Forum ::: Mammutbaum- Community

Mammutbäume (öffentlicher Bereich) => Wissenswertes & News => Experten- und Fachbeiträge => Thema gestartet von: Tuff am 04-Dezember-2007, 02:48

Titel: Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Beitrag von: Tuff am 04-Dezember-2007, 02:48
Hallo,

Nach dem Sturm vom Sonntag ist jetzt eine ideale Zeit um herabgefallene Zapfen zu sammeln ! Man sieht jetzt auch oft abgebrochene Zweige oder Äste an denen noch dichte Trauben grüner Zapfen hängen. Hier muß man entscheiden ob der Zapfen bereits 3 Jahre alt ist, denn mit zwei Jahren kann er noch unreif sein, mit drei Jahren nicht mehr.

Zur Auswahl und Behandlung der Zapfen habe ich hier
http://www.mbreg.de/forum/index.php?topic=1176.msg8677#msg8677
ja bereits einiges geschrieben (der ganze Thread ist in dem Zusammenhang interessant!)

Wir sind uns wohl alle einig daß die Samen aus der Sierra eine gute, die einheimischen (deutschen) bisher eine sehr geringe Keimrate aufweisen. Ich stelle hiermait zwei Gründe zur Diskussion:

(1) Die Bäume sind noch zu jung (selbst die 150jährigen). Bisher sind bei mir nur Samen von Bäumen gekeimt die deutlich über 100 Jahre alt sind. Diese haben i.d.R. auch größere Zapfen, manche sind schon etwa so groß wie die von 400+ jahre alten Bäumen in der Sierra. - Wie groß sind die Samen aus der Sierra ? Hat jemand die Möglichkeit zu einem direkten Vergleich ?

(2) Sie stehen oft einzeln. Gegenseitige Fremdbestäubung erhöht selbst bei Einhäusigen i.d.R. die Fertilität der Samen was meines Wissens mit Vorgängen bei der Meiose erklärt wird. Vvieleicht ist es in vielen Fällen aber auch nur ein Masseneffekt (mehr Pollen -> mehr bestäubte Blüten) ?

In beiden Fällen gibt es gute Aussichten daß das Problem bald zu schwinden beginnt.

(1) Sowohl der Anteil der älteren Bäume als auch ihrer totalen Zapfenzahl steigt ständig.
(2) Es gibt in dieser Stadt mindestens einen Mammutbaum pro Hektar (oft sind es eher 5 und stellenweise wesentlich mehr) - wenn auch nur die Hälfte davon richtig hochwachsen kann bilden sie hier bald die sichtbare 'Kronenschicht' noch über den Hausdächern. Dann werden sie sich auch gegenseitig bestäuben.

Das bedeutet, es wird in den nächsten Jahren interessant sein herauszufinden welche Bäume in Deutschland die keimfähigsten Samen haben. Ich fände es klasse wenn ihr hier und dort auch mal ein paar Zapfen von euch bekannten Bäumen auflest, und mit euren Premium-Class Samen zusammen aufzieht !
Immerhin sind diese Bäume schon über 100 Jahre in userem Klima gewachsen, und ihr seht ihnen an ob sie am jeweiligen Standort was taugen oder nicht.

Alle Information zu diesem Thema, also Erfolgsberichte aber auch Mißerfolgsberichte, sind von Interesse !

Gruß, Michael

Kleines Schmankerl zum Schluß....Zweig mit Blüten, am Sonntag im Sturm abgebrochen
Titel: Re: Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Beitrag von: Tuff am 05-Februar-2008, 05:28
Möglicherweise gibt es einen weiteren Punkt nachzutragen, nämlich

(3) Die Wasserversorgung ist sehr oft nicht ausreichend für eine gute Zapfenreife.

