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Autor Thema: Welche Mammutbäume sind besonders schützenswert ?  (Gelesen 12809 mal)

Mick Rodella

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Re: Welche Mammutbäume sind besonders schützenswert ?
« Antwort #15 am: 09-Februar-2014, 01:22 »

Hallo zusammen,

natürlich wäre es am einfachsten, alle BM in den Wald zu "verbannen", wo sie eigentlich hingehören. 

Die Frage ist, welchen Sinn es macht, wenn jemand von uns (oder der Verein) einen Mammutbaum in Wohngebieten und Parks als schützenswert ansieht. Entscheiden müssen Besitzer und ggf. Gutachter. Da interessiert die Leute kaum ein ins Register integriertes (vermutetes) Potenzial-Schema für jeden Baum (P1-P6 oder so)...

Lassen wir mal UM + KM außen vor. Negativ ausgedrückt, aber nicht destruktiv gemeint: Problemkind und Angstmacher ist eben der BM.

Die meisten BM-Besitzer dürften wissen, was sie da im Garten stehen haben und wie groß die werden, auch wenn auf dem Gartencenter-Etikett was von 8m steht. 

Wir wissen nicht, wie groß/alt die Baumart hier eigentlich werden kann, von artgerechtem Standort kann (nicht nur deswegen) sowieso kaum die Rede sein. Bei jedem Großbaum (Platane, Buche, egal) muss der Besitzer sich im klaren darüber sein, dass es auf Dauer nicht ohne Pflegemaßnahmen abgeht. Und das macht dann nicht mal eben der Sohnemann mit der Handsäge.

Wenn wir uns sicher sind, welche Maßnahmen erforderlich sind, einem Baum an einem suboptimalen, aber optisch und räumlich passenden Standort durch Verbesserung der Nährstoffversorgung zu helfen, können wir sagen: es lohnt sich, den Baum trotzdem zu erhalten. Fragen Sie bitte Fachmann XY.

Verkehrssicherheit: wenn wir wissen, welche Pflegemaßnahmen ab welchem Alter/Ausmaß des Baumes nötig sind, können wir durchaus bewirken, dass große Bäume einige Jahrzehnte länger leben. In fast allen Fällen ist Sequoiadendron standfest, eine gesunde Basis ist also in der Regel vorhanden. Ein 50jähriger Baum kann genauso mächtig sein wie ein 100jähriger, darum geht es sowieso nicht.

Was die (stolzen?) Besitzer konkret interessiert, sind natürlich die Kosten. Man kann durchaus argumentieren, dass Lebensqualität ihren Preis hat, von mir aus sogar, dass der BM ein Statussymbol ist. Bei mächtigen Exemplaren darf man durchaus mit 1000 Euro Pflegekosten/Jahr rechnen.

Ergo: schützenswert ist, wo räumliche, zeitliche und monetäre Perspektiven aufeinandertreffen. BM innerstädtisch bis zum Verfall frei wachsen zu lassen ist sowieso illusorisch.

LG Micha
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Tuff

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Re: Welche Mammutbäume sind besonders schützenswert ?
« Antwort #16 am: 09-Februar-2014, 06:09 »

Micha,

Im großen und ganzen sehe ich das auch so. Einige Anmerkungen kann ich mir aber nicht verkneifen, obwohl ich denke daß Du hier nicht vorwiegend mich adressiert hast sondern vieleicht doch eher den Verein.

Von einer systematischen Einstufung oder einem Potenzial-Schema war jedenfalls noch nicht die Rede und so etwas hatte ich auch nicht im Sinn. Ich würde das generell dem Gefühl des einzelnen überlassen. Wenn jemand einen Baum sehr mag, soll er sich auch drum kümmern. Daß das keine brauchbare Richtlinie für den Verein wäre, ist mir klar. Die zu finden halte ich aber auch nicht für meinen Job.

Daß die Besitzer entscheiden ist ja klar. Mein Ansatz ist gerade die unaufdringliche Beratung der Besitzer, damit sie ihre Entscheidung treffen können. Wenn sie dann für meine Begriffe falsch entscheiden, unternehme ich persönlich - gar nichts.

