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Autor Thema: Selbstbestäubungsproblematik/Genetik bei Mammutbäumen  (Gelesen 88240 mal)

Tuff

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Re: Selbstbestäubungsproblematik/Genetik bei Mammutbäumen
« Antwort #60 am: 12-Februar-2013, 00:08 »

Vielen Dank, Chris !

Leider zitiert Kuser hier nur indirekt, mich würde natürlich sehr eine diesbezügliche 'primäre' Quelle interessieren (also mit Beschreibung des Fundes, und wer ihn bestimmt hat) ! Das soll nicht heißen, daß ich es automatisch in Zweifel ziehe. Aber die Behauptung ist relativ sensationell, daher muß man sie prüfen.

Mein also möglicherweise inzwischen veralteter Kenntnisstand besagt ja, daß es in China keine fossilen Funde gibt, die jünger wären als etwa 15 Mio Jahre (mittleres Miozän), - So eine Sensation sollte doch veröffentlicht worden sein ?

Vielen Dank für Deinen Link auf das online Buch. Leider werde bei mir nur Inhaltsverzeichnis und Abstracts angezeigt. Ist das bei Dir etwa anders ?

Übrigens habe ich den von mir angeführten Text nochmal genau gelesen, und es stellt sich eigentlich so dar, daß auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden kann, daß es sich bei den rezenten Populationen um restliche Splittergruppen eines bis ins Tertiär zurückreichenden größeren Areal handeln könnte. Dann hätten diese Gruppen inzwischen genetische Unterschiede entwickelt.

Das wäre dann eine Situation wie die der Gebirgsmammutbaum-Groves in der Sierra Nevada, die allerdings trotz der langen Isoliertheit voneinander genetisch keine wirklich signifikanten Unterschiede aufweisen. Auch die Tatsache daß Metasequoia seit mehr als 50 Mio Jahren morphologisch unveränderlich scheint, stimmt nachdenklich. Warum sollte die Art nun plötzlich divergieren ?

Daher halte ich es für wahrscheinlicher, daß die Unterschiede auf den typischen, zufälligen Genverlust zurückgehen, die die Pioniere einer Immigration erleiden.

Spannend finde ich die Frage: Wird man in abgelegenen Wäldern in Südchina eines Tages noch weitere, möglicherweise bedeutend ältere Bäume finden ?

Für das Anziehen von Bäumen in Europa (oder sonstwo) ergibt sich daraus aber eher nichts Neues. Sofern man nicht in Südchina selber Samen sammelt, muß man sich mit dem begnügen, was angeboten wird; allenfalls kann man versuchen, hier bei uns irgendwie auffällig unterschiedlich 'Altbäume' zu beernten.

Es gibt allerdings in der Theorie (wohl eher nur für Forschungsinstitutionen) die Möglichkeit, genetisch unterschiedliche Sämlinge zu identifizieren und gezielt zu neuen Groves zusammenzufügen, und in der nächsten Generation die Samen aus diesem Grove weiter zu verbreiten. Eigentlich wäre das ein Job für die Chinesen...
« Letzte Änderung: 12-Februar-2013, 00:17 von Tuff »
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sequoiaundco

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Re: Selbstbestäubungsproblematik/Genetik bei Mammutbäumen
« Antwort #61 am: 12-Februar-2013, 11:28 »

Hi Tuff,

der „sensationelle Fund“ von Wuhan wurde auf 11 280 ± 190  Jahre B.P datiert (Qi, G.F., Yang, J.J., Su, J.Z., 1993. Two ancient woods excavated from Wuhan City. Acta Botanica Sinica 35, 724-726.   http://www.jipb.net/pubsoft/content/2/3485/35-9-12.pdf).
Aufgelistet ist er auch mit 179 anderen Fundstellen im Anhang von Liu, Y.-J., Li, C.-S., Wang, Y.-F., 1999. Studies on fossil Metasequoia from NE China and their taxonomic implications. Botanical journal of the Linnean Society 130, 267-297 s.   http://people.hws.edu/faculty/kendrick/geo460/Liu_etal_Appendix.pdf

Dass du das read online von “Geobiology and Ecology of Metasequoia” nicht weiter öffnen kannst, ist ja seltsam. Gerade das erste, weitgehend angezeigte Kapitel passt zum Thema. Vielleicht warst du zu schnell – es muss sich erst langsam insgesamt öffnen.

