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Autor Thema: Arboretum Nogent-sur-Vernisson  (Gelesen 8392 mal)

Odysseus

  • Gast
Arboretum Nogent-sur-Vernisson
« am: 20-Mai-2008, 20:38 »

Ausflug nach Frankreich
Il pleut, il pleut, il pleut – c’est merveilleux. (Chantant en promenant dans le jardin de 35 hectares) Schuhe durchweicht, Hosen verschmiert, Rucksack matschig.
Ab und zu die grelle Sonne: unangenehm. LOL.

Vilmorin hat uns angeregt, hierher zu fahren. Vor uns der Arbre aux mouchoirs (Davidia involucrata vilmoriana), 1900 hier gepflanzt (mehrstämmiges, kleines Bäumchen). Der erste in Europa. Maurice de Vilmorin hatte Père Paul Farjes nach Sechuan in China geschickt, wo der Baum 1871 von Armand David entdeckt worden war. 37 Samen gelangten hierher. Einer keimte.

Wir sind im Arboretum national des Barres in Nogent-sur-Vernisson 130km südlich von Paris. Von 10.30Uhr bis 20.00Uhr am Donnerstag, dem 15. Mai 2008.

Eigenartiges Gefühl, das um die Gebäude herumschleicht und in den Mauern bröckelt. Mal bröselig zerfallend, dann renoviert und sauber, aber tot.
Dreimal kamen Grundschulklassen. Mit den gleichen Bussen. Die Kinder hell und gut gelaunt und laut und brav hinter den Lehrern her. Jede Klasse zwei Stunden – und weg.

Im Acceuil ein gut aussehender, netter junger Mann von 18 Jahren, der nicht weiß, wie viel Niederschlag hier fällt und den Namen Metasequoia nicht kennt. Und eine mittelalte Dame, die klasse Kaffe macht für 1,50 €.

Und außer meiner Freundin und mir keine weiteren Besucher. Erst später abends treffen wir im systematischen Teil eine freundliche „Bonjour“-Truppe von vier Männlein und drei Fräuleins. À la tombée de nuit sollte man raus. ...
(Hier erst mal ein paar Bilder: Schreibe später weiter).


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Odysseus

  • Gast
Arboretum Nogent-sur-Vernisson 2
« Antwort #1 am: 20-Mai-2008, 20:46 »

Der geografische Teil gehört eigentlich den Koniferen; jetzt der Charakterbaum unten besonders dick, aber struppig  doch viril, die Sequoia toujours vert. Sequoia géant leidet wie Sau (fast alle Bäume skelettartig zerzaust), und viele, zum Teil ganz dicke, Zedern haben schon ausgelitten: Verdorrt. Stress: Il manque de l’eau (sagt man).
Ist verrückt, da liegen Zedernstämme mit zwei Metern Durchmesser (blöderweise nicht fotografiert) aus den 1880er Jahren mit anderthalb Zentimeter dicken Jahresringen und in den letzten Jahren kaputt gegangen.
(Jahresniederschläge, 30jähriges Mittel (Internetquelle): 650mm. Boden meist sandig-lehmig; tertiärer Untergrund).

Gelände gehörte dem Templerorden,
wurde 1821 das erste Arboretum für Waldbäume in Europa, von Philippe-André de Vilmorin (Urenkel von Charles II) gekauft.
1873: Schule und Ausbildungsstätte für Forstleute, Baumschulgründung.
Die Vilmorins und die staatlichen Institutionen arbeiten zusammen.
Arboretum ist anerkannt bei Botanikern. Ernest Henry Wilson vom Arnold-Arboretum war hier 1922…
1936 verkauft die Familie Vilmorin ihren Besitz an den Staat.

Heute, in modernen Gebäuden außerhalb des Baumareals: Schule für Forstleute, technisches Zentrum des Landwirtschaftsministeriums.
Seit 1985 Arboretum für die Öffentlichkeit offen.(Quelle: Infoheft des Arboretums: „La forêt des 5 continents. Arboretum national des Barres.“)

Fazit: Sehr viele verschiedene Baumarten, viele davon dick und alt (meist von 1880 bis 1900) nette Leute; recht dicht bewachsen.
Schönster Baum des Arboretums: Eine 1884 gepflanzte, 30 Meter hohe und 1,54m dicke Ungarische (kaukasische) Eiche (Quercus frainetto).

Vor dem Arboretum ist ein Waldstück mit vielleicht 30 bis 40 Mammutbäumen von etwa 30-35 Metern Höhe.

Ach ja,
die Sequoia toujours vert le plus haut haben wir 45,86m hoch gemessen; mit BHD 1,80m. (Offizielle Höhe im Heft: 46m)

Die dickste (dreistämmige) Sequoia toujours vert hat einen BHD von 2,35m, und sie ist 35,86m hoch.

