Hallo Bernhard,
Das Schlüsselwort ist Atmung.
Wurzeln brauchen Sauerstoff. Sie arbeiten genau umgekehrt wie die Blätter: Verbrauchen Sauerstoff und geben CO2 ab. Daher ist die besonders atmungsaktive oberflächennahe Bodenschicht besonders wichtig. Je nach Substrat können das 30, 60, oder auch mal 100 cm sein (dann aber nur mit sauerstoffreichem Grundwasser). - Ich beziehe mich hier jetzt ausschließlich auf typische Verhältnisse in Deutschland, nicht weltweit, da gibt es noch ganz andere Sachen
- Die meisten Wurzeln streichen relativ flach in einer Tiefe, die sie vor dem Austrocknen schützt. Auch diese Tiefe ist substratabhängig, in Sand sicherlich tiefer als in Lehm. Als Faustformel würde ich sagen, die obersten 50 cm sind die wichtigsten.
Wie sieht eine Pfahlwurzel aus ? Im Prinzip senkrecht nach unten. Aus o.g. Gründen trifft die Wurzel in der Tiefe irgendwann auf Bedingungen, die ein produktives Arbeiten unmöglich machen. Dort an der Grenze kann sie vl noch weiter hinunterwachsen und auch Wasser saugen, und natürlich der Stabilität dienen, aber sie trägt in der Tiefe nur noch wenig zum Bruttosozialprodukt bei
Der Begriff "Pfahlwurzel" wurde zuerst für Gemüse wie Löwenzahn geschaffen, die sich auch in maximaler Ausdehnung sowieso immer oberflächennah aufhalten, und die vergleichsweise wenig oberirdische Biomasse zu versorgen haben. Ein Baum ist etwas anderes. Nehmen wir mal an, ein mittelgroßer Baum braucht eine aktive Wurzeloberfläche von (ich muß hier einfach mal irgendeine Zahl erfinden:) 1000 m². Wie soll er die denn bei einer reinen Pfahlwurzel so unterbringen daß sie noch genügend atmen kann ? Selbstverständlich macht die Masse der Seitenwurzeln bei so einem Baum mehr aus als die eigentliche 'Hauptwurzel' für sich, und selbstverständlich streichen auch diese Seitenwurzeln in die Ferne, und bevorzugen dabei die atmungsaktiven oberen Schichten. Ein Bekannter hackt gerade mühselig die Wurzeln einer Eiche aus seinem neu angelegten Gemüsegarten, die liegen etwa 20 cm tief im sehr sandigen Boden. Man kann deutlich sehen welche Fläche der Baum durch seinen Verbrauch 'trockenlegt', bis in ca. 30m Entfernung vom Stamm.
Nach der Diskussion zum Wurzelwuchs des BM ließ sich für mich feststellen, daß der BM keinen speziellen Wurzeltyp ausbildet, sondern das Beste aus der vorliegenden Situation macht. Einen unaufhaltsamen Trieb in die Tiefe zu wurzeln hat er nicht.
Nun zum Pflügen. Es wäre schön wenn der Trend zum Flach-Pflügen eines Tages beim Garnicht-Pflügen endet
aber derzeit sehe ich jedenfalls noch sehr viele 'konventionelle' Äcker (jedenfalls in NRW und Niedersachesn). Man muß auch unterscheiden zwischen Pflügen zur Bodengare, oder Pflügen um Bewuchs wegzubekommen. Mais sollte alle 3 Jahre (oder so) abgewechselt werden, manche Milchbauern säen dann Silo-Gras und lassen es 2 Jahre wachsen. Danach pflügen sie tief um das Gras unterzugraben (oder warum auch immer).
Egal aus welchem Grund nach x Jahren auf einmal tief gepflügt wird, es ist immer fatal für Baumwurzeln, gerade wenn sie sich in der Zwischenzeit ins Feld hinein ausbreiten konnten.
Ich denke 5m Randstreifen reichen noch aus für einen 10jährigen BM, aber ein 100jähriger hat nicht die 10fache Masse, sondern exponentiell mehr. Und zwar ober- wie unterirdisch. Bei meinen Bäumen habe ich mir das Alter 200 als Bestandes-Ziel vorgestellt, obwohl das zugegebenermaßen praktisch raten ist. Ich hoffe daß die Bäume dann so groß und schön sind daß niemand sie mehr fällen mag. Aber wenn jetzt schon Wurzelpilze eindringen ist das Ziel gefährdet.