Michael,
Danke für die basische Kritik
Ich habe Deinen Einwand auch schon öfter zu hören bekommen.
Ich lerne wie alle Menschen ständig dazu ... Meine Standard-Ausrede ist, ich habe Bodenkunde in Buchen-Tannen-Fichten-Mischwäldern auf saurem Grundgestein (Granit) gelernt, und für uns war '5-6' schon deutlich 'basisch' d.h., ein relativ hoher pH und gute Basenversorgung. Ein montaner Fichtenwald auf Granit hat natürlicherweise Oberbodenwerte um pH 4,5 !
Die Basenversorgung beziehe ich, wenn es um Sequoiadendron geht, zunächst mal auf Kalium, nicht auf Kalk. Hmm, das habe ich dann oben wirklich falsch gesagt. Was ich eigentlich meinte war so etwas wie 'leicht alkalin'. Aber auch das ist eher spekulativ.
Was wissen wir eigentlich über pH-Werte in der Sierra, und den Auswirkungen bei Keimlingen ?
Stark (1968) beobachtete die höchste Keimungsrate bei pH-Werten von 6-7 (bei 20°C). Ein stark basischer Wert von pH 9 führte zu stark verlangsamten Wuchs, behinderten aber nicht die Keimung. Hingegen änderte sich hier die Nadelfarbe zu einem intensiven blau-grün.
[] Stark, N. 1968. The environmental tolerance of the seedling stage of Sequoiadendron giganteum. American Midland Naturalist 80(l):84-95.
[] Stark, N. 1968. Seed ecology of Sequoiadendron giganteum. Madroño 19(7):267-277.
Stark (1968) erwähnt ebenfalls, daß
The generally sandy soils of the groves normally provide the additional requirement of adequate aeration and the optimum pH range of 6 to 7.Sowohl Stark als auch Weatherspoon (Silvics of Giant Sequoia) berufen sich auf Malloy (1981), der die Böden der Groves untersuchte und dabei feststellte:
Soil pH ranges mostly from 5.5 to 7.5, with an average of about 6.5..
[] Mallory, James (1981): Personal communication. California State Cooperative Soil-Vegetation Survey, Redding, CA.
Ich weiß nicht wie verlässlich diese Mitteilung ist, aber für Böden aus eiszeitlichen Sanden am Grunde von Nährstoffsenken (in denen sich aus den höheren Lagen neben den Verwitterungsprodukten der Granit-Geschiebe auch Asche ansammelt) ist es jedenfalls plausibel.
Meine ausdrücklich persönlichen Ideen über Kalium entstammen bestimmten Beobachtungen an Jungpflanzen und eigenen Versuchen, sowie meinen Gedanken über mögliche Wanderungen der Art durch salzige Senken des heutigen Great Basin. Aber erst als ich eine Untersuchung der South East Experiment Station, Valence, France, von 1993 las, wagte ich aus meinen Ideen ein experimentelles Dünge-Konzept abzuleiten. Ich habe es hoffentlich immer experimentell genannt, der Zusammenhang ist keineswegs bewiesen !
Dein Einwand hat mich jedenfalls dazu gebracht, die Quelle noch einmal durchzulesen, und siehe da ! - ich habe zuviel hinein interpretiert ! Von einem pH-Wert ist nämlich in der gesamten Untersuchung nie die Rede. Ich bin einfach davon ausgegangen daß eine Nährflüssigkeit mit viel Kalium den pH deutlich anhebt.
Ich habe dazu bisher nur ganz wenige eigene Beobachtungen machen können:
* Kalium-Natrium-Düngung machte 3-4 jährige Mammutbäumchen blauer und frosthärter (wobei die Frostschäden an den ungedüngten Pflanzen im Vorjahr auch einfach mit dem Alter zusammenhängen könnten)
* Meine ersten Sequoiadendron-Keimlinge habe ich damals massiv mit Natrium-/Kalium gedüngt, sie waren immer gleichbleibend vital und wurden auch bläulicher. (Sind im ersten Winter aber dennoch, weil vollkommen ungeschützt, erfroren bzw. später von der zu frühen Sonne erwischt worden - was zuerst kam kann ich nicht mehr sagen.)
* In mit Na + K angereichertem und Ca- und N-armem Vulkangranulat habe ich vital und gesund aussehende Keimlinge gezogen, die später leider alle durch Hagel verstümmelt wurden, weswegen man die Ergebnisse nicht mehr vergleichen kann. Mal abwarten wie sie sich diese Jahr machen.
(
edit: Haben sich bezüglich der Hagelschäden gut gemacht, wurden aber ebenfalls von der Frühjahrs-Frosttrocknis erwischt, die ich damals gründlich unterschätzt hatte.)
Du hast auch recht damit, Michael, daß sich Brand-Asche relativ rasch verliert. Andererseits unterliegen gröbere Krümel einer lang anhaltenden Verwitterung. Wie auch immer, Tatsache ist, die Keimlinge keimen und wachsen relativ gut in jedem Substrat, wie hier bei uns ja von vielen Seiten berichtet wurde.
Meine Überlegungen gehen aber nicht auf 'gut' sondern auf 'optimal', und damit meine ich nicht einfach nur Höhenwuchs, sondern die Ausbildung einer verzweigten und tiefen Wurzel, in der Pflanze frühe (wenn auch geringe) Nährstoffreserven die über Trockenheit oder Lichtmangel hinweghelfen, sowie ein festes Gewebe als Schutz vor Pilzen. Mit anderen Worten: Robustheit.
Ich tendiere ja zur Ansicht, daß die Habitate in der Sierra - so schön sie auch sind - nicht das Optimum darstellen, sondern nur einen ausreichenden Ersatz, und daß in Gebieten mit dicken Schichten vulkanischem Niederschlages (Asche, Tephra, Tuff) die Versorgung mit bestimmten Elementen wie Kalium (aber auch Schwefel und Phosphor) dauerhaft hoch sein kann.