Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Experten- und Fachbeiträge
Selbstbestäubungsproblematik/Genetik bei Mammutbäumen
sequoiaundco:
Hallo Dennis,
Zur Ergänzung deines Nachtrags: Trotz politischer Nachkriegsisolation kamen 1948 die ersten Metasequoia-Samen nach Deutschland. Beispielhaft für die weitere Entwicklung zu reinen Klonbeständen sei hier die Metasequoiageschichte im forstliche Versuchsgelände Liliental geschildert:
"Die "Mutter"-Bäume des kleinen Bestandes im Liliental wachsen im Botanischen Garten der Universität Stuttgart-Hohenheim. DIETERICH (1957) schreibt: "Die Hohenheimer Metasequoia verdanken wir Herrn Prof. IRMSCHER (Stuttgart-Plieningen), der im Januar 1948 eine Samenprobe von Prof. MERILL (Anmerkung des Verfassers: Prof. MERILL war zu jener Zeit Leiter des Arnold-Arboretums in Boston) erhielt. Die Samen wurden in einem Gewächshaus ausgesät, es gingen 10 Pflanzen auf. Da über die Winterhärte nichts bekannt war, wurden sie in den ersten Jahren im Haus überwintert. 1952 pflanzten wir zwei Exemplare im Garten an ihren endgültigen Standort. Die Forstliche Versuchsanstalt in Stuttgart-Weilimdorf (Dr. SCHLENKER) erhielt 1955/56 eine größere Zahl Stecklingspflanzen zu einem Anbauversuch."
Ein Großteil dieser Stecklingspflanzen wurde für einen Anbauversuch im Forstamt Güglingen verwendet. Vier Bäume fanden jedoch ihren Platz im Kleinarboretum „Fasanengarten“ in Stuttgart-Weilimdorf. Sie wurden ihrerseits 1957 und 1959 zur Werbung von Sekundärstecklingen genutzt. Da die FVA vermutlich Bäume eines einzigen Klones erhalten hat, dürften auch diese Stecklingsnachkommenschaften alle einklonig sein. Ein Nachweis, z.B. über Isoenzymanalysen, steht jedoch noch aus.
Die einjährigen, bewurzelten Stecklinge wurden bis Frühjahr 1961 bzw. 1963 im Fasanengarten aufgeschult und kamen erst als 4jährige Bäumchen zur Auspflanzung ins Liliental." (Insgesamt ca. 80 Bäume).
... a never ending story of cloning? ...
chris (sequoiaundco)
denniz:
Hallo Chris,
Also ist es dann so, dass eine Verbreitung weltweit zunächst mit schätzungsweise 200-1000 Genotypen
stattgefunden hat, dann aber regional nur Klone verbreitet wurden? Problematisch ist ja dann die
Naturverjüngung von Metasequoia welche zu 100% Inzucht ist. Wenn nun gezielt mit differente Genotypen
ausgebessert würde, dauerte es noch mehrere Jahrzehnte bis eine gesunde Naturverjüngung entstünde!
Da bin ich ja froh, dass auf der Lohner Warte die von mir bisher gepflanzten Metas erst max. 10jährig sind,
und ich bereits eine Menge von 15 Sämlingen zur Verfügung habe um zumindest in unserem Garten
in Zukunft für eine gesunde Naturverjüngung zu sorgen.
Für die unzähligen Vorgartenmetas die sich ohnehin nur selbstbestäuben und aus Platzgründen
sowieso keine wirkliche Zukunft haben wäre es vergebene Liebesmühe, aber die großen
Anbauflächen mit mehr als 10 Bäumen sollten dringend mit weiteren Genotypen ergänzt werden!
Ist dieser Umstand den Projektbetreibern von diesen Anbauflächen bewusst?
verwunderten Gruß
Denniz
ist es
sequoiaundco:
Hi Dennis,
1948, nach dem Krieg! Wer hat da schon Samen nach Deutschland geschickt und an wen denn überhaupt ? Nach 1949 (Sieg der KP) öffnete sich China erst wieder anfang der 80er Jahre, und einigen wenigen wurde ein botanischer Austausch ermöglicht.
Die Folge bei uns ist, dass der Genpool hier von Anfang an schon besonders eingeengt war. Und außerdem ist die Stecklingsvermehrung doch so einfach!
Anders in anderen Ländern bes. in USA. Ich zitiere H. Nimsch:
"Im September 1947 fand Ching-Tsan Hwa das Metasequoia-Valley und sammelte ca. 2 kg Samen von verschiedenen Bäumen.
Am 24.12.1947 und am 26.12.1947 sendet W.C. Cheng, Universität Nanjing, Saatgut an das Arnold Arboretum und den Missouri Botanical Garden St. Louis, USA, des weiteren an den Botanischen Garten Kopenhagen, an das Hoersholm Arboretum, an den Charlottenlund Forest Bot. Garden in Dänemark, an den Amsterdam Bot. Garden, Niederlande und nach Indien. Im Januar 1948 kamen die ersten Metasequoia-Samen in Deutschland zur Verteilung. … Außerhalb Chinas wurde im Jahr 1990 von John E. Kuser, Rutgers Universität, New Jersey in Kooperation mit Ming He Li von der Huazhong Landwirtschafts Universität in Wuhan, Provinz Hubei, ein ex situ Programm initiiert. 50 Klone von Mutterbäumen wurden selektiert und in Ryders Lane, New Jersey und in Daves Arboretum, Ohio kultiviert."
Ob das Dazupflanzen von neuen Klonen zum Ziel führt? Bis zur Fertilität dauert`s 30 - 50 Jahre und wer kann´s danach dann auseinanderhalten?
chris (sequoiaundco)
sequoiaundco:
Hallo Dennis,
Übrigens: Zwischen 1958 bis 1965 wurden von der Forstabtl. der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe forstliche Anbauversuche mit Metasequoia durchgeführt. 5954 Stecklingspflanzen (was sonst?) wurden in der Münsterschen Bucht, Sauerland und Weserbergland auf 80 Versuchsflächen in 53 Forstbetrieben gepflanzt (Burrichter, E., Schoenwald, W.). Alles in deiner Gegend. Was davon wohl noch übrig ist ?
Übrigens: Schon nach den ersten Aussaaten in den USA von Mutterpflanzen, die einzeln (Selbstbestäuber) oder in größeren Gruppen (Fremdbestäuber) standen, zog John Kuser (Inbreeding Depression in Metasequoia, 1983) die folgende Bilanz: „It seems reasonable to assume that our isolated trees' lighter seed weights and lower yield of fertile seed-and their progeny's higher seedling mortality, slower growth, cotyledon defects, and pale coloration—are all due to inbreeding depression.“
chris (sequoiaundco)
denniz:
Hallo Chris,
Ist ja spannend. Gibt es diese Bestände aus identischen Klonen noch?
Im Burgholz soll Sequoiadendron massenhaft über Stecklinge vermehrt worden sein
mit warscheinlich ähnlichem Resultat: Die Aussagen über die Parameter einer Baumart
sind praktisch wertlos...
diversen Gruß
Dennis
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