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Mammutbäume (öffentlicher Bereich) => Wissenswertes & News => Experten- und Fachbeiträge => Thema gestartet von: denniz am 12-September-2012, 13:06

Titel: BM glaucum weniger Frost-und Pilz-anfällig, warum?
Beitrag von: denniz am 12-September-2012, 13:06
Hallo MB-Expärten!
Mir ist aufgefallen, dass meine blauen BM Sorte Glaucum weniger
Frostschäden, aber vor allem kein Triebsterben bzw. Pilzbefall haben.
Warum ist das so?

Ich habe heute morgen Stecklinge vom blauen BM gemacht, nachdem
ich keine Veredlungsstelle gefunden habe, bin ich davon ausgegangen, dass
diese Sorte ebenfalls über Stecklinge vermehrt wird.

Gibt es eine weitere spezielle Herkunft die bläulich im Grund-Charakter ausfällt,
wenn ja welche? Bin interessiert an einer Sorte die farblich zwischen dem Glaucum
und dem "Standard-BM" liegt.

schönen Gruß aus dem Seqoia-Wald
Denniz
Titel: Re: BM glaucum weniger Frost-und Pilz-anfällig, warum?
Beitrag von: sequoiaundco am 12-September-2012, 13:21
Hallo Denniz,

fast alle "glaucum" sind stecklingsvermehrt, starten also mit älterem, abgehärtetem Gewebe ins Leben, was die Frostempfindlichkeit bes. aber Pilzinfektionen z.B. durch Botritis reduziert oder sogar gänzlich vermeidet.

Farbliche Nuancierungen (z.B. zwischen grün und blau) als überdauernde Eigenschaft festzustellen, finde ich schwierig: Häufig hängen sie vom jeweiligen Ernährungszustand und Standort ab. Von entsprechenden Herkünften im Ursprungsgebiet habe ich noch nichts gehört (evtl. je höher je blauer ?).

farbnuancierend  chris  (sequoiaundco)
Titel: Re: BM glaucum weniger Frost-und Pilz-anfällig, warum?
Beitrag von: denniz am 12-September-2012, 14:42
Hi Chris,

Danke für die Info!
...heisst das nun, dass es eine Mutterpflanze, oder einige wenige, gibt , also glaucum einer Mutation enspringt
genau wie die Blutbuche? 

Ich habe auf einem Bild hier im Forum mal einen älteren Glaucum gesehen, der nicht mehr so stark blau war
wie die jungen Bäume die ich sonst zu sehen bekomme.

Denniz
Titel: Re: BM glaucum weniger Frost-und Pilz-anfällig, warum?
Beitrag von: sequotax am 12-September-2012, 16:07
Hallo Denniz, hallo Chris,

zwei kleine Anmerkungen:

1. Soweit ich das beobachten konnte (einschließlich meiner eigenen zwei BM 'Glaucum') sind diese auf Otto-Normal-BM veredelt (seitlich) - ist wahrscheinlich einfacher als Stecklingsvermehrung...
(Die Blaufärbung rührt von einer verdickten Wachsschicht auf den Nadeln her, die auch die Eigenschaften wie Frosthärte u./o. Botrytisresistenz beeinflussen !)

2. DIE Blutbuche ist nach meinem Kenntnisstand KEINE Mutation sondern eine durch Zucht herausselektierte Pflanze. Hier wurden speziell solche Rotbuchen gekreuzt, die besonders viel eines natürlicherweise in allen Buchenblättern vorkommenden roten Farbstoffes besaßen...
(Man kann insbesondere beim Austrieb bei vielen Buchen eine Rotfärbung ausmachen, die jedoch später meist durch das Chlorophyll grün überdeckt wird !)

LG,  Remi
Titel: Re: BM glaucum weniger Frost-und Pilz-anfällig, warum?
Beitrag von: Odysseus am 12-September-2012, 16:22
Hi Remi,

laut Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Blutbuche) sollen die Blutbuchen von einer Mutation abstammen.

Grüße
Walter
Titel: Re: BM glaucum weniger Frost-und Pilz-anfällig, warum?
Beitrag von: sequotax am 12-September-2012, 16:53
Hallo Walther,

das ist meiner Argumentation in der Tat hinderlich...  ::)

Im Wiki wird beschrieben, dass es sich um das Fehlen eines Enzyms handelt, das die (roten) Anthocyane der Epidermis abbaut.

Nun wird es Pflanzen geben, die genetisch viele Anthocyane bilden, andere ganz wenige.
Und es wird Pflanzen geben, die viele Enzyme bilden und andere ganz wenige (oder sogar gar keine).

