Hallo Ralf,
Nein, die Bodenwelle hat nichts mit dem Baum zu tun. An diesem Straßenstück sind zweimal rote Warnschilder zu sehen in Verbindung mit 30er-Schildern. Darauf folgt ein blaues Schild neben den Schikanen, die der Franzose
coussin berlinois nennt. Dazwischen sind auch Überwege.
Übrigens ist der Durchmesser dieses Baums auf den Bildern schlecht festzustellen, zumal er ja deutlich unterhalb des Straßenniveaus steht. Freilich steht er hinter dem Zaun und ist auch einer direkten Messung nicht zugänglich. Wahrscheinlich beträgt der Durchmesser in Brusthöhe etwa 1,60 oder 1,70.
Sicherlich ist dieser Geselle ist kein Kandidat für olympische Rekorde. Allerdings steht er meines Wissens nach in jenem Teil der Stadt, der im letzten Jahrhundert die Industrie beherbergte – als da waren Textil-Industrie und Betriebe für das Bedrucken von Stoffenbahnen und Tapeten. In diesem Südteil der Stadt ist das Moseltal noch eng; stellenweise tritt der Sandstein zu Tage. Im Nordteil ist das Tal hingegen breit und neigte früher zu Überschwemmungen. Das Gefälle dürfte im Süden deutlich höher und der Flusslauf deutlich stabiler sein, so dass die Mosel für einige Betriebe die Energie liefern konnte. Die jüngeren Industriegebiete befinden sich hingegen eher in anderen, geräumigeren Teilen der Stadt.
Zur Zeit der Industrialisierung profitierten die neuen Randgebiete Frankreichs von den deutschen Annexionen der Jahre 1870/71. Denn die Bewohner von Elsass-Lothringen hatten bekanntlich die Möglichkeit, sich für Frankreich zu entscheiden und wanderten oft ins restliche Lothringen aus. Im Falle der Stadt Épinal wechselte ein Teil der Textilindustrie von Mulhouse über die Vogesen hinüber (
Quelle). Alles in allem könnte es sich hier tatsächlich um eine Pflanzung von 187x handeln, die mit dem Aufbau der Gewebebetriebe in Zusammenhang steht. Der Habitus des Baumes passt dazu!
Der Standort dürfte für eine durstige Spezies recht ungünstig sein: zur einen Seite die Straße, zur anderen Seite ein Betrieb, kaum Boden und Grundwasser (anstehender Fels!), kaum unterirdischer Wasserzuzug. Unter diesen Bedingungen bleiben auch andernorts Bergmammutbäume von 187x gerne mal deutlich unterhalb der Zwei-Meter-Marke.
Ich habe jetzt also im Eintrag den geschätzten Brusthöhen-Durchmesser von
1,60 m nachgetragen. Ferner habe ich die bisherige Schätzung „19xx, evtl. 18xx“ dann doch präzisiert und abgeändert zu „
18xx“ mit der Bemerkung „
evtl. 187x“.
Nachtragende Grüße,
Wolfgang