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Mammutbäume (öffentlicher Bereich) => Wissenswertes & News => Experten- und Fachbeiträge => Thema gestartet von: Tuff am 18-August-2018, 19:15

Titel: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 18-August-2018, 19:15
Hallo,

Die diesjährige (2018) extreme Sommerdürre in Mittel- und Nordeuropa hat mich veranlasst, hierfür mal einen eigenen Thread zu eröffenen. Es soll aber insgesamt nicht nur um Dürrezeiten gehen - etwa ist auch Sturmfestigkeit ein zunehmende Herausforderung durch den Klimawandel.

Vieles wurde zur diesjährigen Dürre schon an anderer Stelle gesagt, ich werde versuchen im Laufe der Zeit das Wichtigste hier nochmal zusammenzustellen.

Klimawandel http://mbreg.de/forum/index.php/topic,1693.msg126486.0 (http://mbreg.de/forum/index.php/topic,1693.msg126486.0)

Wasserhaushalt http://mbreg.de/forum/index.php/topic,2691.msg126485.0 (http://mbreg.de/forum/index.php/topic,2691.msg126485.0)

(siehe jeweils vor allem die Beiträge im Jahr 2018)

Die meisten behandelten Aspekte sind sicher auf für Gärten verwertbar.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 18-August-2018, 19:28
Als erstes möchte ich mich dem Thema 'Anpflanzen' widmen.

Es gibt ein paar einfache Maßnahmen welche bereits in dieser Phase besonders wichtig sind.

Ich nenne mal ein paar Ideale, auch wenn diese bei waldbaulichen Größenordnungen selbstverständlich nicht realisierbar sind. Aber man sollte wenigstens wissen, was gut und was schlecht ist !

Es ist gerade im Hinblick auf Dürrezeiten besonders wichtig, tiefe und weitstreichende Wurzeln zu fördern. Wurzeln wachsen meistens in Stockwerken, man kann also beides gesondert fördern.

Die wichtigsten Maßnahmen hierfür sind:

1. Wurzelverdrehungen bei Topf- oder Ballenpflanzen auflösen und, wenn man es sich (etwa bei besonders wertvollen Einzelpflanzen) leisten kann, sogar kleine Kanäle graben und Wurzeln radial verlegen.

2. Bei steinigem Boden ein möglichst tiefes Loch ausschachten und versuchen mit der Brechtsange in die Tiefe Spalten aufzubrechen. In der Hoffnung daß wenigstens einzelne Wurzeln einen Weg hinunter finden. Auf flachgründigen Böden nicht tief einpflanzen, sondern im Gegenteil leicht erhöht auf einen Hügel - sonst müssen sich zu tief gesetzte Wurzeln später nach oben biegen, um an Regenwasser und Luft zu gelangen; was auf bei Sturm (auf Zug!) instabil ist. Den Hügel mit einer Auflage vor Austrocknen schützen. - Die Wurzeln müssen selber in die Tiefe finden. Sie sollten bei der Pflanzung seitwärts und leicht abwärts streichen.

3. Bei speziell wertvollen, jungen Bäumen, für die sich der Aufwand lohnt, in Dürrezeiten nur auf die richtige Weise Gießen:

Nicht direkt an den Stammfuß, sondern dort wo man die Wurzeln hinlenken möchte und mit jedem Jahr in größerem Abstand.

Meine extrem vereinfachte Faustregel ist: Gießen in Abstand Baumhöhe - und von dort nur in Richtung nach außen !

Entweder als 'Gießring' rundherum oder gezielt nur einzelne Himmelsrichtungen, die dann zu weiteren Feuchtevorkommen (Senken, Schatten) in der Entferung führen sollten. Die Haupt-Sturmrichtung sollte immer dabei sein (Bäume werden im Sturn nur auf Zug festgehalten) und die Schattenseite des Baumes ebenfalls, als natürlicher Feuchtespeicher bei starker Sonnenstrahlung.

Bei größeren Stammzahlen wird man diesen Aufwand natürlich nicht leisten können - aber wenn man hier als schon mal ausnahmsweise Wasser ausbringt, dann wenigstens nicht direkt auf die Pflanze.

(Interessant ist die Argumentation meiner Mutter: Sie gießt den ganzen Sommer hindurch im Garten und grundsätzlich immer auf den Punkt direkt in die Johannisbeer-Büsche hinein. Als Begründung führt sie an, sie habe mal einen ausgegraben und der hatte auch nur dort Wurzeln. Darüber muss man mal nachdenken....!)

Sollten Frühlings- und Sommerdürren die Regel werden, ist ein Pflanz-Zeitpunkt im Spätherbst vorzuziehen. Bei Laubbäumen idealerweise kurz vor Beginn der Herbstverfärbung - ausreichend feuchte Witterung vorausgesetzt - weil hier ein natürlicher Schwerpunkt des Wurzelwachstumes liegt. (Was übrigens der Grund dafür ist, daß Waldpilze vor allem im Herbst Fruchtkörper machen.)

Ist eine Herbst-Dürre zu befürchten, dann lieber erst im November.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 18-August-2018, 19:48
Ich hattee im Jahr 2005 bei der Erweiterung meines 'Eichen-Groves', in Umwandlung einer Mähwiese, das Risiko zunehmender Dürrezeiten noch nicht angemessen ernstgenommen.

Weil es aber eine steinige Kuppe ist, und weit weg von einer Wasserversorgung (und mein Ausfahr-Faß hatte ich damals noch nicht), habe ich dennoch ein paar geeignete Dinge unternommen. In erster Linie die Baumartenwahl: Als Hauptbaumarten Eßkastanie und Walnuss aus selbstgesammelten Samen von 'Wild- und Waldbäumen' vornehmlich aus höheren Lagen von Schwarzwald und Vogesen, denn ich möchte einen robusten und artenreichen Naturwald, keine Ernteplantage.

Mehr als ein karges Angießen war bei den ca. 100 extrem weitständig gepflanzten Jungpflanzen (30-50cm hoch) nicht möglich. Im selben Herbst der Pflanzunug gab es dann eine unerwartete Trockenheit. Die Spitzen der gepflanzten Maronenbäume sind fast alle vertrocknet.

Trockenstress direkt nach der Pflanzung ist eine sehr kritische Sache. Die Bäume haben sich aber im nächsten Frühling sehr vital regeneriert und wachsen seitdem ausgepsrochen problemlos - was mich von der Tauglichkeit dieser Baumart überzeugt hat. Die Walnüsse waren von der Trockenheit generell kaum beeindruckt ...

Eine Sache die ich vorab gemacht habe: Mit einem Pflug Rinnen gepflügt, damit Stark-Regenfälle nicht einfach abfließen. In die aufgeworfenen 'Wälle' (aus Grasnarbe) wurden dann die Bäumchen gepflanzt - also nicht direkt in die Rinne hinein. Das hat die Pflanzung sehr erleichtert (weil ich sonst mit der Spitzhacke Lächer in den flachgründigen, sehr steinigen Boden hacken müsste).
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 18-August-2018, 20:06
Wie bereits gesagt, hatte ich damals ausgeprägte Dürrezeiten noch gar nicht im Sinn. Heute bin ich aber froh, dort einiges ausprobiert zu haben, vom dem ich heute sagen kann, daß es funktioniert. (Dazu zählen auch partielle, massive Holzhäcksel-Auflagen, zu denen ich später noch kommen möchte.)

Einfach und billlig zu machen: Eine alte Badewanne aufstellen mit einer aufgelegten Platte, die das Regenwasser hineinleitet.

Der Hauptzweck bei mir bestand darin, nach Anschaffung eines 1000 Liter-Tanks (auf einie Karre montiert), durch den Wildzaun hindurch mit einem Rohr die Badewanne zu füllen, um dann Wasser für Neupflanzungen zur Verfügung zu haben. Welches ich dann einfach mit Eimern schöpfen konnte. So musste ich nicht auf der Fläche herumfahren. Nach dem Auffüllen wurden die neuen Pflanzen so einmal gründlich gewässert, und bevor ich wieder abfuhr, wurde die Wanne noch einmal gefüllt. Dieses Wasser konnte ich dann ein paar Tage später nochmal nachschieben, und brauchte dazu auch nur zu Fuß kommen.

Nach heftigen Regenfällen hat man in der Wanne immerhin genug Wasser, um ein paar einzelne Bäumchen vor dem Absterben zu retten oder um ein paar einzelne neu Gepflanzte anzugießen.

[ Apropos zu Fuß: Auf dem Fußmarsch dort hinauf habe ich im Sommer immer ein paar Wildstaudensamen abgegriffen, wie Schafgarbe, Johanniskraut, oder Fingerhut, und dann in der Fläche in die Ackerfurchen geworfen. So konnten sich diese Arten rasch auf der ehemaligen Mäh-Wiese ansiedeln. Im vorhandenen Gras wäre das nicht gelungen. Das ist ein weiterer Vorteil der Furchen, wenn man Interesse daran hat, die Artenvielfat und den ökologischen Wert zu erhöhen. ]
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 18-August-2018, 20:10
Wie schützt man einen Boden vor dem Austrocknen ?

Generell sind alle Maßnahmen geeignet, welche die Wasserspeicherkapazität erhöhen und den Boden vor direkter Sonnenstrahlung schützen.

In der Tiefe kann man aktiv die Humusanreicherung fördern, welche wiederum die Speicherkapazität erhöht und Wasser durch einen hohen Anteil von Mittelporen besser verfügbar macht. Darauf möchte ich später noch genauer eingehen.

Eine aufwändige Maßnahme wäre die Bedeckung mit mineralischen Stoffen (Schotter, Kies) welche einen effektiven Sonnenschutz darstellen. Dies wird wohl nur in den wenigsten Fällen möglich sein.

Auch die Bedeckung mit organischer Substanz ist geeignet, wenn sie mächtig genug ist. Im einfachsten Fall lässt man Schlagraum, der zB. auch beim Entbuschen anfällt, liegen. Es ist besser ihn dicht aufzuschichten, damit wenigstens diese Stellen effektiv geschützt sind, anstatt ihn locker zu verteilen, was bei einer Dürre/Hitzwelle keinen Effekt mehr hat.

Im Jahr 2014 vereinbarte ich mit einem Nachbarn, der seinen Betrieb als Baumfäller gerade begann aufzubauen, daß er seinen Grünschnitt entlang einer Außengrenze in meinem Laubwäldchen als Damm aufschichten kann.

Wenige Wochen später stieg er auf einen leistungsfähigen Häcksler um, und hatte nun fast keine Äste und dergleichen mehr; dafür aber große Mengen Hackgut (mit hohem Holzanteil) - wodurch sich für mich völlig neue Möglichkeiten ergaben. Für ihn war es günstig, seinen Abfall nicht auf eine Deponie fahren zu müssen. innerhalb von 2 Jahren konnte ich viele Dutzend Kubikmeter Häcksel flächig und  ökologisch verteilhaft verteilen. (Die Zufuhr wurde inzwischen aber sehr stark begrenzt - mittlerweile haben viele seiner Kunden den Wert des Rohstoffes erkannt und wollen ihn lieber vor Ort einsetzen, in ähnlicher Weise wie ich.)

Zuerst haben wir rings um die Fläche eine 'Fahrmatte' aufgeschüttet. Das hat gut funktioniert; es war aber klar daß man dort nicht mehr gut fahren kann, wenn die Verrottung fortschreitet. Aber ein de-facto Abstand zur güllegedüngten Wiese nebenan, welche noch zur selben Parzelle und damit mir gehört, erschien mir aber vorteilhaft. Diesen Streifen möchte ich auch als natürlichen Waldrand entwickeln - als ersten Schritt habe ich bereits Wildobstgehölze gepflanzt. Ich wollte das Einbringen in den Bestand aber generell auch nicht überstürzen und geeignete Stellen in Ruhe auswählen und vorbereiten.

Der Bauer muss auf diese ca. 4m Breite nun leider verzichten. Ich bin ihm aber mit meinem Projekt schon zu Beginn entgegengekommen, indem ich die Grenze als weiten, für ihn gut befahrbaren Bogen angelegt habe; er hat dort keinen rechten für die Maschinen "toten" Winkel mehr.  Für mich sehr aufwändig was den Wildzaunbau anging - es wurden mehr Pfähle notwendig, bei diesem Boden eine Plackerei. Ich erwähne dies nur um zu zeigen, daß bei Pflanzprojekten ein wenig vorausschauende Diplomatie nicht schaden kann.

Die Höhe der Aufschüttung sollte mindestens 20 cm betragen. Stellenweise mehr oder weniger - es kommt hier auf ein paar cm sicher nicht an.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 18-August-2018, 23:56
Planiert habe ich zuerst von Hand (ich entwickle gerade ein spezielles Werkzeug dafür); dann haben wir uns bei einem Nachbarn den Traktor mir Frontlader-Schaufel ausgeliehen. Aber in Bereichen mit besonders wertvollen Bäumen (ich habe in der Fläche sicher über 30 Gehölzarten angesiedelt), oder auch einfach wenn ich Zeit habe, planiere ich immer noch ausschließlich von Hand.

All das ist nicht optimal, und ich überlege immer wieder mal, wie der Gärtner seinen Anhänger relativ billig so umbauen kann, daß er beim Vorwärtsfahren gleich eine definierte Schicht abkippt. Diese modernen Anhänger sind aber zu großen Teilen aus Aluminium gebaut, und verkraften keine schweren Anbauten oder mechanische Belastung. Bisher haben wir keine realistische Möglichkeit gefunden.

Während zuerst nur Fahrmatten und ein paar baumfreie Bereiche bedeckt wurden, habe ich inzhwischen auch die besonders flachgründige trockene Kuppe 'freigegeben', hier wird das Material dann auch in den dort sehr dichten Bestand (weil viele Begleitgehälze) hinein gebracht. Das ist ebenfalls mit Handarbeit verbunden. Es ist aber nur eine kleine Fläche, und lässt sich als einmaliges Ereignis bewältigen. 

Die wesentliche Funktion der Auflagen ist der Schutz vor Dürre-Ereignissen wie in diesem Jahr (2018), und bin froh daß ich  rechtzeitig damit begonnen habe !

Die Humusanreicherung sollte es auch möglich machen, anspruchsvollere Geophyten wie Lärchensporn, Buschwindröschen, und Waldmeister anzusiedeln - etwas, das ich seit vielen Jahren schon versuche. Sie vertrockneten aber im Frühling immer wieder wegen zu geringer Humusauflage der neu angelegten Pionierwaldfläche.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 19-August-2018, 00:03
Die Bedeutung der Auflage sieht man dieser Tage auf der vorrangig bedeckten trockenen Kuppe recht gut. Die Bäume und Büsche dort sehen trotz Flachgründigkeit noch gut aus, während unbedeckte Bereiche stärkere Schäden aufweisen, selbst wenn sie einen tieferen, besseren Boden haben.

Die anfangs mittels Locheisen 40 cm tief gesteckten Weiden (Salix alba und fragilis, für die Rehböcke zum Verfegen, welche daraufhin die anderen Bäume tatsächlich in Ruhe ließen), sind ein besonders guter Indikator. Sie wuchsen viele Jahre lang (und zwar wider Erwarten) vital und üppig, und wurden inzwischen viele male auf den Stock gesetzt. Das Jahr 2018 hat ihnen aber dann doch den Garaus gemacht.

Bild 1: Vertrocknete Weiden in einem tiefer gelegenen Bereich mit besserem Boden. Rechts und im Hintergrund Walnussbäume.

Bild 2: Dieselbe Weidenart immerhin noch grün, hat sich später auch wieder erholt - auf der besonders trockenen Kuppe, im Bereich von 20 cm angerotteter Hackschnitzelauflage. Rechts die Krone einer Esskastanie, daneben eine noch sehr junge Roßkastanie.

Man vergleiche auch den Zustand der Bodenvegetation.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 19-August-2018, 00:25
So ein massiver Eingriff ist natürlich experimentell. Zum Beispiel die Frage, wie sich die Versauerung durch den gelegentlich hohen Nadel-Anteil auswirken wird. Oder wie schlimm der Effekt ist, geringere Niederschläge aufzusaugen bevor sie die Pflanzenwurzeln erreichen.

Ich habe das nun 4 Jahre lang beobachtet, und kann dazu bisher folgendes sagen:

Direkt drin in mächtigen Hackschnitzelauflagen stehen bei mir nur Esskastanien, Walnüsse, 1 Roßkastanie, und ein paar Wildbirnen. Diese Arten jedoch zeigen überhaupt keine nachteiligen Auswirkungen - im Gegenteil - und zwar selbst dort, wo die Auflage sich gerade erst zu zersetzen bginnt, was selber viel Wasser verbraucht. Aber zugleich wird das in den Schnitzeln enthaltene Wasser freigesetzt, und in der Tiefe war die Auflage bisher immer feucht, selbst bei trockenstem Wetter.

Für diesen Effekt ist wahrscheinlich eine Mächtigkeit von 20 - 30 cm notwendig. (Vorliegende, i.d.R. gärtnerische Erfahrungen mit Mulchen beziehen sich fast immer auf weniger als 10 cm, welche dann aber m.E. nicht vergleichbar sind.)

Ich bin auch der Ansicht, daß auf der umgewandelten Wiese, ehemals güllegedüngt, noch ein gewisser Stickstoffüberschuß vorhanden war (erkennbar auch an der Bodenvegetation). Die N-arme Auflage wird sich durch biologische Umwandlung und Durchmischung (Laubfall, Bodenvegetation, Wühlmäuse, Wildschweine) daher hoffentlich relativ schnell zu einem ausgewogenen C:N Verhältnis entwickeln.

Ein möglicher Risikofaktoer sind eingetragene neue Pilzarten. Beobachten konnte ich bisher nur Sapprophyten, die also Totholz und anderes organische Material zersetzen. Die einzigen Pilzarten um die ich mir Sorgen machen würde, sind der 'schwarze' Hallimasch, dann Heterobasidion und Schillerporling. Diese Arten kommen aber bei uns sowieso vor, und verbreiten sich durch ihre Sporen sehr weiträumig.

Da es sich oft um Häcksel aus Stadtbäumen handelt, besteht auch die Gefahr des Einschleppens von gefährlichen 'mikrobiologischen' Pilzen, etwa Rostpilzen, oder auch von invasiven Neophyten wie das Indische Springkraut oder der Japanknöterich. Diese Gefahr besteht aber leider in den meisten nicht allzu abgelegenen Gebieten Deutschlands sowieso. Das Springkraut etwa wird nicht nur durch Tiere mit Fell verbreitet, sondern weiträumig vor allem auch entlang der Waldwege durch Fahrzeuge, unter anderem der Jadg- und Forstwirtschaft ... und auch bezüglich der Mikrobiologie sind die alltäglichen menschlichen Aktivitäten in und um Waldgebiete bereits Ausbreitungsfaktior Nr. 1 - zB. Verbreitung aus nahen Siedlungen, durch Anschüttungen für den Wegebau, oder durch Baumarkt-Materialien zB. für den Zaunbau. m.E. kommt es auf eine Einbringung von Häcksel dann überhaupt nicht mehr an.
 
Neophyten zumindest kann ich auf meiner kleinen Fläche effektiv kontrollieren. Ich habe, nebenbei gesagt, in unserem Tal mehrere eingeschleppte Populationen des Indischen Springkrautes in jahrelanger Arbneit ausgerottet. Nur ein Aufschub ...

Bild 1: Esskastanie in 20cm Häcksel-Auflage. Der Altbestand dahinter aus Traubeneichen gehört nicht mehr zu meiner Fläche, er wurde vom Sommer 2018 sehr schwer getroffen. Hier werden in den nächsten Jahren viele Bäume absterben, vielleicht bis zur Auflösung des Bestandes.

Bild 2: Sapprophyt, eine Waldchampignon-Art. In den Schnitzeln tauchen immer wieder die abenteuerlichsten Pilze auf. Ich sehe das positiv - der Umbau zu Humus wird sehr beschleunigt, und es sind auch viele Mykorrhiza-Arten dabei. Übrigens kann so eine intensive Nutz-Pilzflora die Ansiedlung und Ausbreitung schädlicher Arten sogar eindämmen oder verhindern.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 19-August-2018, 00:52
Um noch einmal auf das Thema "Anpflanzen" zurückzukommen. Die wichtigste Entscheidung übehaupt unter Dürre-Bedingungen, ist wohl die der Baumarten.

Ich berichte jetzt mal nur über die Dürre-Toleranz einiger Gehölze, die ich in unserem Tal beobachtet habe.

Als sehr robust bei Trockenheit erwiesen sich bei mir die Arten Walnuss und Esskastanie, und bedingt auch die beiden einheimischen Eichenarten (welche als Jungbäume eventuell auch widerstandsfähiger als Altbäume sind). Zwar  konnte ich keinen klaren Unterschied zwischen Q. robur und petraea feststellen. Das dürfte aber auch standortbedingt sein: robur meistens auf frischen Standorten, petraea auf trockenen Kuppen. Dann nivelliert sich das.

Für mich erstaunlich waren auch meine paar Bergahörner; diese stehen anderereits in eher schattigsten Ecken. Hier in Bonn im Park sind ein paar große Bergahörne vertrocknet, ein paar andere sehen eher gut aus. Bei dieser Art, und den Eichen, mag es eine Rolle spielen, daß sie sehr wurzelintensiv sind und auch in die Tiefe gehen. Wenn sie also einen guten Standort haben, können sie den voll ausnutzen und dann in einer einzhelnen Dürre zunächst noch relativ gut durchhalten. Wiederholen sich die Dürren, werden sie aber wahrscheinlich doch noch in die Knie gezwungen.

Man schreibt eine diesbezügliche Robustheit auch der Roteiche zu; und natürlich könnte man auch die Robinie erwähnen - die man aber wegen ihres unermüdlichen Stockausschlages (wie die Kirschpflaume) eventuell nie wieder wegbekommt, wenn sie einmal Fuß gefaßt hat. Ich stehe der Roteiche zudem kritisch gegenüber, denn sie bedeckt den Waldboden sehr dicht (was jede Bodenflora massiv eindämmt) und bietet einheimischen Insekten - vor allem Falterarten  -  vermutlich keine Nahrung. Dasselbe gilt andererseits auch für die einheimische und sehr erwünschte Rotbuche ...

Im Park sehen auch die die großen Zedern gut aus - beide Arten, Himalaya- und Atlas. Libanonzeder dürfte erst recht dürretolerant sein.

Empfindlicher scheinen bei uns im Oberbergischen vor allem die Fichten, die aber dort, wo sie vertrocknen, oft auf sehr schlechtem Boden stehen, und welche im Unterschied zu anderen Koniferenarten die Hauptnahrung der hiesigen Boorkenkäfer (-Larven) sind. Lärchen scheinen wesentlich mehr mitzumachen, werden aber auch seltener von Käfern befallen.

