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Mammutbäume in Nähe der Nordseeküste pflanzen?

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boule:
Hallo liebes Forum,
ich habe mich in der Hoffnung registriert, daß Ihr mir bei einer kleinen Frage weiterhelfen könnt.
Auf einem Grundstück in Nähe der Nordsee (Dithnarschen) sollen neue Bäume gepflanzt werden. Der Vorbesitzer hat für das Klima vollkommen ungeeignete Gewächse gesetzt, und diese auch noch viel zu dicht zueinander, so daß komplett neu aufgeforstet werden muß. Auf Wunsch eines Familienmitgliedes sollen nun am Besten einige Berg-Mammutbäume die Lücken füllen. Um es gleich vorwegzunehmen: Platz ist genug vorhanden, so daß die Bäume in den nächsten paar hundert Jahren mit Sicherheit keine derzeit vorhandene Infrastruktur gefärden werden.
Das Hauptaugenmerk liegt aber im Moment auf der Frage, ob die Bäume überhaupt unter den gegebenen Bedingungen wachsen werden.
Boden: Relativ schwerer Lehmboden, trocknet so gut wie nie aus aber im Winter steht das Wasser
Klima: Mild, keine langen Frostperioden, Herbst und Winterstürme in Orkanstärke
Standort: Sonnig, bis zu einer Höhe von 2,5m windgeschützt

Ich mache mir eigentlich nur wegen der Feuchte des Bodens und wegen des Windes Sorgen. Wenn Ihr der Meinung seit, daß dies kein Hindernis darstellen sollte, werde ich eine Anpflanzung wagen.

mfG

boule

isbg33:
Hallo Boule!

Ich würde den Rat einer Baumschule oder eines bot. Gartens einholen.

Das Wasser im Winter könnte ein Problem sein - den Sturm wird er schon aushalten.

Dann gibt es noch 2 Alternativen, die mit feuchtem Boden gut zurecht kommen:

1. Sumpfzypresse = Taxodium distichum, Heimat = SO der USA

2. Urweltmammutbaum = Metasequoia glyptostroboides; Heimat = China

Beide sind - wie unsere Lärche - laubabwerfende Nadelbäume, die im Herbst ein prächtiges Rotgelb zeigen. Da sie im Winter "nackt" sind, bieten sie den Stürmen auch keinen großen Widerstand.
Von dem einen gibt es hier im Forum auch ein Bild:

Urwelmammutbaum

chris:
Moin boule,

Also ich würde mir wegen der Staunässe die größeren Sorgen machen.
Wind kann der Baum ab. Aber bei konstanter Näße glaube ich nicht daß das gut geht.
Aber probiers doch einfach mal aus. Bestell die eine Hand voll 2-3jährige Pflanzen und guck was passiert.

Eine andere Frage ist aber noch:
Wie groß sind die Lücken?
Der Ausfall jeder 3. oder 4. Pflanze ist überhaupt kein Problem. Auch größere Lücken von 2-4 Planzen sind nicht tragisch. Je nach Baumart ist eine Endbestockung von 200-300 Bäumen pro Hektar das Ziel. Das dichte pflanzen von z.B. 4000 Buchen/ha hat nur den Sinn, Ausfälle auszugleichen und die Bäume gerade und Astfrei zum Licht zu drängen.

Die nächste Frage ergibt sich jetzt:
Wie alt ist deine Aufforstung? Schaffen es die 3jährigen Mammutbäume überhaupt sich gegen die anderen Bäume durchzusetzen?
Buche z.B. wächst in der Jugend langsam. Hier könnte es klappen.
Ahorn wächst enorm schnell. Da könntest du Probleme kriegen. Hier mußt du deine Mammuts freischneiden.

Wohlgemerkt, ich schreibe gerade als Waldbauer und die Ratschläge beziehen sich auf eine Auffrostung im betrieblichen Sinne.
Solltest du ein Privatgrundstück nur mit einigen Bäumen bepflanzen wollen mußt das ganze natürlich mehr unter den Gärtnerischen und Parkgestalterischen Gesichtspunkten sehen.
Da ist es natürlich ohne weiteres möglich einige Jahre zu experimentieren.
Im Waldbau ist das nicht ohne weiteres und ohne Ertragseinbußen möglich.
Hier mußt du auf Jahrzehnte voraus planen.

Aber trotzdem, probiers einfach aus. Was sind schon 2 oder 5 Jahre Testen, wenn später an dieser Stelle ein Baum mehrere hundert Jahre stehen soll?

Viel Glück
chris

Tuff:
Hallo Boule

Ich möchte was zu Bergmammutbäumen antworten.

(ob er das noch lesen wird?)

Ich stimme Chris zu: Zwar toleriert Sequoiadendron als Abkömmling der Sumpfzypressen stehendes Wasser im Winter höchstwahrscheinlich eine ganze Weile. Das Problem ist jedoch die Sauerstoffversrogung in der Wachstumszeit (Frühling bis Herbst.).

