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[xandru]

Liebe Freunde des geknickten Mammuts,

Auf über 700 Höhenmetern, am Wildbader Kopf, ist zur Zeit noch ein Wilhelma-Mammutbaum verzeichnet: die ID 380. Im Register steht:

Baum fiel in der Neujahrsnacht 2006/07 einem Sturm zum Opfer

Die Zeitung weiß zu berichten, dass der BM durch „Lothar“ im Dezember 1999 freigestellt wurde und dass dann in jener Neujahrsnacht ein verhältnismäßig kleiner Sturm ausgereicht hat, den exponierten Mammutbaum zu knicken. Aber die Wildbader wollen die Ruine zur Erinnerung stehen lassen.

Also waren wir am vergangenen Sonntag dort, um die Koordinaten festzustellen und um den Zustand des Stammes zu dokumentieren.

In der Tat ist der Rest ebenfalls bereits vom Parkplatz an der Calmbacher Straße aus zu sehen. Fast dreihundert Höhenmeter später stehen wir erschöpft oben neben dem Stamm an der Wetterfahne – kein schöner Anblick.

…

[xandru]

…

Der Stamm ist abgebrochen. Die Rinde hängt teilweise noch in langen Streifen nach unten. In den vergangenen dreieinhalb Jahren ist das Holz völlig ausgebleicht.

…

[lk1992]

Heißt es nicht, dass Mammutbäume sehr sturmfest sind??? 

[Sischuwa]

...wahrlich kein schöner Anblick... sieht gespenstisch aus...
...in Bonsaikreisen sagt man zu solchen totholzbereichen : Jin und shari... in diesem Fall
shari...

[xandru]

…

Der Baum steht bereits am Hang, etwa drei Meter unterhalb des Weges. Ich habe mich hinunter gewagt und war beim Stamm. Dieser ist noch rötlich, wie das Blitzlicht zeigt. Bergauf stehen junge Bäumchen, bergab ist der Grund nicht gerade vertrauenserweckend.

Hinter dem Stamm hängen die zehn Meter langen Rindenbahnen fast bis zum Boden. Das ist mir dann doch zu riskant. Also verzichte ich auf die Messung. Viel mehr als ein Meter wird der Durchmesser nicht gewesen sein.

Aber es scheint, dass die Rinde des Baumes in Bodennähe bereits zu Staub zerfällt. Ich denke also nicht, dass dieser Baum nochmals treiben wird.

Die Geschichte wäre vermutlich anders verlaufen, wenn der Baum von Anfang an frei gestanden wäre. Dann hätte er – unter Last – einen ganz anderen Durchmesser entwickelt.

Auf den Google-Bildern vom 4.3.2000 ist zwar die leergefegte und bereits freigeräumte Höhe auszumachen, aber nicht dieser Baum. Leider habe ich im Web kein Bild gefunden, wie der Baum selbst und wie der Bestand um ihn herum vor dem Orkan Lothar ausgesehen hat.

Bedauernde Grüße,
Wolfgang

[Andreas Roth]

Heißt es nicht, dass Mammutbäume sehr sturmfest sind??? 

Na ja, er steht ja noch - es fehlt halt nur ein Stück... Im Zeitungsartikel wird erwähnt, daß im Sommer zuvor der Blitz in den freigestellten Baum eingeschlagen ist - möglicherweise hat dieser Einschlag den Baum schon so geschädigt, daß die Krone beim Wintersturm dann endgültig abgebrochen ist.

[xandru]

Hallo Thilo,

…in Bonsaikreisen sagt man zu solchen totholzbereichen : Jin und shari…

Das habe ich gerade mal nachgeschlagen. Normalerweise macht man das, damit der Baum älter aussieht, habe ich dort gelesen.

Dieser hier sieht aber ultimativ uralt aus

@lk

Dieser Standort ist extrem: Die Hochebene des Nordschwarzwalds fällt von 700 Metern Seehöhe an dieser Stelle plötzlich steil ab in das 260 Meter tiefe Tal der Großen Enz.

