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Mammutbäume (öffentlicher Bereich) => Wissenswertes & News => Experten- und Fachbeiträge => Thema gestartet von: Kiefernspezi am 11-Dezember-2013, 18:26

Titel: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Kiefernspezi am 11-Dezember-2013, 18:26
Hallo,

ein wirklich tolles Arboretum!
Ich möchte diese passende Gelegenheit nutzen, um auf die Douglasien aufmerksam zu machen. Der höchste jemals amtlich vermessene Baum war eine Douglasie mit unerreichten 130 m Höhe, bzw. Länge, denn ich glaube, sie lag ja schon bei der Vermessung. Auch in Deutschland und vermutlich Europa haben die Douglasien ihre Baumwipfel vorne. Die Rekorde liegen mehr als 10 m über der Höhe des Baums im Arboretum.
Aktuell rangieren die Mammuts europaweit auf Rang 5 oder 6 hinter der Douglasie, der/den Tannen, der Fichte und evtl. der Lärche. Das wird sich in ein paar hundert Jahren ändern, aber auch dann könnte es sein, dass die Douglasien den ersten Platz vor den Mammuts halten.


Viele Grüße

Kiefernspezi
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 11-Dezember-2013, 18:35
Hallo Kiefernspezie,
denke daß die Doulasie bei uns mehr Höhenpotential hat als die Mammutbäume.
Sag es ungern im Mammutbaumforum, aber die Tatsache ist eben, daß sie aufgrund einer
gewissen Dürreresistenz, relativer Anspruchslosigkeit und bisher nicht schwerwiegender Krankheiten dazu prädestiniert ist
auch im anstehenden Klimawandel bei uns eine bedeutsame Rolle zu spielen.
Zudem ist ihr Holz sehr gesucht.

                                             Viele Grüße              Bernt


Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Rainer am 11-Dezember-2013, 20:01
Hallo,

ich denke auch, dass der Douglasie der Spitzenplatz in Deutschland auf längere Sicht nicht zu nehmen ist. An Douglasien gibt es aktuell wohl schon um die 10 Bäume mit mehr als 60 m Höhe. Die höchste hat schon über 65 m. Beim Mammutbaum ist aktuell schon bei etwa 55 m Schluss.

Viele Grüße,

Rainer

Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Bernhard am 11-Dezember-2013, 20:30
Die höchste hat schon über 65 m. Beim Mammutbaum ist aktuell schon bei etwa 55 m Schluss.


Die Douglasie wird ja wohl schon um ein paar Jahre länger in Deutschland angebaut.


Viele Grüße,

Bernhard
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tom E am 11-Dezember-2013, 20:45
Hallo Bernhard,
[OT]
meines Wissenstandes nach sind "unsere" hohen Douglasien sogar jünger...
und warum sollte ein BM bei uns höher als eine Douglasie werden, wenn es noch
nicht einmal in der Heimat der Fall ist?
[/OT]

Gruß
Tom
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Bernhard am 11-Dezember-2013, 20:59
Hallo Tom !

Stimmt. Da habe ich wohl was verwechselt !

Gruß,

Bernhard
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Rainer am 11-Dezember-2013, 21:57
Hallo Bernhard,

die Waldtraut vom Mühlwald (http://www.monumentaltrees.com/de/deu/badenwurttemberg/freiburg/2920_gunterstalerstadtwald/) ist aktuell 65,61 m hoch. Und das bei einem Alter von genau 100 Jahren. Wie es ja schon Tom sagte, die Douglasie ist im Heimatland höher als ein BM, in Europa, sowie in Deutschland auch, wird es wohl genauso sein. Vom Umfang her kann auf längerer Sicht gesehen keiner dem BM das Wasser reichen, von der Höhe her ist aber die Douglasie bei uns führend.

Viele Grüße,

Rainer
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Kiefernspezi am 11-Dezember-2013, 23:37
Immerhin können Ausreißer immer mal für eine Überraschung gut sein. Von daher kann in 200 Jahren auch ein BM oder KM der höchste Baum Europas sein (D gibts dann nicht mehr). Die Ausgangsvoraussetzungen sind immerhin besser, als die für Taxus mucrunatum, dickster Baum der Welt zu werden. Und doch hat das ja entgegen aller Wahrscheinlichkeit funktioniert.  ;D

Viele Grüße
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Rainer am 11-Dezember-2013, 23:49
Hallo,

das mit größten Umfang hat sich auf Europa, speziell auf Deutschland bezogen. Und schon in etwa 50 Jahren haben wir eine Vielzahl von BMs mit mehr als 10 m Umfang. Und wie schaut es in 200 Jahren aus? Da bin ich mir absolut sicher, dass der dickste Baum in Deutschland ein BM ist. Ich erinnere dich dann nochmal daran ;) Und die Douglasie wird in 50 Jahren bei uns wohl so rund 75 m hoch sein.

Spielst du auf einen 3 WK an, oder auf Massenvereinigung?

Viele Grüße,

Rainer
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Mick Rodella am 12-Dezember-2013, 00:47
Hallo zusammen, hier ein nettes Filmchen über Europas höchsten (bisher gemessenen) Baum:
http://www.youtube.com/watch?v=3W9dxSTSXHI

Da wirds auch die Douglasie schwer haben...

LG Micha


Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Rainer am 12-Dezember-2013, 07:37
Hallo Micha,

ein schöner Film. Die haben aber eine umständliche Wurfbeutelschleuder da am Anfang. Der muss ja selbst ziehen und halten. Als wir vor ein paar Wochen die höchste Douglasie Bayerns bestiegen haben, also Karlheinz, ich war nur dabei, haben wir ja beinahe den ganzen Tag mit der Wurfbeutelschleuder, zwecks Seileinbau, geschossen. Aber die Schleuder vom Karlheinz ist da komfortabler. Bilder sieht man bei meinem Bericht bei MT, siehe hier (http://www.monumentaltrees.com/de/deu/bayern/aschaffenburg/6889_imkaltengrundabteilunglangruck/13867/).

Viele Grüße,

Rainer
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Kiefernspezi am 12-Dezember-2013, 13:46
Hallo,

Eukalyptus gehört natürlich auch zu den Baumriesen mit ebenfalls mächtigen Stämmen. Es gibt Überlieferungen von angeblich mehr als 150 m hohen Bäumen, die leider nicht vernünftig dokumentiert wurden.
Aber bis 100 m Bäume sind wohl noch da in der Heimat.

@Rainer: T. mucronatum hält unzweifelhaft mit großem Abstand den Rekord als dickster Baum. Genetische Untersuchungen belegen, dass es sich um einen Einzelstamm handelt.

Die Mammuts halten also nur 2 Rekorde:
KM: höchster lebender Baum
BM: mächtigster lebender Baum

Höchster dok. Baum ever: Douglasie
dickster dok. und leb. Baum: T. mucronatum

Viele Grüße


Viele Grüße
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 12-Dezember-2013, 17:52
Immerhin können Ausreißer immer mal für eine Überraschung gut sein. Von daher kann in 200 Jahren auch ein BM oder KM der höchste Baum Europas sein (D gibts dann nicht mehr). Die Ausgangsvoraussetzungen sind immerhin besser, als die für Taxus mucrunatum, dickster Baum der Welt zu werden. Und doch hat das ja entgegen aller Wahrscheinlichkeit funktioniert.  ;D

Viele Grüße

Hallo Kiefernspezie,
ein bißchen muß ich dir widersprechen. Du schreibst in 200 Jahren gibt es die D. nicht mehr.
Allerdings ist die Douglasie in ihrer Heimat ein langlebiger Baum. Ein Alter von 500 Jahren wird öfters erreicht.
1000 Jahre gelegentlch und der absolute gesicherte Rekord ist 1500 Jahre. Also hat die Douglasie zumindest theoretisch
gute Chancen vorerst mit den Mammutbäumen im Alter mitzuhalten. Wobei im Forum schon öfters berichtet wurde,
daß diverse Mammutäume bereits jetzt mit ca.150 Jahren kränkeln.

                                                   Viele Grüße            Bernt
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Rainer am 12-Dezember-2013, 18:20
Hallo Kiefernspezi,

meine Aussage bezieht sich ausschließlich auf Europa und Deutschland, wie schon angemerkt. Und die T. mucronatum wächst ja woanders. Und in Europa und in Deutschland bin ich mir recht sicher, dass über längere Sicht gesehen der BM der dickste Baum und die Douglasie der höchste Baum ist/wird. In den entsprechenden Heimatländern sieht es natürlich anders aus, aber nicht hier.

Hallo Bernt,

ich glaube Kiefernspezi meint mit D nicht Douglasie sondern Deutschland. Er meint wohl dass es in 200 Jahren kein Deutschland mehr gibt. Deswegen ja auch meine Nachfrage.

Viele Grüße,

Rainer
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 12-Dezember-2013, 18:50
Hallo Rainer,
hatte selbst etwas mit dieser Deutung geliebäugelt.
Dann aber gedacht, daß solche schwergewichtigen Aussagen eher unwahrscheinlich sind.
Wenn die Douglasie mit 30-40 Jahren weniger fast 10m höher werden kann bei uns als ein Mammutbaum
ist dies schon eine eindrucksvolle Vorlage. Denke daß der Gm an sehr gut wasserversorgtem Standort schon
hier und da noch Höhenpotential hat. Insgesamt scheint er aber doch die anspruchsvollere Baumart zu sein.

                                                Viele Grüße            Bernt
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Bakersfield am 12-Dezember-2013, 18:56
Hallo zusammen, hier ein nettes Filmchen über Europas höchsten (bisher gemessenen) Baum:
http://www.youtube.com/watch?v=3W9dxSTSXHI

Da wirds auch die Douglasie schwer haben...

LG Micha

Da sieht man mal, was man mit 'ner Gopro (Helmkamera) noch alles anstellen kann. Das hatte ich vom Rälf auch erwartet... 8) Wie ich hier schrob: http://mbreg.de/forum/index.php?topic=7659.msg94030#msg94030

War aber nix... :(

 ;) 

P.S.: Ich hoffe das Kraxeln auf den "Karri Ritter" mutiert dort nicht zum Selbstzweck ("Put your name on it!... :-\ ), sonst wird er vielleicht nicht mehr viel höher werden können.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Rainer am 12-Dezember-2013, 18:57
Hallo Bernt,

mit unseren klimatischen Verhältnissen scheint die Douglasie, was das Höhenwachstum anbelangt, wohl etwas besser zurechtzukommen als BMs. Die höchsten Douglasien in Deutschland sind ja schon recht gut dokumentiert. Die höchsten wurden in den letzten Jahren schon mehrmals gemessen. Das jährliche Höhenwachstum liegt auch bei jenseits der 60 m noch bei rund 30 bis 50 cm. Und wie du schon sagtest. Es gibt einige ältere BMs bei uns die schon stark kränkeln. Deswegen glaube ich nicht, dass der BM den derzeitigen Höhenrückstand von beinahe 10 m aufholen kann.

Viele Grüße,

Rainer
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: xandru am 12-Dezember-2013, 19:14
Hallo,

Jetzt habe ich die Diskussion zum Höhenpotential vom Arboretum in La Jonchère (http://mbreg.de/forum/index.php?topic=6727.0) abgekoppelt.

Spalterische Grüße,
Wolfgang
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Mick Rodella am 12-Dezember-2013, 21:06
Hallo Wolfgang, gute Idee!

(off topic: in puncto Stammumfang sollte man anmerken, dass die Sumpfzypresse in Tule eine herausragende Ausnahmeerscheinung ist (mehrkernig). Wie dick ist die zweitstärkste SZ? Weiß wohl keiner. Nimmt man jeweils die 10 stärksten Exemplare, liegen sicher BM und Baobab vorne.)

Was das Höhenwachstum angeht: Abies grandis nicht vergessen, reihenweise über 60m auf den britischen Inseln, dürfte auch in D langfristig ein Kandidat sein. Aber nicht nur hoch, sondern auch recht massiv.

LG Micha
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Bernhard am 12-Dezember-2013, 21:07
Hallo,

Jetzt habe ich die Diskussion zum Höhenpotential vom Arboretum in La Jonchère (http://mbreg.de/forum/index.php?topic=6727.0) abgekoppelt.

Spalterische Grüße,
Wolfgang

Das wurde auch Zeit !  ;) ::) ::)
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Odysseus am 12-Dezember-2013, 21:44
Hi,

ich glaube, den Höhenrekord wird wohl Douglas behalten. Abies grandis wird in Amerika auch nicht so hoch wie Douglas.

Was die Dicke angeht: außer der dicken Taxodium mucronatum in Tule gibt's keine andere vergleichbare. Das stimme ich Micha zu. In Lissabon im Bot. Garten habe ich eine T. mucronatum gesehen; die ist im Erscheinungsbild genau wie eine normale Sumpfzypresse (siehe Bilder).

Nicht vergessen bei der Dicke sollte man, dass in südlichen europäischen Ländern auch Brummer stehen wie die abgebildete Chorisia speciosa aus dem Estrela-Park, auch in Lissabon, die sehr dick werden können.

Grüße
Walter
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 12-Dezember-2013, 21:58
Hallo,
manchmal schweift man eben etwas ab und ist trotzdem interessant.
Ob die Küstentanne bei uns ein hoffnungsvoller Kandidat ist? Zu England kann ich nicht viel sagen,
außer daß ich von Höhen bis 55m wußte.
Bei uns scheint zumindest ferner der Küste eine gewisse Ernüchterung eingetreten zu sein.
Im Forstgarten Grafenberg bei Reutlingen standen und stehen einige. Mit ca. 100 Jahren aber abgestorben
oder auf dem Weg. Auch im Forstgarten Diedorf bei Augsburg teils kränkelnd.
Bei uns in der Umgebung z.B. beim Fernsehturm Stuttgart sind mittelalte Bestände durch Borkenkäfer und Hallimasch
abgestorben, vermutlich Folge von Trockenjahren. Toller Wuchs aber zumindest im Landesinnern kurzlebig.

                                                 Viele Grüße              Bernt
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Rainer am 12-Dezember-2013, 22:19
Hallo,

also in England gibt es Exemplare von der Küstentanne die an die 65 m hoch sind, das stimmt. Die Sitkafichte sollte man auch nicht unterschätzen. Die kommen in England auch an die 65 m ran.

Viele Grüße,

Rainer
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Bakersfield am 12-Dezember-2013, 22:32
Und wie du schon sagtest. Es gibt einige ältere BMs bei uns die schon stark kränkeln. Deswegen glaube ich nicht, dass der BM den derzeitigen Höhenrückstand von beinahe 10 m aufholen kann.

Hallo zusammen,

ich glaube auch nicht, dass der BM bei uns die Spitzenhöhe der Douglasie übertreffen wird. Doch am Kränkeln liegt das m.E. nicht. Die Waldexemplare mit gutem Standort wachsen doch schon sehr gut und werden das auch noch etwas durchhalten können. Nur gibt es davon einfach zu wenige. Vom Rest der Wald-BMs leiden die meisten darunter, dass sie zu eng gepflanzt und dann nicht rechtzeitig ausgedünnt wurden. Ansonsten könnten da auch noch wuchsstarke Bäume nachkommen.

Und die weniger anspruchsvolle und kosteneffizientere/profitablere Douglasie konnte sich viel zahlreicher behaupten und demnach auch mehr Exemplare ins Höhenrennen schicken.

Viele Grüße,
Frank
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Bernhard am 12-Dezember-2013, 22:51


ich glaube auch nicht, dass der BM bei uns die Spitzenhöhe der Douglasie übertreffen wird.

Woher soll man das wissen ? Vielleicht wird das in den nächsten 2 oder 300 Jahren noch niemand feststellen können.
Das Potential einer "fremdländischen" Baumart nach so kurzer Zeit einschätzen zu wollen, erinnert mich an den Vergleich eines Langstreckenläufers mit einem 100 Meter-Läufers : Wer schneller am Ziel ist, weiß niemand. Kurzfristig der eine, langfristig der andere.

In meinen Augen ist das alles Spekulation.

Viele Grüße,

Berni
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 12-Dezember-2013, 23:05
Die Montezuma Cypresse (Taxodium mucronatum) in Santa Maria del Tule, Oaxaca, Mexiko, mit einem Umfang von 42 Metern, muss man in der Tat als Ausnahme ansprechen.

Zum einen ist der Stamm stark spannrückig / brettwurzelig. Zum anderen legt die ganze Wuchsform nahe, daß hier mehrere Einzelstämme zusammenwuchsen. Das schließt eine identische DNA überhaupt nicht aus, etwa könnte Abbrechen / Abbeißen / Absägen in jungen Jahren (also vor mehr als 1000 Jahren) zu einem vielstämmigen Austrieb aus derselben Wurzel geführt haben. Spätere Seitenaustriebe (etwa durch ständiges weiteres Abknabbern oder -sägen) können ebenfalls eingewachsen sein.

Vielleicht haben wir hier auch ein Beispiel dafür, was nach 1000 Jahren aus einem Solitär werden kann, dessen Äste sich krakenartig auf dem Boden abstützen und dann wieder hochwachsen.

Und noch ein Vorschlag: Die Azteken betrieben vor mehr als 1500 Jahren bereits eine Hochkultur, und künstliche Bewässerung bis hin zur regelmässigen Anstauung eines Tales oder Beckens wäre ihnen (auch hier im Hochland) durchaus zuzutrauen. Auch das 'Befestigen' eines Dammes mit Stecklingen wäre dann denkbar. So wurden etwa die aufgeschütteten 'Wassergärten' oder Chinampas (https://en.wikipedia.org/wiki/Chinampa) der Azteken (oft nur wenige Meter breit) typischerweise mit Stecklingen aus Weiden oder Sumpfzypressen befestigt. Wenn so ein Beet (oder in Oaxaca vielleicht ein Damm) aufgegeben wird und ein paar Bäume an einer Seite schließlich zusammenwachsen, könnte das ebenfalls ein genetisches Individuum aus vielen Stämmen ergeben.

Übrigens sind auch viele dicke Eibenstämme zusammengewachsene Einzelstämme, vermutlich desselben Individuums.

Obwohl es eine Ausnahme ist, könnten derartige Wuchsformen aber in prähistorischer Zeit (und bei allen möglichen Baumarten) durchaus häufiger vorgekommen sein. Ich würde darauf tippen, daß es zu Zeit ihrer weiten Verbreitung im Tertiär Küstenmammutbäume gab, die den Oaxaca Baum wahrhaftig in den Schatten stellen, bei sehr viel größerer Höhe.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 12-Dezember-2013, 23:14
Die Mammutbäume haben alle eher leichtes brüchiges Holz, ihre Spitzen brechen sehr oft in Stürmen ab. Außerdem erfrieren die Zentraltriebe in unserem Klima (Deutschland) gelegentlich. All das führt zu instabilen Kronen die wiederum abbrechen, eine besonders große Höhe kann so auf die Dauer nicht erreicht bzw. nicht gehalten werden.

Das Holz der Douglasie ist zäher und widersteht Stürmen besser, Erfrierungen sind sicher seltener. So kann sie über die Jahre ihre Spitze immer weiter treiben.

Wird der KM aber in wind- und frostgeschützter Lage gepflanzt, sehe ich keinen Grund warum er die großen Douglasies Deutschlands nicht ruck zuck überholen könnte. So ein Standort ist aber selten und dann wären es meist auch nur ein paar wenige Exemplare. Douglasien gibt es der Anzahl nach mehrere Größenordnungen mehr, und darunter dann auch viele auf gutem Standort und in geschützter Lage.

Wenn die Douglasie also die Führung einnimmt, dann ist das auf jeden Fall zunächst mal auch ein statistischer Effekt der Anpflanzung.

Nichtsdestotrotz stimmt es auch, daß der KM um seine Leistungsfähigkeit voll hochzufahren und eine Krone in großer Höhe mit Wasser zu versorgen, sehr viel Wasser und sehr viel Sonne braucht (Turgordruck) und es ist nicht leicht vorherzusehen, wo in unserem Klima dann die natürliche Höhengrenze wäre. Mit Sicherheit aber unterhalb der kalifornischen Werte.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Mick Rodella am 12-Dezember-2013, 23:40
Zitat
Nichtsdestotrotz stimmt es auch, daß der KM um seine Leistungsfähigkeit voll hochzufahren und eine Krone in großer Höhe mit Wasser zu versorgen, sehr viel Wasser und sehr viel Sonne braucht (Turgordruck) und es ist nicht leicht vorherzusehen, wo in unserem Klima dann die natürliche Höhengrenze wäre. Mit Sicherheit aber unterhalb der kalifornischen Werte.

Hi Tuff,

vielleicht einen Versuch wert? In einer voll klimatisierten Glas- und Stahlröhre (130m hoch) mit Zusatzlicht könnte man möglicherweise den höchsten Baum der Erde heranziehen (KM natürlich). Aber solche Ideen dürfen nur Amerikaner haben (und die habens definitiv nicht nötig).

innovative Grüße, Micha  ;)
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 13-Dezember-2013, 00:01
Hahaha ! Du hast Ideen :) :)

Die Amis haben es nicht 'nicht nötig' sondern die haben kein Geld mehr. Wenn einer heute sowas Größenwahnsinniges macht, dann die Ölscheichs. (Die Chinesen würden keinen Amerikanischen Baum wählen). Dort würde Deine Idee vielleicht auf offene Ohren stoßen, etwa könnte das Dings dann irgendwo in oder auf einem dieser Kilometertürme stehen.

Oder auf einer der künstlichen Inseln ? Aber dort brauch man dann auch keine Röhre mehr, wenn man für guten Boden und verschwenderisch viel Wasser sorgt.

Als nächstes (wenn wir schon bei Röhren sind) wäre dann noch die Erdumlaufbahn zu erwähnen. Eines Tages könnten 'Space Archs' Gärten betreiben, die maximal viel Sonne bekommen. Sollte der Luxus dafür reichen, könnte man auch gewaltige Bäume wachsen lassen. Wie die mit der Schwerelosigkeit zurechtkommen ist sicher eine interessante Frage, aber vielleicht wird man dann auch künstliche Schwerkraft haben.

Leider nichts was für uns oder die nächsten 500 Jahre eine Rolle spielen würde ....
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 13-Dezember-2013, 10:29
Hallo,
es ist zwar schön sich auszumalen, daß der Küstenmammutbaum auch bei uns sagen wir mal in Bereiche von 60-70m
vorstoßen könnte - halte dies aber unter unseren Klimabedingungen, selbst wenn es jetzt noch etwas wärmer wird,
für unrealistisch. Denke dazu sind hohe Niederschläge von 1100 bis 1600mm nötig, die wir kaum haben und wenn dann in
kalten Gebirgslagen. Desweiteren ist sehr hohe Luftfeuchtigkeit notwendig die die Kronen vor Verdunstung schützt.
Die Nadeln können die Transpiration viel weniger regulieren als der Gm und die Douglasie.
Desweiteren ist der oberste Kronenbereich noch empfindlicher als beim Gm hinsichtlich Frost etc. wie Tuff es bereits beschrieben hat.
Auch beim Anbau außerhalb des natürlichen Areals zeigt sich, daß größere Höhen nur in Meeresnähe erreicht werden,
wo Beschriebenes annähernd erreicht wird.
Auch die erwähnte Sitkafichte ist nur was für absolute Küstennähe und versagt im Landesinnern.