Die älteren europäischen Bergmammutbäume der 'ersten Generation' bis etwa 1900 wurden nach ästhetischen, nicht nach ökologischen Gesichtspunkten gepflanzt. In der Sierra stehen sie überwiegend am Grunde von Hochtälern (Meadows) wo sie auch im Sommer durch die hochalpine Schneeschmelze keine Trockenheit erleiden müssen.
Besonders viel Wasser braucht die Synthese der harzigen flüssigen Substanz in den Schuppen der Zapfen. Wenn der Zapfen aus Wassermangel nicht ausreichend wachsen kann, können es auch die Samen vieleicht nicht. Außerdem ist es gut möglich daß die Zapfen unter Trockenstress schneller abbrechen und unausgereift herabfallen.
Einziges Indiz für diese Theorie ist bisher ein Baum (U=440) unter dem ich auch nach mehreren Stürmen keine grüne Zapfen fand. Man sieht jedoch Zapfen im Baum hängen. Wenn es stimmt, sollte man bevorzugt unter Altbäumen mit Grundwasseranschluß, an Berghängen, im Sumpf, oder an Fluß- und Seeufern, nach Zapfen suchen.
Um das näher zu erforschen, müssen möglichst viele Angaben zu Größe und Zustand der Zapfen, idealerweise auch ihres Alters, zusammen mit einer Einschätzung der Wasserversorgung gesammelt werden. Wer immer ein Foto von Zapfen macht, bitte immer Maß nehmen und auch etwas zum Wasser sagen !
Titel: Re: Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Beitrag von: Steffen am 16-Februar-2008, 23:56
Hallo Tuff, ich habe letztes Jahr im Dezember je eine grünen und einen braunen Zapfen vom Mammutbaum mit der ID 3640

vgl http://www.mbreg.de/forum/index.php?topic=1291.msg9186;topicseen#msg9186 (http://www.mbreg.de/forum/index.php?topic=1291.msg9186;topicseen#msg9186)

aufgelesen und vor ca. 1 woche in die erde verfrachtet. allzu alt ist dieser BM ja nicht, aber vielleicht tut sich ja doch was, mal sehen.

ich werde euch über die ergebnisse auf dem laufenden halten.
Titel: Re: Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Beitrag von: Tuff am 17-Februar-2008, 00:36
Hi Steffen,

Ist schon noch sehr jung der Baum - laß uns später wissen wieviele Samen gekeimt sind !

Solche Experimente, wie etwa der Vergleich Grün zu Braun, das ist genau das was wir brauchen !
Deshalb habe ich dazu noch ein paar Fragen  - kannst Du mir darauf  hier, spziell zum Thema Zapfen, (http://www.mbreg.de/forum/index.php?topic=1285.msg11114#msg11114) antworten ?
Titel: Re: Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Beitrag von: JNieder am 21-August-2008, 22:36
Das ist hier zwar nicht unbedingt mein Lieblingsthema, :-[
habe aber zufällig eine ganz nette Seite gefunden,
auf welcher auch was darüber berichtet wird.

Im Übrigen steht dort alles Mögliche über Mammutbäume und
schöne Bilder sind auch vorhanden.
Z.B. auch aus Weinheim ..............

http://rabe.heiderich.org/index.php?fuseaction=mammuts.selberziehen

Titel: Re: Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Beitrag von: Bernhard am 21-August-2008, 22:43
Toller Hinweis, lieber Jochen !! :-*
Titel: Re: Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Beitrag von: Mick Rodella am 21-August-2008, 22:54
Das ist Piru's (Anjas) Seite, ihr Frühaufsteher  :)

Übrigens einsame Spitze, die Website. Auch Anzucht-Tipps usw...
Titel: Re: Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Beitrag von: JNieder am 21-August-2008, 23:02
Das ist Piru's (Anjas) Seite, ihr Frühaufsteher  :)

Uupps ........... :-[
Titel: Re: Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Beitrag von: Bernhard am 21-August-2008, 23:08
Das ist Piru's (Anjas) Seite, ihr Frühaufsteher  :)

Übrigens einsame Spitze, die Website. Auch Anzucht-Tipps usw...

Eben!!

Man achte auf die Raben, Anjas Erkennungszeichen. ;)
Titel: Re: Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Beitrag von: Tuff am 28-August-2008, 00:12
Auf dem Bild unten sehen wir einen Satz im August grün vom Baum geernteter Sequoiadendron-Zapfen. Sie stammen von Schloss Callenberg / Coburg, vielen Dank an Norbert 'takatapetry' für den gelungenen Wurf!

