Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Experten- und Fachbeiträge

Frage zur Genetik der Wilhelma Bäume

(1/2) > >>

MaPr:
Hallo Community,

eine Frage an die altgedienten Experten unter Euch:

Gibt es Untersuchungen/wiss. Arbeiten, die sich mit der Genetik der Wilhelma Bäume beschäftigen. Mit der Nähe ihrer Verwandtschaft zueinander, der Güte des Saatguts das sie inzwischen hervorbringen, ev. auch mit der genetischen Nähe zu gleich alten Bäumen aus der Schweiz oder Österreich oder mit dem wahrscheinlichen Herkunfts-Grove in der Sierra Nevada ? Wieß jemand von Phyllogenetischen Untersuchungen etc.

Hintergrund meiner Frage ist, dass zB Saatgut von Absaaten der Wilhelma-Bäume in Stuttgart verkauft wird und sich mir die Frage stellt, wie groß der zu erwartende Qualitätsunterschied zu amerikanischem Saatgut sein könnte, was abgesehen von den aktuellen Standort-Bedingungen (Niederschlag, Sonneneinstrahlung, Temperaturen) die sicher auf die Qualität des Saatgutes wirken auch an der genetischen Vielfalt der Bäume selbst liegt.

LG,
Martin

xandru:
Hallo Martin,

Deine Frage ist absolut spannend. Gäbe es eine solche Untersuchung, dann könnte man unter Umständen bei einigen älteren Exemplaren im Württemberger Raum beweisen oder ausschließen, dass sie zu der Lieferung von 1865 gehören.


--- Zitat ---Wilhelma-Bäume in Stuttgart
--- Ende Zitat ---
Ausgerechnet die ID 15 – also das BM-Wäldchen in der Wilhelma – ist ja ein Sammelsurium von Bäumen unterschiedlichen Alters, wie die Bilder im Thread zeigen. Ferner ist dort der Boden so extrem schlecht und der Abstand so gering, dass auch die ältesten Bäume nicht nach 1866 aussehen. Einen typischen Ausschnitt mit der ganzen Spannbreite zeigt das jüngste Bild eines KMs; von dem ganz kleinen (rechts unten vorn) bis zu dem isoliert stehenden BM in Verlängerung des gemulchten Weges (links hinten). Der Hauptteil der Gruppe steht freilich oberhalb des Weges, das erste Bild dieses Beitrags zeigt wieder am linken Bildrand den gleichen gemulchten Weg, und zwar in genau die andere Richtung.

Ich habe nun überhaupt keine Ahnung, in welchem genetischen Verhältnis die älteren und die jüngeren Bergmammutbäume dort zueinander stehen. Haben die Gärtner nur hauseigenen Saatgut verwendet oder haben sie dort Nachwuchs beliebiger Herkunft gepflanzt?


--- Zitat ---Absaaten
--- Ende Zitat ---
Diesen Begriff habe ich gerade nachschlagen müssen. Offenbar handelt es sich um Nachkommen einer Pflanzengruppe, ohne dass (hier liegt der Unterschied zu einer Kreuzung) beide Elternpflanzen genau bekannt wären.

Ich sehe in deiner Frage zwei Aspekte: Die Qualität des Saatguts (ist das die Keimquote?) und die genetischen Vielfalt. Die Keimquote hängt sicherlich stark von den Bedingungen der Sammlung und Handhabung der Zapfen ab und ist eigentlich nur dann ein Thema, wenn du nicht einfach jeden Tag hingehen und beliebig viele Zapfen sammeln kann. Die genetische Variationsbreite dürfte hier extrem unsicher sein, weil die gärtnerischen Randbedingungen der vergangenen 145 Jahre nicht eindeutig bekannt sind.

Deutlich homogeneres Material dürfte von eindeutigen Wilhelma-Standorten außerhalb der Wilhelma zu erwarten sein, bei denen eine Gruppe alter BMs allein im Wald steht und weit und breit keine anderen Vertreter dieser Spezies stören – zumal solche unbekannter Herkunft. Lorch (9 BM), Vellberg (insgesamt 6 BM) und Bad Herrenalb (3 BM) fallen mir da spontan ein, aber auch Oberspeltach (insgesamt 4 BM) oder Vorderuhlberg (zusammen 2 BM) kämen vielleicht in Frage.

