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Bergmammutbäume im Wald auspflanzen?
Tuff:
Frank, der Sämling sieht gar nicht so schlecht aus. Nachtrag: hatte das 3. Bild ganz rechts nicht gesehen (scrollbalken erscheint bei mir an der falschen Stelle, ganz unten für alle Bilder zusammen) -- der sieht in der Tat sehr schlecht aus !
Über die Lichtsituation kann man aufgrund der Bilder nichts sagen, aber wenn das im Hintergrund Draht-Schmiele (Deschampsia flexuosa) ist und der 'Schirm' der Bäume aus Kiefern besteht (eventuell auch noch Fichten?) dann ist es sehr wahrscheinlich daß der Boden oberflächlich versauert, und sehr nährstoffarm ist.
Dein Bäumchen braucht dann einfach gute Erde, oder Dünger, aber diesen nur in dem Maß wie auch Wasser und Sonne zur Verfügung steht (d.h. wieviel er 'Verarbeiten' kann). Ich würde eine NPK Mischung von 30:20:50 empfehlen, da Phosphor in solchen Böden mit intensivem Pilzabbau ausreichend enthalten ist, es fehlen also Kalium und Stickstoff. Mit Stickstoff muss man etwas vorsichtiger sein als mit Kalium daher das Verhältnis.
Den Dünger in Wasser auflösen und *um den Baum herum* gießen, nicht einfach am den Stammfuß konzentrieren. Zur besseren Verwertung und gegen Ausspülen durch Regen, würde ich um den Baum auch einen Ring aus wurzelintensiver Waldvegetation (zusammen mit guter Erde) pflanzen. Sagen wir, im Abstand von 20 cm, je nachdem was dort wächst. Vogelbeer-Sämlinge (sorbus aucuparia) oder roter Holunder oder so etwas wären geeigent, die muß man später irgendwann natürlich absägen. In der Situation wären sogar Baumsämlinge von Fichte Kiefer Lärche als temporäre Begleitvegetation zur besseren Durchwurzelung gut geeignet. Oder Stauden und Kräuter die in der nächt besseren benachbarten Bodenklasse wachsen Also da wo der Boden etwas besser ist.
Danach wird das Thema Wildverbiss + Mäuse dringend und ein Mauskragen (nur < 4 cm tief im Boden) wäre angeraten.
Tuff:
Frank, wenn ich mal alles aufzähle was grundsätzlich und typischerweise schief laufen sein kann, ohne daß ich das Dir unterstellen will, dann käme in Frage:
1. Pflanzung eines verdrehten Wurzelklumpens ohne Aufzudröseln -> Wurzel hat Probleme die Nachbarschaft zu erschließen sondern 'dreht sich im Kreis' -> geringe Wasser-, Nährstoff-, und Sauerstoffaufnahme
2. Angießen und weiteres Gießen auf den Punkt -> Verdichtung genau von dem bißchen Erde welche überhaupt noch zur Verfügung steht -> Sauerstoffmangel -> Wurzel kann nicht arbeiten, Feinwurzeln sterben schnell ab
3. Kleines Pflanzloch mit schlechtem (versauerter Oberboden) Boden drumherum -> Wurzeln versuchen zuerst oberflächennah dem Sauerstoffmangel wegen 2. zu entkommen, genau dort gibt es gar keine richtige Erde und es ist dort ständig zu trocken.
Was man auf der anderen Seite also tun sollte, ist dann auch klar:
zu 1. Wurzeln aufdröseln, bei sehr dichtem Klumpen mit Wasser freispülen und notfalls etwas kappen. Die Wurzel im Pflanzloch auf einen kleinen Hügel aufsetzen und herabgleiten lassen, evtl. am Ende eines langen Fadens Wurzelkanal stechen und Faden einführen, niemals Wurzeln im Kreis führen !
zu 3. Riesiges Pflanzloch ø 50cm mit guter Erde füllen und möglichst nicht durch Gießen verdichten - dazu gibt es ein paar Tricks, etwa am Pflanzlochrand 1-3 Stellen mit Split oder Kieseln und das Wasser dann dort direkt nach unten leiten so daß es von unten her aufsteigt, sowie Beimischen auflockernder Substrate. Bescheuert aber ideal: Styroporbrösel.
