Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Projekt Mammutbaum
Baumprojekt in Östringen
Richard:
Hallo liebe Mammutbaumfreunde,
Ich habe nun einen Plan erstellt, wie man die Bergmammutbäume auf diesem Grundstück pflanzen könnte.
Am oberen rechten Eck ist eine Aussparung wegen der Stromleitung (die zwar nicht übers Grundstück verläuft, aber besser mal vorgesorgt)und am
unteren linken Eck ist eine Aussparung wegen eines großen Baumes des Nachbarn der einen Mammutbaum einengen würde.
Der Strich in der Mitte symbolisiert den kleinen Höhenunterschied zwischen den zwei zusammengehörigen Flächen. Dieser nimmt von oben nach unten
(im Bezug auch der Grafik) ab.
Ich würde mich freuen, wenn ich ein paar Meinungen dazu hören könnte!? Die Darstellung ist ziemlich maßstabsgetreu.
Danke
Gruß
Richard
Tuff:
Hallo Richard,
Das ist so eine typische (ehemalige) Weinbergslage und ich würde hier besonderen Wert auf die Akzeptanz im Sinne des Landschaftsschutzes legen. Das heisst, zunächst mal vereinzelt als Haupt-Begleitbaumart etwas Anerkanntes wie Traubeneiche oder Linde (?) anpflanzen und dazwischen in höherer Stückzahl alte Obstsorten (etwa Speierling und hochstämmige Birnen) als eher temporäre Begleitung (das bedeut hier: für 30 - 50 Jahre), und dazwischen dann die BM-Gruppen einstreuen. Diese fallen auf diese Weise die ersten Jahrzehnte nicht so krass auf, weil die Laubbäume in den ersten Jahren auch schnell wachsen; bis sie eines Tages hoch über den Laubbäumen ihre Kronen ausbreiten.
Auch dann können auf lange Sicht immer noch einige langlebige Eichen darunter stehen, wenn es die Wasserversorgung zulässt. Ein schöner Nebeneffekt ist daß Du in den nächsten Jahrzehnten immer wieder mal Bäume als Feuerholz oder für Pfähle entnehmen kannst.
Da du so viele davon hast, würde ich die BM als Gruppen pflanzen, jeweils 4 oder 5 im Kreis von mindestens 7m Durchmesser, Abstand voneinander entlang der Kreislinie ca. 4m, im Zentrum ein paar niedrige 'billige' Laubbäume (etwa Vogelbeere Sorbus aucuparia) als temporäre Begleitbaumart. Dabei würde ich davon ausgehen daß 1 - 2 BM dieser Gruppe später ausfallen oder absichtlich entfernt werden. Das Ziel sind 3 BM als Gruppe. Zum Beispiel kann es passieren, daß zum Oberhang der Seitendruck (=Schatten, Wurzelkonkurrenz) durch hochwachsende Bäume sehr groß wird. Durch die Gruppen kannst Du flexibel darauf reagieren indem Du noch einen oder zwei mehr entnimmst, wodurch der verbliebene dann keine Zeit verloren hat mit Ästen auf der falschen Seite, sondern von Anfang an noch oben strebte.)
Innerhalb einer Gruppe würde ich jeden einzelnen BM wieder als 3er Gruppe pflanzen, Abstand 50cm - 1m, damit das Ergebnis abgesichert ist. Nach ein paar Jahren muss man dann die Bestwüchsigen auswählen und die anderen absägen. Tut mir leid das zu sagen, aber das ist der beste Weg um das Ziel zu erreichen, und es entspricht der Vorgehensweise der Natur, von vielen dicht wachsenden Bäumen nur sehr wenige übrigzulassen.
Das Schöne an der Methode ist, daß Du auch mal einen auswählen kannst, der irgendwie anders aussieht (eine Variante) und nicht immer nur den größten nehmen musst.
Womit wir bei der Genetik wären. Es ist aus vielen Gründen zu empfehlen, die Herkümfte zu mischen; damit der Zielbestand diese Diversität aber auch noch hat, muss man die BM markieren (farbige Steinchen an den Stammfuß legen, oder kleine Bänder, wie auch immer) um nicht am Ende zufällig nur eine Herkunft übrig zu haben.
Was die Anordnung angeht, habe ich schon einmal empfohlen, Lichtkanäle zu planen, damit nicht am Ende eine Wand aus großen BM am Südrand steht und dahinter alles im Schatten verkümmert. Ich kann mich leider nicht mehr entsinnen wo bei Deiner Fläche Süden ist. Wenn Lichtkanäle nicht möglich sind, dann sollte man wenigstens ein Höhengefälle erzielen (d.h. nach Süden hin fallen die Baumhöhen ab).
Es gibt Landesgesetze für Grenzabstände von Bäumen, oft ist es aber so, daß nach einigen Jahren der Einspruch entfällt. Wie stehen denn die Chancen daß die direkten Nachbarn es erlauben würden, daß Du (wenigstens mit den Belgeitgehölzen) näher als offiziell erlaubt an die Grenze heranpflanzt ? Nach 10 Jahren oder so können die Bäume aus dem Grund dann nicht mehr angefochten werden.