Unter den Wildobst-Arten, welche zur Beimischung an Waldrändern geeignet sind, kann ich als sehr dürretolerant Birnen nennen, und die samenechte (quasi wilde) ur-einheimische Kirschpflaume Prunus cerasifera. Von letzterer gibt es eine rotblättrige Variante (aus Osteuropa) welche sich kronenmässig breit macht und jede Menge Wurzelschösslinge produziert. Sehr gute dunkelrote Früchte, aber schwer zu bändigen - also Vorsicht. Die andere, grünblättrige Variante macht ebenfalls sehr gute und große Früchte, gelb/rot, bleibt aber schmal und ist pflegeleichter.

Relativ schnell vertrockneten bei uns Birken, Vogelbeeren, Holunder.
 
Wir haben nahe des Dorfes noch eine andere, noch trockenenere Kuppe, voll in der Sonne, steiniger Boden, mit einem Streifen Bäume entlang der Straße, in dem gerade Exemplare aller Arten (einschliesslich Lärchen und Eichen) absterben. Dies als Kontrastbeispiel: Zuviel ist zuviel, egal welche Baumart.
Ein Nachbar hat genau hier vor einigen Jahren 12 kleine, selbst angezogene Bergmammutbäume gepflanzt. Da er sonst nicht wusste wohin damit, habe ich mich nicht eingemischt - es war für mich auch ein sehr gutes Experiment um die Grenzen dieser Art zu finden. Nach anfänglichen geringfügigen Ausfällen wuchsen sie für die krassen Umstände eigentlich erstaunlich gut. In diesem Jahr (2018, im Alter von 5 Jahren) sehen sie aber alle sehr schlecht aus, und ich denke daß mindestens die Hälfte ganz ausfallen werden. Ich werde dazu hier oder an anderer Stelle (http://mbreg.de/forum/index.php/topic,2691.msg126485.0) irgendwann mal mit mehr Fotos berichten.

In der Sierra Nevada in Kalifornien sind die Bergmammutbäume fast die einzige Art die derzeit NICHT ausfällt. Vor allem den Altbäume dort sagt man nach, daß sie übner die Jahrhunderte tief gelegene Wasservorräte erschließen konnten. So einfach ist das aber nicht. In meinem Sequoiadendron-Grove haben alle BM, von den frisch gepflanzten Söämlingen bis hin zu den nunmehr 15jährigen bereits recht anständigen Bäumen, diese Dürre bisher gut überstanden, sie legen dann lediglich nur deutlich weniger cm Trieblänge zu. In diesem Forum wurde das an vielen Stellen auch von anderen bestätigt. Sequoiadendron ist aus Kalifornien einiges gewöhnt und hat ganz sicher effektive Mechanismen zur Verhinderung der Verdunstung, wie das Schließen der Spaltöffnungen, und eine effektive Wachsschicht auf der Kutikula.

Foto 1: Abgestorbene Fichte, dahinter ebenfalls vertrocknete Lärche.
Foto 2: Einer der BM am Straßenrand welcher später abstarb. Andere, die überlebten, sahen aber auch zu dem Zeitpunkt noch gut aus !
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 19-August-2018, 17:57
Verwandte Themen:

Links zum Wasserhaushalt bei Mammutbäumen
http://mbreg.de/forum/index.php/topic,2691.msg126531.html#msg126531 (http://mbreg.de/forum/index.php/topic,2691.msg126531.html#msg126531)

Bodenverbesserung mit Kunststoff-Polymeren
http://mbreg.de/forum/index.php/topic,6855.0.html (http://mbreg.de/forum/index.php/topic,6855.0.html)

Dürre-Monitor Helmholtz
http://www.ufz.de/index.php?de=37937

Zur Situation der Sierra Groves in den USA:
Sequoia Workgroup 2013  http://climate.calcommons.org/aux/sscaw/ (http://climate.calcommons.org/aux/sscaw/)
Resources http://climate.calcommons.org/aux/sscaw/resources.htm (http://climate.calcommons.org/aux/sscaw/resources.htm)
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 26-August-2018, 00:49
Ich habe im Garten mal die 'Wasser-Akupunktur an neuralgischen Punkten' ausprobiert. Bin eigentlich recht zufrieden - man füllt eine Röhre bis oben auf (es dauert beim ersten mal sehr lange, weil der Boden drumherum sofort alles aufsaugt, wie ein Schwamm, unglaublich) und kann dann mit dem Schlauch schon mal weiterziehen.

Bei der Gelegenheit konnte ich auch feststellen, daß die ca. 5 Liter Regen, welche hier in den letzten 2 Tagen niedergingen, praktisch gar nicht richtig im Boden ankamen. Ich konnte jedenfalls keine Spur davon entdecken. Nur war die Erde in den obersten 3 cm lediglich 'nur' pfurztrocken; darunter dann krass staubtrocken und hart wie Stein, und zwar so tief wie ich graben konnte.

Da ich nicht viel Zeit habe (die Besuchstage hier sind immer sehr gefüllt), musste es schnell gehen. Nachdem ich die erste Röhre gelöchert hatte, war mir klar, daß das zu lange dauert und ich bin zu Schlitzen übergegangen. 2 Löcher bohren und den Streifen dann mit der Flex ausschneiden. 'Eingespannt' habe ich die Rohre übrigens in ein Stammstück, in welches ich mit der Motorsäge eine tiefe Rinne gesägt habe. So kann man sicher und (gegenüber einem Schraubstock) sehr schnell arbeiten.

Einen Hand-Erdbohrer konnte ich auf die Schnelle nicht auftreiben (muss wohl im Internet danach suchen, oder ihn selber bauen), daher habe ich behelfmässig einen Spaten umfunktioniert. Mit dem Tool ein Loch ausstechen geht ganz gut, aber man kommt nicht tief genug - wenn der Boden nicht zu hart ist, vielleicht 30 cm. Ich glaube inzwischen daß 40-50 cm iedal wären.

Ich erhoffe mir von den Schlitzen dass sie nicht so schnell verkleben bzw. zuwachsen.
Über den Winter werde ich die Röhren wegen Kaltluft und Frost verschliessen - mal sehen.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 26-August-2018, 00:49
Es geht mir hierbei um die Wurzeln von Gehölzen und Bäumen, nicht um Blumen und Stauden die sowieso nicht soviel Wasser brauchen, und bei denen es nicht schlimm ist wenn sie nur oberflächlich wurzeln. Meistens sind es eh nur Ein- oder Zweijährige.

Bei Bäumen muss das aber unbedingt vermieden werden, durch entsprechend angepasste Giessmethoden. Sonst zieht man Bäume heran, die extrem dürregefährdet sind.

Nach diesem allerersten Test würde ich sagen, die Röhre sollte so breit und so lang wie möglich sein. Es sieht zwar hässlich aus, wenn sie oben herausragt; aber absolut entscheidend ist daß sie so viel Wasser wie möglich aufnehmen kann. Die Schlitze lassen im Vergleich zu Löchern sehr viel Wasser durch; man sollte daher nicht zuviele machen - drei sollten genügen.

In diesem Beispiel geht es nicht um die Farne, sondern um die schöne alte Hängebirke darüber; und um die Azaleen.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 26-August-2018, 07:43
Moin Micha, hochinteressantes Projekt. Bin auf deine Erfahrungsberichte gespannt.

Was meinst du hiermit :


Bei Bäumen muss das aber unbedingt vermieden werden, durch entsprechend angepasste Giessmethoden. Sonst zieht man Bäume heran, die extrem dürregefährdet sind.

genau ?

Seltener aber durchdringender wässern als öfter und weniger ?

Gruß Berni
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 26-August-2018, 15:11
Berni, ich meinte: Bei einer augeprägten Dürre mit tiefgründig ausgetrocknetem Boden, muss das Wasser gezielt in die Tiefe gebracht werden. Wenn man das nicht hinbekommt, sondern nur auf die Oberfläche giesst, saugen die ersten paar cm des Oberbodens - im ausgetrockneten Zustand - schon 10 - 20 Liter / qm  allein für sich auf, und die Erde darunter bleibt knochentrocken.

Man beachte, worauf ich schon hinwies, daß der Boden auch in der Tiefe (derzeit sicher bis 1 m tief) vollkommen austrocknet wenn er in dieser Tiefe von 'aussaugenden' Gehölzwurzeln durchzogen wird. Grafiken der Bodenfeuchte (für die Landwirtschaft entworfen) gehen demgegenüber immer nur von oberflächennahen Graswurzeln aus, und suggerieren einen Stillstand der Feuchte in der Tiefe. Das darf man als Baumfreund auf keinen Fall zum Maßstab nehmen.

Nehmen wir mal an, ich möchte einen 20 Jahre alten Rhododendron gründlich wässern, dessen 'Krone' circa 4 qm überdeckt. Die meisten Wurzeln dürften dann rund um die Krone einen Streifen (der Länge 8m) von 2m Breite durchziehen, was grob eine Fläche von 16 qm ergibt. Wenn ich nicht sicher weiß, wo die Wurzeln genau sind, müsste ich dann die gesamte Fläche durchtränken. Wenn dann die ersten 10 - 20 Liter / qm schon mal nur vom Oberboden selber geschluckt werden, beginnt das eigentliche Wässern des Rhododendrons erst, nachdem ich 160 - 320 Liter vergossen habe - vorausgesetzt, dieses Wasser wird eingeträufelt so daß es nicht abfliest.

Das macht aber keiner .... Das wird der Grund gewesen sein, warum mir ein Rhodo (genau dieser Größe) trotz massivem Gießen noch eingegangen ist - das Wasser floß größtenteils ab oder wurde vom Oberboden aufgesaugt, und am Ende blieb für den Rhodo immer noch viel zu wenig übrig.

Ich fordere jeden, der seine Zweifel hat, auf an den Gießstellen mal 30-40cm tief aufzugraben, und zu schauen wie die Feuchte sich verteilt hat.

(Ich wiederhole, ich spreche hier von einem tiefgründig ausgetrockneten Boden den man als Notrettung versucht zu durchfeuchten. Wenn man aber seit dem Frühling sehr regelmässig alles gewässert hat, liegt dieser Zustand ja nicht mehr vor. Davon spreche ich hier aber nicht.)

Wenn man konsequent falsch bewässert, und nur die obersten 5 cm oder so durchfeuchtet (was für Erdbeeren und Salat ausreicht), dann werden die Gehölze reagieren und Wurzeln nach oben schicken, der Feuchte entgegen. Dort wird dann der neue Schwerpunkt der Wasserversorgung sein; während die Wurzeln in der Tiefe absterben.

So ein Gehölz ist dann darauf angewiesen, bei der leichtesten Trockenhzeit sofort gegossen zu werden, weil der nun wurzelreiche Oberboden im Sommer sehr schnell austrocknet.

(Es gibt so Spezialisten die jahrelang ihre Obstbäume giessen, aber immer nur oberflächlich und meist auch auf eine viel zu kleine Fläche, dann einen unpflanzen und dann mit großer Gewißheit versichern, daß diese Bäumchen in der Tiefe bzw. Ferne gar keine Wurzeln haben. Ich weiß dann nicht mal wie ich anfangen soll ihnen zu erklären, worin der Denkfehler liegt ... gegen 100% Erfahrung kann man einfach nicht ankommen.)
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 26-August-2018, 15:19
Um auf Deine Frage zu antworten, Berni: Bei einer extremen Dürre ist seltenes massives Gießen (eigentlich richtig) auf die Oberfläche nicht mehr ausreichend. Das Wasser fliesst auch erst recht ab, wenn der Oberboden inzwischen wieder ausgetrocknet ist.
Alternative 1: Sehr häufig aber immer nur zuwenig bringt gar nichts.
Alternative 2: Dann bliebe also nur noch sehr häufig und immer extrem viel.
Soviel Zeit, und soviel Wasser, hat aber normal keiner. Allenfalls mit einer intensiven wochanlangen non-stop Tropfbewässerung wäre das möglich, aber um den Preis einer sehr hohen Verdunstung -> extreme Wasserverschwendung.

Ich sehe keine andere Möglichkeit als das Wasser direkt in die Tiefe zu bringen. Meine Röhren sind bestimmt nicht die Antwort, wenn man größere Flächen hat, und genau darüber müssen wir nachdenken.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 26-August-2018, 17:32
Leider saugt das umgebene Erdreich viel Wasser weg, von den Pflanzen, welche ich bevorzugt wässere.
Ein Kubikmeter Leitungswasser kostet ungefähr 10 Euro.
Für 30 bis 40 Euro werde ich heute einigen Gewächsen das Leben retten müssen. Es hilft ja nix : Das Ersetzen neuer Pflanzen wäre viel teurer.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 26-August-2018, 19:45
Durch die Trockenheit haben sich Erdrisse aufgetan, wir haben lehmigen Sand, daher habe ich den Gartenschlauch in die Risse und diverse Mauselöcher gesteckt. Seit geraumer Zeit rinnt es hinein. Mehr kann man nicht tun (und auf Regen hoffen ).
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 26-August-2018, 22:56
Vor drei Monaten plante ich noch, als nächstes Dachrinnen an das Gartenhaus machen und im Winter das Wasser in das 1000 Liter Faß leiten. Im Sommer würde ich damit aber den Bäumen um das Gartenhaus das wenige Wasser, das überhaupt noch runterkommt, wegnehmen, daher würde ich die Zuleitung als Schlauch realisieren, und diesen dann über den Sommer im Wechsel an die verschiedenen Bäume legen.
Wenn allerdings im Sommer ein Starkregen bevorsteht, könnte ich das Dachwasser doch wieder ins Faß abzweigen.

Dann habe ich nachgedacht ... das Faß soll doch besser mobil bleiben, auf dem Anhänger gut befestigt. Warum muss es dann überhaupt im Garten stehen ? Dann kann ich es doch auch unten auf dem Hof stehenlassen und an die Dachrinne des Stalldaches anschliessen !

Da kommen doch ganz andere Größenordnungen bei raus. Da ist ein 1000 Liter-Faß nach einem einzigen kräftigen Regen schon voll.

Dann wäre es aber doch besser, das Dachwasser vom Stall in den großen Teich zu leiten. Der fasst einige Dutzend Kubikmeter. Da kann ich es dann ja bei Bedarf mindestens die Hälfte herauspumpen.
Leider ist der Teich aber kaum beschattet und verdunstet viel. Man muss an die Karpfen denken ...

Es war dann mein Bruder, der auf die alte Güllergube kam. Fassungsvermögen ca. 45 Kubikmeter. Und als wir hineinschauten, war die (Anfang August!) fast randvoll - weil an einer Seite zum Hang hin ein Riß ist durch den Grundwasser reinläuft. Wahrscheinlich brauche ich jetzt keine Dachrinnen mehr ...

Was ich damit sagen will: Wir haben es mit einem langfristigen Kampf gegen massive Dürren zu tun. Think big ! Und keine Angst. Es gibt viele Wege, Wasser in großen Mengen zu speichern (und zum Bewässern für Pflanzen reicht zb. auch Brauchwasser). Manches erfordert ein bißchen basteln, aber das macht doch eher Spaß, oder ?
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 17-September-2018, 21:58
Irgendwo im Wald frisch gepflanzt und kein Regen ? Und wenn dann nur wenige Liter ? Dann kann man einen Regenfänger (Zuleitung) an die kleine Pflanze anlegen.

Das sieht zwar meistens nach Müll aus; aber es ist ja nur temporär und eine Notmaßnahme. Natürlich kann man das nicht für hunderte von Pflanzen schaffen; aber wenn man geeignete Materialien hat, sind ein paar dutzend Pflanzen ohne weiteres machbar.

Irgendein Material welches das Regenwasser einer kleinen Fläche (in der Größenordung von 1-2 m²) auffängt und zur Pflanze hin leitet, findet sich ja oft auch wirklich als Abfall: Allte kaputte Dachpappe, eine kaputte Zelt-/Camping-/Plastikfolie,  ...

Wichtig ist, daß man nur eine 'unwichtige' Seite abdeckt, auf der das Bäumchen dann wegen der Abdeckung trockenfällt und erstmal kaum Wurzeln ausbildet. Wichtige Seiten sind: Gegen die Hauptsturmrichtungen (damit verankernde Zugwurzeln entstehen), und die Schattenseite, bzw. die Seite von der der Regen kommt; weil diese Seiten in Dürrezeiten am ehesten noch Bodenfeuchte haben. Oft bleibt nur eine Seite übrig und dort muß man etwas unterlegen, damit das Wasser ein Fließgefälle hat.

Es ist nur eine Kleinigkeit; aber ein wasserhungriger frisch gepflanzter Mammutbaum wird immer dankbar dafür sein; und diese Kleinigkeit kann (weitab von Bewässerungsmöglichkeiten) manchmal über Leben und Tod entscheiden.

Eine professionelle Konstruktion wäre eine Art umgekehrter Regenschirm, welcher das Wasser nicht nur sammelt, sondern auch in radialen ausstrahlenden Rinnen um den Baum herum verteilt, so daß seine Wurzeln sich diesen folgend über den bedeckten Bereich ausbreiten können. So ein Schirm, mit vielleicht 150cm Durchmesser, hätte zudem den nützlichen Effekt daß Rehe ihn vermutlich nicht betreten werden. Daher zugleich Verbiß- und Fegeschutz.

Allerdings funktioniert das im Winter unter einer Schneedecke nicht mehr. Hmpf ... :|

Hier hatte ich zufällig ein Stück gewelltes Plastik übrig. Eigentlich Müll :D Aber der nur 10 cm große BM am unteren Ende (rechts) steht unter Schirm im Schatten und hat es daher sowieso schon schwer. Daher habe ich ihm, als einzige Ausnahme in meinem Grove, diesen Regenfänger spendiert. Inzwischen habe ich ihn dort 2 Jahre kaum wachsen sehen und weiß, daß er dort wieder weg muß. Es war ein Experiment ...
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 19-September-2018, 18:37
Von den erwähnten 11 ca. 5jährigen BM welche ein Nachbar in einem Waldstreifen in Kuppenlage gepflanzt hat, sind tatsächlich 6 ganz vertrocknet, die anderen schwer geschädigt. Dort sind auch mindestens 60jährige (?) Fichten, Lärchen, und und Eichen vertrocknet. Ich hoffe die Eichen treiben wieder aus -- die Fichten und Lärchen sind aber sicher hin.

Meine eigenen Projektflächen sehen demgegenüber gut aus. Zwar weisen inzwischen auch einige Eßkastanien hängende Blätter auf. Ich arbeite dort aber bereits seit ~18 Jahren mit Schwerpunkt auf der Bodenverbesserung, und habe in den letzten Jahren auch explizit zugunsten des Wasserhaushaltes stark aufgelichtet. Auch einige schöne Altfichten des Mammutbaumgroves mussten dran glauben - ich hatte sie über die letzten 10 Jahren bereits geringelt, um die Nachbarbäume wasserstressmäßig zu entlasten, und um stehendes Totholz zu produzieren.

Gründlich (tief, breit) geringelte grüne Fichten brauchen in meinem Wäldchen oft 2-3 Jahre um dann plötzlich braun zu werden. Bisher dachte ich, es liegt einfach an den Reserven. Durch das Ringeln wird ja der Saftstrom zu den Wurzeln unterbrochen, welcher in den äußeren Schichten des Stammes lokalisiert ist. Der Wassertransport nach oben geschieht demgegenüber im Holz, weiter innen, und wird durch das Ringeln nicht wesentlich gestört. (Wenn man so tief einschneiden würde, würde der Baum bei der nächsten Windböe umbrechen.)

Interessant ist folgende Beobachtung bei zweien dieser geringelten Fichten: Jeweils der direkte Fichten-Nachbar (in diesen Fällen nur ca. 4m entfernt) starb nach diesen 2-3 Jahren gleichzeitig ab. Es kann eigentlich kaum an plötzlicher Sonneneinstrahlung gelegen haben, weil auch die braunen Nadeln noch Schatten liefern. Es gab auch keine Hinweise auf Käferbefall, und es waren auch keine weiteren Bäume betroffen.

Es sind in diesem Wäldchen auch generell keine Bäume durch die Dürre allein abgestroben oder braun geworden, -- nur die Geringelten. Ich arbeite dort wie gesagt schon seit vielen Jahren intensiv an der Humusverbersserung, und der Standort ist eher tiefgründiger Lehm.  Warum sollten aber auf einmal diese Nachbarbäume kollabieren ?

Daher tippe ich auf Wurzelfusionen: Nachdem beim geringelten Baum die Feinwurzeln aufgrund von Unterernährung abstarben, versuchte der Nachbarbaum den Wasserbedarf des 'angeschlossenen' Baumes mit zu decken. Selber schon im Wasserstreß, hat er sich dabei mächtig übernommen, und kollabierte ebenfalls.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 19-September-2018, 18:45
Ein paar Link zu Zeitungs-Artikeln:

Alternative Baumarten (ja, sogar der Bergmammutbaum)
https://www.wald-und-holz.nrw.de/aktuelle-meldungen/2018/zwischenbilanz-trockensommer-2018/ (https://www.wald-und-holz.nrw.de/aktuelle-meldungen/2018/zwischenbilanz-trockensommer-2018/)
https://www.wald-und-holz.nrw.de/wald-in-nrw/wald-und-klima/ (https://www.wald-und-holz.nrw.de/wald-in-nrw/wald-und-klima/)

Düüreschäden in deutschen Wäldern (Video, gibt aber nicht viel her)
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-433327.html (https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-433327.html)
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: PaddyPatrone am 19-September-2018, 20:36
Man braucht nur in irgendein Waldstück schauen, bei den Fichten sind dieses Jahr wirklich viele braun geworden und sterben ganz ab. Ist überall zu sehen.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 19-September-2018, 22:06
Bei einigen Bäumen, auch bei den Urweltmammutbäumen, bilden sich wieder grüne Triebe an den Astspitzen, obwohl so gut wie kein Niederschlag in den letzten Wochen zu verzeichnen war.
Ich stelle mal die These auf, daß sie aus der Not heraus Wurzeln in tiefere Erdschichten gebildet haben und an Wasser kommen. Meine Folgerung daraus wäre, daß in der Zukunft diese Bäume besser auf Trockenstress eingestellt sind und etwaige Trockenphasen besser bestehen können. Eichen scheinen das ja schon immer gekonnt ....

Trotzdem auf Regen hoffend,

Berni
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 20-September-2018, 00:24
Berni,

Wie alt / groß waren die UM von denen Du sprichst ? Noch sehr jung oder ?

Das ist beeindruckend .... kannst Du mal ein paar Fotos machen ? Für das globale Archiv, muss nicht unbedingt hier hochladen.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 20-September-2018, 14:51
@Paddy Man braucht nur in irgendein Waldstück schauen, bei den Fichten sind dieses Jahr wirklich viele braun geworden und sterben ganz ab. Ist überall zu sehen.