Vielleicht hat man doch noch ein wenig herumgezüchtet, um schließlich einen Baum zu erhalten, der viele Anthocyane und keine Enzyme bildet...
(Irgendwas habe ich mal irgendwo gelesen, oder doch nicht... [Die purpurnen Flüsse ?]  ? ? ?)  :o

Verwirrte Grüße,

Remi
Titel: Re: BM glaucum weniger Frost-und Pilz-anfällig, warum?
Beitrag von: ac-sequoia am 12-September-2012, 17:42
Hi,

Züchtung und Mutation als Herkunft, schließen sich ja nicht gegenseitig aus. Ganz im Gegenteil, wenn man Pflanzen auf bestimmte Merkmale hin gezielt Züchtet, selektiert man ja oft auch Individuen heraus, die durch Mutationen gewisse Eigenschaften/Merkmale hervorbringen oder verlieren.

Bei der Blutbuche kann es doch so gewesen sein, das man gezielt Pflanzen genommen hat, wo diese Mutation (fehlendes Abbauenzym) besonders starke Auswirkungen hatte.

Da im Endeffekt "alles" im genetischen Code "geschrieben" ist, sind eigentlich alle vererbbaren abnormen Merkmale auch durch Mutatioenen entstanden. Wächst ein Baum jedoch abnormal, aufgrund von besonderen Klima- oder Bodenbeschaffenheiten, werden die Nachkommen (ob vegetativ oder über Samen vermehrt) unter normalen Bedingungen diese Form nicht annehmen.

Als Spezialfall gibt es bei den Pflanzen sicherlich noch Sonderfälle, durch Parasiten und Krankheiterreger (Viren, Bakterien).
Wenn ich mich recht erinnere, dann können zB manche Bakterien Teile ihrer DNA über Plasmide (ringförmige DNA) in Pflanzenzellen transferieren. In wie weit das für die nachkommenden Generationen relevant ist, weiss ich leider nicht. Und grob gesehen ist das Genom dieser Pflanze ja auch in dem Fall "Mutiert".
 
@Denniz: Wegen einem BM der farblich zwischen blauen Glaucum und normalo liegt, schau doch auch mal in die Sortenliste. Wir hatten hier mal einen Link, wo alle Sorten mit Fotos aufgelistet waren, dort wirst du sicher fündig. So gibt es auch gelbliche und sogar welche mit weisslicher Spitze. Glaube "frech Beauty" hiess der....gefallen mir persönich nicht so  ;D


Gruß
Andreas
Titel: Re: BM glaucum weniger Frost-und Pilz-anfällig, warum?
Beitrag von: denniz am 12-September-2012, 23:11
Nabend!
Sämlinge einer Blutbuche können ebenfalls eine Blutbuche sein,
fallen aber zum grössten Teil echt. Hat jemand schon Sämlinge eines BM-Glaucum
gesehen, geerntet oder gar einen Baum aus einem solchen Samen gezogen?

wissensdürstigengruß
Denniz

Titel: Re: BM glaucum weniger Frost-und Pilz-anfällig, warum?
Beitrag von: Tuff am 21-Februar-2014, 23:46
Das würde mich auch mal interessieren.

Michael D. hat ja anscheinend Glaucum Samen gesammelt (IIRR), also in 1 oder 2 Jahren wissen wir spätestens mehr. Hoffentlich sind die Samen keimfähig (der Baum war ja nicht so besonders alt).
Titel: Re: BM glaucum weniger Frost-und Pilz-anfällig, warum?
Beitrag von: Bakersfield am 21-Februar-2014, 23:55
Hi Tuff,

ich habe inzwischen auch Glaucum-Saatgut im Kasseler Bergpark gesammelt. Von dieser Gruppe hier. (http://mbreg.de/forum/index.php?topic=1983.msg100199#msg100199)

Wird bald ausgesät. Denniz hat auch was abbekommen und probiert es parallel... ;)

Micha D. hatte letztes Jahr schon gesammelt und gesät und auch einige Sämlinge, während mein Versuch mit relativ wenig Saatgut letztes Jahr gescheitert ist.

Mal abwarten...

Viele Grüße,
Frank
Titel: Re: BM glaucum weniger Frost-und Pilz-anfällig, warum?
Beitrag von: Tuff am 22-Februar-2014, 03:00
Also, diese Keimlinge / Sämlinge sollten unbedingt fotografisch dokumentiert werden.

Grüne Farbnuancen sind in digitalen Fotos immer besonders schwer festzuhalten (und gernell alle Farben wegen unterschiedlichem Licht, und den jeweiligen Kameraeinstellungen ...) daher ist es notwendig, irgendein Referenz-Grün ins Bild zu bringen oder besser noch, mehrere Farbtöne.