Artgerechte Standorte gibt es in der Stadt wirklich nicht. Dazu bräuchte es nämlich Feuer oder vergleichbare Katastrophen ;) Aber Standorte in großen Gärten oder Parks, an denen BM keine Probleme machen, gibt es viele. Der Pflegeaufwand tendiert bei genügend Platz gegen Null. Allenfalls eine Absperrung wäre gegebenenfalls zu empfehlen. Aber selbst in den US Nationalparks steht man an der Absperrung unter der Krone.

Selbst wenn ein Mammutbaum direkt an einem Haus steht (und das gilt für alle Arten, oder generell für große Bäume) kann ich mir 1000 Euro Pflegekosten/Jahr nicht vorstellen. Aber schon, daß man alle paar Jahre in die Krone steigen muß. Wenn man Glück hat, nur alle 7 Jahre. Das setzt voraus, daß nicht jedes angebrochene Ästchen beseitigt werden muß.  (Ein Restriskio ist aber doch unter allen Bäumen gegeben und sehr oft tolerierbar.)

Von Profis ausgeführt, kann das in der Tat dann schnell 1000 € pro Einsatz kosten. Solche Bäume direkt an Häusern sind für mich aber Problembäume und ich würde sie nicht als Patenkind empfehlen.

 "...bewirken, dass große Bäume einige Jahrzehnte länger leben" finde ich zu pauschal. Ich sagte zwar vor kurzem erst, daß ich davon ausgehe, daß sehr viele Standorte in Zukunft ausfallen werden. Aber andere eben nicht - und es gibt genug Orte wo es keinen Grund gibt anzunehmen daß ein BM jemals weg muß.

Um nur das häufigste Besipiel aufzugreifen: Natürlich sind aus den großen Fürstenparks kleine Villengärten geworden. Aber damit ist auch schon Schluß. Diese Villen halten bei guter Bausubstanz (massiver Stein) und aufwendiger Pflege mehrere hundert Jahre. Aber schon in 100 Jahren wird ein eigener Garten in der Stadt - in Deutschland - ein unfassbar wertvolles Kleinod sein. Man wird in solchen Vierteln keine Einkaufszentren bauen. Und irgendwann werden in den reichen Gegenden Garagen durch Landeplätze auf dem Dach ersetzt.

In Hochhaus-Vierteln sieht es duster aus, hier rechne ich mit gelegentlichen Komplett-Neuanlagen, wobei die Grünflächen wohl jedesmal schrumpfen oder völlig be- oder umgebaut werden.

 BM innerstädtisch bis zum Verfall frei wachsen lassen ... meinst Du hier den natürlichen Alterstod ? Dann reden wir doch von einem Zeitraum von vielen Jahrhunderten, eventuell (das hängt wohl vom Klima ab) weit mehr als tausend Jahre. Ich würde nicht wagen vorherzusagen, ob in tausend Jahren eine bestimmte Stadt überhaupt noch existiert. Genauso wie die Stadt verfallen oder zurückgebaut sein kann, kann auch ein Mammutbaum noch dort stehen wo er sich jetzt befindet. Ich glaube, daß einzelne Bäume, wenn sie richtig groß und schön sind, mit immer mehr Aufwand geschützt und gepflegt werden. Etwa wie Ginkgos in den Tempeln. Fazit: Ich würds drauf ankommen lassen :)

Irgendwann werden wir ins auch mit Problem-UM befassen müssen. Die bisherigen älteren Bäume wachsen zwar nicht ausgesprochen rasant, aber sie werden anscheinend auch sehr hoch und ich halte regelmässige Astbrüche und Blitzschläge für durchaus möglich.

Der KM ist in unseren Städten bisher insofern ken Problem, als daß es kaum welche gibt, vor allem kaum Ältere. Zwar halte ich ihn ebenfalls für weniger problematisch als den BM, aber viel zu groß wird ein KM in Hausnähe allemal, und er bildet ebenso instabile Kronenständer oder Kandelaber.

Es ist aber korrekt sich auf eine bestimmte Art zu konzentrieren, und der BM ist klar das Problem-Riesenbaby Nummer 1.

Es wäre eigentlich interessant, von allen 3 Arten langsam wachsende Varianten für den Stadteinsatz zu züchten.
 