Ja, sehe ich auch überall; und als nächstes kommt dann der Käfer (https://www.wald-und-holz.nrw.de/aktuelle-meldungen/2018/fichte-in-nordrhein-westfalen-akut-durch-borkenkaefer-bedroht/).
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: heiquo am 21-September-2018, 16:55
Der Käfer ist schon da!!

Selbst in Ecken, wo nur ein 40x20m Fichtenwäldchen ist und sonst weit und breit nicht viel Fichte. Bei uns 200m vom Haus entfernt steht so ein Fichtenwäldchen auf der Südseite (was da eigentlich nicht hingehört, wg Trockenrasen und so). Alter ca. 35 Jahre. Trocken war die Ecke schon immer, da viel Kalkstein im Untergrund. War vorhin da, unten liegt alles voll mit Nadeln. 80% sind dies Jahr abgestorben und ich erkenne Spuren (Spechtschäden bzw. Rindenabwurf, der Buchdruck, Harzflecken) vom Borkenkäfer und seinen Genossen.

Fazit: Das Jahr 2018 wird einiges verändern....
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 21-September-2018, 20:17
Heiko,

Mit 35 Jahren kann man das Holz ja schon ernten.

Wobei, ein absterbender nicht standortgerechter Baumbestand ist ökologisch gesehen ja sogar ein Fortschritt, ein wertvolles Biotop nicht nur für Spechte, sondern auch für alle anderen Höhlenbrüter (vor allem Meisenarten, Kleber, Eulen) und für alle Insekten die von anhängigen Pilzflora (der Totholzzersetzer) leben.

Als Naturschützer sollte man wenigstens anteilig etwas Totholz stehenlassen. Ohne aktives Management würden sich dann auf Fichten-Rohhumus erstmal zB. Heidelbeere und andere niedrige Straucharten, und Pionierarten wie Vogelbeere, Birke, Salweide ansiedeln. Ginstersamen überdauern in der Samenbank des Bodens viele Jahrzehnte klang. Dazu kommen etwas später die Baumarten der Umgebung.

Normaler wäre bei uns aber natürlich eine Neubepflanzung, also selbst wenn man die toten Stämme stehenlässt: Auf trockenen Standorten zB. aus Traubeneichen, Esskastanien, Kiefern, Lärchen, vermutlich bevorzugt wird dann auch die Douglasie. Es ist für eine forstliche Unterpflanzung dann auch günstig wenn darüber so ein lockerer 'Totholz-Schirm' steht (auch wenn das hier wie Zynismus klingt); zB. für Beschattung und Windschutz. Wahrscheinlich sind die Stämme auch ein Nebelfänger (Interzeption) und verbessern daher die Wasseraufnahme des Bodens. Vorausgesetzt es gibt in Zukunft noch Nebel ...

Das Problem ist auf unerwartet trockenfallenden Standorten eigentlich weniger der wirtschaftliche Schaden, sondern daß man nicht damit gerechnet hat und jetzt davon überrascht wird. Sonst hätte man sich schon im Voraus dran gewöhnt so einen Bestand u.U. rasch abernten zu müssen, bzw. auch gleich andere Baumarten gepflanzt.

Damit muss man als Waldbesitzer eigentlich aber sowieso immer rechnen, wegen der unkalkulierbaren Stürme.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 22-September-2018, 11:08
Berni,

Wie alt / groß waren die UM von denen Du sprichst ? Noch sehr jung oder ?

Das ist beeindruckend .... kannst Du mal ein paar Fotos machen ? Für das globale Archiv, muss nicht unbedingt hier hochladen.

Moin Micha, die Fotos sind leider nicht hochauflösend gemacht. :-[
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 22-September-2018, 11:10
Der Meta war vor 3 Wochen noch komplett entlaubt. Der Katsura treibt schon seit 4 Wochen neu aus.
Entschuldigt die schlechte Bildqualität und bescheidene Fotografierkunst.

Gruß,
Berni
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 22-September-2018, 11:59
Metas sind echt eigenartige Bäume ... sie treiben im Herbst sowieso nochmal neue (dimorphe) Triebe, das ist mir schon häufiger aufgefallen. So richtig erklären konnte ich mir das nie.

Beim KM kann ich mir eine flexible Reaktion (Neuaustrieb) auf Katastrophen auch gut vorstellen. Aber KM ist ja anscheinend auch durch eine (begrenzte) Dürre schwer in die Knie zu zwingen. Da fehlen mir aus dem Gedächtnis erstmal die Beispiele.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 22-September-2018, 12:14
Zum Thema Wasserspeicherung fällt mir da noch was ein:

In meinem Grove hat sich in diesem trockenen Jahr das Sandrohr (https://de.wikipedia.org/wiki/Land-Reitgras) (Calamagrostis epigejos) gut behauptet und (nachdem es bereits auf dem Rückzug war) sogar wieder etwas ausgebreitet. Dieses Reitgras macht dicke Wurzelschichten, die in der forstlichen Lehre als verjüngungshemmend gelten.

Das kann ich so nicht bestätigen: In meiner Fläche war es ursprünglich die dominante Grasart; aber jedes Jahr fand ich dutzende neue Baumsämlinge vor. Diese wurden nur leider immer von Reh und Hase kleingehalten und mittelfristig vollständig vernichtet. Vielleicht liegt der hemmende Effekt vielmehr darin, daß das Wild sich gerne in diesen schilfähnlichen Flächen aufhält und dort dann rein optisch jeden Sämling leicht finden kann ?

Aber natürlich kann man eine einzelne Fläche nicht verallgemeinern. Es muss zB. erwähnt werden, daß meine Fläche früher für die Kühe der umliegenden Weiden geöffnet war. Es gab einfach keinen Grund sie auszuzäunen. Das Vieh frisst dieses Gras zwar kaum; aber durch den Vieh-Tritt mögen sich offene Stellen zur Baumansiedelung ergeben, die sonst nicht zu finden wären. Ich spreche hier von meiner Kindheit - damals war ich noch zu jung um so etwas zu beurteilen.

Oder es ist vom Bodentyp abhängig: Auf sandigen Böden mag die Wasserkonkurrez übermächtig sein. Bei mir (auf lehmiger Braunerde) scheint der wasserspeichernde Wurzelfilz jedoch im Gegenteil eine ausgleichende Wirkung zu haben. Gerade die Bergmammutbäume wuchsen von klein auf hervorragend darin. Auch die Kiefern, Vogelbeeren, und die gepflanzten Wildbirnen und Wildäpfel machen sich gut.

Vielleicht sind sie in der Lage, von der gespeicherten Feuchte zu profitieren ? Ein Ansatz zur Erklärung wären gemeinsame Mykorrhiza-Pilze der Gattung Glomus, über die BM sich an diesen Feuchte- und Nährstoffspeicher anschliessen könnten.
Dazu kommt ein deutlicher Windschutz-Effekt im Winter.

Das Sandrohr ist in den meisten Gebieten Deutschlands einheimisch, sieht m.E. sehr ästhetisch aus, und hat zumindest in meinem extrem Gras-artenreichen Grove nie alles andere plattgemacht, sondern sich über die letzten 50 (?) Jahre schön brav auf bestimmte Bereiche beschränkt. Ich würde empfehlen, es in BM-Flächen anzusiedeln, bzw. auch in periodisch trockenfallenden Anpflanzungen - allerdings vorsichtshalber nicht auf Sandböden und nicht in generell sehr trockenen Lagen.

Als Reaktion auf die sommerlichen Dürren hat sich in meinem Mammutbaumgrove übrigens in den letzten Jahren der schon immer überall in Flecken vorhandene Waldziest deutlich ausgebreitet. (Ich glaube zumindest es ist diese Art. Jedenfalls ist es nicht die hässliche Garten-Art. ) Sieht auch sehr hübsch aus. Diese Pflanzen haben eine strahlungsabweisende Behaarung und schützen den Boden bei ihrem dichten Auftreten sicher auch gut vor Verdunstung. Man bekommt ein Gefühl als ob diese relativ naturbelassene Fläche sich ganz von alleine an die neuen Umstände anpasst. Irgendwie scheint dort alles zueinander zu passen. Auch die Mammutbäume !
 
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 22-September-2018, 23:11
Mykorrhiza födern ist generell keine schlechte Idee, aber gegen Austrocknung gerade der Feinwurzeln vielleicht besonders wichtig. Das Geflecht aus feinen Fäden (die Hyphen) durchzieht den Boden um eine Wurzel wolkenartig, in Centimeter- bis Dezimeter-Ausdehnung welche der Pflanze zusätzliche Boden-Bereiche erschliesst. (Ich habe im Bild unten mal versucht, das bei einem Lärchenkeimling anzudeuten. Rosa = Baumwurzeln, hellgelb = Hyphen) Sie vernetzen sich auch mit den Hyphen benachbarter Wurzeln und Bäume.

Die Hyphen sind in der Lage, noch aus Mikroporen Wasser aufzunehmen, welche für die Feinwurzeln viel zu klein sind.

Wenn ein Boden ohne Mykorrhiza bezüglich seiner Wasserkapazität für Bäume wie ein Blähtongemisch wäre, dann machen die Mykos einen sehr saugfähigen feinen Schwamm daraus. Der Effekt ist enorm.

Es finden sich hundertfach Quellen im Internet, aber just to put some flesh to the bones ...

Soil moisture access by fungi

“Mycorrhizal fungi acquire water from pores too small for roots and root hairs to access, and at distances from roots and root hairs. When plants have used the moisture stored in the larger mesopores, the remaining soil moisture is either held very closely/strongly to the soil colloids, or is stored in the micropores of the soil.  Here it may be accessed by the hyphae of fungi (particularly mycorrhizal), and can be transported back to the plant roots by the hyphae which bridge across the now moisture deficient macropore gaps.
"

Quelle:
Kirrily Blomfield (Text mit Quellenangaben) (http://www.theconsciousfarmer.com/influencing-soil-pores-plant-available-water/)


Building Soil Fertility

"The fungi, called mycorrhizae, produce a water-insoluble protein known as glomalin, which catches and glues together particles of organic matter, plant cells, bacteria and other fungi (453 (https://www.sare.org/Learning-Center/Books/Managing-Cover-Crops-Profitably-3rd-Edition/Text-Version/Appendix-F#453)). Glomalin may be one of the most important substances in promoting and stabilizing soil aggregates. 
Most plant roots, not just those of cover crops, develop beneficial mycorrhizal relationships. The fungi send out rootlike extensions called hyphae, which take up water and soil nutrients to help feed plants. In low-phosphorus soils, for example, the hyphae can increase the amount of phosphorus that plants obtain. In return, the fungi receive energy in the form of sugars that plants produce in their leaves and send down to the roots. Growing a cover crop increases the abundance of mycorrhizal spores. Legumes in particular can contribute to mycorrhizal diversity and abundance, because their roots tend to develop large populations of these beneficial fungi."

Quelle: SARE-Artikel (https://www.sare.org/Learning-Center/Books/Managing-Cover-Crops-Profitably-3rd-Edition/Text-Version/Building-Soil-Fertility)


Creating drought-resistant soil

Dieser FAO-Artikel (http://www.fao.org/docrep/009/a0100e/a0100e08.htm) ist eine Breistseite welche die positiven Aspekte des Mulchens beleuchtet.

"In addition, although they do not live long and new ones replace them annually, the hyphae of actinomycetes and fungi play an important role in connecting soil particles (Castro Filho, Muzilli and Podanoschi, 1998). Gupta and Germida (1988) showed a reduction in soil macroaggregates correlated strongly with a decline in fungal hyphae after six years of continuous cultivation."

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Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 28-September-2018, 02:55
Rein zufällig bin ich in einem alten, für mich besonders interessanten Thread auf einen Beitrag gestossen, in welchem Chris hier etwas sehr treffendes (http://mbreg.de/forum/index.php/topic,2716.msg95617.html#msg95617) zur Klimasituation schrieb.

Damals habe ich das noch für leicht übertrieben gehalten, dachte, das wird schon nicht so schlimm werden .... heute kann ich alle genannten Punkte aus eigener Erfahrung bestätigen, auch was Buche und Eiche angeht.

(Sagt man heute noch "in welchem" ?)
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 28-September-2018, 03:30
Nachdem doch einige Gründe dafür sprechen, dass ein montanes Gebirgsklima mit viel Schnee und viel Sonne (wie in der Sierra Nevada) zumindest eine unter vielleicht mehreren optimalen Möglichkeiten ist, wäre es besonders interessant, mal ein paar BM-Gebirgsanpflanzungen der anfangs hier besprochenen Art anzuschauen.

Da gibt es natürlich die Schweizer Bäume. Aber Lukas Wieser hat, soweit ich mich erinnern kann, immer nur Einzelbäume genannt, oder kleine Gruppen in Parksituation - jedenfalls keine Wald-Pflanzungen ?
Ausnahme Ütliberg, und hier wäre ich auf die bisherigen Erfahrungen sehr gespannt.

Zweitens. Viele denken bei Waldbau an Anpflanzen. Lukas Wieser hat im Gebirge eine Pflanzung von Heistern oder Mega-Heistern empfohlen (bis 4m), das ist in der Praxis bei grösseren Zahlen wohl forstlich nicht mehr rentabel. Ich weise an der Stelle auch auf die oft suboptimalen Bodenverhältnisse hin. Ich habe selber als Praktikant tausende Bäume auf 1000 - 1200m im Schwarzald gepflanzt. Dort ein Pflanzloch zu schlagen, war selbt für diese relativ kleinen, radikal wurzelbeschnittenen Laubbäume (bis 180cm) nicht einfach, und nach 2 Jahren fand ich bei einem Check in der höchsten Fläche, ein steiler Hang, circa 50% vom lateralen Schneedruck umgeknickt und samt Wurzel herausgezogen vor. Lehrgeld ... Bei einer anderen, privatwirtschaftlichen Pflanzung auf vergleichbarer Höhenstufe haben wir 2m-Hainbuchen an massive Pfähle festgebunden, die mit Erdlochbohrgerät eingebracht wurden. Ein Wahnsinnsaufwand.

Aber das Thema lautet 'Waldbau' und nicht 'Holzproduktion', ich würde also auch Wälder ohne Produktionsziel mit einbeziehen (etwa Arboreten und Erholungswälder, sowie Schutz- und Naturschutzwälder) und für diese ist eine einmalige, grosse Investition mit dafür hoher Erfolgsrate vielleicht die bessere Strategie.
   
Drittens. Ich selber habe gleich zu Anfang das Stichwort 'Naturverjüngung' ins Spiel gebracht. Natürlich gibt es Waldbaumodelle, welche stark auf Naturverjüngung setzen (etwa Plenterwald und Femelbetrieb). Aber es muss klargestellt werden, dass, wenn man beim Bergamammutbaum Naturverjüngung ins Spiel bringt, die Anforderungen an das Biotop schlagartig unvergleichlich grösser werden, bis hin zum totalen Ausschluss von der Mehrzahl der vorgeschlagenen Standorte.

Daher sollten wir uns in diesem Thread vielleicht zunächst mal auf das Modell 'Anpflanzen' konzentrieren, vielleicht mit einer ergonomischen Anpflanzungsgrösse von 50-100cm als Standard, was bezüglich Klima, und auch menschlicher Arbeit, schon anspruchsvoll genug ist finde ich. (Wer schon mal in steilen Hängen arbeitet wird wissen was ich meine.)

Grössere Pflanzen sind wahrscheinlich immer besser, aber einen Standort der nur bei 4m Pflanzgrösse funktioniert fände ich irgendwie zweifelhaft.
(Ich pflanze übrigens seit ca. 15 Jahren BM mit 5-10 cm Grösse in meinen Grove aus, extra um zu sehen worauf es ankommt.)

Also ... wo sind nun die Gebirgswälder ? Ich hoffe es finden sich doch irgendwo welche, in den Alpen, oder anderen Gebirgen Europas ? Im Schwarzwald sind mir leider keine bekannt. Die Anpflanzungen von Förster Nimsch befinden sich leider nur auf ca. 500m üNN.

Einer weiterer Grund (neben der mühseligen Bestandes-Begründung), warum man im Gebirge mit Experimenten vorsichtig ist, ist vieleicht auch der, daß der Landschaftschutz (aka einheimische Vegetation) doch sehr ernst genommen wird.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Michael D. am 28-September-2018, 08:12
Hallo,Tuff !

Ich hatte in den letzten Jahren auch schon mal darüber nachgedacht.Ich denke,daß das eine gute Idee wäre,BM´s im Gebirge anzupflanzen.Sie hätten genug Masse,wenn sie erst mal größer sind,um z.B. der Lawinengefahr entgegenzuwirken.
Interessant wäre auch mal ein Aussaatversuch,da es dort nicht so viel Graskonkurrenz gibt.Denn wo sind die wenigen bisher bekannten erfolgreichen Selbstaussaaten erfolgt ? Zum Beispiel bei Lukas in der gekiesten Fläche um Baum und Garage...
Nur : Wer soll das machen und betreuen ?

Gebirgige Grüße ! Michael
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 27-April-2019, 20:30
Das passt auch hier hin :

http://mbreg.de/forum/index.php/topic,2691.75.html
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 01-Juli-2019, 23:52
Um mal an meine Experimente zur tiefgründigen Bewässerung (http://mbreg.de/forum/index.php/topic,10875.msg126583.html#msg126583) größerer oder entfernter Pflanzungen, die man zeitlich nur in großen Abständen betreuen kann, anzuknüpfen.

Ausgangslage war das Problem, daß tiefgründig trockengefallener Boden einerseits große Wassermengen braucht; andererseits diese aber nur extrem langsam aufnehmen kann. Wenn man an einem Tag ein paar tausend Liter ausfahren will, kann man dann nicht an jedem Haltepunkt ewig rumstehen und mit dem dünnen Gartenschlauch wässern.

Mein landwirtschaftliches 1000 L Standard-Faß hat einen selbstgebauten 35 mm Anschluß (Innendurchmesser), an dem ich einen ebensogroßen Schlauch von 10m Länge angeschlossen habe. Für das Maß gibts in jedem Baumarkt passende Feuerwehr-Kupplungen, auch als Adpater an kleinere Durchmesser; so kann ich im Garten dann am Ende der 10m  auch noch einen 50m langen Gartenschlauch (bei mir, die breiteste Variante) anschließen.

Ich hatte für die 10m zuerst den billigen und leichten Spiralschlauch ausprobiert, aber der bekam im Gelände mit Steinen und Brombeeren sehr schnell Risse. Er verträgt auch die Zugkräfte am Faß-Anschluß nicht gut. Nun habe ich also die teuere Gummi-Geflecht-Variante, sehr schwer und unhandlich - mehr als 10m kann man kaum händeln, und die Kupplungen muss man mit Kraft verdrehen bevor man sie verbindet, sonst drehen sie wieder raus.
Aber dafür unverwüstlich.

Übrigens muss man alle in den Schlauch reingedrehten Kupplungen mit starken Schlauchschellen zusätzlich sichern. Auch und vor allem am Faß-Anschluß; dort wirken generell sehr starke Zug- und DrehKräfte. Ich habe dort eine zusätzliche Unterfütterung / Stütze angeschraubt, und die Belastungen abzupuffern,  und dann ein 1m-Stück abngetrennt und als weitgeren Puffer / Adapter angesetzt. So kann ich nun auch den schweren und unflexiblen 10m Schlauch aufrollen, ohne den Anschluß massiv zu belasten. Der Schlauch wird dann zum Transport am Faß aufgehängt.

Jedenfalls ist der 35 mm Durchmesser meine Ansicht nach das Minimum, um effektiv größere Mengen in vertretbarer Zeit zu gießen. Das Wasser läuft aus dem Faß (ohne Pumpe) mit nur geringem Druck, soviel ist es also auch wieder nicht. Ich würde gerne  noch eine Nummer größer haben, aber das wäre dann einfach zu teuer. 35mm ist ein Standard-Massenprodukt und es gibt jede Menge Anschlüsse und Verbindungsteile dafür im Baumarkt.

Als Beispiel seien hier große Rhododendren genannt (ca. 50 Jahre, ca. 4m hoch und ebenso breit) von denen jeder nach totalem Austrocknen des Bodens ein paar hundert Liter aufs mal schluckt. Ideal wären ca. 300 Liter am ersten Tag, zum reinen Durchfeuchten der obersten Erdschichten -- die Pflanze bekommt hiervon nur sehr wenig ab; und dann nochmal 300-400 Liter am nächsten Tag speziell für die Wurzeln in der Tiefe. Da steht man auch mit dem großen Schlauch noch ein paar Minuten rum. Eigentlich sind diese Minuten aber bereits zuviel, wenn man an einem Nachmittag / Abend noch viele male mit dem Faß rausfahren möchte.

Jetzt kommt das eingangs genannte Problem ins Spiel: Die Erde kann diese Wasserflut gar nicht aufnehmen, und es fließt oberirdisch sonstwohin.

Nun könnte man theoretisch am Faß einen Verteiler anbringen, von dem 10 lange Gartenschläuche abgehen, die man dann draußen im Feld an 10 Bäume anlegt. Dann aufdrehen, und sich für eine halbe Stunde irgendwie anders beschäftigen ... Das ist aber erstens aufwändig zu managen (Schläuche jedesmal aus- und wieder einrollen), zweitens relativ teuer, und drittens immer noch zuviel Wasser auf einmal. Und Faß und Traktor stehen in der Zeit auch nur rum, man kann nicht schon mal weiterfahren.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 02-Juli-2019, 00:09
Heute hatte ich eine bessere Idee, vielleicht eher was für einen relativ großen Garten (nicht für Waldpflanzungen), jedenfalls wenn man bereit ist nochmal 50-100 Euro draufzulegen.

Drauf gebracht hat mich ein kaputter 90 Liter Mörtelkübel. Den hatte ich, zusammen mit ein paar Kübelkumpels, im Garten aufgestellt und mit dem Faß (dicker Schlauch!) im Nullkommanix aufgefüllt, um später mit der Gießkanne Feinarbeiten zu erledigen.
Dann erst bemerkt, daß er unten einen Riß hat, aus dem nun ein feiner Strahl Wasser kam.

Das ist nun aber genau das, was ich brauche: Eine große Menge schnell aufgefüllt, welche dann in geringer Dosis langsam versickert - ohne davonzufließen.

Ich werde morgen also diesem Kübel am unteren Rand noch ein paar weitere, *sehr kleine* Löcher verpassen. Und noch ein paar Kübel mehr kaufen und in derselben Weise 'kaputtmachen'.

An besonders großen und wasserhungrigen Pflanzen (wie besagte Rhododendren) kann man dann auch 2 Kübel aufstellen.

Das schöne daran ist, daß man die Kübel an beliebigen Stellen aufstellen, sie jederzeit nach Bedarf umsetzen, und im Herbst auch einfach wieder wegäumen kann.

