Einige Anmerkungen zum Thema Naturverjüngung aus meiner Sicht
Die Sequoiavermehrung findet am Naturstandort im Wesentlichen vegetativ bes. durch Stockausschläge statt. Naturverjüngungen durch Sämlinge sind auch dort relativ selten und nicht zu vergleichen mit anderen Koniferen. Im Gegensatz zu den dichten Sämlingsteppichen von z.B. Küstentannen reichen der langlebigen Sequoia schon z.B. 5 Sämlingspflanzen auf einem Hektar, die pro Jahrhundert erfolgreich das Kronendach erreichen, um unter genetischen Gesichtspunkten eine optimale Arterhaltung zu sichern.
Die Gründe dafür liegen in der Art selbst und in den ökologischen Rahmenbedingungen:
- Zwar finden sich schon in jungen Jahren Zapfen an der Sequoia. Zapfen- und Samenzahl, insbesondere aber die Keimungsrate liegt da noch zwischen Null und sehr gering; erst mit ca. 250 Jahren ist der Höhepunkt der Fruchtbarkeit (Samenmenge und Keimrate) erreicht. Insgesamt gesehen hat die Sequoia unter natürlichen Bedingungen ja auch Jahrhunderte bis Jahrtausende Zeit, ihr Arterhaltungsziel zu erreichen. D.h. wenn von den lebenslang produzierten Abermillionen Samen auch nur einige wenige zu Bäumen heranwachsen, ist der genetische Auftrag erfüllt.
- Im Vergleich zu anderen Koniferen (z.B. Pseudotsuga, Picea sitchensis, Abies grandis) ist Redwood ein sehr spärlicher Pollenproduzent (ca. 1000mal weniger).
- Die Bestäubung findet nur an trocken sonnigen Tagen im Dezember/Januar, also in der Zeit der stärksten Niederschläge statt. In durchgehend nassen Wintern tut sich da gar nichts, weshalb häufig über Jahre gar keine Fruchtbildung stattfindet.
- Reif sind die Samen ab Oktober, bleiben aber oft noch bis April in den Zapfen, wobei Pilze die sowieso schon geringe Keimrate weiter reduzieren.
- Am Boden treffen die Samen meist auf eine dicke Schicht unzersetzter Blattstreu, die der Keimwurzel (keine Feinwurzeln) keinen Halt und keine Nahrung bieten.
- Streuzersetzende Lebewesen (Pilze, Bakterien, Kleinstlebewesen) machen dort sich über den Sämling her.
- Das notwendige ökologische Umfeld für Jungpflanzen ist bei Sequoia sehr speziell, was Lichtexposition, Feuchtigkeit, Mikroklima und die Bodenverhältnisse betrifft.
- Diverse Pflanzenfresser warten später schon auf die Sämlinge, die es trotzdem geschafft haben.
- Der vor Ort deutliche Klimawandel erschwert die Naturverjüngung zusätzlich.
Aus diesen Gründen ist Naturverjüngung auch am Heimatstandort relativ selten.
Natürlich sind die ökologischen Rahmenbedingungen in Deutschland anders als in Kalifornien und Oregon. Auch sind die bisher hier angepflanzten Sequoien schon altersmäßig nicht vergleichbar. Dass trotzdem an vielen Orten Naturverjüngungen stattfa/inden (mir bekannt z.B. in Wuppertal, Burgholz, Tervuren, Bonn), zeigt, dass eine Selbsterhaltung auch forstlich angebauter Redwoods im Rahmen der oben beschriebenen Einschränkungen in passenden Regionen möglich erscheint. Dadurch wird Sequoia aber noch lange nicht zu einer heimischen Baumart. Auch gibt es keinen Grund, vor einem weiteren invasiven Neophyten zu warnen.
chris (sequoiaundco)