« Letzte Änderung: 09-Februar-2014, 06:13 von Tuff »
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Bakersfield

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Re: Welche Mammutbäume sind besonders schützenswert ?
« Antwort #17 am: 09-Februar-2014, 23:09 »

Hallo Tuff & Co... ;) ,

ich möchte auch noch einen Gedanken miteinbringen, der manches hier etwas entzerren bzw. relativieren könnte:

"BM ist nicht gleich BM"

Wie inzwischen den meisten hier aufgefallen sein müsste, bin ich von der genetischen Vielfalt die diese Spezies zeigt, extrem fasziniert. Ich beschäftige mich momentan damit (Winter = Saure Gurken Zeit) zu recherchieren, wie sich die unterschiedlichen Typen entwickeln. Je nach Alter und Standort. Das Register bietet hierzu eine Flut an Daten, ist aber leider nicht sehr komfortabel im Handling. Daher könnte das noch etwas dauern... ;)

Gerade heute habe ich mir aber einige Exemplare genauer angesehen, die hoffentlich zeigen, was ich meine.

Typ 1  sind die wuchtigen, die Vorzeige-BMs, die Rekordhalter, jeder ist begeistert von ihnen, aber möchte man auch die Pflegekosten tragen?

Ich nenne einmal zwei Exemplare, die ich persönlich auch schon gesehen habe:

- ID 528 in Nettetal-Kaldenkirchen: BHD 2,7 m, Höhe 28 m, Kronenausdehnung ca. 16x17 m, vielfache Kronenbrüche und Reiterationen

- ID 1763 in Krefeld am Forsthaus: BHD 2,6 m, Höhe 33 m, Kronenausdehnung ca. 16x16 m, ausladende Äste von 5-8 Metern Stammhöhe fast bis zum Boden, abholziger Stammfuß in Trompetenform, daher überirdische Starkwurzeln im Durchmesser von ca. 10 m


Typ 2 ist ebenfalls ein alter BM (ebenfalls schon besucht), nahezu gleich wuchtiger Stamm wie oben, komplett bis unten beastet, wenn man aber nach der Kronenbreite geht, kein Vergleich zu Typ 1

- ID 2028 in Essen bei der Villa Hügel:  BHD 2,25 m, Höhe 33 m, Kronenausdehnung ca. 11x11 m,

Typ 3 ist ein typischer rheinischer Stadt-BM, sehr nahe am Haus, den kenne ich noch nicht in natura

- ID 2161 in Bad Honnef an der Hauptstraße: BHD 1,52 m, Höhe 32 m, Kronenausdehnung: ca. 8,5x8 m, direkt an der Hausecke stehend und in etwa 10 m Entfernung zu einer zentralen Hauptverkehrsstraße, natürlich sind die unteren Äste längst passé, ansonsten wäre er ähnlich breit wie Typ 2

Wie teuer mag die Pflege so eines eher schlanken Alt-BMs wie Typ 3 in der Stadt sein? Starkäste entwickelt er so weit oben keine monströsen. Und die wenigen dickeren Äste müssen dann von Zeit zu Zeit eingekürzt werden, damit die Krone nicht zu schwer wird. In diesem Fall sollte er seinen Wipfel auch noch lange behalten können. Zumindest wenn ein Blitzableiter montiert wird. Der kostet natürlich auch und kann/muss dann während der Pflege gewartet werden.

Es gibt noch zahllose Beispiele mehr, aber bei Typ 3 dürfte der Verfall durch die schlechte Wasser- und Nährstoffzufuhr in der Stadt schneller sein als sein Akzeptanzverlust bei den Eigentümern und der Bevölkerung.

Das soll's für heute gewesen sein.

Viele Grüße,
Frank

P.S.: Zur Kaldenkirchener Granate finde ich gerade meine Bilder nicht. Sind wohl auf dem anderen PC im Geschäft. Ich lade einfach mal Michas Bilder aus dem WarmUp-Thread hierhin, ok? Und zu Bad Honnef muss das Registerbild reichen.


 
« Letzte Änderung: 09-Februar-2014, 23:22 von Bakersfield »
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"And it smells like rain, Maybe even thunder, Won't you keep us from all harm, Wonderful redwood tree"
"Redwood Tree" - Van Morrison (Album "Saint Dominic's Preview" 1972)

Tuff

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Re: Welche Mammutbäume sind besonders schützenswert ?
« Antwort #18 am: 10-Februar-2014, 00:42 »

Das größte Problem ist der Wassermangel. Egal welcher Typ, braucht der ausgewachsene Baum sehr viel Wasser um vital, und schön, auszusehen.