Mit dem 35 mm Schlauch ist so ein Kübel in ungefähr 30 Sekunden voll. Danach versickert er das Wasser in sagen wir mal 30 Minuten, und zwar rundherum aus sagen wir mal  4 Löchern. (Muss dazu erstmal ein paar Tests machen.) Das müsste dann langsam genug sein, daß das Wasser an Ort und Stelle einsickert.

Und selbst wenn ich die Verlängerung benutze, also den Gartenschlauch, um nicht soviel rumgurken zu müssen, kann ich den Schlauch dann in einen Bottich stecken (mit Gewicht) und in den paar Minuten des Auffüllens wenigstens schon mal Unkraut rupfen oder weiter Hackschnitzel fahren oder irgendwas anderes Sinnvolles tun.
Oder chatten :D
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 03-Juli-2019, 02:03
Habe 2mm und 4mm Lochdurchmesser ausprobiert. 4mm ist ok aber es fliesst doch schon etwas zu schnell (d.h. versickert nicht vollständig). 2mm scheinen mir etwas zu eng, Verstopfungsgefahr. Ich würde daher 3mm empfehlen. Eine Zeit konnte ich nicht nehmen, dazu hatte ich keine Zeit :D aber ich schätze daß ein 90 Liter Kübel mit 3mm Löchern in 30 Minuten leer wird.
Ich habe die Löcher seitlich am Rand direkt über dem Boden angebracht, damit man von außen sieht wie es läuft (und direkt durch den Unterboden Boden könnte der Abfluß auch blockiert sein) und den Kübel am Hang optimal ausrichten kann.

Im Ergebnis hat sich der Versickerungskübel bewährt. Entweder er ist praktisch sofort voll (mit dem 35 mm Schlauch) und man kann wieder gehen; oder man hat ein paar Minuten Zeit (wenn mit Gartenschlauch befüllt), in denen man was anderes machen kann.

Zb. hatte ich am Vorabend bereits überall Kübel ohne Löcher deponiert und gefüllt, aus denen ich nun mit der Gießkanne diejenigen Pflanzen gießen konnte, welche anders schwierig zu erreichen sind. Oder man setzt schon mal inzwischen leer gewordene Versickerungskübel um. Oder rupft in Gottes Namen eben mal etwas Unkraut, oder erntet ein paar Erdbeeren.

So wird die Zeit nutzbringend ausgefüllt und man steht praktisch nie nur herum uns sieht zu wie das Wassser läuft ...

Wenn ich irgendwann doch noch rausfahren muss zu meinen Pflanzungen (insbesondere zur Wildhecke in der noch viele frisch gepflanzte Obstbäume stehen) werde ich selbstverständlich mein gesamtes Set Kübel mitnehmen. Dann kann ich diese mit dem 35 mm Schlauch auffüllen und nach kürzester Zeit schon wieder nach Hause fahren. Es wird wesentlich schneller gehen als letztes Jahr !
Zwar muss ich die Kübel dann irgendwann wieder einsammeln. Aber das geht auch schnell, und ist eben der Preis den man zahlen muss.

Nachtrag Juli 2020: 

(1) Auch das Auslegen einer großen Anzahl hat sich bewährt.

(2) Für das Auffüllen mit dem 35mm Schlauch, allein mit dem Gefälle-Druck des vollen 1000 Liter-Tanks auf der Karre, habe ich hier ein Beispiel, noch mit 4 mm Löchern, entsprechend 30 Minuten bis es leer ist. (https://www.aahso.net/xc/index.php/s/FFSoKFTpLeEnwxd)
   
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bakersfield am 03-Juli-2019, 18:29
Top Idee mit den Kübeln, Tuff!... 8) :o
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 03-Juli-2019, 23:10
Habe in den vorigen Beiträgen nachträglich ein paar Bilder eingefügt.

Hier noch welche zur Ausrüstung ...

Das 1000 Liter Faß, den Anschluß für den 35mm Schlauch haben wir (d.h. mein Bruder und ich) in den Schraubdeckel des Ausfluß-Stutzens eingebaut. Zusätzliche Sicherung mit 2 Schlauchschellen. Das ist alles aus PLastik bzw. Gummi und weicht bei heißen Temperaturen alles etwas auf, daher habe ich den Schlauch noch mit einer angeschraubtem Holzstütze 'unterfüttert' und das 1m Adapterstück eingeführt. (Oder vielleicht sind auch 1,50 m, nie gemessen.) So kann man den nur mit Kraft biegsamen Schlauch vor dem Aus- und Aufrollen erstmal abkoppeln -> der Anschluß wird nicht belastet.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 03-Juli-2019, 23:15
Das Faß wird vorne mit einer Sicherungskette am Eisenrahmen der Karre festgespannt. (Links und rechts in den Ecken des Bildes). Seitlich und gegen Verrutschen nach vorne durch verklemmte dicke Holzbohlen gesichtert.

Der schräge Winkel der Neigung war ein guter Härtetest ... hier auf dem Bild ist es schon halb leer, aber reingefahren bin ich mit randvollem Faß. Es hat sich jedoch rein gar nichts verschoben. (Als ich das nach dem Absteigen genauer sah wurde mir aber schon etwas mulmig...ich denke weiter sollte man auch nicht gehen.)

Jetzt wo ich das Foto sehe, denke ich, morgen muss ich mal den Reifendruck vorne checken  ;D
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 12-Juli-2019, 22:18
Mein System gegen die bei uns vermutlich jetzt reguläre Sommerdürre sind dicke Hackschnitzelschichten, die über den Winter von viel Wasser durchdrungen werden müssen -- im Sommer reicht der Regen dazu normalerweise bei uns lange nicht. Das heißt, es funktioniert nur bei ausreichenden Winter-Niederschlägen.

Die mindestens 20cm (Aufschütthöhe) dicken Schichten erhalten die Winterfeuchte auch im Boden darunter bis weit in den Sommer hinein.

Das braucht auf größeren Flächen natürlich ein paar Jahre zum Aufbau. Gut daß ich vor 4 Jahren bereits begonnen habe. Der Baumfäller hat seitdem kostenfrei an die 100 Kubikmeter in mein Wäldchen gebracht, und mindestens 50 in den Garten.
Ich debnke diesen 'Deal' kann man mit Baumfällern überall machen, die müssen ja sonst für die Deponie noch extra zahlen, und haben u.U. eine weite Anfahrt.

Ich kann mir vorstellen, daß die Forstverwaltungn das Verfahren ebenfalls gerade erkunden ... und ich meine nicht, den Schlagraum vor Ort häckseln - das ist sowieso selbstverständlich. Sondern, eventuell sogar unter Verzicht auf Verkaufserlöse (bei anderweitiger Nutzung zB. zur Energieerzeugung),  zusätzlich Holzhäcksel von anderen Flächen in einen gefährdeten Bestand bringen.

Bildanhang: Planierrechen-Prototyp

Man kann, je nach Beschaffenheit des Häcksels, die Seite wechseln mit der man arbeitet. Der Planierschild ist einfach an einen (kräftigen) Rechen aus dem Baumarkt angeschraubt. Aufgrund des hohen Gewichts hackt man nicht, sondern wirft das Teil lediglich nach vorne und zieht es dann zu sich hin. Schieben geht auch. Man beachte die Verstärkung am Stiel, der Originalrechen war hier zu schwach. Es fehlen noch jeweils 1 Paar extra überlange Zugzinken auf jeder Seite (als durchgehende, angefeilte Metallbänder geplant) welche das Teil beim Heranholen leicht in das Material hineinziehen.

Die Maße sind nicht ideal, es ist eben nur ein Prototyp. Vor allem sind die Rechenzinken viel zu eng und zu kurz. Ist vermutlich besser hier keinen vorhandenen Rechen zu nehmen, sondern das auch selber zu bauen, dann vielleicht einfach alles aus einem Guß. - Der Protoyp funktioniert aber auch so schon deutlich besser als alles andere was ich zur Verfügung habe. (Außer den Maschinen natürlich.)

Update: Hier der fertige Prototyp! (http://mbreg.de/forum/index.php/topic,10875.msg130991.html#msg130991)
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: derTim am 15-Juli-2019, 04:21

Hallo Tuff,
Holschnitzel helfen bestimmt gut, ich habe um meinen BM auch gemulcht, aber ist es nicht gefährlich in einem trockenem Wald, Holzschnitzel zu verteilen?
Denke da an Waldbrand, da ist das bestimmt ein prima Brandbeschleuniger.
BM Rindenmulch in den Mengen wäre vielleicht gut, aber woher soll man das bekommen? ;-)



Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 15-Juli-2019, 18:39
Tim,

Das ist ein sehr wichtiger Aspekt, den ich mal versuche systematisch zu beantworten:

Zunächst zur Qualität der Häckselmasse, welche eine wichtige Rolle spielt, und bei der Gelegenheit noch ein Ausflug ins Thema Versauerung.

(1) Holzschnitzel sind kein Rindenmulch

Der Baumfäller häckselt ganze Bäume, also inklusive Nadeln / Laubblättern. Die Anteile sind Holz, Blätter, Nadeln.

Rindenmulch wird anteilig meist aus Nadelbäumen hergestellt, und versauert sehr stark beim Verrotten. Von Laubbäumen fällt wahrscheinlich viel weniger an (auch weil die Hauptbaumart Buche eine zu dünne Rinde hat). Bei Laubhäcksel wäre die Versauerung wesentlich geringer.

Bei einem Nadelbaum verrottet auch das Gesamthäcksel bei hohem Anteil von Nadeln und Rinde 'sauer'. Das nehme ich in Kauf, weil ich was besseres nicht zur Hand habe.

Oft wird von Stadt-Baumfällern das Stammholz als Stückgut abtransportiert. Dann kann der Nadel- oder Laubanteil des restlichen Häcksel vergleichsweise hoch sein. Also verrottet es manchmal besonders sauer, manchmal auch nicht. Die Qualität ist bei mir jedesmal anders.

(2) Zersetzung und pH

Zunächst gibt es, nach dem Auftragen, über die ersten 3 Jahre immer eine massive "Pilzblüte" aus vielen verschiedenen Totholz- und Mullpilzen, welche den Abbau stark beschleunigt. Meine Häckselschichten sind in dieser Phase so mächtig von dichtem Pilzgeflecht durchzogen, daß sie eher weiß als dunkel sind. Das ist gut, denn die Pilzsubstanz ist weniger sauer, speichert Wasser, und verrottet ihrerseits dann sehr schnell zu gutem Humus. (Die Baumwurzeln bleiben von diesen Pilzen anscheinend unberührt - und auch neu ausgepflanzte Apfel- und Kirschpflaumen-Sämlinge gedeihen bei mir hervorragend im 'Pilzhumus'.)

In dieser Zeit, und auch später, nachdem das Zeug verrottet ist, wird es jedes Jahr im Herbst von den eher "nicht-sauren" Laubblättern der angepflanzten Bäume eingedeckt, und immer wieder durchwühlt und durchmischt von Wühlmäusen und Wildschweinen (bei denen sind die Mullschichten besonders beliebt).
Säuren werden so schneller abgebaut, der pH steigt wieder.

Als nächstes dringen Bodenpflanzen vor, oft solche die sich lateral sehr rasch mit Ausläufern ausbreiten, zB. Brennesseln, Galium-Arten, auch Himbeeren. Die fördern weiterhin die Umwandlung zu echtem Boden.  Der pH wird sich irgendwann wieder auf normalen Werten einpegeln. Bei mir rechne ich mit circa 10 Jahren, bis ein für meinen Standort typischer Wert von rund 5 erreicht ist. (Im Unterboden, als ehemalige gedüngte Wiese, dürfte der pH generell deutlich höher sein.)

(3) Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis (C:N)

Stickstoff ist heutzutage eigentlich - leider - kein Problem mehr. Es kommt jede Menge aus der Luft, durch Autoabgase und durch das intensive Güllen der Felder und Wiesen. Bei einem eigentlich flächenhaften Überschuß in den meisten Regionen Deutschlands, bewirkt die Bodenneubildung aus relativ stickstoffarmem Häcksel dann sogar noch eine Verbesserung der Überdüngungs-Situation.
Ich habe auch mal testweise an einer Stelle Lupinen eingesät, zur Verbesserung des C:N Verhältnisses.

Gesamtbaum-Häcksel produziert jedes Baumfäll-Unternehmen, welches Schwierigkeitsfällungen in den Städten macht. Das Gemisch kann man nicht als Holzchips für den Ofen vermarkten. Meistens bringen sie es auf die Deponie, kostenpflichtig.

(4) Brandgefahr: Fremdentzündung

Frisches Holz brennt nicht - das Gesamthäcksel enthält,  als Saft in den Zellen, normalerweise sehr viel Wasser. Beim Verrotten wird es daher erstmal feuchter. Außerdem speichert es bei asusreichend dicker Schicht auch das Regenwasser, vor allem über den Winter wenn es ganz durchdrungen wird. Nur ausnahmsweise kann der der Holzanteil sehr hoch sein und wenn so etwas im Sommer in einer Trockenphase erzeugt und in der vollen Sonne abgekippt wird, trocknet das Häcksel sehr schnell aus, und würde dann auch brennen.

Wenn man Gesamthäcksel flächenhaft im Wald ausbringt, wäre vor allem ein langsam fortschreitender Schwelbrand denkbar. Auch Torf brennt in den Mooren so ab. Die Hitze trocknet die angrenzenden Bereiche aus und so schreitet der Brand auch ohne Wind langsam voran.

Ein Schwelbrand setzt zur Entzündung zunächst mal trockene Bedingungen voraus, und dann ein Ereignis wie zB. Blitzschlag oder Brandstiftung - zur Alterntaive Selbstentzündung komme ich noch -, bei denen (unter trockenen Bedingungen) der Wald sowieso brennt; und dann kommt es auf die Schnitzel eher nicht mehr an. Sie würden bei Windböen das Feuer aber schlimmer machen, und es wäre aufwändiger zu löschen (man braucht mehr Wasser).

Man löscht aber einen flächigen Waldbrand sowieso nicht flächig, schon gar nicht bei Wind - das ist hoffmnungslos. Sondern stoppt das Feuer durch Feuerschneisen, die man zB. stark bewässert oder mit schweren Maschinen abräumt. Die bereits brennenden Bereiche werden normalerweise einfach aufgegeben - es sei denn man muss die Schneise unbedingt direkt dort anlegen, wo es bereits brennt, oder ein Haus o.ä. schützen.

Solche feuertechnisch wichtigen oder sensiblen Bereiche sollte man daher vorausschauend identifizieren, und nicht "verschnitzeln".

Wir werden uns in Deutschland unter der Prämisse regulärer Dürresommer sowieso an systematische Feuerschneisen und generell an ein Feuer-Management gewöhnen müssen (also zB. Dinge wie Feuerpläne die zeigen wo man wie anfängt, oder ob überhaupt;  Zufahrtmöglichkeiten für Lösch- und Räumfahrzeuge; Recruitment und Verstärkung bei Eskalation, und eine erprobte Wasserplanung.) Wir können alles was notwendig ist vom kalifornischen Forest Service lernen. Die haben dort seit vielen Jahrzehnten mit weitaus schlimmeren Waledbränden zu tun, als wir uns hier vorstellen können - und eine Menge Erfahrung.

(5) Brandgefahr: Selbstentzündung

Selbstentzündung durch Verrottungshitze habe ich bei mir auch in riesigen Haufen wochen- bis die monatelang unbearbeitet lagen, noch nicht beobachtet. Obwohl die schon mächtig heiß waren innendrin. Es wäre also denkbar.

Bei typischem Gesamthäcksel ist sie aufgrund des vielen gebundenen Wassers jedoch unwahrscheinlich. Bei sehr ausgetrockneten Chips (typischerweise reines Holz mit vielen luftigen Zwischenräumen) fehlt demgegenüber paradoxerweise dann das Wasser zum Verrotten, also entsteht auch keine Hitze. Irgendwo dazwischen ist Selbstentzündung aber nicht ausgeschlossen.

Wahrscheinlich  kommt es hier auf die auch auf die Baumarten an. Und ganz sicher auch auf die Mächtigkeit der Schichten: Meine  20-30 cm Auftragshöhe reichen bei weitem nicht aus für die notwendigen Innentemperaturen.
Man sollte die abgekippten Haufen einfach nicht allzulange liegenlassen, sondern möglichst bald verteilen.

(6) Brandgefahr: Zeitplanung

Generell sollte man die frischen Massen am besten von Spätsommer bis in den Winter hinein verkippen und vor dem Winter noch verteilen, dann werden sie stark durchfeuchtet, die Verrottung geht sehr schnell, und im nächsten Sommer ist das Substrat schon zu weit fortgeschritten und zu feucht, um sich zu entzünden. Im Frühling ist der Boden oft auch meistens sehr aufgwweicht, dann ist es eh besser nicht mehr mit Maschinen durch einen Bestand oder eine Kahlschlagsfläche zu ackern.

Bodenbiologisch wäre das flächige Abbrennen einer dicken Häckselschicht übrigens sehr förderlich, wertvolle Nährelemente wie Phosphor und Kalium werden freigesetzt und jede Versauerung ist schlagartig behoben.
Danach könnte man dann die nächste Schicht aufbringen ... :D

Zur co2 Speicherung wäre die Methode ebenfalls zu emfpehlen, denn es wird im entstehenden Humus dauerhaft gebunden bleiben (wenn es nicht verbrennt).

Kurz zusammengefasst, es gibt vielleicht stellenweise eine Erhöhung der Brandgefahr, die man aber mit ein wenig Sachverstand gut kontrollieren kann, und die auch nur für kurze Zeit besteht.

Die positiven Aspekte überwiegen jedoch bei weitem.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 18-Juli-2019, 19:09
Es gibt zwei wesentliche Kritikpunkte an der flächenhaften Häcksel-Verteilung.

( 1)  Vorhandene Bodenpflanzen werden überdeckt. Seltene Arten können vernichtet werden.

Man sollte lokale Vorkommen schützenswerter Pflanzen vorher unbedingt ausfindig machen, markieren, und aussparen.

Es komnmt aber auf die Pflanze an. Beispiel:

In meinem Eichengrove gibt es an einer Stelle ein Vorkommen des bei uns seltenen gefingerten Lärchenspornes, welches ich aktiv fördere. (Ich habe diese Population dort vor ein paar Jahren selber angesiedelt.)
Es  ist nun aber genau die Stelle, ein sehr sonnenexponierter Abhang (ehemals eine wilde Müllkippe, welche ich erst voriges Jahr mühselig bereinigt habe)  für die nächsten Fuhren Häcksel vorgesehen. Die Eignung dieser Stelle ist übrigens kein Zufall, denn Lärchensporn wird von sonnenliebenden kleinen Ameisenarten verbreitet.

Jedenfalls bildet Lärchensporn in der Tiefe des Bodens Überdauerungs-Knollen aus. Dies müssen möglichst tief liegen, um im Sommer nicht auszutrocknen. Circa 20 cm Humusauflage sind für Lärchensporn-Frühjahrstriebe kein Problem. Wenns später mal mehr werden, werden die Pflanzen einfach neue Knollen bilden. Ich habe mal Lärchensporn-Knollen in hoch aufgeschütteten Laubhaufen eines Parkes hier um die Ecke ausgegraben und kann mir daher vorstellen, wie das funktioniert.

Ich werde also darauf achten, diesen Bereich immer erst im Herbst zu überdecken, wenn das oberidische Grünzeug bereits lange verwelkt ist, und die Haufen auch sofort auf ca.  20 cm Schichthöhe planieren. Ich bin davon überzeugt, daß nach Abschluß dieser Arbeiten, dieses Lärchensporn-Vorkommen sehr viel bessere Überlebens-Chancen hat; denn die vielen fehlgeschlagenen Ansiedelungsversuche die ich im Laufe der Jahre unternahm, sind immer an Dürreperioden im Frühjahr gescheitert - die frisch sprießenden Pflanzen sind einfach vertrocknet.

Tatsächlich ist das Bereitstellen von dicken Humusauflagen sehr günstig für Geophyten (zB. auch für Buschwindröschen, Vielblütige Weißwurz, Blaustern)  und das war von Anfang an einer der Beweggründe, warum ich überhaupt damit angefangen habe.

(2)  Im Häcksel sind oft Samen enthalten - sowohl von Baumarten als auch Bodenpflanzen (weil nach Abschluß der Arbeiten gekehrt wird). Man schleppt schnell etwas Unerwünschtes ein.

Das ist leider ein großes Problem, denn es bleibt nichts anderes übrig als die Flächen regelmässig zu kontrollieren und unerwünschte Sämlinge herauszureißen. So habe ich zB. bei mir schon mal ein Exemplar des Indischen Springkrautes entdeckt - für mich zugleich der schlimmste denkbare Fall. Man kann diese Pflanze nicht mal ein Jahr wachsen lassen, weil sie sich explosionsartig vermehrt. Bei Baumsämlingen ist es hingegen nicht so eilig.

Aber in einem typischen Fichten-Wirtschaftswald dürften beide Probleme nicht ganz so schwerwiegend sein: Erstens ist ein Unterwuchs auch aus 'unerwünschten' Baumarten eher unproblematisch, weil nach Kahlschlag sowieso tabula rasa gemacht, und später regelmässig durchforstet wird. Und zweitens stören Arten wie das Springkraut, oder nehmem wir jetzt vielleicht mal die Brennessel,  aus demselben Grund auch nicht allzusehr (wenn sie nicht eh schon vorhanden sind).

Wirklich gefährlich ist, wenn man eine 'invasive' Art wie eben das Springkraut, oder den Japanknöterich, ganz neu in eine bisher nicht kontaminierte Region einschleppt, in der sie sich dann weiträumig ausbreitet. Daher müssen solche Häckselanschüttungen über mindestens 3 Jahre hinweg regelmnässig kontrolliert werden.

Dieser Nachteil ist leider nicht zu vermeiden.

Wenn in der Forstwirtschaft nun aber Häcksel aus lokalen forstlichen Beständen erzeugt wird (und nicht aus Stadtbäumen oder fernen Wuchsgebieten), welches dann gleich auf dieselben Flächen verteilt wird, dürften die genannten Probleme eigentlich gar nicht erst auftreten. Und das wäre eben genau meine Empfehlung.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 25-Juli-2019, 19:20
Als grobe Orientierung schlage ich folgende Eckwerte vor:

Das Ziel sei eine 10 cm dicke Humusauflage  5 Jahre nach dem Aufschütten (= Verrottung zu ca. 70% abgeschlossen -- der Prozess ist im Grunde ja nie wirklich "zuende".)  Dazu würde man den Häcksel ca. 23 cm hoch aufschütten.
(Update: Korrektur der Schütthöhe für nur 70% Verrottung, vormals irrtümlich 100% berechnet.)
Ich habe hierzu keine belastbaren Messungen, es ist einfach meine erste Schätzung 4 Jahre nach Beginn meines eigenen Projektes. Die Dauer hängt dabei wesentlich ab von der zur Verfügung stehenden Zeit für die Verottung, welche im Winter durch zu kalte Temperaturen und (aber weniger) im Sommer vom Grad der Trockenheit eingeschränkt wird.

