Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Experten- und Fachbeiträge

Küstenmammutbaum Sequoia sempervirens - Frosttoleranz der Herkünfte und Klone ?

<< < (12/25) > >>

Bernhard:

--- Zitat von: Joachim Maier am 07-April-2021, 14:28 ---Mein Eindruck:

braun ist trocken und tot.

orange ist glänzend und lebendig.

--- Ende Zitat ---

Mein Eindruck, Jo :

Zuviel Farbenlehre, zuwenig zum Threadthema......

Joachim Maier:

--- Zitat von: Bernhard am 07-April-2021, 16:58 ---
--- Zitat von: Joachim Maier am 07-April-2021, 14:28 ---Mein Eindruck:

braun ist trocken und tot.

orange ist glänzend und lebendig.

--- Ende Zitat ---

Mein Eindruck, Jo :

Zuviel Farbenlehre, zuwenig zum Threadthema......

--- Ende Zitat ---

Um die Kurve zum Thema zu bekommen Bernhard :) , aus meiner Erfahrung ist der Verlust der grünen Farbe ein Frostschutz der Pflanze, um das Chlorophyll zu schonen, welches in dieser Zeit im Holz eingelagert wird. Im Frühjahr werden die Nadeln bei meinem KM von der auch im Winter grünen Zentralader wieder mit Chlorophyll versorgt.

Tuff:
Etwas Ahnliches ist von den Herbstlaubblättern bekannt, aus denen vor dem Blatfall noch wertvolle Stoffe 'evakuiert' werden. Es fällt aber das KM-Blatt nicht ab, daher habe ich meine Zweifel ob man von eine Evakuierung sprechen darf. Eventuell wird das Chlorophyll aber einfach in eine andere biochemische Form überführt ? Also nicht vorab, sondern erst durch die Kältewirkung selber. Nicht 'proaktiv'. Man könnte das dann auch als 'Degradation' sehen, die dem KM eher gar keinen Spaß macht. So wie erfrorene Zehen und Finger sich verfärben ...

Für das Thema hier, ich sags nochmal, zählt eher nicht ob und wie ein KM sich verfärbt, sondern ob und wie er überlebt, und zwar ohne kritische Schäden: Zu denen in erster Linie mal das Absterben der Spitze zählen würde, mit nachfolgendem Zwieselwuchs. Und langfristig, trotz Frostwinter, ohne massive Einbußen in der Wuchsleistung.

Wenn ein KM (Klon) das schafft, dann wäre es egal ob er orange oder gelb oder lila wird !

Tuff:
Hier geht es um Frost und den Windchill, ein Begriff den ich glaube ich öfters genannt habe, und ich möchte das hier weiter besprechen.

Es stimmt, Windchill ist für den Menschen erfunden bzw. Körper die ohne den Wind langsamer abkühlen bzw. sich sogar aufwärmen würden.

Die Frage ist also eigentlich, welche Wärmezufuhr kann es bei Pflanzen denn überhaupt geben ?

Mir fallen da auf Anhieb drei Quellen ein:

(1) Abstrahlung der Erde (welche generell ein sehr nachhaltiger Wärmespeicher ist)
(2) Sonneneinwirkung tagsüber
(3) Verdunstungswärme

Vielleicht kann man noch ergänzen daß unter Schirm eines Altbestandes die Wärmeabstrahlung / Auskühlung stark gebremst ist, während ein Wind der durch diesen Bestand hindurchfegt den positiven Effekt zunichte machen kann ?

Es ist jedoch klar daß sich eine Pflanze in einer kalten Winternacht, ob mit oder ohne Wind, nachts recht schnell der Standard-Außentemperatur angleicht. Aber das Tempo in dem dies geschieht kann doch sehr wohl etwas ausmachen ? Wenn die gespeicherte Wärme nämlich bis zum nächsten Vormittag noch 'vorhält' an dem es dann hoffentlich wieder etwas wärmer wird, wäre doch schon viel gewonnen ?

Es scheint aber auch plausibel daß das Austrocknen (bei tiefer Temperatur) durch den kalten Wind für Pflanzen schädlicher ist, als die reine Kälte.

Also sollte ich vielleicht nicht mehr vom Windchill sprechen, sondern von ... was ? Vielleicht "Frost-Dürre" ?

Hmmmm .... "Gründe im Zellstoffwechsel .... welche wir niemals ergründen werden" ?  Sag niemals nie :D Es ist sicher auch hierzu einiges untersucht worden, und wahrscheinlich kann man das dann mindestens lesend "ergründen".

Erst wenn man alle beteiligten Aspekte einmal richtig angeschaut hat, kann man sagen daß man die Frostwirkung wirklich verstanden hat. "Das habe ich doch gleich gewusst" ist auch nicht das richtige Prinzip, wenn es um Lernen geht, finde ich.

Tuff:
Ich möchte noch einmal auf die oben angegebene Untersuchung an Fichten von Senser & Beck 1977 zurückkommen.