Man erkennt mehrere Dinge:

(1) Die beiden Zapfen der 'mittleren Reihe' haben einen dicken Stiel, und sind von Algen besiedelt. Sie sind m.E. mindestens 2, eher 3 Jahre alt, also ausgereift.

(2) Die andern Zapfen haben einen dünnen Stiel und sind vermutlich höchstens 2 Jahre, mithin ist ihre Reife kritisch, zu diesem Zeitpunkt können sie durchaus noch unreif sein.

(3) Bei allen Zapfen sind die Spalten geöffnet ! Das bedeutet, an die Samen gelangte bereits am Baum Luft und Feuchte, das schützende Zapfenpigment wurde möglicherweise bei Regen weitgehend ausgewaschen und die Embryonen fingen bereits an zu atmen und leben.
Titel: Re: Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Beitrag von: Tuff am 28-August-2008, 00:56
Zum Vergleich: So sieht ein grüner, mindestens dreijähriger Zapfen mit vollkommen geschlossenen Spalten aus (zweites Bild farblich verändert). Die Schuppenschilde dieses Zapfens sind ausgewachsen, ihre Ränder fransen aus, und doch sind sie immer noch 'hermetisch' geschlossen. Der Stiel ist an der Zapfenbasis 5-6mm dick und grün. Der Zapfen war relativ schwer abzudrehen - er wäre offensichtlich gerne noch ein Weilchen länger am Baum geblieben.

Der Zapfen hing an einem dickeren Ast (am Zapfenansatz etwa 4-5 cm Durchmesser) in einem Baum in Bonn-Ippendorf (http://mbreg.de/forum/index.php?topic=1975.msg16051#msg16051), welcher durch seine hervorragende Wuchsleistung einen wirklich guten Standort anzeigt. Ein weiterer Hinweis darauf: Während derzeit viele Gebirgsmammutbäume durch besonders viele gelbe Triebe auffallen, sieht der "Ippendorfer Kraftzwerg" (© Mick) bis auf ein paar wenige Zweige immer noch frisch grün aus, oder genauer gesagt, herrlich blau (Selektion Martin). Leider habe ich aus dieser Zeit nur ein verschwommenes Bild von einem späten Abend bei leichtem Wind (Foto aufgehellt).
Titel: Re: Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Beitrag von: Tuff am 29-August-2008, 02:18
Wie ich in vielen Bruchproben von Samen verschiedener Bäume festgestellt habe, können bis zu 90% der Samen eines grünen, reifen Zapfens, der direkt vom Baum gepflückt wurde, schon abgestorben sein. In jedem Zapfen ist immer ein Anteil 'Ausschuss' dabei, aber 90% ist definitiv zuviel. Bei Saatgut aus der Sierra werden Keimraten um 30% beobachtet, 50% können vorkommen. Womit nicht gesagt ist, daß dies für die Art ein 'normaler Optimalwert' ist.

Die offenen Schuppenspalten können ein Hinweis auf die Ursache sein. Wenn die Embryonen sich ohne das schützende Zapfenpigment, unter Zufuhr von Sauerstoff und Feuchte, bereits im Zapfen zu regen beginnen, könnten sie im Laufe der Jahre dabei ihre Energievorräte verbrauchen und danach absterben. Andere Möglichkeiten sind: Schädliche Pilzsporen hinein gelangen, oder die ungeschützten Samen vertrocknen oder erfrieren. Für die Frage nach dem Reproduktionserfolg kommt das aber auf dasselbe hinaus: Die offenen Spalten sind ein Problem.

Es gibt bei Koniferen einen genetischen Mechanismsus, daß Samen aus Selbstbestäubung in einem frühen Entwicklungsstadium wieder absterben. SOgenannte 'leere Samen' entstehen. Bei Sequoiadendron finde ich aber immer wieder voll entwickelte Samen, jedoch mit einer braunen Masse anstatt eines vitalen Embryos. Als evolutionäre Anpassung wäre dies die reinste Energieverschwendung. Irgendetwas scheint hier nicht richtig zu funktionieren !