Mit diesen Werten ergibt sich ein Aufschütt-Volumen pro 100 m ² von 23 Kubikmetern - aber nehmen wir doch die griffigere Zahl 20 Kubikmeter, zur Erzeugung von bis zu 10 Kubikmetern Humus nach 5 Jahren.

Nach nunmehr 4 Jahren ist der Effekt in den bereits bedeckten Flächen meiner Anpflanzung aus Eichen, Esskastanien, und Walnußbäumen dieses Jahr (2019) bereits deutlich zu sehen; auch im trockenen flachgründigen Teil oben auf der Kuppe blieben bisher alle bis zu 15-jährigen Bäume grün und vital, während die unbehandelten Flächen deutlichen Trockenstreß zeigen, und wenige dutzend Meter entfernt die Alteichen absterben. Wenn man die Schichten dieser Tage (nach langer Dürre) aufbuddelt ist das Substrat schon in ca. 5 cm Tiefe deutlich feucht. Natürlich muss man hier die noch nicht erfolgte Durchwurzelung anrechnen, aber der Verdunstungs-Schutz für die tieferen Bodenschichten und die Funktion als Feuchtespeicher vor allem nach sommerlichen Gewittern sind auf jeden Fall gegeben.
Kurz gesagt: Es funktioniert.
 
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 26-Juli-2019, 02:36
Wie wollen die denn aufforsten, wenn die Jungpflanzen vertrocknen ?

https://www.deutschlandfunk.de/co2-bepreisung-laschet-fordert-aufforstungen-und-praemien.1939.de.html?drn:news_id=1031743 (https://www.deutschlandfunk.de/co2-bepreisung-laschet-fordert-aufforstungen-und-praemien.1939.de.html?drn:news_id=1031743)

im Vergleich zu:

https://www.ufz.de/index.php?de=37937
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 27-Juli-2019, 15:06
Ich war heute Vormittag seit ca. 10 Tagen mal wieder in meinem Grove. Was ich dann sah, ließ mich zusammenzucken.
Die Wälder auf der gegenüberliegenden Talseite verfärben sich zu fast einem Drittel herbstlich gelb und braun. Die meist Buchen sehen fürchterlich aus. Die Eichen scheinen noch durchzuhalten.

Zwar ist das Jahr 2019 bei weitem nicht so trocken, zumindest in unserer Gegend, als 2018, aber die Folgen der Dürre vom letzten Jahr sind offensichtlich.

Es müsste schon längst ein Umbau des mitteleuropäischen Waldes vollzogen sein. Wir werden uns in absehbarer Zeit, zumindest vorübergehend, auf waldlose Landstriche einstellen müssen, wo vorher Wald war.
Auch wenn die GRÜNEN das nicht gerne hören, wird die Forstwirtschaft sehr bald auf "EXOTEN" zur Wiederaufforstung greifen müssen.
Von der Fichte müssen wir uns sowieso verabschieden. Die dominante Buche wird es mittelfristig auch nicht aushalten, da sie ozeanische Wetterlagen bevorzugt, besonders auf Kalkstandorten, wie hier zum Beispiel.
Von den einheimischen Baumarten sind meiner Meinung nach nur noch die Traubeneiche und Hainbuche als Laubgehölze für den Waldbau tragbar. Der Wald wird aus Walnussbäumen (alle Arten), Edelkastanien, Blauglockenbäumen, Trompetenbäumen, Götterbäumen (!), Kiefern (nicht in Reinbeständen!), Colorado- und Nordmannstannen zum Beispiel bestehen müssen.

In den Städten, wo die Hitzeperioden ja noch dramatischer sind als auf dem Lande, sehe ich eigentlich nur Gleditschien, Götterbäume und vielleicht auch Ginkgos als Alternative, da sie außer Hitze und Trockenheit auch Staub und Luftverschmutzungen besser ertragen als andere Bäume in unseren Breitengraden.

Inwieweit Mammutbaumarten dem Klimawandel trotzen könn(t)en muß sich erst herausstellen.

Wieder mal auf Regen wartende Grüße,

Berni

Edit: https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6tterbaum
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 27-Juli-2019, 15:48

Bei der Traubeneiche wäre ich mir nicht mal sicher ... die Eichen werden durch den Klimawandel bedingt zugleich sehr schwer von 'Schädlingen' bedrängt. Zum Beispiel hatten beide Eichenarten in den letzten Jahren bei mir extremen Mehltaubefall, aufgrund der schwierigen Frühjahrswitterung (zB. früher Austrieb nach mildem Winter, dann Stockung des frischen Austriebes zuerst wegen Kälte, dann wegen Trockenheit ... ) und verlieren so jedes Jahr an Vitalität.
Dann hilft es auch nix wenn ein Baum im Alter 70 - 100 sehr weiträumig und tief verwurzelt ist.
Und bis zu dem Alter muss man es ja auch erstmal schaffen ...

In einem nahen Stieleichenwald am Talgrund, auf eigentlich sehr frischem Boden, schlägt seit ein paar Jahren der schwarze Hallimasch zu -- diese Bäume waren es in wievielen Jahunderten nicht gewöhnt, daß der Boden jemals so tiefgründig austrocknet.

Bei den Rotbuchenbeständen sehe ich auch schwarz. Und auf den durchlässigen Sandböden im Osten leidet auch die Kiefer.

Du hast vollkommen recht, Berni - es bleibt am Ende nicht mehr soviel 'Urheimisches' übrig.

Als dürretolerant zu nennen wären noch die Eibe (die in Europa urheimischer ist als jede andere Art, was oft übersehen wird) und die Robinie - waldwirtschaftlich beide eher uninteressant. Und die leidige Roteiche ... ökologisch bisher eine Sackgasse, aber immerhin wirklich gutes Holz.

Man kann unter den Bedingungen der Dürre einfach nicht mehr so produktiv sein, das gilt für den Wald genau wie für die Wiese; und Obstplantagen wird man nicht radikal umstellen wollen (zB. auf Nußproduktion) -- also entweder Bewässerung oder Aufgeben.

Wie siehst denn in deinem Grove aus Berni ?
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 27-Juli-2019, 17:17
Wie siehst denn in deinem Grove aus Berni ?

Micha, erstaunlicherweise stabil. Viele geschädigte Metas haben es nicht geschafft und sind gar nicht mehr ausgetrieben. Einige kämpfen und machen viel grün.
Diejenigen, die letzten Herbst keine Schäden hatten, stehen im vollem Grün. Es wird so sein, daß sich da eine natürliche Auslese vollzogen hat ; die die durchgekommen sind, können mit Trockenstress gut umgehen.

Ansonsten hängen Esskastanien und heimische und japanische Walnüsse voller Blätter und Früchte. Das Unterholz (Eiben, Lorbeerkirschen, Stechpalmen), treiben auch sehr gut, keinerlei Ausfälle.
Alle KMs und BMs zeigen auch keine Schwäche. Wenn man von den Ausfällen bei den Metas absieht, bin ich sehr zufrieden.
Daß der Grove am Nordhang liegt, ist wohl der entscheidene Punkt,was die Situation so positiv trotz der Trockenheit erscheinen lässt.

Die Leylandzypressen, ca. 15- 18 Meter hoch, scheinen die Trockenheit auch gut abzukönnen.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 27-Juli-2019, 20:26
Na das klingt doch schon mal gut :D

Da fallen mir noch zwei Arten die die man bezüglich Dürretolreanz mal unter die Lupe nehmen sollte: Carya, und Thuja.

Von letztere habe ich ein paar in meinem BM-Grove stehen, die bisher tadellos wachsen.

Carya habe ich versucht anzuziehen, leider erfolglos. Spezielle Behandlung der Nüsse notwendig ?

Es wäre interesant die aktuellen Erfahrungen mit den verschiedenen Arten aus Burgholz zu erfahren ...
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Michael D. am 28-Juli-2019, 07:57
Moin,Tuff !

Was die zukünftigen Baumarten betrifft,bin ich z.B. bei Ginkgo,Walnuß - Baum und Eßkastanie ganz deiner Meinung,auch bei den Tannen ( außer Colorado ! ) oder ( besonders ) Carya.Aber bei Paulownia und Catalpa  ??? ? Ganz sicher nicht,bei der schlechten Holzqualität und vor allem,der geringen Sturmfestigkeit.Bei den Laubbäumen dürfte z.B. Liriodendron den großen Auftritt haben...

Alternative Grüße ! Michael
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 28-Juli-2019, 10:53
Moin,Tuff !

Was die zukünftigen Baumarten betrifft,bin ich z.B. bei Ginkgo,Walnuß - Baum und Eßkastanie ganz deiner Meinung,auch bei den Tannen ( außer Colorado ! ) oder.......

Moin, Micha, das waren zwar meine Vorschläge, aber ist ja egal.  ;D
Colorado-Tannen wird eine große Trockentoleranz sowohl im Boden als auch der Luft nachgesagt; warum eigentlich nicht ?

Micha (Tuff), die Robinie hatte ich vergessen. Ausgesprochen gute Baumart für den Klimawandel.(in Ungarn macht sie 60% des Baumbestandes aus!). Sehr gute Bienenweide und liefert ein ausgezeichnetes Kaminholz.

Ergänzende Grüße,
Berni
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Michael D. am 28-Juli-2019, 14:05
Moin,Berni !

Jou,stimmt ! Ich seh´s gerade !

Ich kenne ( bzw. hatte gekannt  :( ) bisher eine Colorado - Tanne,die sich super entwickelt hat,alle anderen,die ich kenne,sehen optisch eher mäßig bis besch...en aus.Woran es liegt,weiß ich allerdings auch nicht.Vielleicht ist unsere Gegend nicht so optimal für diese Art ? Eventuell die Bodenbeschaffenheit ?
In Petersberg jedenfalls stand bis vor ca. 2 Jahren ein echtes Prachtstück,ca 26 - 28 m hoch,fast 80 cm BHD.Leider sieht man dort nur noch einen Baumstumpf...

Gefällte Grüße ! Michael
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 28-Juli-2019, 19:31
Ich weiß jetzt nicht wie ihr auf Colorado-Tanne kommt ... diese Tannenart hat meines Wissene keine brauchbare Holzqualität ? Wir hatten auch mal 2 bei uns im Garten, die leider nach 30 Jahren in die Stromleitung wuchsen und daher weg mussten; sie wuchsen zwar recht gut, aber doch auch relativ langsam. (Das war mit Sicherheit der Grund warum mein Vater sie unter die Stromleitung gesetzt hatte.) Wenn ich Holz produzieren wollte, hätte ich bei der Art jeddenfalls meine Zweifel ...

Über die Dürretoleranz dieser Art weiß ich wenig. Zwar wächst sie überall in der Sierra Nevada (also im kalifornischen sommetrockenen Klima), jedoch gibts gerade im Gebirge normalerweise auch regelmässige Gewitter und in den letzten, trockeneren Jahren sind gerade in der Sierrra Nevada Millionen 'white firs' abgestorben.

Bekannter und beliebter ist Abies grandis, die Küstentanne, welche bei uns auch schon vielfach forstlich angebaut wird, anscheinend mit gutem Erfolg. Im Sauerland (Rothaargebirge) zB. gibts ein paar schöne Bestände, die ich mir vor vielen Jahren mal ansehen durfte. Ich glaube die paar Examplare in Kaldenkirchen sind auch hervorragend gewachsen oder ?

Was die Robinie angeht, sie wächst oft ziemlich krumm (oder ist das nur bei Stockausschlag so?) und ist zudem forstlich schwer zu steuern; die Ausbeute ist dann lange nicht so gut wie sie sein sollte.
Ansonsten ein hervorragendes Holz, tatsächlich Eichen-ähnlich (bei sehr viel schnellerem Wuchs).

Ich habe mal in einem Kurs einen Bogen aus Robinie gebaut :D das funktioniert ähnlich gut wie mit Esche. Eibe ist für den Zweck aber natürlich unschlagbar ...
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 28-Juli-2019, 22:30
Ich habe mal in einem Kurs einen Bogen aus Robinie gebaut :D das funktioniert ähnlich gut wie mit Esche. Eibe ist für den Zweck aber natürlich unschlagbar ...

Frag mal Robin Hood  ;)  die besten Bögen haben die Engländer aus Eibenholz gemacht. Mein Wanderstock (1,6m) ist auch aus Eibe  8)

Zurück zum Thema: Ihr sprecht immer von der Holzqualität und deren Nutzung. Mir ging es eigentlich weniger um den wirtschaftlichen Aspekt sondern eher um die ökologische Seite, also welche Baumart im trockenheißem Klima hierzulande überhaupt überleben kann, damit wir nicht in einer Karstlandschaft leben müssen.
In meinem Grove habe ich eine Abies concolor und sie hat niemals aufgemuckt. Immer brav und stetig gute Zuwächse ...

https://de.wikipedia.org/wiki/Kolorado-Tanne

Ich finde sie einfach schön. Eigentlich scheinen alle Tannenarten mit Trockenheit gut zurechtzukommen.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 28-Juli-2019, 22:45
ok, Berni, ist ein valider Standpunkt.

Dann müsste man aber auch den Ilex mal erwähnen :D ein sehr robustes, und bei Waldbesitzern meistens auch sehr unbeliebtes Gewächs :D

Der schützt aber den Boden vor der Einstrahlung, leitet den Regen relativ gut durch zum Boden (wegen der glatten Blätter), und kommt auch bei hoher Rehdichte ohen Probleme hoch  :D
Forstwirtschaftlicher Nutzen ist null; aber wenns nur darum geht eine Fläche zu bewalden ist er vielleicht als Schutzgehölz und später als Unterholz nützlich ?

Ein Ilex-Ökosystem ist mir allerdings noch nicht klar. Wie verhält es sich mit der Naturverjünung anderer Baumarten ? Haben sie eine Chance und ja, wann ? In meinem BM Grove, der isloiert in ausgedehnten Weiden steht, könnte der Ilex eines Tages das Fundament einer experimentellen Feuerökologie sein, denn trockene Ilexstreu könnte sich nach Blitzschlag entzünden, und wenn das Ilex Grünzeug erstmal Feuer fängt .... brennt das rasend schnell durch den Bestand. Dabei brennen nur die Blätter, das 'grüne' Ilexholz schmort nur an. Vielleicht brennt es so schnell, daß 'isolierte' BM-Stämme kaum Schaden nehmen, selbst wenn sie noch keine 3 m dick sind. Das könnte ich mir gut vorstellen.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 29-Juli-2019, 08:42

Dann müsste man aber auch den Ilex mal erwähnen :D ein sehr robustes, und bei Waldbesitzern meistens auch sehr unbeliebtes Gewächs :D


Wie ich oben schrieb, gehören Ilex(Stechpalmen) zum Unterholz bei mir. Insbesondere für die Vögel wegen der Beeren angepflanzt, habe ich dieses Jahr erstmals Selbstverjüngung festgestellt.
Ebenso bei den Eiben aber viel stärker noch bei den Lorbeerkirschen. Die winzigen Sämlinge halte ich noch vom Krautbewuchs frei, ansonsten überlasse ich das alles der Natur.
Der Vorteil ist auch, daß nach kräftigen Regengüssen es am Boden trotz Hitze noch lange feucht bleibt, im Gegensatz zur Umgebung.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 29-Juli-2019, 09:11
Passendes Video :

https://www.youtube.com/watch?v=xyZ15xLoplg
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: JNieder am 29-Juli-2019, 10:53

Passendes Video :

https://www.youtube.com/watch?v=xyZ15xLoplg

 :)
Topp !
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Michael D. am 29-Juli-2019, 13:45
Bekannter und beliebter ist Abies grandis, die Küstentanne, welche bei uns auch schon vielfach forstlich angebaut wird, anscheinend mit gutem Erfolg. Im Sauerland (Rothaargebirge) zB. gibts ein paar schöne Bestände, die ich mir vor vielen Jahren mal ansehen durfte.

Ja,na klar ! Für mich ist die Küstentanne die schönste Tannenart,was für ein Wuchs ! Und der Nadelduft...

Bei Ilex hatte ich immer gedacht,daß er besonders trockenheitsbeständig wäre - der letzte Sommer hat mich eines Besseren belehrt ( O.K.,war auch heftig ).Meine 3 Exemplare am Hang hat´s ziemlich gebeutelt,2 sind ganz vertrocknet,der 3. ist noch einigermaßen - Schade ´drum  :( !

Dazulernende Grüße ! Michael
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 29-Juli-2019, 17:05
Danke Berni, für den Link..

Das hat mich veranlasst, meine supereinfache Faustformel nochmal zu überarbeiten (http://mbreg.de/forum/index.php/topic,4260.msg130203.html#msg130203) .... und supereinfach ist sie jetzt leider nicht mehr.  :( Mir ist nämlich aufgefallen, daß ich den Standardfall überhaupt nicht beachtet habe: Auspflanzen bis 1m großer Topf- oder Ballenpflanzen. Oder sogar noch größer ...

Eigentlich sollte man sowas in einem Sommerdürre-Klima  gar nicht erst machen, außer man hat Unmengen Wasser (und Zeit!) umsonst zur Verfügung. Und generell würden bei diesen Dimensionen in einem Topf höchstwahrscheinlich sehr massive Wurzelverdrehungen vorliegen - was mittelfristig wieder die Wasseraufnahme behindert.
 
Aber Baumschulen leben ja nun mal davon, daß sie relativ große Pflanzen verkaufen. Mit 10 cm Sämlingen lässt sich kein Geld verdienen ... Und einen 100kg Ballen will auch niemand haben. Also wird ein extrem kompakter Wurzelballen verkauft, der eigentlich in keinem Verhältnis zum Kronenvolumen steht. Wobei Laubbäume auch sehr radikal beschnitten werden. Das alles ist aber jedenfalls weit von natürlichen Bedinungen entfernt (die ich versuche möglichst rasch zu erreichen, indem ich 10 cm Sämlinge auspflanze).

Ich finde die Idee interessant, bei der Pflanzung eine Drainage einzubauen. Natürlich möchte ich in einem Natur-Grove keine Plastikrohre im Boden haben, und auch nicht in meinem Garten. Aber man könnte ja gezielt an 2-3 Seiten des Pflanzloches eine eng begrenzte Stelle mit feinem Kies auffüllen, und im Sommer dann dort hineingießen. Oder 1-2 Schlitz-Röhren stecken (wie ish sie bereits beschrieben habe) welche man 2 Jahre später ja einfach herausziehen kann.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 31-Juli-2019, 09:12


Was die zukünftigen Baumarten betrifft,bin ich z.B. bei Ginkgo,Walnuß - .Aber bei Paulownia und Catalpa  ??? ? Ganz sicher nicht,bei der schlechten Holzqualität und vor allem,der geringen Sturmfestigkeit.

Alternative Grüße ! Michael

So, guck mal, Micha (D.) :

https://www.youtube.com/watch?v=mkr_0K34r2g

und: https://www.youtube.com/watch?v=LG7xQVjX7Ok   !!!

Ich hatte doch den richtigen Riecher für Zukunftsbäume.  :)
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Michael D. am 31-Juli-2019, 17:20
Moin,Berni !

O.K.,mir soll´s persönlich nur recht sein,mir gefallen beide recht gut,und habe sie ja auch selbst schon gepflanzt.Eine der Paula´s von dir,die ich mal gesetzt hatte,hat letztes Jahr das erste Mal geblüht ( Und vor Allem : die Blätter,die sie in den ersten beiden Standjahren gebildet hatte  :o...).

Großblättrige Grüße ! Michael
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 31-Juli-2019, 18:58
Der BUND ist wie immer gegen das 'künstliche Einbringen von exotischen Baumarten'. Aus seinem letzten Strategiepapier zum Klimawandel-Waldumbau ("Forderungspapier Waldsterben"):

Auf das künstliche Einbringen nicht-standortheimischer Baumarten ist aus Naturschutzgründen zu verzichten. Exotische Baumarten wie Douglasie, Küstentanne oder Roteiche bieten vielen heimischen Arten keinen Lebensraum. Für den Anbau dieser Baumarten besteht ein erhebliches ökologisches Risiko. Douglasien zeigen zudem bereits jetzt, dass sie ebenso wie die Fichte anfällig für Trockenstress sind.

Da ist natürlich was dran; aber ich kann mir auch mit anteiligen Douglasien und Küstentannen einen ökologisch wertvollen Bestand vorstellen, zB. zusammen mit Weißtanne, Buche, Ahorn, und warum nicht auch ein paar Küstenmammuts. Alle Baumarten zunächst mal als Gruppen begründet. Wie sich das dann naturverjüngungsmässig mischt und wie die nächste Generation dann waldbaulich behandelt wird, muss man halt mal ausprobieren.

Fit-Ta-Bu-Dougl 'Althölzer' (d.h. bis 150 Jahre alt) kann man im Schwwarzwald sehen. Die Douglasie ersetzt dabei ökologisch am ehesten die Fichte, weil sie sich nur bei ausreichend Licht (zB. in Lichtungen) erfolgreich verjüngt. Buchen und Tannen leiden in diesen Wäldern lediglich unter Verbißdruck, ansonsten kommen sie mit der Douglasie klar. Diese wächst allerdings schneller und wird höher, und muss daher mit mehr Input kontrolliert werden. Typischerweise gehört dazu auch Hochasten (sonst müsste man sie in extrem dichten Gruppen aufwachsen lassen) , das ist ein erheblicher Aufwand. Vielleicht entwickelt man in Zukunft aber Roboter für diesen Job, die sägend den Stamm hochklettern und sich idealerweise auch autonom im Gelände bewegen (fliegen?).

Die Roteiche sehe ich kritisch, weil das Laub den Boden vollständig abdeckt und so fast keinen Lebensraum für eine Bodenvegetation (oder Naturverjüngung) übrig lässt.

Ich finde die Einstellung des BUND auf jeden Fall viel zu eng gefasst. Nicht-standortheimisch ist bei mir auch die Esskastanie, gegen die m.E. auch bei strengster ökologischer Sichtweise rein gar nichts spricht. Und was ist mit der Eibe, die Millionen Jahre lang hier in West- und Mitteleuropa heimisch war, aber in den letzten 1000 Jahren ausgerottet wurde.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 31-Juli-2019, 22:02
Das Problem sind eigentlich die Pauschalisierungen, mit denen man alle 'nicht heimischen' Baumarten in einen Topf wirft.

Man sollte stattdessen fallweise für jede geplante Anpflanzung und jede Baumart eine eigene Beurteilung erlauben. So sind zB. die hier in diesem Verein typischen 'Kleinstpflanzungen' (typischerweise < 1ha) ohne größeren Einfluß auf die regionale Ökologie (es sei denn es wären in einer Region extrem viele) und sollten vielleicht eher wie Arboreten oder Versuchsflächen behandelt werden.