Viele Grüße
Walter



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Odysseus

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Arboretum Nogent-sur-Vernisson 3
« Antwort #2 am: 20-Mai-2008, 20:50 »

Hier unten dran jetzt die höchste Sequoia toujours vert (im zweiten und dritten Bild der rechte Baum); darunter sind übrigens auch ein paar Sämlinge aufgegangen:
« Letzte Änderung: 20-Mai-2008, 20:57 von Odysseus »
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Mick Rodella

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Re: Arboretum Nogent-sur-Vernisson
« Antwort #3 am: 20-Mai-2008, 21:41 »

Très Bien, Walter!

total beeindruckend, die Sequoias!!! Merkwürdig, dass dort so viel eingegangen ist und die recht durstigen KMs ganz gut durchhalten... aber wie will man 35 Hektar bewässern?

Wunderbar, die alte Eiche.

Liebe Grüße (auch an Deine Freundin!),
Micha
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TaunusBonsai

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Re: Arboretum Nogent-sur-Vernisson
« Antwort #4 am: 20-Mai-2008, 21:45 »

Bon Soir, Walter

merci beaucoup pur les schöne Photos!

Cest une tres interessant bulletin de l'arbe dans le france.

(Puh, mein Schulfranzösisch ist doch schon 30 Jahre her, bitte, die kleinen Fehler zu übersehen...)

Der Baum auf Bild 0092 k1 ist ja der Hammer!

Grüße
aus'm
Taunus
vom
Ralf
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Mick Rodella

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Re: Arboretum Nogent-sur-Vernisson
« Antwort #5 am: 20-Mai-2008, 22:06 »

Walter, kann es sein, dass die Sequoias von Arbonauten und Sportlern beklettert werden? Hast Du Kletterseile oder Bandschlingen im Baum gesehen? Ich meine, ich hätte mal sowas gelesen.

Gruß Micha
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Bernhard

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Re: Arboretum Nogent-sur-Vernisson
« Antwort #6 am: 20-Mai-2008, 22:13 »

Klasse Fotos, Walter!

Mieses Wetter gewesen?

Gruß nach Mannheim
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Tuff

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Re: Arboretum Nogent-sur-Vernisson
« Antwort #7 am: 21-Mai-2008, 01:11 »

Walter ! Sequoia-Sämlinge und kein Foto ?! Das hätte ich zu gerne gesehen ! (Und bei der Trockenheit!) - Auf jeden Fall, ein schöner Bericht!

Baum '0092 k1' sieht irgendwie mehrstämmig aus...Kann natürlich sein der ist einfach nur mal tief abgebrochen (wie so viele). Aber das bringt mich auf die Frage was eigentlich passiert wenn man 2 Sequoiadendren direkt nebeneinander wachsen lässt. Wachsen sie so zusammen daß man es irgendwann nicht mehr sieht ?

Nur 650mm Jahresmiuttel und dennoch 46m hoch, das klingt für mich eigentlich nach irgendwie Grundwasseranschluß (wobei der Spiegel in den letzten Jahren vieleicht drastisch gefallen ist) - gabs da einen Bach in der Nähe ?
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Odysseus

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Re: Arboretum Nogent-sur-Vernisson
« Antwort #8 am: 21-Mai-2008, 11:30 »

Bonjour an alle,
when in Rome, do as the Romans do: Hatte bisher noch nie Französisch mit den Sequoien in Verbindung gebracht, klingt aber gut und wirkt erfrischend. Wie das Wetter. Als es mal richtig stark regnete, standen wir unter der höchsten Sequoia. Sie hat wirklich nur ganz wenig Regen durchgelassen. Hatten wir das also auch getestet.

Ich hab zwei Bilder von kleinen Sämlingen (unter der großen).

Muss mal einen Link hier reinmachen. Hab gesehen, man kann da Kletterkurse belegen (nach Voranmeldung), aber der junge Mann im Eingangscenter wusste nichts darüber.

Der 92 k1-Baum (mit dem Maßband) ist dreistämmig (Wie entstanden, kann ich nicht beurteilen. In Kalifornien hab ich viele mehrstämmige gesehen. Bei manchen sieht man noch deutlich unterschiedliche Stämme, andere wieder sind unten komplett fusioniert).

Mit der Wasserversorgung ist es komisch. 650mm Niederschläge ist natürlich sehr wenig. - Also Grundwasser?! - Kann sein, muss sein? Andererseits: Die Zedern sind 100 Jahre hervorragend gewachsen, leiden jetzt unter Trockenheitsstress. (Im Schlosspark in La Bussière ein paar Kilometer südlich stehen zwei kerngesunde Prachtexemplare von Zedern auf trockener Wiese 50-100 Meter neben kleinem See - hoher Grundwasserspiegel?) Als ich den jungen Mann darauf ansprach, hat er sofort losgelegt und erzählt und erklärt... Trockenheitsproblem scheint großen Raum einzunehmen.
Vielleicht entnimmt man irgendwo besonders viel Grundwasser? - Auf den riesigen Feldern rings herum sieht man ab und zu auch riesige Beregnungsmaschinen.

Bild 115 ist ein Sequoia-Sämling unter dem Sequoia toujours vert le plus haut.
Bild 387 die Eiche.
Bild 380 Eichenblätter mit meinem Stock, damit man sieht, dass die ziemlich groß sind.
Bild 228 ist ein kleiner Eucalyptus gunnei, unter dem wie die folgenden Bilder zeigen, auch zwei Koniferen-Sämlinge gerade aufgehen.
Bild 78 sind die zwei Zedern von La Bussière.

