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Autor Thema: Mammutbaumsamen auf Waldbrandflächen ausbringen. Geht das?  (Gelesen 2514 mal)

tigerroy

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Ich habe mir einen Vorrat an Zapfen von BM gesammelt. die sind nun getrocknet und ich konnte Hunderte Samen ausklopfen. Auch von UMs konnte ich Samen gewinnen. Macht es Sinn, diese Samen direkt auf der verbrannten Fläche zu verstreuen, oder die Zapfen dort auszusetzen? Oder passiert nix? Man hört ja immer wieder, das die Samen das Feuer brauchen.

 Im Taunus hat es auf den Altkönig gebrannt. Ich war das nicht.
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Tuff

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Re: Mammutbaumsamen auf Waldbrandflächen ausbringen. Geht das?
« Antwort #1 am: 23-Juli-2023, 01:21 »

Nur wenn das Klima passt.


Das sind Schätzungen:


* vor der Keimung 2-3 Wochen feucht, oder Samen vorquellen lassen
* zur Keimung genügend Wärme aber keine brennende Sonne
* ab Keimung 2-3 Wochen feucht bis Keimwurzel tief genug ist.


Stell dir 2-3 m Schnee vor die in der Sierra in CA in der Höhenstufe spät beginnen abzuschmelzen, bis in den Sommer hinein.
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sequoiaundco

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Re: Mammutbaumsamen auf Waldbrandflächen ausbringen. Geht das?
« Antwort #2 am: 24-Juli-2023, 08:57 »

Hoffentlich waren die Zapfen noch grün, ansonsten sind die Samen meist längst keimungsunfähig. Ich habe mehrfach dein geplantes Aussaatverfahren mit gutem geprüften Saatgut getestet > 0 Erfolg. Auch unter gut kontrollierten Bedingungen ist die Anzucht von Sequoiadendron kompliziert. Das belegt auch die äußerst geringe Zahl an Naturverjüngungen in Deutschland.

Aber Versuch macht kluch !    chris

 
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Tuff

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Re: Mammutbaumsamen auf Waldbrandflächen ausbringen. Geht das?
« Antwort #3 am: 30-Dezember-2024, 02:44 »

Das kann ich bestätigen, Chris. Und wahrscheinlich auch jeder andere hier.
Ich finde die Frage der Saat generell interessant weil wir derzeit ja auch viele Käfer-Kahlschlagflächen haben.

Bei einigen Baumarten bin ich sicher daß es gut oder zumindest einigermaßen befriedigend klappen kann, wenn man große Mengen Samen hat: In erster Linie windverbeitete Pionier-Baumarten wie Birke und Lärche, sowie Baumarten die nicht speziell Pionierarten sind aber dasselbe Potential, wie Bergahorn und Esche. Als nächstes könnte man vielleicht die Fichte und die Douglasie erwähnen. Wenn 'Fremdländer' akzeptabel sind dann gibt es noch eine Menge mehr Optionen, wie zb. den Götterbaum.
Unter den Nadelbäumen sind viele heikel. Die Keimlinge der Schattbaumarten wie unserer Weisstanne brauchen warhscheinlich eine relativ hohe Luftfeuchte und vertragen vollkommen offene Flächen nicht gut (Austrocknen durch Sonne und Frost). Ausserdem sind ihre Keimlinge sehr konkurrenzschwach, zb. in Gras.
Das gilt eigentlich für alle Nadelbaumarten ausser vielleicht der Eibe, und ganz besonders auch für die Mammutbäume.
Ich habe einige male Bergmammutbaumsamen in kleinen, vorsätzlich sehr heiss abgebrannten Flächen eingesät und es kamen schon mal fast keine Keimlinge heraus. Anteilige Ursache war aus heutiger Sicht die Verwendung von in D selbt gesammelten Zapfen, die zumeist eine ausserordentlich schlechte Keimrate haben (sehr viel Hohlkorn). Gutes Saatgut aus der Sierra Nevada wäre m.E. für so ein Experiment viel zu schade und viel zu teuer denn die Aussichten sind (wie Chris schon beschrieb) sehr schlecht.
Die paar Keimlinge die ich entdecken konnte, sind dann in den ersten sonnigen Wochen sofort vertrocknet. Oder sie wurden von Insekten abgefgressen.
Auf Kahlschalgflächen breiten sich rasant Gras, Stauden, Farne, und Büsche wie Ilex oder Fualbaum aus. Als näcbhstes kommen oft Birken, Ginster, und ähnliches. Selbst wenn zu Beginn ein paar Keimlinge durchkommen, würden sie durch die Konkurrenz stark geschwächt und bald untergehn.
Diese Konkurrenz ist bei Kahlschlägen ja von anfang an vorhanden. Aber selbst in Brandflächen wandert sie sehr schnell (in 2 Jahren) wieder ein. Viele Samen überdauern auch im Boden - Ginster anscheinend über hundert Jahre lang.
Da muss ein Feuer welches für die Ansiedlung von Bergmammutbäumen geeignet ist schon sehr lange sehr heiss und tief brennen; und über eine sehr große Fläche. Zum Vergleich: In der Sierra verbrennen komplette Baumbestände auf tausenden von Hektaren. Das sieht hinterher aus wie eine apokalyptische Mondlandschaft. So weit lässt man es hier in D niemals kommen !Und 'genehmigt' wird es schon garnicht.   
« Letzte Änderung: 30-Dezember-2024, 02:48 von Tuff »
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Tuff

