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Autor Thema: Wipfeldürre  (Gelesen 13820 mal)

Odysseus

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Wipfeldürre
« am: 09-November-2013, 13:22 »

Liebe Baumfreunde,

ich habe den Eindruck, bis zum Alter von vielleicht 20 Jahren (bei manchen auch 30, 40 oder 50 Jahren) wachsen viele BM normal und gut, und dann setzt plötzlich - gleichzeitig! - in einem Bestand (oder auch bei einzeln stehenden Bäumen) ein komisches Phänomen ein. Der Wipfel wird dürr. Um die dürren Äste wird viel Harz ausgeschieden, das in großen Tropfen an den Ästen entlang fließt. - Ich bin ein paar Mal an etwa 10 bis 15 m hohen Bäumen hochgeklettert, um mir das genau anzugucken.

Der Wipfel stirbt langsam zurück. Manche Bäume bilden nach dem Zurücksterben des Wipfels um 1 bis 2 Meter wieder neue Kronen aus, andere gehen nach und nach ganz ein.

Eine Sache scheint mir auch interessant: Bei alten Bäumen (über 100 Jahre) hab ich das noch nicht beobachtet. - Habt ihr das auch so gesehen, oder kennt ihr alte Bäume, die das auch haben? - In Heidelberg im Arboretum stehen z. B. alte Bäume von 1876. Die haben stark unter der Trockenheit von 2003 gelitten. Da wurden aber viele Äste von oben nach unten dürr. Die Wipfel sind zwar struppig, aber noch intakt.

(Mir ist es zu einfach zu sagen, okay, die kriegen halt einen Pilz, der die dann kaputt macht. Kriegen die alten (auch gestressten) Bäume dann den Pilz nicht, oder was?)

Bild 24: rechts läuft Harz herunter
Bild 19: typische Erscheinung

Grüße
Walter
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Bernhard

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Re: Wipfeldürre
« Antwort #1 am: 09-November-2013, 15:36 »

Hallo Walter,

in Schotten gibt es ein ähnliches Phänomen. Die Wipfeldürre ist höchstwahrscheinlich durch eine länger andauernde Trockenperiode verursacht.

Gibt es zu diesem Falle Recherchen ?

VG

Berni
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Klaus

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Re: Wipfeldürre
« Antwort #2 am: 09-November-2013, 15:41 »

Hallo Walter,

ich habe letzt einen Hinweis auf Schlauchpilz gegeben.Bin ich gemeint ?
Das nächstliegende bei Wipfeldürre ist natürlich Wassermangel.Darauf scheint auch
hinzudeuten je näher ich ,von Stuttgart aus mit wenig Niederschlag, dem Schwarzwald
mit viel Niederschlag komme je weniger wipfeldürre Bms sind zu sehen.Da ich aber am Niederschlag nichts ändern kann, so sehe ich eher den Mangel am Pflanzmaterial.
Auch den Boden kann ich nicht austauschen ,vielleicht örtlich wenn er verseucht ist
aber nicht auf der ganzen Fläche.Meine These : falsche Abstammung, sprich aus falschem Grove.
In einem großen Grove gibt es bestimmt noch einmal örtliche Unterschiede.
Wenn man z.B. auf die mit 150 Jahren noch jungen Wilhelmabäume ,bei  1500 (3000 ?) Jahren Lebenserwartung, schaut  dann sind von ursprünglich 4000 nicht mehr viel übrig.
Die sind richtig selektiert.Darvin läßt grüßen.Was da noch übrig ist, das ist die Sahne.
Ach ja,da war vor kurzem von der Gaussischen Normalverteilung die Rede.
Übrigens ,zum Harzen brauchen die Bms auch sehr viel Wasser sonst gibt es keinen Harzfluß. 
Ich habe nur geschrieben dass die Badische Zeitung von einem Schlauchpilz berichtet hat.
Wie weit der Journalist recheriert hat ,dies ist mir unbekannt.Da er über einen Wald
der Forstlichen Versuchanstalt in Freiburg berichtet hat, so nehme ich an er hat
Kontakte zu verantwortlichen Personen gesucht.Die Herren der Versuchsanstalt
lassen bestimmt keine Falschberichterstattung zu.Oder hat sich der Schreiber
die These aus den Fingern gesaugt ? Der Hinweis zum Bericht war von meiner
Seite so gedacht dass die Gedanken nicht in eine Einbahnstraße münden.