Hier steht in der Zusammenfasung, nochmal zusammengefasst, folgendes:

Es wurde die Photosyntheseaktivität von isolierten Chloroplasten (der 'grüne Stoff' in den Nadeln) unter idealen Laborbedingungen gemessen. Aus Sommerzweigen isoliert, war diese (logisch) hoch. Aus Winterzweigen war sie sehr niedrig. Die Chloroplasten sind also im Winter irgendwie anders als im Sommer, und reagieren kaum noch auf Sonnenlicht.

Ferner wurden die zu unterschiedlichen Jahreszeiten geernteten Zweige im Labor -20°C ausgesetzt. Während die Winterzweige dies ohne größere Probleme überstanden, wiesen die Sommerzweige Frostschäden auf: Trotz vorsichtigem Auftauen 'degradierte' das Chlorophyll der Sommerzweige. Die aufgetauten Sommer-Chloroplasten waren zudem allesamt 'tot' (inaktiv). Die Winterchloroplasten überstanden den Prozess ohne Schaden.

Die Forscher gehen davon aus, daß Frostschäden bei Fichtenchloroplasten nicht auf direkte Schädigung durch die Temperatur zurückzuführen ist, sondern durch toxische Stoffe bewirkt wird, welche die Chloroplastenmembran ('Haut') angreifen und zersetzen. Diese Stoffe entstehen in den Zellen erst beim Auftauen. Also nicht die Chloroplasten selber werden durch die Kälte angegriffen, sondern andere Zellbestandteile, und deren Zerfallsprodukte greifen die Chloroplasten an.

Die Frosthärte der Fichte sei, in Auswertung ihrer Versuche, auf mindestens 2 Faktoren zurückzuführen: 1. Eine Veränderung in den biochemisch aktiven Membranen der Chloroplasten (was für eine Veränderung die meinen erschliesst sich mir aus der Zusammenfassung aber nicht) und 2. zusätzlich eine Stabilisierung dieser Membranen durch isolierende Schichten, welche sie vor besagten aggressiven Substanzen schützen (cryoprotecting compounds).

Letztere Annahme wird durch den Versuch unterstützt, Chloroplasten mit Salzsäue zu behandeln. Danach waren die Winterchloroplasten deutlich besser in Schuß als die Sommerchloroplasten.

Die Veränderung der Nadeln und Chloroplasten gegen den Winter hin ist den Autoren zufolge nicht auf direkte Frosteinwirkung (freezing injuries) zurückzuführen, sondern die Folge eines Abhärtungsprozesses (frost hardening process). Hier gehts um die kausale Reihenfolge: Nicht der erste Frost bewirkt die Frosthärte, sondern die gesamten Witterungs-Bedingungen über den Herbst bis zum Winter bewirken eine (langsame) Anpassung.

Was bedeutet das für den KM - falls es vergleichbar wäre ?

Sollten die Mechanismen prinzipiell übertragbar sein, dann wäre ein KM wohlberaten im Herbst zeitig 'Ladenschluss' zu machen und im Rahmen seiner wohl eher bescheidenen Möglichkeiten eine Abhärtung zu durchlaufen. Man kann sich dann vorstellen, welches Klima *mit Winter* für den KM am besten wäre: Zum Winter hin langsam immer kälter und kein ständige hin-und-her. Und Nordhang besser als Südhang ! (Fas gilt wohl für die meisten Koniferen.)

Es wäre dann auch gut möglich, daß die Verfärbung ins Orange-Rote (egal auf welche Art das 'Grün' nun tatsächlich verschwindet) eine Möglichkeit der Anpassung sein kann, die den KM zur Verfügung steht, und also positiv zu sehen wäre. Allerdings ist die Verfärbung - je nach Temperaturen - anscheinend nicht zwingend notwendig, wie andere Beispiele hier bald zeigen werden.

Es ist aber leider alles nur spekulativ, weil Fichten und Mammutbäume eben doch sehr verschieden sind: Fichten verfärben sich ja normalerweise gar nicht. Die typische KM-Verfärbung fand außerdem, soweit ich das mitbekommen habe, überwiegend erst _nach_ dem tiefen Frost statt. Eine langsame Frosthärtung hätte doch eher vorer bereits stattfinden sollen - es hätten sich die KM also bereits Dezember - Janur langsam orange färben müssen. -> Hat irgendjemand hier mal so etwas beobachtet ?

Und es fehlen Vergleiche: Vor allem die Frage, haben orange gefärbte KM in der Folge weitere tiefe Fröste gut überstanden -- oder wurden sie dann doch noch dürr ? Wenn es so wäre, dann wäre die Verfärbung die allerletzte Notrettungs-Bastion nach der dann aber nichts schlimmes mehr passieren darf. Quasi mit dem Rücken zur Wand.

Ich hoffe wir können dazu hier mal Beobachtungen sammeln !

Wichtig bleibt aber festzuhalten, daß zum Winter hin ein biochemischer Anpassungsprozess auch innerhalb der Koniferennadel stattfindet.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln