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Autor Thema: Der "K(Ch)inabaum"  (Gelesen 5568 mal)

piju

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Der "K(Ch)inabaum"
« am: 29-August-2016, 22:16 »

Grüße Euch! Hier kommt wieder einmal eine meiner (zuletzt seltenen) Erzählungen. Ich hoffe, euch gefällt, was da nun kommt:

Harald ist Geschäftsmann, darin ist er sicherlich gut. Mit der Flora hat er es nicht so, er genießt die Natur mit seiner Familie so, wie diese eben ist. Ein riesiger, herrlich gepflegter  Garten verbindet einige Häuser der Großfamilie. An Mama´s Haus steht unter Anderem ein ganz schön großer Baum. Alle kennen den Baum und auch die Geschichte dazu:

Ein Knabe war geboren worden im Hause Muhr. Die Tante ließ anlässlich dieser Geburt für ihren Neffen einen „Lebensbaum“ pflanzen nahe dem Haus.

Der Bub wuchs heran, wurde zum Mann, gründete mit seiner Frau Lia eine Familie, Harald kam zur Welt, das war 1970, Harald hat inzwischen auch schon Familie und Kinder. Der Baum wächst also schon sehr lange Zeit mit der Familie Muhr in Richtung Himmel, wo der Knabe von damals nun schon hingezogen ist. Herr Muhr ist 2006 gestorben. Sein „Kinabaum“ aber lebt weiter für die Familie und als Erinnerung an seinen Besitzer.

Im Garten, wo der Baum zu Hause ist, sind danach viele Veränderungen passiert. Man hat, ob der Schönheit des Baumes die dicht daran stehenden Birken und Blaufichten geopfert, man hat angeschüttet für eine Terrasse, damit kam auch ein Stück des Stammes in den Untergrund. Auch musste der Baum schon manche Beschneidung über sich ergehen lassen, da er ja immer breiter und höher wurde. Demnach kann man heute nicht mehr sagen, was eigentlich seine Gesamthöhe sein hätte können.

Nun, heuer war da eine Party im Garten, ein Besucher meinte zu Harald, das er da ja einen schönen Mammutbaum stehen hätte. Fragezeichen im Kopf – jeder wusste, dass dies ein Kinabaum ist – sonst nix. Harald wurde neugierig, suchte im Netz nach dem Kinabaum ohne Erfolg, dann wurde daraus der Chinabaum, wieder nix. Dann sah er Bilder von Mammutbäumen, verglich, suchte Kontakt und fand meine Webseite (www.mammutbaum.at) , mit der Bitte um Abklärung.

Als ich das Alter des Baumes erfuhr, konnte ich vor Aufregung meine Füße kaum noch ruhig halten. Die Bezeichnung Chinabaum war für mich klar der Hinweis auf einen Urweltmammut. Und nun haltet euch fest: der Baum wurde Ende 1941, Anfang 1942 gepflanzt. Das ist mal fix und bestätigt. Die Tante war bekannt für ihre guten „Kontakte“, wer ihr allerdings zu dieser Pflanze verholfen hat, konnte ich nicht erfahren. Die Geburt des Herrn Muhr war am 6.Dezember 1941. Das ist das Jahr, als der Urweltmammut in China erst wiederentdeckt wurde. Für mich eine Sensation, dann stand ich vor dem Baum, sah, war sicher – und zweifelte gleichermaßen. War mir ja schon einmal passiert, dass ich den Urweltmammutbaum mit einer Sumpfzypresse verwechselt hatte. Das sollte mir nicht noch mal passieren.

Wir haben hier nun Einen – wenn nicht DEN ältesten Urweltmammutbaum in Europa gefunden. Ich konnte keinen Eintrag finden unter Pflanzjahr 1949.
Die Maße sind auch nicht schlecht. Aufgrund des Mehrfachstammes haben wir da einen Umfang von 5,5 Metern in 20cm Höhe oberhalb des Bodens. Da der Baum eingegraben wurde, nehme ich diesen Punkt mal als Messpunkt. Oberhalb geht er ja noch auseinander, weiß nicht, wie man da messen soll.
Demnach ergäbe sich ein Durchmesser  ebenda von 1,75 Metern. Die Höhe habe ich mit 19,5 Metern errechnet.
Eine Astausladung in Ost/Westausrichtung haben wir mit gut 16 Metern gemessen.
Koords: 15,96028   47,89322
Werde mal diese Daten melden, Änderungen und Verbesserungen können gerne gemacht werden von euch Admins, ich bitte sogar darum.
Bei einer Seehöhe von 430 Metern über Null haben die Wurzeln grade mal 1 Meter bis zum Grundwasser.
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piju

