Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Experten- und Fachbeiträge
Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Tuff:
Zum Vergleich: So sieht ein grüner, mindestens dreijähriger Zapfen mit vollkommen geschlossenen Spalten aus (zweites Bild farblich verändert). Die Schuppenschilde dieses Zapfens sind ausgewachsen, ihre Ränder fransen aus, und doch sind sie immer noch 'hermetisch' geschlossen. Der Stiel ist an der Zapfenbasis 5-6mm dick und grün. Der Zapfen war relativ schwer abzudrehen - er wäre offensichtlich gerne noch ein Weilchen länger am Baum geblieben.
Der Zapfen hing an einem dickeren Ast (am Zapfenansatz etwa 4-5 cm Durchmesser) in einem Baum in Bonn-Ippendorf, welcher durch seine hervorragende Wuchsleistung einen wirklich guten Standort anzeigt. Ein weiterer Hinweis darauf: Während derzeit viele Gebirgsmammutbäume durch besonders viele gelbe Triebe auffallen, sieht der "Ippendorfer Kraftzwerg" (© Mick) bis auf ein paar wenige Zweige immer noch frisch grün aus, oder genauer gesagt, herrlich blau (Selektion Martin). Leider habe ich aus dieser Zeit nur ein verschwommenes Bild von einem späten Abend bei leichtem Wind (Foto aufgehellt).
Tuff:
Wie ich in vielen Bruchproben von Samen verschiedener Bäume festgestellt habe, können bis zu 90% der Samen eines grünen, reifen Zapfens, der direkt vom Baum gepflückt wurde, schon abgestorben sein. In jedem Zapfen ist immer ein Anteil 'Ausschuss' dabei, aber 90% ist definitiv zuviel. Bei Saatgut aus der Sierra werden Keimraten um 30% beobachtet, 50% können vorkommen. Womit nicht gesagt ist, daß dies für die Art ein 'normaler Optimalwert' ist.
Die offenen Schuppenspalten können ein Hinweis auf die Ursache sein. Wenn die Embryonen sich ohne das schützende Zapfenpigment, unter Zufuhr von Sauerstoff und Feuchte, bereits im Zapfen zu regen beginnen, könnten sie im Laufe der Jahre dabei ihre Energievorräte verbrauchen und danach absterben. Andere Möglichkeiten sind: Schädliche Pilzsporen hinein gelangen, oder die ungeschützten Samen vertrocknen oder erfrieren. Für die Frage nach dem Reproduktionserfolg kommt das aber auf dasselbe hinaus: Die offenen Spalten sind ein Problem.
Es gibt bei Koniferen einen genetischen Mechanismsus, daß Samen aus Selbstbestäubung in einem frühen Entwicklungsstadium wieder absterben. SOgenannte 'leere Samen' entstehen. Bei Sequoiadendron finde ich aber immer wieder voll entwickelte Samen, jedoch mit einer braunen Masse anstatt eines vitalen Embryos. Als evolutionäre Anpassung wäre dies die reinste Energieverschwendung. Irgendetwas scheint hier nicht richtig zu funktionieren !
Wie kommen wir dem Problem auf die Spur ? Wenn einmal ein Zapfen mit sagen wir mindestens 50% lebendigen Embryonen gefunden wird, wäre es interessant den Standort des Baumes genau zu kennen. Andersherum, wenn es einen Baum mit definitiv sehr guter Wasserversorgung gibt, sollte man von diesem zu jeder Jahreszeit ein paar Zapfen pflücken und die Vitalität der Samen untersuchen. Bei Zapfen verschiedenen Alters, auch bei den hell-gelb-grünen Einjährigen, müssen dann die offene Spalten beurteilt werden (Wasserprobe, am Besten mit Makro-Foto der Zapfen).
Um zur Aufklärung des Problems beizutragen, muß man einige grüne Zapfen aufsammeln oder (besser) direkt vom Baum pflücken und sie mit Hammer und Beitel längs spalten. Es ist notwendig, die Zapfen getrennt zu testen und sowohl das ungefähre Alter des Zapfens als auch das Bruchproben-Ergebnis zu notieren.
