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Bergmammutbaum Sequoiadendron giganteum: Welche Anzuchterde (Substrat) ?

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Tuff:
Hallo,

Nach dem Studium der Literatur und aufgrund eigener Beobachtungen gehe ich derzeit davon aus daß Sequoiadendron im Unterschied zu anderen Koniferen besonders viel Luft und Kalium im Wurzelraum braucht. Auf die ungünstige Wirkung von Stickstoff auf die Pilzresistenz der Sämlinge wurde ja schon hingewiesen. Um nun allen Anforderungen gerecht zu werden, bietet sich ein mineralisches Substrat an. Die Wahl des Substrates ist eng verbunden mit der Gesamtsituation und der daraus resultierenden Schichtung im Anzuchtkasten. Ich werde daher als Fallbeispiel mein diesjähriges Experiment schildern, dessen Ergebnis derzeit natürlich noch offen ist.

Der wesentlichste Bestandteil ist vulkanisches Granulat, das ich in einer größeren Menge von einer Gärtnerei bezogen habe. Die genaue Zusammensetzung ließ sich in diesem Fall nicht ermitteln, es sieht aber nach einer Mischung von Vulkaniten aus.

Das zweite wesentliche Substrat ist industrielles Blähtongranulat, im Baustoffhandel u.a. als 'Schütt-Dämmung' erhältlich. Dieses ist im Vergleich sehr viel leichter, und billiger.
 
Eine wesentliche Funktion eines mineralischen Granulates ist, die Luftzufuhr zu sichern, denn es verdichtet sich nicht oder nur unwesentlich.

Tuff:
Zum Vergleich eine Handvoll Lavabrösel die ich mir von Bekannten von Lanzarote mitbringen ließ. Die Probe ist ungesiebt, weist daher einen höheren Fein- und auch Grobanteil (im Bild bis etwa 1cm) auf. Ich gehe davon aus daß der Feinstaubanteil einen höheren Salzgehalt in der Bodenlösung bewirkt. Natürlich ist diese Probe auch viele tausend Jahre 'frischer' als das vermutlich in der Eifel abgebaute Gestein, welches bereits einiges an Salzen verloren hat.

Die Lanzarote-Probe ist in der Mitte mit Wasser angefeuchtet. Es war interessant zu beobachten wie rasch sich Wasser in allen vulkanischen Proben ausbreitet; die Feinporen und der Staubanteil bewirken einen 'Saug-Effekt' ähnlich wie bei einem Zellstofftuch. Industrieller Blähton zeigte bei weitem nicht den gleichen Grad von Wasseraufnahme- oder Leitfähigkeit.

Schließlich noch ein Bild der relativ feinen Asche, die man nach dem Ausbruch des Mt St Helens (1980) finden konnte. Das in Vergleich zu den geohistorischen Ausbrüchen der Sierra Nevada (etwa bei der Entstehung der Long Valley Caldera - siehe auch Mammoth Mountain ) sehr bescheidene Ereignis bedeckte eine Fläche von 600 km² mit einer Ascheschicht von 2.5 bis maximal 100cm. Von erdgeschichtlich in der Zeit der Taxodiaceen liegenden Ausbrüchen sind (Tuff-)Ascheschichten von mehreren Metern Tiefe bekannt.
Durch Erosion wird die feine Fraktion dieses Materials relativ schnell in die Flüsse abgetragen. Die sehr limitierten fossilen Funde von Sequioadendron belegen, daß in der erdgeschichtlichen Vergangenheit weite Teile ihres einst Nevada umfassenden Areals mitten in vulkanisch aktiven Regionen oder deren Erosionsbecken lagen, und immer wieder von vulkansicher Asche bedeckt wurden.

Tuff:
Nun nöchte ich noch schildern wie ich die vorgenannten Substrate zur Einsaat von Sequoiadendron eingesetzt habe. In diesem Fall war das System für den experimentellen Einsatz in einem Sumpfteich mit Durchfluß konzipiert. Hierbei erfolgt durch das durchziehende Wasser zugleich eine Nährstoffzufuhr. Ein Durchströmsystem kann aber besser mittels Becken und Wasserschlauch realisiert werden, mit sehr viel mehr Kontrolle über Wasser und Düngung. Gießen von oben ist dann kaum noch nötig. Bei der Verwendung von Granulaten hätte aber auch Gießen (oder Regen) keine Verdichtung zur Folge.