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Re: Der "K(Ch)inabaum"
« Antwort #1 am: 29-August-2016, 22:19 »

Hier nun 2 Gesamtansichten aus Nord und Süd
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piju

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Re: Der "K(Ch)inabaum"
« Antwort #2 am: 29-August-2016, 22:21 »

Ein Rundgang um das gewaltige Stammgewirr
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piju

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Re: Der "K(Ch)inabaum"
« Antwort #3 am: 29-August-2016, 22:23 »

Die Samen fallen auf fruchtbaren Boden.
Ich fand alleine 4 Sämlinge einfach so am Wegesrand bzw. im Blumentopf, oder am Brennholzplatz, wo der abgeschnittene Ast wieder austrieb
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piju

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Re: Der "K(Ch)inabaum"
« Antwort #4 am: 29-August-2016, 22:25 »

Die stolzen Besitzer  mit den Kindern (Enkeln), die das Klettern im Baum offensichtlich lieben, wie es schon der Papa gemacht hat und wohl der Opa auch.
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piju

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Re: Der "K(Ch)inabaum"
« Antwort #5 am: 29-August-2016, 22:27 »

Ich danke Familie Muhr, dass sie mich teilnehmen ließen an dieser schönen Geschichte, die ganz unter dem Motto stehen könnte:

„Bäume sind die Bemühungen der Erde, mit dem Himmel zu sprechen“.

Lieben Gruß rundum aus dem Osten von Judith

(PS. : Bitte an die Admins: Löschen von ID7709, danke)
« Letzte Änderung: 29-August-2016, 22:28 von piju »
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Tuff

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Re: Der "K(Ch)inabaum"
« Antwort #6 am: 29-August-2016, 23:50 »

Wunderbarer Baum !!
Klasse Story !!
Sehr schön recherchiert !
_________________________
Das ist eine 1+ Judith :D :D
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Tuff

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Re: Der "K(Ch)inabaum"
« Antwort #7 am: 29-August-2016, 23:56 »

Die "verwachsene" Gestalt ist typisch für die Bäume aus der Nachzucht der ersten Generation (und natürlich für Bäume die im Freistand aufwuchsen und auch ganz tiefe Äste und Zwiesel behalten durften). Man vermutet, dass hier nur ein einziger, alter Samenbaum in China die Quelle ist, der eben zufällig diese Anlage hatte.

Später (vor allem seit den 1970er Jahren) wurden gezielt viele verschiedene Herkünfte gemischt, die Bäume aus dieser Nachzucht wachsen oft mit geradem Schaft und weniger ausgeprägten "Kehlen". 
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Bakersfield

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Re: Der "K(Ch)inabaum"
« Antwort #8 am: 30-August-2016, 11:32 »

Sensationell, Judith... 8) :o :)

Ganz großes Kompliment für diesen Bericht und den Fund dieses einmaligen Baumes.

Beeindruckte Grüße aus'm Westmünsterland,
Frank
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"Redwood Tree" - Van Morrison (Album "Saint Dominic's Preview" 1972)

Otto

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Re: Der "K(Ch)inabaum"
« Antwort #9 am: 30-August-2016, 13:38 »

Hallo Judith,

gute Geschichte, schöner Baum!!!

Ich habe mir erlaubt die Koordinaten Höhe und Breite zu tauschen, damit der Baum nicht mehr im Jemen in der Wüste steht ;), jetzt bekommt er wieder ausreichend Regen.
Außerdem, damit die Geschichte mit dem Baum verknüpft wird, habe ich die Forums-URL eingetragen. Ich denke das ist in Deinem Sinne.  ...Und natürlich freigegeben.

Sinnige Grüße nach Österreich   Otto
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piju

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Re: Der "K(Ch)inabaum"
« Antwort #10 am: 30-August-2016, 14:54 »

Hey, vielen Dank für´s Lob und die Korrekturarbeiten. Es ist schön, nicht perfekt sein zu müssen. Immer hatte ich Unterstützung von eurer Seite.
Jemen - ist ja kurios. ;)

Gruß, Judith :-* :-* :-*
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lodda 41

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Re: Der "K(Ch)inabaum"
« Antwort #11 am: 30-August-2016, 15:37 »

hier ist lodda 1941  dieser beschriebene um mamut könnte auch mein Lebensbaum sein . beide sind wir jetzt 75 jahre old. eine wunderschöne geschichte. ich glaube auch, dass diese Familie diesen baum wertzuschätzen weis. viele grüsse aus dem ravensberger land  am teutoburgwer wald, lodda 41.
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Udo

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Re: Der "K(Ch)inabaum"
« Antwort #12 am: 30-August-2016, 22:58 »

Hallo Judith,

mit solchen Storys kann man mich immer begeistern. Ganz großes Kino! Es ist schön, wenn mehrere Generationen einen Baum zu schätzen wissen, auch ohne den genauen Namen zu kennen. Aber du hast mit einer tollen Homepage zur Wissensverbreitung beigetragen.

