Berni, man muss hier fair bleiben. Die Argumentation des Naturschutzes ist im Kern diese (auch wenn sie das selber oft nicht so gut ausdrücken), daß der Schaden nicht direkt durch die 'neuen' Arten entsteht, sondern durch das Fehlen der Alten.
D.h. eine Leylandzypresse mag bestimmten Tierarten Lebensraum bieten, welche nicht spezialisiert sind, ist aber keine Futterpflanze für die Buchenblattlaus, die andernfalls hier an einer Buche leben könnte. Wenn nur
eine Buche 'fehlt' ist das sicher kein Problem. Wenn aber Quadratkilometerweise Leylandzypressen angepflanzt würden, unter denen Hühner gefüttert werden, dann hätten wir ein Sperlingsparadies, aber keine Buchenblattläuse mehr. Und auch keine der anderen der 10000 Insektenarten die von einheimischen Laubbäumen leben ....
Zum Beispiel in einem Eichenbestand können in den Eichenkronen mehr als 1000 Insektenarten gezählt werden. Das ist keine rein symbolische Zahl - die Größenordnung stimmt.
Wenn man jetzt für jede Douglasie oder Roteiche auch eine Eiche oder Weißtanne pflanzt, sollte das einigermaßen in Ordnung gehen. Dann muß man das Überleben der einheimischen Arten aber waldbaulich auch sicherstellen (also nicht in abwechselnder MIschung - dann fallen die einheimischen Arten nämlich innerhalb von 30 Jahren ganz einfach aus.)
Oder nehmen wir andere Beispiele:
Das
Nickende Perlgras mag basenreiche frische Böden mit nicht-saurer Humusauflage. Es kommt vor allem in Eichen-Buchenwäldern vor. Wenn man auf solchen Standorten Nadelbäume aufforstet, verschwindet es mittelfristig aufgrund des veränderten pH-Wertes.
Allerdings liegt der schlimmste Effekt bei Nadelholzaufforstungen in der dichten Bestandesbegründung, welche die totale Ausdunkelung des Bodens, und ein extremes Austrocknen der obersten Humusschicht zur Folge hat. Die extrem genügsame Schattenblume
Maianthemum zB. benötigt gleichmässige Bodenfeuchte und kann dann auch auf relativ saurem Rohhumus gedeihen. Aber in einer Fichtendickung hat sie keine Chance.
Dasselbe gilt m.E. für einen Roteichen-Reinbestand, weil die riesigen, nur schwer abbaubaren Blätter den Boden vollständig abdecken, und die meisten Bodenpflanzen dadurch ausgedunkelt bzw. am Keimen oder Austreiben gehindert werden.
Weitere Bodenpflanzen deutscher Laubmuischwälder, die bedroht sein können bzw. durch Fichtenanbau schon längst verschwunden sind, wären Waldmeister, Bärlauch, Vielblütige Weißwurz, Lerchensporn, Buschwindröschen, Seggenarten, eine Menge kleinerer Farne, Braunwurz, Hasenlattich, das klein- und das großblütige (einheimische) gelbe Springkraut, ... die Liste ist ewig lang.
Und diese Bodenpflanzen haben ihrerseits wieder Insekten-Spezialisten die auf sie angewiesen sind.
Man kann die sehr dominante Roteiche nur schwer mit anderen Baumarten mischen - wenn, dann in Gruppenpflanzung, bei der aber zB. eine Buchengruppe dann auch deutlich größer sein müsste als die höhere Roteichengruppe. Stattdessen wird man wohl Douglasiengruppen wählen, weil die besser mithalten könne. So ein reiner Roteichen-Douglasienwald beherbergt aber (fast) keine der genannten Arten.
Zitat:
Deshalb plädiere ich dafür, solche Argumente im Waldbau kritisch zu hinterfragen.
Das unterschreibe ich auf jeden Fall