Anmerkung zu Sequoiadendron: Das Kappen entspricht so ungefähr einem Kronenbruch, das passiert großen Bäumen in der Sierra und mittlerweile auch bei uns häufiger, und macht denen scheinbar nicht viel aus. Nicht selten ist der Grund Blitzschlag, was einen interessanten Einblick in die Intensität des Wasserhaushaltes liefert. Sie wachsen jedoch unverzagt weiter und werden auch vergleichsweise wenig von Holzpilzen befallen. Diese hängt aber sicher stark vom Standort (Klima, Sporenabundanz) ab, sie sind zwar weniger anfällig aber nicht grundsätzlich resistent.
Oft werden aber die Kronen gerade bei jungen Bäumen gekappt (so etwa in 7m Höhe), warum gerade dann ist mir schleierhaft. Sie entwickeln dann nämlich einen Zwiesel oder Viel-Stamm, wobei einzelne Stämme oft in spitzen Winkeln dicht nebeneinander hochwachsen. Wenn das der Fall ist, wächst Rinde zwischen sie ein, und sie 'drücken' sie sich langfristig gegenseitig auseinander - ein Astbruch im Sturm ist damit vorprogrammiert. Ein Kappen weiter oben ist noch gefährlicher, es verlagert durch den folgenden 'Kandelaber'-Wuchs den Schwerpunkt, und bei unzureichendem Wurzelraum (wie es in der Stadt oft der Fall ist) oder zuwenig Halt (typischerweise bei Solitären ohne Wurzelverband) können die Wurzeln in einem Sturm brechen oder herausgezogen werden, und der ganze Baum fällt. Mag sein es besteht nur eine moderate Wahrscheinlichkeit, aber wir reden hier von ganz schönen Trümmern und niemand wird die Verantwortung übernehmen wollen. Also wird irgendwann wieder gekappt, und das Spiel beginnt von neuem, bis der Baum am Ende so verschandelt ist daß er doch noch gefällt wird. Wenn es nun aber schon geschehen ist, wäre der Einbau von Spezialseilen anzuraten, diese geben die Fallrichtung des Stammes vor und können brechende Äste in der Höhe festhalten. Diese Vorrichtungen müssen aber alle paar Jahre gewartet werden und sind deshalb insgesamt sehr teuer.
Dieser Baum im Tyler Arboretum in Pennsylvania ist im Alter 40 gekappt worden und danach spitzwinklig gewachsen. Er hat jedoch so schon 100 Jahre überstanden ohne zu brechen. (Der Baum könnte übrigens ein Beispiel Botryosphaeria-Befall zu sein, er sieht auch insgesamt ziemlich schütter aus)
Dieser noch sehr junge Baum in Freiburg zeigt hingegen zunächst einmal einen bogenförmigen (stumpfwinkligen) Zwiesel.
Das Kappen eines so extrem wuchsfreudigen Baumes wie Sequoiadendron, um mehr Licht zu schaffen oder aus Angst vor einem Sturmschaden, macht überhaupt keinen Sinn. Sie wachsen einfach zu schnell, und man schafft sich nur zusätzliche Probleme.
(Die Strategie ist ja normalerweise, die Probleme der nächsten Generation zu hinterlassen...)
Allenfalls könnte man in Erwägung ziehen, einmal einen ganz jungen 3m hohen Baum bei etwa 1m Höhe zu kappen. Der muß dann natürlich unten ein paar vitale Äste haben. Das Ziel ist ihn zu einem Vielstamm zu erziehen, dessen in weitem Bogen nach außen verlaufende Stämme bald schon eine gewaltige 'Baumknolle' bilden würden, die sehr in die Breite geht und dann nicht so hoch wird. Sehr sturmfest, interessant anzuschauen (enormer Durchmesserzuwachs, Blüten und Zapfen in Bodennähe) und ein idealer Kletterbaum für Kinder. Wenn ich Spielplätze gestalten würde wäre das ein Standardelement. Damit diese Form erreicht wird, muß man natürlich alle paar Jahre danach sehen und evtl. nachbessern, vieleicht sollte man von Anfang an auch die nach oben strebenden Seitenäste auseinanderbiegen (Gewichte oder Streben einbauen). Zudem muß man sich um die Verkehrssicherheit kümmern, zum Beispiel tote Äste entfernen und Äste die zu dünn zum Klettern sind entweder abscheniden oder irgendwie schützen. Ich werde so ein Experiment machen, in einem Garten wo keine hohen Bäume geduldet werden, es wird nur 50 Jahre dauern bis ich euch das Ergebnis präsentieren kann