Allgemeine Themen (öffentlicher Bereich) > Interessante Bäume
Rotbuche
Manfred:
Hallo Micha und Tom,
interessantes Thema. Vor allem, dass ein vom Blitz getroffenes Naturdenkmal (Baum) sofort den Denkmalschutz verliert. Wäre interessant, ob das "bei uns" auch so rigoros gehandhabt wird. Ein Baum ist doch nicht gleich zum Tode verurteilt, nur weil ihn ein Blitz getroffen hat... :o
Die angesproche Pflugproblematik ist jedoch leider schon ein Thema. Erst kürzlich habe ich mit einem Leiter einer Straßenmeisterei geprochen, der mir sein Leid mit den Bauern geklagt hat. Da war auch das quasi Abpflügen der Wurzeln erwähnt worden, da die Bauern oft bis 1-2 Meter zum Stamm hin pflügen und so genau die Stütze zur Straße hin wegnehmen, die der Baum beim Wind benötigt. Aber nicht nur aus diesem Grund vermeidet man zu gorße Kronen neben der Straße.
Auch der Schattenwurf so einer Baumkrone wird hier schon als großes Problem angesehen. Tja, Straßenbäume bzw. Bäume neben landwirtschaftlich genutzen Flächen haben es aus vieler Hinsicht nicht leicht.... :(
lg
Manfred
Tom E:
Hallo Manfred,
ich kann dir nicht mal sicher sagen, ob es hier immer so gehandhabt wird, bzw. in welchen Fällen Ausnahmen gemacht werden. Ein anderes Beispiel wären die beiden alten Mammutbäume in Kirchseeon, der ungeschädigte Baum ist als Naturdenkmal im LK Ebersberg eingetragen, sein geschädigter Kollege nicht. Aber soweit mir bekannt, muss es auch gar kein Blitzschlag sein, es reicht auch wenn der Baum auf andere weise krank werden sollte. Groß geholfen wird in solchen Fällen meist nicht und wenn sind die Kosten für die Besitzer in solchen Fällen meist nicht ohne...
Das Problem an den Straßenbäumen ist wohl, die wollen die lieben Bauern gar nicht haben, da wird natürlich nicht darauf aufgepasst. ;) Ich muss aber ehrlich sagen, ich verstehe sie nicht, also Straßenbäume. Oft sehen sie einfach nur schrecklich aus, die Aufastung kommt oft viel zu spät und das viele Streusalz setzt ihnen teils ordendlich zu. Und für den unglücklichen Fall, sollte man doch mal zwei entgegenkommende Autos vor sich haben, steht womöglich etwas im Weg. Die direkten Vorteile halten sich da eher in Grenzen.
Gruß
Tom
Tuff:
Tom, Pflug und Erntemaschienen haben Ausleger, der Traktor muss nicht direkt unter dem Baum fahren. Im Bild Post #44 sieht man daß, bis auf einen Grasstreifen, fast direkt an den Stamm gepflügt wurde. Ein Baum dieses Kalibers braucht aber mindestens 20m ungepflügtes Gras in jede Richtung.
Blitz und Sturm verwüsten einen Baum aber sie nehmen ihm nicht die Lebensenergie, und bewirken für sich genommen keinen frühen Tod (und 200 Jahre ist noch kein Alter für eine Buche), jedenfalls wenn nach jedem Ereignis noch genügend vom Baum übrig bleibt.
Ich glaube daß seit Jahrzehnten abgerissene Wurzeln den Baum von unten her vermorschen ließen, durch eindringende Pilze und Bakterien, wodurch schießlich auch Äste in der Krone absterben (Wurzelstrangprinzip).
Ich habe mir auch nochmal die Fotos der Esche angesehen. Wenn man so einen schönen Baum erhalten will, kann man einen einfachen (Weide-)Zaun mit Gefahrenschild anbringen, ferner Seilsicherungen die das angrenzende Gebäude schützen, und einen Blitzableiter.
Für manche Menchen ist ein alter Baum ein Individuum mit eigenem Wesen, und durch eine sicherheitstechnische Verstümmelung nimmt man ihm fast alles was ihn ausmacht.
Für viel mehr Menschen sind Bäume, vor allem wenn sie ungefragt am Rande eines Grundstückes eindringen, austauschbarer grüner Dekor der schnell zum lästigen und teuren Riesen-Unkraut wird. Ich verstehe diese Einstellung, und ich bekämpfe ebenfalls oft Unkraut.
Ich kann nicht sagen welche Einstellung wahrer oder realistischer ist, aber ich weiß welche mich glücklicher macht und, ich fürchte auch, welche eher ein Anzeichen für höhere Entwicklung ist und den derzeitigen Homo technicus einen kleinen Schritt näher an den noch sehr fernen Homo sapiens bringt.
Tom E:
Hallo Micha,
du kannst dir hier ja die aktuelle Fläche um den Baum ansehen. Fast direkt an den Stamm fährt da auf jeden Fall kein Pflug, wenn die aktuellen Entfernungen für solch einen Baum auch mehr oder weniger ein Witz sind, aber viel ist vom ehemaligen Baum ja sowieso nicht mehr da.
