Hallo Redwoodfreunde!
Der Zinnauer hat sehr gute Beispiele für Extremfälle mit unterschiedlichen Folgen genannt. Trotzdem sollte kein Forstwirt oder Privatwäldler den Fehler machen, KM aus unbekannter Herkunft en gros zu pflanzen (will sagen: die für die Pflanze angegebene Frosthärte oder Erfahrungswerte sind keine Garantie, sehr wohl aber der entscheidende Hinweis).
Die frostharten Varianten sind erprobt und bewährt. Und nur diese oder selbst fachmännisch selektierte sollten für den Waldanbau verwendet werden. Seit Mitte der 50er Jahre sind die "Martins" in Umlauf und zeigen äußerst beachtliche Zuwächse (Stammstärke). Beispiele: Kaldenkirchen, Wuppertal-Burgholz, Weinheim, Mainau, Mönchengladbach, Krefeld (noch zu beweisen) etc.
Verwendet man diese Züchtungen, kann man davon ausgehen, dass hier nahezu optimale Pflanzen aus geeigneten Herkünften selektiert wurden. Dass sich diese Pflanzen teilweise bereits ohne menschliches Zutun verjüngen, zeigt einmal mehr, dass hier der richtige Weg eingeschlagen wurde. Das trifft natürlich auch auf andere KM-Herkünfte zu.
Vielleicht ist es unsere Aufgabe, die relativ frostharten Züchtungen auch an vermeintlich suboptimalen Standorten zu testen. Da diese Bäume hier entstanden sind, kann man davon ausgehen, dass auch keine Schädlinge drin hängen. In manchen Ländern ist die Einfuhr von KM verboten, weil es (abgesehen von sonstigen ethischen Bedenken!) möglich ist, dass Sequoia Überträger der SOD (Sudden Oak Death) ist. Über diese Baumkrankheit findet man einiges im Web. Wer also Samen aus Übersee verwendet, kann sich diesbezüglich nicht hundertprozentig sicher sein.
Natürlich ist es faszinierend, selber Selektionen zu versuchen. Die Oregon-Herkünfte sind sicher einen Versuch wert.
Sequoia (frosthart)-Vorzüge:
1. Holzqualität
2. Schädlingsresistenz
3. Zuwachs
4. Naturverjüngung (Neuaustrieb - extrem: Mainau, Verbreitung durch Samen nicht ausgeschlossen)
5. Schattenverträglichkeit
6. rel. Anspruchslosigkeit
7. rel. Sturmfestigkeit
8. einfach geil
Nachteile:
1. Der KM neigt wie viele andere Baumarten bei guten Wuchs zur Verdrängung anderer Arten.
2. Empfindlichkeit gegen Schneebruch (filigrane Triebe, stark abnehmende Holzdichte im oberen Bereich -> evtl. Kronenschäden bei Orkan). Je vitaler der Baum, desto geringer sind diese spezifischen Schäden (nur sehr vereinzelte Kronenschäden, Brüche in halber Höhe, ein schmaler Umfaller in Burgholz).
Bei großflächigem Anbau der Douglasie hat sich herausgestellt, dass die Artenvielfalt (Flora und demzufolge Fauna) innerhalb des Waldes stark zurückgegangen ist und der Baum sich als weniger schädlingsresistent herausgestellt hat als erwartet. Ersteres ist auch beim KM zu erwarten, zweiteres nicht.
Laut (aufgeschlossenen!) Fachleuten zählen Abies grandis, der frostharte KM sowie Thuja plicata zu den vielversprechendsten eingeführten Koniferen, allerdings wird der KM mit Abstand am seltensten gepflanzt, möglicherweise weil sein Ruf durch teilweise wenig erfolgreiche Bergmammut-Anpflanzungen (Anfälligkeit gegen Trockenheit und Lichtmangel -> Pilzerkrankungen) unbewusst in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Da der KM im Waldbau hierzulande noch keine Rolle spielt, sind in puncto Verträglichkeit bei Mischpflanzung (die bewährte und genauso wüchsige Abies grandis sei hier an erster Stelle empfohlen) also Versuche erforderlich. Im Reinbestand bei brauchbarem Standort muss man sich eigentlich wenig Sorgen machen.
Im wesentlichen gebe ich hier die Meinung von Herrn Dautzenberg wieder, der fast alle KM in Burgholz als Stecklinge vermehrt und gepflanzt hat. Er kann sich den Luxus leisten zu behaupten, dass es nicht drauf ankommt, ob "Martin" an der Jungflanze steht, auch hier gibt es Nieten und in Wuppertal haben auch andere Herkünfte harte Fröste überlebt (auch wenn die Kaldenkirchener Herkünfte am besten aussehen). Ich bin mir bewusst, dass dies ein Optimalstandort ist, aber diese 25-40jährigen KM-Pflanzungen sind wohl die schönsten Koniferenwäldchen, die ich kenne. Übrigens bin ich KEIN Forstexperte, nur Beobachter.
- Plädoyer Ende -
Gruß in die Runde,
Micha