Nehmen wir an, Boden und Klima geben nicht genug her und eine künstliche Bewässerung kommt nicht in Frage (was man aber nicht generell annehmen darf). In den Städten ist Wassermangel des großen Baumes wahrscheinlich fast schon die Normalsituation.

Andererseits hat es ein langsam wachsender zäher Durchhalte-Baum mit wenig Wurzelraum manchmal vielleicht sogar besser als ein Riese auf dem Trockenrasen, der ganz plötzlich an sein Limit stößt.

Wenn der Baum krank aussieht, mit verbraunten Trieben, und verlichteter Krone, mag ihn am Ende keiner mehr erhalten.

Nun gibt es in Deutschland ja kaum supertrockene Gebiete, und es besteht immerhin die Chance, speziell für den Baum Wasser zu sammeln. Etwa ist eine fachgerechte Versickerung von Dach-Regenwasser im Garten i.d.R. erlaubt und spart Abwassergebühren. (Noch besser wäre es, relativ wenig verunreinigtes Brauchwasser zu versickern - also etwa vom Duschen und Spülen - aber hier ist die Rechtslage vermutlich negativ.)

Man kann also auch einen Baum der absehbar unter Wassermangel leiden wird, zum Schützling machen, und derartige Konstruktionen anregen. Sie wären in diesem Fall etwa so sinnvoll und notwendig wie ein Blitzableiter. Man hört nicht gerne zum ersten mal davon, muß aber am Ende in den sauren Apfel beißen und diese Kosten tragen. Die Versickerung wird zudem automatisch das Gartenbild verändern (beides, positiv wie negativ).

Insgesamt ist der Zusatz-Aufwand jedenfalls gegeben, und für junge Bäume, bei denen sich dies absehbar abzeichnet, würde ich mich eher nicht engagieren.

Momentan kenne ich drei Ausnahmen:

(1) Ein Arboretum wie die Sequoiafarm, welche als tasmanische Insel im Stangenforst extrem attraktiv ist (oder werden kann)

(2) Ein Extrembaum welcher die Grenzen der Art demonstriert. Etwa wie dieser hier (in der Tat auf einem trockenen Magerrasen). Hier verbietet sich eine Bewässerung sogar ausdrücklich.

(3) Ein Mutterbaum, dessen Sämlinge besondere, möglicherweise wertvolle genetische Eigenschaften aufweisen. Hier ein potentieller Kandidat (da es nur einen Sämling gibt, leider nur als vage Möglichkeit).
« Letzte Änderung: 10-Februar-2014, 01:11 von Tuff »
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Waldläufer

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Re: Welche Mammutbäume sind besonders schützenswert ?
« Antwort #19 am: 10-Februar-2014, 19:16 »

Hallo,
zwar ist das meiste gesagt aber noch kurz:

da wo in enger bebauten Arealen Mammutbäume zum Problembär aus den besagten Gründen
werden lohnen sich meines Erachtens keine großen Interventionen, da in der Regel gewichtige
Gründe gegen den Mammutbaum vorliegen. Diese werden meist höher eingestuft als das Faible
für eine nicht mal so seltene Art wie den Gm um den es sich in der Regel handelt.
Der Gm ist per Definition kein Stadtbaum sondern ein Park- und Waldbaum.
Sicherlich kann man den Gm die ersten 60-70 Jahre auch in beengteren Pflanzsituation erhalten,
insbesondere solange er seine streng pyramidale Form noch behält. Sobald er aber malerisch wird
ist eine Astbruchgefahr gegeben, gefördert durch dann negative Standortfaktoren.
In dieser ersten Zeitphase mögen schmalere Wuchstypen hilfreich sein. Inzwischen gibt es ja sogar
langsamwüchsige kleiner bleibende Selektionen.
In weitläufigen Anlagen gibt es selten Probleme außer Krankheitsbefall.
Daß Anliegern große Risiken, Beeinträchtigungen und Kosten zuzumuten sind um fehlplazierte Bäume
zu erhalten wird selten durchsetzbar sein.

                                                         Viele Grüße           Bernt



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