Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Experten- und Fachbeiträge
Sequoiadendron: Keimung verschiedener Herkünfte unter Freilandbedingungen
Tuff:
Das Austauschen des Bodens wurde mir einfach zu anstregend (Kisten heausheben und Material heranschaffen), ich habe auch, ohne Auto ,generell ein Problem geeigenete Substrate herbeizuschaffen. Also fing ich an, einzelne BM auszupflanzen und nur die Löcher wieder aufzufüllen. Größere 'freie' Bereiche wurden irgendwann neu eingesät. Es entsteht eine Mischung aus unterschiedlich kleinen BM, Keimungs-Plots, erwünschter Begleitvegetation (Juncus, Calamagrostis), und Gras / Unkraut welches jedes Jahr dezimiert werden muß.
(Leider zieht auch genau diese Situation Schnecken an, sie ist keinesfalls günstig.)
Es sieht sehr unordentlich aus, hat aber auch Vorteile: Die dichte Durchwurzelung schützt vor Bodenfrost, Sämlinge werden sogleich mit Wurzelsymbionten versorgt, kein Pflanzschock durch Pikieren, kein Zeitdruck zum Auspflanzen oder Giessen, kein Herumtragen von schweren Töpfen.
Man kann in Ruhe abwarten bis ein Bäumchen groß und stark genug ist.
Im Waldbau würde man das Verfahren wohl Zielstärke-Nutzung nennen ....
Es ist auch nicht verkehrt, im Herbst das Unkraut ein wenig zuwachsen zu lassen, so daß die Bäumchen etwas geschützter sind. Aber ist es das wert ? Mittlerweile glaube ich, nein.
Das Unkraut-Problem könnte man mit einer Bedeckung mit handlichen Steinen angehen. Steine machen die Kisten automatisch schwerer und resultieren in Extra-Aufwand bei Neu-Einsaat. Der aber vertretbar sein dürfte. Zusätzlich könnte man freie, ungenutzte Bodenoberflächen mit Moosen oder Nadelstreu bedecken, welche die Unkrautkeimung einschränken.
Also, einen Stein- und Moosvorrat anlegen - Zeitaufwand in der benötigten Menge inklusive Lager-Kasten wahrscheinlich ein ganzer Nachmittag - aber das wird es wohl auch wert sein.
Tuff:
Rückblickend habe ich mit meinem 'Nass-System' (also Wurzelwuchs nach unten durch einen jahreszeitlich variierenden Wasserstand beschränkt) folgende Erfahrung gemacht:
Alle BM-Sämlinge wuchsen langsam und wurden typischerweise Ende des 2. Jahres mit 10-20cm Höhe ausgepflanzt.
Der Wechsel zum gewachsenen Boden und einer normalen Bodenfeuchte ohne Wurzelbarrieren ist vermutlich der Grund, warum die Sämlinge auch in den der Auspflanzung folgenden 1-2 Jahren noch langsam wuchsen (Pflanzschock der Umstellung). Danach, mit ca. 30-50 cm Höhe, normalisierte sich das Wachstum.
Der starke Verzögerung bedeutet erheblichen Pflegeaufwand (vor allem Unkraut / Gras) und natürlich muss man den Baum dann auch vor Ort länger gegen Verbiss und Verfegen schützen, bei mir vieleicht 2 Jahre länger.
Ich habe das System wie gesagt aus der Not erfunden, Sämlinge in der Anzucht nicht vor Ort wässern zu können; und gehe davon aus daß Airpots dem deutlich überlegen sind.
Ob mein System eine ganz eigene Selektion darstellen könnte, ist eine gute Frage. Auf jeden Fall war die Mortalität spätestens ab dem 2. Jahr sehr hoch.
Dabei wurden meine Sämlinge in allen Stadien öfters von Unkraut überwuchert, und mussten jeweils für einige Wochen die Schattenkonkurrenz erdulden.
Ferner mussten die Wurzeln wassertolerant sein (also Sauerstoffmangel ertragen), vor allem im Winter. Die Gefahr der Wurzelfäule ist dabei besonders gross.
Da sie ganzjährig draussen aufwuchsen, mussten sie ferner alle Witterungen ertragen (auch wochenlangen Frost) und Schäden durch Fraß (Schnecken u.a.) kompensieren können.
Die Wurzeln mussten sich im Saat-Becken umorientieren: Statt in die Tiefe, eher ein flaches weitstreichendes Geflecht. Das half sehr beim Auspflanzen.
Diejenigen, die überlebt haben und guten Wuchs zeigten, stehen nun einige Jahre in meinem Grove unter teilweise total anderen Bedinungen (regelmässig Dürren im Frühling und Sommer, ganz andere Bodenverhältnisse) und sehen gesund aus. Ab ca. 50cm Höhe wuchsen sie auch bei Dürren oder nach kalten Wintern, nach denen sie kaum Schäden zeigten, sehr zuverlässig zu. Insbesondere mit den Dürreperioden hatte noch keiner ein Problem, was mich immer wieder beeindruckt hat.
Ich gehe davon aus, dass mein System, nach dem Verstreichen des Pflanzschockes, am Standort ein weitstreichendes Wurzelsystem fördert, welches wiederum in der Lage ist, des Sommers auch geringe Niederschläge aufzunehmen, welche nicht in die Tiefe vordringen.
Ein Airpotsystem dürfte aber genau das gleiche bewirken, jedoch ohne Wuchsverzögerungen und normalerweise ohne Pflanzschock.
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