VG
Klaus
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TaunusBonsai

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Re: Wipfeldürre
« Antwort #3 am: 09-November-2013, 15:43 »

Hallo zusammen,

die Wipfeldürre und/oder  die Botryosperia sind im Forum schon diskutiert worden. Chris hatte dazu diesen Thread eröffnet.

Bärni, der Schottener Gigant fiel mir auch gleich ein, da sind auch Bilders von der "abenen Spitze". Siehe hier.


verweisender Gruß aus'm Taunus vom Ralf
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Sita usvilate inis taberce ines!

Bernhard

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Re: Wipfeldürre
« Antwort #4 am: 09-November-2013, 15:50 »



Bärni, der Schottener Gigant fiel mir auch gleich ein, da sind auch Bilders von der "abenen Spitze".

Stimmt, Ralle !

Die Ähnlichkeit des Schadbildes ist schon sehr auffallend.

Einfallender Gruß ausm Ringgau innen Taunus,

Bärni
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Waldläufer

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Re: Wipfeldürre
« Antwort #5 am: 09-November-2013, 19:11 »

Hallo,
interessantes Thema. Man staunt nicht schlecht was im Thread zum erwähnten Mammutbaumtriebsterben alles schon von einem
selber und von anderen ausgebreitet wurde wenn man es nachliest.
Ich sehe folgende Hauptursache:
Der Gm ist eine Baumart mit hohem ganzjährigem Wasserbedarf. Dieser Wasserbedarf wurde als der Gm noch in der Gegend des
Coloradoplateaus wuchs durch relativ gleichmäßig verteilte Niederschläge von ca. 1500mm im Jahr gestillt.
In seinem neuzeitlichen Refugium in der Sierra Nevade herrscht im Gegensatz eine ausgesprochene Sommerdürre die er normalerweise nicht überstehen würde. Da aber Zuflüsse aus höheren Lagen stattfinden, sog. Drainagebahnen, kann er diese im Sommer anzapfen. Diese Drainagebahnen finden sich in der Regel nur in den Groves soweit nicht andere Faktoren zusätzlich das
Gedeihen ausschließen. Der Gm ist darauf programmiert durch ein flaches weitreichendes netzartiges Wurzelwerk diese Wasserbahnen anzuzapfen. Senkrechte Wurzeln spielen nur soweit eine Rolle als das Wasser in der richtigen Tiefe gefunden wird.
Bei uns steht der Gm meist auf lehmigen Böden und das netzartige Wurzelwerk ist oberflächennah. In starken Trockenperioden fällt aber diese bevorzugte Schicht trocken und der Gm hängt quasie ohne Wasseranschluß in der Luft. Verschärft wird diese Situation natürlich durch Reinbestände wo auf der Fläche noch mehr Wasser benötigt wird. Auf diese Hauptschädigung durch Wasserstreß springen dann Sekundärschädlinge wie Hallimasch, Triebsterben etc. auf. Das heißt der Gm ist dort anzubauen wo durch Topographie
und Tiefgründigkeit überdurchschnittlicher Wassernachschub gegeben ist. Vom Reinbestandsanbau ist bei uns grundsätzlich abzuraten.
Ob die Pflanzen aus dem oder jenem Grove kommen dürfte keine Rolle spielen, da die Standorte an sich identisch sind. Glaube auch nicht, daß bei uns eine große Anpassung Überlebender stattgefunden hat. Die Häufung in bestimmten Höhenlagen deuten eher darauf hin, daß dort öfters zusagende Bedingungen vorliegen.
                                                             Viele Grüße              Bernt
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Bakersfield

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Re: Wipfeldürre
« Antwort #6 am: 09-November-2013, 20:17 »

Hallo zusammen,

letztendlich läuft es immer auf eine Kombi aus Trockenheit und Pilz hinaus. Welcher Pilz? Darum müssen sich die Labors kümmern. Das Resultat ähnelt sich jedenfalls sehr stark.