China ist inzwischen so durchkultiviert, zersiedelt und erforscht, dass wir sicher nicht mit neuen lebenden Metasequoiafunden rechnen können. Auch glaube ich aufgrund der Holzeigenschaften, dass UM nicht das hohe Alter von MB und Km erreichen können. Schätzungen liegen bei 400 - 1000 J.; genau ermittelt wurde das anscheinend bisher noch nicht.
Die Metasequoiabestände wurden von Anfang an als "restliche Splittergruppen eines bis ins Tertiär zurückreichenden größeren Areal" angesehen, zumindest habe ich das immer so verstanden.

soweit erstmal  chris  (sequoiaundco)
« Letzte Änderung: 12-Februar-2013, 13:54 von sequoiaundco »
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Tuff

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Re: Selbstbestäubungsproblematik/Genetik bei Mammutbäumen
« Antwort #62 am: 12-Februar-2013, 14:41 »

Mensch Chris, ich habe schon lange niemanden mehr getroffen der so genaue Quellenangaben macht und auch noch PDF Quellen liefert. Eigentlich, stelle ich mir vor, muß das einige Arbeit gewesen sein ! Hut ab !

Die von Dir genannte Primärquelle sieht vertrauenswürdig aus, schon allein deswegen weil hier die Methoden und Resultate veröffentlicht werden. Allerdings muß man, um das wirklich zu beurteilen,  die kleinen Krakel studieren :) :) leider sind es jpg Images so kann man sie nicht von Google übersetzen lassen. Dabei käme dann wahrscheinlich auch nur wieder so etwas wie 'Zweimal altes Brett zum Himmel gehoben unter leuchtender Stadt' heraus...

[ Übrigens steht auf Seite 3 der zweiten Quelle, Appendix, unter Kommentar 4 "Identified as Sequoia langsdorfii by author; synonymized with Metasequoia occidentalis Liu, Y.-J., Li, C.-S., Wang, Y.-F., 1999. " - ich nehme an das 'synonymized' bedeutet, nicht nur das Fossil wurde neu bestimmt, sondern die ganze 'Klasse' Sequoia langsdorfii ? ]

Wurde bisher wirklich immer von einem chninesischen Tertiär-Relikt ausgegangen ? Solange man nach dem Miozän keine chinesischen Fossilien mehr kannte, aber aus dem (eiszeitlichen) Pleistsozän Japans (zu einer Zeit wo eine Landbrücke existierte), - dachte ich - hielt man es doch allgemein für möglich, daß die Japanische Population vor 1 - 2 Mio Jahren nach China 'umsiedelte'. Also eine Rück-Besiedlung. Damit gäbe es am südchinesischen Standort keine direkte Ahnenlinie bis ins Tertiär, und dann kann man es nicht Tertiär-Relikt nennen. Ein 11,000 Jahre alter Fund kann hierzu leider nichts beitragen, was man hier bräuchte wären Chinesische Funde aus dem Plio- und Pleistozän welche die Lücke schließen.

Allerdings ist aus der Abwesenheit von Fossilien niemals wirklich etwas zu beweisen. Zu groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß man die entscheidenden Fossilien einfach noch nicht gefunden hat, oder daß sie aus 'geologischen' Gründen nie entstanden sind.

Die überraschenden Ergebnisse der RAPD Analyse, die besser zu einer relativ jungen Migration ins Shui-Sha Valley bzw. Umland passen, sagen hierzu auch nichts aus, denn sie beziehen sich auf die jüngste Vergangenheit, maximal ein paar tausend Jahre, vielleicht sogar nur Jahrhunderte.

Zum Online-Buch: Vom ersten Kapitel (LePage,Yang,Matsumoto "Evolution...") bekomme ich nur Inhaltsverzeichnis und Abstracts angezeigt. Dann nur noch was von '...nicht angezeigt oder Anzeigenbeschränkung erreicht'. Es wird auch ausdrücklich gesagt, In dieser Leseprobe fehlen einige Seiten. In der Praxis, bei mir, leider praktisch alle. Also bei Dir klappt das ...?  Vielleicht liegt es daran daß ich Firefox Version 10 benutze. (Aber laß uns hier nicht technische Probleme besprechen.)

