Drucken

Bitte loggen Sie sich ein oder registrieren Sie sich.
1 Stunde 1 Tag 1 Woche 1 Monat Immer
Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge

[xandru]

Liebe Freunde des Park-Mammuts,

Entlang der Straße mit dem romantischen Namen „An 44“ folgt der Schillerpark einem Abschnitt der Landauer Stadtbefestigung. Laut Homepage wurde er rund um 1900 angelegt und 1905 auf seinen heutigen Namen getauft.

Hier ist mit ein Bergmammutbaum aufgefallen, der jetzt die ID 14545 trägt.

Der Durchmesser in Brusthöhe beträgt 1,29 Meter. Die Höhe des Baumes kann ich auf dem Foto schlecht schätzen, sie könnte aber um die 28 Meter betragen.

Hier kommt das einzige brauchbare Foto, das ich gemacht habe:

Auf diesem Bild fällt mir auf, dass der scheinbare Fluchtpunkt der Äst gut und gern in 18 Metern Höhe liegt! Auch erstrecken sich die hängenden Äste zur Parkmitte hin über geschätzte 8 Höhenmeter. Spontan würde ich einen solchen Baum in die Zeit von 1870 bis 1880 einordnen. Die Geschichte der Parkanlage spricht hingegen eher für 190x.

So bleibt also die Frage nach dem tatsächlichen Alter wieder einmal offen.

Offene Grüße,
Wolfgang

[piju]

Servus Wolfgang!

Wenn ich in der Geschichte suche, finde ich einen Hinweis auf Prinzregent Luitbold von Bayern, der 1888 Landau besuchte.
Anlässlich dieses Besuches wurde der Luitboldpark auf seinen Namen getauft und eine Eiche gepflanzt.
Wenn ich dann eine Linie suche nach der Schlossstraße, die wohl zu irgend einem Schloß führt oder führte, komme ich am Schillerpark vorbei, wo du einen Mammut aus dem vermutlich späten 19. Jhdts beschreibst, man kommt am Goethepark vorbei, wo ein ca 120 Jahre alter Ginkgo steht, am Savoyenpark mit Villa Steccius, wo auch irgendwas besonderes wächst, (hab noch nix gefunden dahingehend).
Die Vermutung, daß anlässlich dieses Besuches eben nicht nur diese Eiche gepflanzt wurde an der möglichen Route des hohen Besuches, bietet sich ja beinahe an.

vermutende Grüße von Judith

[xandru]

Hallo Judith,

Tolle Recherche!

Der Besuch des Prinzregenten für 1888 ist gut belegt. Über ein Schloss an der Schlossstraße finde ich hingegen nichts.

Nach meiner Quelle wurde die inzwischen umgestaltete Fort-Anlage allerdings erst 1910, zum 90. Geburtstag dieses hohen Herrn, mit dem Namen „Luitpoldpark“ versehen:

In Landau wurde anlässlich seines Besuchs im Jahr 1888 ein künstlerisch wertvolles bronzenes Reiterstandbild geschaffen, das bei seiner Errichtung im Jahr 1892 in einen Monumentalbrunnen einbezogen war.  (…) Zum 80. Geburtstag von Luitpold wurde 1901 die „Luitpoldstraße“ benannt, und zu seinem 90. Geburtstag 1911 erhielt die daneben liegende Fortanlage den Namen „Luitpoldpark“.

Ich habe eine historische Ansichtskarte gefunden, die in meinen Augen den Baum zeigt. Die Karte ist zwar nicht datiert, ich würde sie aber auf 1900–1910 schätzen. Der Baum hat darauf bereits etwa 7 Meter Höhe erreicht, so dass – unter der Prämisse der richtigen Lokalisierung – der Baum mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf 1895–1900 käme.

Wenn der Baum anlässlich des Besuchs von 1888 dorthin gepflanzt worden sein sollte, dürfte er älter sein – außer man hätte damals einen kaum kniehohen Setzling eingepflanzt.

Die Sache scheint sich auf ein Alter des Baumes von 189x einzuspielen, mit einer Unsicherheit von zwei oder drei Jahren in beide Richtungen.

Möglichkeiten nennende Grüße,
Wolfgang

[piju]

Servus Wolfgang.
Habe dieses Bild auch geladen und dann versucht, das Gebäude im Hintergrund zu erforschen, hab aber nix rausgefunden. Dem Gebäude und dessen Architekt bzw. Landschaftsarchitekt folgend, kann man über die "Dendrologische Gesellschaft zur Förderung der Gehölzkunde und Gartenkunst" des öfteren Hinweise finden auf Dokumentationen in Gartenbauzeitschriften aus der Vergangenheit. Habe auf diese Weise schon einiges Material für mich finden können, wie z.B Originale von Gartenbauplänen aus dem 19. Jhdt in der Nationalbibliothek.
lg Judith

[xandru]

Hallo Judith,

In Panoramio ist ein modernes Foto genau dieser Villa zu sehen. Das bestätigt also meinen Eindruck dass die historische Postkarte tatsächlich den Teil des Schillerparks zeigt, wo wir an Weihnachten die beiden jungen Küstenmammutbäume gefunden haben.

Generell gehören die Häuser dieses Straßenzugs eher näher an die Gründerzeit. Durch die Annexion von Elsass-Lothringen war Landau keine Grenzfestung mehr; da wurden die Anlagen geschleift und die Stadt bekam einen Villengürtel. Die Gebäude jedenfalls, die wir in der Straße „An 44“ (d.h. am Festungsbauwerk 44) entlang Schillerpark und Goethepark gesehen haben, sind für mich nur historistisch und noch nicht jugendstilig.

Offenbar wurden die Grünanlagen erst eine Generation später in Angriff genommen als die Wohn-Architektur.

Stilistische Grüße,
Wolfgang

[piju]

Servus Wolfgang!
Dem Foto entsprechend dürfte es sich um die Villa August Ludovici handeln.
Wie allerdings die Brücke ins Bild passt, kann ich auf "Map" nicht erkennen. Ludovici war Ziegelfabrikant.
Die Villa wurde von Architekt Hugo Hartung in der Zeit von 1897 - 1900 gebaut, beschrieben ist auch eine dazugehörende Parkanlage, die sich möglicherweise sehr wohl jenseits des heutigen Nordrings (eben Schillerpark) befand, da das Gebäude ja Richtung Schillerpark ausgerichtet ist.
Der Bau wurde im Stil der Neurenaissance errichtet.
(Literatur dazu: Deutsche Bauzeitung, 35. Jahrgang 1901, Nr. 32, S. 197 - 198)
Bei den Dendrologen bin ich leider nicht fündig geworden in Bezug auf Ausstattung der Parkanlage, welche zur Villa gehört haben soll.
Kann das Forschen nicht lassen. lg Judith

[xandru]

Hallo Judith,

Die Brücke ist nach wie vor da; wir sind drüber gegangen.

Dieses Bild ist von Westen her aufgenommen. Der Standort des Baumes ist vor dem Türmchen der rechten Villa; da kann ich aber nichts erkennen – also von der Kamera aus genau auf der anderen Seite des Kanals.

Die Villa wurde 1900 fertig, die Karte ist im Februar 1905 gelaufen. Damit wurde der Baum wohl 190x gepflanzt.

Vielen Dank für die Recherche

Ein gutes neues Jahr wünscht
Wolfgang