Leider liegt Deine Fläche in einem 'menschlich aktiven' Gebiet, welches in Zukunft sicher noch einigen Planungen unterliegen wird. In Frage kommen zum Beispiel Flurbereinigungen, Straßenbau, Windparks, und Ausweisung von Naturschutzflächen. Wenn Du Deine Fläche nachhaltig sichern willst, musst Du versuchen sie möglichst 'offiziell' zu machen, etwa indem Du renommmierte Institutionen mit ins Boot holst. Das ist nicht einfach aber hier ein paar Beispiels:
A. Die lokale Waldkindergruppe ist begeistert bei ein paar Kleinigkeiten mitzuhelfen, dafür dürfen sie auf der Fläche dann auch mal was eigenes machen. Ideal wäre, wenn sie die Fläche regelrecht adoptieren würden, und auf sie aufpassen und sie pflegen. Es könnte soweit gehen daß eine Bauwagenunterkunft in der Nähe aufgestellt wird.
B. Der lokale NABU hat Interesse, obzwar kritisch gegenüber den BM, hier Unterschlupf für Wildbienen und später Nistkästen aufzuhängen, wofür sich andererseits hohe BM später natürlich besonder gut eignen. (Auf Miwok ist es der wowo-na, der Kleine-Waldeulen-Baum) Zumindest der Wildobstanteil wird ihnen ja wohl gefallen.
C. Du kennst einen Förster der auch Mammutbäume mag, und das Forstamt bewilligt Dir Arbeitskräfte zum Bau eines Zaunes (da es eine Erstumwandlung in Wald ist, ist das Forstamt beteiligt, ich hoffe Du hast den Antrag gestellt).
D. Du fragst beim zuständigen Amt für Raumordnung ob bzw. wann sie Deine Fläche im Landschaftsplan explizit als besonderes Gebiet ausweisen können, etwa als Sukzessionsfläche, Öko-Ausgleichsfläche, Park oder Arboretum, oder was auch immer sie dazu anzubieten hätten. Alles ist besser als einfach 'Feld' oder 'Wald' welche heutzutage keinerlei Schutzstatus mehr haben.
Manfred:
Hallo Michael,
gratuliere zu diesem Beitrag!
Zusammenfassender kann man das nicht mehr schreiben. Deine abschließenden Ideen habe ich mir notiert. Wirklich eine gute Basis für die Absicherung der Pflanzungen und gleichzeitige Einbeziehung der Bürger/Gesellschaft.
Solche Ideen braucht das Land! ;)
lg
Manfred
Richard:
Hallo Michael,
vielen Dank für Deine sehr ausführliche Antwort.
Bei dem Grundstück handelt es sich bekanntlich um einen ehemaligen Weinberg. Die Flächen außen herum sind auch alle als solche Flächen verzeichnet. Allerdings (so habe ich es in Gesprächen mit den Nachbarn herausgefunden) waren die jeweiligen Besitzer nicht unbedingt darauf bedacht, deshalb irgendwelche Anfragen bei den zuständigen Ämtern zu stellen. Ihr wisst ja alle, dass sehr viele auf dem Land einfach machen und nicht viel fragen!!! Wie man vielleicht auch bei Google Maps oder anderen Programmen erkennen kann, sind bei den Nachbarn sehr viele Baumpflanzungen in den letzten Jahrzehnten vorgenommen worden. Mein einer direkter Nachbar hat ja einen kompletten Wald auf sein Grundstück gesetzt und hat sich eine Art Park angelegt. Soweit er mir Auskunft gab, hat er sich nicht darm gekümmert etwas nachzufragen. ABER ich bin da ja ganz anderer Einstellung. Ich möchte ein Grundstück bepflanzen, worauf die Bäume NACHHALTIG verweilen und altern können. Deshalb habe ich schon vor Monaten mit dem zuständigen Förster gesprochen und der meinte: "Ah ja, das da oben ist nicht mein Gebiet. Das Gehört zu den Landwirtschaftsflächen. An Ihrer Stelle würde ich mit dem Landwirtschaftsamt in Kontakt treten." Was konkret heißt, dass er sich dafür nicht zuständig sieht. Dann habe ich mit einem hohen Beamten des Landwirtschaftsamt in Bruchsal (die sind auch für Östringen zuständig) telefoniert. Gut war, dass ich diesen netten Herrn noch von früher kannte, da ich mit ihm vor Jahren Golf spielte. In einem langen Gespräch habe ich ihm die Situation genau geschildert und er sagte ausdrücklich, dass ich für diese Fläche und für mein Vorhaben keine Genehmigung benötige. Um mich ganz abzusichern gab er mir eine Nummer von einer Kollegin, doch die wusste darüber leider gar nicht bescheid. Naja jedenfalls gehe ich davon aus, dass dies doch genug nachgefragt ist??? Wenn ich vom zuständigen Förster zum Landwirtschaftsamt verwiesen werde und die mir sagen, dass alles ok ist!? Das Einzige was ich jetzt noch machen könnte, wäre mit der Umweltbeauftragten von Östringen zu reden, damit ich ihr einfach mal den ganzen Sachverhalt nochmal nahelegen kann. Die kenne ich auch und normalerweise ist diese Person für solche Dinge meist sehr offen und freut sich darüber immer sehr. Mir dem Amt für Raumordnung werde ich anschließend noch Kontakt aufnehmen. Denn Deinen Vorschlag finde ich sehr gut und vielleicht könnten die mir wirklich eine gute "Flächenbezeichnung" anbieten. Ob dort oben Windräder aufgestellt werden? Das kann ich mir eher schlecht vorstellen (aber man weiß ja nie, auf welche Ideen die manchmal kommen). Dass dort ein Neubaugebiet eröffnet wird ist sehr sehr unwahrscheinlich. Aber Flurbereinigungen sind durchaus möglich. In den Gesprächen mit den genannten Beamten werde ich vielleicht auch darüber noch ein paar Dinge erfahren.
