Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Paläontologie

Feuerökologie und Erdgeschichte

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Bernhard:

--- Zitat von: TaunusBonsai am 30-Juli-2008, 20:58 ---"Die Ökologie der Mammutbäume ist komplex und erst in den vergangenen Jahrzehnten von Wissenschaftlern hinreichend erforscht worden. Sequoias sind nicht nur hervorragend an die immer wieder auftretenden Waldbrände angepasst, sondern für ihre Vermehrung sogar auf Feuer angewiesen. Holz und Rinde dieser Bäume sind feuerbeständig. Brandspuren an den Stämmen großer, gesunder Bäume sind Zeugen dafür, dass sie zahlreiche Brände überlebt haben. Die winzigen Samen brauchen zur Keimung entblößten, mineralhaltigen Boden und die Sprösslinge Sonnenlicht. Früher legten häufige, natürliche Waldbrände das geeignete Samenbeet frei, drängten konkurrierende Arten zurück und ließen eine mineralreiche Erde zurück.
Doch als Folge der jahrzehntelang praktizierten Feuerunterdrückung sammelte sich Altholz am Waldboden an und hemmte so die Fortpflanzung der Mammutbäume. Auf diese Weise konnten schattentolerante Bäume in den Lebensraum der Sequoias vordringen.
Heute werden im Rahmen eines gesteuerten Waldbrandmanagements vom National Park Service künstliche Brände angelegt, die natürliche Waldbrände simulieren und die Wachstumsbedingungen des Waldes verbessern sollen."






--- Ende Zitat ---



Danke Ralf ! Ein sehr interessanter Beitrag und auch noch auf DEUTSCH  ::) ::)

Was die Waldbrandprävention angeht, wird auch in anderen Forsten so gehandelt. Nur in naturbelassenen Wäldern wird das Totholz liegengelassen und ev. Waldbrände in Kauf genommen.


Schwitzende Grüße aus Nordhessen
wo es gestern 39 Liter regnete
und heute 31 °C heiß war

= Treibhausklima

Berni

Mick Rodella:
Hallo Ralf,

haste schön recherchiert. Kurz und knapp. Gerade, wo ich mal hingesetzt hab, um a bisserl ausm Bauch raus auf Tuffs Ausführungen einzugehen...


Also lieber Micha,

Annahme: die Bäume müssen ca. 200 Jahre alt werden, um einen Brand überleben zu können. Es muss demnach seit jeher Gebiete in der Sierra gegeben haben, in denen 200 Jahre lang kein Großfeuer ausgebrochen ist, um Bäume hervorzubringen, die sich in dieser Zeit die von Dir grob angenommenen Kriterien "erwachsen" haben (um 3 m Dicke oder vielleicht 10 cm Borke). Sonst wären ja alle Bäume verloren gegangen, weil die älteren ja irgendwann absterben und deren Nachkommen wieder 200 Jahre Glück brauchen usw...   

Sind solch lange brandfreie Perioden angesichts der Feuer der letzten Jahre denkbar und kann man im Umkehrschluss annehmen, dass das Brandrisiko erst durch den Menschen stark gestiegen ist? Abholzung + höhere Brandgefahr = Exitus?

Technisch: ich denke, entscheidend ist hauptsächlich, wie lange die Kambiumschicht der Hitze widersteht, d.h. die Dicke der Borke dürfte im Brandfalle wichtiger sein als die Dicke des Stammes. Also: dringt das Feuer rundum ein oder verdampft die Feuchtigkeit vollständig, kann das nur das Ende des Riesen bedeuten, oder? Egal, wie dick der Stamm ist. Natürlich kann wiederum nur ein dicker Stamm eine tonnenschwere 60-cm-Borkenschicht tragen.

Es könnte gelten: je dicker der Baum, desto geringer die Chance, dass es zum "Rundum-Ausfall" kommt, vor allem, wenn man nicht von einer geschlossenen Brandfläche am Boden ausgeht, sondern von den von Dir beschriebenen Brandnestern. Weiterhin ist denkbar, dass die Borke nicht brennt, sondern langsam verkohlt. Ist die Borke (nach Stunden?) durchdrungen, kann das Holz wohl Feuer fangen.

Vielleicht legt der Baum bewusst oder zufällig Brandkanäle (tiefe Risse in der Borke), um das Feuer zu kanalisieren und die dichteren Borkenbereiche zu schützen - das Feuer sucht sich ja in der Regel Schwachpunkte und verschont die Widerstände? Gibt es Beispiele für einen 360-Grad-Panorama-Brandschaden an einem toten Alt-BM?

Ist es denkbar, dass der BM sogar im "Panikfall" eine Art Brandhemmer bildet? Ich glaube, es war Odysseus (nicht der Grieche), der mal von einem rätselhaften roten Pulver sprach, welches aus der Rinde eines älteren (deutschen) Sequoiadendron hervorquoll. Er hatte auch Bilder davon gemacht. Hätte ich die Zeit, würde ich den Beitrag vielleicht wiederfinden. Vielleicht hat da aber auch nur jemand an dem Baum rumgeätzt?