Man kann die Vitalität der Samen am Schnellsten mit der Bruchprobe testen. Hierbei wird der Samen in der Mitte durchgeknickt. Lebende Embryonen sind hell-weißlich (jung) oder weizengelb (reif). Ein schwarzer oder sehr dunkler Embryo ist tot. Oftmals wird man eine krümelige, schwarz-braune Masse finden. Vielleicht ist es ein bereits zersetzter abesgorbener Embryo ?
Man sollte ausschließlich große, 'gute' Samen testen, da die kleinen i.d.R. sowieso taub sind. Große Samen sind 6-7mm lang. Es gibt eine minimale Menge an Samen die man pro Zapfen testen muß, damit das Ergebnis Aussagekraft hat, man kann das ausrechnen, aber ich spare mir das. Ich schätze daß schon 10 Samen pro Zapfen ausreichen können um einen klaren Trend zu zeigen. Für eine gemischte Marge aus vielen Zapfen eines bestimmten Baumes empfehle ich, wenigstens 30 Samen zu knicken. ... Zu mehr wird man auch kaum jemanden überreden können ;) !
Tuff:
Bereits bei den einjährigen Zapfen können die Schuppenspalten geöffnet sein. Man sieht dann bei Regen nicht selten rotes Zapfenpigment auslaufen. Das brachte mich auf die Idee, den Grad der Geschlossenheit durch eine Wasserprobe zu testen. Dabei legt man die Zapfen für etwa eine Stunde (eine halbe reicht aber meistens schon aus) in ein helles Gefäß. Hier der Vergleich zwischen Zapfen mit offenen Spalten die nach einer Stunde das Wasser rot färben, und solchen bei denen nach einer Stunde kaum eine Färbung vorhanden war.
Tuff:
Dieses Phänomenes könnte für die Vitalität der Samen von Bedeutung sein. Offene Spalten aus denen bei feuchter Witterung (Regen, Nebel) das Pigment ausläuft, bringen bei trockener Witterung die Gefahr der Austrocknung mit sich (sowohl im Sommer, als auch im Winter bei Frost). Falls das Zapfenpigment wirklich eine wichtige Rolle für die Hibernation der Samen spielt (die über viele Jahre hinweg keimfähig bleiben müssen!), wäre ein Verlust des Pigmentes auch in dieser Hinsicht nachteilig.
Die Ursachen frühzeitig geöffneter Spalten sind mir noch nicht klar, es liegt jedoch nahe sie in unzureichender Wasserversorgung des Baumes zu suchen, weil die Zapfenproduktion sehr viel Wasser verbraucht und die Schuppen vermutlich durch den Einfluß von winterlichem Frost (Trockenheit) und sommerlichem internen Wassermangel 'auf-schrumpfen' können.
Welche Folgen ergeben sich für die Wahl von Bäumen zur Zapfenernte ?
Da die Verfügbarkeit von Wasser für das Wachstum von Sequoiadendron insgesamt maßgeblich ist, würde man zur Zapfenernte also zunächst einmal besonders gut gewachsene Bäume aufsuchen. Zum anderen sollten besonders feuchte Perioden (2-3 Jahre hintereinander) ausgenutzt werden. Und zum dritten sind junge Bäume gegenüber Alten im Vorteil, weil ihr Wasserbedarf geringer ist.
Bild: Im relativ trockenen Jahr 2008 gesammelte Zapfen des Ippendorfer Kraftzwerges (guter Standort) waren auch mit >2 Jahren noch vollkommen geschlossen, während einjährige Zapfen eines anderen Baumes auf mäßig gutem Standort bereits offene Spalten hatten.
Michael D.:
Hallo,Anja !
Habe mal auf Deine Seite geschaut,wirklich absolut klasse gemacht, Respekt ! Sind die Aufnahmen von dem Arboretum in Heidelberg,oberhalb Boxberg ? Da möchte ich irgendwann nämlich noch hin,wenn ich mal wieder im HD-Raum bin .
Viele rotborkige Grüße ! Michael :)
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