Dann wäre noch das Problem des möglichen 'Entweichens' von invasiven Neophyten - in diesem Fall, Naturverjüngung von nicht-heimischen Baumarten. In Frage kommen hier soweit ich weiß durchaus die Paulownie, und die Douglasie. Garantiert nicht in Frage kommen Berg- und Küstenmammutbaum, und sehr wahrscheinlich sind die nordamerikanischen Tannenarten ebenfalls unproblematisch.

Was die Douglasie anbelangt, breitet sie sich in geeigneten Koniferenwäldern durchaus aus (soweit ich weiß jedoch nicht in Auen-, Bergahorn-Schlucht- oder Buchenwäldern), wird hier aber in Zukunft in den meisten Regionen sowieso gewollt beteiligt sein. Ich sehe sie wie schon gesagt eher als Ersatz für die Fichte, die ja ebenfalls in vielen Regionen nie heimisch war. Dort hatte die Fichtenverjüngung dann ja auch niemanden gestört, im Gegenteil.

Die Paulownie verbreitet sich relativ üppig (und rapide) auf vegetationslosen Freiflächen. Viel mehr weiß ich aus eigener Erfabhrung nicht zu berichten. Man muß das halt mal unter die Lupe nehmen. Ich würde hier so eine Untersuchung empfehlen, um sicherzustellen, daß es sich bei dieser Baumart nicht um den nächsten 'Japanknöterich' handelt.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 31-Juli-2019, 23:51
Auf das künstliche Einbringen nicht-standortheimischer Baumarten ist aus Naturschutzgründen zu verzichten. Exotische Baumarten wie Douglasie, Küstentanne oder Roteiche bieten vielen heimischen Arten keinen Lebensraum. Für den Anbau dieser Baumarten besteht ein erhebliches ökologisches Risiko.

Micha, das ist genau der Punkt. Der BUND stellt theoretische Behauptungen auf und ist nicht bereit, reale Situationen zur Kenntnis zu nehmen.
Ein Beispiel aus meiner realen Welt: In unserer 20 Meter hohen Leylandzypresse wohnt seit Jahren eine Haussperlingskolonie.Vermutli ch durch das Hühnerfutter am Standort gebunden !? ??? ::) Steht zwar auf der Roten Liste, aber hier leben geschätzte 100 bis 150 Spatzen in einem Baum der sogar  ein künstlicher Bastard zwischen Monterey-Zypresse und Nootka-Scheinzypresse ist.
Dieser Baum kann sich selbst nicht vermehren, ist aber ein Lebensraum für eine bedrohte Vogelart, denn Sperlinge stehen auf der Roten Liste. (bei mir im Garten jedenfalls nicht).
Und um es noch zu steigern: Ein Ringeltaubenpaar wohnt oben in der Krone auch noch. (Leider wurde das Nest von einer Elster geplündert.)

Deshalb plädiere ich dafür, solche Argumente im Waldbau kritisch zu hinterfragen.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 02-August-2019, 19:43
Berni, man muss hier fair bleiben. Die Argumentation des Naturschutzes ist im Kern diese (auch wenn sie das selber oft nicht so gut ausdrücken), daß der Schaden nicht direkt durch die 'neuen' Arten entsteht, sondern durch das Fehlen der Alten.

D.h. eine Leylandzypresse mag bestimmten Tierarten Lebensraum bieten, welche nicht spezialisiert sind, ist aber keine Futterpflanze für die Buchenblattlaus, die andernfalls hier an einer Buche leben könnte. Wenn nur eine Buche 'fehlt' ist das sicher kein Problem. Wenn aber Quadratkilometerweise Leylandzypressen angepflanzt würden, unter denen Hühner gefüttert werden, dann hätten wir ein Sperlingsparadies, aber keine Buchenblattläuse mehr. Und auch keine der anderen der 10000 Insektenarten die von einheimischen Laubbäumen leben ....

Zum Beispiel in einem Eichenbestand können in den Eichenkronen mehr als 1000 Insektenarten gezählt werden. Das ist keine rein symbolische Zahl - die Größenordnung stimmt.

Wenn man jetzt für jede Douglasie oder Roteiche auch eine Eiche oder Weißtanne pflanzt, sollte das einigermaßen in Ordnung gehen. Dann muß man das Überleben der einheimischen Arten aber waldbaulich auch sicherstellen (also nicht in abwechselnder MIschung - dann fallen die einheimischen Arten nämlich innerhalb von 30 Jahren ganz einfach aus.)

Oder nehmen wir andere Beispiele:

Das Nickende Perlgras (https://de.wikipedia.org/wiki/Nickendes_Perlgras) mag basenreiche frische Böden mit nicht-saurer Humusauflage. Es kommt vor allem in Eichen-Buchenwäldern vor. Wenn man auf solchen Standorten Nadelbäume aufforstet, verschwindet es mittelfristig aufgrund des veränderten pH-Wertes.

Allerdings liegt der schlimmste Effekt bei Nadelholzaufforstungen in der dichten Bestandesbegründung, welche die totale  Ausdunkelung des Bodens, und ein extremes Austrocknen der obersten Humusschicht zur Folge hat. Die extrem genügsame Schattenblume Maianthemum (https://de.wikipedia.org/wiki/Zweibl%C3%A4ttrige_Schattenblume) zB. benötigt gleichmässige Bodenfeuchte und kann dann auch auf relativ saurem Rohhumus gedeihen. Aber in einer Fichtendickung hat sie keine Chance.

Dasselbe gilt m.E. für einen Roteichen-Reinbestand, weil die riesigen, nur schwer abbaubaren Blätter den Boden vollständig abdecken, und die meisten Bodenpflanzen dadurch ausgedunkelt bzw. am Keimen oder Austreiben gehindert werden.

Weitere Bodenpflanzen deutscher Laubmuischwälder, die bedroht sein können bzw. durch Fichtenanbau schon längst verschwunden sind, wären Waldmeister, Bärlauch, Vielblütige Weißwurz, Lerchensporn, Buschwindröschen, Seggenarten, eine Menge kleinerer Farne, Braunwurz, Hasenlattich, das klein- und das großblütige (einheimische) gelbe Springkraut, ... die Liste ist ewig lang.

Und diese Bodenpflanzen haben ihrerseits wieder Insekten-Spezialisten die auf sie angewiesen sind.

Man kann die sehr dominante Roteiche nur schwer mit anderen Baumarten mischen - wenn, dann in Gruppenpflanzung, bei der aber zB. eine Buchengruppe dann auch deutlich größer sein müsste als die höhere Roteichengruppe. Stattdessen wird man wohl Douglasiengruppen wählen, weil die besser mithalten könne. So ein reiner Roteichen-Douglasienwald beherbergt aber (fast) keine der genannten Arten.

Zitat: Deshalb plädiere ich dafür, solche Argumente im Waldbau kritisch zu hinterfragen.

Das unterschreibe ich auf jeden Fall :D
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 02-August-2019, 22:21
Bester Micha !

Berni, man muss hier fair bleiben.
D.h. eine Leylandzypresse mag bestimmten Tierarten Lebensraum bieten, welche nicht spezialisiert sind, ist aber keine Futterpflanze für die Buchenblattlaus, die andernfalls hier an einer Buche leben könnte. Wenn nur eine Buche 'fehlt' ist das sicher kein Problem. Wenn aber Quadratkilometerweise Leylandzypressen angepflanzt würden, unter denen Hühner gefüttert werden, dann hätten wir ein Sperlingsparadies, aber keine Buchenblattläuse mehr.

Man muss fair bleiben, und richtig zitieren:

Der BUND ist schlichtweg gegen "fremde" Baumarten.
Ich habe mit dem Beispiel meiner Leylandzypresse lediglich aufgezeigt, daß ein Baumindividuum, egal wo es herkommt, eine ökologische Nische darstellen kann.

Habe ich behauptet, daß man Quadratkilometerweise Leylandzypressen anpflanzen soll ? Mitnichten !
(der Gag mit den Hühnern find ich lustig).  ;D

Ein Reinbestand, egal welcher Baumart, ist strikt abzulehnen. Ob Buche oder sonst ein Baum.
Es geht doch darum , eine Mischung der Baumarten zu begründen, welche als Waldgefüge stabiler gegen Klima oder Schädlingen ist. Das ist der Punkt.
Wenn einheimische Baumarten mit Exoten gemischt werden, kann das nur gut sein.

In Nordamerika sind in den Laubwäldern 40 Baumarten zu finden, bevor man eine gleiche antrifft.
In Mitteleuropa sind es 4 oder 5.

Eine Vielfalt an Baum- und Straucharten begünstigt auch eine Vielfalt an Insekten, Vögeln und Säugetieren.

Nochmal: Ein Umdenken und Tolerieren seitens der Naturschutzverbände ist notwendig, damit der Wald als ökologisches System erhalten bleibt. CO2-Speicher, Lebensraum, Naherholungsgebiet, Temperaturpuffer, Trinkwasserspeicher usw. Darum geht es.

Und wie ich schon sagte: Reinbestände und artenarme Baumbesetzungen sind in der Natur nicht vorgesehen, außer in den Taigawäldern.

Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 02-August-2019, 23:27

Zitat
Der BUND ist schlichtweg gegen "fremde" Baumarten.

Scheint so. Ich bezog meine 'Verteidigung' aber auch explizit auf den 'Naturschutz' generell, nicht speziell auf den BUND.

Der BUND wird auch von anderen kritisiert ...
https://www.agrarheute.com/wochenblatt/politik/waldeigentuemern-zweifeln-kompetenz-bund-555902

Zitat
Ich habe mit dem Beispiel meiner Leylandzypresse lediglich aufgezeigt, daß ein Baumindividuum, egal wo es herkommt, eine ökologische Nische darstellen kann.

Und das sehe ich ganz genauso.

Zitat
Wenn einheimische Baumarten mit Exoten gemischt werden, kann das nur gut sein.

Und das auch. Es kommt aber auf die 'Dosierung' an. Und auf das 'wie'.

Bei uns hat zB. vor 30 Jahren mal jemand eine Roteichenpflanzung genehmigt bekommen, weil diese 1:1 mit Stieleiche gemsicht wurde. Die Stieleichen waren nach 10 Jahren im Unterstand und nach 20 Jahren alle tot.

Man muss also einen Vorbehalt bei der waldbaulichen Behandlung machen. Manches passt nicht zueinander bzw. verträgt sich nicht. Insbesondere wenn man in der Folge mit Naturverjünung arbeiten will. Aber das sind Dinge die man herausfinden und lernen kann.

Zitat
Ein Umdenken und Tolerieren seitens der Naturschutzverbände ist notwendig

Das kannste bei BUND und NABU aber vergessen. Die definieren das, was sie schützen wollen - also "Natur" - nämlich als ausschließlich das, was hier seit Jahrtausenden heimisch ist.  ( Ob die alle die AFD wählen ? )
Also nicht das reale oder potentielle Ökosystem; sondern ein Ideal.
Gegen Idealisten kann man aber nur sehr schwer argumentieren ....

Dann muss man aber auch mal respektieren, daß sie eben dies schützen wollen und nicht was anderes. Vielleicht hat es ja auch einen Grund, warum diese 'heimischen' Ökosysteme überhaupt einen Schutz notwendig haben. (Huch muss ich jetzt auch die AFD wählen ??? )

Also hier die AFD ins Spiel zu bringen ist echt dämlich.

Es geht doch um Bäume !

Bitte nicht ablenken lassen.

Also was ich meine ist: Es kann doch jeder schützen wollen, was er will, und jawoll: wie er lustich ist !

Ist doch ein freies Land.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 03-August-2019, 15:29
Wir sollten in dieser Diskussion vor allem erstmal die Begriffe klären. Ich glaube, alle sind sich darin einig, daß die sogenannten 'fremdländischen' Baumarten durchaus standortgerecht sein können:

„Man spricht von „standortsgerecht (Synonym: standortsgemäß“), wenn die ökologischen Ansprüche mit den erfassten Standortseigenschaften (Umweltbedingungen) übereinstimmen, wenn der Baum oder Baumbestand vital und bei angemessener Pflege ausreichend stabil ist und wenn er keine nachteiligen Einflüsse auf den Standort hat“ (ARBEITSKREIS
STANDORTSKARTIERUNG 2003: S.199).


(to be continued)
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 03-August-2019, 15:30
(ich schreibe andermal weiter, muss das aber schon mal notieren:)

Albert Reif, Jürgen Bauhaus et al 2009: (ist online kostenfrei downloadbar, einfach mal googeln)

"Waldbau und Baumartenwahl in Zeiten des Klimawandels aus Sicht des Naturschutzes"

Schon 10 Jahre alt, behandelt aber genau unsere heutige Situation. Auch der weiträumige Ausfall der Fichte wird diskutiert.

Weiterführende Links:

https://www.lwf.bayern.de/boden-klima/baumartenwahl/144538/index.php (https://www.lwf.bayern.de/boden-klima/baumartenwahl/144538/index.php)  (für Deutsch runterscrollen)

https://www.waldwissen.net/dossiers/bfw_dossier_klimawandel/index_DE (https://www.waldwissen.net/dossiers/bfw_dossier_klimawandel/index_DE)

https://www.research-collection.ethz.ch/handle/20.500.11850/341108?show=full (https://www.research-collection.ethz.ch/handle/20.500.11850/341108?show=full)
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 08-August-2019, 08:39
Wir sollten in dieser Diskussion vor allem erstmal die Begriffe klären. Ich glaube, alle sind sich darin einig, daß die sogenannten 'fremdländischen' Baumarten durchaus standortgerecht sein können.....

Tagtäglich sieht und hört man in den Medien, daß die Politik nun entschlossen ist, den Wald "umzubauen". Anlass ist das offensichtliche Waldsterben, was gerade im Gange ist.
Was mich stört ist, daß von den "Experten" immer wieder die Douglasie genannt wird, welche nun die Fichte ersetzen soll.
Erstens wird die Douglasie in Mitteleuropa schon seit Jahrzehnten massiv angebaut (Pfälzerwald), und zweitens ist sie auch nicht sehr viel trockenheitsresistenter als die Fichte.
Harnebüchen was da so alles erzählt wird. Man sollte sich einfach mal klarmachen, daß ein Baum, welcher aus dem pazifischen Nordamerika kommt, keine Steppenpflanze ist.

Kompetenz sieht anders aus, als das, was die Verantwortlichen nun im reflexartigen Aktionismus von sich geben.

Außerdem: Neuanpflanzungen egal welcher Baumart brauchen im Anfang auch viel Wasser .....
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 10-August-2019, 03:53
Im "Waldbaukonzept Nordrhein-Westfalen – Wald und Waldbewirtschaftung in NRW" werden die Waldentwicklungstypen mit Douglasie durchweg frischen bis mäßig-frischen Standorten zugeordent; der Douglasienmischwald (mit Fichte und Buche) soger dem sehr frischen Standort.

Interessant ist, daß in der Publikation zwar eingangs die durch den Klimawandel zu erwartende 'Standortdrift' beschreiben wird (nämlich hin zur nächst trockeneren Stufe). Diese einfache Tatsache wird aber bei der Standorteigenung der Waldtypen nicht mehr ausreichend berücksichtigt, etwa indem man klarstellte, daß die derzeitige Einstufung dann höchstwahrscheinlich nicht mehr vorliegen wird, wenn die Jungkultur zum Hochwald erwachsen ist. Mit anderen Worten, man riskiert genau dasselbe Problem, welches man vor 60-70 Jahren mit dem großflächigen Fichtenanbau riskiert hat: Aus jetzt mäßig-frischen Standorten wird dann ein mäßig-trockener mit gelegentlichen Extremen, und die im guten Glauben angepflanzten Wälder werden von Insekten überannt ...

Zudem legt man für die Standortdrift mittlerweile obsolete EURO-CORDEX RPC-Modelle von 2016 zugrunde, ein Zeitpunkt, zu dem ein einfacher Zusammenbruch der Westwinddrift (mit der Folge von Omega-Dürreperioden) anscheinend noch nicht auf dem Radar der sogenannten Fachleute war; man versucht gerade erst, dieses grundlegende Element unserer Wettersysteme in die Modelle einzubauen, ist aber auch heute noch nicht soweit -- das wird sogar noch einige Jahre dauern, und wesentlich mehr Supercomputerpower brauchen, als bisher für denkbar gehalten wurde.

Vielleicht bin ich einfach schon zu lange raus aus der Produktions-Szene. Aber die Kriterien und Maßstäbe die hier angelegt werden kommen mir viel zu kurzfristig und wenig belastbar vor ...

Es handelt sich zum großen Teil um ökologisch völlig willkürliche Mischungen, bei denen lediglich die Standorteignung der einzelnen Baumart berücksichtig wurde, aber anscheinend nicht das Zusammenspiel in der Wuchsdynamik, den Lichtansprüchen, der waldbaulichen Behandlung, und nicht zuletzt dem Potential für Naturverüngung bzw. für Anpflanzungen unter Schirm (m.E. das Gebot der Stunde, wenn man Dürresommer befürchten muss).

Dann wird so mancher experimenteller Waldtyp ökologisch schnell noch aufgewertet indem abschließend noch ein obligatorischer Buchenanteil (auch auf eher trockenen Standorten), und ziemlich willkürliche Beimischungen - aber Hauptsache in Gruppen - erwähnt werden ... obwohl die Buche vielleicht die nächste 'Fichte' sein wird, und ohne näher zu leräutern, daß viele genannten Baumarten aufgrund ihrere Wuchsdynamik eine Gruppengröße erfordern würden die an einen Kleinbestand heranreicht, mit erheblichen Verlusten in den Randbereichen. Generell fehlt gerade in NRW den meisten (hier: Kleinprivatwaldbesitzern) das waldbauliche Wissen für solche komplizierten Waldbaumodelle; denn man kennt hier fast nur den Altersklassenreinbestand.
Und allzuviel persönliche Erfahrung mit solchen Mischungen nud Modellen dürfte nicht mal die hiesige Forstverwaltung haben.

Man müsste, wenn man schon solche Modelle vorschlägt, als nächstes auch kostenfreie Intensivschulungen und Seminare anbieten. Mit erfahrenen Profis zb. aus Bayern und Baden-Württemberg ... und man muss die Waldbesitzer nicht nur zukunftsfähig beraten, sondern die eigenen Fachleute auch über Jahrzehnte in deren Waldmanagement miteinbinden. Was als erstes mal eine Personalaufstockung von 500 % bedeuten würde ... nämlch mit genau solchen "Beratungs-Rangern", die immer unterwegs und in ständigem Kontakt wären.

Wenn das mal überhaupt akzeptiert würde ...
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 10-August-2019, 03:53
Auszug aus dem "Waldbaukonzept Nordrhein-Westfalen – Waldentwicklungstypen"

Kapitel "Eingeführte Baumarten":  (Seite 72)

Während der Schwerpunkt der waldbaulichen Empfehlungen dieses Konzepts auf standortgerechten Mischbeständen aus in NRW etablierten Baumarten liegt, sind aucheinige Waldentwicklungstypen mit Mischungsanteilen ausgewählter eingeführter Baumarten aus anderen biogeografischen Regionen enthalten.
 
Eingeführte Baumarten werden überwiegend als Beimischung angeführt. Für die bereits etablierten eingeführten  Baumarten Roteiche und Douglasie sind Waldentwicklungstypen mit prägender Rolle dieser Arten vorgesehen.

Grundsätzlich sind nur solche standortgerechten, eingeführten Baumarten enthalten, die forstwissenschaftlich besonders abgesichert sind und für die eine langjährige Anbauerfahrung in Deutschland vorliegt.

Diese Baumarten haben durch einen langfristig beobachteten Anbau in NRW bzw. bundesweit ihre Anbauwürdigkeit  unter Beweis gestellt. Bedeutende Kriterien sind hier neben grundsätzlicher waldbaulicher Eignung  (Standortgerechtigkeit, Vitalität, Stabilität, Waldschutzaspekte) die ökologische und naturschutzfachliche Verträglichkeit (Biodiversitätseffekte, Invasivität) sowie die Leistungsfähigkeit (Zuwachs, holztechnische Eignung, Werterwartung).

Weiterhin beachtet wurden Kriterien des Waldschutzes (z. B. Virulenz, biotische Schadorganismen) sowie der Holzverwendung (klimaneutraler, nachwachsender Rohstoff). Maßgeblich ist auch weiterhin der andauernde fachliche Austausch zwischen den forstlichen Versuchsanstalten in Deutschland und dem Bundesamt für Naturschutz (Deutscher Verband Forstlicher Versuchs- und Forschungsanstalten und Bundesamt für Naturschutz, 2016; Vor et al., 2015).

Im vorliegenden Waldbaukonzept werden als Mischungsanteile bei den Waldentwicklungstypen vier eingeführte Baumarten berücksichtigt: Die in Bayern und Baden-Württemberg verbreitet vorkommende Weißtanne (Abies alba) sowie die aus Nordamerika stammenden Baumarten Douglasie (Pseudotsuga menziesii), Roteiche (Quercus rubra) sowie Große Küstentanne (Abies grandis) verfügen über die längsten waldwachstumskundlichen Zeitreihen eingeführter Baumarten in Deutschland (seit ca. 1880) mit bestehender Anbauempfehlung.

Es existieren weitere Anbauten von eingeführten Baumarten, deren exakte Standortamplitude noch nicht vollends bekannt ist bzw. deren waldwachstumskundliche Zeitreihen noch nicht für die Aussprache einer allgemeinen Anbauwürdigkeit ausreichen.

Baumarten aus anderen biogeografischen Regionen sind in NRW aktuell noch Forschungsgegenstand, insbesondere im Rahmen des Projekts der Landesforstverwaltung zur Dokumentation eingeführter Baumarten in NRW (inkl. der Auswertungen der Anbauversuche im Arboretum Burgholz).

Zu diesen Baumarten gehören im Laubholzbereich z. B. die Edelkastanie (Castanea sativa Mill.), die Baumhasel (Corylus colurna L.) oder die Lindenblättrige Birke (Betula max.). Im Nadelholzbereich wären die Pazifische Edeltanne (Abies procera Rehd.), die Libanonzeder (Cedrus libani) oder der Riesenlebensbaum (Thuja plicata) zu nennen.

Weiterführende Informationen zu verschiedenen eingeführten Baumarten finden sich in den entsprechenden Publikationen der forstlichen Versuchsanstalten in Deutschland (Vor et al., 2015; Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden Württemberg, 2018) sowie unter waldwissen.net.
Titel: Nochmal zum Gießen
Beitrag von: Tuff am 15-August-2019, 19:39
Mal zwischenrein geschoben ... mit diesem Bodenfeuchtediagramm möchte ich nochmal verdeutlichen, wie so ein Regen auf den Boden wirkt. In diesem Fall traf der 10-Liter Niederschlag vom 9.08. sogar unter günstigen Bedingungen auf, die obersten Bodenschichten waren bereits feucht. Es ergab sich eine leichte Verbesserung in die Tiefe.