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Re: Mammutbaumsamen auf Waldbrandflächen ausbringen. Geht das?
« Antwort #4 am: 30-Dezember-2024, 03:11 »

Aber wie würde ich vorgehen wenn ich es trotzdem versuchen wollte.

Auf keinen Fall flächig verstreuen, das ist absolut hoffnungslos. Dementsprechend wird man auch niemals einen geschlossenen Bestand erzielen, sondern nur unregelmässig verteilte, vereinzelte Bäume haben.

Dazu muss man auf der Fläche gezielt Stellen suchen, an denen Keimlinge und Sämlinge in den nächsten 5 jahren überhaupt eine Chance haben:

* Möglichst heiss und tiefgrübdig verbrannt damit die Keimwurzel sehr rasch aus der Vertrocknungszone kommt (in D wohl meistens um die 10-20 cm tief, von da ab braucht es dann nochmal 20 cm lockeren Boden. insgesamt also mindestens 30 cm)

* Möglichst weit weg von überlebender Vegetation. Verbrannte Gebüsche tendieren übrigens dazu neu auszutreiben.

* Eher in kleinen Senken wo sich Wasser sammelt. Sogar in Fahrrinnen von Waldmaschinen wäre es möglich.

* Vorteilhaft ist auch direkt an 'Snags' oder Baumstümpfen oder Stammstücken die gegen Süden dann ein bißchen Schatten bieten, und generell in der Tiefe Feuchte speichern.

* Dann würde ich dort den Boden tief auflockern / aufgraben und pro Stelle so um die 50 Samen einsäen. Bei guter Keimrate auch weniger.

* Wenn irgend möglich noch extra eine Beschattung herrichten: Vor Ort gefundene (abgebrochene/abgebnrannte) Baumkronen, oder Stammstücke, oder vielleicht sogar extra was mitbringen.

Bergmammutbaumkeim linge lieben die Sonne, also mit dem Schatten auch nicht übertreiben. Ideal ist etwas, das nach nach dem ersten Sommer zerfällt oder wegfliegt ....