Und hier noch zwei Links zum Arboretum:

http://www.arboretumdesbarres.com/accueil/
http://www.arboretumdesbarres.com/de/

Viele Grüße
Walter
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isbg33

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Re: Arboretum Nogent-sur-Vernisson
« Antwort #9 am: 21-Mai-2008, 14:51 »

Hallo Walter!
das Foto mit der Zeder gefällt mir besonders gut!!
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Grüsse aus Stuttgart!
Ingolf

Odysseus

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Re: Arboretum Nogent-sur-Vernisson
« Antwort #10 am: 21-Mai-2008, 15:40 »

Hi Ingolf,
das Bild gefällt mir auch.

Dieses find' ich auch nicht schlecht.
An dieser Zeder hat ein Sturm 1999 komplett den Wipfel abgerissen; es bildet sich aber schon wieder was Neues. (Bei der anderen Zeder war es ein Riesenast, der verschütt ging.).

Und so ist die Gegend in der Champagne. Manchmal kann man noch viel weiter gucken. Von der Autobahn aus kann man praktisch nie Dörfer sehen (Die Bauern brauchen da wohl ganz schön lange, bis sie auf diesen Riesenfeldern sind).

Ist übrigens witzig,
wir hatten den Eindruck, deutsche Dörfer und Städte sind vitaler, dynamischer - irgendwie auch schöner als das, was wir hier so gesehen haben. Sind "oben" auf Autobahnen hingefahren und "unten" auf Routes nationales an Straßburg vorbei zurück.

Viele Grüße
Walter

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Tuff

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Re: Arboretum Nogent-sur-Vernisson
« Antwort #11 am: 21-Mai-2008, 19:32 »

Eigentlich eine schöne Landschaft (aber mit einem Trend zur Monokultur wie mir scheint). Wer es sowieso schön hat brauch vieleicht kein teures Haus mehr...? Zumindest werden sie dort nicht deutsche Standards für den Schutz vor Unwettern und Kälte einhalten.

Wasserversorgung ist ein Muß für die Baumhöhe. Die höchsten Bäume stehen da wo es viel Wasser gibt, etwa im Regenwald. Umgekehrt sind Bäume in ariden Gebieten meines Wissens immer niedrig.

Sequoia-Sämlinge...Ich vertrauze Dir da einfach mal, habe ja noch nie eine Sequoia selber angezogen. Aber könnte es nicht auch eine Tannenart sein auf dem Bild ?
« Letzte Änderung: 23-Mai-2008, 00:08 von Tuff »
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liluz

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Re: Arboretum Nogent-sur-Vernisson
« Antwort #12 am: 21-Mai-2008, 19:56 »

Lieber Walter,

vielen Dank für Deinen unheimlich interessanten und sehr informativen Bericht! Gigantische Bäume und starke Fotos!

vg - Lutz
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Sischuwa

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Re: Arboretum Nogent-sur-Vernisson
« Antwort #13 am: 21-Mai-2008, 21:01 »

Hallo Walter...

auch Ich finde die Fotos sehr schön und die Bäume, vor allem die fetten Mammuts , wahrhaftig : ein Augenschmaus... ::)
....nur , französisch verstehe ich leidär nichschda...was du hast geschriebään...

ganz große klasse
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Grüsse aus Stuttgart vom THILO..

Odysseus

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Re: Arboretum Nogent-sur-Vernisson
« Antwort #14 am: 22-Mai-2008, 12:15 »

Hi Tuff,
es sind schon Sequoia sempervirens-Sämlinge. (Könnte theoretisch noch Taxodium oder Metasequoia sein - aber beide Baumarten haben sie nicht im Arboretum).
Ganz typisch die zwei primären Keimblätter. Vergleiche mal mit den von einigen Leuten hier hereingestellten schönen Sämlingsfotos, und du siehst es da auch.
Alle Koniferensämlinge, die ich sonst noch kenne, haben einen Kranz von mehreren primären Keimblättern (siehe beispielsweise das Foto der Sämlinge unter dem E. gunnii (heißt er, glaube ich).

Ich kann nicht mal mittelmäßig Französisch, aber es klingt gut, und wenn es die Leute außen herum so ganz zwanglos reden - LOL - wird man gerne hineingezogen - und eine Sequoia toujours vert (immergrüne Sequoia) in Frankreich ist schon ein wenig anders, ein wenig fragiler, ein wenig graziler, ein wenig mehr etepetete, hat ein wenig mehr Noblesse, als ein Küstenmammutbaum in Deutschland und ein Redwood in Kalifornien.

(Witzig auch, Lac de Tignes, der französische Skiort, hatte Anfang der 1970er Jahre das Motto "Tignes sempervirens". Und, glaube ich, ein Edelweiß im Emblem. Wenn ich sempervirens höre, ist das immer mit dabei).

Viele Grüße
Walter
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