Wie Klaus schon richtig sagte, findet bei uns eine Auslese statt. Es wurde in den letzten 150 Jahren sehr viel gepflanzt. In alle möglichen Situationen hinein. Bodenbeschaffenheit und Wasser (von oben und unten) entscheiden darüber, wie lange die Bäume es dann schaffen.

Manche geraten schon im Alter von 30-40 Jahren an die Grenze dessen, was ihr Standort hergibt. Andere trifft es dann erst später.

Die Reaktion auf den Pilz ist das Harz, welches eine zusätzliche Belastung für den Baum ist, da es ihn ja Wasser kostet. Wenn dann (erneut) nicht genug Niederschläge fallen, geht's weiter abwärts in der Spirale.

Und die Genetik kommt dann noch hinzu. Wobei nur die BMs der ersten Jahrzehnte (1850er bis 1860er) noch mehrheitlich aus dem genetisch eingeengteren Saatgut der nördlichen beiden Calaveras Groves stammen dürften.

Danach sollten die genetischen Voraussetzungen für alle Pflanzungen herkunftsmäßig gleich sein.

Soweit finde ich das alles ganz logisch. Doch was (noch) unerklärlich bleibt: welcher BM-Typ kommt mit welchen Bedingungen am besten zurecht? Wenn man die Tausenden von Fotos von BMs aus dem Register ansieht, findet man eine Handvoll verschiedener Wuchsformen in den verschiedensten Altersgruppen. Manche wirken im höheren Alter zunehmend dürr und gestresst, andere bleiben vital. Wieviel davon ist der Standort und wieviel Genetik?

Außerdem wäre es interessant zu wissen, was unter der Erde passiert. Könnte es sein, dass ab einem gewissen Punkt das unterirdische Wachstum mit der oberirdischen Entwicklung nicht mehr schritthalten kann? Und dass deswegen der Wasserbedarf nicht mehr ausreichend gedeckt wird?

Ich finde es jedenfalls großartig, dass wir hier soviele interessierte Leute, Erfahrungen und Datenmengen sammeln können, um noch mehr über die Bäume lernen zu können.

Danke, Walter, für diesen Gedankenanstoß... :)

Viele Grüße aus'm WML,
Frank
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Odysseus

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Re: Wipfeldürre
« Antwort #7 am: 09-November-2013, 20:32 »

Hallo,

Wassermangel scheint naheliegend.

1.) Aber warum haben die alten Bäume in Deutschland nicht dieses Phänomen? - Ich kenne keinen alten BM, der das hätte.

2.)----> Im Odenwald fallen im Schnitt 1000 mm Niederschläge im Jahr: Wipfeldürre.

3.) In Großbritannien fallen im Süden um die 600 mm, an der walisischen Küste 850 mm, etwas weiter im Landesinneren, z. B. in Welshpool um die 1000 mm Niederschläge. ------> Überall stehen BM in der Gegend rum. Aber keiner mit Wipfeldürre (Und ich bin tatsächlich ziemlich herumgekommen). Warum ist das so?

4.) In Heidelberg steht ein BM 30 Meter vom Neckar entfernt, dünn wie ein Bleistift. Schätze ihn auf 50-60 Jahre. Der war immer gesund und grün. Letztes Jahr: Wipfeldürre. Unterm Wipfel bis zum Boden ist er noch genauso grün wie vorher.

Kurz zusammengefasst: Warum haben's bei uns die alten Bäume nicht, und warum haben's, so scheint es mir, die englischen Bäume nicht?

(Übrigens, 1976 war's in England genauso trocken, und genauso lange trocken wie bei uns. Der 1976er Jahresring ist in ganz Europa auffällig dünn (Weiserjahr). Wie's 2003 in England war, weiß ich nicht. England ist im Sommer häufig genauso trocken wie hier. ----> Fast jedes Jahr gibt es in vielen Gegenden einen "Hosepipe Ban": Es ist dann das Autowaschen verboten und das Wässern des Gartens mit einem Schlauch).