Zwischen 25 und 30 cm blieb die ausgetrocknete Schicht (gelb) aber bestehen: 30-50% NFK bedeuten schon Trockenstress und eine besondere Gefährdung sobald es heiß und sonnig wird. Unter 30% können die meisten Bäume überhaupt kein Wasser mehr raussaugen.
 
Obwohl das Wetter in den Folgetagen aber eher kühl und wolkig war (wenig Verdunstung), breitete sich diese Trockenzone nach oben hin sofort wieder aus; und zwar trotz der nächsten Niederschläge, welche in 3 Tagen aber nur ca. 6 Liter zusammenbrachten.

Das sind natürlich nur Hochrechnungen eines mathematischen Modelles, aber die Sache ist im Kern richtig.

Baumwurzeln brauchen Sauerstoff, versuchen also möglichst oberflächennah zu bleiben, vermeiden aber die immer wieder austrocknende oberste Schicht. In der Tiefe wird der Sauerstoffmangel zum limitierenden Faktor; je nach Bodenart können aber auch mal 1 m oder mehr erschlossen werden, vor allem wenn suaerstoffhaltiges Grundwasser erreichbar ist.

Auf gut durchwurzelbaren Böden sind die meisten Baumwurzeln jedoch zwischen 30 - 50 cm anzutreffen. Wenn nun genau diese Schicht trockenfällt, nützen oberflächennahe regennasse 20 cm Bodenfeuchte nicht allzuviel. Es ist, wie schon oft festgestellt, einfach so, daß im Sommer nur relativ hohe Niederschläge von 20 Liter und mehr den Bäumen wirklich viel helfen. (Wenn ich den Wert mal so völlig ohne Bezug ausdrücken darf.)

Wenn es sich nur um punktuelle Niederschläge handelt (Gewitter), ist es extrem wichtig, daß diese Feuchte leicht und rasch in die Tiefe vordringen kann. Daher kommt es zum einen auf die Aufnahme an, für welche die Oberflächenstruktur besonders wichtig ist: Ideal ist eine rauhe durchlässige Oberfläche. Günstige Elemente sind Steine, Äste (Schlagraum) sofern sie nicht voller augetrocknetem Laub sind welches die Feuchte an sich bindet; oder Holzchips / Häcksel wenn er nicht selber bereits völlig augetrocknet ist; und natürlich auch einfach ein dichter Bewuchs aus Arten mit eher 'glatten Oberflächen', an welchen das Wasser nicht so sehr haftet (Interzeption) und die idealerweise nicht alles selber wegsaugen.

Ich bin nicht ganz sicher was ich empfehlen könnte .... Ilex ? Farne ? Koniferenjungwuchs ? Bestimmte Waldgrasarten ? Es kommt sehr auf die genaue Art und ihre Wurzeleigenschaften an; manche Tiefwurzler können trotz Konkurrenz als Feuchtespeicher auch günstig auf die Baumwurzeln wirken ("sink and source"-Balance), vor allem wenn sie ein artübergreifendes dichtes Mykorrhiza-Geflecht aufbauen.

Zum anderen kommte es auf die Durchleitung in tiefere Schichten an. Dabei wirkt eine ausgeprägte Trockenphase sagen wir mal ab 20cm Tiefe als Schwamm, der eine weitere Tiefenleitung blockiert: Bis dort die NFK wieder hoch genug ist, ist der eher geringe Niederschlag schon 'verbraucht'.

Eine solche "blockierende" Trockenphase sollte wenn irgend möglich schon in der Entstehung vermieden werden. Wenn man generell bereit ist Jungpflanzen zu bewässern (und nur um diese fallweise notwendige Situation geht es hier, es soll keine Anweisung sein pauschal zu bewässern!)  dann sollte man das besser tun, bevor diese Trockenphase überhaupt entsteht - also bis zu 1 Woche  bevor die eigentliche Ausdorrung in dieser Bodenschicht sonst vorhanden wäre; nicht erst dann, wenn sie vorliegt. Und man sollte die Bewässerung auch dann weiterführen, wenn es zwischendurch geringe Niederschläge (deutlich unter 10 Liter) gibt.

Dies gilt für den Frühling und Hochsommer, wenn die Pflanzen Wasser zum Aufbau neuer Masse brauchen.  Ab spätestens September lohnt es sich eigentlich nicht mehr, außer man legt wert auf eine optimale Wurzelentwicklung. Baumwurzeln erfahren im Herbst nochmal einen Wachstumsschub. Dann sollte man ausreichende Abstände zum Stamm einhalten und nur an den Außenrändern des Wurzelwerkes wässern, sonst wird die Maßnahme kontraproduktiv, wenn durch das Gießen auf zu kleiner Fläche die Wurzeln in einem engen Bereich unnatürlich intensiviert werden (was sich irgendwann massiv rächen kann).

Im Obstbau wird die Bewässerung übrigens rechtzeitig vor der Ernte eingestellt, um den Fruchtsäuregehalt zu optimieren. Mit anderen Worten, wässrige Früche schmecken nicht so gut, verpanschen den Wein, und sind auch weniger haltbar.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 25-September-2019, 16:37

Waldschäden - Die Aufforstung übernimmt das Ökosystem (https://www.deutschlandfunk.de/waldschaeden-die-aufforstung-uebernimmt-das-oekosystem-wald.697.de.html?dram:article_id=459604)

[ https://www.deutschlandfunk.de/waldschaeden-die-aufforstung-uebernimmt-das-oekosystem-wald.697.de.html?dram:article_id=459604 ]
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 25-September-2019, 20:41
https://www.deutschlandfunk.de/waldschaeden-die-aufforstung-uebernimmt-das-oekosystem-wald.697.de.html?dram:article_id=459604
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Michael D. am 26-September-2019, 07:59
Moin,Tuff !

Ein recht interessanter Bericht,wenn man es erstmal kapiert hat,daß man´s anklicken muß  :D....

Durchgeblickte Grüße ! Michael
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 26-September-2019, 12:45
Sorry allerseits ... habs repariert.

(War auf Reisen und habe einen experimentellen Browser verwendet .... FOSS für Android)
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 27-September-2019, 09:10
Sorry allerseits ... habs repariert.

(War auf Reisen und habe einen experimentellen Browser verwendet .... FOSS für Android)

Ah, jetzt ja, eine Insel .....  :)
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 18-November-2019, 19:27
Bildanhang: Planierrechen-Prototyp

Man kann, je nach Beschaffenheit des Häcksels, die Seite wechseln mit der man arbeitet. Der Planierschild ist einfach an einen (kräftigen) Rechen aus dem Baumarkt angeschraubt. Aufgrund des hohen Gewichts hackt man nicht, sondern wirft das Teil lediglich nach vorne und zieht es dann zu sich hin. Schieben geht auch. Man beachte die Verstärkung am Stiel, der Originalrechen war hier zu schwach. Es fehlen noch jeweils 1 Paar extra überlange Zugzinken auf jeder Seite (als durchgehende, angefeilte Metallbänder geplant) welche das Teil beim Heranholen leicht in das Material hineinziehen.

Jetzt mit den Zugzinken, welche die Leistung nochmal verdoppeln - nach dem ersten Prototyp welcher sich verbogen hatte, nun bereits in der 2. stärkeren Version (6mm dickes Eisen).
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 18-November-2019, 19:31
Das Werkzeug ist stark genug, daß man auch Holzstücke und starke Äste auseinanderziehen kann, welche bei mir oft mitten im Häcksel vergraben liegen (der Baumfäller kann es nicht oder kaum trennen).

Dieser Rechen ermöglicht mir nun, große Haufen von Hand auseinanderzuziehen und zu planieren, die ich mit 'normalem' Werkzeug nicht mal in Angriff nehmen würde.

Im Vergleich bin ich nun 5x schneller als mit der Kreuzhacke (und ein normaler Rechen würde überhaupt nicht funktionieren) und danach trotzdem weniger erschöpft.

Ist auch nicht verkehrt daß das Teil nun von selber steht :D
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 18-November-2019, 20:06
Die Maße und das erwünschte Gewicht müsste jeder auf seine Bedürfnisse persönlich abstimmen, aber ich kann hier mal ein paar Eckwerte nennen:

Der Schild ist 75cm lang, die beiden Flächen sind jeweils 10 und 5 cm breit. Die Zugzinken sind insgesamt 43cm lang, auf der einen Seite - zum Planieren in einer Schichtdicke von > 10cm - ragen sie kürzer heraus (bei mir ca. 8cm über Schildkante hinaus) auf der anderen - zum Einhacken in den Haufen und Auseinanderziehen - ca. doppelt so lang. Aufgrund des steilen Winkels kann man aber diese Längen nicht mit der Tiefe gleichsetzen, in die sie eindringen.

Wenn man sich so ein Werkzeug entwickelt, ist es vorteilhaft, zunächst alles maximal groß und maximal lang zu bauen, dann kann man später leicht einkürzen, wenn es nicht passt; hat aber schon mal die Lochungen und muss daher nicht alles neu bauen.

Was wäre noch zu verbessern ?

Im Grunde sind die vorhandenen Rechenzinken überflüssig, sie dringen sowieso nicht ein (zu eng). Besser wäre es also, man hätte - ganz ohne Schild - auf beiden Seiten einfach nur ein paar starke lange Zinken, die aus einer Mittelplatte herauskommend sich keilförmig verjüngen, alles direkt aus einer Metallplatte ausgeschnitten. Also nur ein einziges Teil, vielleicht 80 cm breit und auf der einen Seite (zum Auseinanderziehen) 3 lange Zinken, auf der anderen (zum Planieren) 4 oder 5 kurze Zinken. Die Zinken jeweils in einem Winkel der ein optimal rückenschonendes Ziehen ermöglicht.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Steffen am 18-November-2019, 20:48
mir kam grade der Gedanke, solch einen großen Rechen mit entsprechenden Zinken kann man sich auch aus übrigem Trapezblech bauen, oder so Alublech, dass sich Tuner in ihre Kisten bauen, zwei Löchen reinbohren seil schlaufen mit holzgriffen und schon gehts los.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 22-April-2020, 10:29

Zwar ist das Jahr 2019 bei weitem nicht so trocken, zumindest in unserer Gegend, als 2018, aber die Folgen der Dürre vom letzten Jahr sind offensichtlich.

Wieder mal auf Regen wartende Grüße,

Berni

Edit: https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6tterbaum

... bis zum heutigen Tag ist 2020 schon um einiges trockener als 2019, wahrscheinlich weil 2019 einen standesgemäßen nassen Mai hatte.
Wenn nicht bald was vom Himmel fällt, sind es nicht nur die Fichten die massenhaft absterben werden.

Besorgte Grüße,

Berni
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 22-April-2020, 13:47
Hier ist vor ein paar Tagen ein 60 Jahre alter sehr schöner großer lila blühender Rhododendron einfach umgekippt. Ohne jeden Wind. An dem Teil des Wurzeltellers der herausragte waren die Wurzeln abgestorben. Dieser Bereich des Bodens liegt mittags leider voll in der Sonne und ich bin sicher dort ist einfach alles vertrocknet. Ich sehe das als Folgeschaden der Dürren von 2018 und bei uns auch 2019.

Der Rhododendron ist definitiv am meisten gefährdet von allem was hier im Garten steht !

Ich wässere diesen großen Baum sein 2018 regelmässig, kann aber so einen großen Wurzelteller nicht in der tiefe feucht halten, dazu würde ich wohl an die 10 Kubikmeter jeden Sommer brauchen ... oder ein Rohrleitsystem in die Tiefe.


Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 22-April-2020, 13:50
"bis zum heutigen Tag ist 2020 schon um einiges trockener als 2019, wahrscheinlich weil 2019 einen standesgemäßen nassen Mai hatte."

Horchensemal Herr L ... die Logik ist hier aber nicht richtig überzeugend :D
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 22-April-2020, 19:11
Weil der Mai noch nicht gekommen, ich weiß.

Ergo: Umso schlimmer Herr W.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 22-April-2020, 19:42
Hast ja recht Berni. Wir sind jetzt schon in einer Zwangslage, d.h. wir brauchen jetzt unbedingt ausreichende Niederschläge im Mai, und für die gibts ja keine Gewähr. Und wenn die nicht kommen, dann aber hallihallo dann hängt der Hammer schief dann kann man sich was anziehen. Wir brauchen jetzt einen Tunnel am Ende des Lichts !




Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 22-April-2020, 21:09
Micha, ich war heute den ganzen Tag am Wasserfahren. Hänger voller Plastikkanister in allen Größen. Dann auf die andere Talseite gefahren zu meinem Grove.
Umgefüllt in Gießkannen und von Baum zu Baum geschleppt. Wie ein Blöder. Die Amseln haben sich gefreut, all die feuchte Mulchschicht aufgewühlt um mir zu zeigen , daß quasi kaum Wasser in den Wurzelbereich ankommt.
Bin fast am verzweifeln; aber morgen mache ich weiter. Sehe es als Sport, habe ja sonst nichts zu tun in Quasiquarantäne.....  :'(
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 22-April-2020, 21:36
Nochmals zur Auffrischung :

https://www.youtube.com/watch?v=xyZ15xLoplg
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Joachim Maier am 22-April-2020, 21:40
Hallo Bernhard, gute Einstellung! So halte ich es auch. Bei uns ist es nicht an sich eine Trockenheit, aber bei uns bläst gerade oft der Wind und dann ist die Berieselung der Wollemie z.B. schnell wieder getrocknet. Muss das ganze dann auch zwei dreimal täglich machen, wenn die Wollemie gerade im Schatten steht.

Aber das sollte bei uns im Laufe des Frühlings aufhören.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 22-April-2020, 21:47
Joachim, das Problem ist, daß es erst Frühling ist. Die Sonneneinstrahlung und erhöhte Verdunstung werden in den nächsten 4,5 Monaten noch rapide zunehmen.
Der Wasserbedarf der Pflanzen aber auch !
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Joachim Maier am 22-April-2020, 21:53
Es regnet bei uns zwar nicht jeden 2. Tag, aber etwas mehr als wie von den anderen beschrieben.

Wir haben im Garten aber etwas, wo wir bei Bedarf das Defizit ausgleichen können.

Wir haben einen "Gumper", sprich eine Wasserpumpe, welche durch Muskelkraft das Grundwasser nach oben befördert.

So können wir unseren Garten gut versorgen. "Breitenbrunn" hat vielen Quellen, welche teilweise unter Häusern entspringen.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 22-April-2020, 23:41
Nochmals zur Auffrischung :
https://www.youtube.com/watch?v=xyZ15xLoplg (https://www.youtube.com/watch?v=xyZ15xLoplg)

Unter den inzwischen normalen Umständen sind bei Neupflanzungen Verfahren wie in den Straßen der Stadt wohl auch im Gelände vorteilhaft, insbesondere Gießkragen und ein unterirdischer Gießring. Das ist ein Drainagerohr (die gelben Plastikdinger) welches man im Kreis im Pflanzloch auslegt, bevor man den Baum einpflanzt. An einer Stelle steckt man einen Gießstutzen rein der später oben herausragt. Hier wird dann im Sommer nach der Pflanzung Wasser eingefüllt.

Wie sich das als Wurzelbarriere auswirkt oder ob die Wurzeln dann statt in die Ferne zu streichen nur immer um den Geißring heumlungern, weiß wahrscheinlich keiner so genau. Aber wir reden hier von einer Extremsituation wie 2018, in der man eigentlich gar nicht erst pflanzen sollte, aber wenn man aus irgendeinem Grund nunmal muß.

Wie ich derzeit mal wieder festetellen kann, ist ein extremer Nachteil des Wässerns bei Dürre, daß genau dann die Wühlmäuse auch kaum noch was finden und sich gierig auf alles stürzen was nach Wasser reicht.

Hat man die Zeit zur Vorausplanung dann sollte man generell im Herbst pflanzen (so etwa im Oktober, oder auch schon im September wenn mindestens eine ganze Regenwoche bevorsteht) - auch das wurde im Film bereits empfohlen. So steht der Wurzel das gesamte Winterwasser zur Verfügung und sie kann im Frühling schon sehr zeitig loslegen.

Ist es ein besonders milder Winter oder beginnt er erst ausgesprochen spät, hat man wiederum das Wühlmausproblem, denn Wühlmäuse werden von frisch bewegter Erde, die sie riechen können, angezogen. Das ist aber m.E. immer noch der bessere Start gegenüber einem Bäumchen das mitten in einer Dürre Fuß fassen soll.
 
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 09-Juni-2020, 18:57
Interessant sind m.E. Methoden zur Erhöhung der Dürre-Resilienz, die sich auch auf etwas größeren Flächen ohne allzuhohen Aufwand realisieren lassen. Der Aufwand, ist je nach finanzieller und zeitlicher Situation, entweder der Preis, oder eben der Zeitaufwand. Für mich zb. ist es ok wenn es mich viel Zeit kostet, weil ich kein Geld habe :D

Daher muss ich mich auf größeren Flächen mit einer dicken Häckselschicht begüngen (grobe Splitter! hauptsächlich aus Stamm- und Astholz; also nicht mit Rindenmulch verwechseln).

Neuerdings habe ich entdeckt, das man Baustellenaushub kostenfei anliefen lassen kann. Das ist bei uns typischerweise dunkler humoser, oder heller sandig-lehmiger Boden gemischt mit vielen Steinen, teilweise leider riesige Klötze.

Davon habe ich in einem experimentellen, sehr sonnigen, noch unbepflanzten Bereich ein paar Haufen anschütten und später planieren lassen. Also über die bereits vorhandene Hackschnitzelmatte drüber.

Die Steine sind mir sehr recht, weil sie das Versickern fördern und zweitens auch die Verdunstung blockieren. Tatsächlich können Steine aus befeuchtungsfähigem Material (Schiefer, Sandstein, ...) die Bodenfeuchte-Rückhaltung deutlich erhöhen.

Die schweren Klötze habe ich abgefahren und eine Steinmauer draus gebaut.

Das Planieren ist ein Problem, erstens kostet es Geld (aber nicht viel hier auf dem Land) und zweitens werden befahrene Bereiche durch einen schweren Radlader erheblich verdichtet. Ich habe ein paar Tage lang trockene, betonharte Schichten wieder aufgepickelt ... da ist es wichtig, daß der Fahrer besonders effizient vorgeht, um mögliochst wenig über die planierten Flächen zu fahren; was sie aber aus dem Wegebau nicht gewohnt sind, weil man da ja gerade verdichten _will_.

Alles in allem brauchten Anschütten von > 50 Tonnen und Planieren lediglich 2 Tage, und eigentlich nicht permanent meine Anwesenheit. (Nur Einweisung). Die Nacharbeiten haben mich aber mindestens 7 Arbeitstage gekostet ... Hätte ich statt Zeit, Geld investiert, hätte ich besseren Boden (kleinere Steine) anliefern lassen, und statt eines großen Radladers vielleicht einen ganz kleinen beauftragt (der dann ewig braucht) oder einen Bagger. Man hätte die Anlieferung auch gleich in kleineren Mengen machen können. Die be mir gelieferten 10t Haufen waren doch sehr groß und die schweren Muldenkipper etwas unhandlich (wir mussten ein paar Äste im Lichtraum wegsägen). Die Verdichtung durch diese riesigen Maschinen hielt sich hingegen eher in Grenzen, weil sie auch riesige breite Räder haben (und die Anhänger sind Doppelachser ... und jedes Rad war größer als unser Corsa.)
Nur die Radlader, fahren halt mehrmals über dieselbe Fläche.

Nun kommt auf die neue Bodenschicht (von 10-30cm Dicke) nochmal fett Hackschnitzel, und als ganz neue Idee, vorher noch eine Schicht Pferdemist, welche wir per Misttreuer breit verteilen. Den bekommt man hier, als Abfallprodukt, ebenfalls umsonst. Nur für den Zeitaufwand möchte der Landwirt eine geringfügige Entschädigung.

Damit habe ich auf einer flachgründigen Fläche (mit anstehendem Grundgestein) einen mächtigeren Boden, auf der sich ganz schnell wieder eine gute Humusschicht bildet (gut genug auch für anspruchsvolle Bodenpflanzen) und mit einer wesentlich besseren Tiefgründigkeit und Wasserspeicherkapazität, als vorher.

Wie gesagt, alles experimentell, und nur ein kleiner Bereich des 'Pionierwaldes.'


Update für Ende 2021:  Am Ende habe ich den Prozess dann, weil alles doch leicht zu organisieren war, noch mehrmals wiederholt, also abwechselnd Boden und Organisches Material. Nur die viele Handarbeit hat ihren Tribut gefordert, als nächstes brauche ich eine neue Hüfte :D

Insgesamt sind dann also doch an die 200 Tonnen zusammengekommen und mindestens hundert Kubikmeter Häcksel bzw. einmal auch eine Pferdemist-Schicht.

Hier ein paar Fotos aus dem Eichenwald; und noch ein weiteres Beispiel aus dem Garten, wo ich zeitgleich was ähnliches gemacht habe inklusive einer tragfähigen Einfahrt für die LKW.  (2. Hälfte der Fotos, man beachte den Daeinamen) Hier sind dann auch die großen Steine aus dem Wald gelandet.

 https://www.aahso.net/xc/index.php/s/AnEQWLYKdp3sPcQ (https://www.aahso.net/xc/index.php/s/AnEQWLYKdp3sPcQ)
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Bernhard am 09-Juni-2020, 22:27
Micha, das hört sich nach viel Arbeit an.
Wie groß ist denn die Fläche von der du berichtest ?
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 09-Juni-2020, 23:13
Die Fläche welche überdeckt wird (auf die beschriebene Weise) ist circa 1000 qm. Das Wäldchen hat etwas mehr als einen halben Hektar, es ist also nur ein kleiner Bereich. Alle Flächen sind irregulär (verwinkelt, gebogen) und nicht leicht zu messen.

Ich mach derzeit im Garten was ähnliches, auf ca. 150 qm. Dort kommt aber auf die organische 'Auflage' die hier mächtiger sein wird, zuletzt nochmal Mutterboden, circa 20 cm hoch (das fällt dann im nächsten ordentlichen Regen auf 10 cm zusammen, schätze ich). Hier gehts zwar um den angrenzenden Baumbestand, ich will auf der Fläche selber aber wieder einen 'Rasen'. Allerdings eher eine wilde Wiese - hier werde ich die Samen der von mir geschätzten Grassorten und Wiesenkräuter selber sammeln, mal sehn ob das klappt ... vielleicht werde ich auch ne gekaufte Mischung als Grundlage einsäen.