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sequoiaundco

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Re: Selbstbestäubungsproblematik/Genetik bei Mammutbäumen
« Antwort #63 am: 12-Februar-2013, 21:20 »

Hi Tuff
Na ja, wenn das nicht lesbarer wird, einen Kurzüberblick mit allerdings anderer interessanter Schwerpunktsetzung findest du in:
http://people.hws.edu/faculty/kendrick/geo460/Liu_Arens_Li.pdf

Tertiärrelikt oder Rückbesiedlung ? Letzteres nehmen ja auch LePage u.a. an. Noch spannender und zugleich spekulationsanregender wird´s, wenn man bedenkt, dass der Paomu-Typ in Longshan, Hunan durch seine mikromorphologisch deutlich unterscheidbare Cuticula den fossilen Funden viel näher kommt als der Shui-Sha-Ba-Typ in Lichuan, Hubei (Leng et al. 2001; Leng, 2005).

Aber du hast natürlich Recht: Der fehlende Nachweis von Fossilien beweist erstmal gar nix!

chris  (sequoiaundco)
« Letzte Änderung: 12-Februar-2013, 21:39 von sequoiaundco »
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Tuff

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Re: Selbstbestäubungsproblematik/Genetik bei Mammutbäumen
« Antwort #64 am: 13-Februar-2013, 03:32 »

Danke ! Wie machst Du das nur immer :)

Eine schöne und gut gemachte Untersuchung, obwohl die sich da ein bißchen viel auf einmal vornahmen (gleich 3 Kontinente) -- oder wenig (nur eine Baumart zum Bestimmen des Klimas?) - wie man's nimmt.

Der für mich kritische Satz steht auf Seite 6: "During Pleistocene glacial intervals, the northeasterly trend of the Tsinling Range to the north-northwest of the Szechuan Basin may have pooled warmer air allowing the region to remain ice-free (Hu, 1980). This may have allowed Chinese Pleistocene populations of M. glyptostroboides to survive while populations in Japan were extirpated."

Wie Reliktpopulationen Einzeiten überleben können, ist generell eine interessante Frage, die zB. auch für Sequoiadendron von großer Bedeutung ist. Ohne mich auf dem Gebiet wirklich auszukennen, wage ich zu behaupten: Wir haben gerade bei den Taxodiaceen immer noch zu wenig Daten, um uns ein klares Bild über Wanderungen oder Refugien während der Glaziale und Interglaziale zu machen.

In dem Zusammenhang kommt aber auch das Thema 'Selbstbestäubung' (oder genetischer Flaschenhals) wieder in den Fokus :) ich würde etwa im Falle einer Reliktpopulation von einem gewissen 'purging' Effekt ausgehen.

Rückbesiedlung oder Relikt ? Es gibt leider noch einen Aspekt. Man muß bei ideologischen Staaten immer etwas vorsichtig sein. Metasequoia ist in China sowas wie ein Nationalheiligtum geworden, und Japan ist der Erzfeind ... eine Rückbesiedlung aus Japan würde in China als peinlich empfunden. Was das für die staatlich geförderte Forschung bedeuten kann, ist leicht zu sehen.

In der Tat ist die Möglichkeit, daß Pioniere aus Japan, nach mindestens 2 Millionen Jahren der Trennung, eines Tages im Yangtse Tal auf ihre entfernten Vorfahren trafen, faszinierend ;)
« Letzte Änderung: 13-Februar-2013, 05:41 von Tuff »
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sequoiaundco

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Re: Selbstbestäubungsproblematik/Genetik bei Mammutbäumen
« Antwort #65 am: 13-Februar-2013, 11:19 »

Hi Tuff

Von den bei Li erwähnten 179 Folssilienfundstellen liegen nur 7 in China, davon auch nur 4 in Zentralchina, obwohl alle Autoren von großen Populationen dort in verschiedenen Zeiten ausgehen.
Ich kann mich dir also nur anschließen: Die Datenlage scheint noch unzureichend. Wie du schon sagtest, „zu groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß man die entscheidenden Fossilien einfach noch nicht gefunden hat, oder daß sie aus 'geologischen' Gründen nie entstanden sind“. Ich denke auch, dass die Chinesische Bevölkerung  in den letzten Jahrzehnten zu viele oberirdische Probleme und Krisen zu meistern hatte und den paläobotanischen Blick nach unten noch nicht so geschärft hat wie z.B. in den USA oder Japan.
Von daher finde ich den Versuch von Liu u.a., neben den geologischen Verschiebungen (wie Landbrücken, Kontinentalverschiebungen u.a.) mehr die klimatischen Bedingungen und Veränderungen in den Fokus zu nehmen, eine gute Ergänzung.
Trotzdem ein dichter Nebel und viele Spekulationen bleiben.