Wie kommen wir dem Problem auf die Spur ? Wenn einmal ein Zapfen mit sagen wir mindestens 50% lebendigen Embryonen gefunden wird, wäre es interessant den Standort des Baumes genau zu kennen. Andersherum, wenn es einen Baum mit definitiv sehr guter Wasserversorgung gibt, sollte man von diesem zu jeder Jahreszeit ein paar Zapfen pflücken und die Vitalität der Samen untersuchen. Bei Zapfen verschiedenen Alters, auch bei den hell-gelb-grünen Einjährigen, müssen dann die offene Spalten beurteilt werden (Wasserprobe, am Besten mit Makro-Foto der Zapfen).

Um zur Aufklärung des Problems beizutragen, muß man einige grüne Zapfen aufsammeln oder (besser) direkt vom Baum pflücken und sie mit Hammer und Beitel längs spalten. Es ist notwendig, die Zapfen getrennt zu testen und sowohl das ungefähre Alter des Zapfens als auch das Bruchproben-Ergebnis zu notieren.

Man kann die Vitalität der Samen am Schnellsten mit der Bruchprobe testen. Hierbei wird der Samen in der Mitte durchgeknickt. Lebende Embryonen sind hell-weißlich (jung) oder weizengelb (reif). Ein schwarzer oder sehr dunkler Embryo ist tot. Oftmals wird man eine krümelige, schwarz-braune Masse finden. Vielleicht ist es ein bereits zersetzter abesgorbener Embryo ?

Man sollte ausschließlich große, 'gute' Samen testen, da die kleinen i.d.R. sowieso taub sind. Große Samen sind 6-7mm lang. Es gibt eine minimale Menge an Samen die man pro Zapfen testen muß, damit das Ergebnis Aussagekraft hat, man kann das ausrechnen, aber ich spare mir das. Ich schätze daß schon 10 Samen pro Zapfen ausreichen können um einen klaren Trend zu zeigen. Für eine gemischte Marge aus vielen Zapfen eines bestimmten Baumes empfehle ich, wenigstens 30 Samen zu knicken. ... Zu mehr wird man auch kaum jemanden überreden können ;) !
Titel: Re: Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Beitrag von: Tuff am 20-Januar-2009, 05:05
Bereits bei den einjährigen Zapfen können die Schuppenspalten geöffnet sein. Man sieht dann bei Regen nicht selten rotes Zapfenpigment auslaufen. Das brachte mich auf die Idee, den Grad der Geschlossenheit durch eine Wasserprobe zu testen. Dabei legt man die Zapfen für etwa eine Stunde (eine halbe reicht aber meistens schon aus) in ein helles Gefäß. Hier der Vergleich zwischen Zapfen mit offenen Spalten die nach einer Stunde das Wasser rot färben, und solchen bei denen nach einer Stunde kaum eine Färbung vorhanden war.
Titel: Re: Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Beitrag von: Tuff am 20-Januar-2009, 05:25
Dieses Phänomenes könnte für die Vitalität der Samen von Bedeutung sein. Offene Spalten aus denen bei feuchter Witterung (Regen, Nebel) das Pigment ausläuft, bringen bei trockener Witterung die Gefahr der Austrocknung mit sich (sowohl im Sommer, als auch im Winter bei Frost). Falls das Zapfenpigment wirklich eine wichtige Rolle für die Hibernation der Samen spielt (die über viele Jahre hinweg keimfähig bleiben müssen!), wäre ein Verlust des Pigmentes auch in dieser Hinsicht nachteilig.

Die Ursachen frühzeitig geöffneter Spalten sind mir noch nicht klar, es liegt jedoch nahe sie in unzureichender Wasserversorgung des Baumes zu suchen, weil die Zapfenproduktion sehr viel Wasser verbraucht und die Schuppen vermutlich durch den Einfluß von winterlichem Frost (Trockenheit) und sommerlichem internen Wassermangel 'auf-schrumpfen' können.

