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Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Tuff:
Planiert habe ich zuerst von Hand (ich entwickle gerade ein spezielles Werkzeug dafür); dann haben wir uns bei einem Nachbarn den Traktor mir Frontlader-Schaufel ausgeliehen. Aber in Bereichen mit besonders wertvollen Bäumen (ich habe in der Fläche sicher über 30 Gehölzarten angesiedelt), oder auch einfach wenn ich Zeit habe, planiere ich immer noch ausschließlich von Hand.
All das ist nicht optimal, und ich überlege immer wieder mal, wie der Gärtner seinen Anhänger relativ billig so umbauen kann, daß er beim Vorwärtsfahren gleich eine definierte Schicht abkippt. Diese modernen Anhänger sind aber zu großen Teilen aus Aluminium gebaut, und verkraften keine schweren Anbauten oder mechanische Belastung. Bisher haben wir keine realistische Möglichkeit gefunden.
Während zuerst nur Fahrmatten und ein paar baumfreie Bereiche bedeckt wurden, habe ich inzhwischen auch die besonders flachgründige trockene Kuppe 'freigegeben', hier wird das Material dann auch in den dort sehr dichten Bestand (weil viele Begleitgehälze) hinein gebracht. Das ist ebenfalls mit Handarbeit verbunden. Es ist aber nur eine kleine Fläche, und lässt sich als einmaliges Ereignis bewältigen.
Die wesentliche Funktion der Auflagen ist der Schutz vor Dürre-Ereignissen wie in diesem Jahr (2018), und bin froh daß ich rechtzeitig damit begonnen habe !
Die Humusanreicherung sollte es auch möglich machen, anspruchsvollere Geophyten wie Lärchensporn, Buschwindröschen, und Waldmeister anzusiedeln - etwas, das ich seit vielen Jahren schon versuche. Sie vertrockneten aber im Frühling immer wieder wegen zu geringer Humusauflage der neu angelegten Pionierwaldfläche.
Tuff:
Die Bedeutung der Auflage sieht man dieser Tage auf der vorrangig bedeckten trockenen Kuppe recht gut. Die Bäume und Büsche dort sehen trotz Flachgründigkeit noch gut aus, während unbedeckte Bereiche stärkere Schäden aufweisen, selbst wenn sie einen tieferen, besseren Boden haben.
Die anfangs mittels Locheisen 40 cm tief gesteckten Weiden (Salix alba und fragilis, für die Rehböcke zum Verfegen, welche daraufhin die anderen Bäume tatsächlich in Ruhe ließen), sind ein besonders guter Indikator. Sie wuchsen viele Jahre lang (und zwar wider Erwarten) vital und üppig, und wurden inzwischen viele male auf den Stock gesetzt. Das Jahr 2018 hat ihnen aber dann doch den Garaus gemacht.
Bild 1: Vertrocknete Weiden in einem tiefer gelegenen Bereich mit besserem Boden. Rechts und im Hintergrund Walnussbäume.
Bild 2: Dieselbe Weidenart immerhin noch grün, hat sich später auch wieder erholt - auf der besonders trockenen Kuppe, im Bereich von 20 cm angerotteter Hackschnitzelauflage. Rechts die Krone einer Esskastanie, daneben eine noch sehr junge Roßkastanie.
Man vergleiche auch den Zustand der Bodenvegetation.
Tuff:
So ein massiver Eingriff ist natürlich experimentell. Zum Beispiel die Frage, wie sich die Versauerung durch den gelegentlich hohen Nadel-Anteil auswirken wird. Oder wie schlimm der Effekt ist, geringere Niederschläge aufzusaugen bevor sie die Pflanzenwurzeln erreichen.
Ich habe das nun 4 Jahre lang beobachtet, und kann dazu bisher folgendes sagen:
Direkt drin in mächtigen Hackschnitzelauflagen stehen bei mir nur Esskastanien, Walnüsse, 1 Roßkastanie, und ein paar Wildbirnen. Diese Arten jedoch zeigen überhaupt keine nachteiligen Auswirkungen - im Gegenteil - und zwar selbst dort, wo die Auflage sich gerade erst zu zersetzen bginnt, was selber viel Wasser verbraucht. Aber zugleich wird das in den Schnitzeln enthaltene Wasser freigesetzt, und in der Tiefe war die Auflage bisher immer feucht, selbst bei trockenstem Wetter.
Für diesen Effekt ist wahrscheinlich eine Mächtigkeit von 20 - 30 cm notwendig. (Vorliegende, i.d.R. gärtnerische Erfahrungen mit Mulchen beziehen sich fast immer auf weniger als 10 cm, welche dann aber m.E. nicht vergleichbar sind.)