Verwendete Materialien:


* Mörtelkasten rechteckig, schwarzes Plastik, 90l Volumen, 72x40x30cm Innenrand Oberkante (Wände steil angewinkelt), Preis: ca. 6Eur
Eine gute Belüftung der Wurzeln ist von großer Bedeutung. Daher wurden die Kästen an allen Seiten mit (5-10mm) Luftlöchern versehen, durch die zugleich Wasser einströmen soll. Die Spalten sollten über den maximalen Gießwasserspiegel hinausreichen, um auch dann noch seitliche Luftzufuhr zu gewährleisten. Unten habe ich etwa 5cm als Wasserstauraum lochfrei gelassen.

Durch die Löcher rieselt das Substrat heraus. Wenn man die Kästen öfter bewegen oder eine Füllung lange betreiben will, ist es ratsam ein Flies einzusetzen:


* Wasserdurchlässiges engmaschiges Netz oder Flies, etwa Frostschutzflies, zum Auskleiden gegen Materialverlust durch Luftlöcher

* Vulkan-Granulat, Blähtongranulat

* In geringen Mengen weitere, unten erläuterte Stoffe.
Die Kästen wurden in Schichten aufgefüllt. Jede Schicht hat eine ihrer Tiefe entsprechende Funktion.

Übersicht in natürlicher Reihe:

 Auflage ... <1cm
 Samenschicht ... <0,5cm
 Substrat 3 ... 15cm
 Substrat 2 ... 10cm
 Substrat 1 ... 5cm
 -- Flies --

Funktionen, Von unten nach oben:

Substrat 1: Gewichtsredutkion des Kastens

Vorschlag: Styroporflocken oder -brösel, leichte Holzkohle, Blähtonnkugeln 15mm

Substrat 2: Luftversorgung, Wasserversorgung, Durchfluss-Schicht in der Tiefe.

Diese Schicht darf durch Wasser nicht verdichten. Vorschlag: Blähtongranulat (z.B. als Dämm-Schüttung 'Rigips') oder -kugeln, oder ebenfalls vulkanisches Granulat. Achtung: Das Handels-Perlit welches ich sah ist hier zu fein (hoher Staubanteil). Hydrokultur-Blähton-Kugeln sind vermutlich optimal, aber teuer.

Substrat 3: Hauptwurzelraum, Nährstoff-, Regen- und Gießwasserversorgung der jungen Keimlinge

Vorschlag: Vulkanisches Granulat.

Das Substrat dieser Schicht wird mit sterilisierter Mischung aus Ton und Humus zur Verbesserung der Speicherkapazität angereichert. Mineralisches Substrat enthält in der Reinform praktisch keinen Stickstoff ! Keimlinge sind als in besonderem Maße von vorsichtiger Düngung abhängig. Empfohlene Dünger u.a. Kakteendünger, Holzasche, Kaliumkarbonate, Magnesiumkalk. Salzgehalt des vulkanischen Substrates beachten:

Samenschicht (steril!): Feuchtespeicher für Samenkeimung

Vorschlag: Sterile Gartenerde, Torf, oder Humus. Samen in dieser Schicht vollständig (aber sehr dünn) bedecken.

Auflage: Im Freiland damit die Samen durch Regen nicht nach oben schwemmen, sowie als Schutz vor UV-Strahlung.

Vorschlag: Vulkanisches Substrat (Substrat 2) oder andere kleine Steinchen.


Vorgehen in aller Kürze:

Flies gut befestigen (Spanndraht) damit es später bei Wind nicht auf die Keimlinge weht. Substrate einfuellen. Die Samen vor dem Einsähen in Fungizidloesung baden (warmes Wasser - nasse Samen lassen sich aber dann nicht mehr 'streuen'), oder alternativ die aufgelegten Samen mit Fungizid sprühen. Wenn alles fertig ist, sehr vorsichtig Angiessen (Funngizidreste werden dadurch in tiefere Schichten gespült). Wenn stellenweise Samen heraufschwemmen, nochmals Substrate aufstreuen.