Wie schrieb kürzlich Klaus im Forum zum Thema Vortragskonzeption: „Aussichten nicht nur Rückblicke !“ - auch sehr sympathisch.

chris  (sequoiaundco)
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Bakersfield

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Re: Selbstbestäubungsproblematik/Genetik bei Mammutbäumen
« Antwort #66 am: 06-März-2013, 19:20 »

Hallo Hobby-Sequoia-Genetiker,

ich bin auf einen interessanten (aber zugegeben etwas betagteren, vom Jahr 2000) Artikel im "www" gestoßen:

http://www.genomenewsnetwork.org/articles/08_00/redwood_genome.shtml

Hier ist die Rede vom Redwood-Genom, welches der kalifornische Wissenschaftler Chris Brinegar schon seit 1994 untersucht hatte.

Einiges aus dem Artikel war mir bereits bekannt, manches aber auch neu. Ein Detail fand ich sogar sehr erstaunlich. Hier einige der bemerkenswerten Stellen, von mir frei übersetzt:

- Man neigt ja dazu anzunehmen, dass ein kalifornischer KM-Wald auf Grund der großen vegetativen Vermehrungskraft der Spezies einen relativ hohen Klonanteil in sich trägt. Aber dem ist nicht so:

Zitat
"Ich hatte nicht erwartet, viel genetische Variation anzutreffen" sagt er (Brinegar). Aber das habe ich. In den Groves haben wir im Abstand von 50 Metern große Vielfalt gefunden. Und auf einer aktuellen Testfläche haben wir keine zwei Gleichen gefunden, selbst unter benachbarten Bäumen."
("I wasn't expecting to find much genetic variation," he says. But he did. "In groves even 50 meters apart we found great diversity. And in a current test area, we haven't found any two alike, even among neighboring trees.")

- Bei den Hexenringen denkt man ja an identische Klone der Mutterpflanze. Naja, aber nicht ganz identisch... ;) :o

Zitat
"Erwachsene Redwoods sind häufig in kreisförmigen Formationen, bekannt als "Hexenringe", angeordnet, welche lange als klonale Wurzelschößlinge galten, die ihren längst abgestorbenen Mutterbaum umringen. Aber selbst unter diesen Bäumen finden die Forscher manchmal geringfügige genetische Variationen"
("Adult redwoods are frequently arranged in circular formations known as "fairy rings," which were long thought to be clonal sprouts surrounding a long-dead parent tree. But even among these, researchers sometimes find slight genetic variations.")

- Außerdem hat die Spezies "Sequoia sempervirens" noch eine ganz spezielle genetische Eigenschaft zu bieten, welche sie auch auf diesem Gebiet einzigartig macht... 8)

Zitat
"Und das UniCalifornia-Team Davis hat sogar noch eine andere ganz außergewöhnliche Qualität in den Redwoods gefunden - ihren Vererbungsmodus. Pflanzen haben drei DNA-Quellen: den Zellkern (Nukleus), das Mitochondrium und das Chloroplast, welches an der Photosythese beteiligt ist. Einige Studien weisen darauf hin, dass die Mitochondrium-DNA von der Mutter kommt, die Chloroplast-DNA vom Vater und die Nucleus-DNA von beiden Eltern. Der Küstenmammutbaum war die erste entdeckte Pflanze bei der sowohl die Chloroplast- als auch die Mitochondrium-DNA vom Vater vererbt wurde. "Wir wissen nicht, was das im Bezug auf die Abstammung und die Speziengesundheit bedeutet - aber es ist einfach eine weiteres Beispiel für diesen Baum als sehr alleinstehenden (einzigartigen) Organismus."
("And the UC Davis team found yet another extraordinary trait in redwoods—their mode of inheritance. Plants have three sources of DNA: the cell nucleus, the mitochondria, and the chloroplast, which participates in photosynthesis. Some studies indicate that mitochondrial DNA comes from the mother, chloroplast DNA from the father, and nuclear DNA from both. The coast redwood was the first plant discovered that inherited both chloroplast and mitochondrial DNA from the father. "We don't know what that means in terms of ancestry or species fitness—but it's just another way that this tree is a very singular organism," says Rogers.")