---> Bernhard, du bist doch auch öfter in England und Schottland rumgedüst, hast du dort dürre BM-Wipfel gesehen?

Grüße
Walter
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Bernhard

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Re: Wipfeldürre
« Antwort #8 am: 09-November-2013, 21:01 »

Hallo Walter !



---> Bernhard, du bist doch auch öfter in England und Schottland rumgedüst, hast du dort dürre BM-Wipfel gesehen?

Grüße
Walter

Nein, habe ich nicht. Ich denke aber, daß die Niederschlagsmenge von oben nicht der alleinige Faktor ist.
Der Dicke in Schotten zeigt deutlich, daß trotz reichlicher Niederschläge, der Standort entscheident sein muß, denn: er steht auf einer Kuppe, wo nach allen Seiten das Oberflächenwasser schnell abläuft, also sich nicht lange im Einzugsbereich hält.
Es liegt nahe, daß er in einer Senke, keine Wipfeldürre erlitten hätte. Um das zu beweisen, müßten noch weitere Beispiele untersucht werden.

Grüße Bernhard
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Bakersfield

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Re: Wipfeldürre
« Antwort #9 am: 09-November-2013, 21:04 »

Hallo Walter,

zum klimatischen und ansichtsmäßigen Vergleich zwischen D und UK kann ich nichts beisteuern. Zu den Bodenverhältnissen werden sich andere hier äußern.

Aber zu deinem Punkt 1) fällt mir ein: das was du für die jüngeren BMs beschreibst ist eine Vorauslese, die unsere alten BMs bereits erfolgreich bewältigt haben. Und manche der jüngeren BMs werden es auch bis dahin schaffen.

Außerdem gibt es bestimmt auch bei den alten Bäumen mehr dürre Wipfel, aber da kommen ja die Sturm- und Blitzprobleme noch hinzu, welche die jungen BMs noch nicht haben. Soll heißen, so manchen dürren Wipfel hat ein Sturm heruntergerissen, bevor er uns aufgefallen sein könnte. Nur so ein Gedanke. Danach wird - wie immer - ein neuer Wipfel gebildet und der Alte ist Vergangenheit.

Viele Grüße,
Frank


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denniz

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Re: Wipfeldürre
« Antwort #10 am: 09-November-2013, 21:30 »

Zitat
Verschärft wird diese Situation natürlich durch Reinbestände wo auf der Fläche noch mehr Wasser benötigt wird.

Ich habe vor einiger Zeit einen 100 jährigen BM gesehen der auf eine Wiese relativ freistehend
weitstreichende Wurzeln von fast 30m Länge gebildet hatte, diese wurden immer wieder
von dem Rasenmäher beschädigt. In der Sequoiafarm sind die BM die direkt am Rand der Gruppe
die Fläche der Wiese ausnutzen können deutlich dicker, die Bäume im Inneren der Gruppe
sind teilweise abgestorben. Man sollte darüber nachdenken, den Weg der durch diese Gruppe führt,
dick zu mulchen oder sogar mit einer Brückenkonstruktion zu versehen, damit der Boden nicht
unnötig verdichtet wird, was wiederum die Wasseraufnahme behindert.
Auch der Eingang direkt neben der BM-Gruppe ist suboptimal, da Fahrzeuge den Boden deutlich
stärker verdichten als Füsse.

auch schon eine kahle Stelle am Kopf bekommend
Denniz

Waldläufer

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Re: Wipfeldürre
« Antwort #11 am: 09-November-2013, 21:39 »