Eine Baumkrone drauflegen hat auch den Vorteil daß Reh und Hase nicht sofort drankommen.
*   Die Stellen markieren. Man möchte ja später mal sehen was draus geworden ist - und daraus lernen.
Von dieser Methode ausgehend, kann man dann schrittweise auch immer mehr Aufwand betreiben:

*   Zusammen mit den Samen etwas Dünger ausbringen.
*   Die Stelle tief ausheben und die Erde mit einem lockeren Granualt anreichern.
*   Die Einsaat tüchtig angiessen. (aber nicht auf den Punkt total verschlammen, sondern eher drumherum)
*   Eine Art Regenfang installieren (im einfachsten Fall ein Stück Plastikplane)
*   Ein beschattendes Stück Pappe oder Platiknetz anbringen
*   Einen Maus- und einen Wildschutz anbringen
usw.

Natürlich kann man auch auf all das pfeifen und vollmechainsiert erstmal mit einer Baumfräse oder Mulchmaschine durchgehen und das ganze wie eine Baumschule betreiben.
Aber ich schätze mal das war nicht die Frage hier.

(Wobei dort Koniferen wohl niemals einfach so eingesät werden, sondern alles wird in Gewächshäusern vorgezogen.)

Noch etwas ist sehr wichtig:

Abschätzen wann und genau wo wieder Maschinen die Fläche befahren.

Ich habe mal ein paar wunderbare Weisstannen einem befreundeten Nachbarn in seinen Fichtenwald gepflanzt, an idealen Stellen, mit Natur-Wildschutz (kein Draht) und jahrelang gepflegt. Die Bäumchen sahen dann natürlich wie Naturverjüngung aus und als eine Erntemannschaft im Winter den Nachbarwald kahlschlug, wurden bis auf einen alle Tännchen mit den schweren Maschinen einfach zu Brei gefahren. Ich habe die Reste nicht mal mehr ausfindig machen können.

Klar, wussten die nicht. Und die dünnen Metallsteckpfähle ohne Farbmarkierung haben die gar nicht gesehen.


Man erwartet sowas in Plantagen-NRW auch einfach nicht (im Schwarzwald oder Bayrischen Wald wäre es vielleicht anders gewesen) und eine Weisstanne erkennt hier sowieso keiner.
« Letzte Änderung: 30-Dezember-2024, 03:21 von Tuff »
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sequoiaundco

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Re: Mammutbaumsamen auf Waldbrandflächen ausbringen. Geht das?
« Antwort #5 am: 31-Dezember-2024, 11:49 »

Lieber Tuff,
es freut mich sehr, mal wieder auf deine qualifizierten, interessanten Beiträge zu stoßen!
Wer mit offenen Augen durch Parks und Arboreten geht, wird überall Naturverjüngungen finden, z. T. wie Haare auf dem Hund. Natürlich müssen die Mutterbäume alt genug sein, die Boden-, Licht-, Feuchtigkeitsverhältnisse müssen stimmen, und weder Konkurrenzflora, Fressfeinde noch andere Pathogene dürfen die Sämlinge gefährden.  Einige eingeführte Baumarten sind dabei so erfolgreich, dass sie als invasiv eingeschätzt werden müssen, da ihre aggressive Verbreitung Böden und ganze Landschaftsbilder verändern und die Biodiversität gefährden kann. Ihre Einbringung erfordert deshalb besondere Vorsicht und ständige Kontrolle.
Naturverjüngungen bei älteren Küstenmammutbäumen sind häufig zu finden, die jeweils geringe Anzahl ist allerdings gut zu kontrollieren. Bei Gebirgsmammutbäumen allerdings kenne ich in all den Beständen nur einen einzigen Nachkommen, der, schattig gelegen, sich sehr langsam durchzusetzen versucht. Meine eigenen Aussaatversuche auf verschiedenen gesäuberten und gesicherten Waldflächen waren nie erfolgreich. Einige wenige Forstbaumschulen haben Sequoiadendron ausgesät auf freier Ackerfläche. Mit häufigem Fungizideinsatz haben sie bes. nach feucht-warmer Witterung Totalverluste bes. durch Botritis eindämmen können. Auch hier im Forum gibt es nicht viele Stories über erfolgreiche Anzuchten und wenn, dann nur unter sehr kontrollierten Bedingungen.
Mit optimistischen Wünschen für´s Neue Jahr   chris
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