Ich bin auch der Ansicht, daß auf der umgewandelten Wiese, ehemals güllegedüngt, noch ein gewisser Stickstoffüberschuß vorhanden war (erkennbar auch an der Bodenvegetation). Die N-arme Auflage wird sich durch biologische Umwandlung und Durchmischung (Laubfall, Bodenvegetation, Wühlmäuse, Wildschweine) daher hoffentlich relativ schnell zu einem ausgewogenen C:N Verhältnis entwickeln.
Ein möglicher Risikofaktoer sind eingetragene neue Pilzarten. Beobachten konnte ich bisher nur Sapprophyten, die also Totholz und anderes organische Material zersetzen. Die einzigen Pilzarten um die ich mir Sorgen machen würde, sind der 'schwarze' Hallimasch, dann Heterobasidion und Schillerporling. Diese Arten kommen aber bei uns sowieso vor, und verbreiten sich durch ihre Sporen sehr weiträumig.
Da es sich oft um Häcksel aus Stadtbäumen handelt, besteht auch die Gefahr des Einschleppens von gefährlichen 'mikrobiologischen' Pilzen, etwa Rostpilzen, oder auch von invasiven Neophyten wie das Indische Springkraut oder der Japanknöterich. Diese Gefahr besteht aber leider in den meisten nicht allzu abgelegenen Gebieten Deutschlands sowieso. Das Springkraut etwa wird nicht nur durch Tiere mit Fell verbreitet, sondern weiträumig vor allem auch entlang der Waldwege durch Fahrzeuge, unter anderem der Jadg- und Forstwirtschaft ... und auch bezüglich der Mikrobiologie sind die alltäglichen menschlichen Aktivitäten in und um Waldgebiete bereits Ausbreitungsfaktior Nr. 1 - zB. Verbreitung aus nahen Siedlungen, durch Anschüttungen für den Wegebau, oder durch Baumarkt-Materialien zB. für den Zaunbau. m.E. kommt es auf eine Einbringung von Häcksel dann überhaupt nicht mehr an.
Neophyten zumindest kann ich auf meiner kleinen Fläche effektiv kontrollieren. Ich habe, nebenbei gesagt, in unserem Tal mehrere eingeschleppte Populationen des Indischen Springkrautes in jahrelanger Arbneit ausgerottet. Nur ein Aufschub ...
Bild 1: Esskastanie in 20cm Häcksel-Auflage. Der Altbestand dahinter aus Traubeneichen gehört nicht mehr zu meiner Fläche, er wurde vom Sommer 2018 sehr schwer getroffen. Hier werden in den nächsten Jahren viele Bäume absterben, vielleicht bis zur Auflösung des Bestandes.
Bild 2: Sapprophyt, eine Waldchampignon-Art. In den Schnitzeln tauchen immer wieder die abenteuerlichsten Pilze auf. Ich sehe das positiv - der Umbau zu Humus wird sehr beschleunigt, und es sind auch viele Mykorrhiza-Arten dabei. Übrigens kann so eine intensive Nutz-Pilzflora die Ansiedlung und Ausbreitung schädlicher Arten sogar eindämmen oder verhindern.
Tuff:
Um noch einmal auf das Thema "Anpflanzen" zurückzukommen. Die wichtigste Entscheidung übehaupt unter Dürre-Bedingungen, ist wohl die der Baumarten.
Ich berichte jetzt mal nur über die Dürre-Toleranz einiger Gehölze, die ich in unserem Tal beobachtet habe.
Als sehr robust bei Trockenheit erwiesen sich bei mir die Arten Walnuss und Esskastanie, und bedingt auch die beiden einheimischen Eichenarten (welche als Jungbäume eventuell auch widerstandsfähiger als Altbäume sind). Zwar konnte ich keinen klaren Unterschied zwischen Q. robur und petraea feststellen. Das dürfte aber auch standortbedingt sein: robur meistens auf frischen Standorten, petraea auf trockenen Kuppen. Dann nivelliert sich das.
Für mich erstaunlich waren auch meine paar Bergahörner; diese stehen anderereits in eher schattigsten Ecken. Hier in Bonn im Park sind ein paar große Bergahörne vertrocknet, ein paar andere sehen eher gut aus. Bei dieser Art, und den Eichen, mag es eine Rolle spielen, daß sie sehr wurzelintensiv sind und auch in die Tiefe gehen. Wenn sie also einen guten Standort haben, können sie den voll ausnutzen und dann in einer einzhelnen Dürre zunächst noch relativ gut durchhalten. Wiederholen sich die Dürren, werden sie aber wahrscheinlich doch noch in die Knie gezwungen.