Interessanterweise wird außerdem noch erwähnt, dass ein weiterer US-Wissenschaftler Sämlinge aus 90 unterschiedlichen KM-Groves großgezogen und dann durch Stecklinge vermehrt hat, welche dann zu Forschungszwecken auf unterschiedliche Länder aller 5 Kontinente verteilt wurden.

Wäre doch interessant herauszufinden, ob und wo diese Pflanzen in Deutschland gelandet sind... ;) Und was beim Herkunftsvergleich herauskam bzw. herauskommen könnte... ;) In Frankreich hat man anscheinend forstliche KM-Anbauten, die einen um das 54fache höheren Holzertrag pro Hektar erbringen als der Durchschnitt... :o Aber wir wissen ja, dass es in Europa einige begünstigtere Klimazonen gibt als unser nördliches Kontinentalklima... ;)

So, nun reicht's aber erst einmal wieder mit dem Tippen. Sonst ist ja immer Tuff für die Beiträge mit Überlänge verantwortlich... ;D

Ausgedehnte Grüße,
Frank
« Letzte Änderung: 07-März-2013, 09:45 von Bakersfield »
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sequoiaundco

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Re: Selbstbestäubungsproblematik/Genetik bei Mammutbäumen
« Antwort #67 am: 07-März-2013, 09:43 »

Hi Frank,

Zitat
Wäre doch interessant herauszufinden, ob und wo diese Pflanzen in Deutschland gelandet sind.
In Deutschland ist damals davon leider nichts gelandet. Aber in Frankreich bei
AFOCEL
Domaine De L'Etançon 77370 Nangis
FRANKREICH
Tel.: +33 1 60 67 00 30
Fax: +33 1 60 67 00 27 / 01 60 67 00 40
E-mail : publi@afocel.fr

Vielleicht versucht mal jemand die Kontaktaufnahme und hat mehr Erfolg als ich.

Im übrigen waren die Herkunftsversuche und Selektionen damals (Kuser u.a.) auf Wuchs-/Massenleistung ausgerichtet, nicht etwa auf Kälte-u. Trockenheitstoleranz, was für uns vorrangig relevant wäre. Die daraus entstandenen klonbasierten Samenplantagen in Kalifornien und anderswo sind deshalb für uns wenig hilfreich.

chris  (sequoiaundco)
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Tuff

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Re: Selbstbestäubungsproblematik/Genetik bei Mammutbäumen
« Antwort #68 am: 09-April-2013, 10:22 »

L. F.,
t. kann auch kurz
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xandru

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Re: Selbstbestäubungsproblematik/Genetik bei Mammutbäumen
« Antwort #69 am: 22-Februar-2014, 00:33 »

Hallo zusammen,

Wir hatten am Donnerstag hier Gespräche mit einer Rundfunk-Journalistin. Sie arbeitet über „150 Jahre Bergmammutbaum in Deutschland“ und wollte wissen, woher bei uns die kleinen Bergmammutbäume kommen.

Die Geschichte von den Bienchen und Blümchen wollte ich ihr nicht erzählen; Naturverjüngung bei Mammutbäumen kommt in Europa bekanntlich sehr selten vor und ist ein anderes Thema. Die Geschichte mit den „Nachmacherbäumen“ ist sicherlich etwas für Idealisten: Die Idee kommt vom Fürsten, dann kopieren sie die Großbürger und schließlich selbst die Besitzer der kleinsten Vorgärten.

Etwas anderes ist aber die genetische Frage nach der Herkunft: Wo kommen die Pflanzen physikalisch her? Kann jemand abschätzen, welche Form der Vermehrung bei den Bergmammutbäumen in Deutschland welche Rolle spielt:
  • vegetative Vermehrung aus heimischem Material (genetisch identische Klone),
  • geschlechtliche Vermehrung aus heimischem Material (Gefahr der Inzuchtdepression),
  • genetisch durchmischtes Saatgut vom Naturstandort?
Was sollen wir auf diese Frage antworten?