Dass eine Buche ein sehr schlechter Abschotter ist muss man dir vermutlich nicht sagen, daher ist auch klar, dass die Pilze kein Problem hatten durch die gigantische Wunde von #54 einzudringen. Das ist inzwischen wohl schon ein halbes Jahrhundert her, in 30 Jahren kann so ein Pilz fleissig arbeiten. Stürme sind die letzten Jahrzehnte nicht schwächer geworden, das Holz allerdings schon und so ist es kein Wunder, dass die Äste nach so langer Zeit der inneren Zersetzung mal abgebrochen sind. Der Wind kann an der Stelle auch absolut ungehindert wehen, da ist nichts was ihn brechen würde. Dass dann wiederum nach fast 20 Jahren in der Sonne die Rinde nicht mehr hergehalten hat und sich so langsam alles zersetzt, kann man wohl als "normal" ansehen. Vieles dort oben am Baum darf man nicht mehr "Holz" nennen, das ist mehr Papier...
Eigentlich eine nachvollziehbare Entwicklung möchte man meinen, daher würde mich interessieren warum jetzt daran doch die Wurzeln schuld sein sollen? Hätte die Buche mit intakter Wurzeln vielleicht den Pilz abgeschottet? Hätte sie mit intakter Wurzeln mehr Masse an den Ästen aufgebaut als der Pilz zerstört? Wäre sie heute noch wie "neu"? Ich glaube nicht daran. Hätte der Baum keine Lebensenergie, wäre er wohl schon lange tot. Aber noch treibt er jedes Jahr bis an die Spitze aus, auch wenn er immer mehr verfault und Ast für Ast abbricht oder abstirbt. Ich würde es Pech nennen, that´s nature.
Bezüglich der Esche habe ich inzwischen auch mal mit dem Besitzer gesprochen und Bilder nach dem Blitzschlag bekommen. Man kann nur sagen, der Schaden war sehr überschaubar. Das Todesurteil für den Baum war die Angst des Besitzers, denn bei jedem Sturm hatte er Angst, der Baum könnte ihm auf das Haus fallen. So schläft er jetzt viel ruhiger. Das Bild möchte ich hier nicht einstellen, weil ich wohl kein Recht dazu habe. ;) Aber wer schöne Bäume mag, der wird weinen, wenn er sieht weswegen der Baum zerstört wurde.
Meiner Meinung nach führt übrigens jede grobe Verletzung zu einem früheren Baumtod, das können auch menschen gemachte Verletzungen sein. Während eine Eiche sowas noch relativ lang mitmacht (wegen langsamer Zersetzung), ist eine Buche recht schnell zerfallen. Wäre diese Buche eine Eiche, vermutlich würde sie noch ganz ok aussehen. ;)
Gruß
Tom
Tuff:
Tom, es kann schon so sein wie Du sagst. Das liegt ja auch auf der Hand.
Aber die Fehler der Vergangenheit tragen ihre Zinsen. Wenn bereits am jungen Baum Pize und unverträgliche Acker-Bakterien durch die Wurzeln eindrangen (und den generell ungeeigneten, güllegedüngten Boden habe ich noch gar nicht erwähnt), innendrin sich Fäule ausbreitete und Äste begannen abzusterben und DANN der Blitz eine klaffende Wunde schlägt -- wer ist dann wieviel schuld am heutigen Zustand? Ich meine jedenfalls, die von mir genannten Mechanismen liegen ebenfalls auf der Hand.
In den letzten 10 Jahren ist viel Grünland in Maisacker umgewandelt worden, aber der Einfluß auf vorhandene Bäume wird in der Genehmigung nicht berücksichtigt. Die Landwirte sind eh schon sauer wegen zuvielen Auflagen. Aber genau diese Art der Umwandlung macht leider ökologisch einen großen Unterschied, vor allem auch bezüglich der Artenvielfalt. Jedenfalls, man findet heute viele Bäume die erst seit kurzem unterm Pflug sind. Die Auswirkungen zeigen sich aber erst nach 10 oder 20 Jahren und dann war wieder der Klimawandel schuld.
In Süddeutschland habe ich vor vielen Jahren zugesehen wie nach Arrondierung alte Walnußbäume über Jahre weggepflügt wurden (d.h. sie fielen dann in einem leichten Sturm schon um). Ich habe nichts dagegen wenn Felder optimiert werden, jedenfalls wenn dafür woanders eine Hecke oder ein Busch geschützt wird. Ich bin nur generell dafür daß die Ziele und Gründe beim Namen genannt werde, denn nur so kann man einen fairen Kompromiß finden. Dann sollten Bäume die im Weg sind auch ganz offen gerodet werden.
ps. Übrigens Und kommt es auch aufs Klima an. Im Gebirgsklima können geborstene Buchen immer noch uralt werden. Ansonsten gebe ich Dir natürlich recht, Buchen faulen schnell.
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