Außerdem hat es einmal Löschpulver mit Beimischung von Sequoiadendron-Bestandteilen gegeben. Das würde ja nur Sinn machen, wenns eben nicht brennen würde, sondern (wenn auch nur kurzfristig) abdichtet.

Interessant wäre eine Karte mit verzeichneten Brandherden der letzten 100 Jahre. Liegen die Brandregionen eher an den Rändern des Verbreitungsgebietes oder willkürlich verstreut? Weißt Du da was drüber?

Zur Verbreitung von Samen muss natürlich gesagt werden, dass auch Vögel und Kleinsäuger (beabsichtigt oder nicht), beim Transport helfen können.

Unwissenschaftlich: das ist nur ein Beispiel beim Zusammenwirken aller ökologischen Faktoren, die wir kaum in ihrer Gesamtheit erfassen können. Die Intelligenz der Humanoiden reicht bedauerlicherweise oft nur, um vom Abholzen der Bäume zu profitieren und im Endeffekt (wie schlau!) zu kapieren, dass dies der Todesstoß für die Art gewesen sein könnte.

Wenn der Boole-Tree nach dem nächsten Großfeuer der einzig übrig gebliebene Altbaum in der Gegend sein wird, haben wir mal wieder den Beweis dafür.

Was bringt die Zukunft? Wird das Sequoia-Wunder in Sachen Wüchsigkeit (Beispiel Neuseeland, Hawaii, Europa) weitergehen? Warum nicht? Die Naturverjüngung wird kommen, auch wenn wir das nicht mehr erleben. Und sei es durch den doppelten menschlichen Eingriff in die Evolution nach der Anpflanzung, die achtlos weggeschnippte Kippe im Mammutwald.

 :o Verhindern letztenendes Rauchverbote die endgültige Verbreitung auch in Europa?  :o

Wissen wir, ob die Keimfähigkeit des Mammutsamens durch die Fermentierung im Magen irgend eines Squirrels oder Mäuschens vorangetrieben wird und der Dung sich als optimaler Keimgrund herausstellt?  ??? 

OK, stopp jetzt.

Gruß, Micha

(Edit: wenn ich mich mal öfter einloggen würde, wüßte ich, dass der Tuff grad mal Pause macht. Na toll  :-X)

Joachim Maier:

--- Zitat von: takatapetry am 30-Juli-2008, 15:14 ---wie ralf sicher bestätigen kann ist die BM rinde teilweise bis zu 60 cm dick, in ihrer struktur torfig und im inneren sehr feucht.
ich könnte mir vorstellen das die feuchtigkeit bei eim brand als kühleffekt durch verdunstung dient und somit die rinde noch wiederstandsfähiger macht.


rauchige grüße aus oberfranken
nobby

--- Ende Zitat ---

Ich habe gelesen, dass die KM und BM-Rinden, möglicherweise auch der UM Tannin enthalten, was sowohl Schädlinge abhält, als auch das Feuer hemmt.

Gruß

Joachim

Joachim Maier:

--- Zitat von: takatapetry am 30-Juli-2008, 14:53 ---
--- Zitat von: Joachim Maier am 30-Juli-2008, 12:56 ---Doch von lernen kann man nicht sprechen, sondern wie gesagt eher von Mutation
--- Ende Zitat ---

weist du das bäume nicht lernen oder denken können? oder glaubst du das nur?


LG
nobby


--- Ende Zitat ---

Lernen und Denken hängt mit Eiweißzellen im Gehirn zusammen und davon habe ich bei Bäumen noch nix gehört!

Joachim Maier:

--- Zitat von: Mick Rodella am 30-Juli-2008, 22:45 ---Was bringt die Zukunft? Wird das Sequoia-Wunder in Sachen Wüchsigkeit (Beispiel Neuseeland, Hawaii, Europa) weitergehen? Warum nicht? Die Naturverjüngung wird kommen, auch wenn wir das nicht mehr erleben. Und sei es durch den doppelten menschlichen Eingriff in die Evolution nach der Anpflanzung, die achtlos weggeschnippte Kippe im Mammutwald.

 :o Verhindern letztenendes Rauchverbote die endgültige Verbreitung auch in Europa?  :o

Wissen wir, ob die Keimfähigkeit des Mammutsamens durch die Fermentierung im Magen irgend eines Squirrels oder Mäuschens vorangetrieben wird und der Dung sich als optimaler Keimgrund herausstellt?  ??? 

OK, stopp jetzt.

Gruß, Micha

(Edit: wenn ich mich mal öfter einloggen würde, wüßte ich, dass der Tuff grad mal Pause macht. Na toll  :-X)

--- Ende Zitat ---
Du sprichst mir aus dem Herzen, Michael G..

Wie bereits auf dem ersten Treffen erwähnt, soll laut einem Fernsehbericht des Bayerischen Rundfunks im Voralpengebiet in ca. 100 Jahren optimale bedingungen für Mammutbäume, insbesondere S. giganteum, herrschen: Gewitter (=> Blitz => Feuer; Regen/Niederschlag), viel Nebel und warmes Wetter.

Gruß

Joachim

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