                                                               Viele Grüße                 Bernt
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: sequoiaundco am 13-Dezember-2013, 11:57
Tuff: N
Zitat
ichtsdestotrotz stimmt es auch, daß der KM um seine Leistungsfähigkeit voll hochzufahren und eine Krone in großer Höhe mit Wasser zu versorgen, sehr viel Wasser und sehr viel Sonne braucht (Turgordruck) und es ist nicht leicht vorherzusehen, wo in unserem Klima dann die natürliche Höhengrenze wäre. Mit Sicherheit aber unterhalb der kalifornischen Werte.
Bernt:
Zitat
Halte dies aber unter unseren Klimabedingungen, selbst wenn es jetzt noch etwas wärmer wird, für unrealistisch. Denke dazu sind hohe Niederschläge von 1100 bis 1600mm nötig,

In anderen mitteleuropäischen, (z. Zt. noch wärmeren) Ländern setzt man die Grenze für forstlich erfolgreichen Anbau von KM bei 650 mm Jahresniederschlag an, wenn nicht gewässer- oder grundwassernahe Kompensationsmöglichkeiten bestehen, und in Höhen bis zu 1000 m.

chris
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 13-Dezember-2013, 12:59
Hallo Chris,
ich denke du zitierst hier diesen versuchsmäßigen Anbau des Km in Frankreich zur Gewinnung von Biomasse.
Aber diese Bestände werden spätenstens nach 40 Jahren geschlagen, meist noch früher.
Hierbei geht es aber nur um eine möglichst hohe Massenprodution an Holz die der Km in der Jugendphase
auch auf ungünstigeren Standorten bringt. Wobei bei diesen Versuchen klar wurde daß die Massenproduktion mit
der Standortgüte korreliert. Diese Versuche sind aber ganz überwiegend im ozeanisch beeinflußten Bereich Frankreichs.
Größere Höhen wären hier auch nur an ganz begünstigten Standorten zu erwarten.

                                                    Viele Grüße              Bernt
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Kiefernspezi am 13-Dezember-2013, 14:05
Letztendlich können wir viel spekulieren - wer in 200 Jahren die Nase vorne. Es reicht ja, wenn ein einziger Baum einer Art allen anderslautenden Prognosen zum Trotz aussergewöhnliche Wuchsleistungen erzielt - und plötzlich ist es ne Araukarie... ;D

@Waldläufer: mit D. meinte ich nicht Douglasien, sondern Deutschland. 

Viele Grüße
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: sequoiaundco am 13-Dezember-2013, 15:11
Hallo Bernt
Zitat
Diese Versuche sind aber ganz überwiegend im ozeanisch beeinflußten Bereich Frankreichs.

Max. ein Drittel der ca. 50 französischen forstlichen Versuchsanpflanzungen würde ich dem ozeanisch beeinflussten Bereich zuordnen. Alle anderen sind weit entfernt von irgendwelchen ozeanischen Luftfeuchtespendern. Diese bilden also die wesentliche statistische Grundlage für die von mir zitierten Zahlen (650 mm/ bis 1000 m).

Genauso übrigens in Kalifornien, wo Redwoodbestände ja auch sehr kontinental bis zu 60 km von der Küste entfernt und/oder auf bis zu 1000 m Höhe stehen.

chris

Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Odysseus am 13-Dezember-2013, 15:46
Hier mal ein paar Bilder vom höchsten Baum von Kent, England (im National Pinetum in Bedgebury).
Das ist, interessanterweise, eine Abies grandis. 1825 in England eingeführt (Angabe auf website). (Die Douglasie ist übrigens 1827 in Mitteleuropa eingeführt worden (KOWARIK 1992).
Der Baum stammt, wie man auf dem Schild sehen kann, von 1840.
1987 hat ihn ein schwerer Sturm ziemlich zerzaust, aber nicht umgeworfen.

Auf der Website steht, er ist 51m hoch (keine Angaben zum Zeitpunkt der Messung. Hab eine email hingeschickt, um nachzufragen). Dick ist er heute (August 2013) 1,32m BHD. (Für die Höhenmessung hatte ich keine Zeit mehr). - Ein Pilz bearbeitet ihn auch schon.

Auch bei Douglasien (gilt auch für Zedern und BM) wird in England von Stürmen häufig der Wipfelbereich schwer geschädigt. Die Äste werden regelrecht abgedreht.

- Ob's im Tertiär dickere Bäume gab als heute? - Ich kenne keine Literatur, wo so was erwähnt wird. Die ausgestellten, inkohlten oder verkieselten Baumstümpfe oder -stämme haben heutige Dimensionen.

Viele Grüße
Walter
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Odysseus am 13-Dezember-2013, 15:48
Und noch ein Bild von weiter oben.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: denniz am 13-Dezember-2013, 17:14
Hallo Freunde der vorweihnachtlichen Spekulatius,

Interessant bei der Diskussion um die höchsten Bäume der Welt finde ich die
Häufigkeit der Koniferen in der Anwärter-Liste. Erdzeitgeschichtlich sind ebendiese
ja bereits auf dem Rückzug. Was hat dieses Höhenwachstum also für einen
evolutionären Zweck? Eine Strategie die Ihren Sinn bereits hinter sich gelassen hat?

unwissenden Gruß
Denniz

Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 13-Dezember-2013, 18:25
Man müsste erstmal eine Übersicht erstellen um sagen zu können daß Riesenwuchs (Höhe) bei Koniferen häufiger ist. Eucalytpus regnans, Feigenarten, und sicher noch einige tropische Arten des tropischen Regenwaldes, aber auch Carya glabra (und welche noch?) zeigen daß die Strategie Höhenwuchs auch bei Laubbäumen bedeutsam sein kann.

Die Strategie ergibt sich evolutionär vor allem bei intraspezifischer (innerartlicher) Konkurrenz auf guten Standorten. Dicht-immergrüne Bäume schatten sich gegenseitig in besonderem Maße aus daher findet man diese Art Konkurrenzdruck vielleicht häufiger bei Koniferen.

Auf guten Standorten, in mildem Klima, wo 'Riesenwuchs' möglich ist, werden Koniferen vielleicht tendenziell von Laubbäumen verdrängt. Der Grund liegt dann auch in der Fortpflanzungsökologie - Koniferenkeimlinge werden fast ohne 'Vorräte' ins Rennen geschickt, sind in vieler Hinsicht empfindlicher und können sich unter Laubbäumen i.d.R. nicht halten. Laubbaumarten haben oft relativ schwere Samen die den Keimlingen einen Nährstoffvorsprung geben. Kein Zufall daß die Eibe mit dicken Samen eine Ausnahme ist, und dann wieder der klonale KM.

Ein anderer Aspekt ist auch der Laubfall, welcher dünne Koniferenkeimlinge so zudeckt daß sie umbiegen. Offensichtlich kommen die kräftigeren Keimlinge der Laubbäume (und in dieser Saison ja ohne Blätter) besser damit zurecht.

Man kann aus einer Verdrängung also nicht folgern daß der Höhenwuchs hierbei überhaupt eine Rolle spielt. Die Areale von Arten ergeben sich mit weitem Abstand vor allen anderen Faktoren aus Keimungsbedingungen und der Reaktion der Keimlinge und Sämlinge auf ihre Umwelt.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 13-Dezember-2013, 18:46
Hallo Chris,
das Thema war ja wo Redwood außerhalb ihres natürlichen Vorkommens, also auch bei uns, mit anderen hochwüchsigen Arten,
wie Douglasie konkurrieren kann. Daß Redwood in milderen Gebieten Frankreichs generell wächst kann Wolfgang bestätigen.
Inwiefern diese Lagen für Kurzumtriebe von ca. 20 Jahren geeignet sind ist ein Spezialthema, hat aber nichts damit zu tun wo
Redwood Höhen von +- 60m erreichen könnte.
Weiter schreibst du, daß S. sempervirens in der Heimat auch in kontinentalen Lagen 60km landeinwärts und bis 1000m ü. NN. wächst.
Letzteres stimmt - daß diese Lagen aber als kontinental zu bezeichnen sind leider nicht. (Hatte mir da auch mal Hoffnungen gemacht!)
Die milde Zone 9b(-3°C bis -1°C) reicht von der Küste im Bereich San Franzisko bis weit landeinwärts - eben bis zu dem von dir
erwähnten Vorkommen bei Napa. Deckungsgleich zu dieser Zone wird dieses Gebiet auch von den Meeresnebeln beeinflußt,
die tatsächlich in dieser Gegend so weit landeinwärts wirken. Da diese Lage insgesamt trockener ist ziehen sich die Redwoods dort
mehr in feuchte Canyons zurück. Auch durch die hohe Lage sollte man sich nicht täuschen lassen - es ist dort ähnlich mild wie an der
küste.
                                                            Viele Grüße              Bernt


http://www.gardeningknowhow.com/wp-content/uploads/2004/08/california_map_lg.gif
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Kiefernspezi am 13-Dezember-2013, 22:00
Hallo, ich finde die Breite der Diskussion bereichernd. Es ist tatsächlich so, dass es einige Baumarten gibt, die eine Höhe größer 70 m erreichen können. Bei den Nadelbäumen sind es 24. 80 m erreichen noch 11. Also doch ne Menge. Metasequoia ist mit 60 m abgehängt.
Hier die Liste:

Sequoia sempervirens             115 m ?
Pseudotsuga menziesii           100 m
Sequoiadendron giganteum     95 m
Picea sitchensis                          95 m
Abies grandis                              90 m
Araucaria hunsteinii                   90 m
Thuja plicata                                85 m
Abies procera                              85 m
Pinus lambertiana                      85 m
Abies amabilis                            82 m
Tsuga heterophylla                   80 m

Viele Grüße




Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Odysseus am 13-Dezember-2013, 22:50
Hi Kiefernspezi,

woher hast du deine Höhenangaben?

Metasequoia: In China gab's 1941 nur noch ganz wenige Exemplare. Seither sind zwar noch ein paar in abgelegenen Gegenden entdeckt worden, aber soweit ich das gelesen habe, waren richtig alte nicht darunter.
Daher bin ich bei Metasequoia was das prognostizierte Höhenwachstum angeht, sehr vorsichtig.

Auch unsere heimischen Bäume, glaube ich, sind bei weitem nicht ausgereizt. Wo konnten und können in Deutschland Bäume ungestört richtig alt werden? - Sobald sie hiebreif waren, wurden sie und werden sie doch fast überall weggehauen. Erst seit wenigen Jahren gibt es ein paar Wälder und Parks, wo man sie wachsen lassen will.
Fichten, die wir in einem feuchten Tal in den 1950er Jahren gepflanzt haben, haben, soweit man von unten hochgucken kann, einen Jahreszuwachs von knapp einem Meter. Auf fast reinem Sand. Ich würde sie stehen lassen, so lange sie leben, aber leider bekomme ich das Waldstück nicht.
Eine schwächere ist mal vor 4 bis 5 Jahren umgefallen. Die war 36m lang.

Vor 31 Jahren Ende August hab ich dort zwischen etwa 10jährige Jungfichten eine Abies grandis gepflanzt. Die macht etwas über einen Meter im Jahr, ist ganz schlank, und hält mit den Fichten mit. Könnte auch sein, dass sie schon drüber raus guckt. Die Fichten hab ich wertgeastet, bei der Abies grandis hab ich 20 cm lange Stummeln stehen lassen, damit ich besser hochklettern kann.
Vielleicht kann ich jetzt über Weihnachten mal gucken, ob die Stummel noch lang genug sind fürs Hochklettern.

Ich hab auch in einem kleinen Buntwaldbereich Abies grandis, Hemlocks, Douglas gemischt. Außen später ein paar Atlaszedern, Quercus rubra, Bergahorn und Thujen dazugetan.
Der eindeutig wuchsstärkste Baum ist die Douglas, sowohl in der Höhe, als auch im Durchmesser.
Man merkt auch, für die Hemlocks ist es etwas trocken (Durchschnitt Jahresniederschläge letzte 10 Jahre um die 1000 mm).

Viele Grüße
Walter
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Odysseus am 13-Dezember-2013, 23:08
Zitat
Erdzeitgeschichtlich sind ebendiese
ja bereits auf dem Rückzug. Was hat dieses Höhenwachstum also für einen
evolutionären Zweck? Eine Strategie die Ihren Sinn bereits hinter sich gelassen hat?
Denniz.

Hi Dennis,
wie kommst du darauf, dass die Koniferen erdgeschichtlich im Rückzug seien?

Die Braunkohle im Tertiär wurde hauptsächlich von Nadelbäumen (und darunter sehr häufig Sumpfzypressen) gebildet, das ganze Quartär, und jetzt ja auch das Holozän ist Nadelwaldära. Es gibt heute um etliche Größenordnungen mehr Nadelbäume als Laubbäume. Man denke nur an die riesigen Flächen der sibirischen Taiga. Alle Bergländer sind vom Nadelwald geprägt.

Wahr ist, die Angiospermen sind evolutionär neuere Modelle, sagen wir mal, Mercedesse, aber, wo's hart auf hart geht, gewinnt eben doch der alte Borgward, oder sagen wir mal, Opel Blitz. LOL.

Grüße
Walter
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Kiefernspezi am 13-Dezember-2013, 23:15
Die Größenangaben sind größtenteils aus dem Eckenwalder.

Klar gab es schon höhere Bäume zu Urmenschzeiten. Bestimmt könnte eine Fichte noch größer werden oder eine Weißtanne. Das steht nicht in Frage.

Interessant ist es nun zu erfahren, welche Laubbaumart außer den verschiedenen riesigen Eukalyptusarten mithalten kann.

Je nachdem wie viele es sind, habe ich vielleicht eine gute Erklärung für das Größenwachstum der Koniferen.

Nun warte ich gespannt auf Antworten...

Viele Grüße

Kiefernspezi
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Klaus am 13-Dezember-2013, 23:31
Hallo zusammen,

ich habe jetzt auch noch einiges zum Potential der Fremdländer loszuwerden.
Wer die gleichen Dimensionen ,wie in ihrem Ursprungsland, der Arten erwartet
der muß hier für die gleichen Bedingungen sorgen.Was ja naheliegend nicht geht.
Die Nährstoffversorgung mag hier ja sogar örtlich besser sein.
Aber mit dem großräumigen Klima ,also Temperaturen,Höhenlage und
Wasserversorgung sind doch recht unterschiedlich.Und das Mikroklima auch nicht
vergessen.Also die Groves deuten darauf hin dass dies nicht unbedeutend ist.
Dies bedeutet man muß überall am Wachstum Abstriche machen.
In Deutschland haben wir nun einmal z.B. keine pazifischen oder asiatischen Verhältnisse.
Dass die Bäume hier noch einigermaßen zurecht kommen ist doch ihrer Variationbreite
ihrer Erbmasse zu verdanken.Teile der europäschischen Bedingungen sind einfach noch
in der Bandbreite ihrer Gene enthalten.Ist dies einmal nicht der Fall wie z. B.
zu wenig Wasser  oder zu tiefe Temperaturen so kommen die Bäume gleich in
Existenzstress oft mit dem Exitus.Also Rekordhöhen können hier bestimmt nicht erwartet werden.
Aber Höhen und Dicken die deutlich über denen der Fichte und Tanne (65m) liegen.
Dies war jetzt mein laienhafter Beitrag zum Thema.

Viele Grüße
Klaus
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Kiefernspezi am 13-Dezember-2013, 23:38
Ok, was ist nun mit Laubbäumen? Das sollten wir vielleicht mal klären.

Viele Grüße
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: denniz am 14-Dezember-2013, 11:33
@Walter:
Zitat
Hi Dennis,
wie kommst du darauf, dass die Koniferen erdgeschichtlich im Rückzug seien?
Habe ich in mehreren Büchern über Bäume gelesen, ich schaue nochmal nach wo genau.

Zitat
Es gibt heute um etliche Größenordnungen mehr Nadelbäume als Laubbäume

Zitat Kifernspezi: Heute gibt  es etwa 30.000 Strauch und Baumarten von denen 600 Koniferen sind.

Vielleicht hängt das intensive Höhenwachstum mit der Windbestäubung bzw. mit der Verbreitung
der viel leichteren Samen durch Wind zusammen?

mutmaßenden Gruß
Denniz

Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 14-Dezember-2013, 11:58
Hallo,
generell kann man nicht sagen daß Laubbäume langsamer wachsen als Nadelbäume.
Es haben sich eben etliche Nadelbaumarten an besonders produktive Standorte angepaßt und hier aufgrund
klimatischer Sonderbedingungen einen Wettbewerbsvorteil. Die Laubbäume können durch viel effektiveres Breitenwachstum
zusätziches Licht ergattern, während die Nadelbäume meist darauf programmiert sind dies durch Höhenwachstum zu erreichen.
Des weiteren sind die Blattorgane der Laubbäume durch den jährlichen Abwurf effizienter und können sich jedes Jahr an neue
Situationen anpassen. Die generell höhere Anpassungsfähigkeit der Laubbäume ist der Grund für den Artenreichtum derselben.
Da wo aber gleichmäßig ungünstige Bedingungen für Laubbäume vorliegen, können großflächig wenige Nadelholzarten dominieren.

                                                               Viele Grüße             Bernt
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: xandru am 14-Dezember-2013, 12:28
Hallo,

Zitat
Die generell höhere Anpassungsfähigkeit der Laubbäume ist der Grund für den Artenreichtum derselben.

Nadelbäume sind ohne Zweifel phylogenetisch um vieles älter als Angiospermen. Ob sie auch genetisch einfacher gestrickt sind und daher weniger wandlungsfähig, kann ich nicht beurteilen.

Mir scheint freilich, Koniferen sind oft auch ontogenetisch älter – also langlebiger. Ein langes Leben ist aber in der Evolution kein Vorteil, sondern ein Nachteil. Der Oktopus etwa wird gerade mal anderthalb Jahre alt, erlebt also nur eine einzige Fortpflanzungsperiode – ist aber sehr hoch entwickelt.

Anpassungsfähigkeit und Artenreichtum sind m.E. nicht Ursache und Folge, sondern zwei Seiten der gleichen Medaille. Es ist die kurze Generationenfolge, die das Spiel von Mutation und Selektion begünstigt. Das erklärt nicht die geringere Höhe der Angiospermen, wohl aber die Ausbreitung.

Zu den verdrängten Arten gehören bekanntlich auch Magnolia, Liquidambar oder Liriodendron – also die Bäume mit den typischen disjunkten Arealen. Gilt die Gleichung stammesgeschichtlich jünger = komplexer = wandlungsfähiger?

Evolutionäre Grüße,
Wolfgang

PS: Ein großer Teil der Laubgewächse hat einen anderen Verzweigungplan als die Einkeimblättrigen und Koniferen. Mehr Verzweigungen bedeutet oft auch weniger Höhe, dafür ausladendere Kronen.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Kiefernspezi am 14-Dezember-2013, 13:37
Ok, wir sind uns alle einig: Nadelbäume sind mit der Ausnahme des Eukalyptus höher wachsend als die Laubbäume.  Hier nun meine Theorie: im Erdmittelalter ließen das Klima Riesenwuchs zu. Wie die Saurier erreichten auch die Bäume sagenhafte Rekordabmaße, die sich leider schwerer belegen lassen wie bei tierischen Knochenfunden. Nach diversen Katastrophen und Klimaveränderungen haben immer noch Arten überlebt die diesen Riesenwuchs praktizieren. Klar sind Koniferen Reliktbaumarten. Man kann es allein daran erkennen, dass früher weltweit verbreitete Gattungen nur noch an eng begrenzten Naturstandorten zu finden sind. Ausgepflanzt durch den Menschen können sie aber wieder nahezu überall überleben. Gerade Mammutfreunden sollte das eigentlich sehr bewußt sein.

Viele Grüße
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 14-Dezember-2013, 16:32
Ich finde Andres Hypothese interessant. War vor langer Zeit nicht auch die Erdumdrehung langsamer und der Tag etwas länger ? Also mehr Energie für alle (Aufmerkeln!) ? Dazu subtropisches bis tropisches Klima über weite Teile der Erdkugel, und überall frische Vulkanascheböden, oder riesige Sümpfe, oder mächtige Ersosionsedimente. Hervorragende Bedingungen !

Aber wann und wo ein 'Riesenwuchs' eigentlich entstand ist eine andere Frage und nicht leicht zu beantworten, da die Fossilien insgesamt meist zuwenige und dann auch nur bruchstückhaft sind. Es ist aber plausibel, daß eine Art die nie eine Eiszeit durchmachen musste, oder sogar niemals einen Winter erlebt hat, es sich leisten kann eine Menge Energie in Höhenwuchs zu stecken, während heutige temperierte Arten viel in den Schutz der Substanz investieren müssen, und etwas vorsichtiger wachsen weil sie immer damit rechnen wieder eins aufs Dach zu bekommen.

Aber ich möchte hier nicht weiter in das Thema 'Evolution der Bäume' einsteigen - wir haben ein Paläontologie-Board  (http://mbreg.de/forum/index.php?board=23.0) und wer Lust hat darüber zu diskutieren sollte so mutig sein und dort einen ersten Eintrag wagen :)

Nur soviel: Es gibt eine Menge Erkenntnisse darüber wie die Evolution und insbesondere auch die Ausbreitung von Arten funktioniert, aber gerade bei Fragen nach dem 'warum' etwas so ist wie wir es heute erleben, gibt es nur eine Menge Hypothesen - alles ist noch offen. Und jedes Jahr werden neue Fossilien entdeckt die wieder alles umwerfen...ich sage nur, viele Saurier hatten einen Federpelz ;) ich wusste es immer wenn ich einem Huhn tief ins Auge blickte ...
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 14-Dezember-2013, 16:37
Ich habe mal ein paar Laubbaumarten zusammengesucht und grob in drei Höhenklassen eingeteilt. Die Höhenangaben sind sehr grob und ich habe einfach das Höchste genommen was irgendwo erwähnt wurde, ohne jede Prüfung. Auf ein paar Meter soll es hier aber nicht ankommen.

Auffällig ist die Oberklasse der überwiegend 'Eukalyptusartigen' wenn ich das mal so nennen darf. Von denen viele neben Australien auch auf oder um Borneo vermessen wurden. Wenn man diese Klasse als Sonderfall 'abzieht' dann wäre ein deutlicher Unterschied zu den Koniferen schon zu erkennen. Aber dann müsste man fairerweise auch die Taxodiaceen von den Koniferen abziehen. Aber selbst dann ist der Unterschied erkennbar.

Eucalyptus regnans      > 90 m
Eucalyptus globulus      > 80 m
Eucalyptus viminalis:       > 80 m
Eucalyptus delegatensis   > 80 m
Eucalyptus obliqua         > 80 m
Shorea faguetiana         > 80 m   (88 m specimen)
Shorea argentifolia         > 80 m
Shorea superba         > 80 m
Shorea smithiana         > 80 m
Shorea gibbosa         > 80 m
Koompassia excelsa      > 80 m
Hopeia nutans         > 80 m

----------------------------------------------

Carya glabra            > 70 m
Swietenia macrophylla      > 60 m (mahogany)
Toona sureni            > 60 m
Castanea dentata         > 60 m ?
Liriodendron tulipifera      > 50 m
Agathis australis         > 50 m
Acer saccharum         > 45 m
Fraxinus excelsior         > 45 m
Cercidiphyllum japonicum   > 45 m
Carya cordiformis         > 45 m

----------------------------------------------

Ulmus americana         > 40 m
Ulmus glabra            > 40 m
Quercus prinus         > 40 m
Quercus rubra         > 40 m
Fraxinus americana      > 40 m
Quercus lamellosa         > 40 m
Juglans nigra            > 40 m
Populus nigra            > 40 m
Platanus occidentalis      > 40 m
Chrysolepis chrysophylla   > 40 m
Notholithocarpus densiflorus   > 40 m (tanoak)

Weiterführende Webseiten:

http://en.wikipedia.org/wiki/Tree_measurement#Rucker_Indexes (http://en.wikipedia.org/wiki/Tree_measurement#Rucker_Indexes)
http://www.nativetreesociety.org/bigtree/tall_tree_preserves.htm (http://www.nativetreesociety.org/bigtree/tall_tree_preserves.htm)
http://treesdb.azurewebsites.net/Browse/Species?Sort=MaxHeight&SortAsc=False (http://treesdb.azurewebsites.net/Browse/Species?Sort=MaxHeight&SortAsc=False)
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Otto am 14-Dezember-2013, 17:14
Hier noch ein paar Gedanken,

der Wassertransport innerhalb der Pflanze muß gewährleistet sein. Die Wassersäule darf nicht abreissen.
Gravitation und Reibung begrenzen die Höhe der Pflanzen, Kohäsion und Adhäsion fördern sie.
Die Wassersäule in einem oben geschlossenen, luftleeren Rohr wird auf Meeresspiegelniveau knapp 10m hoch.
Gymnospermen haben im Xylem Tracheiden, Angiospermen haben außerdem Tracheen. Die Tracheen sind großvolumiger als die Tracheiden.
Danach müsste die Adhäsion in den Tracheen geringer sein, allerdings die Reibung auch. In Großen Höhen könnten die Tracheiden vorteilhafter sein (spekulativ).
Die großen Kronen der Angiospermen wurden schon angesprochen, auch wegen der stärkeren Aufsplitterung des Wassernachschubes (wobei hier gesaugt und nicht geschoben wird) könnten die umfangreichen Kronen für die Höhe von Nachteil sein.

Ein ganz anderer Aspekt ist das ebenfalls angesprochene Entwicklungsalter von Gymnospermen und Angiospermen.
Gymnospermen gibt es seit dem Devon, Angiospermen seit der Kreide, macht etwa 380Mio. gegen 100Mio. a aus.
Entwickeln die Angiospermen erst noch größere Höhen??
Wie hoch waren hohe Gymnospermen nach ca. 100Mio. a Entwicklung??

Weil meine Kenntnisse nach ca. 35a verblasst bzw. löcherig sind, habe ich unter www.biokurs.de/skripten/bilder/Leitb3.GIF nachgebessert.

das von mir zum Thema   VG  Otto
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Kiefernspezi am 14-Dezember-2013, 17:39
Hallo,

wieso sollte man die Taxodiaceen von den Koniferen abziehen???!!! :o
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 14-Dezember-2013, 18:21
Hallo,
denke, daß man den angeführten Riesenwuchs der paar Nadelholzgattungen nicht überbewerten sollte.
In den tropischen Wäldern weltweit stehen sicherlich viele sehr hohe Laubbäume, sofern noch nicht gefällt.
Man muß auch sehen, daß die angeführten Höhen der Tannen und Fichten vorzugsweise aus Amerika absolute Oberwerte
sind die ganz selten erreicht wurden.
Desweiteren sind die beeindruckenden Höhen von Douglaie und Küstenmammutbaum schlicht auf außergewöhnlich gute
Standortbedingungen dort zurückzuführen und an anderer Stelle nicht wiederholbar.
Nenne hier sehr fruchtbaren Boden, hohe Niederschläge gepaart mit Luftfeuchtigkeit und Ganzjahresassimilation durch extrem
wintermildes Klima. Im Fall des Gebirgsmammutbaumes Dauerbewässerung durch Dräinagebahnen aus höheren Lagen.
Wenige Arten wie z.B. die Douglasie die auch in ihrem riesigen Verbreitungsgebiet eine gewisse Dürreresistenz erworben hat
können bei uns an ihre heimatlichen Wuchsleistungen anknüpfen.

                                                         Viele Grüße           Bernt
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Kiefernspezi am 14-Dezember-2013, 19:36
Hallo, also zunächst einmal sollte die Aussage der o.g. Arten eher darauf hindeuten, dass es doch erstaunlich viele sind, die eine Extremhöhe von 80 m geknackt haben.Wenn man die Höhe auf 60 m reduziert,  dann stellt man fest, dass es sehr viele Koniferen in diese Liga schaffen. Wenn man aber von diesen Extremhöhen absieht und auf die Durchschnittswerte schaut, so stellt man fest, dass hier ebenfalls die Koniferen überragen. Bäume von 40-50 m Höhe sind keine Seltenheit. Bei Laubbäumen schon schwer zu erreichen.
Wer in Riesenwäldern unterwegs war - z.B. den Tannenwäldern im Himalaya, der wird bestätigen, dass es oft so ist, dass die Bäume in ihrer Höhe nur leicht differieren.
So ist es auch im Mammutbaumwäldern.

Vor allem aber bin ich gespannt auf die Erklärung,  warum Taxodiaceen keine Koniferen sein sollen...
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 14-Dezember-2013, 20:01
Ich finde Ottos Ansatz vielversprechend. Tatsächlich gibt es prinzipielle Unterschiede zwischen Tracheen und Trachaeiden. Die engen Tracheidenzellen der Gymnospermen enden nach oben in einer zugespitzen siebartigen Wand mit speziell angeordneten Löchern (historisch Tüpfel genannt), sie schieben sich also keilförmig in die Zelle darüber. Die Wassersäule wird hindurchgepresst oder (bei intensiver Verdunstung) gesaugt, ein Zurückfallen durch dieselben Löcher wird aber durch die Bauweise erschwert. Mit anderen Worten, der Nadelbaum kann seine Wassersäule 'Stück für Stück' oder mm für mm aufbauen und in die Höhe schieben.

Tracheen sind deutlich großlumiger sind, und haben (fast) keine Zwischenwände mehr, d.h. die Leitbündel bestehen aus sehr langen Röhren, von denen jede eigentlich aus Millionen Zellen besteht. Das ist fortschrittlich, weil es deutlich höhere Transportgeschwindigkeiten ermöglicht. Die Wassersäule kann aber in großer Höhe (im Vergleich zu Nadelbäumen) nur bei relativ starker Wasseraufnahme, also sehr aktiven Wurzeln und der dazu passenden Verdunstung, aufrecht erhalten werden. Andererseits kann zu starke Verdunstung hoch oben in der Krone die Nachlieferung schnell überfordern.
 
Das bedeutet klimatische Einschränkungen bezüglich Temperatur (Wärme), Luftfeuchte und Energieangebot. In sehr kaltem Klima oder bei wenig Sonnenenergie (nördliche Breiten) oder bei geringer Wasserverfügbarkeit (Felsengebirge, mediterranes Klima) wird die mögliche Höhe dadurch vermutlich stark eingeschränkt.
Hier sind Nadelgehölze im allgemeinen leistungsfähiger.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 14-Dezember-2013, 20:42
Andre, wie kommst Du jetzt darauf daß die Taxodiaceen keine Koniferen sind ? Sowas habe ich bestimmt nicht gemeint. Daher 'von den Koniferen abziehen', denk mal mathematisch.

Wir stellen hier in der Diskussion bisher außer den Mammutbäumen ausschließlich Pinaceen auf die eine Seite und sprechen von 'den Koniferen'. Ich finde die Unterschiede der Cupressaceen, und darunter vor allem der Gruppe der Taxodiaceen, zu den Pinaceen aber doch relativ groß. Rein gefühlsmässig würde ich wenigstens die Gruppe der Taxodiaceen (die es offiziell als Familie ja nicht mehr gibt) lieber etwas differenzierter behandeln.

Die 'modernen' Pinaceen und auch die Laubgewächse der nördlichen Hemisphäre sind i.d.R. durch das Zeitalter der Eiszeiten geprägt (Kälte, Trockenheit) vielleicht ist das der entscheidende Unterschied. Zwar haben die Mammutbaum-Reliktpopulationen in Kalifornien diese auch überstanden, aber zumindest der KM (an entsprechend geschützten Standorten) ist dadurch sicher nicht geprägt worden, und auch der BM tut sich auch heute noch mit entsprechenden Bedingungen schwer; von Taxodium und Metasequoia mal ganz abgesehen.

Ich frage mich also, ob man die immergrünen Hartlaubgehölze der Baumklasse (die ich salopp und falsch, aber einprägsam 'Eukalyptusartige' nannte), in analoger Weise zu den Taxodiaceen, sowohl ökologisch als auch physiologisch von den laubabwerfenden Arten der nördlichen Hemisphäre abgrenzen kann. Vor allem letzteres ist hier die spannende Frage. Die Leitbahnen von Eukalyptus würde ich jedenfalls gerne mal im Detail erklärt bekommen. Was wenn diese nicht vergleichbar sind mit denen einer Buche ? (Die ausgeprägte Feuerökologie ist es mit Sicherheit nicht.) Es würde mich auch nicht wundern wenn zumindest die beiden Familien der Dipterocarpaceen (->Shorea) und Myrtaceen (->Eucalyptus) erdgeschichtlich auch besonders alt sind. Man müsste jetzt auch mal schauen warum diese Familien, innerhalb der Obergruppe der Rosiden, einer anderen Untergruppe zugeordnet werden als unsere temperierten Laubbäume (Eurosiden 1 und 2).

Das alles meinte ich auf beiden Seiten mit 'Sonderfall', das Wort ist aber wohl nicht gut gewählt.
   
Ich möchte mich jetzt hier aber nicht auf eine Systematikdiskussion einlassen (lieber im Paläontologieboard). Sagen wir einfach rein gefühlsmäßig würde ich Eukalyptus unter den Laubbäumen einen Status zuordnen, der ähnlich dem der Mammutbäume unter den Nadelbäumen ist. Das ist aber nur als behelfsmäßiges analoges Kriterium gedacht und mir ist klar, daß hier Äpfel, dort Birnen aussortiert werden. Wie ich schon sagte ändert sich dadurch aber am Befund nichts (signifikanter Höhenunterschied). Spätestens wenn es um physiologische Unterschiede auf Zellebene geht, muss man m.E. aber nochmal genauer hinschauen.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 14-Dezember-2013, 20:46
Hallo,
wie schon erwähnt mag die verschiedene Kronenarchetektur bei den Nadelgehölzen den Drang zu höheren Höhen begünstigen.
Sobald große Laubbäume dominant werden nützen sie den Platz und gehen stark in die Breite.
Wiederhole noch einmal - es gibt nur ganz wenige Regionen wo die Nadelgehölze durch außergewöhnliche Höhen auffallen.
Im Westen Amerikas haben die Nadelgehölze durch Sommertrockenheit bei gleichzeitig milden feuchten Wintern Wettbewerbsvorteile
vor den Laubbäumen. Bei Niederschlägen von bis teils 3000mm im Jahr ist dann eben ein höherer Wuchs möglich.
Ein Laubbaum kann eben sofern blattabwerfend nicht das ganze Jahr assimilieren. Daß die meisten dieser Riesen bei uns viel
kleiner bleiben zeigt die Standortabhängigkeit dieses Wuchses.

                                                   Viele Grüße             Bernt
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 14-Dezember-2013, 21:04
Bernt, ich kann Dein Argument jetzt sofort für mich verwenden und sagen, daß die immergrünen Laubbäume der (Sub)Tropen, bei einer vergleichbar guten Wasserversorung, logischerweise das ganze Jahr über assimilieren können, und daher bei diesen der Höhenunterschied nicht so deutlich sein dürfte. Dies ist ja der Fall. Das spricht dafür, daß an deiner Idee 'Länge der Assimilationsperiode' oder noch genereller, 'Netto-Energiezufuhr', etwas dran ist.

Mir fällt dazu noch etwas ein. Im Frühling muss der laubabwerfende Baum seine austreibenden Knospen in großer Höhe für einige Zeit nur mit reinem Wurzeldruck wasserversorgen, ohne daß durch Verdunstung ein Sog entstehen könnte; und dies bei oftmals noch geringen Bodentemperaturen. Man kann sich jetzt bildhaft vorstellen, daß eine 100m hohe Buche im Frühling ihre oberen Knospen nicht versorgen könnte, und diese auf sowas wie +50m einfach vertrocknen würden.

Dazu tritt übrigens noch ein Effekt. Es ist zu erwarten daß die Wassersäule in den durchgängigen Tracheen der Laubbäume über einen Winter (Laubfall) zusammensackt. In der Krone könnten dann zunehmend Luftblasen auftauchen, quasi Embolien. Dadurch wird ein Nachsaugen dann in der betroffenen Leitbahn fast unmöglich. Erst wenn alle anderen Systeme 'hochgefahren' sind, kann die Luft durch Turgor wieder herausgepresst werden.

Aufgrund ihrer speziellen Tüpfelstruktur ist ein Zusammensacken der Wassersäule (oder allgemein, eine Embolie) bei den Gymnospermen nicht so schnell zu erwarten.

Bevor man jetzt aber sagt 'Es spricht alles dafür daß nur Nadelbäume große Höhen erreichen können' muss man sich aber erinnern, daß es für alle technischen Probleme eine Lösung gibt und die Natur könnte diese, irgendwo in der Welt, längst gefunden haben.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Odysseus am 14-Dezember-2013, 22:16
Nur mal kurz hier als Einwurf:

Zitat
Hier nun meine Theorie: im Erdmittelalter ließen das Klima Riesenwuchs zu. Wie die Saurier erreichten auch die Bäume sagenhafte Rekordabmaße, die sich leider schwerer belegen lassen wie bei tierischen Knochenfunden. Nach diversen Katastrophen und Klimaveränderungen haben immer noch Arten überlebt die diesen Riesenwuchs praktizieren. Klar sind Koniferen Reliktbaumarten.
Kiefernspezi.
(Hervorhebungen von mir).

Hi Kiefernspezi,
Erdmittelalter (Mesozoikum/Mesophytikum): Trias (250 Mio a) ---> Tertiär (66 Mio a): Ich hab da bisher nichts von Rekordmaßen bei Bäumen gelesen (Wenn man von sehr hoch werdenden Bäumen spricht, meint man meist 20-25 m).
Ein sehr gutes Beispiel für Bäume aus der Trias: Petrified Forest.
Unter Riesenwuchs verstehe ich Baumhöhen von 80-150 m. Wenn du Literaturangaben hast für solche Höhen (für das Mesozoikum), würde mich das sehr interessieren.
Die meisten heute noch existierenden Baumarten hatten ja ihre ersten Anfänge oder ihre Vorläufer in der Trias.

Das Entscheidende für das Höhenwachstum scheint mir die genetische Ausstattung. Klima und Konkurrenzdruck tun dann ein Übriges.
Beispiel: Eine Zwergweide bleibt immer eine Zwergweide. Wenn ich sie dünge wie wahnsinnig und vielleicht noch durch Nachbarbäumchen zum Höherwerden treibe, wird sie vielleicht eine sehr hohe Zwergweide, aber mehr als einen Meter oder so wird sie nicht packen.
Bei den Mammutbäumen ist das wohl auch so. Nur mit anderen Vorzeichen.

Koniferen, glaube ich, kann man nicht als Reliktbaumarten bezeichnen.
Unter Reliktbaumarten verstehe ich Baumarten, die ursprünglich auf großen Gebieten vorkamen oder sogar vorherrschend waren, jetzt aber nur noch in wenigen (sprichwörtlichen) Refugien vorkommen. Eine typische Reliktbaumart ist damit S. giganteum.
Die sibirische Taiga wird von Koniferen beherrscht. Dieses Areal allein ist so groß, das man da wohl nicht von einem Reliktstandort sprechen kann.

---> Tuff. Mit der Erddrehung hast du was durcheinander gebracht. So ungefähr im Kambrium, schätze ich (bin zu faul, nachzugucken), war der Mond etwa 100 000 km weg von der Erde, und die Erde hat sich in 12 Stunden einmal herumgedreht. Seither hat sich die Erddrehung wegen des Einflusses des Mondes verlangsamt, und sie verlangsamt sich natürlich weiter. Aber das Drehmoment, das der Mond der Erde entzieht, wird auf ihn selber übertragen. So entfernt er sich etwa 3 cm/Jahr von uns. (In so 3-4 Mrd. Jahren ist die Erde ausgedreht, der Mond am weitesten weg. Dann wird er wieder auf uns zurückstürzen. Allerdings fängt dann auch die Sonne an, uns zu fressen).

Zur Diskussion um die Bedingungen für Höhenwachstum:
Steve Sillett, z. B., hat Mammutbäume und Eukalypten untersucht. Er hat spekuliert darüber, wo die Höhengrenze ist und warum, aber keine schlüssige Erklärung gefunden.

Das Interessante an Tropenbäumen ist ja, dass, soweit mir bekannt, die meisten Wachstumspausen einlegen (obwohl es wegen des Klimas nicht nötig wäre), und andere sogar die Blätter verlieren. Also wollen sie/dürfen sie/können sie nicht das ganze Jahr assimilieren. Und meistens ist bei 60 Höhenmetern Schluss.

Ich könnte mir auch vorstellen, es wird nicht mehr allzu lange dauern, dann hat man vielleicht die für das Höhenwachstum zuständigen Gene herausgefunden und kann damit experimentieren. Zum Beispiel ein Eukalyptusgen in einen Mammutbaum einbringen und umgekehrt.
Und ich glaube, dann kann man vielleicht auch besser sehen, welche Mechanismen im Baum selber dafür verantwortlich sind, dass der Baum nicht höher wachsen kann, obwohl er unter dem beständigen Antrieb seiner Gene steht (Der größte Mensch von heute ist so groß, weil seine Wachstumsgene nicht abgeschaltet haben. Er musste immer weiterwachsen, bis man das schließlich medikamentös gestoppt hat. Hat er selber bei Frank Elstner erzählt).

Viele Grüße
Walter

Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: xandru am 14-Dezember-2013, 22:56
Hallo Walter,

Der Schluss ist mir zu spekulativ und lenkt ab. Die Frage ist doch die mögliche Wuchshöhe – unter den natürlichen genetischen Bedingungen einer Spezies. Die Rede ist weder von künstlich gemischten Organismen noch etwa von kranken Individuen.

Sicher kann man nicht alle Koniferen als Relikt-Arten bezeichnen. Jedoch ist die Evolution ein ständigen Werden und Vergehen von Arten. Wenn man nun bedenkt, dass die Koniferen um Größenordnungen älter sind (Faktor 3) als die Samenpflanzen, muss es verwundern, dass die Zahl der rezenten Spezies um Größenordnungen kleiner ist (Faktor 100). Und das selbst wenn die Lebensspanne (und damit Generationenfolge) einiger Koniferen bis zu Faktor 10 größer ist als wohl bei den meisten Laubbäumen.

Wahrscheinlich sind im Laufe der Evolution Hunderte oder gar Tausende von Koniferen-Spezies entstanden und auch wieder vergangen. So gesehen sind die heute existierenden ca. 500 Arten tatsächlich ein Relikt und die Angiospermen haben das Zeug, sich rascher an ökologische Nischen anzupassen. Haben Laubbäume einen schnelleren Stoffwechsel, der sie für extrem kalte Standorte ungeeignet macht?

Wenn wir aber von der Höhe reden: Angesichts der Druckverhältnisse (100 Meter = zehnmal der Luftdruck) scheint mir die Schiene des unterschiedlichen Transports am interessantesten. Sind die höchsten Spezies alle immergrün? Darf der Transport nicht abreißen? Hier käme dann die Theorie des hohen Durchsatzes ins Spiel (verhältnismäßig hohe Verdunstung bei konstantem Nachschub).

Verhältnismäßige Grüße,
Wolfgang
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 14-Dezember-2013, 23:06
Walter,

Da hast Du wohl recht, ich habs durcheinandergebracht. danke für die Korrektur. Was früher größer war, war die Anzahl der Tage, aber natürlich bei kürzerer Dauer. Wikipedia has the story.
Entsprechende Untersuchungen deuten beispielsweise an, dass vor 400 Millionen Jahren das Jahr etwa 400 Tage hatte, bei angenommener gleicher Jahresdauer also ca. 21,9 Stunden je Tag. Für vor 310 Millionen Jahre konnte dagegen eine Tagesdauer von 20 Stunden ermittelt werden.

Da die heutigen Gattungen (nicht Arten!) sich i.d.R. in einem Zeitrahmen von 50 - 150 (200 ?) Mio Jahren gebildet haben, können wir diese obigen Werte wohl vernachlässigen.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 14-Dezember-2013, 23:33
Zum Riesenwuchs in erdgeschichtlichen Zeiten.

Fossilen Funde können selten so gut bestimmt werden, daß man eine Identität zu heutigen Arten herstellen kann. Daher werden sie generell mit einem arbiträren Artnamen belegt. Beispiel: Sequoiadendron chaneyi (zu Ehren eines Paläontologen) oder Sequoia abietina. Eine Identität zur heutigen Sequoia wird in der heutigen paläontologischen Systematik erst bei Fossilien aus dem Miozän festgestellt. Die Art sempervirens ist damit wahrscheinlich nicht älter als ca. 20 Mio Jahre.

Je weiter man in die Vergangenheit geht, desto unsicherer wird die Zuordnung. Insbesondere ist es meist - aus Mangel an Fossilien - unmöglich, eine direkte Verbindung von einer Art zu ihrem Vorläufer herzustellen. Dieser Vorläufer kann von derselben Gattung sein, oder sogar einer anderen Gattung, dann hätten wir das 'missing link' zwischen zwei Gattungen. Das dürfte nur sehr selten gefunden werden.

Es gibt auch ein prinzipielles Problem. Wir sind es ja gewohnt, Arten quasi 'räumlich' zu denken: Ein Baum hier ist nicht ein Baum dort. Aber was ist, platt gesagt, mit dem gleichen Baum der vorgestern noch so war und heute anders ist ? Wann ist es eine eigene Art ? Gibt es Zwischenstadien ? Aber wo hört 'zwischen' auf ?

Wenn wir jetzt also über 'Riesenwuchs' (oder nicht) von Bäumen einer speziellen Gattung spekulieren, sagen wir Sequoia vor > 140 Mio Jahren (vielleicht die ältesten Fossilien die es bezüglich 'unserer Mammutbäume' überhaupt gibt, den eigentlichen Funden hierzu habe ich aber bisher nicht auf den Zahn gefühlt) dann muss man zunächst mal die Quellen prüfen. Sind die genannten Fossilien wirklich von der Gattung Sequoia oder wurde das falsch kolportiert. Leider sind die 'Populär-Texte' der Sekundärliteratur oft genauso salopp wie ich mit den 'Eukalyptusartigen' ;). Aber auch wenn es Sequoia war, muß es sich nicht um einen Vorläufer unserer heutigen KM handeln.

Gehen wir noch weiter in der Zeit zurück bis zu einem gemeinsamen Vorläufer aller fossilen Sequoia Arten, landen wir höchstwahrscheinlich bei einer eigenen schon relativ unähnlichen Familie, wie zum Beispiel den Cheirolepidiaceen (http://de.wikipedia.org/wiki/Cheirolepidiaceae). So eine Familie wird nebenbei gesagt auch nach möglichen 'Abspaltungen' noch weiterexistiert haben. Man findet also vom Vorläufer gegebenenfalls auch jüngere Fossilien als vom Nachfahren.

Das alles beinhaltet eine Menge Potential zu Fehlern und Verwirrung - man darf sich nicht zu sehr auf die ferne Vergangenheit stützen. Daher schlage ich vor, zum Vergleich mit heutigen Arten nur einen Zeitraum zu nehmen, der nicht so weit zurückreicht und der relativ gut 'erforscht' ist, etwa das Tertiär (heute durch das anders definierte "Känozoikum" ersetzt), welches mehr oder weniger mit dem Einschlag des Chicxulub Asteroiden vor 66 Mio Jahren begann.

Über die Höhen der tertiären Baum-Fossilien konnte ich bisher nicht soviel finden, das Bild hierzu ist mindestens unklar. Auffällig riesige Exemplare (auch im Durchmesser) wurden jedenfalls nicht berichtet. Vergleiche mit den Saurieren wo dies Alltag war. Aber einen fossilen 100 m Stamm nach 50 Millionen Jahren intakt an einem Stück zu finden ist andererseits auch ein Ding der Unmöglichkeit; und genau da wo die Bäume am größten wurden herrschten vielleicht auch die Bedingungen einer raschen Zersetzung.

Ich gehe jedenfalls davon aus, daß in erdgeschichtlichen Zeiten die Bäume im Allgemeinen auch nicht viel höher waren als heute (tut mir leid, Andre). Es wird aber durchaus immer wieder, als Ausnahme, einzelne Giganten gegeben haben von denen einige sicher auch den Sherman Tree oder den Maria-del-Tule-Baum übertrafen.

Sondern ich glaube eher, daß über eine lange Evolutionszeit bestimmte sich selbst verstärkende Merkmale bis zum Extrem 'ausgereizt' werden. Hier denke ich an den evolutionären Druck zum Höhenwuchs bei Sequoia, der sich bei innerartlicher Konkurrenz (welcher die Bäume aufgrund der klonalen Vermehrung auch nicht ausweichen können) selbst verstärkt. Es ist auch denkbar, daß heutige Gebirgsmammutbäume, nachdem sie durch die Eiszeiten gingen, im Durchschnitt sehr viel älter und dadurch auch größer werden als ihre tertiären Vorläufer.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 15-Dezember-2013, 00:07
Sind die höchsten Spezies alle immergrün?

Das finde ich eine gute Frage. Soweit ich es überblicke, würde ich sagen, ja. (Man müsste die tropischen Bäume aber noch im Einzelnen chekcen, zu denen bin ich nur rudimentär informiert).

Das hätte dann aber möglicherweise Konsequenzen bezüglich Metasequoia - oder diese Art widerlegt eines Tages die Regel :)
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Odysseus am 15-Dezember-2013, 00:36
Zitat
Der Schluss ist mir zu spekulativ und lenkt ab. Die Frage ist doch die mögliche Wuchshöhe – unter den natürlichen genetischen Bedingungen einer Spezies. Die Rede ist weder von künstlich gemischten Organismen noch etwa von kranken Individuen.

Hallo Wolfgang,

für mich ist interessant, wie ist genau der Mechanismus, der die Wuchshöhe bestimmt.
Otto, Bernt, Tuff haben da viele Dinge aufgeführt: Turgor, Kohäsion, Adhäsion, Kapillarkräfte, Salzkonzentrationsgefälle, Tracheeenlänge, wie das Wasser von den Wurzeln in die Krone hochgeschafft wird. - Irgendwo muss da eine Grenze sein.

Mein Ansatz also,
ich setze den Baum unter konstanten Wachstumsantrieb und untersuche dann, wie hoch er wird und wann oder wie welches (Wasserhochleit-)System ausfällt. Vorher muss ich natürlich ausprobieren, wie messe ich jedes einzelne System.
Dann vergleiche ich die Bäume und bekomme im Idealfall ein Ergebnis, oder wenigstens Erkenntnisse, die zu weiteren Experimenten führen.
(Sillett hat so ähnliche Überlegungen auch angestellt).

Die mögliche natürliche Wuchshöhe kann ich doch nur ermitteln über Anpflanzversuche und hinterherige statistische Auswertung.
Eigentlich braucht man das aber auch gar nicht. Man muss nur die heutigen Baumvorkommen in Bezug auf Höhe oder Dicke mit den geeigneten statistischen Parametern untersuchen, dann hat man die arttypischen Wuchshöhen oder Dicken. Und daraus ergeben sich die Werte, die heute in den Büchern stehen.

Viele Grüße
Walter
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 15-Dezember-2013, 00:57
Also wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, sollte man den Hyperion in eine Rodella-Röhre (http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/13/50ml_Falcon_tubes-01.jpg) stecken und künstlich noch optimaler mit allem versorgen was er so braucht und dann mal schauen wie hoch er noch wird ?

Kannste den Amis ja mal vorschlagen.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Kiefernspezi am 15-Dezember-2013, 06:20
Vorsicht, die Amis setzen das glatt um.  ;D
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 15-Dezember-2013, 09:19
Hallo,
wenn die Argumente ausgetauscht sind, sollte man nicht zögern auch mal nachzuschlagen,
was die sog. Wissenschaft dazu sagt.
Die meisten der bisher angeführten Argumente haben eine gewisse Berechtigung. Einige wiegen jedoch
schwerer und sind unten angehängtem Artikel zu entnehmen.
Genetisch muß die Art natürlich für entsprechenden Wuchs programmiert sein. Dieser stößt jedoch bei
ca. 130m an physikalische Grenzen. Diese physikalischen Obergrenzen können jedoch nur erreicht werden wenn
die Standortbedingungen also Klima, Boden, Wasserverfügbarkeit etc. optimal sind. Dies muß man leider für
hiesige Verhältnisse ausschließen.

                                                            Viele Grüße                Bernt

http://suite101.de/article/die-groessten-baeume-der-welt-a70719
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Odysseus am 15-Dezember-2013, 10:20
Zitat
Genetisch muß die Art natürlich für entsprechenden Wuchs programmiert sein. Dieser stößt jedoch bei
ca. 130m an physikalische Grenzen.

Hallo,

nach Bernts Link legen also Modellrechnungen nahe, dass bei 130 m Schluss sei. Modellrechnungen sind aber eben nur Modellrechnungen. Sie beruhen auf bestimmten Annahmen. Wenn sich der Baum aber nicht an die Annahmen hält - und hier hat Tuff völlig recht: Was wissen wir schon, welche Strategien der Baum außer den bekannten noch entwickelt hat -, dann sind alle schönen Modellrechnungen für die Katz.

Modellrechnungen sind immer wieder nötig, aber das wesentliche Mittel ist die Überprüfung der einzelnen Parameter, anhand derer man dann wieder die Modellrechnungen verbessern/verändern oder wegschmeißen kann.
(Ich darf nur hier anfügen: Wie oft waren Modelle falsch? - Magengeschwüre: Grund: früher: Stress, Ärger; heute: Bakterium Agrobacter pylori. Nach den Modellrechnungen zur Erderwärmung müssten wir heute höhere Temperaturen haben. Die Temperaturzunahme stagniert aber seit 10 Jahren..., etc., etc., etc.)
- Nicht zu vergessen, das schönste Modell: Die Planeten und die Sonne drehen sich um die Erde. Mit Hilfe komplizierter Epizykeln konnte man (fast) alle Bewegungen erklären. Bis sich tatsächlich herausstellte: alles falsch.

Gerade bei den Pflanzen ist ganz viel nicht verstanden.
Am 1.12.13 war ich in Heidelberg auf einem Vortrag von Prof. Edgar Wagner (Freiburg) "Die Pflanze und die Wurzeln biologischer Zeitmessung".
Der hat auch dargestellt, dass eine Pflanze elektrische Potentiale den Stamm hinauf- und hinunterleitet. Aber wie sie das genau macht (und warum die Blätter dann wie reagieren) - es gibt ja keine Nerven - null Ahnung. Er hat eine Mimosa pudica unter Äther gesetzt. Die hat nicht mehr auf Berührungen reagiert. Warum nicht?: null Ahnung.

Viele Grüße
Walter
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: cbk am 15-Dezember-2013, 11:24
Moin Walter,

klar gab es viele Modellrechnungen, die daneben waren. Ich würde aber mal ein paar ganz simple Modellrechnungen zu Rate ziehen, um zu gucken, wie groß ein Baum werden kann.


Ich wäre mal gespannt so eine statische Berechnung zu sehen. Quasi wie bei einer Festigkeitsprüfung von Beton zur Qualitätskontrolle. Da gießt man auch 10 x 10 x 10 cm große Blöcke und drückt dann drauf, bis der Block zerplatzt, um die Festigkeit des Materials zu ermitteln.


Bau(m)statische Grüße
Chris Benjamin
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tom E am 15-Dezember-2013, 11:35
Hallo Chris Benjamin,
ersteres ist m.M.n. eher zu vernachlässigen. Ich glaube nicht, dass irgendein Baum damit Probleme gekommt, du musst bedenken, es gibt KM welche
über 100m hoch sind bei unter 2m BHD. Dann sollte ein 6m BHD Baum ebenfalls keine Probleme haben, wobei die oberen/hohen Teile des Baumes
sowieso eine eher kleine Rolle beim Gewicht spielen.
Zweiteres ist klar, eigentlich wächst kein Baum an ungeschützten Stellen sehr hoch. Ein KM der über 100m Höhe erreicht, steht in einer geschützten Senke
und ist zudem von vielen anderen Bäumen um sich herum geschützt. Nimm ihm nur die Begleitbäume und er wird, wie schon viele vor ihm, einfach umfallen.
Auch die hohen Douglasien, sowie die BM in Auenwald, wachsen in gut geschützten Lagen, sonst sind hier nichtmal diese Höhen möglich. Hier bei mir
im Flachland, ohne schöne geschützte Lagen, haben sogar die Douglasien mit den 50m zu kämpfen.
Der letzte Punkt entspricht eben dem Modell das die 130m Maximalhöhe angibt.

Gruß
Tom
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: lodda 41 am 15-Dezember-2013, 12:13
hier ist lodda 41 . beim küstenmammut ist zu bedenken das er nicht nur durch kapilarien wasserversorgt wird, sonder zu ca. 40 % durch feuchtigheit von aussen versorgt wird. durch küstennebel und sehr hohen Niederschlagsmengen. ausserdem stehen alle sehr hochgewahcsene in senken mit hoher wasserzufuhr und auf schhlemmland ,also sehr nährstoffreichem boden     mit freundlichen grüssen lothar.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 15-Dezember-2013, 12:58
Die deutsche Wikipedia hat einen sehr guten knappen Artikel (https://de.wikipedia.org/wiki/Wassertransport_in_Pflanzen) zum Wassertransport in der Pflanze.

Ich fasse mal noch knapper zusammen:

Wasseraufnahme in den Wurzelhaaren durch Osmose, das Wasser wird im Bereich des Casparystreifens aktiv in das innere der Zellen und letztlich ins Xylem gepumpt, wobei der Übergang wie ein Rückschlagventil funktioniert (Zurückfließen ausgeschlossen). Dadurch wird ein Wurzeldruck aktiv erzeugt. Der Wurzeldruck baut sich vor allem über nacht auf, da dann der Druck nicht durch Transpiration abgebaut wird. (*)
Mit Beginn der Photosynthese (vormittags) entsteht ein Transpirationssog. Er beruht darauf daß bei der CO2-Aufnahme durch die Stomata der Nadeln Wasserdampf freigesetzt wird (quasi ein Austausch mit Wasserverlust). Dies ist der Hauptanteil dessen was gemeinhin 'Verdunstung' genannt wird.

Transpirationssog und Wurzeldruck zusammen ergeben einen leistungsfähigen Wassertransport.

(*) Wüstenpflanzen haben den CAM (Crassulacean Acid Metabolism) Mechanismus entwickelt, bei dem nur nachts CO2 ausgetauscht wird; die Stomata bleiben tagsüber geschlossen.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 15-Dezember-2013, 13:01
Hallo Walter,
daß die Modellrechnung nicht auf den Zentimeter stimmt und vielleicht aus irgendwelchen zusätzlichen positiven
Gründen auch 140m errreicht werden kann mag ja sein. Diese jetzt anzuzweifeln weil so vieles andere auf dieser Welt auch
nicht stimmen soll ist aber kein richtiges Argument. Hüstl..
Loddar,
wenn du den Artikel richtig liest, wirst du feststellen daß erwähnt wird, daß zusätzliche Wasserzufuhr im Bodenbereich dann
auch nichts mehr bringt. Du hast aber insofern recht, als Redwood über Nadeln und Triebe etwas Feuchtigkeit aufnehmen kann.
Dies macht aber nicht mehr als 7% des Gesamtwasserhaushaltes im Baum aus. Aber immerhin!

                                                        Viele Grüße                  Bernt
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 15-Dezember-2013, 13:01
Was bedeutet das für die Standortwahl, wenn man besonders hohe Bäume erzielen möchte ?

(1) Für den Ionenaustausch in der Wurzel, aber auch für die Schließmechanismen der Stomata, sind Kaliumionen besonders wichtig. Eine gute Kaliumversorgung ist daher von besonderer Bedeutung. Ich erinnere daran, daß sowohl in den Sierra Groves als auch in den Eukalyptuswäldern und anscheinend auch in den Redwood-Wäldern (aber stimmt das wirklich?) regelmäßig Feuer vorkommen, welche den Kaliumvorrat in einer leicht löslichen Form auffrischen. Neben Asche können vulkanische Substrate, aber auch See- oder Brackwasser gute Kaliumquellen sein.

(2) Die Wasserleitfähigkeit des Bodens ist bedeutsam. Das trifft sich mit der Anforderung nach guter Sauerstoffversorgung: Eine hohe Kapillarität ist von Vorteil, diese wird neben der Körnung vor allem durch biologische Faktoren bedingt (lebende aber auch abgestorbene Wurzelgeflechte, Pilzgeflechte, und vor allem Enchytraeiden oder Lumbriciden, also Würmer).

(3) Bodenwärme. Sehr kühle Böden verringern die Leitfähigkeit sowohl in den Bodenkapillaren als auch in der Wurzel.

(4) Die Stärke des Transpirationssoges hängt sehr von der relativen Luftfeuchtigkeit ab. Ist diese sehr hoch, wird die Kraft geringer. Optimal wäre demnach eine eher geringe Luftfeuchte. Dann müsste die Wasserversorgung durch das Bodenwasser (etwa am Flußufer) optimal sein.

In dem Zusammenhang ist es interessant, daß das Mikroklima gegen die zu Sonne und Wind exponierte Kronenspitze trockener wird. Sowohl die hohen Eukalyptuswälder Australiens als auch die Sierra Groves sind offene Wälder mit nicht sehr hoher Luftfeuchte in der Spitzenhöhe. Die trockenen Bedingungen angepasste veränderte Nadelform bei Spitzentrieben von Sequioa deutet ebenfalls relativ lufttfrockenere Bedingungen an. Möglicherweise gibt es hier einen Verstärkungsmechanismus, bei dem einzelne hohe Kronen einen stärkeren Transpirationssog erzeugen können wenn sie der Luftfeuchte des dichten Bestandes entwachsen.

Dem steht die Behauptung gegenüber, daß Redwoods einen Teil ihres Wasserbedarfes in der Krone durch die Luftfeuchte decken. (Aber stimmt das wirklich und wie funktioniert es; oder ist hier bloß verringerte Verdunstung gemeint ?).

(5) Das vielleicht größte Problem einer hohen Wassersäule sind Embolien durch "Verunreinigung" mit Gasen und Ionen.

Hier helfen Standortbedingungen wie geringe Windbewegungen des Stammes (->keine Stürme; aber auch sehr massive Stammstärken), und keine großen und raschen Temperatur-Schwankungen (vor allem kein Frost), und insgesamt vermutlich eher kühl (unter 20°C) als sehr warm weil das förderlich ist für die Adhäsion der Wassersäule.

Diese Anforderung steht in gewissem Gegensatz zum hohen Energiebedarf durch Sonneneinstrahlung, wobei direkte Sonne die Temperatur erheblich erhöhen kann. Dabei werden erwartungsgemäß aber nur die äußeren Schichten des Stammes erwärmt, das Xylem im Inneren eines dimensionsstarken Baumes ist davor durch die Masse geschützt (und idealerweise auch noch durch eine dicke Borke).

(6) Bei großer Hitze kommt bei den meisten Pflanzen schließlich auch die Photosynthese zum Erliegen wodurch eine Wassersäule ebenfalls zusammensacken kann. Hier kann einerseits das Sonnenlicht durch tagsüber gelegentlich auftretende leichte Nebel gemildert werden (idealerweise Verdunstungsnebel nur gegen Mittag), andererseits können die Nadeln durch leichten Wind gekühlt werden.

Für die Photosynthese und die biophysikalischen Prozesse allgemein sind übrigens leichte rhythmische Schwankungen in der Aktivität förderlich. Der Idealfall wäre ein sonniger Sommertag an dem etwa jede halbe Stunde ein paar Wolken durchziehen welche für 5 - 10 Minuten das Sonnenlicht abmildern. Mit andern Worten, den ganzen Tag über volle heiße Sonne ist nicht optimal, kurze Pausen sind gut.

Jetzt kann man sich versuchen vorzustellen wo solche Standorte zu finden sind bzw. was man als Waldmanager oder Parkbetreuer machen kann um die Bedingungen zu verbessern.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: sequotax am 15-Dezember-2013, 15:54
---> Tuff. Mit der Erddrehung hast du was durcheinander gebracht. So ungefähr im Kambrium, schätze ich (bin zu faul, nachzugucken), war der Mond etwa 100 000 km weg von der Erde, und die Erde hat sich in 12 Stunden einmal herumgedreht. Seither hat sich die Erddrehung wegen des Einflusses des Mondes verlangsamt, und sie verlangsamt sich natürlich weiter. Aber das Drehmoment, das der Mond der Erde entzieht, wird auf ihn selber übertragen. So entfernt er sich etwa 3 cm/Jahr von uns. (In so 3-4 Mrd. Jahren ist die Erde ausgedreht, der Mond am weitesten weg. Dann wird er wieder auf uns zurückstürzen. Allerdings fängt dann auch die Sonne an, uns zu fressen).

Hallo Walter,
nach meiner Information stimmt das so nicht ganz:
Die Erde beschleunigt den Mond und wird dabei in ihrer Rotation gebremst, der Mond entfernt sich immer weiter. Ja. Und die Erdtage werden dadurch natürlich immer länger.
Aber: Der Mond wird uns eines Tages ins Weltall verlassen, da mit zunehmender Entfernung zur Erde die Anziehungskraft natürlich immer geringer wird...
(Die Erde wird dann immer noch rotieren, nur viel langsamer.)
Habe ich zumindest in dieser Form einem Film über das Universum entnommen.


Und zu dem Riesenwuchs der Koniferen:
Hier meine ich mal gelesen zu haben, dass beim Wassertransport über Sieb- und Geleitzellen auch unterwegs aktive Prozesse möglich sind, die für zusätzlichen Schub sorgen, während die Röhren der Laubbäume allein auf passiven Transport setzen müssen...

LG,  Remi
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Odysseus am 15-Dezember-2013, 17:37
Hi Remi,
das dazu:

Zitat
Wann verlässt der Mond die Erde und verschwindet ins All?

Gar nicht: Zwar entfernt sich nach aktuellen Messungen der Mondes im Jahr um 3,8 Zentimeter von der Erde, doch geht dies nicht immer so weiter: Irgendwann wird einmal ein Zustand erreicht sein, in der ein Erdtag, also eine Umdrehung der Erde um die eigene Achse, einer Drehung des Mondes um die Erde entspricht. Ein Erdtag dürfte dann deutlich länger sein als ein heutiger Monat. Dieser Zustand ist im Prinzip stabil, doch dürfte dann der Einfluss der Sonne ein wichtige Rolle spielen und dafür sorgen, dass die Drehung der Erde noch weiter abgebremst wird und sich der Abstand von Erde und Mond wieder verringert. (ds/21. Juli 2008)

http://www.astronews.com/frag/antworten/2/frage2198.html

Remi: ----> Es geht noch genauer: Hab dir eine PM geschickt:http://www.astrotreff.de/topic.asp?ARCHIVE=true&TOPIC_ID=7504

Ich wollte mal genau wissen, wann der Mond seinen weitesten Abstand erreicht haben wird und hab beim Astronomischen Recheninstitut in Heidelberg angerufen (Die machen dort Kalenderberechnungen usw.). Leider haben die sich geweigert, das auszurechnen.

Zu deinem zweiten Punkt:
Da hast du meinen Punkt getroffen: 1. Gilt es, alle Wasserleitparameter, die wir kennen, genau zu untersuchen. - Das ist natürlich alles andere als leicht.
2. Was bleibt dann übrig? - Ist alles erklärt? - Treffen Voraussagen ein? - Wenn nicht, weiterforschen.

- Was heute noch dazukommen kann, ist, an der Erbgutstellschrauben herumzudrehen. Häufig werden Mechanismen erst gut sichtbar, wenn man ihre Wirkungsweise vergrößert oder ganz abstellt, weil dann nicht nur, was die selbst bewirken, sichtbar wird, sondern auch, was alles daran hängen kann.

Spekulationen sind ganz witzig, aber seriöse experimentelle Wissenschaft ist doch was anderes.

- Gerade zu der angeblichen Fähigkeit der S. sempervirens, einen beträchtlichen Teil ihres Wasserbedarfs aus der Luft aufnehmen zu können, gibt es unter seriösen Wissenschaftlern deutlich unterschiedliche Meinungen. Interessant in der Hinsicht die Beobachtung, dass die Nadeln von S. sempervirens im Kronenbereich kaum von Nadeln von S. giganteum zu unterscheiden sind. Beide sind hart und ledrig.

Viele Grüße
Walter
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Kiefernspezi am 16-Dezember-2013, 17:57
 ;D Gut, dass in diesem Forum nur seriöse Spekulanten unterwegs sind.  ;)
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 16-Dezember-2013, 18:31
Hallo,
ich sag mal so - zweifeln kann man viel - wissen ist besser.
Aber nichts für ungut, man sollte seine Behauptungen immer unterlegen.
Siehe angehängter Artikel. Die Übersetzung ist wie immer etwas holprig, aber ich denke man
versteht um was es geht.
Walter du kannst ja jetzt immerhin noch an der Klimaerwärmung zweifeln ....

                                      Viele Grüße        Bernt


http://translate.google.de/translate?hl=de&sl=en&u=http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1365-3040.2004.01207.x/abstract&prev=/search%3Fq%3Dthe%2Bcontribution%2Bof%2Bfog%2Bto%2Bthe%2Bwater%2Brelations%2Bof%2Bsequoia%2Bsempervirens%26biw%3D1355%26bih%3D872
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: denniz am 16-Dezember-2013, 19:01
Cool! Okkulter Niederschlag!  ;D

Wenn ich das nun richtig verstanden habe verdampft Sequoia mehr Wasser nach aussen
während einer Phase der Trockenheit als die Art über Nebel aufnehmen kann, der Baum produziert also auch Nebel?

luftfeuchten Gruß
Denniz
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 16-Dezember-2013, 19:54
Hallo Dennis,
ich glaube ich lasse das nächste mal doch die englische Version.
Simultan ist was anderes. Denke aber das gröbste versteht man.
Zu deinem etwas ironischen Einwand -
also Redwood kann über Triebe und Nadeln eine kleinere Menge Wasser aufnehmen.
Selbstverständlich verdunstet der Baum jede Menge Wasser, selbst in lufttrockenen Nächten.
Hatte schon mal die Story der wenigen Redwoodaußenposten jenseits des Nebelgürtels erwähnt.
Diese profitieren von absackender auskondensierender Luft abends, die zusammen mit der Verdunstung den
dringend benötigten Nebel bildet.

                                          wasseraufnehmende Grüße              Bernt
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Odysseus am 16-Dezember-2013, 20:29
“Fog is a defining feature of the coastal California redwood forest and fog inputs via canopy drip in summer can constitute 30% or more of the total water input each year. A great deal of occult precipitation (fog and light rain) is retained in redwood canopies, which have some of the largest leaf area indices known (Westman & Whittaker, Journal of Ecology 63, 493–520, 1975). An investigation was carried out to determine whether some fraction of intercepted fog water might be directly absorbed through leaf surfaces and if so, the importance of this to the water relations physiology of coast redwood, Sequoia sempervirens. An array of complimentary techniques were adopted to demonstrate that fog is absorbed directly by S. sempervirens foliage. Xylem sap transport reversed direction during heavy fog, with instantaneous flow rates in the direction of the soil peaking at approximately 5–7% of maximum transpiration rate. Isotopic analyses showed that up to 6% of a leaf's water content could be traced to a previous night's fog deposition, but this amount varied considerably depending on the age and water status of the leaves. Old leaves, which appear most able to absorb fog water were able to absorb distilled water when fully submersed at an average rate of 0.90 mmol m2 s−1, or about 80% of transpiration rates measured at the leaf level in the field. Sequoia sempervirens has poor stomatal control in response to a drying atmosphere, with rates of water loss on very dry nights up to 40% of midday summer values and rates above 10% being extremely common. Owing to this profligate water use behaviour of S. sempervirens, it appears that fog has a greater role in suppressing water loss from leaves, and thereby ameliorating daily water stress, than in providing supplemental water to foliar tissues per se. Although direct foliar absorption from fog inputs represents only a small fraction of the water used each day, fog's in reducing transpiration and rehydrating leaf tissues during the most active growth periods in summer may allow for greater seasonal carbon fixation and thus contribute to the very fast growth rates and great size of this species.”

http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1365-3040.2004.01207.x/abstract

In Kürze:
- Bis 30% der jährlichen Wasseraufnahme beim Redwood kann durch Nebel, der als Wasser am Baum auskondensiert und herunterfällt, geschehen („fog input via canopy drip“)
- 5-7% an Wasser der maximalen Transpirationsrate fließen als Wasser, aus dem Nebel aufgenommen, Richtung Wurzeln
- bis 6% des Wassergehaltes eines Blattes konnte man auf (nachts) aufgenommenes Wasser aus dem Nebel zurückführen
- in trockenen Nächten gibt’s viel Wasserverlust
- Nebel hat eine größere Bedeutung für das Reduzieren eines Wasserverlustes, als für die Bereitstellung zusätzlichen Wassers.

Und zum Schluss: Die Reduzierung der Transpiration könnte wohl (may allow) zum schnellen Wachstum und der großen Höhe von S. sempervirens beitragen: Spekulation.

Tja, was soll man dazu sagen?
Dieser eine Wissenschaftler hat also gemessen, was oben steht. Gut, das wird so sein.
Und dann hat er spekuliert, das könnte sich auf die Wuchsgeschwindigkeit und die Baumhöhe auswirken. Könnte es, sicher.
Interessant wäre jetzt, was andere gemessen haben. (meine Sillett-Bücher hab ich leider schon lange wieder abgegeben; aber es gibt sicher noch mehr Wissenschaftler, die sich mit dieser Problematik beschäftigen.

-------> Seit 15 Jahren stagniert die Erderwärmung. Auch ein Grund, warum die Klimakonferenz in Warschau nichts gebracht hat. (Trotzdem schmelzen viele Gletscher ab, und der Meeresspiegel steigt).

Viele Grüße
Walter
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 16-Dezember-2013, 20:44
Hallo Walter,
jetzt mal ohne Späßchen.
Es leuchtet doch ein, daß wenn ein Baum in der obersten krone aus dem Nebel Feuchtigkeit aufnehmen
kann, kann er zumindest seinen Wasserhaushalt auch in trockenen Zeiten etwas stabilisieren.
Dies kommt vor allem der allerobersten Krone eines sehr hohen Baumes zugute, der sonst mühsam das Wasser
nach oben befördern müßte. Ein Puzzlestein, der die große Höhe der Redwoods miterklärt.

                                                 Viele Grüße            Bernt
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Kiefernspezi am 16-Dezember-2013, 21:59
Interessanter Ansatz. Da würde mich natürlich auch interessieren,  ob der Eukalyptus das auch kann.

Viele Grüße
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Bernhard am 16-Dezember-2013, 22:08
Hallo,

ich verfolge diesen Thread mit großem Interesse ! Absolut schlüssig, was hier so ausgetauscht wird.
Als Indikator sollte man vielleicht noch das schwerere Holz der Laubbäume in Betracht ziehen (Statik).

@ Walter: Das:


-------> Seit 15 Jahren stagniert die Erderwärmung. Auch ein Grund, warum die Klimakonferenz in Warschau nichts gebracht hat.

war doch jetzt ironisch gemeint, oder ?  :-\

Nachfragender Gruß nach Mannheim,

Berni
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 16-Dezember-2013, 23:18
Ich habe ein paar Artikel online herausgesucht und hier aufgelistet.

mbreg Wiki: Wasserhaushalt des Küstenmammutbaumes (http://mbreg.de/wiki/index.php/Wasserhaushalt_des_K%C3%BCstenmammutbaumes)

Zitate herauskopiert bei sehr raschem Durchsehen, kann sein in den Texten steht noch viel weiteres.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 16-Dezember-2013, 23:43
“Fog is a defining feature of the coastal California redwood forest and fog inputs via canopy drip in summer can constitute 30% or more of the total water input each year. (...) "

Walter, Du hast es zwar bereits richtig gesagt, aber ich möchte das hier noch einmal klarstellen. Diese 30% sind ein Wert für das Wasser welches in der Krone kondensiert. Der größte Teil davon fließt oder tropft dann zum Boden.

Nur bis zu 6% konnten für die Aufnahme in die Nadeln nachgewiesen werden. Diese 6% beziehen sich auf den Wassergehalt der Nadeln, nicht auf den Gesamtwasserzufluß (input) in den Boden, oder die Gesamtwasseraufnahme des Baumes. Ein Anteil vom Wassergehalt der Nadeln (welcher sich ja im ständigen Fluß befindet) ist eine sehr kleine Wassermenge, im Vergleich zum Gesamtverbrauch des Baumes.

Der Wert variiert erheblich und hängt direkt vom Alter der Nadeln ab. Die intakte Wachsschicht junger Nadeln macht eine Aufnahme unmöglich. Erst alte, degradierte ('poröse') Nadeln nehmen Wasser auf. Es handelt sich demnach nicht um einen aktiven Prozess, sondern eher um einen Nebeneffekt.

Die weiterhin zitierten 5-7% haben nicht mehr direkt etwas mit der Frage zu tun, wieviel Wasser aufgenommen wird. Hier wird lediglich ein Mechanismus beschrieben, und in der Größenordnung klassifiziert, wie 'Überschußwasser' in den Nadeln auch zurück ins Xylem fließen kann. Der wichtige Punkt hierbei ist das mögliche, aber nicht nachgewiesene 'Reparieren' (refill, recover) von Embolien.

Wahrscheinlich entsteht dieser Überschuß vorwiegend durch direkte Wasseraufnahme. Diese relativen Prozentwerte sind aber kein geeignetes Maß für die eigentliche Aufnahmemenge. Sie sollen lediglich die physiologische Bedeutung für die interne Verteilung des Wassers einordnen.

"Although amounts are small, they are sufficient to initiate reverse water flux throughout large trees and improve the water status of the entire plant, presumably including the root-zone." (Kap. 7 Conclusions)

In der Übersicht muß ich Bernt und Walter Recht geben: Diese 6% sind nicht gerade viel. Es könnte aber ausreichen, um in der Kronenspitze ein paar Meter Höhe zu gewinnen.

Die Fachartikel weisen aber auch darauf hin, daß die Verringerung der Verdunstung ein wesentlich größerer Effekt ist, als die Nadel-Wasseraufnahme. Zudem sind allein durch 'Nebeneffekte' gewonnene Meter fragil, denn in besonders trockenen Perioden (mehrerer Jahre) sterben die Kronen hoher Altbäume regelmäßig um einige Meter ab, so daß ein Nettozuwachs wohl mühsam und langwierig erkämpft werden muss.

Ich schlage vor, zu diesem Thema auch die anderen von mir in der Wiki herausgesuchten Zitate (s.o.) zu lesen. Dort gibt es Links auf online Quellen die man kostenfrei lesen kann.
 
ps. @Denniz: Die Gesamtsumme des 'Kronenwassers' wird 'occult precipitation' genannt weil sie in der Niederschlagssumme der meteorologischen Messung nicht vorkommt. Daher ist sie 'verborgen'.

Und ja, Redwood (oder eigentlich die meisten) Wälder produzieren eine Menge Wasserdampf. Das ist zwar nicht das, was gemeinhin mit (Küsten-)Nebel gemeint ist. Es könnte aber zur Nebelbildung beitragen. Schwer zu sagen.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 17-Dezember-2013, 01:17
Bernhard, stimmt, schweres Holz würde bei großer Baumhöhe vielleicht ein untragbares Gewicht ergeben. Aber was ist mit Pappeln ? Die wachsen schnell und brauchen viel Wasser, und haben leichtes Holz. Gut vergleichbar mit Mammutbäumen ! Dennoch werden sie nicht so hoch.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: denniz am 17-Dezember-2013, 09:00
Holla,
Der Poliploidität des KM wird ebenfalls das immense Wachstum unterstellt.
Um schnellwüchsige Pappelklone zu erzeugen, werden ebenfalls
poliploide Genotypen erzeugt und über Stecklinge vermehrt.
Mich würde noch interessieren wie schnell die Bäume der
90m-Liga jeweils diese Höhe erreichen können.

einwerfend
Denniz
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Bernhard am 17-Dezember-2013, 09:44
Aber was ist mit Pappeln ? Die wachsen schnell und brauchen viel Wasser, und haben leichtes Holz.

Micha, das stimmt, somit bestätigt die Ausnahme die Regel. Da Pappeln nicht langlebig sind, könnte man diesen Vergleich außen vorlassen.

VG
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: sequoiaundco am 17-Dezember-2013, 10:34
Liebe Wasserspekulanten,

aus meiner Sicht wird die Bedeutung der Küstennebel für Sequoia sempervirens im Allgemeinen völlig überschätzt. Klar, in der mehrmonatigen Sommertrockenzeit Kaliforniens kompensiert er die sonst völlig fehlende Wasserzufuhr.
In Gebieten aber, in denen sich die Niederschläge, wie z.B. in Europa, gleichmäßiger über das Jahr verteilen oder z. T. sogar im Sommerhalbjahr die höchste Regenmenge fällt, sind entsprechende Nebel überflüssig, wie hunderte erfolgreiche küstenferne Anpflanzungen (nicht nur in Kurzumtriebplantagen) belegen.
Ob die beschriebene 6%-ige Wasseraufnahme über die Nadeln besser nebelig oder durch Regenschauer geschieht und dadurch evtl. in 1000 – 2000 Jahren noch ein paar Meter zugelegt werden können, würde ich dann gerne selbst vergleichend nachmessen.

optimistisch   chris
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 17-Dezember-2013, 13:20
Hallo Chris,
denke daß der Küstennebel bei uns nicht völlig überschätzt wird, sondern in der konstellation
wie du es selber beschrieben hast gesehen wird.
Es nützt aber nichts immer nur die halbe Seite der Medaillie zu zeigen. Sicherlich wächst der Redwood
auch in milden küstenfernen Lagen einigermaßen sofern dort in der Regel Binnengewässer für erhöhte
Luftfeuchtigkeit sorgen. Aber an die Höhenentwicklung wie in den Küstennahen Beständen Californiens
kommt man dann beileibe nicht. Und in Neuseeland fallen gleichmäßg um die 1500mm Niederschlag im Jahr
in einem ebenfalls ozeanischen Klima. Gleiches mit geringeren Höhen in Großbritannien. In Italien ebenfalls teils ozeanischer Einfluß.
Wer die Gebirgsmammutbäume besuchen will und vor der Sierra Nevada steht, sieht sich auf einmal in den Städten
von Redwoods umgeben bis 35m hoch aber alle leider mit Tröpfchenbewässerung.

                                                       Viele Grüße             Bernt
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: PaddyPatrone am 17-Dezember-2013, 13:23
Ich hätte da nochmal zwei tolle Videos zur Erklärung des maximalen Höhenwachstums....  8) 

https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=BickMFHAZR0 (https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=BickMFHAZR0)

http://www.youtube.com/watch?v=O66Q7ttUAik (http://www.youtube.com/watch?v=O66Q7ttUAik)
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Odysseus am 17-Dezember-2013, 14:09
Zitat
@ Walter: Das:

Zitat von: Odysseus am Gestern um 20:29


    -------> Seit 15 Jahren stagniert die Erderwärmung. Auch ein Grund, warum die Klimakonferenz in Warschau nichts gebracht hat.


war doch jetzt ironisch gemeint, oder ?  :-\

Nachfragender Gruß nach Mannheim,

Berni

Hi Bernhard,

nee, das war schon ernst gemeint.
In der Ausgabe 39 des Spiegel wird z. B. darauf eingegangen. Daraus das Diagramm.

Grüße
Walter
edit xandru 2013-12-17: Kopie fremder Inhalte entfernt
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Odysseus am 17-Dezember-2013, 14:46
Hi Tuff,

danke für die Literatur.

Danke auch Paddy,

gute Filme. Hätte nicht gedacht, dass 95% des Wassers für die Transpiration sind.

Witzig aber zum Schluss, dass man den Hypothesencharakter wissenschaftlicher Forschung so betont, oder?

Viele Grüße
Walter
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 17-Dezember-2013, 15:31
Danke ebenfalls Peddy.

.....What is 'grröi' ?
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 17-Dezember-2013, 15:47
Nehmen wir mal an der Wassertransport in große Höhen, inklusive Verteilung in der ganzen Krone, ist ein System welches einen großen Durchsatz braucht um überhaupt zu funktionieren. Unter diesen Umständen war es für diesbezügliche Arten nicht notwendig, die CO2-Aufnahme durch die Stomata gegen Wasserverlust zu optimieren (das sieht bei Wüstenpflanzen schon anders aus) weil das Überschusswasser sowieso 'entsorgt' werden muß.

Man könnte dann spekulieren daß jede hochwüchsige Art relativ viel Wasser verdunsten muß. Es wäre in der Tat interessant, Eukalyptus näher zu betrachten. Die hochwüchsigen Arten (wie regnans) sind jedenfalls in niederschlagreichen Bergwäldern angesiedelt.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Odysseus am 17-Dezember-2013, 15:51
----> Wie füge ich ein Bild in eine PM?

Auf "Bild einfügen" klicken reicht nicht.

Ich möchte nämlich Bernhard das entfernte Diagramm schicken.

Grüße
Walter
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 17-Dezember-2013, 18:49
Danke ebenfalls Peddy.

Nehmen wir mal an der Wassertransport in große Höhen, inklusive Verteilung in der ganzen Krone, ist ein System welches einen großen Durchsatz braucht um überhaupt zu funktionieren. Unter diesen Umständen war es für diesbezügliche Arten nicht notwendig, die CO2-Aufnahme durch die Stomata gegen Wasserverlust zu optimieren (das sieht bei Wüstenpflanzen schon anders aus) weil das Überschusswasser sowieso 'entsorgt' werden muß.

Hallo Tuff,
du schreibst diesbezügliche Arten hätten es unter diesen Umständen nicht nötig ihre Stomata gegen Wasserverlust zu optimieren.
Denke aber grundsätzlich haben sie es schon nötig.
Andere Arten wie Douglasie, Bergmemmutbaum, Calocedrus, Kiefern u. ä. haben eine wesentlich bessere Kontrolle über ihre
Stomataöffnungen. Das heißt, bei Trockenheit schließen diese effektiver und der Wasserverlust wird begrenzt. Natürlich unter
Herunterfahren  der Assimilation. Aber der Baum überlebt die Trockenheit.
Der Küstenmammutbaum ist dazu deutlich weniger in der Lage. Wohl als Anpassung an ein Klima in dem er nur geringfügigem
Wasserstreß ausgesetzt ist und war. Daher ist auch sein Höhenwuchs in kontinentaler Lage mit heißen Sommern und Dürreperioden
limitiert.
                                                     Viele Grüße            Bernt
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 17-Dezember-2013, 19:45
Bernt,

Stimmt, da hast Du recht.

Allerdings war mein Gedanke eher der, warum die CO2-Aufnahme nicht noch weiter optimiert wurde. Stomata schließen und Assimilation stoppen ist nicht die Art von Optimierung die ich im Sinn hatte, sondern ein Mechanismus, CO2 aufzunehmen ohne viel Wasser zu verlieren.

Die Unterschied zwischen Redwood und Douglasie sind ja offensichtlich; wobei die Douglasie bei großen Baumhöhen sicher denselben Schwierigkeiten begegnen muß, u.a. der von mir spekulierten Möglichkeit, daß ein scheinbar zu hoher Wasserdurchsatz irgendwie notwendig ist, um in dieser Höhe noch zu 'funktionieren', also etwa um die Wassersäule stabil (blasenfrei) zu halten.

Man müsste die Transpiration von Douglasie und Redwood, in großer Höhe an einem sonnigen Tag, vergleichen um herauszufinden ob an der Idee etwas dran ist.

Wohin das führen kann, möchte ich auch noch erwähnen. Es wäre dann denkbar, zu berechnen, wieviel Sonnenenergie notwendig ist, um einen entsprechenden Wasserdurchsatz zu gewährleisten. Am Ende könnte man ein artspezifisches Diagramm erhalten bei der man über der Einstrahlungsmenge (Kilojoule) die maximal erreichbare Baumhöhe ablesen kann. Dann hätten wir eine erste Näherung wie hoch Douglasie oder Redwood in Deutschland 'theoretisch' werden können.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: xandru am 17-Dezember-2013, 20:10
Hallo Walter,

Kann es sein, dass dieses das Diagramm aus dem Spiegel war: http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=113750868&aref=imageArchive/2013/09/20/CO-SP-2013-039-0119-01-GR.JPG&thumb=false (http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=113750868&aref=imageArchive/2013/09/20/CO-SP-2013-039-0119-01-GR.JPG&thumb=false)

Eine Grafik in eine PM einfügen geht nicht; das müsst ihr schon über externes Mail erledigen.

Ein Link ist im Forum bekanntlich völlig in Ordnung. Der funktioniert dann so lange, wie der Spiegel die Ressource im Netz hat. Das ist sauber.

Saubere Grüße,
Wolfgang
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Odysseus am 17-Dezember-2013, 20:21
Hallo Wolfgang,

sehr schön. Das genau ist 'mein' Diagramm. Man sieht ja, die Temperatur druckst herum, während das CO2 lustig ansteigt.

Danke und Grüße
Walter
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Odysseus am 17-Dezember-2013, 20:52
Zitat
Wohin das führen kann, möchte ich auch noch erwähnen. Es wäre dann denkbar, zu berechnen, wieviel Sonnenenergie notwendig ist, um einen entsprechenden Wasserdurchsatz zu gewährleisten. Am Ende könnte man ein artspezifisches Diagramm erhalten bei der man über der Einstrahlungsmenge (Kilojoule) die maximal erreichbare Baumhöhe ablesen kann. Dann hätten wir eine erste Näherung wie hoch Douglasie oder Redwood in Deutschland 'theoretisch' werden können.

Hi Tuff,

irgendwie kann ich dir hier nicht ganz folgen.
Erst mal, die Sonneneinstrahlung ist im Sommer (auch in Deutschland) immer höher als das, was der Baum verwerten kann. Gegen zu viel Einstrahlung wehrt er sich mit Wachs auf den Blättern und verschiedenen anderen Vorkehrungen. Wird's zu heiß oder auch zu hell, reduziert er alle Lebensäußerungen.

Nehmen wir mal an,
eine Douglasie und eine S. sempervirens, 80m hoch, stehen nebeneinander und transpirieren im Sommer im Optimalbereich der Sonneneinstrahlung oder/und in verschiedenen Temperatur/-oder Sonnenstrahlungsbereichen.
Du misst bei beiden die Verdunstung/Transpiration (ist zwar schwer, dürfte aber möglich sein) und vergleichst sie.
Wie willst du daraus auf eine maximale Wuchshöhe schließen? - Wohl unter der Annahme, der Baum, der mehr verdunstet, wird höher?

Viele Grüße
Walter
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 17-Dezember-2013, 22:24
Walter,

Ich muss zunächst klarstellen, solche artspezifischen Sonnenenergie-Baumhöhen-Kurven gibt es m.W. derzeit nicht, man bekommt sie nur durch komplexe Modellrechnungen, oder wenn es genügend alte Bäume zu vermessen gibt, in allen möglichen Klimaregionen.

Was ich versucht habe: Den einen, allerwichtigsten Faktor zu finden, der maximalen Höhenwuchs limitiert, auch wenn man alles Machbare unternimmt um den Standort zu 'verbessern'. Ich gehe also selbstverständlich von optimaler Wasser- und Nährstoffversorgung aus, weil das machbar ist (notfalls mit Bewässerung und Düngung). Die Frage ist: Was kann man dann an Höhe erwarten ?

Dazu treffe ich folgende Annahmen (welche man alle in Frage stellen kann):

(1) Die Intensität von Transpiration (H2O) und Assimilation (CO2) wird hauptsächlich durch die Menge des Energie-Inputs der Sonne bestimmt. Ich denke das lässt sich relativ leicht aufzeigen, obwohl es sich um komplexe Prozesse handelt. Eigentlich ist es ja banal: Ohne Energie läuft nix. (Wenn ich mich recht erinnere, sind Stomata nachts i.d.R. geschlossen oder jedenfalls inaktiv)

(2) Die Wasserversorgungsmöglichkeit in der Krone ist bestimmend für die erreichbare Baumhöhe

(3) Die Stärke des Transpirationssoges in der Krone bestimmt die Wasserversorgung der Krone, zusammen mit dem Wurzeldruck

(4) Ein hoher Baum *muss* sehr stark transpirieren um eine hohe Wassersäule zu halten

Zuerst muß noch die Frage zu (3) geklärt werden, nach dem Anteil des Wurzeldruckes, welcher ja schon alleine für sich relativ weit in die Höhe wirken würde.

Der Wurzeldruck wird, bei gleichbleibend optimaler Wasserverfügbarkeit (Grundannahme), ebenfalls hauptsächlich durch Assimilation (Feinwurzelwachstum) und Transpiration (Nachsaugen von Wasser -> Ionenaufnahme) bestimmt. Damit hängt der Wurzeldruck ebenfalls direkt vom Sonnenlicht ab. Allerdings ist auch die Bodentemperatur entscheidend. Glücklicherweise ist diese aber in der Vegetationszeit (bei uns, ohne Vulkanismus oder besonders warme Meeresströme) ebenfalls direkt vom Sonneninput abhängig.

Man sieht: Am Ende läuft alles auf die Sonne als Energiequelle hinaus.

Nun kann man sich vorstellen, an einem Standort in Deutschland für einige optimale Bedingungen zu sorgen: Beste Bodenstruktur und volle Lichtzufuhr sehr weitständiger Bäume am Südhang, direkt an einem Fließgewässer, oder sogar künstlich bewässern, auf jeden Fall regelmäßig Düngen, ...  - doch die Menge der Sonneneinstrahlung kann man kaum beeinflussen. Daher würde die Sonnen-Summe also, bezüglich Höhenwuchs, für eine bestimmte Region die Grenze des Machbaren aufzeigen. (*)

Nun hast Du, Walter, so argumentiert, daß im Sommer mehr Sonne einstrahlt als der Baum verwerten kann. Ich bin nicht ganz sicher wie man das sehen muss. Mit der Sonnenstärke steigt der UV Anteil gegen den eine Pflanze sich schützen muss; wieviel aber vom übrigen Spektrum verwertet werden kann, hängt von der jeweiligen Art ab. Möglicherweise gelangt bei starker direkter Sonne trotz Wachschicht immer noch mehr verwertbare Energie in eine Zelle, als bei schwächerer Sonne ohne Wachsschicht. Stomata werden übrigens nicht direkt wegen zuviel Sonnenlicht oder wegen zu hohen Temperaturen (es sei denn diese wären wirklich sehr hoch) geschlossen, sondern dann wenn die Wurzel mit der Wasserversorgung nicht mehr nachkommt.

Aber nehmen wir einfach mal an, im Sommer gibt es zu manchen Tageszeiten zuviel Sonne. Dann müsste man die Formel also um eine 'Obergrenzenkappung' bereinigen und nur das wirklich 'nutzbaren Sonnenlicht' berechnen. Dazu werden die Stunden herausgerechnet in denen die Assimilation stoppt, ebenso wie die Stunden in denen das Licht zu schwach ist.

Es wird also etwas schwieriger, jetzt brauch man schon Durchschnitts-Daten über den Verlauf jeden Tages, fürs ganze Jahr, und eine Abschätzung der Bodenwasserverfügbarkeit; aber ich bin sicher diese Daten gibt es und den Computern ist es sowieso egal wieviele Zahlen es sind.

Ich denke aber daß die 'extremen Stunden' bei uns in Deutschland nicht so viele sind, und die lichtschwachen Stunden machen nicht viel aus. Daher würde es hoffentlich reichen, als 'Faustwert' einfach nur die reine Sonnen-Summe der Vegetationszeit zu verwenden.

Der Vergleich der Transpiration in der Krone, zwischen Redwood und Douglasie, hatte übrigens nur den Sinn zu klären, ob die Verdunstungsrate bei hochwüchsigen Baumarten generell so verschwenderisch groß ist, daß man eine grundlegende Erklärung dafür braucht. Ich finde >90% ungenutztes Verdunstungswasser schon extrem viel. Meine Erklärung dazu war nur ein Vorschlag oder Gedankenexperiment. Wäre die 'Wasserverschwendung' hoher Bäume generell größer als bei niedrigwüchsigen Arten, könnte man einen Zusammenhang mit der Wasserleitungsphysik vermuten. Natürlich reicht es nicht aus nur zwei Arten zu vergleichen. Es wäre aber schon hilfreich zu wissen, ob auch die Douglasie 'Wasser verschwendet'.

Nehmen wir mal als falsches Gegenbeispiel an, die Wasserverdunstung geschähe als aktiver Austausch mit dem CO2, und ist nur daher so groß weil der Baum sonst nicht genug 'Luft' (also Kohlendioxid) bekommt. Dann wäre ein Zusammenhang mit der Wassersäule nicht mehr so direkt gegeben, und man könnte aus der Transpirationsrate nicht auf mögliche Baumhöhen schließen.

Mir fällt aber noch ein drittes Beispiel ein, welches zumindest nicht falsch ist: Durch die verdunsteten Wassermoleküle wird Wärme abgeführt, mit anderen Worten, es ist auch ein Kühlsystem. Die Bedeutung dieser Wirkung (in unseren Breiten) kann ich aber aus dem Stegreif nicht einschätzen.

Walter, ich habe übrigens sehr bewusst 'artespezifisches Diagramm' geschrieben. Natürlich würde eine Sonnenenergie-Baumhöhen-Kurve für jede Art anders aussehen.

(*) Es gibt aber ein paar Tricks, wie die gespiegelte Sonne an einem See nutzen, zusätzlich eine Felswand als sehr großen Wärmespeicher, und dann noch per Wasserfall einen Sprühnebel erzeugen. Solche Sondersituationen passen dann eben nicht mehr in die rein schematische Rechnung.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 18-Dezember-2013, 01:18
Unsere Weinberge an Flüssen oder Seen erfüllen eigentlich die geforderten Bedingungen sehr gut, jedenfalls wenn man ein Bewässerungssystem hat. An Rhein und Mosel gibt es Weinberge unter Felsmassiven, welche enorme Wärmespeicher sind, die sich auch im Frühling oder Herbst bei Sonne schnell aufladen. Viele von diesen sind nach Süden oder Südwesten exponiert, wodurch das Sonnenlicht durch den Wasserspiegel verstärkt wird.

Hier haben wir einen potentiellen Kandidaten :) (in Oberdollendorf am Rhein)
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 18-Dezember-2013, 01:38
Zur Inspiration. Bezüglich einer 'genetischen Verbesserung' des KM im Sinne einer größeren Trockentoleranz empfehle ich diesen Wikipedia-Artikel (http://de.wikipedia.org/wiki/Crassulaceen-S%C3%A4urestoffwechsel#Mechanismus).

Könnte der KM wenigstens in der Krone auf den CAM Stoffwechsel umsteigen würde er sehr viel weniger verdunsten. Es ist in dem Zusammenhang ja schon bemerkenswert wie stark die Nadelform in der Spitze abweicht. Was ist einem Baum mit 6fachen Chromosomensatz noch zuzutrauen ?

Siehe dazu

[] Alana Rose Oldham (2008): Height-associated variation in leaf anatomy of tall redwoods. Humboldt State University Thesis 2008
PDF: http://humboldt-dspace.calstate.edu/xmlui/bitstream/handle/2148/432/oldham%20thesis.pdf?sequence=1 (http://humboldt-dspace.calstate.edu/xmlui/bitstream/handle/2148/432/oldham%20thesis.pdf?sequence=1)
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 18-Dezember-2013, 17:35
Hallo Tuff,
deine Einlassungen sind ja hochinteressant, aber irgendwie habe ich das Gefühl, daß da zuviel wenn und aber
und Laborbedingungen vorausgesetzt werden, die ja völlig praxisfern sind. Auch diese Korrelation zur Sonneneinstrahlung
scheint mir nicht richtig schlüssig. Du hast ja selbst die Gegenargumente geliefert. Bei zuviel Einstrahlung schaltet der Baum die
Assimilation ab, da er überhitzt. Und ohne Assimilation kein Höhenwachstum. Die Stomatakontrolle der Arten ist wiederum erblich fixiert.
Die Praxis zeigt doch, das gerade an absonnigen und daher frischen Hängen die größten Wuchsleistungen erbracht werden.
Offenbar begrenzt selbst temporärer Wassermangel die Höhenentwicklung entscheident. Größter Höhenwuchs einer Baumart ist
dort zu erwarten wo das günstigste Verhältnis zwischen Transpiration und Assimilation stattfindet. Da die einzelnen Arten verschieden
programmiert sind, werden an jedem neuen anderen Standort, selbst 100m weiter schon andere Wuchsrelationen zu beobachten sein.
Offenbar erbringen Arten nur dort bemerkenswerten Höhenwuchs wo entsprechend günstige Bedingungen für ihre Anpassung vorherrschen, also z.B. im pazifischen Westen Amerikas mit hoher Luftfeuchtigkeit, sehr hohen Niederschlägen und wenig Unterschied zwischen Sommer und Winter - Ganzjahresassimilation. Denke also, daß man mit der von dir favorisierten Sonneneinstrahlung nicht richtig weiterkommt.
                                                              Viele Grüße           Bernt
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 18-Dezember-2013, 18:04
Bernt,

Ich sagta ja von Anfang an daß ich hier eine spekulative Idee ausspinne. In der Hoffnung darüber etwas über das System 'Höhenwuchs' zu lernen. Vielleicht nicht Dein Stil, aber ich mache das nun mal gerne :)

Deine Einwände fußen hingegen auf der Realität, und sind vollkommen richtig. Aber es geht mir ja nicht darum, den status quo zu beschreiben; sondern um die Frage: Wie hoch können Bäume theoretisch werden wenn man alles daran setzt optimale Bedingungen zu schaffen ? Und zwar insbesondere in anderen Erdteilen, oder auch in Deutschland. Hier führt diese Fragestellung sofort zur nächsten Frage: Welcher existierende Standort wäre geeignet, und zwar gerade mit Nachhilfe (Bewässerung, Düngung), die höchst möglichen Bäume zu erzielen ?

Ich finde das spannend. Es ist keine fosrtliche Problemstellung, obwohl hier Höhenwuchs auch interessiert, aber keiner wird ganze Bestände bewässern. (Man könnte aber, analog zu einem Reisfeld, Bäche umleiten bzw. Flüsse abzweigen.) Stellen wir uns aber eine Gemeinde vor die auf ihrem Gebiet einen sehr geeigneten Standort hat und jemand hat Freude daran, dort den höchsten Baum Deutschlands 'zu erschaffen'. Das wäre doch ein spannender 'Sport' und eine generationsübergreifende Aufgabe.

Zur Assimilation. Kannst Du versuchen das mal genauer in Erfahrung zu bringen ?

Zwei Fragen wären zu klären:

(1) Bei welcher Temperatur schaltet die Assimilation ab, und was genau ist der Grund (also welches Organ 'überhitzt') ? Oder ist das Stoppen der Assimilation eher eine Folge des Stomata-Scchließens und damit verbundenen Runterfahrens des Wasserstromes in die Krone (so daß man nur diesen Aspekt behandeln müsste) ?

(2) Kann eine sehr intensive Sonnenstahlung alleine (also sogar ohne einen Temperaturanstieg, auch wenn es das normalerweise nicht gibt, außer bei einer leistungsfähigen Kühlung) schon den Shutdown bewirken, oder ist es doch nur die normalerweise damit gekoppelte Temperatur ? Ich hoffe Du verstehst den Unterschied den ich meine.

Dann wäre noch das Problem mit Verbrennungen durch UV Licht. Was wenn leichter Dunst in der Athmosphäre das UV Licht herausfiltert UND bei leichtem Wind die Nadeln kühlt. Verträgt und nutzt der Baum dann auch eine wesentlich größere Strahlendosis, ohne 'Abzuschalten' ?

Dann müsste man zu den Spitzenzeiten (wenn die Sonne zu stark wird) diesen Dunst eben 'herstellen', vielleicht über eine Art Fontaine, oder indem man von oben breitflächig Wasser über die bereits genannte Wärmespeicher-Felswand leitet. Solch eine seltene Konstellation könnte es irgendwo auf der Welt aber auch natürlicherweise geben.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Odysseus am 18-Dezember-2013, 18:30
Zitat
Zur Inspiration. Bezüglich einer 'genetischen Verbesserung' des KM im Sinne einer größeren Trockentoleranz empfehle ich diesen Wikipedia-Artikel.

Könnte der KM wenigstens in der Krone auf den CAM Stoffwechsel umsteigen würde er sehr viel weniger verdunsten. Es ist in dem Zusammenhang ja schon bemerkenswert wie stark die Nadelform in der Spitze abweicht. Was ist einem Baum mit 6fachen Chromosomensatz noch zuzutrauen ?


Hallo Tuff,

auch auf die Gefahr hin, dass das von deinem eigentlichen Diskussionsthema abweicht, ein Punkt, den auch jemand anders schon mal ins Spiel gebracht hat.

Was soll der 6-fache Chromosomensatz der S. sempervirens mit dem Höhenwachstum zu tun haben? Die Rose hat, soweit ich das irgendwo gelesen habe, einen 16-fachen und ist auch keine 40 Stockwerke hoch.

Grüße
Walter
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 18-Dezember-2013, 18:44
Hallo Tuff,
da ich mich mit dieser Thematik nur am Rand beschäftigt habe, muß ich leider die Antwort schuldig bleiben.
Denke aber daß diese Zusammenhänge erst jetzt von der Wissentschaft nähers untersucht werden.
Dieses ganze Zusammenspiel der Kräfte innerhalb eines Baumes ist noch weitgehend unerforscht.

Aber es gibt doch bereits in Deutschland die Leistungsstufen der Arten in der Forstwirtschaft. Also an welchem
Standort welche Leistung zustandekommt. Dies gibt es auch für Douglasie. Es ist also bereits weitreichend bekannt,
wo die Douglasie beste Höhenwuchsleistungen erbringt unter welchen Konstellationen. Allerdings kann niemand genau sagen
welche Oberhöhen dort möglich sind. Aber man kann sagen ob eine Baumart in höherem Alter noch weiterwächst und somit
das Potential noch nicht erschöpft ist. Heißt also vorläufig abwarten.

                                                            Viele Grüße              Bernt

                                                             
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: denniz am 18-Dezember-2013, 20:04
Habe heute nochmal biologische Grundlagen gebüffelt um die Diskussion hier
nachzuvollziehen.

Die unterschiedlichen Nadelformen bei KM scheinen den von der Art
weniger gut kontrollierbaren Stomataöffnungen auszugleichen, um in grosser Höhe Transpiration
herunterzufahren???

Ist dann eine Änderung in der Nadelstruktur ein "Limit-Anzeiger" oder
kann die Art diese Nadeln auch zurückschalten? Habe versucht Spitzentriebe vom KM zu bewurzeln,
hat kaum funktioniert. (95% Ausfall) Ein Steckling hat ganz zaghaft nach 2 Jahren etwas gewurzelt.

Osmosierend
Denniz
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 18-Dezember-2013, 20:17
Hallo Dennis,
da der Bergmammutbaum eine wesentlich sonnentolerantere Benadelung hat und seine
Transpiration auch besser im Griff hat scheint es naheliegend daß der Km in größerer Baumhöhe
mit seinen normalen Nadeln Probleme bekommt und daher umstellt.

                                               Viele Grüße              Bernt
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 18-Dezember-2013, 21:04
Denniz,

Alana Rose Oldham  (Height-associated variation in leaf anatomy of tall redwoods. Humboldt State University Thesis 2008) behauptet dass die Veränderung der Blattform in der Krone durch die fehlenden Wasserdruck (d.h. Trockenstress) und die damit verbundene Wachstumsreduktion entsteht. Der Baum reagiert damit also nicht direkt auf intensives Licht. Ich bin aber skeptisch. Der Artikel ist online. (http://humboldt-dspace.calstate.edu/xmlui/bitstream/handle/2148/432/oldham%20thesis.pdf?sequence=1)

"As redwoods grow in height their leaves provide diminishing returns to the tree. Height-associated declines in
Ψ drive leaf anatomical gradients impacting whole-tree carbon balance while light has little influence on the foliar anatomy of tall S. sempervirens trees." (p27 Conclusio)

Müsste man mal an einem Bonsai ausprobieren...
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: denniz am 18-Dezember-2013, 21:19
Hallo Bernt und Tuff,
Habe den Artikel eben gespeichert und werde ihn "durcharbeiten". Beim querlesen hatte ich diese
Theorie gefunden. Finde ich soweit plausibel, habe allerdings die Rolle der Stomata so verstanden,
dass durch die unterschiedliche Öffnung ebendieser das Wasser hochgesaugt wird. Da sich allerdings
zwischen den Zellen die das Wasser transportieren entlastende Zellwände befinden, kann ich diese
Druck/Wassersäule Problematik nicht ganz nachvollziehen.

Welche Funktionen büßt der KM mit Umstellung seiner Nadeln ein?
Die KM im Burgholz und Sequoiafarm zeigen bereits in Höhen von 30-35m diese kompakte Nadelform.

transpirierend
Denniz
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 18-Dezember-2013, 21:28
Bernt,

Zitat
Denke aber daß diese Zusammenhänge erst jetzt von der Wissentschaft nähers untersucht werden.

Bernt, den Eindruck habe ich inzwischen auch. Das Thema ist vielleicht erst durch die Jagd nach dem höchsten Redwood in Mode gekommen, und die Möglichkeit in die Kronen der höchsten Bäume hineinzuklettern, um Geräte zu instlallieren und Proben zu nehmen.

Zitat
Allerdings kann niemand genau sagen welche Oberhöhen dort möglich sind.

Was heißt denn genau ? Man kann es auch nicht ungenau sagen oder ? Genau deshalb wäre in diesem Thema auch nach wenigen Beiträgen zum Stand der Dinge eigentlich schon Schluß.

Danach kann man aber das Thema hier doch durchaus noch nutzen, um durch Nachlesen und Verstehen herauszufinden, wodurch der Höhenzuwachs eigentlich ganz genau eingeschränkt wird, und ob man dagegen etwas unternehmen kann.

ok, etwas anderes, das Dir sicher mehr liegt: Wie wachsen die Redwoods etwa in Neuseeland oder im Polipoli-Park auf Maui zu, oder in Australien, und in welche 'Standortgüte' einer kalifornischen Alters-Höhenkurve (ich nehme an die haben auch solche 'Tafeln') würde man dies einordnen ? Ist Dir hierzu etwas bekannt ?

Analog bei Douglasie: Höhenrekorde aus anderen Ländern ? Welcher Zuwachs ?

(Ich meine hier zunächst mal den durchschnittlichen Durchmesserzuwachs, in einem bestimmten Alter, aber den Höhenzuwachs kann man natürlich auch direkt vergleichen. Wird nur leider seltener gemessen.)

Ein erster Link zum Einstieg? http://www.voicesofhumboldtcounty.com/?p=1341 (http://www.voicesofhumboldtcounty.com/?p=1341)

Hier gibt es unten auf der Seite eine Tabelle zur Entwicklung der Redwoods in Neuseeland:
http://www.nzredwood.co.nz/redwood-history (http://www.nzredwood.co.nz/redwood-history)
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: denniz am 18-Dezember-2013, 22:16
Hallo Tuff,
Natürlich kann man gegen die limitierenden Faktoren etwas unternehmen:
Man finde einen passenden Ort für diese Pflanze.
Jedes Ökosystem hat seine Vorzüge aber auch Nachteile, Riesenwuchs kann auch eine negative Eigenschaft sein.
Die Höher-Schneller-Besser-Mentalität ist ja zumindest beim Menschen ein kulturell begrenzender Faktor.. ;)
Wissenschaftlich wertvolle Erkenntnisse wurden leider zu oft schon nur wirtschaftlich ausgenutzt.

Mir gefällt allerdings dieser Satz:
Zitat
They’re using humans to reclaim their territory!

vorsichtigen gruß
Frank Stein

Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 18-Dezember-2013, 22:22
Denniz, ich habe kein HSB :)

Man kann über das Thema 'maximale Höhe' mehr über die genauen Eigenschaften Deines 'passenden Ortes' herauszukristallisieren, und zwar im Detail.

Ich habe mich gerade bei den Mammutbäumen immer schon gefragt, ob man sie eines Tages nicht an einen Ort pflanzen wird an dem sie die nativen Bäume übertreffen.

Nehmen wir an der Bergmammutbaum ist eine Reliktpopulation welche seit >2 Mio Jahren gar nicht mehr woanders hin kann. Zur Zeit ihrer mutmaßlich größten Ausbreitung herrschte aber im Colorado-Plateau (damals war die heutige 'Sierra' eher nur eine Küstenhügelkette) ein ganz anderes Klima: Hier war die Vegetation ein subtropischer, sonnenintensiver, und extrem artenreicher Nebelwald (mit Lauraceen). Man kann nicht einfach voraussetzen, daß die Art in den Sierra Groves optimale Bedingungen repräsentiert.

Ich finde es faszinierend zu überlegen, wie der optimale Bergmammutbaum-Standort denn eigentlich beschaffen sein würde. Vielleicht immer noch ein sonnenreicher Nebelwald ? Wie würde sich das BM-Wachstum auf einem guten Standort in den Coast Ranges entwickeln ? Wie an vulkanischen Hängen Chilenischer Araukarien-Standorte ? Neueeland, Tasmanien...

Dasselbe kann man auch für andere Relikt-Arten annehmen (Cryptomeria, Metasequoia, Fitzroaya). Sogar für Sequoia (mit vergleichsweise weitem Areal, darunter sicher auch viele Standorte die am Optimum zumindest nahe dran sind) könnten sich Standorte in Neuseeland als noch besser herausstellen als in Kalifornien (NZ Poperty 'Brann' auf lockerem Bimsstein: Alter:35 BHD:70cm Höhe:40m, laut Tabelle aus meinen Link oben). Können sie dort schließlich auch noch höher werden als Hyperion ?

Sonnenbedürftiger Gruß...
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: denniz am 18-Dezember-2013, 23:47
Dann bin ich ja beruhigt.. ;)

Halte die "mathematische" Vorgehensweise für problematisch, zuviele Unbekannten in der Gleichung.
Die Ausbreitung der Arten auf der Erde und die Beobachtung dieses Prozesses scheint mir sinnvoll.
Weil Klima eben nie konstant ist, macht es auch keinen Sinn definitive Ergebnisse zu erzeugen-
die Rahmenbedingungen ändern sich ja eh ständig. Zumindest in diesen Zeiträumen in denen ein
Baum so groß und so alt wird wie unsere Probanden....


mmh: Ich lass mich für 2000 Jahre einfrieren, messe nach und baue eine Zeitmaschine um uns
sagen zu können welche Pflanze gewonnen  hat.. ;)






Moment,




Löwenzahn!
 :o :o :o
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 18-Dezember-2013, 23:54
Dennis, noch zu Deinen Fragen von zuvor. Die 'sukkulenten' Triebe in der oberen Krone verdunsten weniger, produzieren aber auch weniger (i.e. sie wachsen langsamer). Das sind die 'Kosten'.

Dann habe ich noch das bei Madame Oldham gefunden:

In fact, branches cut from the upper crown of a tall S. sempervirens tree showed lateral leaf expansion like that of lower crown leaves when grown in a high light environment with unlimited water (Koch et al. 2004). (Introduction, Seite 2)

Übers. etwa: Stecklinge aus der oberen Krone eines großen KM zeigten eine 'laterale' (Tannen-) Nadelform wie in der unteren Krone, als sie unter intensiver künstlicher Belichtung und mit unbegrenzter Wasserversorgung angezogen wurden.
 -> Offenbar können die Nadeln auch wieder 'umschalten'.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 19-Dezember-2013, 01:43
Der Küstenmammutbaum demonstriert eigentlich hervorragend was man - als Baum - so alles machen kann um besonders hoch zu werden:

(1)  Eine Tendenz zu 'Sonnentriebformen' gibt eigentlich bei allen hohen Baumarten, aber ich kenne keine andere die so weit geht wie beim KM (nicht mal Efeu). Wenn der KM jetzt in seinen 'sukkulenten' Spitzentrieben noch auf C4 oder CAM umschalten könnte, wäre ich restlos begeistert :) mal sehen, vielleicht arbeitet die Evolution schon dran.

(2) Flexible Kronenform durch hohe Regenerationskraft auch in der Höhe. Altbaum mit snag tops und immer wieder Astbruch, entwickelt eine 'iterative' nicht mehr monokorme Krone. Hier können sich Äste gegenseitig schützen, Ausfälle werden schnell ersetzt, und die assimilierende Gesamt-Nadelmasse wird größer.

(3) Natürlich die Standortqualität, mit viel Sonne plus viel Wasser, und hier vor allem auch durchziehende Nebel welche die Verdunstung herabsetzen und die Nadeln sogar wieder auffrischen können. Vermutlich wird dadurch die Lebenszeit der Nadeln erheblich verlängert. Das ist wichtig weil in großer Höhe das Wachstum verlangsamt ist. Der Baum spart hier also an der Bildung neuer Nadeln etwas ein, das er zum Beispiel in ein paar cm Spitzentrieb investieren kann.

Man muss sich natürlich fragen, und hier hat Dennis völlig recht, wozu noch größere Höhen denn überhaupt gut sein sollen. Die evolutionäre Selektion findet über die Anzahl der Nachkommen statt, und wenn extreme Höhe nichts dazu beiträgt dann wird es keinen 'Selektionsdruck' in dieser Richtung geben. Bedeutet das, der KM kann prinzipiell nicht höher werden, als er wird ?

Rein biophysikalische Zusammenhänge scheinen ja völlig auszureichen um die erreichten Höhen zu erklären. Ein Gen welches soszuagen Stop sagt, ist m.E. nicht notwendig. Damit wäre auch ein Überschreiten der bisher beobachteten Höhen möglich (wenn auch für die Baumart gar nicht sinnvoll), sofern man nur an den physikalischen Bedingungen etwas ändern kann.

Wie Dennis schon sagte, ist das Naheliegendste einen optimalen Standort zu finden. Mein Gedanke war es solch einen Standort zu finden und zusätzlich noch aktiv zu gestalten - ein Job für einen Park oder einzelnen Baumfan, doch ohne Bedeutung für die Forstwirtschaft. Aber was man dabei lernen kann, auch methodisch, könnte in Zukunft bei der Standortsuche für 'Fremdländer' helfen.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: denniz am 19-Dezember-2013, 10:14
Danke Tuff!
Ich denke da sind wir uns alle einig: Es gilt die Bedürfnisse einer Baumart zu erforschen und die entsprechenden
Standort-Bedingungen zu finden, oder andersherum: Die passenden Baumarten für seinen Standort auszuwählen,
natürlich auch Grenzen auszuloten.

Was uns an diesen alten Riesen fasziniert ist doch was wir hier nicht haben: sehr alte und sehr große Bäume.
Urwaldbedingungen sind in Mitteleuropa durch uns Menschen vernichtet worden.
Man sollte diese äusserst sinnvollen Ökosysteme wieder entstehen lassen!

Fremdländeranbau, oder besser Re-Integration ausgestorbener Baumarten, wird hoffentlich weniger
emotional diskutiert werden in der Zukunft. Möchte mein möglichstes tun um dazu beizutragen.

sonnigen Gruß
Denniz

Soeben gefundener Nachtrag: http://www.extremnews.com/nachrichten/natur-und-umwelt/364814ac291f67e (http://www.extremnews.com/nachrichten/natur-und-umwelt/364814ac291f67e)

Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Odysseus am 19-Dezember-2013, 12:35
Danke Tuff und Dennis: gute Links.

Ich finde auch, wenn die S. sempervirens jetzt auf der ganzen Welt gepflanzt wird, kann man Standorte und das jeweilige Wachstum wunderbar vergleichen und den begrenzenden oder fördernden Standort-)Faktoren auf die Spur kommen. Wie bei anderen Arten (Douglas, oder in Neuseeland Pinus radiata) auch. - Das würde zum waldbaulichen Bereich gehören.

Ich stimme hundertprozentig zu, wenn man sagt, der Kalifornien-Standort ist als Reliktstandort, wo sie überlebt haben, nicht automatisch auch ein guter Standort.
(Komisch für mich in diesem Zusammenhang, warum so ein Superbaum wie die Douglasie in Mitteleuropa mehrere Eiszeiten überstanden hat und dann vor 600,000 Jahren ausgestorben ist, während die Atlaszeder in Südfrankreich erst zur Hochphase der letzten Eiszeit vor 20,000 Jahren die Segel strich.)

Der zweite Punkt für mich ist die haarklein herausgearbeitete, ganz genau aufgedröselte und bewiesene Wirkweise des Höhenwachstums: d. h., wie ist die genetische Steuerung, wie ist die Physiologie, die Chemie, die physikalische Mechanik, die den Baum dann irgendwann begrenzt. Und in welcher Höhe begrenzt.
Und hier die Herausarbeitung der bestimmenden Parameter für die einzelnen Bäume, die ja ganz unterschiedlich sein können.

Es ist natürlich völlig richtig, wenn gesagt wird, Höhenwachstum per se ist kein evolutionärer Vorteil. Das Entscheidende bei der Evolution ist das Überleben möglichst vieler Nachkommen.

Viele Grüße
Walter
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 19-Dezember-2013, 13:47
Hallo Tuff,
das Thema Höhenrekorde der Arten mit oder ohne Laborbedingungen treibt mich jetzt nicht so um, daß ich da
weltweit recherchiere. War zwar schon in Amerika und Neuseeland muß aber ansonsten passen.
Die Wuchstabellen von Neuseeland kannte ich schon. Daß die Redwoods dort allerdings nur an ausgesuchten Standorten schneller
wachsen als in ihrer Heimat ist bekannt - leider ist das Holz deswegen mehr oder weniger unbrauchbar.
Sicherlich werden die Redwoods in vergleichbaren Klimaten gute Ergebnisse erziehlen, habe aber von weiteren anderen Ländern
nichts sensationelles gehört. Ich selbst glaube nicht, daß die Redwoods in Neuseeland an die Höhen in Californien herankommen
werden. Kollege Chris meinte der Nebel wird überschätzt - denke in dem Fall aber unterschätzt. Auf jeden Fall sieht man in Neuseeland auf dem flachen Land jede Menge mickriger Redwoods die nie was werden.

Finde es ist etwas zu viel heiße Luft in der Disskussion. Seit ca. 150 Jahren versuchen die Menschen verstärkt fremdländische
Baumarten zur Leistungssteigerung anzubauen. Voraussetzung ist grundsätzlich die Kenntnis der Bedürfnisse der Pflanzen und die
Kenntnis der Standortfaktoren hier vor Ort. (Dies sieht aber nicht jeder im Forum so!). Leider sind nur wenige Arten so anpassungsfähig, daß sie in anderen Ländern zur ersthaften Alternative als Forstgehölz wurden, als Ziergehölz schon eher.
Denke die Menschheit ist immer am forschen und so kristallisieren sich eben gewisse Arten mit Potential heraus.
Daß sich aus solchen Anbauten Ergebnisse ergeben, die den Wuchs einheimischer Arten übertreffen ist sehr selten - die Douglasie
ist ein Beleg dafür. Aber auch bei ihr muß man sagen, je näher man an ihre Bedürnisse herankommt desto größer der Erfolg.
Aber auch sie wird sicherlich nicht die Höhen wie im pazifischen Westen  bei uns erreichen, weil vorerst die Bedingungen dort besser sind. Man sollte sich auch nicht vom schnellen Jugendwuchs dieser Arten bei uns blenden lassen - dafür vergreißen sie bei uns schneller. Dieser moderate aber langanhaltende Wuchs in Nordwestamerika ist offenbar klimatisch bedingt.
Auf jeden Fall werden bei diesbezüglichen Anbauten hier und weltweit immer sog. Rekorde sich ergeben, wo sich die Arten wohlfühlen.
Wo dann der allerhöchste im Wald steht ist nicht vorhersehbar. Auch nicht in Freiburg wo ausgedehnte Douglasienwälder stehen.

                                                             Viele Grüße              Bernt
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Kiefernspezi am 19-Dezember-2013, 19:01
Hallo, nur ein kurzes Statement zum Thema Reliktstandort und optimaler Lebensbereich:
Ein Beispiel, dass beides nicht unbedingt zusammenfallen muss, ist der stark eingegrenzte Lebensbereich der seltensten US-amerikanischen Kiefer, der Torrey pine (Pinus torreyana). Am Reliktstandort stehen ùberwiegend kleine, krüppelwüchsige Exemplare mit breiten, windschiefen Kronen.
Angepflanzte Bäume hingegen entwickeln sich zu großen Exemplaren mit schön regelmäßigen ovalen Kronen. Im Habitus und der Art der Zapfen erinnern diese Bäume stark an sehr düstere Pinien.

Viele Grüße
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 22-Dezember-2013, 06:02
Ein paar Sequoia-Bilder. Man sieht Triebspitzen, einmal Terminaltrieb eines Wurzelschösslings (so wurde es mir jedenfalls gesagt), einmal Zweig aus mittlerer Höhe (Bilder aus San Francisco). Die Spitzen sind mehr 'cypressoid' als die 'Schattenform' und Sequoiadendron ein wenig ähnlich.

(Nachtrag: Bild herausgenommen und Alternative verlinkt)

Letztes Bild ist die Spitze eines hohen Baumes der Coast Ranges. Hier ist der Unterschied noch gravierender, man könnte das tendenziell 'sukkulent' nennen.
Bilder bei Steve Sillett http://www.humboldt.edu/redwoods/photos/redwood.php (http://www.humboldt.edu/redwoods/photos/redwood.php)
http://gigapan.com/profiles/Sillett (http://gigapan.com/profiles/Sillett) -> bitte darauf achten ob Fotos von Giant Sequoia der von Redwood sind.

Das Phänomen ist übrigens auch der Grund warum viele falsch identifizierte 'Sequoiadendron' Fossilien in Europa korrigiert werden mussten. Die Sequoia-Triebformen in großer Höhe waren Botanikern und Paläontologen (vor allem in Asiatischen und Europäischen Ausland) lange Zeit unbekannt.

Interessanterweise hatte ich mal einen BM gekauft der viel zu lange im Topf gewachsen war und ebenfalls eine auffällig sukkulente Spitze aufwies. Das wuchs sich nach dem Auspflanzen bald aus. - Scheint was dran zu sein, daß es vom Wasserstress (normalerweise aufgrund der Baumhöhe) kommt.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: TaunusBonsai am 22-Dezember-2013, 09:26
Moin Tuff,

hier  (http://mbreg.de/forum/index.php?topic=5086.msg67637#msg67637)hatte ich auch schon mal ein Bild von einem Höhenabwurf eines KM eingestellt. Könnte man glatt für BM-Zweige halten.


Achso, ist ja im Members-Bereich. Deshalb hänge ich dem Foddo hier noch mal an.


anhänglicher Gruß aus'm Taunus vom Ralf

Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Bakersfield am 22-Dezember-2013, 09:43
Moin Tuff,

hast du die Urheberrechte für die Bilder? Anderenfalls bitte rausnehmen und verlinken. Danke.

Übrigens findet der Micha auf der Farm auch recht häufig diese Sonnentriebe aus den KM-Kronen. Sind wie Gummi... ;) Er hat probeweise welche gesteckt, glaubt aber nicht, dass was daraus wird.

Knetmännchengrüße aus'm WML,
Frank
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 22-Dezember-2013, 12:33
Jo der Frank passt auf :) schon gut, schon gut. Vom letzten Bild (von Sillett, wer sonst) weiß ich nicht wo ich es herhab, aber ich habe nun auf Sillett-Seiten verlinkt. Dort gibt es leider kein so gutes Bild wie das was ich hier habe...
Die anderen 2 Fotos sind von einem Bekannten aus SF gemacht worden.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 29-Dezember-2013, 01:41
Inm Redwood-Wald von Whaka-rewa-rewa (Rotorua, NZ) werden die Bäume derzeit > 68m hoch, bei BHD > 200cm, im Alter von rund 110 Jahren. Messung Sillet & van Pelt 2009.
http://register.notabletrees.org.nz/tree/view/1072

Wahrhaftig ein 'jurassic environment' (oder auch die Coast Ranges + Sierra im frühen Tertiär)

http://en.wikipedia.org/wiki/Whakarewarewa (http://en.wikipedia.org/wiki/Whakarewarewa)
http://en.wikipedia.org/wiki/Bay_of_Plenty_region#Climate (http://en.wikipedia.org/wiki/Bay_of_Plenty_region#Climate)

2000 Sonnenstunden und viel Regen...und dampfende alkaline Quellen überall, die Flüsse und auch die Luft müssen gesättigt sein. Siehe dazu die Ausführungen oben zur Bedeutung von Kalium / Natrium für das Pflanzenwachstum. Schwefel ? Als Sulfat zunächst mal ein Grundnährelement (nicht verwechseln mit saurem Regen), und hält Schimmelplze fern.

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Boiling_waterfall_in_Whakarew arewa.jpg (http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Boiling_waterfall_in_Whakarewarewa.jpg)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:WhakarewarewaAerial.jpg (http://commons.wikimedia.org/wiki/File:WhakarewarewaAerial.jpg)

The Rotorua Geothermal Field is one of about a dozen large active hydrothermal systems located within the central part of the Taupo Volcanic Zone (TVZ), in a region characterised by catastrophic caldera-forming Quaternary rhyolitic volcanism. The Rotorua Geothermal Field, as defined by surface activity, shallow drillholes, geophysical (electrical resistivity) and geochemical surveys covers an area of 18 - 28 km² and occupies the southern margin of the 25 km diameter Rotorua basin, which was formed from caldera collapse associated with the eruption of the 220,000 year old Mamaku Ignimbrite (Wilson et al., 1995). The area of 18 km² is that on land; 28 km² covers the area on land plus the area within Lake Rotorua.
Quelle: http://www.boprc.govt.nz/media/33403/Report-090115-GNSHydrologyPart3.pdf (http://www.boprc.govt.nz/media/33403/Report-090115-GNSHydrologyPart3.pdf)

Hier müssen sich die Coast Redwoods ähnlich 'wieder zuhause' fühlen wie die Pferde, welche von den Europäischen Siedlern zurück nach Nordamerika gebracht wurden (wo sie vorher ausgestorben waren).

Es wäre spannend, hier auch einmal die Entwicklung eines Giant Sequoia Waldes zu beobachten.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 29-Dezember-2013, 09:42
Hallo Tuff,
da du ja sehr belesen bist würde mich interessieren ob es irgendwelche Belege (Fossilien)
aus früheren Epochen gibt, die belegen daß die Redwoods in küstenfernen Gegenden Höhen
von 100-120m erreicht haben. Wobei man bekanntlich nicht unbedingt vom Durchmesser auf
die Höhe schließen sollte. Ich vermute eher, daß die Redwoods auf Standorten die deutlich weniger
Nebeleinfluß als an der Küste Californiens aufweisen zwar zügig wachsen können, aber in der Endhöhe
aufgrund von Transpirationsproblemen auch deutlich unter den dort erreichten Höhen bleiben.
Vermute also, daß beim Km aber auch beim Gm die sogenannten Reliktstandorte gleichzeitig auch Optimalstandorte sind.
Wobei man nochmals deutlich sagen sollte, daß die erwähnten Standorte in Neuseeland sich durch Sonderbedingungen
auszeichnen die man so landesweit nicht findet. Interessant dürfte es sicherlich sein, die Redwoodstandorte in Neuseeland zu
beobachten wo zwar hohe Niederschläge aber weniger Nebeleinfluß vorherrschen.

                                          Viele Grüße                Bernt
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 29-Dezember-2013, 17:44
stimme dir zu bernt. ist auch eine gute idee ! nur leider findet man nie komplette Stämme. kenne beispiele wo stehender bestand verschüttet wurde, aber auch dann nur 30m oder so erhalten. wie du bereits sagst kann man aus dem D nicht auf die höhe schließen, jedenfalls nicht ohne vergleichswerte. die gibt's fossil aber einfach nicht.

vergleiche: (habe die quelle leider damals nicht notiert)

Fossil Sequoia is known best from tertiary floodplains, river valleys, and foothills of mountain ranges. The fossils are very often embedded in layers of mud flow or volcanic tephra. The most impressive example are trunks that were suddenly buried, and fossilized upstanding. Such en environment would not normally allow for any plant to get huge or old. Fast growing pioneer trees with resprouting capabilities, annual species re-immigrating from nearby undisturbed local patches, and generally lightweight flying seeds would be standard.

(...)

In this respect, the extraordinary height growth of Sequoia has still to be seen as a consequence of intraspecific competition for light; there's no reason to assume it would be a specific adaption to destructive mechanical forces. To the contrary, moderate to low height usually supports resistance under such circumstances. For example well known is the typically dwarfed adaption of trees under strong wind conditions, like on top of high ridges or in unprotected windy plains. Similar the dwarfed trees near the tree limit of high mountains, which to great extend can be credited to snow mass movement.

So, to be precise, it's rather the trunk mass as a result of huge diameter, than the great height, which establishes the adaption to erosive forces. It is for example plausible that Sequoia trees of less height but equal mass would be quite as resistant. This is perfectly demonstrated by another member of the Taxodiacea family, Sequoiadendron, which enormous trunk size make sit not only resistant to huge deep scarring but presumably also against any kind of mechanical force.

Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Kiefernspezi am 29-Dezember-2013, 17:53
Es ist aber auch schön,  dass Raum für Spekulationen bleiben. Da darf die Phantasie noch schalten und walten. Deshalb möchte ich gerne glauben, dass es vor der Eiszeit noch Bäume gab, die an die 150 m hoch waren.
 ;D
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 29-Dezember-2013, 18:10
Dunarobba Fossil Forest (Italien) -> Taxodioxylon gypsaceum:

According to Biondi & Brugiapaglia (1991), all the trunks so far examined appear to belong to one species only, identified as Taxodioxylon gypsaceum (Göppert) Kräusel, which became extinct during the Pliocene and had anatomical features similar to the present-day Sequoia sempervirens (Lamb.) Endl. (...) In conclusion, stratigraphic, palynological and paleomalacologic data indicate that the Dunarobba Fossil Forest can be attributed to a time span in the Pliocene with climatic conditions which were warmer and more oceanic than the present ones.

Von T.g. gibt es im ganzen Mittelmeergebiet etliche aber nicht außergewöhnlich große fossile Stümpfe. Aber Höhen ? Fehlanzeige.

Aber man muss ja gar nicht in die Ferne schweifen:

In Monterey, in Höhen von rund  1000 - 2000 ft gibt es auf eher trockenen Standorten die Sequoia sempervirens - Lithocarpus densiflorus / Carex globosa-Iris douglasiana / Gamboa - Gesellschaft.

[] Borchert, Mark. & Segotta, Daniel. & Purser, Michael D. & Pacific Southwest Forest and Range Experiment Station (Berkeley, Calif.)  1988. Coast redwood ecological types of southern Monterey County, California. U.S. Dept. of Agriculture, Forest Service, Pacific Southwest Forest and Range Experiment Station, Berkeley, Calif. http://www.treesearch.fs.fed.us/pubs/27278

"The most widespread redwood forest in the study area is the coast redwood-tanoak/round-fruited carex-Douglas's iris / Gamboa ecological type. It occupies middle and lower convex slopes of the main canyons and smaller draws above 800 ft elevation. On steep (>60 percent) colluvial slopes, stands are abundant on north and northwest facing slopes, while those on slopes less than 60 percent are common on west through south-southeast exposures."

"Tanoak (Lithocarpus densiflorus) is the most important tree species after redwood and is especially abundant in the understory. Although tanoak occupies a wide range of redwood types, it attains its highest cover in this relatively xeric habitat. Understory cover is sparse. Round-fruited carex (Carex globosa) and Douglas's iris (Iris douglasiana) characterize the herbaceous layer."

"Associations comparable to this type in the forest in the northern part of the species range are the Sequoia / Arbutus association in Humboldt County, California (Lenihan 1983). It occupies the depauperate upland Sequoia sempervirens forest in Curry County, Oregon (Dyrness and others 1972), and the Sequoia sempervirens-Pseudotsuga menziesii/Arbutus menziesii associations (Matthews 1986). All three types occur above the fog layer (1000 ft) on relatively dry sites and have significant southeast exposures.
"

Nun müsste man also dort mal die Baumhöhen messen.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 29-Dezember-2013, 18:30
http://www.scoop.co.nz/stories/WL0604/S01447.htm
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Bakersfield am 29-Dezember-2013, 18:51
http://www.scoop.co.nz/stories/WL0604/S01447.htm

Tadschikistan also? Wusst' ich's doch!!!... :o ;D
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 29-Dezember-2013, 19:26
Tadschikistan also? Wusst' ich's doch!!!... :o ;D

Warum hast Du dann nichts gesagt ? ?
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 29-Dezember-2013, 21:50
Hallo Tuff,
forstet man einige Artikel über die Redwoodverbreitung durch,
so scheint es daß Redwood in höheren Seehöhen und etwas weiter landeinwärts ihr
Höhenlimit bei ca. 70-80m findet - eher darunter. Auch die Bäume in Oregon erreichen
offenbar nur Werte von ca. 60-70m obwohl dort 2500mm Niederschlag fallen.
Jedoch soll dort die Nebelhäufigkeit geringer sein.

                                            Viele Grüße              Bernt
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: denniz am 29-Dezember-2013, 22:19
Hallo Tuff,

In dem Artikel wird von Giant Sequoia geschrieben, ich denke da liegt eine Verwechselung vor.
Natürlich brauchen Bergmammuts keinen Küstennebel ,,,----->  :P

Gruß vom Flachland
Denniz
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 29-Dezember-2013, 22:45
stimmt auch wieder, dennis ! :)

obwohl: wer sagt daß BMs nicht genauso vom Nebel profitieren können ?

aber ich hätte nicht ernsthaft KMs in Tadschikistan erwartet...

Der fred ist ja nicht nur über seq sem, daher dachte ich auch diese bäume wären zum thema 'kontinentales klima' interessant. man kann ja durchaus die höhenentwicklung mal vergleichen.
konnte leider keine höhenangaben finden. google ?
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Kiefernspezi am 29-Dezember-2013, 22:54
Ich wollte mich gerade wundern, wo die KMs doch gerade in Oregon ihre größte Verbreitung haben und dort auch am höchsten werden...
 ::)
Schade, dass man die abgeholzten Gebiete nur bedingt in die Standortbewertung mit einbeziehen kann. Man darf ja nicht vergessen, dass das ursprüngliche Vorkommen deutlich größer war. Die Bandbreite der Standortbedingungen und die erzielten Wuchsleistungen innerhalb dieses Gebiets wäre sicher aufschlussreich.

Viele Grüße
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: denniz am 29-Dezember-2013, 23:08
Ich habe heute morgen auf der Farm sehr viel Biomasse verschiedener Riesen
(Abies,Pseudotsuga,Sequoia,Tsuga) vorgefunden.
Abgerissene Zweigspitzen, Zweige und auch ganze Äste. In dem Bereich 30-40m wird es
selbst für einen im Bestand stehenden Baum im Flachland schon schwer. Die Kronen der Farm-Riesen
sind oft schon stark beschädigt und bilden Nester/Zwiesel.

Ich fand die Aussage gut, die Bedingungen begrenzten das Wachstum statt es zu fördern.
Da wir in der Soester Börde ebenfalls sehr starken Winddruck haben interessiert mich
die Anpassungsstrategien der verschiedenen Baumarten an eben solche Bedingungen,
und deswegen mag ich auch eher gedrungene Riesen.

Kann man also über ein Höhenpotential sprechen ohne die Bedingungen einzuschliessen?

@André: Gibt es eigentlich Karten über das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der KM??




Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: xandru am 29-Dezember-2013, 23:38
Hallo Denniz,

In dem Artikel wird von Giant Sequoia geschrieben, ich denke da liegt eine Verwechselung vor.
Natürlich brauchen Bergmammuts keinen Küstennebel ,,,----->  :P

Es ist die übliche Verwechslung. In der Tat scheinen Bergmammutbäume das Stadtbild von Duschanbe zu bestimmen:Das bringt uns beim Thema Höhenpotential also nicht weiter, zumal in einem eher trockenen Gebiet.

Kuriose Grüße,
Wolfgang

edit 2013-12-29: In dem zitierten Artikel ist von Bergmammut und von Küstennebel die Rede; verwechselt wurde dort, nicht hier – wolf
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 29-Dezember-2013, 23:41
Dennis,

Stellst Du diese Frage jetzt ernsthaft ? Der ganze Fred hier dreht sich doch um Standortbedingungen.

Übrigens zu Deinem Anlass (Zweigbruch) vergleiche auch dies hier. (http://mbreg.de/forum/index.php?topic=8496.msg99921#msg99921)

@Bernt: Das ist interessant. Auch in Oregon, wirklich ? Kann man hier was zum Sonnen-Input sagen ? Ich weiß nicht mal wo man solche Infos herbekommt.

Übrigens muß man bei Höhenlagen herbstliche Inversionen mit einkalkulieren: Während im Tal die kühle Nebelsuppe hängt, kann es weiter oben sonnig warm sein.
 
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 29-Dezember-2013, 23:59
Nochmal zum BM:

Harvey et al (1980) berichten daß der Höhenwuchs der BM in der Sierra mit 400 Jahren stark nachlässt, bei Höhen von ~ 34 bis maximal ~ 73m. Typischerweise sind auch wesentlich ältere Bäume (800 - 1500 Jahre) nur rund 76m hoch.

Stellt sich die Frage ob man hier den BHD zur Abschätzung des Alters verwendet hat, was extrem ungenau wäre. Aber haben die wirklich bei so vielen Bäumen Kernbohrungen gemacht ? 

Falls der BHD zugrundeliegt, lässt der Höhenwuchs vermutlich weniger bei einem bestimmten Alter nach, sondern eher bei einer bestimmten Höhe, was ich viel plausibler finde.

Übrigens wurde der Ø BHD in alten Beständen wie folgt angegeben:
Alter 100   = 0,5m
Alter 400   = 1,30m
Alter 800   = 2,20m
Alter 2000 = 4,30m

Leider bringt der Ø hier nicht viel (etwa stehen viele Jungbäume im Schatten) - wir wollen ja eher die Maximalwerte wissen.

[] Harvey, H. Thomas; Shellhammer, Howard S.; Stecker, Ronald E. Giant
sequoia ecology. Sci. Monogr. Series 12. Washington, DC: U.S. Depart­
ment of the Interior, National Park Service; 1980. 182 p.

Zum Vergleich:

La Granja Spanien:
Alter ~145   = 4,68m bei 41m Höhe  (2013) -- künstlich bewässert

Frankton Neuseeland:
Alter 143   = 4,60m bei 45m Höhe

Benmore Scotland:
Alter ~150    = ? bei ~48m  Höhe (2003)

Pitlochry Scotland:
Alter < 160 bei knapp 60m Höhe -- Durchmesser ??

Es könnte sein daß diese Art besonders gute Wuchsbedingungen eher in den Durchmesser als in die Höhe investiert, was beim 'Feuerbaum' Sequoiadendron Sinn macht.

Auffälliger sind daher die Exemplare mit großer Höhe bei geringem BHD, etwa

Riquewihr  France:
Alter < 160    = 1,50m bei 58m Höhe

Weinheim BaWü:
Alter 141  =  1,50m  bei  53m Höhe

Kann jemand sagen ob diese Bäume im Bestand aufwuchsen ?
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: denniz am 30-Dezember-2013, 00:07
Hey Tuff,
Diese Freds sind manchmal schwer zu überblicken, sorry.
lg dns
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 30-Dezember-2013, 00:41
Dennis, wir alle haben dieses Problem.
 
- Wie wär's also mit der 'Goldenen 50 Regel' (http://mbreg.de/forum/index.php?topic=7128.msg100417#msg100417) ... ? (bitte nicht hier antworten !!)
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 30-Dezember-2013, 08:29
Hallo,
es wurde nach der ursprünglichen natürlichen Verbreitung der Redwoods
gefragt. Bitte dem Anhang entnehmen.
Kiefernspezie - In Oregon gibt es nur sehr kleine Vorkommen.
Die Verbreitung dort war aber auch noch nie viel größer.
Ohne seitliche Einengung entwickeln die Mammutbäume auffallend dicke Stämme.
Daraus kann man aber dann auch nicht auf die Höhe schließen.
In einem geschlossenen Bestand ergäbe sich eher so eine Relation.

                                   Viele Grüße               Bernt


http://www.redwood.forestthreats.org/range.htm
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 30-Dezember-2013, 14:52
Bernt, das ist ein sehr guter Artikel. Schade daß er so kurz ist. Steve Norman, den Namen will ich mir merken. - Danke für den Link !

Das schöne an dem Thema ist, daß man relativ viele Aspekte verstanden haben muss, wie ein Baum funktioniert, um den Höhenwuchs zu begreifen. Dickenwuchs wäre demgegenüber fast schon trivial. Man kann bei dem Thema also viel lernen.

Aber nicht daß wir jetzt nur noch über Redwoods reden. Was ist mit Eukalyptus ? Nebel bekommen die wohl nicht soviel ab.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tom E am 30-Dezember-2013, 17:18
Hallo,
ich würde einfach mal vermuten, dass die maximale Höhe von ein paar Grundfaktoren abhängt.
Wie windgeschützt steht der Baum? (auch der höchste Eukalyptus steht an einem Hang und ist Richtung Westen und Süden geschützt)
Wie gut kann der Baum mit seinem Wasser umgehen? (KM eher schlecht, desshalb wohl die Nebelabhängigkeit)
Und vermutlich auch noch die Wasser und Nährstoffverfügbarkeit im Boden.
Sowie vieles mehr, was mir gerade nicht einfällt.  ;D

Vielleichtfalschliegenderundt rotzdemvermutenderGruß,
Tom
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Kiefernspezi am 30-Dezember-2013, 20:35
Uups, richtig, da habe ich mich mächtig vertan.
Sehr niedrige, dafür stark abholzige Bäume kann man in den Siedlungsgebieten in und um San Francisco herum finden. Das sind natürlich alles Pflanzungen. Und fast immer wird eine blaunaselige Sorte verwendet.

VG
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: sequoiaundco am 31-Dezember-2013, 09:56
Hallo Bernt,
 
du schriebst:
Zitat
forstet man einige Artikel über die Redwoodverbreitung durch, so scheint es daß Redwood in höheren Seehöhen und etwas weiter landeinwärts ihr Höhenlimit bei ca. 70-80m findet - eher darunter. Auch die Bäume in Oregon erreichen offenbar nur Werte von ca. 60-70m obwohl dort 2500mm Niederschlag fallen.
Natürlich werden exponierte Bäume in Höhenlagen nicht so groß wie Exemplare in geschützten Tallagen.

Interessant dabei ist allerdings – und darüber haben sich schon andere Experten Gedanken gemacht z.B. Craig G. Lorimer, Daniel J. Porter, Mary Ann Madej, John D. Stuart, Stephen D.Veirs Jr., Steven P.Norman, Kevin L.O’Hara und William J. Libby (2009) oder schon R. Becking (1971) und Kahre (1968) – dass sich in Höhenlagen und auch in Oregon kaum Exemplare finden lassen, die vom Alter her überhaupt die Chance hätten, entsprechende Größen zu erreichen.
So schreibt schon Kahre über Oregon: "Perhaps, redwood has not been in this area much more than 300 years. Most of our old-growth Douglas fir appears to be around 300 years old also. …  Perhaps there was a major destruction of the forest in this area about that time in history". Und Becking: „In most of the stands in Oregon, no old redwood stumps have been noted”...Many of the redwood forests seem to be of relatively young age, and real old, decadent, virgin timber stands are absent. This may be the result of past severe fire damage which would have eliminated most of the old-growth trees and replaced those with young growth trees. Another possibility is that due to forest fires, redwood has only recently invaded those areas."
Auch auf kalifornischen Höhen (immerhin bis ca. 1000m) gibt es zwar Bäume im reifen Alter, aber bei weitem nicht so alt wie die bekannten Riesen. Ob es sich um Neubesiedlung, Rückzug oder Relikte handelt, ist bisher unklar. Die erstgenannten Autoren schließen auf „experienced episodes of severe fire or winds, or some other abrupt change in the disturbance regime, a century or so prior to European settlement“ Außerdem stellen sie fest, dass es bisher keine Untersuchungen über KM in Höhenlagen gibt, die sich z.B. mit den erschwerten Reproduktions-, den anderen Klima-, Nährstoff-, Wasserversorgungs- und Konkurrenzbedingungen dort beschäftigt haben „the interpretive difficulty is that compelling demographic evidence is lacking for upland sites”.
 
Ps:
Zitat
forstet man einige Artikel über die Redwoodverbreitung durch
Es wäre nett, wenn wir solche Aussagen anhand von Quellenangaben nachlesen könnten.
Übrigens: In welcher Oregon-Dusche hast du denn 2500 mm Jahresniederschlag gemessen?

Allen Lesern viele positive Herausforderungen im Neuen Jahr!    chris
 
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Odysseus am 31-Dezember-2013, 12:25
Hi friends of the tall trees,

ich bin gerade auf eine pdf-Datei gestoßen (möglicherweise ist sie hier auch schon mal erwähnt worden), in der auf tatsächlicher Forschung basierende Hypothesen zu den limitierenden Faktoren beim Höhenwachstum dargestellt werden.

http://www.planta.cn/forum/files_planta/the_limits_to_tree_height_995.pdf

Es steht da nichts, was nicht schon diskutiert wurde. Die einzelnen Faktoren sind aber gewichtet in Bezug auf ihre Rolle beim Höhenwachstum. Das ist für mich das Interessante.
(Schlussfolgerungen vor allem auf Seite 2 und 3).

Viele Grüße
Walter
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 31-Dezember-2013, 14:44
Die Ergebnisse dieser Arbeit geistern ja schon sei 2004 überall herum, es ist schön sie mal im Original zu lesen ! Danke Walter !

Für mich ergeben sich ein paar Korrekturen bezüglich traditioneller Ansichten:

1. Nach der Ansicht der Fotos auf S. 852 glaube ich nun auch, daß der Ausdruck 'Sonnentrieb' falsch ist. Man sollte es stattdessen 'Höhentrieb' nennen.

2. Während man beim lichthungrigen Sequoiadendron bezüglich der Nadelform noch über eine Anpassung an hohe Einstrahlung spekulieren könnte (jedoch nicht über eine direkte Anpassung an Trockenheit weil die Bäume der Urwälder zumeist bestens wasserversorgt sind, und Sequoia vergleichbar trockenere Bedingungen ebenfalls verträgt, wenn auch mit Einbußen insbesondere bei der Verbreitung durch Samen), ist dies bei den Höhentrieben von Sequoia offenbar nicht der Fall. Eine besonders nahe phylogenetische Verwandtschaft kann man aus der Ähnlichkeit also nicht ableiten; es könnte, mit anderen Worten, einfach nur Zufall sein.

3. Standorte mit geringer Schwerkraft ermöglichen besonders gigantische Bäume, etwa auf dem K2 oder Mount Everest. muhaha ^^

In diesem Sinne wünsche ich allen einen sonnigen Start in die Silvesternacht, und möge der Saft mit uns sein !!

michael
 
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Odysseus am 31-Dezember-2013, 15:16
Zitat
In diesem Sinne wünsche ich allen einen sonnigen Start in die Silvesternacht, und möge der Saft mit uns sein !!

michael

Das ist mal eine Devise!

Viele Silvestergrüße an alle :-)
Walter
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 31-Dezember-2013, 18:17
Hallo Chris,
beziehe aus ähnlichen Artikeln wie Walter oben angeführt hat meine Ansicht zur möglichen Höhenentwicklung
der Km in ihrem Herkunftsgebiet. Es ist ja ohne weiteres logisch, daß auf allerbesten Standorten auch die größten
Höhen erreicht werden - und diese Standorte sind nun mal die Flußauen.
Die 2500mm Niederschlag sind unten angehängtem Artikel entnommen. Unter Umweltbedingungen werden
genaue Klimawerte zu Brookings genannt und weiter unten aufgrund der weiters landeinwärts gelegenen Lage modifiziert,
also 500mm höhere Niederschläge und kühleres Klima. Ich hoffe das stellt dich zufrieden.

Hallo Tuff,
denke daß die Lichttriebe von Gm und Km schon irgendwie ähnlich sind, zumal eine Verwandtschaft besteht.
Auch der Gm hat zum Sommerende mit Trockenheit zu kämpfen bei starker Sonneneinstrahlung.
Es wäre doch folgerichtig, wenn der Km bei Luft- und Bodentrockenheit die gleiche Anpassung verfolgen würde.

                                         Guten Rutsch                Bernt


http://soda.sou.edu/awdata/040122c1.pdf
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: sequoiaundco am 01-Januar-2014, 10:58
Hi Bernt,

danke für die Neujahrsüberraschung mit diesem spannenden Artikel über die Wheeler Creekregion.
Ich finde übrigens für Brookings und Umgebung nur aktuelle Jahresniederschläge z.T. weit unter 2000 mm. Vielleicht war das 1965 noch anders ?

Gutes Neues!   chris
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Waldläufer am 01-Januar-2014, 13:04
Hallo,
nochmals zur Abklärung der klimatischen Situation von Brookings Wikipedia.
Hier werden 1900mm für Brookings genannt. Interessant weiterhin abs. Tiefsttemperatur -8°C.
Aber wie dargelegt sind die Verhältnisse landeinwärts beim Redwoodvorkommen noch etwas abweichend.

                                Viele Grüße               Bernt


http://en.wikipedia.org/wiki/Brookings,_Oregon#Geography_and_climate
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 14-Januar-2014, 01:11
Ich schlage vor diesen Fred ins Expertenforum zu verschieben.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tuff am 16-Januar-2014, 00:38
Just for your interest. Vor 2 Jahren habe ich im Ennert-Wald, direkt am Forsthaus Hardt, ein dutzend eher junge aber schon relativ hohe Thujas gesehen. Höhe nicht gemessen und auch nicht geschätzt. Wenn ich mal wieder hinkomme frage ich nach dem Alter und versuche eine Höhenschätzung.
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: heiquo am 17-Januar-2015, 10:21
Hallo,

hier ein ganz netter Artikel zum Höhenwachstum von Bäumen. Die KM`s haben noch fast 15m nach oben ;)
http://www.buerstaedter-zeitung.de/lokales/buerstadt/baeume-wachsen-nicht-in-den-himmel_14931133.htm (http://www.buerstaedter-zeitung.de/lokales/buerstadt/baeume-wachsen-nicht-in-den-himmel_14931133.htm)

Grüße, Heiko
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Rainer am 17-Januar-2015, 11:01
Hallo Heiko,

netter Artikel, ja, aber hat auch Fehler. Deutschlands höchster Baum, Waldtraut vom Mühlenwald (http://www.monumentaltrees.com/de/deu/badenwurttemberg/freiburg/2920_gunterstalerstadtwald/4948/), hatte Anfang letztes Jahr bereits beinahe 66 m gehabt. Gilt damit aber nicht als höchster Baum Europas.

Viele Grüße,

Rainer
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Tom E am 17-Januar-2015, 13:29
Hallo,
eine Frage die ich mir Stelle, wo ist diese 65m Tanne? Oder ist der Wert einfach mal nur aus Wikipedia kopiert? Man findet eigentlich nichts über einen solchen Baum, wenn doch, bitte her mit den Infos.  :)

Die nächste Frage, wie kommen die 60m für Mammutbäume zustande? Wie kommt man auf solch einen Fixwert, besonders da die Bäume noch jung sind und auf jeden Fall noch wachsen? Warten wir noch 10/20Jahre und etliche werden über 60m hoch sein. Bei den Küstenmammuts wird es wohl schwieriger, weil sie scheinbar doch etwas höhere Ansprüche stellen, aber auch da lassen wir uns mal lieber überraschen was die Zeit und so mancher Standort so bringt.

Leider auch nicht genau beschrieben ist das, wie sie auf die 130m kommen, weil Bäume ja nicht nur den Kapillareffekt allein arbeiten lassen. Ich würde aber vermuten, dass da schon alles mit eingerechnet ist, da das Wasser nur mit Kapillarsog wohl auf keine 130m kommen würde.

Meine Vermutung wäre übrigens, dass die lieben Douglasien bei dem doch sehr günstigen Klima im Schwarzwald noch viiiieeel oben draufpacken und in vielen Jahren vielleicht sogar höher sein könnten als in ihrer Heimat. Aber auch da lassen wir uns mal überraschen, mal sehen ob wir es sogar noch erleben.  ;D

Spekulativer Gruß
Tom
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: Wayne am 18-Januar-2015, 08:09
.....die kurze Vegetationsperiode in Europa wirkt wachstumshemmend........hallo? In der Sierra Nevada wachsen die Bäume nur 3 Monate!

Kopfschütteln......

Wayne
Titel: Re: Höhenpotential: MB, Douglasie und andere Arten
Beitrag von: ac-sequoia am 18-Januar-2015, 09:20
Hallo Baumfreunde,

ist es nicht so, dass bei uns 2 Faktoren bei der Endhöhe eine wesentliche Rolle spielen? Zum einen werden die höchsten Bäume, gerade im städtischen Gebieten, oft als Ansitz rege von Vögeln genutzt (das schon in jungen Jahren). Wie oft sieht man gerade in Neubaugebieten, BMs als einzige schon große Bäume, jedoch mit kuppelförmiger Spitze.
Auf der anderen Seite sind Blitze und Sturm nicht ausser acht zu lassen. Ein großer Anteil der alten BMs, weisst Sturm- bzw Blitzschäden auf.

Die beiden Faktoren wirken sich bei uns natürlich viel dramatischer aus, da hier die Bäume oft isoliert bzw verstreut stehen. Und nicht im Bestand, wie am Naturstandort. Klar gibts da auch Blitze, Sturm und Vögel...aber wenn ich einen ganzen Bestand davon nebeneinander stehen habe, wird nicht immer ein und der selbe Baum in mitleidenschaft gezogen, sondern das Risiko auf die Bäume verteilt.

Und aufgrund von Lichtkonkurrenz streben Bäume ja auch im Wald eher in die Höhe, als wenn sie einzeln stehen.

Auch die angesprochenen Kapillarkräfte, im Zusammenspiel mit Luftfeuchtigkeit sind meiner Meinung nach ein wichtiger Faktor. Denn je mehr der Baum verdunstet, desto mehr Wasser muss nachgeliefert werden. Hat man dagegen eine hohe Luftfeuchte, ist die wahrscheinlichkeit höher das jeder Tropfen Wasser höhere Bereiche erreichen kann, da insgesamt weniger Wasser transpiriert wird.

Daher vermute ich, die höchsten Bäume hier bei uns werden im Wald bei guten Boden und Wasserverhältnissen (auch im Bezug auf Luftfeuchtigkeit) zu finden sein.
Und warum sollte dann eine Douglasie bzw ein BM, bei uns nicht auch 70-80m erreichen?

Interessant wäre evtl zu untersuchen, in wie weit der Nährstoffeintrag durch Fische, spezielle das Höhenwachstum beeinflusst. Es gab da mal eine sehr interessante Doku darüber, wie wichtig der Nähstoffeintrag durch wandernde Fische wie Lachse im Nordwesten der USA und Kanada und auch in Kamtschatka ist. Dort wurde an verschiedenen Flüssen untersucht wieviel Biomasse nur durch diese Fische eingetragen wird. Da zb Lasche nach dem Laichen verenden und dann von Bären, Adlern und anderen Fressfeinden verwertet werden. Der Stickstoffeintrag in das Ökosystem war enorm und übertraf alle Erwartungen.
Ob da bei uns auch noch Potenzial ist? Wenn die Wanderfische weiter zurückkehren?

Gibt es eigentlich Quellen über historische Baumhöhen? Die Weisstanne wird ja zb mit bis zu 60m in Ausnahmefällen bis 70m Angegeben. Da sie natürlicherweise nurnoch in Relikten in Gebirgen zu finden ist, könnte es doch sein, dass sie bevor der Mensch alles gerodet hat an idealen Standorten vielleicht auch 80-90m geschafft hatte?
Weiss da einer genaueres?

Gruß
Andreas