zu 2. Gießen nur noch an die Ränder des Pflanzloches, die Feuchte muss nach innen durchdringen. Nach dem Pflanzen immer wieder ein bißchen gießen, fast jeden Tag. Im 2. Jahr soviel gießen daß auch der Boden um das Pflanzloch herum feucht wird. Ich habe anfangs selber kaum glauben wollen wieviel Wasser der BM braucht oder verträgt, als Faustregel mindestens doppelt soviel wie man denkt :)
zu 3. Wenn Boden drumherum versauert ist bzw. Tendenz zu Rohhumus, dort (aber nicht im Pflanzloch) ab und zu düngen mit Asche (Kalium, Magnesium) und einer Stickstoffquelle (zB. Urin, enthält auch Phosphor), und Durchwurzelung fördern (etwa mit Weide-Grasarten, nicht Drahtschmiele die bleibt nur ganz an der Oberfläche) + etwas Laubzufuhr zum Verrotten, was wiederum Regenwürmer anzieht welche Sauerstoff-Kapillarität herstellen.
Wenn dein Bäumchen noch lebt, würde ich es ausgraben, Erde ausklopfen oder freispülen, den Wurzelstatus festhalten (Fotos) und es aufwendig wie oben beschrieben neu eingraben. Dadurch könnten wir etwas lernen; ein solcherart abgängiger Baum kann davon nur profitieren (letzte Chance).
Tuff:
Nach dem letzten Bild zu urteilen wird der Sämling im März/april zu ~90% abgestorben sein und selbst das genannte Verfahren hat kaum noch eine Chance, weil einfach keine Feinwurzeln mehr da sind. Quasi Steckling-Status. Da würde nur noch das Gewächshaus helfen. back to the roots...
Übrigens zahlt es sich nicht aus die braunen Teile abzuknipsen, das führt nur zu Verdunstung / Saftaustritt an den Schnittstellen, dort weitere Verbraunung, und Pilzsporen sind eh überall. Besser sich selbst überlassen, allenfalls die seitlichen Nadeln abziehen.
Waldläufer:
Hallo Tuff,
du hast da jetzt eine sehr lange und interessante Liste an Schadursachen und
evtl. Abhilfe aufgezählt.
Könnte der Zustand des Sämlings nicht ganz einfach daran liegen, daß er zu
stark vom Unkraut bedrängt wurde und aufgrund von Lichtmangel und hoher
Luftfeuchtigkeit sich einen Pilz eingefangen hat. Die Seitenäste schlappen ja bedenklich.
Ob das nun Botrytis ist oder was anderes.
Viele Grüße Bernt
Bakersfield:
Hallo Tuff,
vielen Dank für deine Mühe und die vielen Vorschläge. Aber wie ich oben schon schrieb, dürfte der Sämling einfach zur wuchs- und konkurrenzschwächeren Gruppe gehört haben. Der ein oder andere von dir beschriebene Faktor, hat ihm dann evtl. den Rest gegeben.
Es ist aber nun einmal eine Waldsituation und pflegen möchte ich die Bäume definitiv nicht. Abgesehen davon, dass ich diesen Sommer bei einem Fotobesuch zwei Wasserflaschen mitgebracht hatte. Aber auch nur weil die Bäumchen relativ frisch gepflanzt waren und es seit zwei, drei Wochen nicht mehr geregnet hatte.
Wie ich auch oben schon sagte, sind noch drei weitere BMs auf der gleichen Lichtung. Alle drei gehören zu den wüchsigsten meines Herkunftvergleiches und haben sich von April (Pflanzung) bis Ende Oktober sehr gut gehalten. Sie sind etwas weniger gewachsen (ca. 20%) als ihre Kollegen bei uns im Garten (noch im Topf, aber viel Sonne, da Südwestrichtung). Aber natürlich bekommen sie im Wald etwas weniger Sonne. Ist aber auch kein Riesenunterschied, da ich schon glaube, eine ausreichend offene Lichtung erwischt zu haben.
Riesige Löcher habe ich den Bäumchen nicht gegraben, der Wurzelballen wurde aber gelockert und die Hauptwurzeln hingen frei. Ich traue dem BM mit seiner hohen Wurzelenergie schon zu, dass er sich auch durch den an sich dort relativ lockeren Waldboden arbeitet. Etwas Wurzelkonkurrenz durch Gräser, Sträucher und einige benachbarte Bäume (Abstand ca. 10m) dürfte ihm doch weniger zu schaffen machen als Lichtkonkurrenz oberirdisch, oder?
Ich hänge hier mal eine Bilderleiste zum Vergleich mit an. Außerdem eine Totale.
Viele Grüße aus'm WML,
Frank
P.S.: Die Nummer 028 ist übrigens der gleiche Baum wie auf der Zeitleiste hier. Ach ja, und hier steht etwas mehr zur Gesamtsituation.
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