Hallo,
ich denke man solle bei der Situation in Deutschland bleiben. Die Wuchsbedingungen sind in England nun mal andere in einem
milderen feuchteren ozeanischen Klima mit wolkenreichem Himmel. Auch in England war ich vor über 20 Jahren enttäuscht als ich
einige forstliche Versuchsflächen sah. Diese kränkelnden ebenso. Daß dort die Solitäre weitgehend gesund sind mag sein,
das ist aber auch weitgehend aus den von mir beschriebenen Gründen bei uns so. Ein Solitär ist in der Regel auf zusagendem
Standort in der Lage seinen Wasserbedarf auch auf Kosten seiner Nachbarschaft zu sichern. Auf gleichhohe Konkurrenz ist er aufgrund
seines Lichtbedarfs mit steigendem Alter nicht eingestellt und er wird dadurch geschwächt. Jeder Einzelfall kann natürlich nicht schlüssig geklärt werden. Jedem Forstmann ist aber klar, daß bestimmte anspruchsvolle Arten zumindest im Reinbestand nur an den
Standorten langfristig gedeihen die ihre Ansprüche erfüllen. Außerdem ist nicht jede Art reinbestandsfähig. Es kommt auch niemand auf die Idee die Bergulme flächenhaft anzubauen, lassen wir mal den Splintkäfer weg. Der Gm bildet  keine Schlußwaldgesellschaft wie z.B die Buche bei uns, sondern ist eine langlebige Pionierholzart. Das nicht zufriedenstellende Gedeihen des Gm im Reinbestand ergibt sich aus der Summe der angeführten Einschränkungen. Das Verbreitungsgebiet des Gm ist viel zu klein als daß die Genetik eine große Rolle spielen könnte.

                                                          VG                Bernt
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Odysseus

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Re: Wipfeldürre
« Antwort #12 am: 09-November-2013, 22:52 »

Liebe Mitdiskutanten,

noch Folgendes: In Heidelberg im Arboretum auf der Sprunghöhe stehen Mammutbäume seit 1872. In einem Bestand, in dem auch noch ab und zu eine Hemlocks steht, eine Thuja, ein paar Götterbäume, ein paar hohe, dünne Atlaszedern, alte Nordmänner und noch anderes exotisches Gewächs. Alle etwa so alt wie die Mammutbäume. Die Bäume sind also etwa 140 Jahre alt.
Ich kenne den Bestand seit 1972 und bin dort etwa 10 Mal im Jahr.
Die Mammutbäume stocken auf sehr sandigem oberen Buntsandstein.
Im Moment sind's, wenn ich mich recht erinnere, noch 23 Bäume. Nach 2003 sind 2 oder 3 ausgefallen. Komplett dürr geworden. Die anderen sehen seit 2003 nicht ganz toll aus, sind aber soweit okay.

50 Meter weg stehen wieder Mammutbäume. Schätze mal, sie wurden Anfang der 1960er Jahre gepflanzt. Darunter auch ein paar fremdländische Gehölze. Sie sind also etwa 50 Jahre alt.
Der Boden ist dort der gleiche. Es ist sogar eher feuchter, wie man an den Farnen, Moosen und anderen Feuchtezeigern sehen kann.
Die Bäume haben nahezu alle vor etwa 15 Jahren, vielleicht war's auch vor 18 oder 20 Jahren, jedenfalls deutlich vor 2003,  gleichzeitig die Wipfeldürre bekommen. Ich hab das nicht fassen können. Manche Bäume sind abgestorben oder entnommen worden. Dürre Wipfel haben noch viele. Gut aussehen tun sie auch nicht.
Ich betone: Es sind nicht einzelne Bäume, die krank sind, sondern der ganze Bestand.

Jetzt guckt euch einmal das Niederschlagsdiagramm von Mannheim an. Es geht von 1892 bis 1998 (Der Pfälzer Neumayer hat als einer der ersten in Deutschland mit der systematischen Klimaaufzeichnung begonnen. Nach ihm auch benannt Neumayer Station auf der Antarktis. Siehe auch "Mannheimer Stunden", zu denen die Meteorologen weltweit zu gleichen Zeiten ihre Wettermeldungen abgesetzt haben).

Das Mannheimer Diagramm kann man nicht auf Heidelberg direkt übertragen. Aber die Tendenz müsste in Heidelberg, das ja nur 13 km weg ist von hier, gleich sein.
(Ich habe im Moment keine Langzeitdaten von HD, sonst könnte ich das direkt vergleichen. Letztes 30jähriges Mittel sind 800 mm für HD).

Wenn man also annimmt, die Tendenz des Mannheimer Diagramms gelte auch für HD, dann hätten die Altbäume in HD die ersten 50 Jahre mit etwa 100 mm Niederschlägen weniger auskommen müssen, als die jetzt wipfeldürren Jungbäume, und seien trotzdem nicht abgestorben.