Also etwa, ein Schnipsel eines weit verbreiteten Produktes den man auf allen Fotos mit drauf hat, und zum Vergleich auch mal mit 'Standardbäumen' zusammen ablichtet. Was könnte man nehmen ? Keine Ahnung ... eine Flagge oder ein Wappen ? Die haben ja definierte Farben.
Titel: Re: BM glaucum weniger Frost-und Pilz-anfällig, warum?
Beitrag von: denniz am 22-Februar-2014, 22:10
Hallo Tuff,
Als Vergleich könnte ich maximal einen BM glaucum anbieten, ergo
den Sämling direkt neben ein Exemplar dieser Sorte halten beim Fototermin.

Die Gruppe im Bergpark steht auf meiner "to-Besuch-Liste".
Unterschiede in der Nadelform kann ich aber jetzt schon anmerken.
Die Nadeln meines glaucums sind deutlich runder und kompakter.
ob sich das im Alter auswächst?

Kreuzungen zwischen glaucum und "normal"-BM müssten auch zu
differenten Färbungen führen ..

additiver Farbmischung erlegenst
Denniz
Titel: Re: BM glaucum weniger Frost-und Pilz-anfällig, warum?
Beitrag von: denniz am 22-Februar-2014, 22:19
http://mbreg.de/forum/index.php?topic=623.90 (http://mbreg.de/forum/index.php?topic=623.90)
Dieser BM-glaucum zeigt übrigens den exakt gleichen unregelmässigen Habitus wie
meiner.. vermutlich genetisch identisch.
Titel: Re: BM glaucum weniger Frost-und Pilz-anfällig, warum?
Beitrag von: Tuff am 17-März-2018, 21:36
Dieser Winter war mal wieder besonders schwierig hier im Bergischen Land. Mehrfacher Wechsel zwischen Auftauen und Frost. Inzwischen zeigen einzelne junge BM (<150cm hoch) und auch einige grössere 7m-BM deutliche Nadelschäden. Die Nadeln sind hellgelb-vertrocknet bzw. erforen, nicht durch Kälte rotoliv verfärbt.

Der 6m Glaucum hingegen ist bisher kaum betroffen. (Das kann sich aber noch ändern.)

Auch mein extrem wüchsiger Sherman-Sämling, mittlwerweile an die 180 cm hoch, ist lediglich grünolivblaupurpur verfärbt, beim BM eine normale Winterfärbung (und ganz ohne jeden Schutz.)   
Titel: Re: BM glaucum weniger Frost-und Pilz-anfällig, warum?
Beitrag von: Tuff am 19-August-2018, 17:20
Es bleibt bei dem Resultat ... nochmal etwas präziser:

Nach dem Winter 2017/18 zeigten viele meiner BM auf der (völlig neu) NW-Seite deutliche Frostschäden, und zwar Große (ebenfalls neu) wie Kleine.

Der 'glaucum' hatte nur ein paar einzelne braune Zweiglein aufzuweisen, sehr begrenzt und unauffällig. Siehe Foto.

Der Sherman-Sämling, nun an die 240 cm hoch, hatte sich nur typisch winterlich verfärbt, etwas mehr als sonst - direkte Schäden waren das nicht.

Frosthärte ist also nicht ausschließlich mit glaucum-Merkmalen wie Bläue zu korrelieren.
Titel: Re: BM glaucum weniger Frost-und Pilz-anfällig, warum?
Beitrag von: Tuff am 19-August-2018, 17:35
Mein (dankenswerterweise von Michael D aus Kassel mitgebracht) aus Samen angezogener, einziger glaucum-Sämling ist lebendig und ausreichend vital. Er ist noch nicht ausgepflanzt, und steht im Garten im Hochbeet.

Er hat über den Winter sein Zentraltriebchen verloren, wächst aber auch generell sehr langsam mit kurzen Trieben. Tendenz Bonsai. Das muss aber später nicht so bleiben.

Bonsais sind in meinem Genpool-Grove Ehrengäste, weil ich es besonders spannend fände, durch Kreuzung eine 'Hochgebirgsvariante' zu finden, welche sehr langsam wächst und extrem frosthart ist. Quasi die Grannenkiefer unter den BM ... diese Eigenschaften könnten es theoretisch ermöglichen, einen Grove in großer Höhe anzulegen, der für ein paar Jahrtausende relativ sicher ist vor Dürren / Klimawandel.

Sie wären aber auch gärtnerisch sehr interessant, gerade weil sie nicht so riesig werden.
Titel: Re: BM glaucum weniger Frost-und Pilz-anfällig, warum?
Beitrag von: Michael D. am 20-August-2018, 08:14
Moin,Tuff !

Im Prinzip gäbe es das schon,eine sehr langsam wachsende Variante existiert mit der Sorte S.g."Pygmaeum" - so man sie denn überhaupt mal bekommen würde.Es müßte nur mal wieder ein Züchter herangehen,und solche Raritäten vermehren...

LG Michael