Welche Folgen ergeben sich für die Wahl von Bäumen zur Zapfenernte ?

Da die Verfügbarkeit von Wasser für das Wachstum von Sequoiadendron insgesamt maßgeblich ist, würde man zur Zapfenernte also zunächst einmal besonders gut gewachsene Bäume aufsuchen. Zum anderen sollten besonders feuchte Perioden (2-3 Jahre hintereinander) ausgenutzt werden. Und zum dritten sind junge Bäume gegenüber Alten im Vorteil, weil ihr Wasserbedarf geringer ist.

Bild: Im relativ trockenen Jahr 2008 gesammelte Zapfen des Ippendorfer Kraftzwerges (guter Standort) waren auch mit >2 Jahren noch vollkommen geschlossen, während einjährige Zapfen eines anderen Baumes auf mäßig gutem Standort bereits offene Spalten hatten.
Titel: Re: Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Beitrag von: Michael D. am 20-Januar-2009, 10:27
Hallo,Anja !  

Habe mal auf Deine Seite geschaut,wirklich absolut klasse gemacht, Respekt ! Sind die Aufnahmen von dem Arboretum in Heidelberg,oberhalb Boxberg ? Da möchte ich irgendwann nämlich noch hin,wenn ich mal wieder im HD-Raum bin .

Viele rotborkige Grüße ! Michael   :)
Titel: Re: Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Beitrag von: Fritz am 20-Januar-2009, 10:41
(...) In jedem Zapfen ist immer ein Anteil 'Ausschuss' dabei, aber 90% ist definitiv zuviel. Bei Saatgut aus der Sierra gelten Keimungsraten von 30% als normal (obwohl 50% vorkommen), das ist m.E. ebenfalls schon erstaunlich gering. (...) Es gibt zwar ganz allgemein bei bestimmten Lebewesen einen evolutionären Trend, die Reproduktionsenergie auf einen oder wenige Samen zu konzentrieren; dann sterben überzählig angelegte Embryonen in einem frühen Stadium ab. Bei Sequoiadendron werden die Samen aber scheinbar voll entwickelt. Das wäre eine beachtliche Energieverschwendung, und ich kann mir derzeit nicht vorstellen wie dies eine evolutionäre Anpassung sein könnte (außer der Baum wollte eine große Menge hungriger Eichhörnchen füttern). Irgendetwas scheint hier nicht richtig zu funktionieren.
(...)
Wie kommen wir dem Problem auf die Spur ?

Sehr spannendes Thema Tuff! Hier mein Senf dazu:

Es gibt bei Lebewesen ja eine sog. "Inzuchtdepression". Werden z.B. Loborpupulationen von Mäusen gehalten nimmt u.a. die Fertilität und die Keimzellenqualität ab. Bei den extrem isolierten Rudimentärvorkommen von unseren Burschen kann ich mir gut vorstellen, dass sie darunter leiden und deswegen im Verhältnis zur Samenanlage nur noch so wenig keimfähige Samen produzieren. Darwin formulierte ja mal den "banalen" Satz vom "seltenerwerden ist die Vorstufe von aussterben"

LG Fritz
Titel: Re: Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Beitrag von: Tuff am 25-Januar-2009, 00:43
Es ist mal wieder Zeit für ein paar Quellen...sind nicht die besten, führen aber auf jeden Fall weiter.

I. Zur Entwicklung und Vitalität der Samen:

[1] John E. Kuser, Department of Horticulture and Forestry, Cook College, New Jersey Agricultural Experiment Station, Rutgers University, New Jersey: METASEQUOIA GLYPTOSTROBOIDES IN URBAN FORESTRY

[2] Zdeňka Procházková (2003): Tree seed testing in the Czech Republic. Forestry and Game Management Research Institute, Research Station Uherské Hradiště, 686 04 Kunovice, Czech Republic. In: Proceedings of the ISTA Forest Tree and Shrub Seed Committee Workshop, Prague - Průhonice, Czech Republic, October 20 – 22, 2003.

