Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Paläontologie
Feuerökologie und Erdgeschichte
Xenomorph:
Hallo Freunde,
auf Michaels Einladung hin werd ich auch mal meinen Senf dazugeben:
Ich fasse 4 Eigenschaften des BM zusammen, durch die er an wiederkehrende Waldbrände angepasst ist:
- eine sehr dicke, schwer entflammbare, gut isolierende Rinde
- ein im Allgemeinen harzfreies und damit schwer entzündliches Holz
- einen sehr hohen Wuchs verbunden mit sehr hoch ansetzenden belaubten Ästen.
- damit verbunden einen enormen Durchmesser, der sich einerseits aus statischen Gründen im Zusammenhang mit dem hohen Wuchs ergibt (aber nicht zwangsläufig, siehe z.B. Pseudotsuga Menziesii), der es aber dem Baum gleichzeitig ermöglicht, Brandwunden besser zu verkraften.
Der BM scheint tatsächlich, was seine Ansprüche betrifft, ein Paradoxon zu sein: Einerseits ist er auf regelmäßige Feuer angewiesen, andererseits benötigt er aber einen ständig feuchten Boden, um zu keimen, Feuchtigkeit, damit der Keimling und später der Sämling überlebt und, wenn er dann zu einem Giganten herangewachsen ist, enorme Mengen Wasser um seinen Bedarf zu decken.
In was für einer (urzeitlichen) Umwelt sind solche Voraussetzungen gegeben? Hierzu gibt es meiner Meinung nach zwei Möglichkeiten:
a) Ein Klima, das in eine Trocken- und eine Regenzeit unterteilt ist. Während der Regenzeit deckt der Baum seinen hohen Wasserbedarf, während der Trockenzeit treten regelmäßig Waldbrände auf. Dies würde aber eine hohe Fähigkeit von Seq. gig. voraussetzen, während der Regenzeit große Mengen Wasser zu akkumulieren und dann ausreichen lange zu speichern, um während der Trockenzeit darauf zurückzugreifen. Über die Fähigkeit des BM, Wasser zu speichern bzw. wie stark diese ggf. ausgeprägt ist, ist mir aber nichts bekannt. Falls hier noch keine Erkenntnisse vorliegen, kann man ohne entsprechende Versuche nichts Abschließendes dazu sagen.
b) Wie von Tuff bereits vorgeschlagen ein mit häufigen und üppigen Regenfällen versorgtes Gebiet, das von regelmäßiger vulkanischer Aktivität geprägt ist. Solche Vulkanausbrüche würden einerseits die Waldbrände verursachen, die den daran angepassten BM's bei der Verjüngung helfen, andererseits die gewaltigen Mineral- und Nährstoffmengen liefern, die den Riesenwuchs der BM's und damit wiederum einen Teil ihrer Anpassung an das Feuer überhaupt erst ermöglichen.
Ich tendiere eindeutig zu Variante b), denn die Tatsache, dass die BM's heute nur noch in vereinzelten Groves vorkommen ist für mich ein starker Hinweis darauf, dass sie eben keine Trockenheit verkraften. Diese Groves sind die einzigen natürlichen Standorte, an denen diesen Bäumen noch beides geboten wird: Feuer und Wasser. Nur dass das Feuer nun nicht mehr von Vulkanen ausgeht sondern von durch Trockenheit bedingten Waldbränden; und dass das Wasser nun nicht mehr von üppigen Niederschlägen kommt, sondern durch extrem günstige Standorte (eben jene Groves) zur Verfügung gestellt wird, in denen das Schmelzwasser der Sierra Nevada regelrecht gebündelt und im Untergrund bereitgestellt wird.
Was meint ihr?
Tuff:
Clemens,
Du fasst hier sehr schön zusammen, worauf ich die ganze Zeit hinaus möchte. Das ist die Hypothese, die meiner Meinung nach ein entscheidender Schlüssel zum Verständnis der Art Sequoiadendron sein könnte.
Ich werde sobald ich Zeit finde das Material zu Araucaria araucana, oben, noch überarbeiten und dann auf das Update hinweisen - die Ökologie dieser Art ist hervorragend geeignet um das Verständnis der Hypothese zu vertiefen, und es ist genau an diesem Punkt fällig sie zu diskutieren. Danke, Clemens, daß Du diesen Stein ins Rollen gebracht hast!
Fritz:
--- Zitat von: Xenomorph am 05-Februar-2009, 03:34 ---
1) ... würde aber eine hohe Fähigkeit von Seq. gig. voraussetzen, während der Regenzeit große Mengen Wasser zu akkumulieren und dann ausreichen lange zu speichern, um während der Trockenzeit darauf zurückzugreifen ...kann man ohne entsprechende Versuche nichts Abschließendes dazu sagen
2) ... [braucht BM] ein mit häufigen und üppigen Regenfällen versorgtes Gebiet, das von regelmäßiger vulkanischer Aktivität geprägt ist. Solche Vulkanausbrüche würden einerseits die Waldbrände verursachen, die den daran angepassten BM's bei der Verjüngung helfen, andererseits die gewaltigen Mineral- und Nährstoffmengen liefern, die den Riesenwuchs der BM's und damit wiederum einen Teil ihrer Anpassung an das Feuer überhaupt erst ermöglichen.
Was meint ihr?
--- Ende Zitat ---
Hallo Clemens - seh ich grundsätzlich auch so "aber"
zu 1)
- wäre BM ein Baum der Wasser spreichern könnte wie z.B. dieser Baobab wäre es sicher dokumentiert - bzw. man hätte auch viel weniger mit gießen zu tun ;)
zu 2)
- das kann ich mir schwer vorstellen - eine "regelmäßige vulkanische Aktivität", die so "regelmäßig" ist, dass sie Waldbrände i.S. der hier angesprochenen Feuerökologie verursachen, läßt m.W. kein Leben zu, was jenseits von Flechten, Gräsern und Sträuchern ist ...
LG Fritz
Joachim Maier:
--- Zitat von: Fritz am 05-Februar-2009, 09:20 ---
zu 1)
- wäre BM ein Baum der Wasser spreichern könnte wie z.B. dieser Baobab wäre es sicher dokumentiert - bzw. man hätte auch viel weniger mit gießen zu tun ;)
--- Ende Zitat ---
Genau!
--- Zitat von: Fritz am 05-Februar-2009, 09:20 ---zu 2)
- das kann ich mir schwer vorstellen - eine "regelmäßige vulkanische Aktivität", die so "regelmäßig" ist, dass sie Waldbrände i.S. der hier angesprochenen Feuerökologie verursachen, läßt m.W. kein Leben zu, was jenseits von Flechten, Gräsern und Sträuchern ist ...
--- Ende Zitat ---
Zudem würde sich ein Vulkan nicht nach den Waldbradbedürfnissen der Bäume richten, sondern möglicherweise zu wenig oder zu oft ausbrechen. Zweiteres würde auch den Bäumen mehr schaden als nützen, da von oben geflogen kommende Feuerbrocken auch die Krone schädigen, was bei Bränden von unten nicht der Fall ist!!!
Fritz:
Bernardo, usted no habla español?
... ich aber auch nicht - trotz drei Jahren Schulspanisch ... es blieb nur "una cerveza por favor" hängen ;D
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