Vielleicht haben die extremen Durchmesser der Schweizer Bäume auch mit den Extremen des Föhnsturms zu tun. Ein Baum, der von Jugend an Stürme durchmacht, entwickelt sich eben anders. Umso interessanter wäre es, Bilder zu finden, die den Baum und seine Umgebung vor 1999 zeigen.

Spekulierende Grüße,
Wolfgang

[Michael D.]

Hallo,IK !

Heißt es nicht, dass Mammutbäume sehr sturmfest sind??? 

Das trifft auch bei entsprechender Stammentwicklung auch zu.Je enger die Bäume gepflanzt werden,umso schlanker entwickeln sich die Stämme.Wichtig ist auch,daß sie ihre Beastung möglichst lange behalten,hierdurch wachsen sie abholziger und bilden eine gute Stammbasis.Bei Freistand können sie auch entsprechendes Zug- und Druckholz entwickeln.Selbst stand ich vor einigen Wochen im Vogelsberg staunend vor drei samt Wurzelteller umgebrochenen Wald-BM´s und wollte es eigentlich nicht glauben.Hier war es auch so,daß die Bäume zuerst durch einen starken Sturm freigestellt wurden.In einem weiteren extrem heftigen Sturm (wobei es auch kerngesunde Eichen umgerissen hat) wurden dann die BM´s,in Verbindung mit ungünstigen Bodenverhältnissen,durch ihre schwere,weit oben liegende Krone umgehebelt.Das kleine Waldstück liegt auf einem Hügelchen inmitten von Feldern,hier dürften die Sturmböen genügend Anlauffläche gehabt haben,um entsprechend Wumm zu bekommen (von den anderen Nadelbaumarten stand kaum noch etwas,es sah aus wie ein gigantisches Mikado).

Viele Grüße ! Michael

[Xenomorph]

Hallo Wolfgang,

interessante wenn auch traurige Bilder! Du hattest neulich in irgend einem anderen Thread mal einen Zeitungsartikel zu diesem Baum gepostet. Vielleicht wäre es sinnvoll, den hier auch noch mal einzustellen? Dann sind die Hintergründe dieser tragischen "Geschichte" besser verständlich. Schade übrigens, dass die Leute in dem Artikel den Verlust des BM zwar bedauern, aber nicht auf die Idee kommen, einen neuen zu pflanzen.

Hallo LK (Benny?),

nichts ist unkaputtbar- auch ein BM nicht. Aber wenn ich diesen Zeitungsartikel richtig in Erinnerung habe, war eine außergewöhnliche Verkettung von unglücklichen Umständen nötig, um ihn in die Knie zu zwingen:

- erst im Dichtstand aufgewachsen mit der Folge eines hohen aber nicht sonderlich dicken Stammes und einer relativ kleinen Krone die nicht weit nach unten reicht.

- dann der erste Orkan, der alle anderen Bäume um ihn herum weggefegt hat (der BM ist aber stehen geblieben!).

- anschließend ein Blitzschlag, der den oberen Stammbereich offenbar "angeknackst" hat

- und schließlich noch ein zweiter Orkan, der den freistehenden, angeknacksten BM mit der ungünstig beschaffenen Krone schließlich gefällt hat. Wenn ein Baum nur sehr weit oben noch benadelt ist, bietet er auch nur dort dem Wind Widerstand, was zu einer extremen Hebelwirkung führt.

Also unterm Strich hat er sich m.E. sehr wacker geschlagen, jeder "Normalbaum" hätte da schon viel früher schlapp gemacht. Es wurde auch irgendwo mal ein BM gezeigt, der bei einem Hausbrand mit verbrannt ist, und gleich der Schluss gezogen BM wären gar nicht "feuerfest". In der Natur ist immer alles relativ: Natürlich sind sie nicht aus Schamott und Panzerstahl, aber im Vergleich zu anderen Baumarten haben sie ab einer gewissen Größe ungleich höhere Chancen, Stürme und Brände zu überleben.

Urzeitliche Grüße, Clemens

[TaunusBonsai]

Hallo Clemens,

Du hattest neulich in irgend einem anderen Thread mal einen Zeitungsartikel zu diesem Baum gepostet. Vielleicht wäre es sinnvoll, den hier auch noch mal einzustellen?

klick doch im ersten Beitrag des Thread einfach mal auf das Wort Zeitung...


mitlesender Gruß aus'm Taunus vom Ralf

[lk1992]

Hallo LK (Benny?)