Ich gehe jetzt mal davon aus daß Dein Standort Marschland ist und nicht Geest. 'Schwerer Lehm' klingt jedenfalls sehr danach.
Dieser Lehm ist demnach aus Meeressedimenten entstanden, und enthält typischerweise relativ viel Kalk und andere Carbonate (hier insbesondere Kalium und Natrium), sowie Schwefel. Als sehr feinkörniger Boden neigt er zur Verdichtung, besonders wenn durch regelmässige Staunässe porenschaffendes Bodenleben blockiert wird. Ohne Poren gelangt aber kein Sauerstoff an die Wurzeln.

Unter diesen Bedingungen solltest Du Bäume grundsätzlich auf kleine 'Hügel' pflanzen, die vieleicht zusätzlich noch mit grobkörniger mineralischer und organischer Substanz angereichert sind (Holzchips, Muscheln, auch Grobsand).

Das Bodengefüge soltle aber auch großflächig mit allen Mitteln gelockert werden, stehendes Wasser also durch Gräben abziehen oder möglichst rasch 'verdunsten'. Hier bieten sich raschwachsende stauwasserfeste Pionierbaumarten wie die stark verdunstende Birke oder die stickstoffanreichernde Erle als temporäre Mischung an. Sehr wirkungsvoll können Gräser sein, besonders an der Oberfläche einen 'Wurzelfilz' bildende Arten wie etwa Calamagrostis epigeijos. Die Art gilt als salztolerant, außerdem als 'verjüngungshemmend', damit sind aber nicht Pflanzungen gemeint, sondern Keimlinge (und insbesondere auf wechseltrockenen Standorten.)
Tatsächlich wäre so ein Gras eines Tages ein Fall für kontrolliertes Abbrennen, wenn man Naturverjüngung ermöglichen wollte.

Später werden die Mammutbaum wurzeln vermutlich an der Oberfläche streifen. Im Lehm, Sand, und Schlick können sie sich unter Sturmlast nirgends richtig festhalten. Das würde bei vielen Baumarten zu Sturmwurf führen. Ich bin der Ansicht, daß Sequoiadendren damit relativ gut zurechtkommen - sie bilden einen riesigen Wurzelteller und einen Stamm mit einem sehr deutlichen Schwerpunkt weit unten am stark verdickten Wurzelansatz, so daß sie 'von selber' stehen.

Ein anderer Weg, Stürme zu bestehen, ist es für Bäume sich ineinander zu verwurzeln und so gegenseitig festzuhalten. Wo Einzelbäume kaum eine Chance haben, kann ein miteinander verwurzelter Bestand sehr stabil sein. Es kann zu diesem Zwecke förderlich sein, einen Wald dicht zu begründen. Damit meine ich die Dichte des Zielbestandes - junge Sequoiadendron brauchen auf jeden Fall reichlich Abstand damit sie volles Sonnenlicht bekommen.

Ich würde Sequoiadendron auf keinen Fall mit stark Schatten erzeugenden Laubbäumen wie Buchen mischen, deren in jede Lücke 'kriechende' Äste die Mammutbaumkronen schütter werden lassen ohne im Winter einen Windschutz zu bieten. Vieleicht passen Eiben besser ? Die wachsen eher langsam, und sind ziemlich zäh. Sie vertragen Schatten, würden also ganz gut zwischen höhere Mammutbäume passen.

Natürlich wird ein Wald bei ständigem Wind nicht sehr hoch werden, sondern eher gedrungen und mit einer vom Wind 'rasierten' relativ klaren  Oberkante, die man sehr schön bei den Wäldern der Nordsee-Inseln sehen kann, oder im Gebirge an Windpässen nahe der Baumgrenze.
Jeder vorwachsende Trieb wird hier sofort durch den Wind bekämpft.

In einem heftigem Sturm brechen bei Gebirgsmammutbäumen oft Kronenteile ab. Dann sind die Mischbaumarten wieder gleichauf. So wird sich im Laufe von Jahrzehnten doch eine einschichtige Oberfläche bilden.

Ich finde es ein sehr interessantes Experiment Mammutbäume an der Küste zu pflanzen.

Ich bin ja der Meinung daß Seuqoiadendron für eine 'Konifere' relativ viel Kalium und Natrium benötigt (man könnte es auch andersherum sehen, sie unterstützen die Aufnahme dieser Elemente nicht besonders, was auf ein ursprüngliches Habitat mit guter Salzversorgung hinweisen könnte).  Vieleicht wächst diese Art sogar ausgesprochen gut im Regen der von der Meer her kommt ? Ich habe gelesen daß dieser zT. duch lokale Verdunstung entsteht und dadurch Salze wie K und Na enthält. Ich muß immer an die Bilder aus Schottland denken. Wahrscheinlich ist es der Golfstrom der dort so günstige Bedingungen schafft. Aber vieleicht spielt das 'Seeklima' auch in dieser anderen Hinsicht eine Rolle.

Ich freue mich schon darauf eines Tages unter einem Norddeutschen Mammutbaum eine Krösensuppe zu essen :)

Sischuwa:
Moin...Boule,

Also Ich würde es wagen , schon alleine der Neugierde halber...klappts oder klappts nicht, wenn ja, wie entwickelt sich der BM
weiter in den nächsten Jahren...

Ein schönes Bsp. Ist dieses:

http://www.mbreg.de/4images/details.php?image_id=2720

....schon mal an einen Küstenmammut gedacht..( Küste>>>Mammut  ;D)

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