Überfragte Grüße,
Wolfgang

PS: Namen von Gartencentern werden als Antwort auf die Herkunft nicht akzeptiert ;)
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Bakersfield

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Re: Selbstbestäubungsproblematik/Genetik bei Mammutbäumen
« Antwort #70 am: 22-Februar-2014, 09:52 »

Hallo Wolfgang,

meine Einschätzung wäre:

- 10% vegetative Vermehrung (bei manchen Gärtnern und Baumschulen überraschenderweise der Aussaat vorgezogen)
- 5% heimisches Saatgut (wahrscheinlich alles private Pflanzen)
- 85% Saatgut aus den USA

Genau wird man das nicht herausbekommen.

Viele Grüße,
Frank
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Bakersfield

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Re: Selbstbestäubungsproblematik/Genetik bei Mammutbäumen
« Antwort #71 am: 06-März-2014, 12:35 »

Hallo Community,

aus gegebenem Anlass möchte ih hier in diesem Genetik-Thread einmal eine einfache Formel einstellen, die verdeutlicht, warum man bei der MB-Zucht nicht nur auf dem Standbein "Saatgut vom Naturstandort" verharren sollte:

Zitat
genotype (G) + environment (E) = phenotype (P)

Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Phenotype

Leider ist der deutsche Wikipedia-Artikel etwas kürzer gehalten, daher habe ich mich der englischsprachigen Version bedient.

Zur Erläuterung: Der Genotyp ist das reine Produkt seiner genetischen Anlagen. Beim Phänotyp kommen noch die spezifischen Einflüsse seiner Umgebung dazu, welche ebenfalls an seine Nachkommen weitergegeben werden.

Das Fähigkeit dieses Generationentransportes ist von Spezies zu Spezies unterschiedlich stark ausgeprägt. Man nennt diese Eigenschaft auch "Phänotypische Plastizität", wobei eine hohe Plastizität eine stark ausgeprägte Anpassungsfähigkeit der Spezies an ihre Umwelt bezeichnet.

Leider konnte ich bisher keine wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema finden, die sich mit einer der Mammutbaumarten beschäftigen.

Lediglich zu anderen Baumarten der Sierra Nevada (Pinus jeffreyi, Pinus lambertiana, Pinus ponderosa & Abies concolor) konnte ich folgendes PDF auftreiben: Plasticity in physiological traits in conifers: Implications for response to climate change in the western U.S.


Natürlich kann man die Anpassungsfähigkeit einer Spezies je besser untersuchen desto mehr verschiedene Gebiete/Klimazonen sie besiedelt. Da das bei Sequoiadendron giganteum im Prinzip nicht der Fall ist, hat man solche Untersuchungen (direkt in der Population, wie bei der o.a. Studie) wahrscheinlich auch noch gar nicht durchführen können. Untersuchungen an Sämlingen könnten jedoch eventuell schon durchgeführt worden sein, danach müsste ich noch einmal schauen.

Um jetzt aber mal meine Sichtweise in dieser Problematik auf den Punkt zu bringen. Aussaaten von heimischen Kleingruppen und Solitären des Bergmammutbaumes sollen und können nie die Basis eines neuzugründenden großflächigen Bestandes sein. Sie können aber sehr wohl eine ergänzende und bereichernde Rolle darin spielen.

Und alleine die theoretische Möglichkeit, dass sich die Nachkommen unserer BMs eventuell an neue ökologische Nischen anpassen können, sollte Ansporn genug sein. Ein kompletter Verzicht wäre, in meinen Augen, auch eine vollkommen unnötig vergebene Chance.