[3] D. George W. Edwards (2003): Kinetics of water absorption in fir seeds and some implications for tetrazolium tests and excising embryos. FTB Forest Tree Beginnings, Victoria, British Columbia, Canada. In: Proceedings of the ISTA Forest Tree and Shrub Seed Committee Workshop, Prague - Průhonice, Czech Republic, October 20 – 22, 2003.

[4] M. Gradečki, K. Poštenjak (2003): Germination of silver fir seeds (Abies alba Mill. ) from different seed stands in Croatia. Forest Research Institute, Jastrebarsko, Cvjetno naselje 41, 10450 Jastrebarsko, HR – Croatia. In: Proceedings of the ISTA Forest Tree and Shrub Seed Committee Workshop, Prague - Průhonice, Czech Republic, October 20 – 22, 2003.

abstracts: "Average values of germination energy and germination capacity were low. Average values of germination rate and germination capacity were 14.4 %, and 23.4 %, respectively. Average share of empty seed was 58.4 %. Increased share of empty seed directly influences diminished seed germination. The percentage of sick and rotten seed has significant impact on diminished seed germination and it is 9.7 % on average, for all plots, so the protection of seed from pathogenic fungi has to be intensified."

[5] Don Minore (1983): Western Redcedar. A Literature Review. Pacific Northwest Forest and Range Experiment Station. General Technical Report PNW-150.

[6] Dogra, Prem Dutt (1967): Seed sterility and disturbances in embryogeny in conifers with particular reference to seed testing and tree breeding in Pinaceae. Studia forestalia Suecica, ISSN 0039-3150 ; 45. Diss. Stockholm / Skogshögskolan. 97p.

[7] Kanak Sahai (2000): Late embryo mortality – A prime cause of seed sterility in some exotic pine species adapted in Kumaon Himalaya. Current Science, Vol 80, No 3.

[8] Sorensen, F.C. (1969): Embryonic genetic load in coastal Douglas-fir. American Naturalist 103:389-98.

[9] Kanak Sahai (2002): Quality analysis of seeds of Cupressus Linn. species for seed testing and plus tree selection. Dendrology. Vol. 47, Supplement: 101–104 (Eine sehr gelungene knappe Arbeit mit guten Zeichnungen.)

Gute Quellen-Sammlung bei Sorensen @ Forest Service Publications:
http://www.fs.fed.us/pnw/rmp/forest-genetics/publications/sorensen.shtml (http://www.fs.fed.us/pnw/rmp/forest-genetics/publications/sorensen.shtml)
Titel: Re: Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Beitrag von: Tuff am 25-Januar-2009, 00:55
Welche Faktoren führen zu 'tauben Samen' ? Die Frage ist wichtig, um entscheiden zu können, bei welchen Bäumen sich eine Samenernte lohnt.

Taube Samen im eigentlichen Sinne sind leere Samen (empty seeds) ohne Embryo. Leere Samen fand ich erwähnt für Douglasie [8] und weitere Pinaceen [2,3,4], Thuja plicata [5], Cupressus [9], sowie Metasequoia [1]. Der Anteil leerer Samen kann bei Pinaceen in der Größendordnung von 40-50% liegen [2][9].

Kuser [1] schreibt zu Metasequoia:
"Metasequoia's reproductive behavior is characterized by trees' attaining female before male sexual maturity. Usually macrosporangiate strobili (female conelets) are produced when trees are 30' - 50' high; in the absence of pollen, these mature into normal-appearing cones containing empty seeds. (...) Pollination appears to be relatively ineffective at distances of more than 100 meters, and inbreeding depression is evident in the poor seed germination and lower vigor of progeny from isolated trees (Kuser 1983)."