Richtig! 

Danke für die ausführliche Erklärung, Clemens.

[xandru]

Hallo Clemens,

Schade übrigens, dass die Leute in dem Artikel den Verlust des BM zwar bedauern, aber nicht auf die Idee kommen, einen neuen zu pflanzen.

Danach haben wir natürlich auch gesucht. In Bronnweiler beispielsweise wurde ja ein Verlust durch eine Nachpflanzung ausgeglichen.

Aber ich denke nicht, dass der Standort direkt an der Kante so gut war; immerhin kann man den Rest ja fast während der ganzen Wanderung am Hang bewundern.

Innerhalb des Bogens, den der Weg dort schlägt, ist aber eine Hochfläche. Dort ist mit Sicherheit genügend Wasser. Da könnte man durchaus ein Mammutwäldchen pflanzen.

Aber am Hang versteckt steht noch ein kleinerer. Den habe ich gerade unter der ID 10742 gemeldet. Das ist übrigens ein echter Riesenmammut, denn kurz danach zweigt der steile Weg auf den Gipfel vom bequemen Fahrweg ab und folgt für die letzten 80 Höhenmeter wohl einer steinernen Riese, einem künstlich angelegten Hohlweg.

Riesige Grüße,
Wolfgang

[xandru]

Die Diskussion über die Sichtbarkeit von Links im Text habe ich mal abgeklemmt und zu einem eigenen Thread gemacht.

Sie führt vom Thema „Wetterfahne bei Wildbad“ weg.

Moderierende Grüße,
Wolfgang

[Waldläufer]

Hallo Wolfgang,
du erwähnst in deinem Bericht daß für diesen Baum noch keine Nachpflanzung erfolgt ist.
Wäre es für den Verein der Mammutbaumfreunde dann nicht ein Muß sich darum zu kümmern daß wenigstens bei Wilhelma-Altbäumen
dies erfolgt. Das zur Verfügung stellen von einer Jungpflanze sollte wohl kein Problem sein.
Zumindest könnte man das Forstamt ansprechen u. diesbezügliche Hilfe anbieten evtl. auch eine geeignete Stelle vorschlagen.
Mehr als eine wohlwollende Ablehnung kann nicht passieren.
                                           
                                                                nachpflanzender Gruß         Bernt

[xandru]

Hallo zusammen,

Brandaktuelle Nachricht aus Wildbad:

die beiden Bäume vor dem Bahnhof wie auch die zwei Bäume im Kurpark stammen höchst wahrscheinlich aus der ersten Lieferung von 1866.

Bei der Auslieferung der Pflanzen wurde an jedes Forstrevier (später Amt) 3 Pflanzen geliefert. Wildbad wurde als Staatsbad vermutlich mit der doppelten Zahl bedacht. Deshalb steht ein weiterer Baum an der Paulinenhöhe (ehemaliger Aussichtspavillon über Wildbad) und der sechste Baum stand bei der Wetterfahne einem Aussichtspunkt den der König sicherlich ab und zu bei seinen Aufenthalten in Wildbad besucht hat.

Herr B., Forstlicher Hauptstützpunkt Calmbach, Kepplerstraße 51, 75323 Bad Wildbad

Hier kommen nochmals die Links zu den sechs Bäumen in Bad Wildbad und den betreffenden Forums-Beiträgen (von Nord nach Süd):

Standort	Register	Forum
Wetterfahne (†)	(ID 380)	dieser Beitrag
Paulinenhöhe	ID 280	Beitrag
Bahnhof, nördlicher Baum	ID 10634	Beitrag
Bahnhof, südlicher Baum	ID 378	Beitrag
Kurpark, nördlicher Baum	ID 379	Beitrag
Kurpark, südlicher Baum	ID 10635	Beitrag

Es scheint, wir haben für das Register 4 weitere Wilhelma-Bäume nachgewiesen

Dokumentierte Grüße,
Wolfgang

edit 2010-08-16: jüngster Beitrag ebenfalls verlinkt