Viele die Chance gerne ergreifende Grüße,
Frank

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Waldläufer

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Re: Selbstbestäubungsproblematik/Genetik bei Mammutbäumen
« Antwort #72 am: 06-März-2014, 13:56 »

Hallo Frank,
erstmal finde ich es gut daß du dir auf sachlicher Basis Gedanken zu diesem Thema machst.
Unter Phaenotyp versteht man soviel ich weiß eine in einem bestimmten Wuchsraum des Gesamtvorkommens
vorkommende Wuchsform die durch diese speziellen Gegebenheiten optisch an diese Gegebenheiten angepasst ist.
Oft wird unter Phaenotyp aber auch nur allgemein der Wuchstyp angesprochen, also z.B. eine schlanke Wuchsform,
eine mit hängenden Ästen, eine feinastige usw.
Sicherlich hat schon jeder unbeabsichtigt Samenquellen verwendet die überwiegend selbstbestäubtes Material enthielten.
Sicherlich kann man auch absichtlich solche aussäaen um den Unterschied zu sehen.
Von einigen selbstbestäubten Pflanzen wird eine größere Pflanzung kaum beeinflußt, von zahlreichen schon.
Leider sieht man erst relativ spät welche Pflanzen selbstbestäubt sind, so daß man das im Vorfeld schlecht kontrollieren kann.
Wir sind zwar alle schon dieser Idee aufgesessen, daß man bestimmte MB in unwirtlichen Verhältnissen oder besonders schöne
generativ vermehren sollte, doch ist dies gerade bei MB aufgrund der hohen Selbstbestäubungsrate wirklich nicht zu empfehlen.
Erschwerend sind bei uns ungünstige Witterungsverhältnisse während der Bestäubung und das einzelne Vorkommen.
Außerdem hat speziell der Gm gar nicht das genetische Spektrum für spezifische Anpassungen wie man sie ihm offenbar unterstellt.

                                                             Viele Grüße                  Bernt
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Bakersfield

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Re: Selbstbestäubungsproblematik/Genetik bei Mammutbäumen
« Antwort #73 am: 06-März-2014, 14:58 »

Hallo Bernt,

wir müssen jetzt gar nicht alles von Neuem durchkauen. Das meiste ist ja auch hier schon geschrieben worden. Du hast deine Überzeugung, ich habe meine. Jeder interessierte Leser kann sich seine eigene Meinung bilden.

Eine Anmerkung noch zum Begriff "Phänotyp".

Oft wird unter Phaenotyp aber auch nur allgemein der Wuchstyp angesprochen, also z.B. eine schlanke Wuchsform,
eine mit hängenden Ästen, eine feinastige usw.

Auch mir ist in botanischen Zusammenhängen schon öfters der Begriff genauso begegnet, wie du ihn hier beschreibst. Doch handelt es sich dabei nur um eine Seite der Anpassung. Und zwar nur die optische, weil sie ja auch am besten zu erkennen und damit nachzuweisen ist.

Im Grunde müsste man aber auch bei jedem Individuum untersuchen, welche Anpassungen innerhalb des Organismus (Stoffwechsel, Fortpflanzung, Zellbildung,...) sich noch verändert/angepasst haben und das kann man nunmal nicht so leicht von außen erkennen.

Ich glaube, dass hier allgemein noch sehr viel im Dunkeln ist und bleibe daher gedanklich offen für diese Thematik. Eben jeder so wie er möchte. Und den erhobenen Zeigefinger lasse ich lieber in der Hosentasche... ;)

Viele sachliche Grüße,
Frank
 
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denniz

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Re: Selbstbestäubungsproblematik/Genetik bei Mammutbäumen
« Antwort #74 am: 06-März-2014, 22:03 »

Nabend allerseits,
In der Tat gibt es einen neuen Ansatz in der Genetik, nämlich den des "Genetischen Gedächtnisses"
das die "Erfahrungen" eines Individuums an seine Nachkommen weitergeben kann.
Insofern kann schon eine Anpassung stattfinden, die hebt aber nun nicht die Inzuchteffekte auf.

Andererseits ist der Bergmammutbaum immernoch eine Reliktbaumart, die fast ausgestorben ist...
Ein gewisser musealer Respekt wäre angebracht. Habe heut im Burgholz einmal mehr diesen
wirtschaftlich motivierten Massenanbau anschauen dürfen, es nimmt dem Baum das besondere.
Schlimm ist dann so eine Klonarmee die als Bestand empfunden wird, weil es ja nicht dransteht...
Man kann generell aber die Aussaat von zertifizierten Saatgutquellen empfehlen, und von der
Aussaat hiesiger Kleingruppen-Samenquellen abraten.


..wirkt jedenfalls professionell.. ;)

depressiven Gruuß
DDEENNNNIIZZ
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