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Autor Thema: Bodensee VIII: Kressbronn  (Gelesen 2160 mal)

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Bodensee VIII: Kressbronn
« am: 04-August-2009, 14:46 »

... zum Schluss der Einsame von Kressbronn!
Gespeichert
Wer Bäume pflanzt, kann den Himmel gewinnen. (Konfuzius)

xandru

  • Gast
Re: Bodensee VIII: Kressbronn
« Antwort #1 am: 14-November-2011, 09:24 »

Guten Morgen zusammen,

Der „Einsame von Kressbronn“ (ID 7797) beherrscht tatsächlich das Ortsbild. Doch ganz so einsam ist er nicht. Auf der Suche nach einer Zufahrt zum Großen hat Tina nämlich hundert Meter weiter nördlich einen Kleinen entdeckt, der jetzt auf den Namen „ID 14433“ hört.

Über das Alter des großen Baumes wissen auch die Besitzer nichts Genaues; die Rede war von „etwa 1900“. Ich neige zu der Vermutung, dass er eher in Richtung 189x geht als in Richtung 1910. Er hat nämlich in Kopfhöhe mehrere weit ausladende Äste, die sich einige Meter fast waagrecht nach außen winden, um am Ende einen 90°-Bogen nach oben zu beschreiben. Andere Äste beginnen in einigen Metern Höhe und verlieren dann erst einmal vier Meter Höhe. Für mich persönlich sind das Anzeichen für ein Alter im Bereich des 19. Jahrhunderts.

Mit Hilfe der Besitzerin habe ich einen Umfang von 690 cm gemessen, was einen Durchmesser in Brusthöhe von 2,20 Meter ergibt.

Der Besitzer hatte die Höhe des Baumes einmal mit dem Laser auf 33 Meter über dem Niveau des Hauses gemessen; der Baum steht etwa drei Meter tiefer. Daraus ergibt sich eine Höhe von 36 Metern.

Die Äste folgen verhältnismäßig dicht aufeinander; wahrscheinlich ist der Baum relativ langsam gewachsen. Außer dem üblichen Ersatz alter Nadeln zeigt das Laub kaum braune Stellen. Mit seiner Hanglage scheint er mir aber so exponiert, dass ein Blitzschlag wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit ist.

Die Borke zeigt im unteren Bereich einige leichte Beschädigungen, aus denen Mehl rieselt. Möglicherweise handelt es sich um das Werk von Wespen. Tipps konnte ich ihm keine geben – und ich kann natürlich als Laie auch keine Verantwortung übernehmen. Doch habe ich ihm empfohlen, den Baum vielleicht einmal einem professionellen Baumpfleger zu zeigen, der auch tatsächlich weiß, was man tun kann.

Es ist ganz sicher der schönste Mammutbaum von Kressbronn. Und bei dieser Behauptung bleibe ich auch jetzt, wo ich weiß, dass er nicht der einzige Mammutbaum in Kressbronn ist ;)

Weniger einsame Grüße,
Wolfgang
Gespeichert

xandru

  • Gast
Re: Bodensee VIII: Kressbronn
« Antwort #2 am: 14-November-2011, 23:30 »

Guten Abend zusammen,

Hier kommen nun auch Bilder zu diesem sehr schönen Baum. Der Besitzer machte mich darauf aufmerksam, wie selbst die dicken untersten Äste direkt kleine Zweige treiben. Dieses merkwürdige Phänomen habe ich bisher nur in Wüstenrot bei der ID 1 gesehen – aber ich bin auch kein Experte.

Das erste Bild ist von der Straße aus aufgenommen, die in den Ort führt. Der Ort selber liegt in der Ebene. Der Baum steht aber deutlich erhöht am Ortsrand. Da der Baum gut versorgt zu sein scheint, gibt es möglicherweise eine unterirdische Wasserader oder einen Quellhorizont oder dergleichen.

Einen leichten Blitzschaden scheint er vor etwa zehn Jahren schon erlitten zu haben, wie ein leichter Knick in der Spitze und das plötzliche Ende des Hauptstamms zeigt (ohne Bild). Wenn ich dem Besitzer Ratschläge geben sollte, würde ich den Bau eines Blitzableiters empfehlen. Der muss zwar alle paar Jahre an das Wachstum des Baumes angepasst werden, verlängert aber deutlich das Leben des Baumes und verhindert eben irreparable Schädigungen, wie wir sie neulich beim „Friedensbaum“ in Baiersbronn dokumentiert haben. Immerhin steht der Baum in bewohntem Gebiet, wo eine ernsthafte Beschädigung immer auch Gefahren für Leib und Leben einschließt.

Das zweite Bild zeigt den Baum von der Straße aus. Aus dieser Perspektive würde ich die Höhe auf allenfalls 25 oder 26 Meter schätzen.

Das dritte Bild zeigt den Stamm von außerhalb des Grundstücks aus. Der Ast, der nach links geht, befand sich beim Messen knapp oberhalb des Maßbands. Dieser Ast bildet nach Süden hin ein besonders eindrucksvolles „Tannenbäumchen“, das natürlich von Norden her auf dem Bild nicht zu sehen ist. Aber ich fotografiere bekanntlich nicht auf einem fremden Grundstück.

Generell zeigt der Baum nicht die für einen älteren Waldmammut typischen „Löckchen“ im Wipfelbereich. Fast täglich sehe ich die beiden schlanken Stuttgarter BMs ID 148 und ID 4453. Aber es ist offenbar auch kein Mammutbaum, der in einer beengten Situation groß geworden ist. Dagegen spricht schon das langsame Wachstum. Er bildet eben bei genauem Hinsehen im unteren Bereich mehrere „Bäume im Baum“ aus.

Bebilderte Grüße,
Wolfgang
Gespeichert

xandru

  • Gast
Re: Bodensee VIII: Kressbronn
« Antwort #3 am: 14-November-2011, 23:45 »

Hallo nochmal,

Hier zeige ich nachträglich das Bild, auf dem ich meine einen leichten Kronenschaden zu erkennen: Mir scheint, der durchgängige Stamm hört oben auf und macht einem Kranz von Seitenästen Platz.

Im übrigen macht die Spitze des Baumes nicht den Eindruck eines Mammutbaums aus dem 19. Jahrhundert; man würde einen buschigeren Eindruck erwarten; ich vergleiche das gerne mit geronnener, klumpig gewordener Milch. Oder der Baum müsste transparenter sein.

Dies sind aber alles völlig laienhafte Versuche der Beschreibung. Denn eine ernsthafte und objektive Typologie des europäischen Mammutbaums steht bekanntlich noch aus, in der messbare Merkmale als Indizien für das Alter angeführt werden.

Indizielle Grüße,
Wolfgang
Gespeichert
 

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