ort 'kommunizieren' den man schon lange und sehr gut kennt. Deine Situation, Dennis, ist typisch: Selber gepflanzt und aufgezogen. Da entwickelt sich über Jahrzehnte hinweg so eine Art innerer 'Dialog'.
Nach diesem Konzept ist es eine Aufgabe für den betreuenden 'Gärtner' oder besser, Partner, den Charakter des Ortes wahrzunehmen und bei seiner Entwicklung zu helfen.
In diesem Sinne fühle ich mich nicht mehr 'offen für alles' sondern irgendwie in der Pflicht.
Soviel wollte ich dazu sagen.
ps. Wenn ich mal über Fitzroya-Saatgut stolpere denke ich an Dich und die Farm. Selber anziehen würde ich aber nur welche wenn der finale Standort geklärt ist. Bei mir zuhause ist das Wetter wohl zu rauh (Dürre- und Tieffrostperioden, und sehr windig.)