Man schreibt eine diesbezügliche Robustheit auch der Roteiche zu; und natürlich könnte man auch die Robinie erwähnen - die man aber wegen ihres unermüdlichen Stockausschlages (wie die Kirschpflaume) eventuell nie wieder wegbekommt, wenn sie einmal Fuß gefaßt hat. Ich stehe der Roteiche zudem kritisch gegenüber, denn sie bedeckt den Waldboden sehr dicht (was jede Bodenflora massiv eindämmt) und bietet einheimischen Insekten - vor allem Falterarten - vermutlich keine Nahrung. Dasselbe gilt andererseits auch für die einheimische und sehr erwünschte Rotbuche ...
Im Park sehen auch die die großen Zedern gut aus - beide Arten, Himalaya- und Atlas. Libanonzeder dürfte erst recht dürretolerant sein.
Empfindlicher scheinen bei uns im Oberbergischen vor allem die Fichten, die aber dort, wo sie vertrocknen, oft auf sehr schlechtem Boden stehen, und welche im Unterschied zu anderen Koniferenarten die Hauptnahrung der hiesigen Boorkenkäfer (-Larven) sind. Lärchen scheinen wesentlich mehr mitzumachen, werden aber auch seltener von Käfern befallen.
Unter den Wildobst-Arten, welche zur Beimischung an Waldrändern geeignet sind, kann ich als sehr dürretolerant Birnen nennen, und die samenechte (quasi wilde) ur-einheimische Kirschpflaume Prunus cerasifera. Von letzterer gibt es eine rotblättrige Variante (aus Osteuropa) welche sich kronenmässig breit macht und jede Menge Wurzelschösslinge produziert. Sehr gute dunkelrote Früchte, aber schwer zu bändigen - also Vorsicht. Die andere, grünblättrige Variante macht ebenfalls sehr gute und große Früchte, gelb/rot, bleibt aber schmal und ist pflegeleichter.
Relativ schnell vertrockneten bei uns Birken, Vogelbeeren, Holunder.
Wir haben nahe des Dorfes noch eine andere, noch trockenenere Kuppe, voll in der Sonne, steiniger Boden, mit einem Streifen Bäume entlang der Straße, in dem gerade Exemplare aller Arten (einschliesslich Lärchen und Eichen) absterben. Dies als Kontrastbeispiel: Zuviel ist zuviel, egal welche Baumart.
Ein Nachbar hat genau hier vor einigen Jahren 12 kleine, selbst angezogene Bergmammutbäume gepflanzt. Da er sonst nicht wusste wohin damit, habe ich mich nicht eingemischt - es war für mich auch ein sehr gutes Experiment um die Grenzen dieser Art zu finden. Nach anfänglichen geringfügigen Ausfällen wuchsen sie für die krassen Umstände eigentlich erstaunlich gut. In diesem Jahr (2018, im Alter von 5 Jahren) sehen sie aber alle sehr schlecht aus, und ich denke daß mindestens die Hälfte ganz ausfallen werden. Ich werde dazu hier oder an anderer Stelle irgendwann mal mit mehr Fotos berichten.
In der Sierra Nevada in Kalifornien sind die Bergmammutbäume fast die einzige Art die derzeit NICHT ausfällt. Vor allem den Altbäume dort sagt man nach, daß sie übner die Jahrhunderte tief gelegene Wasservorräte erschließen konnten. So einfach ist das aber nicht. In meinem Sequoiadendron-Grove haben alle BM, von den frisch gepflanzten Söämlingen bis hin zu den nunmehr 15jährigen bereits recht anständigen Bäumen, diese Dürre bisher gut überstanden, sie legen dann lediglich nur deutlich weniger cm Trieblänge zu. In diesem Forum wurde das an vielen Stellen auch von anderen bestätigt. Sequoiadendron ist aus Kalifornien einiges gewöhnt und hat ganz sicher effektive Mechanismen zur Verhinderung der Verdunstung, wie das Schließen der Spaltöffnungen, und eine effektive Wachsschicht auf der Kutikula.
Foto 1: Abgestorbene Fichte, dahinter ebenfalls vertrocknete Lärche.
Foto 2: Einer der BM am Straßenrand welcher später abstarb. Andere, die überlebten, sahen aber auch zu dem Zeitpunkt noch gut aus !
Tuff:
Verwandte Themen:
Links zum Wasserhaushalt bei Mammutbäumen
http://mbreg.de/forum/index.php/topic,2691.msg126531.html#msg126531
Bodenverbesserung mit Kunststoff-Polymeren
http://mbreg.de/forum/index.php/topic,6855.0.html
Dürre-Monitor Helmholtz
http://www.ufz.de/index.php?de=37937
Zur Situation der Sierra Groves in den USA:
Sequoia Workgroup 2013 http://climate.calcommons.org/aux/sscaw/
Resources http://climate.calcommons.org/aux/sscaw/resources.htm
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