Hallo Lutz und andere Rater,
Es geht um den Text in Bronnweiler:
„UM 1860 VON KÖNIG WILHELM I
AUS SAMEN AUS DER TÜRKEI
HERANGEZOGEN“
die Ersteller des Schildes hatten entweder etwas (in der Landeskunde) verwechselt oder einen Anhaltspunkt zur Verfügung, der bisher in keiner mir bekannten Literatur erschien. Das letztere halte ich für wahrscheinlicher
Die Zeit-Angabe spricht in meinen Augen nicht für besonders gut informierte Informanten! Denn
wir wissen doch alle hier, dass die Samen 1864 bestellt, 1865 in der Wilhelma ausgesät und 1866 im Land verteilt wurden.
Dabei muss man wissen, dass die Wilhelma
mindestens bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Königs Privatgarten war. Die „Schwäbische
Alhambra“ ist im
Maurischen Stil errichtet. An der Fassade des Landhauses ist sogar deutlich der vom Hof-Orientalisten favorisierte und arabisch korrekte Name „
Al-Wilhelmiyya“
الولهلمية zu lesen; mein Bild unten stammt vom September 2006.
Kann es nun vielleicht sein, dass eine ungenaue Angabe wie etwa „aus dem königlichen maurischen Garten“ oder „aus den orientalischen Gärten des Königs“ von irgend jemandem missverstanden wurde? Oder es gab einen scherzhaften Sprachgebrauch, welcher den extrem privaten Park als „des Königs Türkei“ oder vielleicht als „Serail“ titulierte?
Immerhin war der Begriff „Türkei“
damals praktisch gleichbedeutend mit dem Orient, vom Balkan bis zum Indischen Ozean – mit allen Bildern, die das Wort „Morgenland“ noch heute bei uns im Kopf auslöst – oder auch der „Mohr“ aus der älteren Literatur, also der
Maure), wobei wir wieder in Granada wären. Laut Google gibt es übrigens auch mehrfach Straßennamen wie „An der Türkei“ (73079 Süssen) oder „In der Türkei“.
Schließlich wird auch berichtet, dass einst Bismarck vom württembergischen König in den Park eingeladen wurde, was bis dahin noch keinem Mitglied des württembergischen Kabinetts gelungen war. Und er wusste diese Auszeichnung tatsächlich höher zu schätzen als den höchsten Orden. Über hundert Jahre vor „
Eisbär, Affe & Co.“ hatte ja kaum jemand fotorealistische Vorstellungen von der Wilhelma.
Spekulative Grüße,
Wolfgang