Das wird dann durch das Verrotten untendrunter auch nicht besonders 'plan' und ich werde im Laufe der Jahre immer wieder mal Senken auffüllen müssen. Erde ist hier auf dem Land aber kein Problem.
Im Wald oben sind mir Senken natürlich egal.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Steffen am 10-Juni-2020, 15:43
Denkbar ist auch superabsorbierende Polymere in eine Matrix mit Gesteinsmehlen zu binden und dieses Granulat dann in den Boden mit einzuarbeiten


https://www.youtube.com/watch?v=VGEOgEe4gIA (https://www.youtube.com/watch?v=VGEOgEe4gIA)


Problem ist die Dauerhaftigkeit und natürlich die Kosten hierfür.



Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 04-August-2020, 00:01
Um die Wasserversorgung richtig einschätzen zu können, muss man natürlich auch mal Löcher gegraben haben und den Boden 'kennen'. Was man beim Pflanzen ja normal auch tut. Es ist aber auch nicht verkehrt, im Sommer mal Löcher zu graben nur um zu sehen wie feucht der Boden eigentlich noch ist.

Ich habe mir zu diesem Zweck nun einen Hand-Erdbohrer gekauft. Er hat einen Bohrlochdurchmesser von nominell  12 cm, aber das Loch wird beim Herausziehen immer etwas aufbrechen und dadurch auch weiter. Ferner kann man den Handgriff abziehen und ein Zwischenstück (welches mitgelliefert wird, es wäre aber auch leicht selbst zu bauen) einsetzen - damit  kommt man auf 150 cm Stangenlänge. In der Praxis ist die kurze Version aber fast immer besser. (Ich will hier keine Webung machen, aber das Gerät ist sehr robust und nicht mal teuer, und wer es wissen möchte kann mir eine PM schreiben.)

Weitere Einsatzzwecke sind Löcher für Gießröhren (im Garten) oder einfach schön schmale Pflanzlöcher, wenn man entsprechende Wurzeln hat.

In meinem zukünftigen Eichenwald, auf einer eher flachgründigen Kuppe, habe ich nach einem einzelnen 14 Liter Regenschauer (davor lange nix) sofort ein paar Versuche gemacht und die Filme dazu hochgeladen. (https://www.aahso.net/xc/index.php/s/MgjZtSP4GmPr5Ng)

Die verschiedenen Böden:
 
#1  Das volle Programm (siehe die vorigen Beiträge)  und alles noch ganz frisch:  10 cm Hackschnitzel, darüber 20-30 cm steiniger Erdaushub , darüber eine 10cm Schicht Pferdemist und darüber wieder 10 cm Hackschnitzel.

(Über den Winter sinken die Schichten voraussichtlich noch zusammen und es bleiben im nächsten Sommer wohl nur 35 cm Gesamtmächtigkeit übrig)

#2  Ein Randbereich mit nur ein paar cm Hackschnitzel (aber schon seit dem Frühling verrottend) und darauf eine dünne Schicht noch frischer Pferdemist, insgesamt vieleicht 10 cm.  Hier wäre der Vergleich interessant, wieviel Regen durch die dünnere Auflage noch durchdringt. Der letzte Niederschlag war mit 14 Litern aber leider viel zu gering um irgendeinen Unterschied zu bemerken.

#3  Eine im Frühling bereits fertiggestellte Bodenauflage nur aus 20 cm Hackschnitzel, welche bereits halb verrottet sind. Diese Auflage hat also noch kein Winterwasser aufnehmen können.

#4  Ebenfalls reine Hackschnitzelauflage, bereits 3 Jahre alt (und zwischendurch nochmal erneuert), an einer durch die hochwachsenden Jungbäume inzwischen etwas schattigen Stelle.

#5  Ansicht des Waldrandes an dem #4 gebohrt wurde.

Nur der letzte Boden war deutlich feucht, obwohl er von Gras bewachsen und direkt am Waldrand sicher auch deutliche Transpirationsverluste durch den Jungwuchs hat. Aber er konnte mittlerweile die Niederschläge aus ø 2 Wintern speichern (und leichtere Niederschläge dringen dann auch gut ein) und  ist durch die Bäumchen eben auch beschattet. Was gegenüber der urpsprünglichen Situation  (= vor der Waldbegründung, an dieser Stelle vor 15 Jahren, war es eine flachgründige steinige Wiese voll in der Sonne, auf der man bei der Heuernte fast nichts herausbekam) eine signifikante Verbesserung der Bodenfeuchte ist.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 30-August-2020, 18:01
Obwohl es seit vielen Tagen eher 'regnerisch' ist bzw. eben nur aussieht, ist die Bodenfeuchte im gesamten Westen Deutschlands schon wieder kritisch ...

 https://www.dwd.de/DE/leistungen/agrarklima_mo/agrarklimamo.html

.... was man bei uns in der Region auch am weiterhin rapide zunehmenden Fichtentotholz sehen kann.

Wälder / Bäume brauchen mehr als nur ein paar Dutzend Liter pro Monat, um ihren Wurzelraum wieder aufzufüllen; und ein einziger heißer Sommertag kann einen 20-Liter Niederschlag vom Vortag bereits wieder verdunsten.

Jetzt im August kann man nicht mehr viel machen - das meiste biologische Geschehen ist schon vorbei, die ersten Bäume färben sich bereits gelb ...

Man sollte aber schonmal Pläne und Vorbereitungen für die anstehenden Herbstpflanzungen machen. zb. genügend Wasser bereitstellen zum 'Angießen' und vielleicht kann man auch schonmal die Löcher graben, und mit speziellem Substrat füllen. Denn sollte der Herbst trocken werden, würden frische Grablöcher unweigerlich die Wühlmäuse anziehen. Und wenn man dann in einem kleinen regnerischen Zeitfenster von nur wenigen Tagen pflanzen möchte, ist es gut wenn es schnell geht.

Vioelleicht kann man schon vor den Pflanzungen für empfindliche Arten auch irgendwas als Sonnenschutz bereitstellen, zb. grüne Fichtenäste.

Ich habe zu diesem Zweck einem Bauern mal ein großes Stück schwarzes Silonetz (aus robustem UV-festem Plastik) abgekauft, und ein paar Dutzend kleine Sonnensegel draus geschnitten. Die verwende ich jetzt seit über 10 Jahren immer wieder neu, und sie sehen immer noch fast wie neu aus. Unkaputtbar :D

Man kann sie mit normalen Wäscheklammern an einer Drahthose befestigen. Übrigens besser von außen -- sollte ein Sturm sie abreißen, ist es recht so: Besser als daß die Drahthose wegfliegt.

Ansonsten ist wohl jetzt Obsterntezeit und manch einer wird damit voll ausgelastet sein ...
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Steffen am 30-August-2020, 18:39
Hier bei uns in bayern hat sich eine Vb Wetterlage breit gemacht.... das reicht erst mal ne Weile
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 11-September-2020, 09:21

Hier in NRW und besonders in unserer Region im Osten (nahe Sauerland) schreitet auch in diesem Jahr der Borkenkäfer rapide voran. Es sterben nun Fichtenwälder ab, die letztes Jahr noch gesund aussahen, weswegen mancher schon dachte, sie hätten das Schlimmste vielleicht doch überstanden. Aber so eine Massenvermehrung entwickelt ihre eigene Dynamik und ist dann nicht mehr ausschließlich vom Wetter oder Klima abhängig.


Mir fällt auf, daß es in den toten Fichtenwäldern immer wieder mal eine einzelne grüne Fichte gibt. Es ist natürlich noch nicht klar, daß diese wirklich überleben wird. Aber sollte es zum Zeitpunkt der Ernte noch solche Bäume geben, wäre zu überlegen, ob man sie nicht stehenlässt. Vielleicht sind sie ja irgendwie genetisch bedingt borkenkäfer-fester als der Durchschnitt ? Dann sollte man diese Bäume vielleicht zur Saatgutgewinnung beernten. Und eine anteilige Naturverjüngung in geringer Menge zulassen. Man kann davon ausgehen daß einzelne Fichten, einem klimastabilen Wald beigemischt, eine wesentlich bessere Chance haben erntereif zu werden, als eine Fichtenmonokultur.


Oder vielleicht hatten diese Bäume auch nur Glück. Aber solange man es nicht sicher weiß, sollte man die Chance nicht vertun.





Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 24-Oktober-2020, 17:53
Die Fläche welche überdeckt wird (auf die beschriebene Weise) ist circa 1000 qm. (...) Ich mach derzeit im Garten was ähnliches, auf ca. 150 qm.

Es sind im Garten nun doch eher 200 m² geworden und auch eine 'Zwischenlage' mehr als geplant (sandiger heller Lehm mit kleinen Steinen). Die war notwendig weil sich sonst der LKW mit dem Mutterboden in den bis dahin hauptsächlich organischen Schichten festgefahren hätte. War mir aber recht, sandig perkoliert ja gut und so kam ich doch noch auf die ursprünglich anvisierte Endhöhe. Nach dem Zusammensacken und Verrotten rechne ich grob mit 40 - 50 cm.

Inzwischen ist es soweit 'fertig' und nach dem letzten Überdecken mit einer dünnen Schicht Häcksel, bereits eingesät, mit einem dutzend Grasarten (teilweise selbst gesammelte Wildgrasarten) sowie verschiedene Wildblumen; und damit es im Winter schon mal 'durchwurzelt', Winterroggen und Triticale.

Von diesem neuen Bodenbereich profitieren werden die ca. 60jährigen Koniferen im Einzugsbereich (Metaseq, Chamaecyparis laws., eine sehr große Paz. Edeltanne, Schwarzkiefer, Eibe und eine ältere, riesige Esche) sowie die bereits vor ein paar Jahren gepflanzte nächste Generation (KM, Thuja, 1 Küstentanne, 1 BM und diverse andere). Es soll insgesamt ein parkartiger Charakter werden.

Als nächstes kommt die 'Randbepflanzung' der neuen Fläche, welche selber sonnig bleiben wird da nach Südwesten keine Bäume stehen werden. Hier beginne ich zunächst mal mit Latschenkiefern, die sich bereits in einer Saatkiste tummeln.

Im Eichenwald oben habe ich rund um die neue Fläche (die erstmal befahrbar bleiben soll) ein dutzend Eiben gepflanzt. Die meisten aus der Schweiz (Dank Remi !), plus ein paar Einheimische. Es werden sich aber dort sicher auch die Zitterpappeln wieder ausbreiten, welche angrenzend wachsen.

Wir haben das Glück hier im Winter massig Regen zu haben (im zweiten Bild am Rande des großen blauen Flecks im Osten von NRW, das Bergische Land) und die Regenzeit beginnt diesmal offenbar schon im Oktober (im Gegensatz zu 2018 ...) - in diesem Oktober bereits über 120 mm: Meine neuen Bodenschichten tanken und tanken und tanken *freu*  ;D
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 24-Oktober-2020, 18:29
Hier sieht man den aktuellen Stand (vor einer Woche, bin im Moment nicht mehr dort.)  Warum das Wintergetreide unregelmässig aufgeht ? Wahrscheinlich weil ich es in die Häckselauflage eingerecht habe und diese an vielen Bereichen doch zu dicht war. Es sind ja Lichtkeimer. Spätestens im nächsten Frühling wirds dann aber überall grün.

Damit man sich das mal vorstellen kann: Bedeckte Gartenfläche eingezeichnet in ein Bild vom Winter 2019. Die Endhöhe  ist ungefähr auf der Oberkante der Grenzsteine der ebenfalls neu angelegten Arbeits-Plattform aus Steinplatten. Es  ist ein leichter Hang daher kann man das nur ungefähr sagen.

Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 08-Februar-2021, 01:48
Ein Update der Fläche vom 25. November 2020.  Der sehr  späte Saatzeitpunkt war für diesen Fall gerade noch ok, würde ich sagen.
Hier kommts natürlich auf Höhenstufe und das jeweilige Wetter an.

An der Kante vorne habe ich bereits Pinus mugo Sämlinge gepflanzt, nur 5 cm groß -  geschützt durch konkurrenzschwache Sumpfbinsen. Die Sumpfbinse ist in der Anzucht eine unkomplizierte und vielseitig verwendbare Begleitpflanze.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 08-Februar-2021, 01:49
Wie sich zeigte, keimen die Triticale Arten zwar schneller.  Hier sichtbar in zwei Flecken links mittig und recht oben - sind sind aber überall dazwischen.

Die Gräser  (hier eine Mischung aus Wildgräsern sowie 'Berliner Tiergarten') setzte sich dann aber trotz  tiefer Temperaturen und wenig Sonne  beharrlich durch. Die Gräser hätten also schon ausgereicht zur Winterbegrünung. - Versuch macht kluch :D
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 20-Januar-2022, 01:35
Neue Erdschichten

Update: Jetzt mit am Ende mit Link zu ein paar Fotos.

(Man klicke in der Galerie rechts oben auf die 4 kleinen Kästchen, für den Galeriemodus)

Die Beschreibung ist nicht mehr vollständig, die Fläche wurde kontinierlich immer noch mal neu überarbeitet so daß nun 6-7 alternierende Schichten (inkl. organisches Material) zusammengekommen sind.

Wenn im März alles klappt, schaffe ich noch 1m hohe Bruchsteinwälle entlang der Wege und ein paar größere Bruchsteinhaufen im Bestand, als Biotiop für Kleingetier. Natürlich schützen die ebenfalls gegen Austrocknen. Da hier Holzernte nicht nur nicht vorgesehen ist, sondern auch unbedingt verhindert werden muss, wäre das auch zu diesem Ziel eine passende Maßnahme.

Die Baustelle kann ein paar hundert Tonnen Material liefern und stellt auch einen Radlader. Mal sehen wieviel ich unterkriege ... :D
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Steffen am 27-Januar-2022, 20:08
hmm, ich finde den Link nicht...
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 27-Januar-2022, 21:53
Steffen,

Du klickst auf 'Zitat von: Tuff am 2020-06-09, 17 Uhr (http://mbreg.de/forum/index.php/topic,10875.msg132233.html#msg132233)'

Dann liest du am besten nochmal den Beitrag durch, damit du weisst worum es geht.

Und dann, am Ende, heureka ! der Link !!  ;D
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Steffen am 27-Januar-2022, 22:18
Wahnsinn, der Aufwand den du betreibst! Was soll denn auf die Flächen (Pionierwald/Garten) kommen? Hast du Sickerstellen mit groben Steinen eingebaut? Stellenweise sieht mir das außerdem noch sehr verdichtet aus. Was denkst du?
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 28-Januar-2022, 00:19
Was soll denn auf die Flächen (Pionierwald/Garten) kommen?

Im Garten, Gras und Wildblumenwiese. Die neue Bodenmasse ist ein Winterwasserspeicher für die 'daneben' stehenden Bäume, die ich aber auf der Südseite erst noch an den Rand der Fläche pflanzen will. Ein junger BM steht bereits und natürlich profitiert auch die 60jàhrige Pinus mugo Gruppe davon. 

Auf der Nordseite sind es einige recht große 60jährige Koniferen (Chamaecyparis, A. procera, P. nigra, Taxus) und diverse Thuja; dazu kamen bisher 3 KM, 1 A. grandis, etliche Pinus mugo (ich liebe diese Art) und einige Thujen. Und dies und das :D

Dieser obere Teil des Gartens soll also parkartig werden. Der angrenzende untere Teil (mit Schwerpunkt auf Rhododendron und Azaleen) ist es bereits.

Die an die neue Fläche angrenzenden Koniferen werden alle in diese Fläche hineinwurzeln und im Sommer davon profitieren, bis auf eine Distranz von vielleicht 20 m.

Die noch zu pflanzenden Koniferen im Süden werden in 10 Jahren beginnen den Wasserspeicher zu beschatten - falls es klimamässig doch eher heiss und dürr wird. Falls nicht, absägen geht schnell ... 

Hast du Sickerstellen mit groben Steinen eingebaut?

Die unterste der neuen Schichten im Wald (in der Nextcloud Bild 2 und 3) habe ich explizit sehr steinig mit großen Brocken angefordert. Auf Bild 3 siehst du die größten, welche ich herausgeholt habe. Es sind aber noch viele fast so große in der 'Erde', und sehr viele deutlich kleinere.

Die Steine sollten bewirken daß der Regen perkoliert, sich also keine Stauschicht bildet. Unter dieser ersten Erdschicht ist zudem eine 10-20 cm dicke Häckselschicht. So wie in Bild 8 (typisch, aber hier in einem späteren Stadium.) Wenn diese verrottet, und dann später als Humus immer wieder mal gefriert auftaut, bewegt sich das Gefüge und es entstehen Spalten und Risse.

Ursprünglich sollte das die einzige Schicht bleiben. Später habe ich es mir anders überlegt, weil es sich doch so einfach bewerkstelligen liess, und noch mehrmals neu 'draufgepackt'. Nach jeder Planierung von Erde kam wieder eine dicke Häckselschicht drauf und darauf danne erst wieder Erde. Stellenweise auch Äste unde Grünschnit, vor allem in Fahrspuren. Einmal Pferdemist, und Kälber-Stroh (Bild 5,6,7). Das alles wird verrotten und bwirkt, daß sich das Gefüge bewegt und Spalten entstehen. Die dann auch bleiben werden - es wird ja nach Abschluss gar nicht mehr drauf rumgefahren. Auch wenns erstmal nach prima Fahrweg aussieht :D

Stellenweise sieht mir das außerdem noch sehr verdichtet aus.

Ein Verdichten kann man nicht verhindern wenn man mit LKW reinfährt und mit Radlader planiert.

Die gelbe steinige Erde welche Du auf den letzen Bildern aus dem Wald siehst, ist besonders sandig. Das war ein Glücksfall, eine Baustelle m Nachbardorf die mir in nur 3 Tagen > 100 t davon bringen konnte. Hier wurde ein Hang mit dieser sandigen Ablagerung aufgebaggert. Die Fahrspuren im Foto sehen nach Verdichtung aus, aber das Gegenteil ist der Fall: Man gräbt sich ein weil es eben nicht verdichtet ist. Dieser sehr sandige und sehr steinige Lehm perkoliert Wasser sehr gut.

Darauf kommt dann am Ende wieder eine Häckselschicht und ich werde heimische Bodenvegetation einsäen. zb. Fingerhut und Wildgräser aus unseren natürlichen Eichenwälden (also von direkt nebenan).

Ab dem 2. Jahre erwarte ich schon jede Menge Naturverjüngung, in den Häckseln keimen alle Laubbaumerten sehr gut. Bestimmt werde ich auch was reinpflanzen. An den 'Rändern' habe ich gegen die Südsonne bereits Eiben und Ilex gepflanzt.

Im Garten habe ich experimentell da wo der Radlader am meisten rumkurven musste ca. 80 Hasel-Stöcke in den Boden gekloppt, 30 - 50 cm lang und 2-5 cm dick. Die Idee ist daß der Radlader mit seinen breiten Reifen dann 'auf den Stöcken' fährt und sich nicht tief eingräbt. Das hat soweit schonmal geklappt. Später werden diese Stöcke verroten und es entstehen Belüftungskanäle. Mal sehn ob das auch funktioniert ...

Aber die schweren LKW haben natürlich in ihren Fahrspuren mächtig komprimiert. In diesen Fahrpsuren habe ich aber vor jeder LIeferung eine 'Fahrmatte' aus Ästen eingelegt, so daß sich das ein wenig abfedert. Die Àste wurden überkippt und wenn sie verrotten, wird diese lokale Verdichtung hoffentlich etwas aufgebrochen.

Die Baumwurzeln werden lateral in die verrottenden Häckselschichten hineinwachsen und den Boden durch ihr Dickenwachstum hoffentlich ebenfalls bewegen.

Trotzdem ist so ein 'neuer' Boden im Vergleich zu einem gewachsenen Waldbodeb erstmal für viele Jahre verdichtet. Daher muss ich auf die 3W (Wurzeln, Würmer und Wühler) hoffen. Und Frost und Dürre machen wie gesagt Risse.

Wenn ich das alles vorher durchgeplant hätte, und für viel Geld alles hätte passend bestellen können, wäre die Reihenfolge und die Art der Schichten wahrscheinlich anders geworden. Aber ich musste meistens zuschlagen wenn es grade eine geeignete Baustelle gab, die kostenfrei lieferte, und die Zeit dazwischen mit ebenfalls kostenfreien Häckselllieferungen ausfüllen. Dann muss man oft sehr schnell abwägen und reagieren, improvisieren und Kompromisse eingehen.
Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 28-Januar-2022, 00:50
Die Fotos sind wirklich nur zufällige Momentaufnahmen, keine vollständige Abfolge. Im Garten habe ich zb. ebenfalls 50 t des sandigen gelben Lehmes verbaut, unter dem humosen Oberboden, davon gibt es gar kein Bild. Auch viele Häckselschichten und Astfahrmatten fehlen. Das Ab-Rechen und Herausklauben der obersten Steine. Das Aufpickeln der verdichteten Fahrspuren, und zukippen, und wo es geht von Hand glatt ziehen. Das ist sehr viel Arbeit, oft mehr als man schaffen kann, und man läuft dann nicht rum und macht Fotos.

Und ich habe im Garten mehrere hundert Schubkarren Material aus den Haufen herausgeschippt und an anderen Stellen verbaut, für Plattenwege oder die neue Einfahrt oder wo ich große Koniferen durch Anschüttungen sturmfester machen wollte. Die stehen nämlich alle am Ende eines tendenziellen topgrafischen Windkanales nach Westen, vielleicht 30 km lang (?), der wie eine Düse wirkt. Wirklich ganz oben am Ende. Die Kräfte die auf diese Bäume wirken sind enorm; und mancher von denen hat sich in den letzten Jahren erheblich geneigt. Damit sie der Sturm nicht wirft, habe ich jeweils 3-4 Tonnen Material auf der Windseite verteilt, natürlich wieder mit alternierenden Häcksel-Humus-Schichten. Außer Kappen, das einzige was ich tun kann.

Titel: Re: Waldbau und Pflanzungen bei Dürre und Klimawandel - was tun
Beitrag von: Tuff am 25-März-2022, 13:33
Neulich sah ich einen Waldstreifen - teilweise Fichten-Kahlschlag - bei dem jede Begleitbaumart wie Birken, Ilex, Vogelbeeren die noch grün war stehengelassen wurde, und der zur Bepflanzung vorbereitet wurde indem man diese ehemals vieleicht 7m hohen Bäume in ca. 2-3m Höhe gekappt hat so dass sie wieder austreiben. Das soll den zu pflanzenden Koniferen (?) wahrscheinlich ermöglichen durchzuwachsen, zugleich aber einen minimalen Schirmschutz erhalten. Man kann solche Kappungen nach der Pflanzung vlt nicht mehr zerstörungsfrei durchführen ... das sind aber nur meine Vermutugen.
Jedenfalls eine interessante Idee.