Ganz liebe Grüße an dieser Stelle an Euch da drüben in Ö. ;)
Udo   

Auf dem Mainau-Foto ist Werner zu sehen. Er hat mir damals eine Hanfpalme von Berni mitgebracht.
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Tuff

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Re: Der "K(Ch)inabaum"
« Antwort #13 am: 31-August-2016, 01:08 »

Dennoch, so eine Sensation darf man nicht ungeprüft der Welt präsentieren. Das Datum 1941 ist einfach zu gravierend ! Lässt sich nicht vielleicht doch noch Genaueres herausbekommen zu der Frage, wie die Familie 1941/42 zu einem Sämling gekommen sein will ? Zum Beispiel, was bedeutet "gute Kontakte" ... nach China ?

Die Historie berichtet, dass die Gattung 1941 zum ersten mal botanisch beschrieben wurde - aber anhand von Fossilien ! Dr. Shigeru Miki von der Universität Kyoto wusste damals nicht, dass es noch lebende Exemplare gibt. Zufällig im selben Jahr (!) berichtete Förster Kan von einem sehr großen unbekannten Baum an einem lokalen Schrein. Im Jahr 1943 sammelte daraufhin ein anderer Forstbeamter (Zhan Wang) in Modaoxi (heute Moudao, Provinz Hubei) Triebe und Zapfen, um sie Botanikern zukommen zu lassen.

Offiziell gelangten Samen erst 1948 in den Westen, ins Arnold Arboretum (Harvard), gesammelt von Kans Ur-Baum. Von diesen Samen stammen die Europäischen und Amerikanischen 1949er Bäume ab.

Mindestens drei Dinge müssen dazu gesagt werden:

(1) Es ist grundsätzlich möglich, dass vor Kans Entdeckung bereits jemand so einen Baum fand, etwa auf einer privaten Reise, und Zapfen sammelte und nach Europa mitbrachte; ohne zu wissen dass es sich um eine botanische Sensation handelt.

(2) Möglicherweise hat auch Kan bereits Zapfen gesammelt (ich hätte es getan!) und vielleicht gelangten Samen oder Sämlinge über besondere "Kontakte" - rein zufällig - bereits vor 1948 nach Europa.

(3) Es könnte aber immerhin auch sein, dass in der Familie die Erinnerung trügt. Eine Möglichkeit hierzu wäre es, wenn der jetzige Baum erst sagen wir 1949 gepflanzt wurde, wobei ein anderer von 1941 ersetzt wurde, der vielleicht ein bißchen ähnlich aussah, aber inzwischen eingegangen war. Vielleicht haben die Kinder das damals nicht mitbekommen (weil sie zB. - aus Kriegsgründen zeitweilig evakuiert - damals woanders lebten).
Oder der Geburtstag wurde dem später gepflanzten Baum zugeordnet weil es zugleich das Datum der Entdeckung 1941 war.
Oder ... anders. Ich habe schon oft erlebt, dass nach vielen Jahrzehnten die Fakten verdreht wurden.

Es wäre im jedem Fall hilfreich, nach irgendwelchen weiteren Indizien zu fahnden. Etwa alte Photos aus dem Familienalbum oder alte Briefe in denen der Baum erwähnt wird. Man muss dazu die Aussagen der Familie nicht in Zweifel ziehen. Es geht hier lediglich darum, eine Sensation mit Fakten oder Indizien zu stärken bevor man sie öffentlich vertritt, ein ganz normaler "journalistischer" Vorgang.






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piju

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Re: Der "K(Ch)inabaum"
« Antwort #14 am: 31-August-2016, 07:07 »

Servus Tuff!
Damit hast du natürlich recht. Wo konnte die Dame den Baum her haben. Harald und ich stellen uns die gleiche Frage, wir haben schon darüber diskutiert. Die Mutter hat da eine Möglichkeit in den Raum gestellt, der ich nachgehen werde, das wird a bissl dauern.
Uns liegt natürlich viel daran, da mehr zu erfahren.

forschenden Gruß von Judith

(Oder der Geburtstag wurde dem später gepflanzten Baum zugeordnet weil es zugleich das Datum der Entdeckung 1941 war.)
Da bis zu meinem Besuch die Familie keine Ahnung hatte von der Art des Baumes, ebenso nicht von einem Entdeckungsjahr der Pflanze, scheidet diese Möglichkeit sicher aus.
« Letzte Änderung: 31-August-2016, 07:13 von piju »
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