Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Experten- und Fachbeiträge
Kann Sequoiadendron in Mitteleuropa wirklich heimisch werden?
sequotax:
--- Zitat von: Xenomorph am 29-November-2009, 04:10 ---Welche Mindestzahl an Individuen für einen genetisch zukunftsfähigen Grove man bräuchte weiß ich leider nicht, ich würde aber auch mal schätzen so zwischen 100 und 200 Exemplare...
Mit Genetik kenn ich mich aber leider überhaupt nicht aus. Vielleicht kann der Remi was dazu sagen? Ich glaube er hat davon mehr Ahnung als ich... :)
--- Ende Zitat ---
Vielen Dank für die Blumen, Clemens ! ;)
Genetik ist tatsächlich ein Steckenpferd von mir; habe mich vor allem als Schüler und Student damit auseinander gesetzt...
(Seither sind allerdings einige Liter Wasser den Rhein 'runtergeflossen...)
Was ich zu diesem Thema sicher sagen kann, ist, dass Samenerntebestände, wie sie für die meisten Waldbaumarten ausgewiesen sind, aus mindestens 20 Bäumen bestehen müssen - was aber die absolut unterste Grenze darstellt !
20 Individuen bilden also schon einen recht ausgewogenen Genmix !
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein wichtiges Merkmal (Allel) in keinem Genom dieser Vertreter vorkommt, ist nahe Null.
Wären es jedoch die letzten 20 ihrer Art, würde auch ich nicht mehr mein letztes Hemd darauf verwetten, dass... ;D
Solch ein Beinahe-Aussterben führt zu einem sogenannten 'Flaschenhals-Phänomen', was die Art äußerst labil werden lässt (Beispiel: Gepard) !
Und warum sollten sich BMs (und KMs !) bei uns eigentlich nicht natürlich vermehren ?
Zugegeben, die Keimquote ist grottenschlecht und ideale Vorraussetzungen (Feuer) finden sie hier nicht.
Aber:
Sie werden (theoretisch :-\) älter als Methusalem (969 Jahre) und können in dieser Zeit bestimmt Abermilliarden Samen produzieren - wenn auch nur ein einziger ausreichende Bedingungen vorfände...
(Beispiel: Giganten-Nachwuchs von Walenstadt)
Nicht ohne Hoffnung,
Remi
Joergel:
Gut, Brennesseln lassen dem BM keine Chance. Aber die gibt es auch nicht überall. Und in Kalifornien wachsen auch nicht jedes Jahr überall neue Mammuts. Ich hoffe immer noch, dass die BM es einfach "aussitzen" können. Zeit dafür haben sie ja.
Andererseits ist es fürs uns ja auch gut, dass sie sich so gut wie gar nicht selbst vermehren können. Ansonsten gäbe es wohl nie eine Chance, sie hier ansässig zu machen, ohne dass alle gleich Angst um die deutschen Bäume hätten!
Grüße
Jörg
Zinnauer:
Aufgrund eurer zahlreichen Antworten präzesiere ich noch ein paar meiner Gedanken:
Ich denke an einen Grove (eine Population), der im Prinzip ohne menschlichen Einfluss überleben kann. Offener Mineralboden zu Verjüngung infolge Straßenbau oder Holzerntemaschinen gehört da nicht dazu. Daraus folgt, dass fast nur mehr Brände zur Freilegung des Mineralbodens infrage kommen. Weiters sorgen Brände (vor allem die selteneren, wirklich heißen Brände so alle 100 - 200 Jahre) dafür, dass Konkurenzvegetation für einen längeren Zeitraum (2 - 3 Jahre) ausgeschaltet wird bzw. sich erst nach und nach wieder etablieren kann. Das sind dann jene seltenen Gelegenheiten für BM sich zu vermehren.
Fazit: Ich bin überzeugt, dass BM ohne Brände langfristig ausstirbt. Deshalb muss ein lebensfähiger BM-Grove ein Feuerszenario beinhalten.
Ich gehe jetzt davon aus, dass 100 große BMs (als langfristiger Genpool) eure Zustimmung findet. (20 Individuen wären das Minimum laut Remi - seh ich auch so. 50 sollten reichen, aber besser wären wohl 100). Nach meiner Überlegung bräuchte man dann eben gut 25 ha inkl. Pufferzone. Je nachdem wie man das sieht, ist das ist eine große Fläche (für Gartenbesitzer), andererseits eine kleine Fläche für einen Forstbetrieb (oder im Vergleich zu einen Nationalpark). Ich denke schon, dass sich so eine Fläche da und dort auftreiben ließe.
Zum Feuerregime: Hier denke ich, dass man einen Kompromiss zwischen einem völlig den natürlichen Umständen ("der Natur") überlassenen "Urwald" und einem menschlich "betreuten" Naturwald mit BMs schließen könnte. Statt auf einen zB durch Blitz entstehenden Brand zu warten und diesen dann unkontrolliert ablaufen zu lassen, könnte man den Grove alle 20 bis 30 Jahre "anzünden" und etwa im Beisein der Feuerwehr kontrolliert abbrennen. Den BMs wird´s egal sein, wie die Brände entstanden sind, hauptsache sie bekommen ihre Gelegenheit zur Vermehrung. So ein Feuerszenario sollte auch in Mitteleuropa Akzeptanz finden.
LG
Michael
Waldläufer:
Hallo,
um einen forstlichen Bestand zu erhalten, braucht es natürlich schon mehr als reine Hoffnung u. vielleicht wider Erwarten doch noch ein paar verirrter Keimlinge,
dei man bisher nicht nennenswert gefunden hat. Diese wenigen sind einfach nicht repräsentativ u. beruhen auf Sondersituationen. Auch ist es wenig wahrscheinlich daß der BM. hier so alt wird wie daheim. Der Nachwuchs ist bereits in Amerika ein Problem - wie sollte es dann hier klappen wo noch jede Menge zusätzlicher Widrigkeiten dazukommen? Es scheint ja hier keinem Samen überhaupt zu gelingen ordnungsgemäß zu keimen. Möglichkeiten gäbe es in der
Umgebung von 140 jährigen Bäumen sicher. Interessant sond amerik. Versuche: Samen aus Zapfen entnommen 45% Keimfähigkeit zu 0% nach bereits 20 Tagen auf den Boden verbracht. Nur sehr heiße Feuer bringen hier dauerhaft Nachwuchs. Der Nachwuchs auf sonstigen freigelegten Böden hat geringste Überlebenschancen. Und selbst wenn sich ein Nachwuchs einstellte hätte dieser unter hiesigen Konkurrenzbedingungen keine Chance. Freiflächen werden bei uns so schnell von Birken, Weiden etc. besiedelt daß ein vegetationsdruckempfindliches Gehölz wie der BM. ganz schlechte Karten hat. Also ohne menschliche Hilfe wirds wohl nicht gehen.
Gruß Bernt
Waldläufer:
Hallo Zinnauer ,
da packts du aber den großen Hammer aus. Was gaubst du was so ein Brandeinsatz samt fahrbarer Kantine konsten würde. Uns das bei zweifelhafter Holzverwendungsfähigkeit. Zudem entweder brennt hier gar nichts weil zu feucht oder bei den Baumhöhen hier also 30-40m könnte es schnell zu einem Kronenfeuer kommen dann wäre auch Schluß.
Zweifelnder Gruß
Bernt
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