Zu diesem Thema sind also spannende Antworten zu erwarten, wenn sich wirklich einmal ein Genetiker mit den Wilhelma-Bäumen beschäftigen sollte.

Erwartungsvolle Grüße,
Wolfgang

TaunusBonsai:
Moin ihr Geneticker,

was die DNA-Analyse bei Bergmammutbäumen angeht, gibt es meines Wissens ein Forschungsprojekt. Ich meine, an der Uni Freiburg. Lutz hatte da mal was drüber erzählt, als mögliches vom Verein zu unterstützendes Projekt.

@Martin: Da der Lutz aus privaten Gründen momentan wenig im Forum vertreten ist und diesen Thread vielleicht gar überliest, empfehle ich dir, ihm eine PM oder eine Mail zu senden, ob es mittlerweile zu diesem Projekt einen aktuelleren Stand gibt.


desoxyribonukleinsäurehaltiger Gruß aus'm Taunus vom Ralf

Wayne:
Hallo Ralf, hierzu kann ich sagen, daß ich im Auftrag des Vereins bereits 2 Sämlinge gesicherter Herkunft nach Freiburg zur genetischen Untersuchung geliefert habe....ich nehme an das weitere Untersuchungen folgen werden, es ist natürlich Ziel des Vereins, die genetische Herkunft der Wilhelma-Saat aufzuklären....

PS. bei eigenen Versuchen habe ich festgestellt, das Samen von Wilhelma-Bäumen (Ellenberg) eine weit geringere Keimquote (max 10%) als Samen von USA-Herkünften (bis zu 60% bei gereinigtem Saatgut) haben.

Gruß Wayne

Waldläufer:

Hallo,
eine nicht ganz uninteressante Fragestellung.
Wie unten angehängtem Artikel zu entnehmen ist wurde eine größere Anzahl der allerersten Versuche in Europa mit Saatgut des North Calaveras Groves
durchgeführt, da dieser Grove als erster 1852 entdeckt wurde. Dieser Grove ist der zweitnördlichste wobei die Verjüngungsfreudigkeit in den eher nördlichen
Groves deutlich abnimmt bzw. der Anteil von Inzuchtanteilen zunimmt. Insgesamt wurde eine Zunahme der genetischen Varianz oder Vielfalt bei Untersuchungen
von Nord nach Süd festgestellt. Eine hohe genetische Varianz ist sehr bedeutsam für die Anpassungsfähigkeit an neue Standorte.
Es ist auch nicht so daß nördlichere Vorkommen frosthärter wären. Hinsichtlich dieser fanden sich eher Belege für eine Abhängigkeit von der Meereshöhe.
Dies bedeutet daß eher Saatquellen aus der Mitte des Verbreitungsgebietes aus evtl. höheren Lagen geeignet erscheinen. Diesbezügliche Anbauversuche
rücken einige Groves hervor. Wie erwähnt ist diese Herkunft aus dem Northern Cal. Grove aber nicht sicher belegt. Vielleicht können erwähnte Untersuchungen
hier weitere Klarheit bringen.
Der enge u. schwachwüchsige Kleinbestand in der Wilhelma hat sein dürftiges Wachstum den trockenen Kuppenbedingungen aber auch dem Engstand zu verdanken. Bei einem Alter von 103 Jahren wurde seine Höhe mit nur 26m angegeben, die Messung ist natürlich schon lange her. Da nur von vitalen großen Bäumen mit vorwüchsigen Kronen gutes Saatgut zu erwarten ist erscheint mir dieser Bestand als nicht geeignet.
Der zweite Kleinbestand der an alten Bäumen nur eine Fläche von 6 ar aufweist also ca. 10 Bäume an der neuen Weinsteige ist wesentlich besser gewachsen
u. wurde im Alter 103 mit 38m angegeben. Der Grund sind bessere Wasserversorgung aufgrund von Hangwasserzuzug.
Dieser Bestand käme als Samenquelle evtl. in Betracht.
Allerdings ist bei deutschen Herkünften allgemein wie von Wolfgang erwähnt mit einer niedrigen Keimquote u. höherem Anteil von Inzucht zu rechnen
mit den entsprechend negativen Auswirkungen auf Wachstum u. Frosthärte.

                                                   VG           Bernt


http://www.fs.fed.us/psw/publications/documents/psw_gtr151/psw_gtr151_10_fins.pdf

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln