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Hanfpalme (Trachycarpus fortunei) im Winter

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Arnold, Cologne:
Hallo Bernd,

Hanfpalmen sind in der Tat sehr frosthart.
Allerdings hast du Recht, wenn du hier unterscheidest zwischen Frosthärte und der viel komplexeren Eigenschaft der Überwinterungsfähigkeit.
Widersprechen muss ich dir allerdings bei deiner Feststellung, dass Hanfpalmen vor allem durch Nässe bei uns zu Schaden kommen. Diese Meinung findet man noch sehr häufig, aber wenn man wie ich seit 15 jahren im nassen Rheinland Hanfpalmen ohne jeden Schutz ausgepflanzt hat, dann erkennt man schnell, dass die Nässe überhaupt nicht das Problem ist und auch nicht sein kann.
Es sind immer nur die Temperaturen, die der Palme Probleme bereiten. Hier sind es einerseits extreme Tiefstwerte, die -selbst wenn sie nur kurzzeitig auftreten- bereits die Blattzellen zerstören. Das sind Lufttemperaturen unterhalb von -15°C. Temperaturen oberhalb dieser Grenztemperatur können die Palmen sogar längerfristig vertragen, denn Palmenzellen sind persistent unterkühlbar. (Larcher 1991)
Lang anhaltender Frost wird dann aber irgendwann doch zum Problem, weil dabbei der Boden und damit auch der durchwurzelte Raum durchfriert. Zwar können Trachycarpuswurzeln -6°C unbeschadet überstehen, doch bedeutet schon eine Temperatur von -1°C im Wurzelraum, dass dort kein Wasser mehr aufgenommen werden kann.
Palmen sind aber immergrün und benötigen daher auch permanent Wasser, auch im Winter. Dabei muss vor allem das Meristem (Herz) permanent versorgt werden. Entgegen der landläufigen Meinung befindet sich dieses Palmenherz nicht direkt oben am Stamm (Wachstumsöffnung), sondern bei einer großen Hanfpalme bis zu 1 m unterhalb der Spitze.
Dorthin kann keine Nässe gelangen.
Ansonsten sind Hanfpalmen ja an Nässe bestens angepasst und wollen vor allem in der Wachstumsperiode viel Regen und hohe Luftfeuchtigkeit.
Die sogenannte "Herzfäule" (besser Speerfäule), die gelegentlich auftritt, entsteht nicht dadurch, dass Wasser von oben durch die Wachstumsöffnung bis zum Herzen vordringt und dort irgendeinen Schimmelbefall auslöst, sondern dadurch, dass unterversorgtes Gewebe, welches im Meristem gebildet wird, abstirbt und dann mitten im Stamm beginnt zu faulen. Daher ja auch der Begriff SpeerFÄULE und nicht Speerschimmel. Der Schimmelbefall kommt erst später, wenn diese schadhafte Stelle durch das im Frühjahr einsetzende Wachstum nach oben zur Wachstumsöffnung geschoben wird. Sobald Luft an diese faulen Stellen gelangt kann sich dann dort Schimmel auf der Fäulnis bilden.
Der Schimmel ist also nur ein Tertiärschaden. Die primäre Ursache ist die Kälte.
Regenschutz ist also bei Hanfpalmen völlig unnötig. Erste Maßnahme sollte das gute Mulchen des Wurzelbereiches sein. Und sollten die Temepraturen dann wirklich einmal unterhalb  -13°C/-15°C fallen, dann muß ein beheizter Schutz errichtet werden, wenn man die Blätter erhalten will. Diese frieren als erstes kaputt. Das Herz selbst ist sogar der frosthärteste Teil der Palme und ist zudem tief im Stamm durch den dicken Hanfpelz gut geschützt. Daher können Hanfpalmen auch weitaus tiefere Temperaturen überleben, wobei sie aber ihre Blätterkrone einbüssen.
Niemand muss also in Panik verfallen, wenn es mal Schneit und der Schnee  sich an der Stammspitze häuft.
Oder wenn es mal regnet und kurz darauf zu frieren beginnt.



Diese Hanfpalmen haben noch niemals einen Schutz erhalten und hatten noch niemals Winterschäden.




Arnold, Cologne:
Hallo,

selbst die (fälschlicherweise) als  äußerst nässeempfindlich verschriehene Chamaerops humilis hat bei mir ausgepflanzt die letzten 4 Winter völlig ohne jeden Schutz schadlos überstanden.



Auch Zwergpalmen haben im Winter keinerlei Probleme mit Regen oder Schnee, solange der Wurzelbereich nicht durchfriert. Sie benötigen aber einen gut dänierenden Boden, weil sie im Winter an den Wurzeln nicht so nass stehen möchten.


Schöne Grüsse aus Köln

Arnold

Margidsche:
Herzlich Willkommen, lieber Arnold, in unserem Mammutbaum- Forum.  :)

Es ist sehr interessant, wie unterschiedlich doch die Meinungen für die Überwinterung der Hanfpalme sind.
Der Standort ist da sicher ausschlaggebend.

Ich bekomme im Dezember jetzt mein erstes (noch kleines) Exemplar.
Einen kühlen Fensterplatz im ungeheizten Nebengebäude wird es diesen Winter bekommen.
Später, wenn die Palme etwas größer ist, soll sie an einem geschützten Platz draußen ausgepflanzt werden.

Bis dahin dauert es noch eine Weile und ich kann mich schlau machen über die Bedürfnisse dieser schönen Pflanze.

Du bist auf Palmen spezialisiert?
Das sind ja Prachtstücke von Palmen auf Deinen Bildern!  :o
Eine schöne HP hast Du auch.

Schöne Grüße von Frankfurt nach Köln sendet Dir
iss Margidsche

Margidsche:
Hallo (Palmen)- Lutz, Du auch hier? :)

Lange nichts gehört.

Palmenlutz:
Hallo an alle hier im Forum,
auch ich begrüße Arnold hier recht herzlich im Forum!
Das Thema Nässe-, Schnee- und Frosteinwirkung in/an der Stammöffnung/Stammspitze bei Palmen (hauptsächlich bei Trachycarpus-Arten (Hanfpalmen) und bei den Zwergpalmen 'Chamaerops humilis') ist ein Thema welches oft sehr falsch wiedergegeben/intepretiert wird!
Daher habe ich Arnold als Hanfpalmen-Profi hier ins Forum "gelockt" (Arnold Du wirst es mir sicherlich nicht übel nehmen und falsch verstehen), um für Aufklärung zu sorgen.
Besten Dank für die ausführlichen Schilderungen!

Hier noch der LINK zu PALMEN&CO mit Forum:  http://palmeundco.communityhost.de/

Viele Grüße
Lutz Lea

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