Insgesamt sieht man auf dem Diagramm sowieso eine klare Tendenz: Es wird feuchter. Von 1890 bis 1940 gab es in MA durchschnittlich 500-550 mm Niederschläge im Jahr, von 1940 bis heute sind es mehr als 100 mm im Jahr mehr.

Und obwohl es feuchter wird, sterben jetzt Jungbäume ab, aber Altbäume haben das damals gepackt mit 100 mm weniger Feuchtigkeit und packen es jetzt weiter! Aber die Jungbäume sterben, und der Grund für das Absterben der Jungbäume heute ist mangelnde Feuchtigkeit (in Verbindung mit einem Pilz)? - Macht das Sinn?

Und in England geht's allen gut? Jungen und alten?

- Interessant wäre zu sehen, gibt's unsere Art der Wipfeldürre in den USA?
- Gibt es sie in Neuseeland, wo es meist feuchter ist als hier?
- Gibt es sie in Norwegen oder Schweden?
- Gibt es sie in südlichen Ländern?

Viele Grüße
Walter


« Letzte Änderung: 09-November-2013, 23:00 von Odysseus »
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Bakersfield

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Re: Wipfeldürre
« Antwort #13 am: 09-November-2013, 23:29 »

Hallo Walter,

die Niederschlagsentwicklung ist interessant. So gesehen ist es schon kurios. Aber weißt du denn wieviele BMs 1872 gepflanzt wurden? Und wieviele waren 1922 noch im Rennen? Nur so könnte man das wirklich vergleichen. Und wie wurden die Pflanzen gezogen? Von den Drehwurzeln wusste man vielleicht noch nichts. Könnte ja sein, dass die jüngeren BMs dort alle durch solche Wurzeln gehemmt werden, was jetzt langsam fatal wird. Wie eng stehen sie denn dort? Zu hohe Dichte ist ja auch ein großes Problem.

Viele Grüße,
Frank
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Tom E

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Re: Wipfeldürre
« Antwort #14 am: 09-November-2013, 23:38 »

Hallo Walter,
ich würde mich nicht zusehr auf den Jahresniederschlag konzentrieren, sondern mehr auf die Aufteilung der Niederschläge.
Zudem werden es immer mehr - für unser Klima - extrem warme Tage. Während es um 1980, z.B. in München, nur Jahre gab
in denen es kaum Tage gab mit Temperaturen über 30°C, gibt es inzwischen fast jeden Sommer mindestens 10, wenn nicht
sogar bis deutlich über 20 Tage mit solcher "Hitze". Was natürlich auch deutlich höhere Verdunstungen mit sich bringt. Wenn
jetzt dazu noch weniger Regen in Frühling und Sommer fällt, dafür aber mehr in Herbst/Winter könnte das durchaus auch
dazu beitragen, dass es den aktuellen Bäumen trotz "mehr" Niederschlag schlechter geht.
Klar ist Heidelberg nicht München, wahrscheinlich gibt es dort aber eine ähnliche Veränderung der sowieso schon höheren
Temperaturen.

Ich kenne mich jetzt nicht wirklich mit den Heidelberger Beständen aus, aber stehen die 23 Altbäume denn genauso dicht
wie die Jungbäume? Reinbestände von BM sind bei uns wohl ohne darunterliegende Quelle nicht gesund überlebensfähig.

Bezüglich packen oder nicht... ich würde mich nicht auf irgendetwas festlegen. Der Abbauprozess bei einem alten Baum
kann sich sehr lange ziehen und endet doch irgendwann im Tod.
Zudem habe ich mal einen Bericht gelesen bezüglich der Nebelproblematik bei den KMs, worin geschrieben stand, dass
die alten KM den weniger werdenden Nebel besser verkraften würden als die Jungen. Ob sowas auch beim BM gilt kann
ich natürlich nicht sagen. Womöglich zeigt es sich auch nur später.

Für alle ein Stückchen Spekulatius.  ::)

Gruß
Tom
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Gartenwetter: Awekas von den Bäumchen und der Heidi.
 

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