Am einfachsten ist es von einer Gärtnerei eine geeignete Menge Granulat mitbestellen zu lassen. Wer Lust hat kann versuchen in der Eifel oder auf Lanzarote selbst sammeln.

Tuff:
Noch ein Wort zum Salzgehalt, und der sonstigen Eigenschaften von Vulkangranulat.
Ich habe bei einem namhaften deutschen Vulkansubstrat-Produzenten folgende technischen Daten gefunden:

(Vulkamineral LB 0/12) Naturprodukt ( Eruptivsteingemisch ) bestehend aus Augit, Olivin, Magnetit, Limonit, Biotit.

Kieselsäure ( SiO2 ) ca. 48,0 %
Aluminium ( Al2O3 ) ca. 14,0 %
Magnesium ( MgO ) ca. 10,1 %
Kali ( K2O) ca. 4,4 %
Mangan ( MnO ) ca. 0,6 %
Eisen ( Fe2O3 ) ca. 8,5 %
Kalk ( CaO ) ca. 9,2 %
Natrium ( Na2O ) ca. 4,8 %
Titan ( TiO2 ) ca. 1,7 %
Phosphor ( P2O5 ) ca. 8,1 %

Abschlämmbare Bestandteile : 4,9 Massen %
Volumengewicht trockener Zustand : 0,9 to/m3
Volumengewicht bei maximaler Wasserkapazität : 1,2 to/m3
Maximale Wasserkapazität : 28 Vol.%
Wasserdurchlässigkeit K*: > 0,7 cm/s
pH-Wert: 7,2
Salzgehalt: 0,4 g/l

Offenporiges Korngemisch mit stetig verlaufender Sieblinie, bestehend aus Natur-Bims und Leicht-Lava, kaum Abtrag durch Winderosion. Die Körnung ist oberflächenrauh, offenporig, trittfest, struktur- und lagerungsstabil und auf Dauer nach DIN 52 104 frostbeständig. Vulkamineral besitzt eine gute Wasserspeicherfähigkeit, welche nur noch von reinem Bims übertroffen wird, sowie hohe Wasserdurchgängigkeit bei hohem Luftvolumen.

Einsatz:
Wasserspeichernde Dränschichten, Einschichtbauweisen ; z.B. für Anspritzbegrünungen, Vergrößerung des Wurzelraumes unter Einbeziehung dieser Vulkamineral-Dränschicht, Verhinderung von Staunässen, starker Bodenverdichtung und Verbesserung des Gasaustausches in schlecht belüfteten Böden. ­ Basiskomponente für höherwertige Substrate ­ Stadtbaumsanierung und Verpflanzung ­ als 2 ­ 12 mm Absiebung für Innenraumbegrünung

Weiterführende Literatur:
Wikipedia: Vulkanit
Wikipedia: Trachyt
Wikipedia: Suevit

Querverweise zum Thema:
Kinderstube:
Zu Töpfen, Wurzeln, Bewässerung, und Auspflanzen

Substrate im Handel:
vulkatec.de
bell-naturstein.de ?
vulkaponit (nierderlande) ?

Und nun ein paar 'in situ' Bilder:

Tuff:
Wenn man ausschließlich mineralisches Substrat verwendet, werden die Kästen viel zu schwer. Zumindest die unterste Wasserstauschicht (ca. 5cm) sollte so leicht wie möglich sein.
Daher besorgte ich Schaumflocken aus Verpackungsabfall. in letzter Minute machte mich jemand darauf aufmerksam daß diese Dinger jetzt aus Mais hergestellt werden ! Darum habe ich improvisiert, und ein paar Styroporverpackungen zerkleinert. Eventuell kann man auch leichte Holzkohle (aus selbstverbrannten Ästen) verwenden.
Zweites Bild: Da ich alleine arbeite, wollte ich unbedingt mehr Gewicht reduzieren. Auch die nächste Schicht kann eigentlich leichter sein als reines Vulkansubstrat. Hier sollen die Wurzeln der schon angewachsenen Sämlinge Luft und Wasser finden, also scheint das lockere leichte Blähtongranulat gut geeignet. Es ist auch billiger.

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