Als Ursache in Frage kommen einerseits eine mangelhafte Bestäubung, andererseits ein genetischer Mechanismus, der Samen, die aus Selbstbestäubung entstanden sind, in einem sehr frühen Stadium wieder absterben lässt: "As a rule embryo mortality is higher in the early embryo stage because embryo from selfpollination collapses at an early stage of development, due to increased homozygosity of recessive deleterious genes, as mentioned by Fowler, Koski, Bishir and Namkoong." [7, Refs siehe dort], vgl. [8,p391]

Außer dem Anteil leer (tauber) Samen gibt es auch einen Anteil toter, abgestorbener Samen. Die Ursachen für das Absterben in späteren Stadien sind nicht geklärt, können aber beispielsweise in ungünstigen Umwelteinflüssen liegen, oder genetisch bedingt sein. Die Mortalität gefüllt erscheinender Samen (mit entwickeltem Embry) liegt bei Pinaceen in der Größenordnung von 20% [2]. Daraus ergibt sich bei Pinaceen eine totale Keimrate in der Größenordnung von 30-40%.

Sahai [9] teilt embryonale Stadien bei Cupressus in 5 Klassen ein. Interessanterweise hat er ebenfalls mit einer toten, braunen Masse gefüllte Embryokammern beobachtet, die der Klasse der tauben Samen zugeordnet wurden. Der wahre Zustand dieser Samen wird durch einen Röntgenscan nicht offenbar, vermutlich sind auch Gewichtsunterschiede zu vitalen Samen sehr gering oder nicht vorhanden, Prognosen zur Keimfähigkeit können auf diese Weise erheblich erschwert werden. Die Ursachen für die Erscheinung sind ungeklärt.
Titel: Re: Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Beitrag von: Kiefernspezi am 24-Oktober-2012, 23:15
Hallo,

die Samengröße der Zapfen aus der Sierra unterscheidet sich nicht von der der hier ansässigen Bäume - ebensowenig im Durchschnitt wie die Größe der Zapfen.
Die Keimrate ist sehr unterschiedlich hier in Deutschland. In größeren Beständen wie im Arboretum Burgholz ist auch die Keimrate sehr hoch. Das lässt sich m.E. leicht dadurch erklären, dass mehr Samen fertil sind, da mehr Bäume Ihren Pollen abgeben, so dass die Wahrscheinlichkeit der Bestäubung der Zapfenblüte steigt.

Viele Grüße
Titel: Re: Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Beitrag von: Tuff am 26-Oktober-2012, 13:32
Andre, ist Dir bekannt, wie sich das mit nicht bestäubten Samen verhält ? Wachsen die ganz normal, nur stirbt das Gewebe dort wo sonst der Embryo wäre frühzeitig ab und wird dann krümelig-schwarz oder braun (derzeit meine Arbeitshypothese) ? Denn in der Literatur fand ich damals nur Hinweise auf 'taube = hohle' Samen, d.h. die sind wortwörtlich 'leer' und deutlich leichter. Weil das beim BM aber nicht der Fall ist, kann man gute und schlechte Samen nicht so einfach per Sinkprobe trennen.

Die Begründung mit der Bestäubungsrate entspricht ja auch der 'Lehrmeinung'. Aber ich hinterfrage Lehrmeinungen auch immer gerne. Der Bergmammutbaum jedenfalls gehörte wahrscheinlich nicht zu den Baumarten, die zu dieser Meinung geführt haben.

Bei Samen aus dem vergleichbaren Liliental im Kaiserstuhl konnte ich (in leider nur einmaligem Versuch, jedoch mit ein paar Dutzend Zapfen) keine signifikant bessere Keimrate feststellen. Daher wüsste ich es bei Burgholz gerne ganz genau ...  es wäre ein Detail von großer Bedeuetung. Wäre es Dir möglich, anzugeben, von wem Du die Burgholz- Information hast ?
Titel: Re: Zapfen sammeln - welche Bäume ?
Beitrag von: Kiefernspezi am 26-Oktober-2012, 17:03
Hallo,

qualifizierte Zahlen kann ich Dir nicht von Burgholz liefern. Das waren Selbstversuche.
Da Burgholz ein Versuchswald ist, müsste es aber die gewünschten Zahlen geben.

Wie das bei den Zypressen-Gewächsen mit den Nichtkeimungsfähigen Samen ist - keine Ahnung. Da hast Du mich auf etwas aufmerksam gemacht, worauf ich noch nicht geachtet habe.

Viele Grüße