Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Experten- und Fachbeiträge
Selbstbestäubungsproblematik/Genetik bei Mammutbäumen
denniz:
Das hier fand ich noch zum Thema Genetik:
--- Zitat ---reduzierte genetische Fitness. In sehr kleinen Populationen steigt das Aussterberisiko auch aus genetischen Gründen an. Einerseits können weniger Individuen auch nur weniger Varianten ihrer Gene (Fachbegriff: Allele) tragen. Dadurch wird die Art uniformer und verliert Reaktionsmöglichkeiten bei veränderten Bedingungen. Andererseits sind in sehr kleinen Populationen meist sehr viele Individuen miteinander verwandt. Durch Paarung unter Verwandten (Inzucht) sinkt die Verschiedenheit der Allele in den Nachkommen (Heterozygotie) ab, da sie zunehmend von beiden Elternteilen dieselben Allele erhalten. Homozygote Individuen sind in verschiedener Hinsicht genetisch benachteiligt. Einerseits sinkt die Effektivität ihrer Immunabwehr und damit der Widerstand gegen Krankheiten, andererseits können (durch Fixierung rezessiver Allele) schädliche Mutationen in den Vordergrund treten (Inzuchtdepression). Seltene, ungünstige Mutationen können durch Gendrift aus Zufall oder durch die verminderte Effektivität der Selektion[5] die Population viel leichter als in großen Populationen dominieren. Unter ungünstigen Bedingungen kommt so eine Kettenreaktion in Gang: In der verkleinerten Population kommt es häufiger zu Paarungen unter Verwandten. Dadurch sinkt die genetische Verschiedenheit (Heterozygotie) der Nachkommen. Dies führt zur Anhäufung und verstärkten Wirkung nachteiliger rezessiver Allele. Dadurch sinken die Fruchtbarkeit und die Vitalität der Individuen ab. Durch die dadurch weiter verkleinerte Population verstärkt sich dieser Prozess immer weiter bis zum Aussterben. Dieses Szenario wird als "Aussterbestrudel" (engl. extinction vortex) bezeichnet. Auch wenn die Population dem Aussterbestrudel entgehen kann, ist nach einer Erholungsphase ihre genetische Variabilität geringer als vorher, wodurch ihr Aussterberisiko bei gleicher Populationsgröße höher liegen kann. Dieser Effekt wird als Genetischer Flaschenhals bezeichnet.
--- Ende Zitat ---
http://de.wikipedia.org/wiki/Artensterben
Die Dezimierung auf einen Bruchteil der ursprünglichen Redwoodbestände kann also als genetischer Flaschenhals bezeichnet
werden, und die Art wurde unwiederbringlich von uns Menschen geschädigt???
sequotax:
--- Zitat von: denniz am 22-Januar-2013, 02:32 ---Die Dezimierung auf einen Bruchteil der ursprünglichen Redwoodbestände kann also als genetischer Flaschenhals bezeichnet
werden, und die Art wurde unwiederbringlich von uns Menschen geschädigt???
--- Ende Zitat ---
Hi Dennis,
klares NEIN !!!
Ein kleiner Anhalt für genetische Diversität mag sein, dass zum Erhalt der wichtigsten Eigenschaften in einer Population von Bäumen mindestens 20 Exemplare beerntet werden sollen...
Natürlich sind 50 besser als 20 und 100 besser als 50 !
Aber wenn es ein wichtiges Allel gibt, wird es nahezu sicher dann auch in einem der 20 Exemplare vorkommen...
Von den Redwoods gibt es aber mindestens noch hunderte Millionen. Auch treiben die abgeholzten Bäume als Sekundärwald ja wieder aus, so dass ihre Genetik weiter besteht...
Letztendlich weiß ich von genetischen Untersuchungen, die eine extrem hohe Vielfalt unter den Redwoods nachgewiesen haben, was wohl auf die lange Entwicklungsgeschichte zurückzuführen ist - wenn die Evolution viel Zeit hat, schafft sie eben auch viele neue Genvarianten !
Ein echtes Beispiel für einen Flaschenhals sind die Geparden. Ich habe mal gelesen, dass man ohne Immunsuppression eine Hautverpflanzung von einem auf den anderen vornehmen könnte...
Da muss in jüngerer Vergangenheit ein großes Sterben stattgefunden haben. Die wenigen überlebenden Geparden haben ihre Art dann (vorläufig ?) wieder vor dem Aussterben gerettet !
Diverse Grüße vom Remi ;)
sequoiaundco:
Hallo Dennis,
--- Zitat ---Ist ja spannend. Gibt es diese Bestände aus identischen Klonen noch?
--- Ende Zitat ---
Keine Ahnung. Aber ich kann dir oder anderen Interessierten gerne Orte und eine allerdings recht grobe Karte der Anbauten per PN zusenden. Für genauere Info sind sicherlich Recherchen bei Landwirtschaftskammer und Forstämtern vonnöten.
Hallo Remi,
zum "genetischen Flaschenhals" machen sich schon einige Fachleute Gedanken:
Bei Sequoiadendron z.B.: http://www.savetheredwoods.org/what-we-do/study/researchgrants_detail.php?id=61
Bei Sequoia s. haben u.a. Dodd & Douhovnikoff belegt, dass die südlich der Sonoma-Mendocinocountygrenze vereinzelt gelegenen Bestände genetisch ärmer sind als die eher zusammenhängenden nördlichen Bestände.
Ansonsten weitere Infos dazu vielleicht im SSGP: http://dendrome.ucdavis.edu/NealeLab/ssgp/index.php
Grüße chris (sequoiaundco)
denniz:
Vielen Dank für die Links!
Interessante Texte, offensichtlich eine sehr aktuelle Baustelle!
Poliploidie scheint keine besonders gute Eigenschaft zu sein, bei Wikipedia
wird diese bereits als Defekt oder Mutation unter ungünstigen (Kultur-) Bedingungen angesehen.
büffelnden Gruß
Denniz
sequoiaundco:
Wer zum Thema Poliploidie bei Sequoia sempervirens einsteigen möchte:
http://www.savetheredwoods.org/media/pdf_ahuja.pdf
viel Spaß beim Büffeln chris (sequoiaundco)
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