Ach ja, was ich noch sagen wollte. Als ich damals mit einer Beamten vom Landwirtschaftsamt telefonierte, sagte mir diese: "Da Sie kein Landwirt sind und dies eine landwirtschaftliche Fläche ist, dürfen sie keinen Zaun um dieses Grundstück ziehen. Das dürfen nur Bauern und die auch nur mit einer Genehmigung." Dass man dafür eine Genehmigung benötigt war mir klar, allerdings nicht, dass man dafür Landwirt sein muss! Positiv ist dabei, dass man Geld spart. Eine solche Fläche zu umzäunen kostet ja ein halbes Vermögen. Ich habe mich dazu entschieden, die einzelnen Bäume zu umzäunen.
Deine Pflanztipps sind wie immer sehr interessant für mich und ich werde wahrscheinlich auch vieles davon übernehmen. Auf dem Bild wäre links Süden und rechts Norden.
Dass mir meine freundlichen Nachbarn erlauben, die Bäume näher an die Grenze zu pflanzen ist leider ausgeschlossen. Ich sage es mal so: "Die sind etwas schwierig".
einen Korridor einzuplanen, beim Pflanzen ist eher schwierig. Da würde ich auf den Vorschlag eingehen, dass man stufenweise bzw. die höheren nach hinten pflanzt. Für alte Obstsorten wäre ich auch. Da hätte ich auch gleich noch eine Frage: Ich habe momentan einige Walnussbäume! Denkst Du die würden reinpassen? (Ich weiß, Walnuss gehört jetzt nicht zu den Raritäten!)
Ich muss mir das jetzt nochmal alles durch den Kopf gehen lassen und die Telefonate führen und noch aufs Amt gehen. Da jetzt Sommer ist habe ich noch etwas Luft. Ausgepflanzt wird eh erst frühestens Ende August eher in der ersten Hälfte des Septembers.
Gruß
Richard
Bakersfield:
Hallo Richard,
ich lese sehr interessiert mit, finde aber leider nicht die Zeit für ausführliche Texte.
Dein Projekt und vor allem dein Engagement sind beispielhaft... 8)
Ich möchte dir beim Pflanzplan gar nicht zu sehr reinreden. Tuff kennt sich besonders mit den anderen Baumarten als den Mammuts da wesentlich besser aus als ich. Bei den BMs stimme ich ihm auch weitestgehend zu. Ich würde aber wahrscheinlich einige BMs weniger pfanzen, da ich bei den ausgewählten, selbstgezogenen Exemplaren gute Chancen auf eine positive Entwicklung sehen würde.
--- Zitat von: Richard am 24-Juni-2015, 13:35 ---...Da hätte ich auch gleich noch eine Frage: Ich habe momentan einige Walnussbäume! Denkst Du die würden reinpassen? (Ich weiß, Walnuss gehört jetzt nicht zu den Raritäten!)
--- Ende Zitat ---
Hierzu fällt mir zuerst ein, dass die Walnuss besonders in der Jugend eines der schnellstwüchsigsten Laubgehölze ist. Das heißt, die kannst du gut zum Füllen nehmen, musst sie aber dort bald entfernen, wo sie andere dir wichtigere Bäume beeinträchtigt. Besonders die alten Obstsorten hätten dauerhaft wahrscheinlich keine Chance, außer sie kommen mit Halbschatten zurecht.
Da man auf Wikipedia noch lesen kann, dass sie im Alter hingegen eher lichthungrig und konkurrenzschwach ist, werden ihr auch später die lichtschluckenden BMs zu schaffen machen. Aber da kann dir insgesamt bestimmt Tuff besser weiterhelfen.
Viele Grüße,
Frank
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