Hallo BM Freunde,
ich möchte euch die Erläuterung von Herrn Langwald nicht vorenthalten:
Sie wollten wissen, wann ein Baum als neue Sorte gilt und wer das festlegt.
Einfach gesagt, eine neue Sorte finden und einen Namen dafür vergeben, kann jeder.
Bei Sequoiadendron giganteum *Typ Wittboldt-Müller' war es so, daß Herr Wittboldt-Müller Saatgut ausgesät hat und im Saatbeet fiel ihm diese junge Pflanze auf, weil sie besonders blaunadelig war. Von dem schmalen, kegelförmigem Wuchs konnte man damals noch nichts sehen.
Herr Wittboldt-Müller hat auch Abies koreana ausgesät und war immer auf der Suche nach einer blaunadeligen Mutation. Eines Tages war es soweit. Er fand im Saatbeet eine Pflanze mit blauen Nadeln. Zunächst wurde dann über Veredlung ein blaunadeliger Mutterbaumgarten herangezogen.
Da Abíes koreana früh fruchtet, konnten sich bald die blaunadeligen Mutterbäume untereinander bestäuben und wir erhielten blaunadelige Sämlinge.
Die Sorte wurde Abies koreana 'Blauer Pfiff' genannt.
Eine andere, sehr häuftig vorkommende Möglichkeit, eine neue Sorte zu bekommen, ist es, eine Zweigmutation einer Pflanze über Veredlung oder Steckling zu vermehren. Viele Hexenbesenformen sind so in den Handel gekommen, die sich mehr oder weniger ähneln, aber im unmittelbaren Vergleich doch ein unterschiedliches Aussehen haben.
Bei Pinus oder Abies und auch Picea ist in den letzten Jahren geradezu eine Inflation neuer Sorten in den Handel gekommen.
Eine 3. Möglichkeit eine neue Sorte zu finden und zu bekommen, ist es, gezielt Kreuzungsarbeit zu betreiben.
Denken wir nur an die Landwirtschaft, die immer wieder neue Getreide-, Kartoffel- oder Mais-Sorten in den Handel bringt.
Herr Wittboldt-Müller hat sich sehr lange mit der Züchtung rein privat beschäftigt.
Eine neue Sorte aus dieser Züchtungsarbeit ist die Tanne Abies koreana x 'Inga'.
Wie kam es zu diesem Namen ?
Zunächst hatte Herr Wittboldt-Müller die Abies koreana mit weiblicher Blüte (Zapfen).
Auf diese Blüte gab er zur geeigneten Zeit den Pollen, den er von Abies lasiocarpa glauca abgenommen hatte.
Nach der Aussaat wurde eine Selektion dieser Sämlinge vorgenommen. Überwiegend sahen die Nachkommen so wie die Mutter (Abies koreana) aus. Einige gingen aber in Richtung Vater (A. lasiocarpa glauca).
Sie haben längere Nadeln und einer dieser Sämlinge war eben auch sehr blaugefärbt.
Die blaue Farbe ist immer ein Indiz für besondere Frosthärte.
Dieser Sämling wurde weier beobachtet und es stellte sich heraus, daß er einen sehr späten Austrieb hat, also nicht so spätfrostgefährdet ist, wie die Vaterpflanze es für gewöhnlich ist, da sie sehr früh austreibt.
Diese echte neue Tannenkreuzung, die die Merkmale beider Eltern beinhaltet, benannte Herr Wittboldt-Müller nach einer seiner Töchter, Inga.
Meine etwas umfangreichen Erläuterungen sollten Ihnen nur verdeutlichen, wie es zu neuen Sorten kommen kann.
Angemeldet und aufgelistet werden kann eine neue Sorte im "World Conifer Data Pool".
In Schriftform erhältlich als "The Worlds Checklist of Conifers". (1993 ISBN 0900513098)
Veredelt haben wir übrigens 30 Sequoiadendron. Wieviele weiterwachsen, ist noch nicht klar.
Gruss
Ivo